Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Benutzeravatar
LittleMissSunshine
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 23
Registriert: 20. Mai 2007 00:05
Kontaktdaten:

Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von LittleMissSunshine »

Hallo,

ich bin ganz neu hier, aber ich muss gleich mal etwas loswerden, was mich zurzeit nicht schlafen und viel zuviel essen lässt.

Vor zwei Monaten fing es an. Mit „es“ meine ich die für mich zu dem Zeitpunkt noch unerklärlichen „Anfälle“ meiner Mutter. Sie lag nur noch auf dem Sofa, was für sie schon ungewöhnlich genug war, aber dazu weinte sie noch die ganze Zeit. Ich nahm sie in den Arm und fragte, was denn los sei, genauso wie meine Brüder. Aber sie konnte uns nichts erzählen, bis sie irgendwann schluchzend sagte: „Frag doch Papa!“

Naja, das tat ich, und er wurde ernst und nahm mich in den Arm und redete erstmal ziemlich viel von wegen meine Mutter und er hätten sich auseinandergelebt und er hätte vor, morgen auszuziehen. Ich war im ersten Moment geschockt, dann aber erleichtert, denn ich hatte schon gedacht, meine Mutter wäre irgendwie krank. Dann kam er langsam auf den wirklichen Grund für ihr „Auseinanderleben“ zu sprechen: Er hatte seit Weihnachten eine andere, zu der er erstmal hinziehen würde. Sie hat zwei Kinder.

Meine Brüder sollten es erstmal nicht wissen, weil sie am nächsten Tag noch in die Schule sollten.
Danach erfuhren sie es aber von ihm und heulten wie auf Knopfdruck los. Ich musste mich sehr zusammenreißen, hatte mir aber vorgenommen nicht zu heulen. Hatte ich bis dahin auch nicht. Es fiel mir auch nicht sonderlich schwer, ich glaube, ich wollte einfach erstmal für meine Brüder da sein. Es kam ja auch so plötzlich und ohne sonstige Anzeichen.

Bevor er losfuhr rief er noch die Klassenlehrer an und erzählte ihnen davon, was den nächsten Tag in der Schule aber nur noch unerträglicher machte.

Dann war er erstmal weg und meine Mutter am Ende. Sie schaute durch uns hindurch und ging nur aus dem Haus, um zu den Nachbarn zu gehen. Mit denen redete sie nämlich.Unser Onkel (Sozialarbeiter) kam und redete mit uns, aber es kamen nur Geschichten a la das ist noch gar nichts, da müsst ihr mal die und die Familie sehen und das wird schon wieder.

Mama redete wieder mit uns. Sie liebt Papa immer noch, ärgert sich über ihn, weil er nicht mit ihr reden will...

Auch Papa redete mit uns. Wir könnten ihn alles fragen, wenn wir etwas über Eike, seine Neue, wissen wollen. Taten wir aber irgendwie nicht.

Naja, nun höre ich ständig von Mama was Papa doch für ein .... ist und von Papa, dass Mama allen Grund hätte sauer zu sein und er ihr keine Vorwürfe machen würde. Aber was sollte ich jetzt damit anfangen? Schön dass er ihr keine Vorwürfe macht, aber damit macht er es sich etwas zu einfach, oder?

Aber das schlimmste an der ganzen Sache ist, meine Mutter so zu sehen. Sie gibt sich völlig auf, will ihn treffen und ist danach wieder völlig fertig. Sie trinkt einfach so zwischendurch ne Flasche Wein (die Nachbarin sagte mir, ich solle mir keine Sorgen deswegen machen). Er wohnt noch bei seiner Neuen, zieht aber bald in eine eigene Wohnung und hat auch schon ein eigenes Auto.

Wann wird sie endlich einen Schlussstrich ziehen? Sie fängt an zu weinen, wenn ich sie auf Papa anspreche, darum lasse ich es einfach sein. Ich weiß ja, dass so etwas Zeit braucht, aber ich habe einfach nicht mehr die Kraft, sie so zu sehen.

Irgendwie nimmt mich die ganze Sache mehr mit, als ich hatte zugeben wollen. Ich wollte stark sein, nicht wie meine Mutter abstürzen.

Aber in letzter Zeit geht in der Schule gar nichts mehr (immer 1-2er Bereich, jetzt schon 3-4er), weil ich nachts einfach nicht schlafen kann. Mama hats da einfacher, sie nimmt Schlaftabletten. Stattdessen plündere ich den Kühlschrank und hasse mich gleichzeitig dafür, kann es aber nicht lassen. Ich weine zwischendurch einfach los und bin doch so wie Mama.

Hat jemand ähnliches erlebt und weiß, wie ich meiner Mutter helfen könnte?

LG, Sarah
Du solltest das Leben nicht so ernst nehmen, lebend kommst Du da sowieso nicht mehr raus... =)
Lonely
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 204
Registriert: 14. Mai 2006 13:43

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von Lonely »

Hy Sarah!
herzlich willkommen im Forum.
Das ist eine traurige geschichte die du da erzählst. Hab das selbe Erlebt (na gut ähnlich, das selbe ist ziemlich unwahrscheinlich). Nur das bei mir meine Mutter wegen nem anderen gegangen ist. Bin damals bei meinem Vater geblieben. Der Wahnsinn ist jetzt 4 Jahre 2 Monate alt. Ich weis es tröstet nicht besonders, aber das was du jetzt mit deiner Mutter erlebst scheint normal zu sein. Meinem Vater gings im ersten halben Jahr nach der trennung saudreckig. Nervenzusammenbrüche, Wutausbrüche, totale verzweiflung . . . es war eine volle Talfahrt. Ist aber total verständlich für mich. Heute. Damals weniger. Es ist ein riesen schock, wenn du glaubst das alles in ordnung ist, das der andere mit dem du zusammenlebst zufrieden ist mit dem leben so wie ihr es führt und Urplötzlich ist alles anders. Aus heiterem himmel wird dir gesagt alles falsch alles nicht wahr, ich hab nen neuen/ne neue.
So traurig es ist, sehr viel kannst du für deine Mutter zum jetzigen zeitpunkt nicht tun. Aus diesem "loch" muss überwiegend allein raus kommen. Aus eigener erfahrung weis ich das es meinem Vater geholfen hat, das ich nicht mit meiner Mutter gegangen bin. Hab mir in diesem ersten halben Jahr so manche nacht um die ohen geschlagen und wir haben über das Thema geredet (na gut er hat geredet und ich hab zugehört, bzw feedbacks gegeben und ihm versuch die ein oder andere Idee auszureden). Der indikator dafür musss aber von deiner Mutter kommen, zwingen kannst und solltest du sie nicht. Es ist aber auch nicht deine aufgabe, der gesprächspartner für deine Mutter zu sein, damit sie ihre Probleme lösen kann. Die Trennung deiner Eltern wird auch von dir noch eine Menge bewältigungsarbeit fordern, auch wenn du das heut noch nicht so siehst. Es ist nicht aufgabe der Kinder das wieder gut zu machen das andere eingerissen haben. Können sie meistens auch gar nicht und etliche zerbrchen schier an dem Versuch, andere sehens ein. Sollte deine Mutter wirklich nicht damit klar kommen, ist es vielleicht sinnvoller wenn sie sich Professionelle hilfe sucht. Als angehöriger steckt man meistens viel zu tief mit drin um objektiv helfen zu können. Leider! Und auch hier nochmal: Es ist prinzipeill auch nicht deine Aufgabe. Es gibt Punkte, da wirst du ihr helfen können es gibt welche da geht das nicht. Was macht deine Mutter beruflich? Arbeitet sie? Ich muss zugeben die Sache mit dem Wein macht auch mir ein wenig sorgen. Tut sie das öfter? (ich mein damit ein zqwei mal die woche über einen längeren Zeitraum)
Es ist verständlich das du dir sorgen machst aber du solltest nicht vergessen das die Trennung auch dich betrifft. Viele verdrängen das, ich auch, doch davon wird es nur noch schlimmer. Wie gehts dir bei der Sache? Du schreibst du willst nicht abstürzen. Stark sein wollen um jeden Preis ist aber auch keine Lösung. Fallen, zugeben müssen das man etwas nicht schafft, ist keine Schande. Nur Aufgeben währe Falsch. Du wirst hier immer jemanden finden der dir zuhört (auche ein erfahrungswert). Rede über das was dich beschäftigt, wenn du es willst. hilft im übrigen besser gegen die Schlafstörungen als Schlaftabletten und Beruhigungsmittel.
Ich hoffe du kannst mit meinem Konfusen geschreibsel ein bissel was anfangen. Ist immer noch etwas schwierig drüber zu reden und die gedanken debei auch noch zu ordnen.
LG
Lonely
The future belongs to those, who believe in the beauty of their dreams.
Benutzeravatar
LittleMissSunshine
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 23
Registriert: 20. Mai 2007 00:05
Kontaktdaten:

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von LittleMissSunshine »

Hallo Lonely,

ja, es stimmt, ich fühle mich schon viel besser dadurch das ich das einmal loswerden konnte! Danke für deine Antwort! Aber du tust mir sehr leid, weil du die gleichen Erfahrungen machen musstest.... Wie geht es deinem Vater denn inzwischen?

Es ist nur so, dass ich gern der Gesprächspartner meiner Mutter wäre, aber sie redet nicht mit mir. Mit meinen Brüdern redet auch niemand, darum versuche ich stark zu bleiben, um für sie da sein zu können... Außerdem möchte ich nicht das arme Scheidungskind sein, dessen Welt auf einmal völlig zusammenbricht. Ich möchte es weder meinem Vater noch meiner Mutter unnötig schwer machen. Heute habe ich meinen Vater gefragt, ob ich die Neue mal kennenlernen könnte und als ich gesehn habe, wie sehr er sich darüber freute, ging es mir auch gut. Nur habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber.

Professionelle Hilfe hatte meine Mutter schon in Anspruch genommen, es inzwischen aber schon wieder aufgegeben. Das mit dem Wein ist von Tag zu Tag unterschiedlich, das kommt auf ihre Verfassung an. Mal sehe ich sie den ganzen Tag mit einem Glas in der Hand, mal gar nicht. Wenn ich sie darauf anspreche reagiert sie genervt bis sauer, überhaupt ist sie ständig gereizt. Vor dieser Sache hatten ein wir ein sehr gutes Verhältnis, jetzt kann ich ihr nichts recht machen. Wenn sie mich mal wieder angeschrien hat entschuldigt sie sich aber hinterher meistens und ich kann sie ja auch verstehen, nur in dem Moment tut es so weh...

Meine Mutter hat zwei Pferde auf einem Reiterhof stehen und seit sieben Jahren gibt sie dort Reitunterricht, so verdient sie ein bisschen dazu wie sie sagt, aber das ganze Geld geht wieder für die Pferde drauf... Überhaupt sollten die das mit unserem Haus und dem Unterhalt mal klären, oder? Ich glaube nicht, dass wir unser Haus behalten können, denn es ist noch nicht mal abbezahlt und dann die neue Wohnung von Papa... und das neue Auto... das wird ja alles unglaublich teuer...

So, werde jetzt versuchen zu schlafen, muss nämlich morgen um 6:00 hoch.

LG, Sarah
Du solltest das Leben nicht so ernst nehmen, lebend kommst Du da sowieso nicht mehr raus... =)
FSapiatz
Forumsexperte
Forumsexperte
Beiträge: 956
Registriert: 16. Juni 2006 14:18
Wohnort: Hauptstadt :D

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Sarah, ein verspätetes Willkommen hier, hallo auch, liebe Lonely! :winken:

Ich mache jetzt mit meiner Konstellation das Trio voll: bei mir hat sich meine Ma einen neuen Mann gesucht und mein Vater musste gehen... . :|
Und was soll ich Dir sagen, liebe Sahra: heute, 30 Jahre später knabbere ich noch daran herum! Ich mache seit bald 2 Jahren eine Therapie und es wird besser, aber trotzdem... .

Es ist völlig klar, dass Dich das alles sehr mitnimmt, versuche bitte, Deine Gefühle nicht zu unterdrücken! Hast Du jemanden, mit dem Du vernünftig über alles reden kannst (Großeltern, Freunde...)?
Das Deine Mutter zur Weinflasche greift, ist bedenklich. Darf ich mal fragen, wie alt Du bist? Ich frage das, weil ein 16 oder 17- jähriges Mädchen anders mit seiner Mutter reden kann, als ein 12-jähriges....

Du schreibst:

>>Ich möchte es weder meinem Vater noch meiner Mutter unnötig schwer machen. Heute habe ich meinen Vater gefragt, ob ich die Neue mal kennenlernen könnte und als ich gesehn habe, wie sehr er sich darüber freute, ging es mir auch gut. Nur habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber.<<

Ich habe als Kind eine riesigen Fehler begangen: nach der Scheidung hat mein Vater mir knallhart klar gemacht, dass er von meiner Mutter nichts mehr hören will. Meine Mutter fragte auch nie, wie es ihm geht.. . So habe ich (und hier komme ich auf Deine Formulierung zurück) versucht, es beiden nicht unnötig schwer zu machen und habe zwei völlig getrennte Welten aufgebaut in denen bei dem jeweils einen der andere nicht auftauchen durfte. Und DAMIT habe ich MIR das Leben unnötig schwer gemacht – bis heute... . Ich bin heute Familienvater (2 Kids) und eben weil meine Eltern seit damals so einen "Zeck" machen, ist jeder Kindergeburtstag unserer Kids ein Krampf, weil sich meine Eltern nicht über den Weg laufen dürfen (was ich damals möglich gemacht habe).
Nicht Du bist dafür da, Deine Eltern zu schützen, sondern umgekehrt!

Lass mal bitte mehr von Euch hören, bis dahin viele liebe Grüße von

Frank
Lonely
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 204
Registriert: 14. Mai 2006 13:43

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von Lonely »

Hy ihr zwei beiden!
Mein Vater hat sich mittlerweile gefangen und macht jetzt auch wieder erfolgreich seinen Sport (Gewichtheben).
Ums mal so zu sagen: Du BIST das arme Scheidungskind dessen welt zusammenbricht (zumindest im Familiären sinne). Ich hab zu anfang auch so gedacht wie du, heut seh ich das ein klein wenig anders. Fest steht eins, da stimme ich Frank zu, du darfst nicht nur nur an andere denken, sondern solltest auch beachten wo du bei der ganzen sache bleibst. Ich will dir jetzt nicht zum totalen egoismus raten, aber so ein mittelding wär ideal (ist ein drahtseilakt aber durchaus praktikabel).
Das schlechte Gewissen gegenüber deiner Mutter ist verständlich aber unnötig. Deine Eltern bleiben deine Eltern egal wie es zwischen ihnen aussieht. Deshalb ist es auch ganz normal wenn du die Frau kennenlernen willst mit der dein Vater jetzt zusammen ist. Las dir ja nich einreden es wäre falsch! Sollte deine Mutter ernsthaft Probleme damit haben, must du ihr halt deine Beweggründe erklären (ob sie sie einsehen wird ist ne andere Frage, die Menschen reagieren in Emotionalen extremsituationen wie dieser nicht immer rational). Mehr kannst du nicht machen. Das mit der gereitztheit legt sich wieder. Sie ist derzeit einfach nur sauer auf gott und die welt und muss irgendwie dampf ablassen. Das zielsicherste ist du kommst ihr in diesen Phasen möglichst nicht in die Quere (tut mir leid aber was besseres fällt mir nicht ein, wenn jemand ein anderes aprobtes mittel kennt . . .).
Stimmt die Sache mit Haus und unterhalt sollten die beiden klären ABER nicht jetzt. Derzeit scheint mir die situation sehr emotionsgeladen, da können derartige Themen sehr schnell zum Rosenkrieg ausarten, womit niemanden geholfen wäre.
Um die finanzielle sachlage würd ich mir an deiner stelle keine allzu großen sorgen (leicht gesagt, weis ich) machen, DU kannst eh nix ändern. Die einzigen die das können sind die zwei die es betrifft, dein Eltern.
LG Lonely
The future belongs to those, who believe in the beauty of their dreams.
Benutzeravatar
LittleMissSunshine
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 23
Registriert: 20. Mai 2007 00:05
Kontaktdaten:

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von LittleMissSunshine »

Hallo,

ich bin 17 Jahre alt. Mit meiner Mutter konnte ich vor der ganzen Geschichte sehr gut reden, aber inzwischen fühle ich mich nicht mehr in der Lage, bei ihr irgendetwas zu bewirken. Ich glaube, ich mache mir die ganzen Sorgen nur, weil ich das Gefühl habe, dass sich sonst keiner aus meiner Familie sorgt. Keiner redet über die Trennung, als wenn es eine Schande wäre und es niemand erfahren soll... Alle leben ihr bisheriges Leben weiter, als wäre nichts geschehen... Meine Mutter auch, bis auf ihre Gereiztheit ist es ihr jetzt fast nicht mehr anzumerken. Ok, mein Vater war selten da und vermissen tu ich ihn auch nicht, trotzdem ist es doch eine völlig andere Situation jetzt, aber auch meinen Brüdern ist nichts mehr anzumerken... Als wäre ich irgendwie überempfindlich... Darum zeige ich meine Gefühle auch niemandem.

Eine Freundin, die mich heute besucht hat, fragte mich, warum meine Mutter so stark abgenommen hat. Mir war das ehrlich gesagt noch gar nicht aufgefallen, aber jetzt wo sie es sagte fiel mir ein, dass ich meine Mutter schon lange nicht mehr richtig Essen gesehen habe. Aber warum isst sie denn bloß nichts mehr? Vor Kummer? Oder versucht sie ihm dadurch zu zeigen, wie schlecht es ihr geht?

Ich habe ihr heute erzählt, dass ich Papas Neue gern kennenlernen würde und sie sagte, dass ich nicht so tun müsse, als wolle ich das wirklich und als würde ich mich auf sie freuen. Ich sagte ihr, doch, das tue ich wirklich, woraufhin sie wieder mal zu weinen anfing und sagte, dann könne ich ja gleich zu Papa ziehen. Das hatte ich vor einiger Zeit auch schon mal überlegt, aber er wollte es nicht, obwohl er eine Drei-Zimmer-Wohnung hat... Ich hätte es mir total schön vorgestellt, nur Papa und ich, ein bisschen Ruhe vor meinen drei Brüdern... aber naja.
Ich kann zur Zeit einfach nicht mit ihr reden und hab beschlossen, es ganz einfach sein zu lassen (danke für den Tipp, hoffentlich hilft es...) und wieder mehr für die Schule zu tun, denn mir wurde von den Lehrern gesagt, dass ich das Abitur nicht mehr schaffen werde, wenn es weiter so mit meinen Noten bergab geht. Das Problem ist nur, dass ich so schrecklich unmotiviert bin...


LG, Sarah, die hier gerade schreibt, statt sich auf eine Mathe-Klausur vorzubereiten...
Du solltest das Leben nicht so ernst nehmen, lebend kommst Du da sowieso nicht mehr raus... =)
FSapiatz
Forumsexperte
Forumsexperte
Beiträge: 956
Registriert: 16. Juni 2006 14:18
Wohnort: Hauptstadt :D

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Sarah, liebe Lonely!

Sarah, ich erkenne in Deinen Zeilen immer mehr, was mich auch betroffen hat (und damit BETROFFEN gemacht hat)....
Nie, bis heute nicht (und ich bin mehr als doppelt so alt wie Du), hat jemand mit mir über die Scheidung meiner Eltern gesprochen, am wenigsten die beiden selber... . Ich habe auf Grund der Signale, die meine Eltern damals ausgesandt haben, mich auch nie getraut, mal nachzufragen... .

Es schmerzt, das weiß ich !
ABER: Deine Konsequenz ist die falsche! Du schreibst:

>> Darum zeige ich meine Gefühle auch niemandem.<<

Sarah! Das ist nicht der richtige Weg! Glaube mir bitte, denn ich habe den gleichen Fehler gemacht!

Du nimmst Deine Gefühle, all Deine Trauer, Wut, Schmerz... und versteckst sie. Vor Allen, auch vor Dir! Aber es ist nunmal so, dass diese Gefühle trotzdem DA sind, sie sind DA und sie machen etwas mit Dir – in Dir. Wenn Du all diese (schlimmen) Gefühle nicht zulässt, dann richten sie etwas dort an, wo Du nicht die bewusste Kontrolle hast – in Deinem Unterbewusstsein! Und das hat schlimme Folgen; bitte glaube das jemandem, der schmerzhafte Stunden in einer Therapie verbracht hat, um all diese unverarbeiteten Gefühle aufzuarbeiten!!

Du bist jetzt 17, auf dem Weg zur Erwachsenen... . Du machst Dein Abi – und Du wirst es schaffen! Schau mal: bei all dem Mist, den Du zu bewältigen hast, ist doch trotzdem eine klare Gewaltentrennung möglich! Du hast gestern Deine Zeilen gegen 20.00 Uhr geschrieben – da wäre doch sowieso kein Mathe üben mehr drin gewesen, das schaffst Du doch schon vorher! (Und was Kurvendiskussion, Matrizenrechnung und Zahlenfolgen und – reihen betrifft, da können Lonely und ich Dir ja auch helfen... . Oder, Lonely? :D)

Du hast bestimmt auch schon festgestellt, dass es „einfach“ schon hilft, wenn man sich hier seinen Frust von der Seele schreibt...- tue das weiter und lerne weiter!

Weißt Du denn schon, in welche berufliche Richtung Du gehen willst? Die Wege sind ja manchmal wirklich seltsam: ich habe erst „Berufsschullehrer“ studiert, dann kam die Wende und ich habe abgebrochen (weil ich dachte, das man die Fakultät eh abwickeln wird – war ein Fehler, meine heutige Frau, die ich beim Studium kennen gelernt habe, hat weiter gemacht und ist heute Lehrerin :) ). Ich habe dann in (damals noch West-) Berlin Nachrichtentechnik studiert und heute bin ich Chef einer Baufirma... . Wohin willst Du Dich entwickeln?

Auf eines wollte ich noch eingehen, Du schreibst:

>> Ich kann zur Zeit einfach nicht mit ihr reden und hab beschlossen, es ganz einfach sein zu lassen<<

Ist okay, aber wenn Du sie wieder vermehrt beim Wein trinken sehen solltest, dann solltest Du vielleicht doch einschreiten. Das ist etwas, wo Du nicht wegschauen solltest, egal, wie sie darauf reagiert.

Bis bald, ich sende erst einmal ganz liebe Grüße an Dich und Lonely und verbleibe

Frank
Lonely
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 204
Registriert: 14. Mai 2006 13:43

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von Lonely »

Hy Frank und Sarah!
Sarah, auch ich kenn das , dass alle Welt das Thema scheidung versucht totzuschweigen, es ist in der heutigen gesellschaft ein Tabuthema (und das schon seit über 400 Jahren) das höchstens angeschnitten wird wenn man mal eine schlagzeile braucht (was heist das festgestelt wird das diescheidungsrate enorm hoch ist und man was für die betroffenen tun müsste, wohlgemerkt müsste).
Bin in der Sache ganz einfach so vorgegangen, das ichs in der Verwandtschaft Thematisiert hab, gab ein ziemlich fieses geschrei weil das nicht zur allgemeinen Kopf-in-den-sand Taktik passt aber seitdem sind die Fronten klar. Hatte nämlich mitbekommen, das hinter minem Rücken viel über die Sache getuschelt wird (was fast immer so ist) und man sich ,alle einfach so aus halbwahrheiten eine eigene Wahrheit zusammengebastelt hat. Heut lassen sie sich dabei zumindest nicht mehr von mir erwischen und ich muss mir keine wohlgemeinten aber eher unpraktischen ratschläge mehr anhören. Das ist nun keine Handlunganleitung aber Fest steht für mich eines: es lebt sich leichter wenn die Fronten klar sind, das erreicht man nur über reden.
Ich stimme Frank zu, seine Gefühle nicht zu zeigen, nicht raus zu lassen, kann gefährlich sein. Eh man sichs versieht ist mein ein gefangener seiner gefühle, lebt man in seiner eigenen Welt und auch wenns eine kurze zeit hilft auf dauer ist es eher einsam so ganz allein . . . Schreiben ist eine möglichkeit, ob nun im Forum oder als Tagebuch (wobei das nicht in sinn von täglich zu sehen ist sondern eher als Tagebuch der Hochs und der tiefs) oder in einer anderen Form, seine gefühle raus zu lassen.
Es ist nur so ein Gedanke aber was glaubst du wie du auf andere wirkst (in deinem Umfeld). Vielleich sehen sie von Außen auch nur diese "Gleichgültigkeit" die du bei ihnen siehst . . .
Das mit dem Essenist bedenklich aber nicht unbedingt ungewöhnlich. es gibt zwei sorten von Menschen, die die bei Problemen dazu neigen den Kühlschrank besonders häufig zu frequentieren und jene die in in dieser zeit nichts oder nur sehr wenig essen. Somit kann es eine ganz normale reaktion deiner Mutter auf die situation sein. Allerdings ist es da sehr wichtig die Kurve zu kriegen . . . und ehrlich, nix essen und dazu alkohol, das ist mehr als bedenklich. Gibt es jemanden den du ansprechen kannst (Oma, Opa, gute Freunde deiner Mutter) die mal mit deiner Mutter reden können ? Du selber wirst da nicht viel tun können, deine mutter wird ihrer Tochter gegenüber kaum zugeben das sie die Kontrolle verliert (so dem so ist). Jedenfalls, scheint auch sie jemanden zum reden zu brauchen. Eine andere möglichkeit ist das du ihr von dem Forum erzählst, ganz neutral ohne zu sagen das sie muss, aber vielleicht kommt sie selber auf die idee hier oder in einem anderen Forum nach Menschen zu suchen die ähnliche erfahrungen gemacht haben wie sie. die ihr helfen können mit der sache klar zu kommen.
Das du zu deinem Vater ziehen möchtest, um den Stress zuhause zu entkommen kann ich verstehn. Ein schlechtes gewissen brauchst du deswegen nicht zu haben, jeder versucht aus einer unangenehmen situation so schnell wie möglich zu entkommen. Nur ob zu Hause ausziehen die Lösung ist, bezweifle ich. Die grundlegenden Probleme bleiben die selben, die verschwinden nur wenn man sie lösst und das liegt zum großteil nicht in deiner macht, da du sie nicht verursacht hast.
Wegen dem Abi, würd ich mir jetzt keine gesteigerten sorgen machen, das man wegen der Trennung wegen seiner eltern in der schule absackt ist nicht ungewöhnlich (hab damals meine Vorprüfungen in den sand gesetzt) aber wenn du jetzt wieder was für die schule tust packst du das Abi (Frank hat recht in manchen punkten können wir dir bestimmt helfen, aber die Matrizen diskutierst du besser mit ihm, ich hab die dinger nur von weiten und von hinten kennengelernt).
hast du irgendwelche hobbys denen du nachgehen kannst? Sozusagen als "Ausgleich".
Ich denk mal das wars erstmal von dir.
LG
Lonely
The future belongs to those, who believe in the beauty of their dreams.
Benutzeravatar
LittleMissSunshine
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 23
Registriert: 20. Mai 2007 00:05
Kontaktdaten:

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von LittleMissSunshine »

Hallo, hab mich länger nicht mehr gemeldet...

Inzwischen hat sich alles etwas beruhigt. Meine Mutter weint nicht mehr und wir Kinder pendeln zwischen Papas Wohnung und zu Hause hin und her, je nachdem, wer uns gerade mal loswerden will weil er Ruhe braucht. Die könnte ich allerdings auch gebrauchen...

Vor allem weil die Klausuren in der Schule kein Ende zu nehmen scheinen... Lieb, dass ihr mir helfen wollt ;)

Ja, zum reden habe ich meine Freundin, die hört mir echt stundenlang zu, kann mir aber verständlicherweise nicht wirklich weiterhelfen. Ja, ich glaube Du hast recht Lonely, ich muss genauso gleichgültig wirken wie alle anderen hier. Ich hatte also beschlossen, das zu ändern. Naja, meine Oma (väterlicherseits) hatte Mama und uns Kinder zum Grillen eingeladen, blöderweise aber auch Papa. Da ich dachte Oma wäre "neutral", habe ich sie und Papa zur Seite genommen um endlich mal zu reden... Aber von wegen neutral... Die beiden fingen an, auf mich einzureden, was Mama alles falsch gemacht hätte und dass sie Schuld an der ganzen Sache sei! Irgendwann war ich so wütend, dass ich anfing zu heulen. Sie brachten meinen ganzen Argumenten so viel scheiße entgegen!! Die haben mich einfach übergangen und sich gegenseitig darin bestätigt, dass allein Mama Schuld wäre. Irgendwie hat Papa sich total von Oma beeinflussen lassen, denn vorher hatte er ja noch ganz anders geredet... Naja, als Papa bemerkte, dass mir die tränen nur so runter liefen, war er ganz schnell weg, ich also mit Oma alleine. Und jetzt kommt das, woran ich immer wieder denken muss: Sie fragte, warum ich denn nur an mich denken würde und es Papa so schwer machen würde. Er sei ja jetzt die ganzen Jahre für uns da gewesen und es ist absolut verständlich, dass er jetzt was für sich alleine tun muss. So in Richtung Selbstverwirklichung. Oh man, ich hasse sie so dafür.... meine liebste Oma...

Ok, ich bin wieder in die äußerliche Gleichgültigkeit zurückgefallen, aber innerlich wird irgendwas in mir zerfetzt... Ich hab ne tierische Wut auf alles und jeden... Darum wäre es auch nicht gut, meinem Hobby nachzugehen. Ich hab nämlich ein kleines Schnuffelpferdchen, aber wir haben ständig irgendwelche Auseinandersetzungen, sie ist nämlich erst vier. Und irgendwie spürt sie, wenn ich schlechte Laune habe und dann geht absolut gar nichts mehr, was meine Laune auf keinen Fall besser werden lässt.

Ich bin so antriebslos, unmotiviert und deprimiert, weil ich das Gefühl habe, dass ich nichts mehr auf die Reihe kriege. Und das macht mich wütend auf mich selbst. Oh je, wie werde ich diese Gefühle bloß je wieder los?

Danke an alle, die bis hierher durchgehalten haben... werde jetzt ins Bett gehen und vor morgen Abend nicht mehr aufstehen. Endlich Wochenende, da kann man seiner Unmotiviertheit uneingeschränkt nachgehen.

LG, Sarah
Du solltest das Leben nicht so ernst nehmen, lebend kommst Du da sowieso nicht mehr raus... =)
Lonely
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 204
Registriert: 14. Mai 2006 13:43

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von Lonely »

Hy Sarah!
Schön das du dich mal wieder meldest, auch wenn das Thema absolute Sch.... ist.
Ja, Ruhe, die Kriegt man in dieser Zeit kaum, es sei den man Verschaft sie sich. Weis ja nicht, hast du ein eigenes Zimmer. Wenn ja, Tür zu, Cd-Player an und tun worauf man gerade Lust hat (die Welt fällt deswegen schon nicht ein, auch wenn man das manchmal glaubt). Solange es nicht auf totale "Arbeitsverweigerung" (verzeih das wort aber was besseres fällt mir nicht ein) raus läuft, ist das OK.
Ich fürchte ich muss dich vorwarnen, derartige Versönungsversuche (und nix anderes war das), kommen bestimmt noch öfter vor, meine lieben Anverwandten haben es auch versucht (genau genommen tun sie es noch heute), hab nach einigen geschmissenen Familienfesten gesagt das ich mir das nicht antue und bin nicht mehr erschienen bzw. gegengen wenn meine Mutter da war (man muss dabei allerdings beachten das zu dem Zeitpunkt schon eine Klage von mir gegen meine Mutter im raum stand, was die Sache ganz sicher nicht entspannt hat. Versuchs also schlicht und ergreifend zu klären wie du zu dieser Geschichte stehst. Mehr kannst du nicht tun, so traurig das ist. Was dein Vater und deine Oma mit dir gemacht haben war echt mies, kann verstehen das dich das mitgenommen hat (durfte ähnliches erleben). Ich sag dir jetzt eins, HÖR BLOS NICHT AUF DAS WAS SIE SAGEN. Ich glaub nicht das du selbstsüchtig bist, du machst dir um alles sehr viel mehr gedanken als du müsstest (bist weder erwachsen noch mitverursacher). Aus irgndwelchen seltsamen gründen neigt die Famile dazu sich auf Seiten zu schlagen und macht es damit nur noch schlimmer (ich streite hier nicht ab das man eigentlich nur helfen will). Ich weis das Tröstet kein bisschen und es tut umso mehr weh wenn die Lieblingsoma sich so gegen einen wendet (und das hat sie) aber es hilft die geschicht zu verstehen . . .
Die geschichte mit der selbstverwirklichung hab ich auch gehört, sehr amüsant. Hab das letzte mal als mir den Hund einer Verkaufen wollte nur gemeint das Midlivecrisis und selbstverwirklichung nich sonderlich viel mit einander gemein haben. Hab festgestellt das viele Scheidungen, die nicht wegen sucht oder gewalttätigkeit des Partners passieren, meistens mitten in der Midlivecrisis eines der Partener auftreten. Da hört jemand seine bio-uhr ticken, blickt zurück, fragt sich soll das alles sein und tickt aus. Weis ja nicht wie alt dein Vater ist, aber in anbetracht würd ich sagen passt das schon in etwa. Es gibt zwar einige wenige fälle wo das mit Selbstverwirklichung hinhaut das sind aber auch die, wo sich der Partner, dann bemüht so wenig Schaden wie möglich zu machen und das seh ich in diesem Fall nicht.

Wut ist OK und normal. Solange sie nicht das Leben beherscht. Versuch doch mal deine Wut zu nutzen! Investiere sie in was (wenn auch nicht grad in Racheakte, ich dachte da an was produktives :) ) und wenn du in deinem Reistall im alleingang die Boxen ausmistest, braucht kraft, hilft anderen und erleichtert das einschlafen (und schaden machst du so auf keinen Fall).
Thema Pferdchen :). find ich klasse hätt auch gern eins gehabt, füher. Nutz seine anwesenheit doch auch aus um dir zu helfen. Versuch nicht es zu reiten (eigeritten dürfte sie mit 4 Jahren doch eigentlich sein oder) oder mit ihr anderweitig zu arbeiten, das gibt wie schon festgestellt eh nur Stücken. Hau dich doch einfach mal zu dem Pferd in die Box und lass dich von ihm Trösten (klingt jetzt ganz leicht irrsinnig, hab aber durchaus die erfahrung gemacht das Tiere das manchmal viel besser können als menschen). Hat auch gleichden Vorteil das es eure angeknackst beziehung wieder auf vorderman bringt.
Versuch nicht diese Gefühle krampfhaft loszuwerden, je mehr du das nämlich tust, klammern sie sich an dich. Lass den dingen Zeit, solche wunden verheilen nicht von heut auf morgen und schon gar nicht verschwinden die Symptome einfach so. Nur zeit und ein bissel mitarbeit von dir (die du schon dadurch leistest das du dich mit dem Thema auseinandersetzt und unter anderem auch hier schreibst) können dir hier raushelfen.
OK, ein letzter vorlauter rat noch: Geh gegen diese verdammte antriebslosigkeit vor! Davon wird auch nix besser (wobei sie zugegebener maßen sehr angenehm ist). Such die eine beschäftigung, steck dir ei ziel das du erreichen willst. Nur lass dich nicht fallen. Das macht es nur noch schwieriger . . .
LG
Lonely
The future belongs to those, who believe in the beauty of their dreams.
Benutzeravatar
mamuletta
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 11
Registriert: 2. Juni 2007 21:29
Wohnort: ..

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von mamuletta »

Hallo LittleMissSunshine!

Ich bin ein wenig entsetzt über deinen Bericht. Vor allem, weil erst keiner mit dir redet und dann alle auf dich einreden...

Ich bin 39 Jahre und befinde mich auch in der Trennungsphase. In 4 Wochen ziehe ich aus unserem erst vor 4 Jahren gebauten Haus aus und nehme beide Töchter mit (14 J. + 8 J.). Mein Sohn möchte (unverständlicherweise) bei seinem Vater bleiben. Verstehen kann es keiner. Erst recht nicht seine Freunde, denn keiner mag´ seinen Vater. Aber mein Sohn erhofft sich vor allem eins: Den ganzen Nachmittag sturmfreie Bude (er ist 16 Jahre) und "so richtig die Sau rauslassen". Ich war anfangs sehr traurig darüber, aber jetzt warte ich einfach ab, denn das kann nicht gut gehen! Außerdem hat sich mein Mann bis vor ca. einem halben Jahr nichts aus seinen Kindern gemacht. Das ist mitunter für mich ein Trennungsgrund. Seit 2005 habe ich den Entschluß gefaßt, brauchte aber noch 1 Jahr, um selbst wieder aus dem tiefen Loch herauszubekommen und mich selbst zu mutivieren. Auch ich habe meinen Kummer in Alkohol ertränkt, allerdings beschränkte sich das immer nur auf die Abendstunden - ging aber verdammt viele Monate so. Jetzt bin ich wieder sehr stabil und habe neue Ziele. Vor allem, daß ich nach über 1 Jahr endlich eine schöne, helle Wohnung für 3 Kinder gefunden habe, war echt nicht einfach. Für meinen Sohn halte ich einen Platz frei, denn ich denke, er wird noch nachkommen, da er sich in den letzten Jahren mit seinem Vater immer nur gestritten hat.

Die kleinste Tochter weiß es erst seit Ostern und ihre Tränen haben uns beide als Eltern bitter berührt. Die zwei Großen wissen es schon über einem Jahr. Aber jetzt so kurz vor dem Umzug treten plötzlich Probleme auf: Meine große Tochter kommt nicht damit klar, daß ihr Bruder nicht mit in den Nachbarort ziehen will. Sie weint viel und ist verzweifelt. Mein Sohn ist auch seltsam ruhig und fast schon "gefügig" meinem Mann gegenüber. Irgendwie bizarr das Ganze...

Ich habe immer versucht, offen mit meinen Kindern zu reden und möglichst alle Fragen zu beantworten. Auch so in etwa erzählt, warum ich mich trenne.

Der Grund ist, daß ich all´ die Jahre immer nur gegeben habe und nie was zurückbekam. Gaaanz am Anfang schon noch ein wenig, aber nachher hielt er es nicht mal für nötig, mal nach mir zu sehen, wenn ich den ganzen Tag krank im Bett lag. Essen und Trinken mußte ich mir selbst besorgen. Alles war ihm irgendwie immer zu lästig, so daß ich ihn kaum noch um etwas bitten mochte. Auch wenn ich krank war, mußte ich die Familie bekochen. Er kaufte sich im 2. Ehejahr einfach ein Motorrad und fuhr, wenn er am Wochenende Lust dazu hatte, einfach weg. Zum Ausspannen. Und ich saß - wie schon unter der Woche - alleine mit meinen (bis dahin noch 2) Kindern. Unternehmungen fanden höchstens 10 mit der ganzen Familie statt. Wenn die Kinder nicht schnell genug mit dem Rad waren oder der Aufbruch von zu Hause bis zum Zielort (mit Packen/Getränke/Essen etc.) zu lang und zu nervig war, war die Radtour vom Tisch... danach die Inline-Skater-Fahrten auf dem Radweg ebenfalls. Also habe ich all´ die Jahre mit meinen Kindern alleine etwas unternehmen müssen. Sei es schwimmen, Kindergartenfeste, Schulveranstaltungen (er war bis heute auf keiner!!) usw. Ich war die Familie - nicht WIR!

Obwohl ich auch immer halbtags arbeiten gegangen bin, hatte ich immer das Gefühl, in seinen Augen nicht genug zu leisten. Da kamen auch mal Sprüche, wie: Das bischen Geld, das du verdienst... Nur haben wir genau von diesem Geld unsere Lebensmittel gekauft.

Ich könnte noch soo viele Punkte aufzählen: Fakt ist, daß er mir über die Jahre das Gefühl gegeben hat, minderwertig zu sein. Eine Eheberatung hat er seit mindestens 10 Jahren abgelehnt und somit ziehe ich endlich die Konsequenzen. Inzwischen hat er mit seinem Egoismus und der Kälte die Liebe zu ihm so nach und nach abgetötet (was ich ihm gegenüber auch immer gesagt habe). Vor ca. 5 Monaten ist er aus seinem Dornröschenschlaf erwacht - mein kalter Mann weint tatsächlich vor meinen Augen. Und ich habe dafür kein Mitleid. Zuviele Tränen habe ich all´ die Jahre vergossen, bin heulend ins Bett und heulend wieder aufgestanden.

Und trotzdem versuche ich meinen Kindern gegenüber neutral zu bleiben. Ich beleidige ihn nicht in ihrer Gegenwart und mache ihn nicht schlecht. Wenn sie ihr Herz bei mir ausschütten, kritisiere ich seine Art oder das, was er zu ihnen gesagt hat. Aber ich mache ihnen immer wieder verständlich, daß ich mich nicht zwischen ihnen und dem Vater stellen werde. Auch nicht bzgl. der Verwandtschaft von seiner Seite. Meine große Tochter hat jetzt schon Angst, daß sie auf keine Familienfeste ihres Vaters gehen darf, was ich natürlich für völligen Quatsch halte. Ich will auf keinen Fall, daß meine Kinder für die Trennung in irgendeiner Art und Weise verantwortlich gemacht oder bequatscht werden!! Ich WILL, daß sie da rausgehalten werden und sollte meine Schwiegermutter noch einmal einen Satz zu meiner 14-jährigen sagen, wie: "Rede doch mal mit deinen Eltern, vielleicht bleiben sie ja dann doch zusammen.", werde ich echt zum Tier!!! Dieser Satz hat ihr nämlich auch sehr zu schaffen gemacht. Auch ist es für mich kein Thema, daß die ganze Familie (auch der Vater und seine Verwandtschaft) nächstes Jahr zur Kommunion meiner jüngsten Tochter kommt. (Auch wenn ich echt froh bin, meinen Mann bald los zu sein und er nicht mehr Teil meines Alltags ist.)

Ich bin daher wirklich entsetzt, wie alle mit euch dreien umgehen. Ich rate dir auch immer wieder: Suche das Gespräch, egal mit wem! Manche Städte bieten auch bei der "Lebensberatung" oder "Caritas" Gesprächskreise für Scheidungskinder an. Suche dir Hilfe! Schlucke bloß nicht alles runter! Halte NICHT deinen Rücken für Erwachsene hin. DU hast nichts mit der Trennung deiner Eltern zu tun. Dein Schmerz ist jetzt schon groß genug; das macht es wirklich nur schlimmer.
Benutzeravatar
Dreamcatcher
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 15
Registriert: 27. Mai 2007 11:42
Kontaktdaten:

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von Dreamcatcher »

Hey LittleMissSunshine!
Ich habe nicht so etwas wie du durchgemacht.Allerdings bin ich auch ein Trennungs-/ Scheidungskind und habe unter der Trennung meiner Eltern sehr gelitten.Bei mir äußerte sich dies allerdings nicht in Fressattacken/Schlalosigkeit/Absacken der schulischen Leistungen sondern durch Angststörungen(Verlust-/Trennungs-/Versagerängste).Auch meine Eltern gaben sich am Anfang Mühe mir zu helfen und mich nicht als Waffe oder Schutzschild etc. zuz verwenden.Doch trotzdem hatte ich immer tief in mir das Gefühl an der Trennung Schuld zu sein,obwohl das natürlich absurd ist und ich das eigentlich auch garnicht fühlen wollte. Ich kam dann für zwei Jahre auf eigenen Wunsch in psychologische Behandlung,was mir sehr half, da ich mich meinem Psychologen anvertrauen konnte und er mich durch professionellen Rat unterstützen konnte.Ich kann dir nur raten,dir Hilfe zu holen,egal ob professionell oder einfach nur ein Ohr,das gut zuhören kann.Das kann dir nämlich helfen deine Seele zu reinigen und du kannst auch in Ruhe über die Probleme (mit) deiner Mutter reden und ihr so vielleicht helfen.Außerdem ist es auch schon ein Anfang dich hier anzumelden!
LG
dein Dreamcatcher
Viel Glück beim Bewältigen deiner Krise!!
Es gibt nur einen richtigen Weg: deinen Eigenen!
Benutzeravatar
LittleMissSunshine
Forumslehrling
Forumslehrling
Beiträge: 23
Registriert: 20. Mai 2007 00:05
Kontaktdaten:

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von LittleMissSunshine »

Hachja mamuletta, Deine Tochter wäre ich nur zu gerne ;) . Ich glaube, ihr macht alles richtig bei euren Kindern!!


Naja, da man aber leider die Frau als Mutter hat, die man hat wird der Wahnsinn wohl nie aufhören....

Ich war am Samstag im Jugendzentrum unserer Stadt und hab mir sagen lassen, dass es einen Gespächskreis für Scheidungskinder gibt. Der war heute. Wir saßen dort zu dritt rum, mit einem absolut kaputten Typen. Die beiden anderen waren 12 und 14. Ich habe kein Wort gesagt und werde mich da 100%ig nie wieder blicken lassen.... Brrrrr... Dann sterbe ich lieber als armes Scheidungskind.... So geht das doch nicht! Sollte ich mich beim Bürgermeister beschweren gehen? Nein, Scherz....

Was ich mich immer wieder frage: Wie kann man sich so aufgeben wie meine Mutter? Sie schminkt sich sogar, wenn er uns abholen kommt, das hat sie vorher nie gemacht. Wie kann sie immer noch hoffen, dass er zurück kommt? Er wohnt bei seiner Neuen (die ich übrigens immer noch nicht kennenlernen durfte), hat auch noch ne eigene Wohnung, ein eigenes Auto und und und... Nachdem er sie dann (zur Begrüßung) in den Arm genommen (!!!) hat und mit uns weg ist, geht sie ins Schlafzimmer und heult mal wieder.
ER WIRD NICHT MEHR ZURÜCK KOMMEN!!! Soviel steht fest.... aber was solls... Die Kerle stehen Schlange bei Mama, also wenn sie´s irgendwann einsieht... Dann habe ich einen Stiefpapa.... Hat auch nicht jeder.... Schade dass ich mir meine Stiefmutter vorenthalten wird...


Mein Gott, wie gut dass das nicht zynisch klingt...
Schuldigung, ist einfach zu spät

LG, Sarah
Du solltest das Leben nicht so ernst nehmen, lebend kommst Du da sowieso nicht mehr raus... =)
FSapiatz
Forumsexperte
Forumsexperte
Beiträge: 956
Registriert: 16. Juni 2006 14:18
Wohnort: Hauptstadt :D

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Sarah, ein liebes hallo auch an alle, die inzwischen hierher gefunden haben! =)

Weißt Du, Sarah, Zynismus ist an sich nicht problematisch, jedenfalls dann nicht, wenn auch eine gesunde Portion Ironie bzw. Selbstironie dazu kommt...! Vielleicht war´s ja gestern Abend wirklich etwas zu spät, oder ?!
Du durchlebst ein absolutes Wechselbad der Gefühle – ich denke, es wäre mal an der Zeit, dass Du Dich (und sei es nur für ein paar Stunden) einfach mal „raus nimmst“, Auszeit... . Hättest Du dafür die Möglichkeit? Alleine oder mit Freundin irgendwo hin fahren, neue Gegend – einfach mal ´raus.
Ich staune manchmal selber, wie anders die Zeit vergeht, wenn man so etwas tut! Da kann die Zeit von Samstag Morgen bis Sonntag Abend richtig lang (und schön) sein... .

Wie laufen die Prüfungen? (Diese Frage richte ich an Dich, Sarah und auch an Dich, Lonely :) )

Ich sende Euch ganz liebe Grüße zu und verbleibe mit einem lieben :winken:

Frank
Lonely
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 204
Registriert: 14. Mai 2006 13:43

Re: Meine Mutter kommt nicht über ihn hinweg

Beitrag von Lonely »

Hy an alle!
@Sarah eine gehörige Portion ironie und zynismus sind in dieser Sache gar nicht so falsch denk ich. Mir hilfts ab und an weiter. Muss nur aufpassen das ich kein fieses mieses Biest werd. :)
@Frank: Prüfungen hab ich noch nicht. Die kommen erst demnächst. Werd aber mal verlauten lassen wie sie gelaufen sind!
LG Lonely
The future belongs to those, who believe in the beauty of their dreams.
Antworten