Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

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Djeva
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Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Ich stelle mich kurz vor: 34 Jahre alt, berufstätig in Vollzeit, zwei Kinder (3 und 5), verheiratet seit 7 Jahren mit einem Russen, ich selbst bin Deutsche.

Mein Mann hat sich generell sehr wenig für die Familie interessiert immer und war mit seiner Selbstverwirklichung beschäftigt. Ein erneutes Studium mit mehrmonatigen Praktika, Urlaubsreisen (alleine),....er war einfach super oft abwesend. Also prinzipiell den ganze Januar in Russland, dann im Sommer nochmal 5 Wochen + 4 Wochen Urlaub mit seiner Schwester. Unter der Woche ging er oft aus bzw. zu Freunden.

Bereits seit 2008 hatte ich das Gefühl, nicht geliebt, respektiert und geschätzt zu werden. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich machte die Familie komplett alleine. Ich hab alle Geburststage organisert, mich um die Geschenke, die Kleidung, das Essen, das Aufräumen und die Erziehung gekümmert.

Mein Mann ist überzeugter Anarchist und ich fand das zunächst sehr interessant so frei zu sein, hab dann aber gemerkt, dass das mit Kindern einfach nicht praktikabel ist, alleine, weil sie ein gewisses Zeitregime brauchen, um zufrieden zu sein. Ich selber komme aus einer sehr intakten, engen Familie. Telefoniere heute noch fast täglich mit meiner Mutter. Mein Vater ist geschieden, seine Ex hat aber dafür gesorgt, dass er das Kind nicht sehen darf und nichts, nur zahlt. Insofern gehörte mein Vater auch immer nur mir und meiner SChwester. Die FAmilie meines Mannes ist ziemlich dysfunktional: jeder macht was er will, namentlich der Vater, die Mutter schmeist Familie und Haushalt. Erzogen wurde mein Mann von seiner 8 Jahre älteren Schwester. Er kennt es halt nicht anders, als dass der Mann die "männliche SAche macht" und die Frau mit der Oma zusammen die Familie.

Im Sommer letzten Jahres habe ich mich mit HIlfe einer Freundin getrennt. Da hatte ich schon seit 2010 keinen Sex mehr gehabt (das war Sylvester 2010/2011) und davor 2009 im Mai einmal. Trennungsjahr zählt ab September 2011. SCheidung ist eingereicht, wurde ihm aber noch nicht zugestellt. Seit Januar 2012 habe ich einen festen Freund und im Juli hab ich ihn den Kindern vorgestellt, aber als "guten Freund".
Djeva
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Mein Mann sagt, wenn ich mich scheiden lassen will, soll ich das tun, aber ohne ihn. Er reagiere nur auf etwas, was ihm ein Richter sagen werde. Bis dahin ist er der Meinung, wir sind verpflichtet für die Kinder zusammen zu bleiben und Theater zu spielen. In meiner freien Zeit, wenn die Kinder schlafen und ich den Haushalt fertig habe, könnte ich dann zu meinem Freund.

Das möchte ich so nicht. Ich will, dass die Kinder eine gleichberechtigte Beziehung sehen. Dass sie sehen, wie man liebevoll miteinander umgeht.

Würde mein Mann mitspielen, wäre ich bereit zB über ein Nestmodell nachzudenken etc. Aber so wie es jetzt ist, möchte ich lieber, dass die kinder bei mir und meinem Freund wohnen und ihren Vater am Wochenende sehen.

Der Vater hat einen sehr unsteten Lebenswandel - wenn ein Auftrag kommt, muss er kurzfristig weg etc. Warum man zB pünktlich schlafen gehen muss ist ihm auch nicht klar etc....und Regeln findet er generell nicht soooo prickelnd.

Mein Problem ist jetzt, dass er allerdings seit der Trennung angefangen hat, sich unglaublich für die Kinder zu engagieren. Zoobesuche, Kino (war ich immer dagegen so klein!!! Wir haben nichtmal einen Fernseher!!!!) und so weiter. Die Kinder hängen jetzt seit ca. einem halben Jahr furchtbar an ihm und es wird ihnen sehr weh tun, ihn zu "verlieren".

Ich bin halt der "unlustige" Elternteil und er der "good cop" bei dem man alles darf, der immer Quatsch macht (zB es witzig findet zu sagne: ich streiche dir jetzt Kacka aufs Brot - find ich ein UNDING!!!)
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Gestern hab ich etwas, das ich von Ansa gelernt hab, angewendet. Das mit den Kinderplätzen im Herzen. Hab das echt aufgemalt und ihnen gezeigt, wo ihre PLätze sind, wo fürher der Papa war und wo jetzt mein Freund S. ist....

Reaktion: nochmal malen nochmal!!!! Sie waren begeistert....allerdings kam immer der Einwand "und der Papa"???

Er macht jetzt auf einmal Urlaub mit den Kindern etc.

Mein Problem ist halt: so einen guten Vater wegzunehmen ist grausam!!!! Bzw.: wie kann ich meinen Kinder eine Trennung vermitteln, die von ihrem Vater negiert wird???

Wie handelt ihr in so einer Situation? Was würdet ihr tun?

Wir wohnen auch noch zusammen, nur ich schlaf im Wohnzimmer. Die Kinder denken echt, es ist alles in Ordnung, nur Mama ist halt oft mit Steffen zusammen. Ich will nicht, dass sie überrascht werden von der Trennung. Ich find das so fies...Helft mir bitte.
Bin soweit, dass ich wieder zurückgehen würde in meine Ehe. Zu dem Mann, der mich nicht liebt, mich ignoriert und sich lieber um andre Frauen kümmert :-(
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Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Ansa »

Liebe Djeva,

willkommen bei uns.

Eine Schediung bzw. Trennung ist in erster Linie einmal etwas zwischen den Großen - und wenn Dein Mann und der Vater Deiner Kinder nun zeigt, ws für ein toller Vater er ist - ist das erst einmal schön - aber es ändert, finde ich, gar nichts an der Beziehung zwischen Euch als Paar. Also, tolle Väter sind nicht immer tolle Ehemänner, aber als Partner soll er ja für Dich sein, auch noch, wenn es nicht um die Kinder geht, oder diese einmal ausgezogen sind. Von daher denke ich, wenn er jetzt ein guter Vater sein will, dann hat er etwas wesentliches nicht verstanden. ,)

Mach keinen Rückzieher, wenn Dir nicht im innersten Deines Herzens danach ist. DAS werden auch die Kinder eines Tages spüren und darunter leiden, vielleicht länger und mehr als durch eine Trennung.

Ansonsten sprich mit den Kindern wenn es soweit ist, d.h. wenn die Scheidung zugestellt ist. Das mit den Kinderplätzen ist eine Sache, es gehört aber auch dazu, das die Plätze für andere Menschen (nur die für Kinder nicht) austauschbar sind. Du magst Papa noch und er ist wichtig, weil er ihr Vater ist, aber Du liebst ihn nicht mehr. Das kannst und darfst Du sagen.

Den Kindern eine heile Welt vorspielen die nicht existiert halte ich für nicht gut. Natürlich kannst Du sie auf Familienausfläge begleiten aber wäge ab, ob es nicht auch ohne Dich geht? Ich würde erst über alles reden und entsprechend handeln, wenn es soweit ist, d.h. die Trennung ist ganz klar.

Und Deine Kinder ahnen vermutlich das ein oder andere, deshalb ist für sie zwar immer ein Trauma, aber nicht grausam. Grausam wäre es bei ihm zu bleiben, der Kinder zu Liebe und Dein Leben zu opfern - Du hast, genau wie sie, nur dieses Eine. Ich finde, es ist zu kurz für Kompromisse. Und, ein Vorleben, wie es in einer "normalen" Familie üblich ist, ist ein schönes Ziel. Übersürze es momentan nicht - und lass Dir Zeit.

Nichts ist wichtiger für Kinder als eine fröhliche und glückliche Mama, solange sie so jung sind. Und, eines Tages geht es auch bei ihnen um die Auseinandersetzung mit ihrer Geschlechterrolle - da sind gutes Vorleben und Vorbilder ganz wichtig. Auch durchaus unterschiedliche Modelle, bei Papa oder bei Mama - es erweitert ihre Möglichkeiten.

Unterschiedliche Erziehungs- und Umgangstile mit den Kindern schaden ihnen im Übrigen nicht! Auch wenn sie bei Papa andere Dinge lernen, haben sie schnell heraus, wer es gut mit ihnen meint und bei wem sie etwas dürfen und warum das so ist. Bei Oma, Freunden, Im Kindergarten und anderswo gelten ja auch andere Regeln als bei Dir zu Hause. Darüber kann man immer wieder miteinander reden und darüber sprechen. Das ist gar nicht mal so übel.

Ich erinnere mich daran, das ich immer total empört war, weil die Kinder bei Oma den Tupperschrank ausräumen durften und alle Dosen quer durch die Küche flogen. Ich hatte Angst, sie machen das bei mir genauso. Und war sauer auf Oma - aber meine Mädchen haben das nie getan.... mit Tupperdosen spielen war eben bei Oma dran, bei mir nicht. Und ich hab gelernt, das unterschiedliche Welten Kindern nur mehr Möglichkeiten eröffnen. Bleib bei Dir und sie werden lernen, was Dir wichtig ist.

Interessanterweise mögen auch Kinder den Elternteil, der ihnen alles durchgehen lässt und ermöglicht, nicht unbedingt am Liebsten. Sie setzen so ein Verhalten relativ schnell mit "dem bin ich gar nicht wichtig" gleich, Sie haben da weitaus feinere Antennen, als wir uns das so vorstellen.

Erst einmal liebe Grüße
Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Du meinst also: bis die SCheidung durch ist, soll ich heile Familie weiter machen, nur dass ich im Wohnzimmer schlafe?
ich wollte schon mal sanft vorbereiten: wie fändet ihr es, wenn wir umziehen etc.

Alles andere sehe ich so wie du.

Gibt es hier jemanden, der nach dem Nestmodell lebt?
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Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Ansa »

Liebe Djeva,

nicht bis die Scheidung durch ist, da gibt es ja solche Dinge wie Trennungsjahr und ähnliches.

Ich finde es immer sehr schwierig, so junge Kinder auf etwas vorzubereiten, das noch nicht ganz spruchreif ist. Sie haben dann einfach auch zuviel Zeit zum Nachdenken, zum Angst bekommen und zum Aufgeregt sein. Also, über Umziehen sprechen kann man, wenn man eine neue Wohnung hat, das sind ja Entscheidungen die Du triffst.

Nicht fragen "was haltet ihr davon, wenn wir......" Du lässt ihnen bei solchen Fragen ja die Wahl was sie wollen, was tust Du dann, wenn sie "nein" sagen? Und die Folgen eines solchen Schrittes können sie ja nicht absehen oder überblicken. Es ist nur schwieriger wenn sie sich auf ein "nein" sozusagen vorbereiten können. Ebensowenig dürfen sie die Wahl haben, ob sie bei Dir oder bei Papa bleiben, denn jede Entscheidung für ein Elternteil ist auch immer eines gegen das andere Elternteil und ist mit schlechtem Gewissen und Konflikten verbunden. Für die Kinder, für so junge Kinder, ist es einfacher und besser, zu sagen "ich habe beschlossen, wir ziehen um." Im Idealfall sollte es heißen "Papa und ich haben beschlossen, das wir umziehen." Wenn das nicht möglich ist, ist die erste Variante die Beste.

Das Nestmodell ist ja ein Modell, in dem die Kinder in der Wohung verbleiben und die Eltern wöchtenlich in einen eigenen Wohnbereich wechseln. Ich hab mich viel damit beschäftigt und darüber nachgedacht - und ich hab da so meine Bedenken. Zum einen, zumeist heißt das, Partner bleiben draußen! Das muss eigentlich auch so sein, denn sonst lebt eine Woche Papa mit Freundin dort und eine Woche Du mit Freund. Wie sollen da private Bereiche getrennt bleiben? Wie soll es gehen, wenn es noch einmal ein Kind geben wird? Und, für mich das Wichtigste, man lebt als Eltern zwei Leben - ohne seine Kinder und mit ihnen, hält sie aber aus seinem normalen Alltag fern? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das eine gute Lösung ist, nicht wenn man eines Tages ein gemeinsames Leben mit neuem Partner führen möchte.

Vorstellen kann ich mir hingegen, wenn die Kinder eine Woche bei Papa leben und eine Woche bei Dir, im Wechsel und jeder nimmt dann in seiner Woche anfallende Termine wahr. Die Kinder haben zwei zu Hause und leben in zwei ganzen Familien. Solange die Großen damit klar kommen, ist das eine umsetzbare Möglichkeit, in der man als Elternteil auch seinen Platz hat. Hier entstehen auch weniger Streitpunkte. Ich mein, Du schreibst ja, das Du alles allein machst, wie sieht das in einer gemeinsamen Wohnung aus? Wird Papa einkaufen, sauber machen, putzen, waschen? Oder machst Du das dann alle 14 Tage? Das sind ja durchaus Punkte über die man nachdenken muss. Grade weil es jetzt ja schon offensichtlich nicht gut läuft.

Beantworte einfach alle Fragen die Deine Kinder haben, so kindgerecht wie möglich oder, wenn Du nicht sicher bist, worauf sie hinaus wollen, frag nach "was denkst Du denn" oder "wie stellst Du Dir das vor" - man bekommt so mitunter sehr überraschende Einblicke in seine Kinder. Und alles andere darf Zeit haben, bis es soweit ist. Allerdings können Bilderbücher vielleicht helfen?

Liebe Grüße
Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Weißt du, ich habe mich wirklich um die Rettung meiner Ehe bemüht, zB ggf. durch ein unkonventionelles Lebensmodell (wie eine WG zum Beispiel). Im Gespräch mit einer Kinderpsychologin bin ich überhaupt auf die Idee mit dem Nestmodell gestoßen. Diese sagte mir nämlich, dass es sehr schlecht für Kinder - vor allem später im Schulalter - sei, wöchentlich zu wechseln. Wegen des Berufs meines Mannes ginge das auch gar nicht: wie gesagt - wenn ein Anruf kommt, springt er und fährt dann auch schon mal 2-3 Tage weg und das sehr kurzfristig.

Trotzdem weigert sich mein Mann natürlich, dass die Kinder ganz bei mir leben und nur zum Wochenende oder unter der Woche mal einen Tag zu ihm kommen, um ansonsten ganz bei mir zu leben. Mit meinem Mann lebte ich finanziell sehr sehr beengt, während es mit meinem neuen Freund alles kein Problem ist. Er liebt meine Kinder sehr und versteht sich sehr gut mit ihnen, was natürlich bei meinem Mann eine REflexhaltung auslöst, wir wollten ihm die Kinder wegnehmen - wollen wir gar nicht.

Gerade in HInsicht auf ein 3. Kind hatte ich das Nestmodell so überzeugend gefunden: alle drei Kinder leben immer in der Wohnung und die Eltern wechseln durch. Ich fände es schade, wenn mein Kind mit meinem Freund nur alle zwei Wochen Geschwister hätte :-(

Allerdings ist es natürlich so, wie du es schilderst. es wird weiter so sein, dass ich die Frauenarbeit mache (so sieht das mein Mann): ich wasche, koche, gehe einkaufen und das dann halt im 14tägigen Rhytmus. Überhaupt ist mir grade noch gar nicht klar, wie das zukünftige Leben - auch mit einem dritten Kind aussehn könnte/sollte. Mit ein Trennungsgrund war ja, dass ich wollte, dass meine Kinder echtes FAmilienleben kennenlernen. So abends am Tisch sitzen und nicht dabei Handy spielen, sondern sich unterhalten etc. Ich lege da sehr viel wert drauf. Mit meiner Tochter hatte ich übrigens schon mal ein GEspräch, was sie so denkt und sie meinte: sie wolle sehr gerne mit mir sein, aber nicht mit meinem Freund und mir. Nur mit mir. Sie sähe das so: wenn Papa da ist schmust sie mit ihm und wenn ich da bin mit mir. Allerdings mag sie meinem Freund dann trotzdem sehr gerne und fragt mich letzthin, als der Papa mal wieder 2 Tage weg war und mein Freund und meine BEste Freundin zum Abendessen waren, warum mein Freund nicht mal bei uns übernachten könnte? Sie fände das schön...
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Da im September das Trennungsjahr vorrüber ist, könnte ich theoretisch doch im März schon geschieden sein, nicht?
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Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Ansa »

Hej Hej,

na sagen wir mal so, wenn Dein Mann Dir nachweisen kann, das keine Trennung von Tisch und Bett statt gefunden hat, dann wird das Trennungsjahr verlängert. Sprich, solang Du ihn bekochst, für ihn wäscht und all das tut, was man in einer Ehe gewöhnlich so macht - kann er dadurch die entgültige Scheidung verzögern. Ich weiß, theoretisch laufen die Dinge so, wenn man getrennt in einem Haushalt lebt, aber theoretisch sehen das Richter unter Umständen auch anders.

Psychologen - haben mitunter komische Meinungen, ganz ehrlich. Ich möchte Dir gern ein Buch empfehlen, das mir sehr geholfen hat, es ist von Remo Largo (einem Schweizer Therapeuten) und heißt "glückliche Scheidungskinder". Darin sagt er unter anderem "je sicherer sich die Eltern sind, indem was sie tun und sagen, desto einfacher wird es für die Kinder!" Es ist für Kinder nicht schädlich zwei Zuhause zu haben, ich kenne eine Menge Kinder die so leben und die das mögen und schätzen. Sie können dadurch unterschiedliche Familienmodelle lernen und sich später besser vorstellen, wie sie leben wollen. Sie können schwierige Zeiten wie Pubertät aufteilen und haben, durch neue Partner weitere Bezugspersonen, manchmal kann das für die Kinder sehr schön sein. Das klappt aber nur, wenn die Eltern sich sicher sind und davon überzeugt sind, das genau DAS der richtige Weg für alle ist. Unsicherheiten werden sofort gespürt und oft in Angst umgewandelt.

Natürlich will Deine Tochter mit Papa leben - das will jedes Trennungskind, und später, wenn es einmal Probleme gibt, mit Deinem Lebensgefährten, dann glaubt sie auch "mit Papa würde ich mich nicht streiten" möglich dass das sogar stimmt, aber mit Sicherheit dann über etwas anders! Ich hab das mit meinen Kindern offen besprochen, als sie älter waren, ich selbst bin übrigens in zweiter Ehe überaus glücklich verheiratet und wir leben als Familie mit meinen Kindern zusammen - und sie haben durch meinen Liebsten gelernt, wie Familie funktioniert, wie Mann mit seiner Frau umgehen sollte, wie Achtung und Respekt funktionieren - mein Liebster ist (okay, mein Exmann ist auch sehr speziell) das Beste was ihnen als Mädchen passieren konnte - allein um das schräge Männerbild ihres Vaters zu negieren.

Trotzdem wollen Kinder lang und länger ihren Vater zurück haben, das liegt in der Natur der Sache - nur können und dürfen sie es nicht entscheiden. DAS ist eine Sache der Großen. Zwar tragen sie die Folgen, aber wie diese ausfallen liegt ja auch in der Hand der Eltern. Es gibt Paare die sind tolle Eltern, ohne ein Paar zu sein, daran kann man arbeiten, wenn Papa das will. Aber sie lernen damit umzugehen, ganz sicher.

Hast Du darüber nachgedacht, das ein eventuelle drittes Kind dann ja ständig die Wohung wechseln würde? Das was den ersten Kindern erspart wird, muss das Nesthäkchen ausbaden? Könntest Du Dir ernsthaft vorstellen, das Dein Exmann auf ein Kind von Dir und Deinem Lebensgefährten aufpasst und es bei sich hat? Würde das Deinem Liebsten gefallen?

Möchtest Du Dir das Ehebett mit der Freundin Deines Exmannes teilen, die Dusche, das Bad? Ihr hinterher räumen oder auch, das sie sieht, wie Du lebst? Ich persönlich könnte eine solche Nähe nicht aushalten - never! Was, wenn einer etwas vergessen hat? Und es abholt, er hat ja Schüssel? Ich seh das mal ganz praktisch und dazu kommt, man muss zwei Wohungen unterhalten und einrichten? Und grade wenn der Vater Deiner Kinder beruflich so unterwegs ist, müsstest Du dann alles stehen und liegen lassen und die Wohung tauschen oder würde seine Freundin für die Kinder sorgen?

Wenn Dein Exmann so ein Haushaltsmuffel ist käme es wohl wirklich so, das Du hinter ihm herräumst....... das würde ich noch einmal besonders überdenken, denn es nicht tun kann man ja auch nicht, derweil die Kinder dort leben.

In dem Fall würde ich ehrlich meinen, ein Lebensmittelpunkt bei Dir ist das Vernünftigste - und wenn Ihr Euch einigt, muss es keine weiteren Regelungen geben, Wochenenden, oder Ferien kann man, wenn man das hinbekommt, ja frei gestalten. Und wenn Papa sich weigert, dann wird das gerichtlich geklärt, mitunter sind solche Entscheidungen besser, als wenn man sich stetig zankt und streitet.

Deine Wünsche an Euer Familienleben finde ich gut und richtig, sie sind vollkommen in Ordnung. Mir war gemeinsames Essen am Tisch ohne Fernsehen und solchen Kram immer wichtig, ist es noch - wir essen gemeinsam. Mittlerweile sind meine beiden Großen ausgezogen, aber wenn es ihnen möglich ist, sind sie immer noch jeden Samstag zum gemeinsamen Frühstück bei uns. Das ist ihnen wichtig und mir auch. Sie haben den Spagat zwischen Papa und meinem Liebsten gut hinbekommen, wie sagen sie selbst "Wir haben es gut, wir haben Papa und einen allerbesten Freund!" Besser kann es nicht laufen, finde ich.

Übrigens, kein Übernachten Deines Freundes in der ehelichen Wohnung, wer weiß, was Papa da irgendwannd raus macht? Das ist einfach etwas für später - wenn ihr zusammen lebt. ,)

Liebe Grüße
Ansa

P.S. wenn alle Bemühungen nicht helfen, dann muss Frau eigene Wege gehen - das ist gut so - ganz bestimmt. Mach Dir keine Vorwürfe, niemand hat das Recht Dich schlecht zu behandeln und - das war mir wichtig - was lernen meine Töchter wenn ich mich so behandeln lasse? ich wollte DAS nicht.
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

:-) Nein, mein Mann hat damals mit mir einen Vertrag geschlossen, im letzten September, dass wir getrennt sind und ich nicht mehr wasche etc, aber noch einkaufe und koche und so. Dadurch, dass er reinschrieb, dass wir getrennt sind, zählt das als Trennungsjahr :-)
Er glaubt mir das immer nicht - interessiert sich halt auch null dafür. Also für die SCheidung. Ich mache das echt alleine. Er bestätigt, dass wir kein Paar mehr sind, dass er mich nicht liebt, ja sogar verachtet, aber er will sich nicht scheiden lassen... *kopfschüttel*

Deine Argumente mit der LG meines Mannes hab ich mir so noch nicht überlegt. In meinem Kopf ist er - da sehr speziell wie auch dein Exmann - immer alleine. Nein, ich würde NICHT hinter ihr her räumen wollen!!!!

Wie ist das eigentlich: das Jugendamt, bei dem ich schon war, weil mein man in diesem Sommer die Kinder zweimal entführt hat und ich einmal richtig Angst hatte, er nähme sie mit nach russland, hat mir gesagt, ich bekäme sicher alle Rechte an den Kindern , außer das Alleinige Sorgerecht - WANN bekomme ich denn das aufenthaltsbestmmungsrecht und so weiter?
Djeva
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Djeva »

Die Bücher von R. Lago hab ich immer gerne gelesen! Das über SCheidungskinder kannte ich noch nicht.

Wie gut, dass ich die Trennung bestimmt und ohne Hass vertreten kann :-)
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Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Ansa »

Moin,

also, das JuA weiß auch schon Bescheid und das ist eine gute Sache. Sie würden also das Aufenthaltsbestimmungsrecht, wenn es gerichtlich geklärt wird, für Dich unterstützen? Das JuA hat immer ein Mitspracherecht (das nimmt es nicht immer wahr, aber wenn es hilfreich ist, kann es eine gute Sache sein und werden) und gibt Empfehlungen, denen die Familienrichter sehr oft folgen. Du hast ein Informationsrecht und kannst dort alle Fragen stellen und auch Deine Ängste schildern.

So ein "Vertrag" ist ja dann eine feine Sache, klingt nach einer schnellen Lösung. Habt ihr den Versorgungsausgleich geklärt? Das ist zwingend nötig für eine Scheidung vor Gericht. Normalerweise leitet das der Anwalt in die Wege - ansonsten sehe ich keine weiteren Probleme. Gut, er kann vor Gericht natürlich "Nein" sagen, aber ob das passieren könnte, musst Du selbst einordnen.

Aufenthaltsbestimmungsrecht, Lebensmittelpunkt und all diese Dinge werden im Rahmen der Scheidungsverhandlung angesprochen und geklärt. Das alleinige Sorgerecht gibt es ja nicht mehr, es sei denn, es liegen schwerwiegende, die Kinder verletzende Gründe vor. Abgesehen davon, schützt es nicht vor Kindesentzug, denn neben dem Sorgerecht und dem aufenthaltsbestimmungsrecht gibt es auch das Umgangsrecht und selbst wenn dies alles bei Dir liegen würde - hätte der Vater ein Umgangsrecht und dies kann er frei gestalten, er hat Anspruch auf Urlaube und frei verfügbare Zeit. Kläre das Aufenthaltsbestimmungsrecht und behalte die Pässe der Kinder.

Und, wenn man sich später uneinig ist, kann man immer das Gericht um Hilfe bitten. Ich musste das auch hin und wieder tun, z.B. weil ich nicht wollte, das meine Kinder in ein Esoterik Camp in den Urlaub fahren, von dem ich weder wissen durfte wo es statt findet und sie nicht telefonieren durften. Ich fand diesen Einfluss schädlich, mein Ex inspirierend und die Richterin entschied sich, nach Abwägung der Argumente, die Kinder hier zu lassen. Solche Entscheidungen können gut sein.

Ja, denk noch einmal über ein Nestmodell nach, das ist nicht ganz so einfach - für mich ist es die schwierigste Lösung überhaupt, auch, weil ich finde, das die Kinder dann aus dem "normalen" Leben ihrer Eltern entfernt werden und heraus gehalten werden, das man zwei Leben lebt und ich wollte auch mit meinem Partner täglich zusammen leben, nicht nur Woche und Woche, er soll ja noch da sein, wenn die Kinder groß sind und eigene Wege gehen.

Dir liebe Grüße
Ansa
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Re: Vater negiert Trennung - wie ggüber Kindern verhalten

Beitrag von Ansa »

Hej Djeva,

ich hab`s in einem anderen Thread gelesen, da hast Du geschrieben, "damit die Kinder nicht Woche für Woche mit gepackter Tasche umziehen müssen" - so ist das 50/50 Modell auch nicht gedacht, Hier geht man schon davon aus, das die Kinder mit "kleinem" Gepäck unterwegs sind, d.h. sie haben in beiden Wohungen Spielzeug, Kleidung und Hyieneartikel zur Verfügung, mitgenommen werden muss dann nur noch Schulzeug und persönlicher Bedarf, Lieblingsschmusetier..... Und beide Eltern sind unabhängig voneinander dafür zuständig, das die Kinder bei ihnen haben, was sie brauchen. Über größere Dinge kann man sich einigen, wie etwa Winterschuhe, -jacken oder Fahrräder.

Und, wenn es "Euer" Modell ist, d.h. ihr Euch ganz sicher seid, das ihr alles so leben wollt, werden die Kinder es als völlig normal ansehen, so zu leben. Wir unterschätzen immer wie ausschlaggebend unsere Sicherheit für das ist, was Kinder aktiv leben. Vielleicht kommt eines Tages, wenn sie älter sind, der Punkt, an dem sie selbst sagen "ich mag das nicht mehr" dann kann man neu verhandeln.

Liebe Grüße
Ansa
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