ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Nika
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ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

... was tun, wenn man nunmal die Neue ist ...????

Ich habe einen Partner mit Kindern. Und ich denke, die Kinder haben ein Recht auf einen richtig großen Platz im neuen Leben ihres Vaters.

Aber ... ich werde, als Zeichen für das neue Leben, abgelehnt. Ohne dass sie mich überhaupt kennen, selbst das Kennenlernen wird verweigert. Ich werde bei jeder zufälligen Begegnung bestenfalls wie Luft behandelt und jeder Geburtstag, jede Feier, jeder Kinobesuch, jeder Urlaub wird dadurch zu einer Kinder-oder-ich-Situation, obwohl es diese Konkurrenz doch gar nicht geben muss. Und ich bin die Erwachsene, daher nehme ich Rücksicht und hoffe darauf, dass mir wenigstens das positiv ausgelegt wird.

Und ... dabei kann ich nichts dafür, dass ihr Vater sich für ein neues Leben entschieden hat.

Es tut sauweh für etwas gestraft zu werden, was man nicht verbrochen hat.

Es tut so weh, wenn man vor der Frage steht, den Menschen, den man liebt, zu verlassen, um nicht mehr zwischen ihm und seinen Kindern zu stehen. Es ist so grausam, wenn man zusehen muss, wie das Vaterherz am Konflikt leidet, einerseits die verständlichen Versuche der Kinder an der Vergangenheit festzuhalten zu respektieren und ihnen nicht mehr als durch die Elterntrennung eh schon erfolgt, wehzutun und andererseits sein neues Leben zu leben und mir den Schmerz dieser Situation zu ersparen.

Wenn ich irgendwas tun könnte, was allen gerecht wird, würde ich es tun.
Aber es scheint so etwas nicht zu geben, wenn man in der Scheißsituation ist, die Neue zu sein - auch wenn man für das Zerbrechen der alten Elternbeziehung nichts kann.
tarsshaft
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von tarsshaft »

Hallo liebe Nika!

Herzlich Willkommen in unserem Forum!

Ich bin ein erwachsenes Scheidungskind, war 8, mein Bruder 6, als sich meine Mutter wegen eines anderen Mannes von unserem Vater trennte und wir mit „dem Neuen“ in ein anderes Bundesland zogen. Das ist gute 25 Jahre her.

Natürlich haben wir „den Neuen“ anfangs abgelehnt, aus verschiedensten Gründen:
Aus Angst, dass wir dann unseren Vater nicht mehr sehen könnten, wenn wir „den Neuen“ quasi als Ersatz akzeptierten.
Aus Angst, unserem Vater weh zu tun, weil wir ihn doch lieb hatten und er uns auch weiterhin lieb haben sollte.
Aus Angst, dass unsere kleine Welt noch mehr aus den Fugen geraten könnte und wir das dann nicht mehr aushalten, bewältigen konnten. Schließlich merkten wir, dass wir auf Mama und Papa – unsere stabilen „Grundpfeiler – nicht mehr zählen konnten, da sie vollkommen in ihrem Schmerz gefangen waren. Wir spürten, dass wir als Kinder zu schwach waren, um allein klar zu kommen. Doch da niemand stark für uns war, wurden wir ganz schnell so erwachsen wie möglich, um so stark wie möglich zu sein.

Du siehst, liebe Nika, es gibt aus Kindersicht viele Gründe, den neuen Partner von Mama oder Papa abzulehnen. Und dabei ist es vollkommen unerheblich, wie sich dieser neue Partner verhält. Zunächst. Erwachsene brauchen Zeit, um eine Trennung oder Scheidung zu verarbeiten. Warum sollten also nicht auch Kinder Zeit brauchen?

Dass dich die Kinder deines Partners wie Luft behandeln, liegt daran, dass sie mit einer großen Verlustangst klar kommen müssen. Sie haben einen Elternteil „verloren“, wenn sie nur noch bei Mama oder Papa leben. Da ist es verständlich, dass sie Angst haben, auch noch den zweiten Elternteil zu verlieren.

Du magst jetzt sagen: Aber ich nehme ihnen den Vater doch nicht weg. Es gibt keinen Grund, dass sie so etwas glauben müssten.

Aus deiner Sicht mag das stimmen. Aber nicht unbedingt aus Kindersicht. Vielleicht kannst du als Erwachsene versuchen, die Welt der Kinder deines Partners mit Kinderaugen zu sehen. Umgekehrt geht das leider nicht. Kinder haben noch nicht die Fähigkeit, „über den Tellerrand zu schauen“ und die Perspektive des Erwachsenen einzunehmen.

Als Scheidungskind kann ich dir versichern, dass nach einer gewissen „Eingewöhnungsphase“ an die neue Situation auch der neue Partner eine Chance bekommt, wenn er sich an gewisse Spielregeln hält. Und wenn die Kinder bei ihm oder ihr das sein dürfen, was sie sind: Kinder. Mit all ihren Bedürfnissen. DAS hat MEIN Stiefvater verpasst. Bis heute. Sein Problem, nicht (mehr) meins.

Du kannst es besser machen.

Alles Gute für dich, tarsshaft
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Nika
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

danke Dir sehr für die schnelle Antwort.

Ich glaube, ich verstehe die Kinderperspektive gut, kann nachvollziehen, welche Ängste eine Elterntrennung mit sich bringt und kann mich hineinversetzen, sehe den Loyalitätskonflikt zur Mutter und gehe sogar so weit, dass ich sage, ich hätte mich möglicherweise in einer ähnlichen Situation genauso verhalten.

Aber ... meine Frage ist, wie kann man eine gute Lösung für alle Beteiligten finden?
Oder kann eine "Neue" da, egal wie, alles nur falsch machen, einfach weil sie existiert?

Die Bedingung des Kindes ist: Kontakt zum Vater nur ohne mich. Da Vater und ich nunmal zusammen leben und ich einfach da bin, findet weniger Kontakt statt. Und ... damit passiert genau das, was das Kind im Inneren befürchtet - sie hat weniger Kontakt zum Vater und fühlt sich ausgeschlossen, ist mit ihren Ängsten konfrontiert. Und das obwohl - gerade von meiner Seite - das Kind jederzeit willkommen ist und zu ihm könnte, wann immer es wollen würde.

(in meinem "Fall" Kind = Jugendliche im Pubertätsalter, mit zwei Geschwistern, die allerdings mit der Situation keine Probleme haben und bei uns ein und ausgehen, wie sie wollen - oder in dem Alter typisch ,) - nicht wollen )
tarsshaft
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von tarsshaft »

Hallo noch mal!

Eine gute Lösung ist immer eine individuelle Lösung, und von denen gibt es unendlich viele. Das heißt, dass sich erst die Erwachsenen an einen Tisch setzen und eine Lösung erarbeiten, dann kommen die Kinder dazu und werden kindgerecht informiert. Aus meiner Sicht als Erwachsene und meiner Erfahrung als Scheidungskind heraus halte ich es für wenig sinnvoll, Kinder in diesen Lösungserarbeitungsprozess mit einzubeziehen. Für mich gab es als Kind sowieso nur einen Wunsch: Alles soll wieder so werden, wie es einmal war. Das war aber für die Erwachsenen damals nicht möglich und hätte auch nicht von ihnen getragen werden können.

Bestandteil JEDER Lösung ist: Geduld. Geduld, bis jeder soweit ist, dass er sich vollkommen auf die neue Situation einlassen kann, immer im Rahmen der individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse.

Die Bedingung, die das Kind deines Partners stellt, ist eine kindliche Bedingung, die nicht realisierbar ist. Das wird das Kind mit der Zeit verstehen, wenn die Erwachsenen eine klare Linie fahren. In meiner Familie war es den Erwachsenen leider nicht möglich, eine solche Klarheit und damit Sicherheit auszustrahlen. Das hat mich als Kind beinahe mehr belastet als die Scheidung an sich.

Deine Frage, ob man als Neue alles nur falsch machen kann, einfach, weil man existiert, ist - genauso wie der Titel deines Threads - eine kindliche Reaktion auf ein kindliches Verhalten. Ich finde sie natürlich sehr nachvollziehbar, da ich mir vorstellen kann, wie weh es tun muss, so abweisend behandelt zu werden. Weiter bringt dich diese Reaktion aber nicht.

Ein Scheidungskind gibt auch einem neuen Partner von Mama oder Papa eine Chance, wenn es weiterhin Kind sein darf und auch als solches behandelt wird. Leider hat das bei uns nicht geklappt, denn mein Stiefvater sieht mich bis heute als Konkurrenz in der Liebe zu seiner Frau/meiner Mutter. Als Erwachsene habe ich mühsam gelernt, damit umzugehen. Als Kind habe ich einfach nur darunter gelitten und „den Neuen“ gehasst.

Viele Grüße, tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
Nika
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

sicher ist der Titel meines Threads kindlich extrem formuliert, wie die Frage, die Du ansprichst.
Ich wollte damit das aufgreifen, wie Kinder es hier und anderswo formulieren, wollte das Extrem hinterfragen und bin auch nach wie vor gespannt auf weitere Rückmeldungen von aktuell Betroffenen.

Deine Antwort hat mir allerdings auch schon eine Anregung gegeben: es ist also wichtig, dass die Linie der Erwachsenen klar ist und hier auch die Verantwortung für solche und andere Entscheidungen nicht bei den Kindern gelassen wird. Ein gerader, vertrauenswürdiger Weg, den die "Großen" einschlagen und dann hoffentlich auch halten, schützt die Kids vor noch zusätzlichen.
Ich ziehe daraus, dass es darum geht, dem Kind einen alternativen und vor allem erwachsenen Weg aufzuzeigen und ihm liebevoll aber konsequent und geduldig zu vermitteln, dass seine Bedingung kein dauerhaft realistischer Weg sein kann.

Danke Dir für Deine Meinung und ... schade, dass es mit Deinem Stiefvater so gelaufen ist, umso besser, dass Du es überwunden hast!
MarliJo

Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von MarliJo »

Hallo Nika !

Dir möchte ich zunächst einmal sagen, dass ich es klasse finde, dass du dir so viele Gedanken machst, um die Situation mit der Tochter deines partners besser zu gestalten und man spürt es dir förmlich an, dass du nach Lösungen ringst.
Ja, auch deine Überschrift lässt spüren, wie verzweifelt du bist. Ich sehe es wie tarsshaft, es drückt eine "kindliche" Verzweiflung/Ohnmacht aus, die sich schon fast wie eine Kapitulation anhört. Hast du schon einmal daran gedacht, dass genau DIESER Gedanke >ich kann doch nichts dafür,..<, derselbe ist, den auch die Tochter deines Partners hat? Nur dass SIE sich sagt >ich kann doch nichts dafür, dass Mama und Papa sich getrennt haben, warum soll ich mich also an die Neue gewöhnen?<.
Vielleicht ist dieses "Verbindende" ( dass ihr beide nichts für die Trennung könnt, aber BEIDE den Papa wollt - auf verschiedenen Ebenen) ein Punkt, der euch in irgendeiner Weise näher bringen kann ?! Könntest du dir zB. vorstellen, ihr deine Gedanken und dein Bemühen schriftlich (behutsam und doch klar), in Form eines Briefes darzulegen und ihr so zeigen, dass du sie wahrnimmst als Tochter ihres Vaters ?
Das kann natürlich nicht DIE Lösung sein, doch möglicherweise ein erster kleiner Schritt.
Ihr diese Ängste und Zweifel, von denen tarsshaft geschrieben hat, zu nehmen, finde ich entscheidend dafür, dass sie einen Weg zu dir findet. Hierfür einen Weg zu "erarbeiten", kann aber nicht allein in deiner Verantwortung liegen, sondern dies liegt in erster Linie bei dem Vater - und auch natürlich auch der Mutter. Ich finde es wichtig, dass du mit deinem partner über dein Befinden sprichst und mit ihm EINE Linie findest, die ihr gegenüber seiner Tochter einnehmt. "gegen sie" im Sinne von EINER Sprache, die ihr sozusagen die Last der Verantwortung nimmt, sich dafür "zuständig" zu fühlen, dass sie Papas Beziehung auseinanderbringen muß, um wieder den alten Zustand herzustellen. Doch wenn dein Partner seiner Tochter diese Macht überlässt, über ihn und sein Glück zu bestimmen, wird sie sich am Ende auch für sein Glück verantwortlich fühlen. Das kann ! nicht ihre Aufgabe werden, weil es nicht ihre ist. Es ist richtig, dass Kinder nicht die Perspektive eines Erwachsenen haben, es fehlt ihnen an Erfahrungen. Die Erfahrung "Trennung" lässt schon viele Erwachsene ohne Perspektive dastehen, obwohl sie (eigentlich) die Möglichkeit besitzen, sich selbst zu helfen. Kinder sind jedoch darauf angewiesen, einen machbaren Weg gezeigt zu bekommen. Das kann- wie bei der Tochter deines Partners - auch bedeuten, sie zu "entmachten". Das heißt ganz sicher nicht, dass sie nicht sagen soll, was sie möchte und zu lernen, auf sich selbst zu achten - aber,... eben nicht auf den Vater. Gerda gebrauchte mal das, wie ich finde, treffende Wort >das Kind "arbeitslos" machen<.
Vor etwa 5 Monaten hatte ich eine etwas ähnliche Situation mit meinem (damals noch 8jährigem Sohn).
Ich merkte, dass mit ihm irgendetwas nicht "stimmte" und als er eines Abends völlig neben der Spur war- sich wütend, weinend und traurig in sein Zimmer zurückzog, ging ich zu ihm, um mit ihm zu sprechen. nach einiger Zeit sagte er, ich solle mich von meiner neuen Partnerin trennen. >Nein, xxx, dass ist etwas, was du nicht entscheiden kannst,sondern nur die Großen,... und,... was würde das für dich besser machen ? Du würdest dadurch nicht glücklicher werden<. Darauf sagte er >aber wenn du mit Mama wieder zusammenkommst, dann werde ich wieder glücklicher< . >Ja, ich kann verstehen dass du das denkst, aber Mama und ich kommen nicht wieder zusammen, weil wir uns nicht mehr lieb haben - du möchtest doch auch nicht mit Freunden zusammensein, die du nicht magst.< All das gesagte tat ihm so weh. Auch mir viel es schwer, ihm DIESE Wahrheit zu sagen und wieder diese Hoffnung auf ein "Mama und Papa unter einem Dach" zu nehmen.
Doch er hat es verstanden, dass es Erwachsenensache ist und irgendwie auch, er diese Last der Hoffnung nicht tragen. Zwei Wochen später blühte er richtig wieder auf - war wieder eine "verantwortungsloses" Kind ,) .

Ja, eine klare und vertrauensvolle Haltung von euch BEIDEN schafft für die Tochter sicher am meisten Sicherheit. So wie man Kinder nicht erpresst, dürfen dass auch die Kinder gegenüber den Eltern nicht- Dass führt unweigerlich zu immer größeren Anspannungen und schafft Anreiz, zum "Wiederholungstäter" zu werden.
Versucht der Tochter zu erklären und zu zeigen, dass eure Beziehung NICHTS ! damit zu tun hat, dass sie um die Liebe ihres Vaters fürchten muß und du ihr einen Platz wegnimmst. Du hast an einer ganz anderen Stelle im Herzen deines Partners deinen Platz - unverrückbar, genauso, wie der Platz seiner Tochter.

Liebe Grüße und alls Gute !
MarliJo
tarsshaft
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von tarsshaft »

Hallo!

Ich finde MarliJos ( :winken: ) Vorschlag mit dem Brief sehr gut. Die schriftliche Form ist sehr geeignet, Gedanken klar und strukturiert zu formulieren, besonders, wenn sie sehr emotional sind. Das hat Vorteile für beide Seiten. Der, der schreibt, kann in Ruhe nachdenken und sich auch wieder kurzzeitig herausziehen, wenn er merkt, dass ihm beim Formulieren die Gefühle durchgehen. Der, der liest, kann den Brief weg legen und später weiterlesen, sicher auch mehrmals lesen, wenn er merkt, dass die Emotionen zu stark werden.

Wenn mir mein Stiefvater so einen Brief geschrieben hätte, da wär ich aber so was von stolz gewesen! Ich hätte mich ernst genommen gefühlt und endlich auch als Kind WAHRGENOMMEN. DAS ist MEIN großes Thema: das nicht wahrgenommen worden sein als Kind. Das verletzt eine Kinderseele sehr nachhaltig. Dem kannst du vorbeugen, Nika. Antworte dir so bald wie möglich auf deine PN.

lg tarsshaft
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Gerda
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Gerda »

Hallo NIka,

ich finde die Idee mit dem Brief an die Tochter nicht so gut, wenngleich ich in den meisten Fällen einen solchen Vorschlag von MarliJo prima finde. Aber wenn die Kinder dich nur ignorieren und keinerlei Notiz von dir nehmen, dann sehe ich das Problem an einer ganz anderen Stelle.

Ich sehe es dort, wo der Vater keine klare Ansagen macht darüber, dass die Ehe vorbei ist, dass er ein neues Leben angefangen hat und dass du zu diesem neuen Leben gehörst und er sich wünscht, dass beide miteinander gut auskommen. Er als Vater hat die Aufgabe, solches unannehmbares Verhalten der Kinder zu unterbinden. Die Kinder müssen dich nicht mögen, aber sie müssen dir gegenüber die Grundbegriffe der Höflichkeit anwenden und dir zumindest mit Respekt begegnen. Dafür muß er als Vater sorgen und mit ihnen diese Gespräche führen, wie es sich für dich anfühlt, wenn sie sich so schlecht benehmen und dass du auf gar keinen Fall etwas damit zu tun ahst, dass die Ehe gescheitert ist. Wenn er dieses Verhalten aber akzeptiert, dann wird sich nichts ändern. Vor allem gibt er dann den Kindern Macht, die diesen gar nicht zusteht und ihnen auch nicht gut tut: Euch auseinander zu bringen.

Ich sehe es also so, dass da etwas in Eurer Paarbeziehung nicht stimmt - nämlich dass dein Partner vor seinen Kinderr nicht zu dir steht. Daran kann nur dein partner etwas ändern. Vielleicht ist er noch nicht fertig mit seiner alten Beziehung? Vielleicht gibt es dort Druck auf die Kinder, dich nicht mögen zu dürfen?

Alles Gute
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

Danke für alle Beiträge. Bin sehr dankbar für die vielen Sichtweisen und Tipps!
Ich versuche die Fragen kurz zu beantworten:

Die Idee mit dem Brief finde ich gut. Ich würde sehr gerne schreiben und habe das auch schon mehrfach angefangen. Ich kann allerdings nicht ausschließen, dass ein Brief eher als ein Verstoß gegen die Regel empfunden wird, als als positive Geste (etwa so wie Gerda schreibt) und ich möchte die Situation ja verbessern und dem Kind Brücken bauen, keine zerschlagen.

Mit den Geschwistern ist alles ok. Der Kleine kommt leider nicht sehr oft, weil er sportlich sehr eingebunden und damit extrem "vielbeschäftigt" ist. An den Wochenenden sind Trainingslager und Wettkämpfe angesagt und in der Woche ist die Schule Pflichtprogramm, aber er klingelt durchaus in der Schulpause an der Tür, stürmt das Haus mit einer Horde Klassenkameraden mit Batschschuhen, nur um zu fragen, ob er Schokoladenkuchen für die nächste Pause von mir haben kann, den ich irgendwann mal gebacken habe und von dem er den Freunden erzählt hat.
Die Große ist sehr selbstständig und geht mit der Situation distanziert um. Sie steht zu ihrer Mutter und zu ihrem Vater, was ich gut finde. Mit mir ist sie nett und freundlich distanziert. Für mich ist dies eine passende Basis. Eine Beziehung unter Erwachsenen muss wachsen. Beide Kinder reden aber
auch nicht mit der Mittleren über die Situation.

Mein Partner hat Angst etwas kaputt zu machen. Das ist wohl der Hauptgrund dafür, dass er nicht handelt. Es ist sicher keine Entschuldigung, aber ... (m)ein Versuch mich in ihn hineinzuversetzen und die Situation zu verstehen.

Dass die Mutter die Situation beeinflusst ist denkbar - und sei es indirekt oder unbewusst und sich die Mittlere mit ihr solidarisch erklärt... Ausschließen kann ich das nicht, auch wenn mir nichts derartiges bekannt ist.

P.S.: Leider war noch keine "Kindersicht" unter den Antworten dabei...?
MarliJo

Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von MarliJo »

Hallo Nika !

Wie ist das Verhältnis denn zwischen den drei Geschwistern. Unterstützen sie sich gegenseitig oder macht jede/r so sein Ding ?
Mich wundert ein wenig, dass die Mittlere so gar nichts von dem Positiven, was ihre Geschwister an dir wahrnehmen, "übernimmt".

Und,... eine "Kindersicht" war ja schon dabei. tarsshaft hatte ihre Erinnerungen aus ihrer Kindheit ja sehr lebendig geschildert.

Ich glaube eben auch, dass Kinder, die sich mit einer Trennung auseinandersetzen müssen IHRE Gründe haben, einen neuen Partner nicht zu akzeptieren. Oftmals geben wir den Kindern die Gründe vor, ohne das eigentlich zu wollen. Um die Gründe für die Kinder zu entkräften, muß man erst einmal wissen, welche Gründe das sind und was sie bei dem Kind auslösen. Kannst du/könnt ihr es sehen, WARUM, sich die mittlere Tochter so abweisend gegenüber dir verhält ? Möglich, dass die Tochter total überfordert ist mit der Trennung und sich alleingelassen fühlt und deshalb ihren Vater "umklammert" ?
Ist vielleicht auch ein Gespräch zwischen der Mutter und euch sinnvoll, wenn dies möglich ist ?

Liebe Grüße
MarliJo
Nika
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

... in der Ursprungsfamilie gibt es wohl wenig Gespräche, die über Oberflächliches hinausgehen und das scheint schon immer so zu sein.
Insofern auch keine Gespräche zwischen den Geschwistern.

Ich könnte mir vorstellen, dass es sich um einen Loyalitätskonflikt handelt.
Die beiden Geschwister gehen mit der Situation locker um. Dadurch sieht die Tochter, dass die beiden Geschwister mich akzeptieren, mögen oder zumindest hinnehmen. Das könnte die Tochter als ein Akzeptieren der Trennung werten und so was könnte aus Kinderaugen Verrat an der Mutter sein. Und das wiederum könnte sie dazu annimieren, dass sie sich mit der "verlassenen" Mutter solidarisiert.

Was ich nicht glaube ist, dass es sich um ein Umklammern des Vaters handelt. Ich werte es als ein Umklammern der Vergangenheit, der heilen Familie-Situation. Denke, es ist ein Widerstand gegen das Akzeptieren des Endes der Familiensituation und ein Verweigern sich mit dem Neuen auseinanderzusetzen.
Für den Kontakt zum Vater tut sie nichts. Obwohl er ihre Bedingungen einhält, dass ich nicht dabei bin, lässt sie sich mehrfach bitten, wenn er sie treffen will.
Ich versuche auch hierfür eine Erklärung zu finden und gehe davon aus, dass er aus ihrer Sicht der Übeltäter ist, der die Familie verlassen hat (nicht, weil die Ursache alleine bei ihm liegt, sondern weil er derjenige war, der irgendwann einen Schlussstrich gezogen hat, sieht es für das Kind wohl so aus) und der sich jetzt ein schönes Leben macht (neue Freundin = schönes Leben...).
Und mein Partner will wohl nun nicht noch mehr zum "Übeltäter" werden (obwohl ich finde, dass er das gerade durch Nichtstun umso mehr wird. Er sieht die Kleine viel zu wenig und ist zu wenig für sie da, er überlässt ihr die Verantwortung und letztlich belastet die jetzige Situation sicher nicht nur mich, sondern auch das Verhältnis zwischen Tochter und Vater und Vater und Tochter, ...)
Wie schon einmal geschrieben, kann ich das alles nachvollziehen, nachempfinden. Nur eine Lösung sehe ich nicht, außer vielleicht zu warten, ob die Zeit das alles irgendwann regelt...
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Gerda »

Hallo NIka,

ich finde deine Erklärungen, was die Tochter zu ihrem schwierigen Verhalten motiviert, sehr schlüssig und stimmig.

Ich sehe die Lösung nur darin, dass der Vater sich bewegt und zu dir steht. Hat es schon genügend Versicherungen seitens des Vaters gegeben, dass du nicht schuld bist an der Trennung, sondern es eine Entscheidung und ein Prozess der Eltern? Wenn der Vater sich nicht bewegen will, und nicht zu Dir vor der Tochter steht, wie du andeutest, dann ist es sehr schwierig. Was kannst du tun, dass du aus dieser verzweifelten Situation herauskommst, ohne seine Unterstützung?

Was ich nicht verstehe: am Anfang schriebst du im Plural
Nika hat geschrieben:Aber ... ich werde, als Zeichen für das neue Leben, abgelehnt. Ohne dass sie mich überhaupt kennen, selbst das Kennenlernen wird verweigert. Ich werde bei jeder zufälligen Begegnung bestenfalls wie Luft behandelt und jeder Geburtstag, jede Feier, jeder Kinobesuch, jeder Urlaub wird dadurch zu einer Kinder-oder-ich-Situation,
Das machte in mir den Eindruck, es sei mit allen Kindern schwierig. Nun stellt sich heraus, dass es nur mit einem Kind schwierig ist?

LG
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

Sorry, das war ein Druckfehler, der Niana auch schon irritiert hat:
ich wollte zuerst schreiben "ohne dass sie mich überhaupt kennen lernen wollen", habe dann den Satz zweigeteilt und nicht korrekt gelöscht!Mit den beiden anderen ist es zwar auch nicht immer leicht, aber alles ok, sie treffen ihren Vater oft ohne mich und gelegentlich mit mir, es entwickelt sich und ist für mich absolut ok so. Hier hat aber auch mein Partner keinen Einfluss auf die Situation genommen, sondern die beiden kommen von alleine.

Wie würdest Du/ihr "zu mir stehen" konkret und kindgerecht sehen?
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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Gerda »

Nika hat geschrieben:Wie würdest Du/ihr "zu mir stehen" konkret und kindgerecht sehen?
Diese Frage verstehe ich nicht, Nika. Magst du sie mir noch etwas genauer stellen oder mit anderen Worten?

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Re: ich kann doch nichts dafür, dass ich "die Neue" bin!?

Beitrag von Nika »

Gerda hat geschrieben:
Nika hat geschrieben:Wie würdest Du/ihr "zu mir stehen" konkret und kindgerecht sehen?
Diese Frage verstehe ich nicht, Nika. Magst du sie mir noch etwas genauer stellen oder mit anderen Worten?

Hallo Gerda,
klar - ich erläutere gerne:
Du schriebst "Wenn der Vater sich nicht bewegen will, und nicht zu Dir vor der Tochter steht, wie du andeutest, dann ist es sehr schwierig. Was kannst du tun, dass du aus dieser verzweifelten Situation herauskommst, ohne seine Unterstützung?"

Und daher war meine Frage, was für Dich "zu mir stehen" bedeutet, wie das also konkret aussehen könnte und in einer Form wäre, die der Tochter (16) gleichermaßen gerecht werden würde.
Viele Grüße,
Nika
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