Wiedersehen

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Liebste Andrea,

Cat Power, deren Cover von Wonderwall ich vor zwei Jahren rauf und runter hörte, singt jetzt Willie und ich weine wie ein Schlosshund. Ein bisschen übertrieben die Formulierung, ich weiß, aber die Reaktion ist’s auch und deswegen, warum nicht? Der emotionale Wasserspeicher ist übergelaufen und es schwappt in großen Wellen über den Rand und ich laufe barfuß durch die großen Pfützen, mache Pirouetten, wie damals, als ich klein war und lache und weine. Schreckliche Metaphorik, keiner weiß, was das nun genau heißen soll; mein damaliger Deutschlehrer hätte es „ein bisschen zu ehrgeizig“ genannt. „Versuch’s einfacher“, hätte er gesagt, auch weil er ein CDU-Wähler ist und zu gut erzogen, um das Wort Scheiße zu benutzen. Ich an seiner Stelle hätte es aber.

In 10 Tagen beginnen hoffentlich die nächsten drei Jahre meines Lebens. Und es ist fast so als würde in diesem begrenzten Zeitraum jegliche Problematiken meines Erwachsenwerdens konzentriert; als müsste ich all die Hürden, die ich sonst in großen Abständen zu überspringen gewohnt war, dicht gedrängt in Rekordgeschwindigkeit nehmen müssen. Ich bin optimistisch, versteh mich nicht falsch. Aber das ist gerade jetzt ein bisschen zu viel für mich. Ich musste meinen Vater um viel Geld bitten, den Vater, der es, obwohl er mittlerweile weniger als 200 Meter Luftlinie von mir entfernt wohnt, immer noch nicht schafft ein vernünftiges Verhältnis zu seiner Tochter aufzubauen. Meine Mutter verschuldet sich hoch und ich frage mich, ob es das wert ist. (Und werde ungerechtfertigt fuchsteufelswild, wenn Eileen mich fragt, die ganz und gar von ihren reichen Eltern finanziert wird, ob ich nicht noch mal für ein Wochenende mit ihr nach Berlin fahren möchte.) Ich habe Angst weg zu gehen, für die letzten sechs Monate war das hier mein Rückzugspunkt und trotz der Zukunftsungewissheit ging es mir so gut, wie lange nicht mehr. Ich habe Angst, wieder zu versagen. Ich habe Angst, meine Mutter käme ohne mich nicht zurecht. „Bist du zufrieden mit deinem Leben?“ rutschte es mir gestern zwischen Drogendealer-Tatort und Schnittchenessen heraus. Sie schaute mich an und sagte: „Du weißt gar nicht wie sehr“ Sie drückte meine Hand und ich hätte am liebsten wieder geheult. „Und du?“ fragte sie, und ich musste daran denken, wie ich mir in letzter Zeit aus gegebenen Anlässen Gedanken um meine Gesundheit machte und mir überlegte, wie es wohl wäre, bald sterben zu müssen. (Krank, oder?) Ich dachte dann immer, und selbst wenn, ich hatte doch ein wirklich passables Leben. „Total“, sagte ich und musste nicht lügen. Es stimmt. Ich bin zufrieden. Nicht nur mit meinem Leben, sondern auch – mit den ein oder anderen Abstrichen natürlich – mit mir. Nicht, dass ich nicht hadern würde, aber selbst das, selbst diese Unwegsamkeiten lassen mich fühlen, wie schön das vielleicht auch ist. Es geht viel schief, aber die Miesepetersicht aufs Leben, die Eileen fleißig pflegt und manchmal sogar so Deprisachen sagt wie, „Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich manchmal lieber gar nicht geboren“, geht mir ab. Ich spür das nicht so. Sondern habe sogar vielleicht durch die Verluste das Leben besonders lieb und weiß es in all seinen Schönheiten und Hässlichkeiten mehr zu schätzen.

Bist Du das eigentlich? Zufrieden mit Deinem Leben? Oder ist das zu sehr pseudo-esoterischer Kram? Und Du machst Dir über so was keine Gedanken?

Mein Zimmer hier lasse ich so wie es ist. Das ist kindisch und vielleicht lasse ich mir damit auch ein Hintertürchen offen, aber egal. Ich habe endlich ein Zuhause und ich will zurückkommen können und das spüren: Zu Hause zu sein. Auf Picassos Sleeping Woman über meinem Bett gucken und rechts daneben die Einöde im Wind hin und her schwanken sehen können. Stelle ich mich eigentlich an? Es sind doch nur 200 Kilometer. Kein Beinbruch, oder? Du weißt das doch. Du bist doch schon erwachsen.

Alles Liebe, meine Liebste,
Jytte

P.S: Der Internetrelevante Kram kommt natürlich mit. Ich bin also zwar in der skandinavischen Abgeschiedenheit – okay, nicht wirklich – aber durchaus mit der Welt verbunden. Und hoffentlich auch mit Dir.
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Manchmal, vor allem wenn ich leicht angesäuselt bin, male ich mir aus, Leuten, die mir dann gerade etwas bedeuten, einen Sampler zu brennen. Wenn ich dann so im Bus sitze und in die Dunkelheit starre, auch so wie gerade, überlege ich, welche Songs zu den Leuten passen würden und trotzdem etwas von mir transportieren. Ein Gefühl, eine Sehnsucht, die Zerissenheit, und die Sehnsucht, die Sehnsucht ja, Verlorenheit und Sehnsucht nach dem... was auch immer... dem Ankommen. Ankommen, nein, endlich angekommen sein, nicht mehr herbeisehnen, einfach sein, keine Sehnsucht mehr. Höchstens nach Sehnsucht.

Please please please von den Shout out louds wäre auf der CD.

Ich werde das Thema nicht wieder aufkochen, aber Alex hätte am 23. August Geburtstag gehabt, wenn nicht und so.
Ich saß im Bus, weil es a. geregnet hatte und b. (hört, hört) es sich abzeichnete (falsches Tempus, ich weiß), dass der Abend ein wenig feucht-fröhlich würde, denn mein Ex-Chef in spe lud zu meinen Ehren zum Spanier ein. Und da ich letztens schon ein kurzes Intermezzo mit - man glaubt es kaum - NETTEN Polizisten hatte, die mich nachts um fünf aufm Rad anhielten und pusten ließen, und meine BAK von 1,62 Promille nicht zum Anlass nahmen, Maßnahmen des Ordnungswidrigkeitenrechts (u.a. Führerscheinsperre) zu ergreifen, dachte ich mir, dass ich mein Glück mal nicht überstrapazieren sollte. Und dass der Alkohol noch mal mein Verhängnis sein würde.

By the way, ich bin natürlich klar, ein wenig Altbierbowle, kein Schnapps, easy beats. Und Something in the way.
Nichtsdestotrotz, meine (bald Ex-)Sekretärin erzählte eben noch von ihrem ehemaligen Salsa-Lehrer, der bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen ist.
Die Welt ist gefährlich da draußen. Vielleicht hilft das Pflegen von Elling-Neurosen ja irgendwie. Beim Überleben zum Beispiel.

Doch Über-Leben, um derart profane Dinge geht es ja meistens nicht. Es geht um den Teil hinter dem "Über", etwas, das wir vielleicht zuweilen "über" haben, aber noch lange nicht im Überfluss. Leben und nicht nur das, sondern mit Leben gefülltes Leben. Mit Leben füllen. Haben heute schlaubergerische Nachwuchsjuristinnen in meinem Kurs gebraucht, "um den Begriff mal mit Leben zu füllen..." schlaubergerten sie und heraus kam nichts. Gequirlte Kacke. Blah-blah-Dankeschön.

Liebe Nightingale,

auch wenn ich so rumbiestere, ich mag das Thema Deines Beitrags. Zufriedenheit. Toll! Das hier ist Leiden auf hohem Niveau, wie das Deiner reichen Freundin Eileen. Nein. Ach. Ich weiß auch nicht.
Das ist alles eine Ambivalenz, ich bin oft zufrieden mit allem. Aber dann - in der Tiefe des Wortes - doch nicht. Hier die kümmerlichen Tatsachen, mit denen - ich muss es schreiben! - ich das Ganze "mit Leben fülle"(!!!, vor allem, wenn man dann zur Mit-Lebens-Füllung eine abstrakte Definition heranzieht!): Heute zum Beispiel. Wir waren Essen, weil ich den Lehrstuhl verlasse. Ich verlasse den Lehrstuhl, weil ich am 28.08. nach Berlin gehe. Ich freue mich auf Berlin. Und ich hasse es, den Lehrstuhl zu verlassen.
Das ist mein Arbeitsplatz, mein Chef, mein Büro, meine Bibliothek als mein zweites Wohnzimmer, meine Uni, mein Ort, mein "place to be". Und ich muss mich so langsam (wie alle!) abnabeln. Das hätte schon vor drei Jahren geschehen können. Andere in meinem Alter arbeiten schon (und zwar so richtig). Andere verstecken sich nicht hinter akademischen Projekten, geben die Dozenten-Hanswurst für die unteren Semester, andere stellen sich dem Arbeitsmarkt, der zurzeit ganz wild hinter Überdurchschnittlern her ist. Andere Leben andere Leben - die mich auch nicht zufrieden machen würden.
Was heißt hier auch? Ich bin glücklich mit meinem Leben, mit meinem Mori, der gerade drei-Bier-besoffen hier rein strunkelte, und den ich jetzt erstmal zum Abendessen verdonnerte. Es gibt noch Gemüseauflaufrest. Das schmeckt leckerer als es sich anhört und macht mich glücklich. Und zufrieden. Dass ich Dinge mit meinen eigenen Händen schaffen kann, die ein wohliges Gefühl in Mund und Magen machen. Reicht doch schon zum Glück.

Ich bin aber auch unglücklich und unzufrieden, weil ich - und da treffen wir uns wieder - nicht so recht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Gerade jetzt durchströmt mich so ein Gefühl, das sagt, das hier ist richtig, das sagt, Du hast schon so lange nichts mehr geschrieben, was Dein Herz berührt hat. Oder das eines anderen. Wenn ich mir dann vorstelle, dass ich mein Ziel zu schreiben, doch weiter umsetzen sollte, schreit der Juristenkopf: Wofür all die Mühen? Der Schweiß, die - ja verdammt! - die Tränen?! Wofür hast Du jahrelang um Anerkennung gekämpft, die Du jetzt auch erhältst, jetzt könntest Du Dir von manchen Leuten echt den Arsch wischen lassen, und Du denkst allen Endes daran, das wegzugeben? Für ein paar Zeilen, für das gedruckte Wort, das ohnehin vergänglich und immer weniger Leuten zugänglich ist. Weil sie sich selbst nicht lassen, weil sie keine Ohrensessel mehr kaufen und sich keine Zeit mehr nehmen für die Worte, die andere an sie richten, für das, was nach Innen dringt, und woher weißt Du das so genau, ach ja, Du bist ja selber einer von Ihnen, immer Internet, immer aktualisieren, immer Emails an Leute, die Fragen schicken zu Sachthemen und die die Rufe ihres Herzens immer weniger wahrnehmen.

Das ist das, was mir persönlich zu Zufriedenheit einfällt.
Nightingale, es hört nie auf. Es wird immer einen Widerspruch geben zwischen dem, was Innen ist, und dem, was Außen kämpft, da kann man sich selber so nahe kommen wie man will. Wenn man eine Person ist, die den Widerspruch in sich trägt, wird Nähe zu sich selbst kaum helfen.

Ich höre grad Pills von The Perishers und Mori macht das Bett. Es riecht nach Gemüseauflauf. Aber das habe ich ja so gewollt. Das ist Teil meiner Zufriedenheit, und das ist, bei allem Zynismus, wirklich so.

Ach Nighti, ich hab Dich lieb.
Und ich werd auch in den vier Monaten Berlin versuchen, hier zu sein.
Wir haben voraussichtlich erst kein Internet, aber wozu gibt es alles andere.
Mach es gut meine Liebe, Du schaffst den Aufbruch. Die Juristin hat Tipps für die Finanzfragen, nicht saugut, aber immerhin. Ich melde mich bald noch mal.

Deine Feather
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Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Von Dir inspiriert, brutzelt meine Gemüselasagne im Ofen; ich lief noch mit flinken Sprüngen durch den Regen und pflückte eine von den Riesen-Zucchinis, die wild hinter den Kuhställen wachsen. Es ist wunderbar gemütlich, draußen hört es nicht auf zu plattern und die musikalische Begleitung zu diesem Bilderbuch-Regensamstag sind Death Cab for Cutie. Sie singen If there's no one beside you/ When your soul embarks/ Then I'll follow you into the dark, im Fernsehen läuft irgendeine Olympiazusammenfassung und ich will hier nie nie nie weg.

"Du siehst müde aus. Und sorgenvoll", sagte die Freundin, die ich ein bisschen als Eileen-Ersatz erkoren habe, obwohl man sowas nicht macht, oder es wenigstens niemandem verrät. Sorgenvoll trifft es ganz gut. Ich bin bis oben hin zu damit, jetzt gibts auch noch Probleme mit meiner Unterkunft, und ach, ich kann mich nicht freuen. Der Zweifel klopft an, mach ich das Richtige? Kann ich das durchhalten? Dann ist da aber auch die Gewissheit, dass ich das durchziehen werde, und wenn ich später emotional humpelnd da raus komme, ich halte stand, nicht zuletzt weil das Gut und die Frauen hier, von meinem Vater ganz zu schweigen, total aus dem Häuschen sind, dass ich das mache.
Dann waren wir Donnerstagabend noch tanzen und während der Stress alle Vorfreude erdrückt, merke ich auch, dass ich was ändern muss, dass ich auch die Menschen hier, die Zeit mit meinen Freunden nur dann genießen kann, wenn ich weiß, dass es vorwärts geht. Und ich nicht ewig auf der Stelle trete.

Du hast also Recht, dass wir unser Leben mit Leben füllen müssen, rand voll, diesmal ohne Sorgen, aber gerne mit ein bisschen Schmerz und Leid - man will seinen Enkelkindern schließlich auch was zu erzählen haben später. Wir müssen was riskieren, ausprobieren, erkunden, diesmal Du Berlin und ich Dänemark, und morgen dann wieder woanders sein. Nicht rastlos sein, das mein ich nicht, aber nicht die Angst gewinnen lassen. "Fang nicht mit Angst an. Fang an.", schrieb ich Nils letztens, der jetzt in Holland studiert und auch ein bisschen sorgenvoll ist. Ich will leben, leben bis die Knie blutig sind.
Auf dem Boden des Arbeitszimmers des alten Mannes sah ich einmal ein Bild, so Jugendstilzeug, Plakatmalerei, es sah ein bisschen nach Alfons Mucha aus, aber da stand auf deutsch: "Ich will ein Jasager sein!". Als ich ihn darauf ansprach, meinte der alte Mann, es ginge für ihn um das Bejahen des Lebens. Damals fand ich das schön, auch wie er fluchte und sich ein bisschen verriet, als er vom "Scheißleben" sprach. Heute glaube ich sogar, es ist - in all der Jungenhaftigkeit, die er sonst an den Tag legte - eines der ehrlichsten und klügsten Dinge, die er zu mir sagte.

Mit Hadern meine ich aber auch genau das, was Du beschreibst: Unzufrieden sein mit sich und auch oftmals mit dem Leben, dann wieder diese ganz seltenen Momente haben, da dieses tief wohlige Gefühl von innen kommt und einen durchdringt, weil gerade - jetzt! Genau jetzt! - alles wunderbar ist. Glück ist ja leider so, das zieht selten die Schuhe aus und bleibt für nen Kaffee. Da muss man stark bleiben und kämpfen und luxusleiden. Nur dürfen wir den Blick aufs große Ganze nicht verlieren und gucken, was unter dem Strich an Schönem eigentlich da ist und wenn das Gemüseauflauf und ein regnerischer Samstagnachmittag ist, gerne, nehmen wir auch. Das große Ganze ist nämlich voll von Tollem, einem wunderbaren Mori zum Beispiel - da kann man doch sogar gelegentlich den Selbstzweifel und die Unzufriedenheit wegpacken.

Please Please Please shoutet es jetzt von den Loud-Sprechern (oh mann, wie schlecht), der Teller ist leergegessen und mein Kater, der die Reste abschlecken durfte, liegt nun, ja, genau, zufrieden und zusammengerollt auf meiner Wolldecke. Vor knapp zwei Jahren im Oktober hörte ich das dank Dir rauf und runter und es hat für mich trotz des flehentlichen Tons 'Fightsong'-Potenzial. Damals machte es mich stark und meinen Rücken gerade, während ich mich oft so hilflos fühlte. Jetzt fummelt mir niemand mehr am Herzen rum, es sind andere Dinge, die mich hilflos machen und mich zum Straucheln bringen und wieder muss ich mich ein bisschen zwingen, daran zu glauben, dass ich das packe, dass ich stark bin, eigentlich, ja und eigentlich hilft das auch ein bisschen.

Mach's mal gut, meine Liebe, lass den Kopf nicht hängen, Berlin rockt schließlich und überhaupt, das wird toll.
Daran glaub ich wirklich.
Kuss.
Nighti
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Hallo meine Liebe.

Schön, dass ich Dir Inspiration in Form von Gemüseaufläufen rüberschicken kann. Das ist schön. Das ist gesund und wärmt von Innen. Und von außen, so lange noch alles im Ofen ist, und der Käse blubbert und in der Behausung ein wohliges Gefühl verbreitet.

Ich habe Moritz im Rücken. Das stimmt echt, ich glaube, er würde gern fernsehen, hat aber pietätvoll den Ton runtergedreht. Das ist nett von ihm, und ich sollte mich schämen, einfach REM mit "The ascent of Men" anzuschalten, aber manchmal braucht man einfach etwas mehr "Yeeeeeeeeeeeeeeeeeeaaaaaaaaaaaaaahyeeeeeeeeeeeeeeeeeeahhhhhhhhhhhhyea-ha" im Leben.

Obwohl hier eigentlich alles roger ist. Ich war mit Sonja gerade Essen im Cafe Med, ein In-Schuppen am Hafen (ja-ha, sowas gibts hier, wenn auch klein), es war lecker und es gab Parmesan satt und Gemüse auf Pizza und Nudeln. Sonja ist mir echt ans Herz gewachsen. In unserer Halbrealwelt hat sie sogar ein kleines Fotoalbum angelegt, das den Namen "A. und ich" trägt. Eben drückte sie mir Fotos und eine Abschiedskarte in die Hand. Ja, seufze ich, bald ist Berlin. Plötzlich hab ich alles so lieb gewonnen. Plötzlich ist da nichts mehr von "War all the time", auch wenn Thursday es gerade geben, plötzlich sind alle versöhnt oder versöhnerlich.

Alia hat gestern angerufen.
Hätte ich ja nicht gedacht. Normalerweise bin ich nicht so passiv, aber in dieser Sache fehlte mir einfach die Kraft. Kraft, mich einzudenken in ihre Neurosen (und ich meine das keineswegs abfällig, habe ich doch selber welche - und all meine Freunde - entschuldige - auch), Kraft, ihre Anschuldigungen auszuhalten oder ihre verborgenen Spitzen, aber jetzt... Jetzt hat sie angerufen. Weil sie, ich zitiere wörtlich, mir "alles Gute für Berlin wünschen" wollte. Welch' Förmelei, aber naja, letztlich ist der Anlass ja gleich und außerdem rechne ich es ihr hoch an, dass sie ihren Stolz überwunden hat. Denn eigentlich wäre es verdammt noch mal mein Job gewesen, mich zu melden, aber you know...
Naja, allzu herzlich war es dennoch nicht (sie hat sich bspw. mit einem "Ciaociao" und nicht mehr mit einem Schmatzer verabschiedet - letzteres ist okay, ersteres naja), aber ich darf auch einfach nicht solch hohe Erwartungen haben. Und so bete ich mir vor, dass es mich freuen muss (und das tut es ja auch), dass wir sofort wieder über alles offen reden konnten - über alles, außer über uns. Vielleicht ist es das, was mich fremdeln lässt. Es ist so krass, man redet und redet und redet, tauscht intime News aus, über die Dinge, über unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Nur unsere Beziehung, die bleibt im Dunkeln. Da wird nicht reingeleuchtet, nicht gefragt, warum das letzte Gespräch über ein halbes Jahr her ist. Im Gegenteil, jeder verkauft sein Leben als gut. Bzw: Das ist es ja auch. Seit Sonja und ich mehr auf Augenhöhe sind, Jule an meiner Seite, dazwischen noch die kleine Französin aus Paris (mit der ich heute mal wieder Kaffee trinken war, sie ist zu Besuch), seither ist hier das eingetreten, was auch Du nicht aussprechen magst. Jemand hat einen Platz eingenommen. Und das beruhigt mich fast - hat doch Alia selbst die zerschnittenen Bänder zu zwei Freundinnen wieder geflickt. Und von außen - vielleicht auch von innen, vielleicht aber auch im Zusammenspiel mit Alia - wirken die beiden viel cooler, viel individueller und aufregender als ich. Die eine so super-indie (Stichwort Gruppe "Ich bin so stark indie, ich hör mir leere Kassetten an") mit stranger Vergangenheit und cooler Frisur, die andere auch mit cooler Frisur und lebensfüllendem Studium in Häääämburg!, schlagfertig, witzig, Mensch-Hasi-ich-hab-Dich-lieb-mäßig. Hört sich das eifersüchtig an?

Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich nicht so gut darin, Eifersucht, ich registriere Dinge - und das war in Bezug auf Alia und andere Freundinnen ganz schön viel. Bspw. kommt Alia wohl auch nach Berlin, aber hey, in erster Linie, um eine andere Freundin zu besuchen. Hat sie hier auch schon mal gemacht. Mit der Indie-Person, keine Zeit für mich, aber hey, versteh' ich ja. Registriere, speichere und zahle dann vielleicht irgendwann unbewusst heim. Bspw. indem ich mich ein halbes Jahr nicht (zurück) melde, ohne selber den Grund dafür zu kennen.

Tumble and fall meinen Feeder dazu. So isses wohl irgendwie. Und auch so gehen wir nach Berlin. Ich freu mich schon, am Donnerstag ist es so weit, aber es ist ja auch irgendwie ein Stück zurücklassen. Sonja hat mir eine traurige Karte geschrieben, mit einem "Spaghetthi mit Radicchio"-Rezept vorne drauf, das wohl dran glauben muss, wenn sie mich besucht.

Jetzt noch etwas ganz Wichtiges: The Rest, von Picasso, hängt über unserem Sofa. Sie ruht sich da aus und lädt andere dazu ein. Ich bin ja fast vom Stuhl gefallen, als ich das bei Dir gelesen habe.

Meine Liebe,
ich bin abgespannt.
Die letzten Tage waren hart, Kuchen backen, Tschüss sagen und kein Ende, dazu heute noch ne Fünfstundenklausur (ganz ätzende Geschichte), ich freu mich auf die Kissen. Mori ist inzwischen eingeschlafen und der Fernseher läuft noch immer ohne Ton. Heute kam übrigens "Into the wild" an. Der wird in Berlin geguckt. Und ab dem 05.09. sollte ich Internet haben, wenn das klappt. Bei Dir übrigens auch?

So brechen wir beide auf in einen neuen Abschnitt. Deiner wird länger als meiner. Und ich bin mir sicher, Du packst das. Du findest Dich und andere.

Alles Gute.
Jetzt habe ich es auch gesagt.
Aber es kommt von Herzen.

Deine Feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

In meinem Unvermögen mich mit den technischen Unwegsamkeiten auseinanderzusetzen, geschweige denn sie zu lösen - man ließ mich einfach nicht rein - begann ich mit einem Brief an Dich, den ich heute am Strand verfasste. Mittlerweile ist das Problem gelöst und jetzt gibs Hackse, sozusagen die literarischen Reste der letzten Tage, inklusive Depritext, die ich zusammen in einen Pott werfe und Dir vorsetze, verzeih. Auch die Nachricht heute früh. Hoffentlich bekommst Du keinen Schreck, wenn das große Kabel aus der Hauptstadt in die Welt gelegt ist und Du diese spleenige Version der zartbesaiteten Nachtigall vorfindest. Das wird wieder, glaube ich.

"Liebe Feather", schrieb ich also heute morgen nach knappen vier Stunden unruhigen Schlafs, "Liebe Feather, ich schreibe Dir vom kleinen Steinstrand aus, den es hier um die Ecke gibt. Mit einem Alice Schwarzer Buch auf dem Schoß und einem etwas älteren handgeschriebenen Brief von Dir, der mich in meiner Selbstzweifelsnische, in der ich vor ein paar Wochen kauerte, besonders berührte und den ich jetzt als Lesezeichen benutze, als Erinnerung an das Weise und Erwachsene da draußen, sitze ich in der dänischen Spätsommersonne und bin glücklich wie schon viel zu lange nicht mehr. [So so. Wirklich? Ein paar Stunden will ich diese doch gewagte Behauptung nicht streichen, vielleicht aber relativieren. Was ist schon glücklich, was zufrieden? Da wären wir wieder, Feather. Es gibt sie halt diese Momente, heute in der Morgensonne, das war einer: Da war's schön.] Die Wellen plätschern lustig und die Segelboote fahren mit Motor in den Fjord. Der Wind gibt heute nichts her. Es ist ruhig und seicht und sorglos. Das obwohl die Eindrücke niederprasseln, alles neu und ungewohnt ist. Hin und wieder stellt mir meine elende Schüchternheit ein Bein, dann aber gibt es Abende wie gestern, bei denen ich, wohlgemerkt mit der Unterstützung vom Herrn Alkohol, ungezwungen sein kann, Kontakte schließen und fröhlich sein kann. Wir tanzten sogar, plapperten und tranken. Nach einem halben Jahr trauter Heimeligkeit im bekannten Kreis fallen mir doch große Unterschiede auf, und da geht es nicht in erster Linie um das feuchtfröhliche Studentenleben, sondern auch darum, dass ich aufeinmal diesen Klotz Zukunft los bin, den ich die letzten Monate herumschleppte. Sicherlich, die Zukunft ist noch immer ungewiss, aber ich mach hier was, was mir gut gefällt, etwas von dem ich glaube, dass es drei Jahre meiner Zeit wert ist. Erst mal keine Grübeleien mehr, was wird, allerhöchsten noch wie, ich habe angefangen. Ich habe endlich wieder angefangen. Als mich dann Eileen und Chris besuchten und wir mit Blick auf dem Hafen in dem kleinen Studentenkreis feierten und ich in einer Diskussion von Eileen aufgefordert wurde, entweder mit den beiden einen ruhigen Abend zu zweit zu verbringen oder in der Menge der mir eigentlich Fremden ausgelassen zu sein, da wäre ich am liebsten geblieben. Bin ich natürlich nicht. Wir hatten dann wirklich noch schöne Stunden und ich genieße die Gegenwart der beiden und doch merke ich auch, wie ich gerne nach vorne will. Raus da, vorpreschen, Neues, Neues, Neues. Sie fuhren dann schon gestern heim und ich konnte ungestresst auf besagten Geburtstag gehen und unbesorgt mein eigenes Ding machen. Ist das unfair? Wahrscheinlich schon. Wahrscheinlich ist das aber auch der Lauf der Dinge.
Neu ist auch David. Ich kenne ihn nicht und begutachte ihn eigentlich nur aus der Ferne, lasse mich ein bisschen von den Mädels aufziehen, typisch weibliche Beschäftigungstherapie eben. Doch dann waren Freitag auf einmal Blicke da, gestern kam er auf mich zu, "Wer bist Du eigentlich?", wir rasselten mehrmals aneinander, ich blieb befangen und zurückhaltend und versuchte objektiv die Situation abzuschätzen, wechselte aber mein Urteil im Laufe des Abends von echtem Interesse zu unschuldiger Neugierde an meiner Person. Als ich ging und ihn fragte, wie lange er noch bleiben wolle - er wohnt ja hier bei mir - da zögerte er kurz. Blieb aber dann. Und ich ging mitsamt Korb und seinem suchenden Blick auf meiner verschlossenen Miene, einem Blick den ich verzweifelt zu interpretieren versuchte. Ich weiß gar nichts. Einerseits hat mich meine Intuition selten getäuscht und die sagt mir, chancenlos bin ich nicht, andererseits höre ich von Janna, wie er noch spät mit Freddy einen zog und bekifft nach Hause wankte (was soll das überhaupt?) und überhaupt, gegen letztere komme ich nicht an. Egal, alles egal, seit N. ist mir kein richtiges Kribbeln mehr unter gekommen, kein "Herzschluckauf", wie ich es in einem beste Freundinnen Gespräch formulierte. Letzte Nacht war es - trunken oder nicht - wieder da. Schwach, kleine Hickser nur, aber da tat sich was und darum gehts. Der Rest ist mir Schnuppe. [Stimmt nicht. Stimmt nicht. Ich suche in den Fenstern des Blocks gegenüber nach seinem blonden Wuschelkopf, finde ihn aber nicht.] In meinem Herzen jedenfalls, da geht noch was. [Stimmt.Stimmt!]

Da hörte ich auf, klappte mein Buch zu und flanierte zurück unter den Buchen entlang. Du siehst, ich bin zurück, ich Emotionshungrige. Leben mit Leben füllen. Weil's sein muss und wir wahrscheinlich auch nicht anders können.

Ein paar Tage zuvor schrieb ich folgendes an Dich - und sende es der Vollständigkeits halber mit, auch wenn vieles eine Wiederholung ist. Du sollst ja auch die Entwicklung sehen und das ich mich hier mache und nicht Trauerkloß forever bin.

Liebste Feather,

eigentlich sollte ich mich um meine Sprachübungen kümmern und eigentlich weiß ich auch, dass Dein Zugang zur Virtualität bestimmt noch wackelt, aber trotzdem – „tropsdem“, sage ich jetzt immer, wie damals als ich klein war und Heimweh hatte. „Du kommst ja mal wieder zurück!“, „Tropsdem!“ – Dir zu schreiben ist in den letzten Jahren ja doch eine Konstante gewesen, die mir Halt gegeben hat, egal wo ich mich, auch emotional, rumgetrieben habe. Jetzt brauch ich diese umso mehr, denn während Hamburg damals irgendwie Heimat war, ist die Küste hier noch eine ganz andere, eine stürmischere, wildere, auch wenn’s nur die Ostsee ist.

Ich höre jetzt dieses alte Jay Z-Teil (ist das von ihm? Ich hab davon ja sonst keine Ahnung) „It’s a hard knock life“, mit dem Kinderchor, das ich als ich 13 oder so war, mit schlechtem Englisch nachträllerte und jetzt aus unerfindlichen Gründen wieder ausgegraben habe. Die Tage hatte ich einen Ohrwurm und passend zu meinem Empfinden, dass alles wirklich nicht so einfach ist, bekam ich es nicht mehr aus meinem Kopf.

Das Heimweh hat mich erwischt. Albernes, kindliches Heimweh, nach Mama und ihre schützende Hand. Schon bevor ich losfuhr war es ganz schlimm und als ich dann für drei Tage zu Hause war – es war das schön sonnige Wochenende, das Gut strahlte in all seiner spätsommerlichen Pracht – wollte ich nie wieder fort. Jetzt hat die Uni begonnen, seit 3 Tagen bin ich in meinem Zimmer und ich füge mich. Tränen flossen nur kurz heute, ich hatte Kopfschmerzen und mein Bruder schrieb mir süße Aufmunterungen. Sonst ist eher stumpf innen drin und das ist gut so. Wäre es anders, wäre ich zu sehr aufgerieben vom Neuen, ich wüsste nicht, ob ich es aushalten könnte. Ich hatte das so ja noch nie. Ich bin ja immer brav zu Hause geblieben.

Wenn ich ehrlich bin und über die graue Wolke hinausgucke, die ich momentan noch über meinem Kopf mit mir herumtrage (obwohl auch der dänische Süden seine hässliche Regenfratze zeigt)[Jetzt nicht mehr! Jetzt zeigt er sein makeloses Strahlelächeln], ist es schön hier. Es ist winzig, mein Studiengang ist geballte Mädchenpower und während meine Freundin Janna, die ich aus der Heimat mitgebracht habe, – erzählte ich Dir das überhaupt? Janna war in meinem LK, wir kommen aus der gleichen Ecke und sind uns, wenn auch grundlegend verschieden, irgendwie vertraut – super extrovertiert ist, auf alle zugeht und nach ihren Namen fragt (und sie wieder vergisst), sich mit den Mädels gleich verschwestert, habe ich es eindeutig schwerer. Das immer erst mal beobachten müssen, sich herantasten müssen, ist hier hinderlich. Natürlich, ich gehe auf Leute zu und fühle mich nicht automatisch als schüchterne Außenseiterin, aber diese Ungezwungenheit, das bekomme ich nicht auf Knopfdruck hin, das dauert bei mir zu lange. „Was heißt hier ‚zu lange’“, meinte Eileen am Telefon, „Du brauchst halt Deine Zeit – das ist doch gut.“ Vielleicht hat sie Recht. Vielleicht sollte ich mich selbst nicht so unter Druck setzen.

Denn es geht auch so, ruhig und besonnen. Im Tiefpunkt rief vorhin dann meine Fast-Nachbarin an (sie wohnt im Gang über mir) und wir aßen zusammen Abendbrot. Zusammen kochten wir typisch deutsches Wohlfühlessen, während um uns rum zwei Inder ihren Gott bekochten, dem sie das Essen vor einem Elefantenkopf opfern müssen (frag mich nicht) und eine Chinesin Zwiebeln schnippelte. Das ist schon toll, alle sind kommunikativ, teilen sich mit und sind offen für alles Neue. Diese geballte Wucht an Sprachen und Kulturen haut mich um, es ist unheimlich schön und spannend. Meine Retterin in der Einsamkeit heißt – Trommelwirbel! – Andrea (wen wundert’s?), gestern fuhren wir am Hafen durch den Regen und guckten im Unicafe eine Hollywoodschnulze. Dann merke ich, in diesen wolkenlosen Momenten, dass es auch hier gut werden kann.

Jetzt am Wochenende kommen Eileen und Chris und bringen ein bisschen Heimat mit, ich bin mir sicher das hilft. [Hat es!]

Aber sag schon, wie ist es bei Dir? Schon an die Hauptstadtluft gewöhnt? Und wo wohnt ihr jetzt eigentlich? Du musst mir mal Deine Adresse geben, damit ich Dich mit Touristenkarten bombardieren kann. Hach, Berlin, das war auch bei mir eine große Verliebtheit, diese Stadt ist einfach besonders. Es gibt soviel auszuprobieren, zu erleben (zum Beispiel den besten Scharwama aller Zeiten, den wir in der Nähe vom Tacheles in uns hineinfutterten und ich ungelogen dachte, das war’s, so was gutes werde ich in meinem Leben kein zweites Mal essen. Ach, das Tacheles, bei dem ich, in Hommage an den Film Jenseits der Stille, am helllichten Tage vor der Graffitiwand auf und ab hüpfte und mich mit Nils vor fraglichen Kunstwerken fotografieren ließ. Irgendwann muss ich da mal wieder hin…) Ich hoffe, ihr könnt das genießen. So wie es aussieht, auch online in Deinem Fotoalbum, wird’s Euch wohl so schwer nicht fallen.

Ich denk ganz oft an Dich, nur damit Du das weißt. Vor zwei Tagen, ich war zum ersten Mal hier am Strand, da dachte ich, gefangen in all der Sentimentalität, die die Ferne und das Meer mit sich bringt, wie schön es ist, Menschen zu haben, die Nähe schenken. Das tust Du, egal wie weit entfernt wir sind.

Küsse!

Jetzt ist wirklich Schluss, wir wollen noch Spagetti kochen und uns von dem just angeschafften Männerkummer befreien, oder ihn zelebrieren, wissen wir noch nicht genau. Lasst es Euch gut gehen und meld Dich mal,
alles Liebe,
Jytte
Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Liebe Feather,

der Ostseewind bläst, gestern schon fegte er mich fast vom Fahrrad; ich fuhr mit einer Hand, die andere fest an die Kapuze geklammert. Das Buchenwäldchen hinten am kleinen Steilufer bebt, der Herbst rüttelt an den Zweigen und nichts bleibt, wie es ist.
Und auch wenn wir uns immer vornehmen, nie mit schlechter Metaphorik zu beginnen, hier jetzt ein Prachtexemplar, denn, pass auf, meine Wolke 7 ist in einer der Böen letzter Nacht verloren gegangen.

Verloren gegangen stimmt natürlich nicht ganz. Ich hab mitgeholfen und er wohl auch. Mit diesem Paradebeispiel an postpubertärer, emotionaler Unbeständigkeit wollte ich das Forum endlich wieder beglücken. Auch weil ich Lust habe, es ein bisschen aufs Scheidungskinddasein zu schieben, darauf, dass ich auch nicht gelernt habe, wie’s richtig geht. Das ist lahm, das wissen wir mittlerweile, aber was Besseres fällt mir nicht ein.

Doch erst zu Dir: Hat Dich der Stress jetzt endgültig verschluckt? Oder ist der Hauptstadtwind genauso gnadenlos? Hast Du warme Kleidung, meine Liebe? Kommst Du gut durch den Herbst, was meinst Du?

Zwischenzeitlich besuchtest Du mich heute in meinen Träumen, Du warst Gefährtin, Verbündete. Ich hatte dreieinhalb Millionen Euro gestohlen (woher die Zahl kommt? Frag mich nicht.) und war auf der Flucht, nicht allein, jemand war bei mir, Du, dann Eileen, dann Nils und viele namenlose Gestalten. Ich konnte nicht hierher zurück, nicht zurück in mein Zimmer, weil ich wusste, dort findet mich die Polizei. Die Nacht war schrecklich, unruhig, und ich verbrachte sie bei mir. Nicht bei ihm, obwohl sie dort begann. Wir waren beide ziemlich betrunken nach der großen Feier im Stadthaus, er besonders und als wir dann vor seiner Tür standen, zögerte ich. Ging schließlich hinein, um nach fünf Minuten aus seinem Bett zu klettern und mit nackten Füßen über die Gänge zu mir zu huschen.
Ich kann Dir nicht sagen, wie ich mir selbst, mit meiner Unsicherheit und meiner Bindungsangst auf den Zeiger gehen. Alles, jede seiner Bewegung, jede Geste wird von mir bewertet, ich mache nur Schritte auf ihn zu, wenn ich weiß, er wartet auf mich mit offenen Armen. Scheint er unsicher, zögernd, ziehe ich zurück und verschließe mich. Ich will nicht wieder fallen, nicht wieder versagen. Nicht die Doofe sein, die es nicht hinbekommt. Oder zurückgelassen wird. Dann bin ich lieber diejenige, die es gar nicht erst versucht.

Grund für das emotionales Desaster war ein kleiner Moment, 10 Sekunden nicht mehr. Wir hatten einen schönen Abend gehabt, obwohl er so betrunken war, dass er zwischenzeitlich Eiswürfel in meinen Nacken steckte. Wir tanzten, er trug mich herum, zog mich auf seinen Schoß, küsste mich. Dann, F. und ich saßen am Eingang zum Raucherhof, kam er und lehnte sich über uns, stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab und schaute zu uns herab. [Ach, ich vergaß, kurz vorher schlug ich ihm angetrunken vor, er solle doch die Mädels abchecken (yeah, I’m sixteen again!), woraufhin er schwankend herumging und ein paar Mädchen mit einem How’re you doin’? anflirtete und trunkene Gespräche begann.] Jedenfalls hang er über uns, eher noch über F. Die beiden schauten sich an, es wurde still, sein Kopf kippte tiefer und sie hatte ihren in den Nacken gelegt. Ich saß da mit verschränkten Armen und drehte den Kopf in die andere Richtung. „Ich bin wohl doch ziemlich betrunken.“, sagte er dann nach einer Zeit. Ich stand auf und ging. Er zog noch an meinen Handgelenken, F. rief meinen Namen, ich sagte, ich wolle Jonna tschüss sagen und verschwand. Später kam ich zurück, sie saßen noch nebeneinander und ich verabschiedete mich. „Ich fahr nach Hause.“ Er stand auf: „Ich komm mit.“ Auf dem Rückweg fuhr ich zehn Meter hinter ihm, der Wind peitschte meine blonden Haare wild um mein Gesicht. Eine Kapuze hätte da auch nichts mehr gebracht.

Es ist nichts passiert. Aber verstehst Du meinen Punkt? Ich will nicht mehr kämpfen müssen, keine Angst haben müssen. Ich will, dass man sich bewusst für mich entscheidet. Und dann alles klar ist. Auch dass wenn ähnliche Situationen entstehen, ich nicht an die Decke gehen muss, weil ich weiß, da ist nichts. Das macht er nicht. Aber ich weiß gar nichts.

„Ich weiß nicht, ob das klappt, David.“, sagte ich dann gestern Nacht, als er mich fragte, warum ich ginge. Ich saß auf seiner Bettkante und er aufrecht im Bett. Ich sah in seinen Augen, wie anstrengend er versuchte gegen die Betrunkenheit anzukämpfen. „Wir reden darüber ein anderes Mal, ja?“ sagte ich, küsste ihn und stand auf. „Morgen?“, fragte er. „Morgen. Oder so.“ Ohne ein Wort schloss ich die Tür hinter ihm und weinte peinlich als ich kurze Zeit später in meinem Bett lag.

Na, was meinst Du? Klingt das nicht ausgezeichnet? Wie verrückt kann man eigentlich sein? Und ab wann sollte man es lassen, die ganzen Zwischenmenschlichkeiten, Verwirrungen, Reibungen? War ich nicht vielleicht doch ganz gut aufgehoben in meiner Isolation auf dem Gut? So viel konnte ich da nicht anrichten – und auch keiner mit mir. Jetzt ist es zu spät.

Meine Liebe, komm mal zur Ruhe, wenn es die Zeit zulässt. Versprichst Du mir das? Business-Woman kann man auch später weiterspielen. Feather-Sein ist hin und wieder wichtiger. Aber was erzähle ich Dir das, Du weißt das besser als ich.

Ich drück Dich und Danke, dass Du Depri-Nighti aushälst. Wenn nicht, wegklicken.
Alles Liebe,
N.
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Es war nur eine Frage der Zeit. Ganz bestimmt. Und die Zeit ist heut gekommen.

Hach Nighti,
seufze ich in Gedanken, und meine Augen füllen sich nicht wieder mit Tränen. Oder doch? Sie tun weh, und das, weil ich heute so viel geweint habe wie schon seit Langem nicht mehr. Weil heute das innerliche Zähne-Zusammenbeißen und Runterschlucken sein Ende gefunden hat.
Ich war heute zum ersten Mal bei einer Therapiestunde.
Das musste ja so kommen.

Vielleicht unter anderem auch, weil ich trotz ernst gemeinter Beteuerung die Bindung hier, zu uns, zu unserem Forum verloren hatte. Früher, da habe ich ja auch viel einstecken müssen, aber da konnte ich mich immer hier ausheulen. Und verarbeiten, selbstreinigen, mir Mut zusprechen (lassen).
Aber nein, machen wir uns nichts vor. Sie hat mich krank gemacht. Krank gemacht und den Weg hierhin versperrt, denn das Internet meide ich, seitdem sie mich Anfang dieses Monats mit diesen verletzenden Hass-Emails überzogen hat, total.
Vielleicht - wahrscheinlich sogar - fiel ihr Terror aber auch auf fruchtbaren Boden. "Anpassungsstörung", befand die sympathische, gelassene grauhaarige Therapeutin heute im Wege der Schnelldiagnose - und ich muss erstmal nachlesen, was das bedeuten soll. Jedenfalls keine Depression, betonte sie. Das soll besonders gut sein.

Eigentlich geht es mir ja auch gut. Ich habe mein Leben hier mit Mori, einer friedfertigen Sonja (das war ja auch nicht immer so) und mit Jule läuft es auch total gut. Aber das, was da Alia seit insgesamt zweieinhalb Jahren und seit November als Psychoterror abzieht, hat mich echt mürbe gemacht. Ein seelisches Wrack bin ich, das an nichts anderes denken kann, als wie es sich noch gegen den abstrusen und in sich unlogischen Vorwurf verteidigen kann. Anstatt mit der Sache endlich abzuschließen und einen Schlussstrich zu ziehen.

Auch wenn die Therapeutin es nicht so ausdrücklich gesagt hat, hat sie mir täglich eine Dreiviertelstunde "Nighti" verordnet. Will heißen: Ich soll den ganzen Tag versuchen, die Gedanken wegzuschieben (können vor lachen! Ich hab mich wirklich total verrannt!) und sie dann zu einem fixen Zeitpunkt innerhalb einer Dreiviertelstunde loszulassen und aufzuschreiben. Und das Täglich. Zehn Tage lang. Dann sehen sie und ich uns wieder und sehen gleichzeitig, wie schlimm es wirklich ist. Wobei ich mich nicht daran erinnern kann, dass ich jemals unter einer solch drangsalierenden Spirale im Kopf zu leiden hatte. Die ganzen Vorwürfe, Forderungen und Beleidigungen sind einfach zu krank und zu hässlich. Als hätte sie mich schon immer gehasst. Total durchgedreht.

Wie oft habe ich in den vergangenen Tagen gewünscht, ich hätte Deine Hormone. Vielleicht hätte ich Angst ob der Folgen, vielleicht sähe ich aber auch instinktiv alles gelassener und würde diese kranke Sache endlich loslassen. Ich schicke erstmal ab. Von den 45 Minuten sind erst 15 vergangen. Aber ich werde es durchziehen und alle Gedanken rauslassen. Weil ich am Verdrängen zerbreche. Und wenn es zu hässlich wird, bekommst Du hier eine Privatmail.

Ist das okay für Dich?
Ich werde viel über mich schreiben müssen, aber denk ja nicht, dass ich Dich dabei vergesse. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an Dich und ... denke und mich nicht frage, wie es euch wohl geht.

So, und jetzt kurz die A-Störung nachschauen.

Liebe Grüße über die Grenze

Feather
Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

so, das wars, der Rest war privat.
Liebe Grüße!
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Rosa Luxemburg
Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Liebe Feather,

ganz kommentarlos kann ich dieses plötzliche Auftauchen natürlich nicht vorbei gehen lassen. Ein Auftauchen mit Pauken und Trompeten und Therapiestunden. Du kehrst nicht zurück, ohne das es kracht, natürlich nicht, so ist Feather nicht: Sie kommt nicht wegen Nichtigkeiten, sondern ruft aus Abgründen. Und das ausgerechnet hier auf der Plattform unserer Vergangenheit, wenn’s ein bisschen geschwollen klingen darf. Und das darf es. Ein 10-Tage Revival erlebt man schließlich nicht alle Tage.
Wobei ich vorausschicken muss, dass ich mir sicher bin – sicher, Feather! – dass sie die Therapie braucht. Für die nächsten Jahre am besten. Damit sie normale, wohlgesinnte, liebenswerte Menschen wie Dich in Ruhe lässt. Aber so bist Du nun mal, arbeitest an Dir, wenn die Baustellen eigentlich bei anderen liegen. Was für Baustellen auch…

Was ich nicht verstehe, oder vielleicht gerade doch, was vielleicht schwierig ist zu verstehen, wenn man vergisst, wie der Mensch eben ist, handelt, lebt, ist die Tatsache, warum Du Dich mit der überhaupt noch abgibst. Gedanklich vor allem. Klar, die Freundschaft war lang und dann schmerzen hirnlose Vorwürfe eben doppelt, dreifach, supertief, aber jetzt muss doch Schluss sein. Mit ihr. E-Mails löschen, das Echo ihrer Wahnsinnigkeit aus dem Kopf verbannen. Weil es Dir doch gut geht, so wie Du Dein Leben lebst. Wenn sie nicht wär’, die plötzlich neben Dir auftauchte wie das zornige Teufelchen und Dir Zweifel ins Ohr flüstert. Scheiß drauf ist meine Devise. Ich weiß, das ist so einfach gesagt und eigentlich nicht zu realisieren, vor allem wenn der Terror schon so fortgeschritten ist. Aber mann, Du bist doch stark. Was will die eigentlich? Die kommt doch nie an Dich ran.

Wahrscheinlich ist das auch ihr Problem.

Man sieht auch wieder, wie empfänglich wir für Selbstzweifel und (bescheuerte!) Kritik sind, kaum werden wahllos Lügen gesät (bei denen es - und dann bin ich mir fast sicher, obwohl ich natürlich weniger als ein paar Bruchstücke der ganzen Geschichte überhaupt erahnen kann – immer mehr um sie selbst geht, als um Dich. Das Wrack ist sie.) stolpern wir und schaffen es alleine kaum hoch. Dabei: Was kümmert es uns? Was Dich? Die Freundschaft ist hin, das ist vielleicht das wirklich Traurige, aber alles andere sind doch bloß Lügen, ist doch bloß fehlgelenkter Hass. Nichts was Dich angehen darf. Nicht wirklich jedenfalls. Nicht so, dass ich mir Sorgen machen muss, dass die Olle meine starke Feather klein kriegen könnte.

Würde das gehen? Jeglichen Kontakt abzubrechen? Oder ist sie zu verwurzelt in Deinem Freundeskreis? Und meinst Du, das würde was bringen? Die Zeit wirken und walten lassen und die Filme im Kopf zu stoppen und etwaige Narben, die die Wahnwütige Dir zufügte, verheilen zu lassen? Einen Abschluss für das Kapitel A. zu finden – und wenn es kein einvernehmlicher ist, dann immerhin ein endgültiger? Oder stell ich mir das alles zu einfach vor?

Egal wie verzwickt es ist, versprich mir, dass Du stark bleibst und daran glaubst, dass alles Lüge ist, nicht zweifelst an Dir. Nicht ihretwegen. Vielleicht hilft Dir die liebe Dame vom Fach, vielleicht gewinnst Du auch ein bisschen Unabhängigkeit gegenüber all den dunklen Gestalten, die unsere Wege kreuzen und uns zum Fallen bringen wollen. Dann hätte dieses Desaster und dieser Terror immerhin an einer kleinen Ecke etwas Gutes: Dass Du Dich nicht wieder zum Fallen bringen lässt durch andere, weil sie mit sich selbst und ihrem Leben nicht klarkommen.

Obgleich das nicht heißen darf, wie Du in Deiner verständlichen Schwarzmalerei schriebst, die sozialen Kontakte auf ein kontrollierbares Maß zu reduzieren, um so was besser vermeiden zu können. Zwischenmenschliche Rückschläge, unter denen ich das mal euphemistisch verbuchen würde, passieren nun mal, wenn wir Pech haben. Da hilft alle Kontrolle, alles Screening nicht. Aber was auch passieren kann, ist Wärme, ist Liebe, ist Zuneigung, ist Vertrauen. Und unterm Strich, Feather, wenn wir ganz ehrlich sind, geht Deine Gleichung was Letzteres angeht mehr als auf. Guck Dich doch um. Was kann sie dagegen denn schon ausrichten?

Außerdem – und jetzt spaße ich und hoffe Du verträgst es – wenn Dich alle verlassen und verstoßen haben, ich bin immer noch da. Auch wenn’s Monate dauert, dass wir von einander hören. Und ich ehrlich gesagt ein bisschen verlegen war, hier im Forum wieder in die Tasten zu hauen. Die Zeit. Mein Gott, wie viel Zeit. Obwohl’s nur ein paar Jährchen waren und trotzdem. Jetzt bin ich fast einundzwanzig und in meinem Bauch randaliert ein kleines Wesen. Ich kann nicht sagen, ob es anders wird, ob es wieder Momente geben wird, da ich mich dem 15-jährigen Mädchen von der ersten Seite näher fühlen kann als jetzt. Doch nun ist es fremd und es ist als läse ich eine Geschichte, die ich vergaß. Gut, dass sie hier steht, dass wir sie nicht vergessen können.

Mir geht es soweit gut. Wieder, kann man fast sagen. Ich bin krankgeschrieben und verbringe den Rest der Woche bei meiner Mutter zu Hause. „In behüteter Pflege“, wie sie ihr Krankenschwestertalent rühmt. Der Dienstag vor einer Woche, als ich mich mit fiesen Schmerzen in der rechten Seite und nach einer überstürzten Nachtfahrt ins Krankenhaus einliefern ließ, und die 7 Tage drögen Alltags dort sind fast vergessen. Dem Baby geht es gut, es tritt schon und wächst (auch wenn mein Bauch immer noch lachhaft klein ist), und auch ich und meine Nieren-Becken-Boden-Entzündung sind auf dem Weg der Besserung. Ein Schock war es allemal; dadurch, dass alles immer greifbarer wird, läuten bei Bemerkungen wie „Wehen“ und „Fehlgeburt“ nicht nur die Alarmglocken, sondern versichern mir, sollte das tatsächlich irgendwann der Fall sein, der Abgrund, der sich dann auftun würde, wäre bodenlos.

Du musst aber Deinem entrinnen, meine Liebe, gerne auch mit 10 Tage Nighti-Therapie. Auch wenn’s weh tut. Und sei es für Mori, die Mädels und mich. Und für das Knäuel. Schließlich will ich ihm irgendwann auch unsere Geschichte erzählen und dann auf die strahlende Lichtgestalt verweisen können, die irgendwo im Zentrum Deutschlands immer noch powert und cool ist und sich nie unterkriegen lässt. Und falls doch, zurückschlägt.

Mit voller Wucht, Feather. Nur nicht mehr weinen.

Ich hab Dich lieb,
Nighti.
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Die ersten sieben Minuten habe ich mit Lesen verbracht. Dich und mich. Das gehört dazu, sagt die nette Dame, wie Du sie nennst. Bleiben noch 28. 27 jetzt.

Ich bin so froh von Dir zu hören, meine Liebe.
Es ging mir echt ein wenig wie Dir, nach längerer Abstinenz wieder hier in unserer heilen Welt, in unserem Netz, zaghafte Schritte, weil man sich... weil ich mir ja auch irgendwie ein wenig blöd vorkomme, jetzt kommt sie wieder angekrochen, könnte man sagen. Aber so ist es nicht. Du fehlst mir schon lang. Und wer weiß, vielleicht hat das Ganze damit wieder einen Sinn. Auch wenn ich das - also Dir zu schreiben - auch hätte einfacher haben können,.

So. Kurzes Telefonat - Mons Ma hat angerufen - und jetzt noch Teardrops von Slut bei youtube. Weil es gut tut.
Die durchziehende Feather ist übrigens erst zu spät hier aufgetaucht. Zwei Stunden mit Sonja um die Wälle gewalkt, Walkie-Talkie sozusagen, den Klausurstress abgeschüttelt - diese Woche hieß es Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag antreten, und dann schummeln außer Mori und mir auch noch alle übelst (haben die Lösung vorliegen) - und ihr auch von gestern erzählt.

Slut machen weiter mit "If I had a heart", manchmal denke ich, ich habe zuviel davon. Zu viel Angriffsfläche. Du hast Recht, ich sollte meinen Status als konsequente Auf-Alles-Fuckerin wieder erlangen, aber wenn direkt neben dem Herzen gestochen wird, tut es einfach weh. Und wenn man so viele Gedanken eines Menschen parallel mit ihm gegangen ist, und er dann plötzlich verrückt wird, steht man plötzlich auch am Rande des Wahnsinns.

Ich hab sie auch gelöscht. Virtuell, keine Freundschaft mehr im VZ (hatte sie vorher schon gekündigt, kam dann vor Weihnachten wieder an und wollte einen auf alles toll machen - was ich ja auch schon komisch fand, und plötzlich dann wieder der totale Durchknall von vorher, keine Rede mehr vom Verständnis von Weihnachten, nur noch Hass, und ich-sag-Dir-jetzt-mal-was-für-ein-Stück-Dreck-Du-bist), "wie albern" schrieb sie, und "jetzt geh doch nicht in so eine Opferrolle". Alles klar, erst alles klein schlagen, und dann "Stell Dich nicht so an!" schreien.

Du hast Recht, ich habe es gut. In letzter Zeit realisiere ich das mehr denn je, nach teilweise harten Tagen in Berlin lebe ich hier Idylle, grüne Wälle, relaxte Menschen, einen stabilen Mori, unsere Familien verstehen sich und manchmal beschleicht mich so ein Nestgefühl, eine Sehnsucht nach eigener Familie und Nähe zu meinen Eltern und Freunden. Mit Henni war ich vor ein paar Tagen am Grab von Alex, stumm zwar, aber ich freute mich auch irgendwie, dass er endlich einen Stein hat. Vor zwei Tagen war sein Todestag, er fehlt immer noch.
Zynisch passend dazu gibt Morrissey nun "You have killed me". Mal sehen, was das kann.

Der schlechteste aller Themenwechsel folgt jetzt, verzeih', aber ich erschrak, als ich von Dir las. Nachts, Krankenhaus, wie heftig?! Von Nierenbeckenentzündung hab ich auch schon viel gehört, das soll fies sein, wie konnte das passieren? Aber gut, dass es besser ist. Lass Dich mal richtig gut gesund betüdeln! Das habt Ihr Euch verdient.

14 Minuten noch, mir fällt kaum was zu dem Thema ein. Wobei Du ja noch nicht viel weißt. Meines Erachtens ist alles auch nur so aus dem Ruder gelaufen, weil sie ihn dermaßen fertig gemacht und unter Druck gesetzt hat, dass er "alles (was überhaupt??) auf mich geschoben hat". Und sie tut ihren - verdrehenden - Teil dazu. Ich kann beim besten Willen nicht glauben, dass er gesagt hat, ich hätte ihn "angebaggert", denn etwas Falscheres gibt es überhaupt nicht. Wenn überhaupt sprach er immer sachte von "Zeichen", die er zu sehen gemeint, ich aber nicht gesendet hatte. Wie auch, da wir uns doch nur ein einziges Mal gesehen haben. Da war er an ihrer Seite. Und im Gegensatz zu ihr hatte ich noch nie mit dem Freund/der Affäre/oder dem Exfreund meiner Freundin etwas.
Naja, Du hast Recht. Aussperren aus dem Kopf. Das ist es echt nicht wert.
Zumal wir daheim auch verschiedene Freundeskreise haben, so dass ein Ausdemweggehen funktionieren sollte. Ein bisschen Sorge macht mir zwar das Zehnjährige Abi nächstes Jahr, aber mal sehen, ob da überhaupt was ist. Und wenn schon. Jetzt erstmal nach vorne blicken.

Unprofessionell soll ich übrigens auch noch sein. Wobei das nicht weiter erläutert wurde.
Du hast Recht. Von so einer kranken Tussi darf ich mir das Leben nicht kaputt machen lassen. Manchmal habe ich echt Angst davor, wieso es so weit kommen konnte, warum ich nicht eher Grenzen gezogen habe. Aber man hält etwas, das man lieb gewonnen hatte, manchmal vielleicht zu lange fest.

Ich sehe auch ihre Defizite. Ihre komischen Andeutungen, sie habe Angst, sei dumm, oder dass sie sich ohrfeigt, wenn sie Misserfolge hatte. Auch irgendwie panne.

Ja, meine Liebe, ich fremdele auch manchmal ein wenig mit uns, oder nein, das ist nicht richtig, ich sehe gern, welch lange Strecke des Weges wir schon miteinander gegangen sind, und freue mich über uns. Ende des Jahres hatte ich mal die stärkere Bestrebung, oder naja, ich hatte darüber nachgedacht, ob wir beide uns nicht mal in echt und in Farbe kennen lernen sollten, aber momentan bin ich einfach nur froh, wie ich Dich jetzt habe und dass ich weiß, dass Du da bist. Und Du hast Recht (ist das eigentlich mein häufigster Satz dieser Nachricht), ich darf mich nicht unterkriegen lassen und gewinne durch die Sache vielleicht ein wenig Stärke für die nächsten Krisen, die irgendwann unweigerlich kommen werden. "Wir sind einfach besonders emotionale Menschen", meinte Jule zu meiner Frage vor ein paar Wochen, warum verdammt noch mal ich das nicht hinkriege. Sie hadert oft mit ihrem Vater und hatte in der Nacht zuvor auch grübelnd wach gelegen.

Maybe I just wanna breathe
maybe I just don't believe.

Ich glaube wirklich, dass das mit uns etwas für die Ewigkeit ist, komme was wolle. Ich freu mich schon auf das Knäulchen, weiß man schon, was es wird? Mon und ich haben jetzt übrigens auch ein Kind, einen Patenjungen in Honduras, okay, ich weiß, das ist nicht ansatzweise das Gleiche, aber ich habe den Kleinen schon sehr ins angeknackste Herz geschlossen.

So, times ersma up.

Auf ganz bald, meine treue Seele. Morgen, früher Nachmittag.

Deine Feather

PS: Was umtreibt Dich sonst? Was macht D.?
Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Gestern wurde es nichts. Noch nicht mal meinen Zwischenruf, dass es nichts werden würde, konnte ich hierlassen, trieb mich die Wochenenduhr doch wieder in Windeseile von A nach B. Freizeitstress.

Ach Nighti,

eigentlich hab ich ganz gut entspannt gestern. Streifte lange mit Sonja durch die Stadt, über den Markt, durch die Gassen der Altstadt und schlug schließlich bei "Kauf Dich glücklich" zu. Einen violetten Vöglein-Pullover nenne ich nun zufrieden mein eigen. Gepriesen sei die Macht des Materiellen. Die Macht, Menschen, die innerlich leer sind, ein kleines Stück mit Glück zu füllen.

Naja, danach folgte die Heimfahrt, mal wieder fast den Zug verpasst und schwitzend und keuchend auf den schäbigen Polstern Platz genommen. Meine - ich zögere, zaudere, wie so oft im Leben - Freundin hat ihren 30. Geburtstag gefeiert. Sie ist zwei Jahre älter als ich. Früher waren wir ein Herz und eine Seele, von 16 bis 20 machte ich mit ihr die Stadt unsicher, teilte Glück und Leid. In der Zwischenzeit hat sie geheiratet, ohne dass ich - wie es eigentlich abgemacht war - den Trautzeuginnenpart übernommen habe. Sie hat heimlich geheiratet und ist jetzt unglücklich, weil ihr "Mann" (und immernoch klingt das komisch für mich) ununterbrochen in Asien weilt. Beruflich, seit der Hochzeit.

Und irgendwie, ich weiß auch nicht, es ist nichts vorgefallen, hatten wir uns über die Jahre ein wenig aus den Augen verloren. Das Band ist nie zerissen - sie war bei der Einweihungsparty und auch sonst hier, in Berlin, will wieder hierhin kommen, auch nach Spanien, wir telefonieren auch wieder öfter - aber es ist natürlich trotzdem so. Things change. Einen solch engen Kontakt wie er sich zu A. entwickelt hatte, hatten wir nicht mehr, aber doch... Ich fühlte mich immer komisch, wenn andere mich - es gab da nur A. und Sonja - vor anderen als ihre beste Freundin bezeichneten. Weil ich ja wusste, dass ich ja zu Hause... ach keine Ahnung, vielleicht auch, weil ich mich mädelstechnisch nicht entscheiden kann, ja, auch nicht muss (hier kommt eine Kindergartenfrage: Kann man mehrere beste Freundinnen/beste Freunde haben? Hast Du Dich das auch schon mal gefragt?), oder?

Naja, um es kurz zu machen, gestern Abend bei der Party - es waren hundert Leute da, ich kannte einige, aber nicht alle - hat sie mich mehreren Leuten mit "Das ist meine beste Freundin!" vorgestellt. Nighti, es kann sein, dass es mein allgemeines Zaudern ist, das mich innerlich, hinter dem Grinsgesicht, zucken ließ. Ich musste in dem Moment an A. denken, und wie sie mich auch so "präsentiert" hatte, und ich erschauderte, dabei kann man meiner alten Freundin aus der Heimat in keiner Weise einen "Vorwurf" machen. Sie war immer da für mich, immer zuverlässig (jedenfalls an meiner Seite; ihren Mann hat sie inzwischen mehrfach betrogen), und das all die Jahre. Ich sollte mich auf meine Wurzeln besinnen. Aber der Schock sitzt so scheißentief, es ist, als würde ich von ihnen gekappt und schwebte verbindungslos im Raum. Umgeben - Pathos-Taste ein - von Schmerzen.

Ich hab mich heute schon wieder so oft geärgert. Über alle möglichen Zitate von ihr "ICH werde Menschen immer extrem schnell extrem wichtig. Für Dich aber interessiert sich keiner!", wie kann man sich nur so selbst disqualifizieren? Welches Problem hat sie eigentlich? Noch 20 Minuten.

Naja zum x-ten Mal, es ist nach anfänglichem Auf wieder etwas schlechter geworden, ich weiß auch nicht. Die gedanklichen Widerhaken greifen, ich verschiebe sie dann immer auf diesen Termin hier, aber wenn ich mich selbst auch nicht dran halte?! Außerdem, das kotzt mich ja auch irgendwie an, die ständig andauernde Selbstanalyse, "Oh nein, ich hab schon wieder dran gedacht!", "Oh nein, werde ich das denn nie los?"

Morgen muss ich eigentlich fachlich reinhauen, ein Dozent hat mich gebeten, mit ihm gemeinsam einen Aufsatz zu veröffentlichen, und da muss ich morgen und übermorgen noch einiges an Arbeit reinstecken. Noch dazu ertrinke ich in Klausurkorrekturen, und am Donnerstag fahre ich bis Sonntag nach Berlin. Vielleicht tüte ich Dir dann ein paar Briefchen ein, fällt mir grad ein. Das geht ja auch. Schön im Café oder so...

Bist Du immer noch im Nest, oder stand schon die Rückreise an? Wie ist denn Dein Befinden, macht Schwanger-Sein wirklich entspannter? Gestern habe ich jemanden getroffen, der mein Herz mal vor Jahren (ich 16, er 18) zum Flattern brachte. Mit 22 ist er Vater geworden, die Phasen waren natürlich nicht immer leicht, aber jetzt hat er alles gut hintereinander. Wie oft ich gestern den Satz gehört habe "Irgendwann weiß man einfach, wo man hingehört". Ja, und ich bin dabei, das herauszufinden, und mich dort erstmal festzuzementieren.

Das ärgert mich auch. Ich habe mich einschüchtern lassen. Du hast Recht, es besteht dazu kein Grund. Aber aus Angst um mein Seelenheil will ich jetzt auch Nummer sicher gehen. Schwach, was? Oder ist das genau richtig? Erstmal Kraft schöpfen, und dann wieder angreifen? Aber dann sehe ich in Alltagssituationen wie angeknackst meine Flügel sind, wenn Mon bspw. mal im Spaß zu mir sagt "Boah, näh, Du lügst!", zucke ich innerlich zusammen und denke an die Vorwürfe von A., Du lügst, lügst, lügst... Dabei lügt sie.
Ich kann sie nicht mehr haben.
Nicht in meinem Kopf oder sonstwo.

Ich finde es nur so schade. Es passiert doch tausendfach in zwischenmenschlichen Beziehungen, dass einer dem anderen egal oder beide einander egal werden. Warum musste das so hässlich sein, so knallen und so respektlos über die Bühne gehen? Warum musste dieser Typ da so reinhaken? Ich kann ehrlich gesagt überhaupt nicht glauben, dass er sich jemals in mich verliebt hat, denn immerhin haben wir uns nie wieder gesehen und auch nur ein paar Mal telefoniert. Aber gut, das ist ja eh egal; egal, egal, egal, wahrscheinlich war es nur ein unwichtiges Gefühl im Sinne von Sekundenverknalltheit, und als er gemerkt hat, welche Wellen das schlägt, hat er das Spiel halt weiter gespielt. Aber er ist bei ihr ja jetzt derjenige, bei dem sie sich für ihr Verhalten entschuldigt hat, weil er "ja nichts dafür kann" und "nie den ersten Schritt gemacht hätte". So ein Schwachsinn. Ein paar Wochen vorher, bei ihrem versöhnerlichen Anruf, erzählt sie mir noch, wie peinlich er ihre Kolleginnen angemacht hätte. Was soll man da nur denken?! Nichts am besten. Wenn das so einfach wäre.

So. Der Text ist nicht toll, aber ich schicks mal weg.
Vielleicht findest Du ja auch noch mal die Zeit, ein wenig von Dir zu erzählen. Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. Du weißt ja, ich bin da.

Morgen nachmittag von der Uni aus, so zwischen 15 und 16 Uhr.

Liebste Grüße

Feather
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Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Die Blätter meiner Zimmerpflanze hängen müde herunter und zeigen eine ungesunde gelbe Farbe, der Topf mit den Nudeln steht noch da und die Bananenschale ist hart und braun und leblos. Das Zuhause, zu dem ich gestern Abend zurückkehrte, roch noch nach Krankheit und sah auch so aus. Die überstürzte Abfahrt vor zwei Wochen hat Spuren hinterlassen und ich bin nur froh, dass da zaghafte Bewegungen, kleine Schmetterlinge in meinem Bauch sind.

Mittlerweile habe ich die Fenster aufgerissen und das Badezimmer geschrubbt und die Nacht nicht hier, sondern bei D. im Bett verbracht, wo es wärmer und weniger einsam ist, und es reicht, wenn nicht für ein ausgelassenes, dann aber entspanntereres

Guten Morgen, Feather!

Ich hoffe, Dein Wochenende war, trotz nicht zu unterdrückender Gedanken, schön und erholsam. Du spuktest mir hin und wieder durch den Kopf und als ich neben Eileen Samstag im Kinosessel saß, fragte ich mich, wie es wohl sein würde, wenn sie so etwas abziehen würde. Wenn auf einmal Schicht im Schacht wäre bei unserer Freundschaft und ob ich das verkraften würde. Auch wie. Da sind all die Ratschläge zwar nicht weniger richtig, aber wenn man ehrlich ist nicht gerade realistisch. Auf alles fucken geht da natürlich nicht. Dann wären wir ja nicht Mensch und die Freundschaften, die auf Jahre der Zweisamkeiten zurückblicken, oberflächliches Getue. Dass sie das nicht sind, sieht man Euch. Daran, wie die gute A. abgeht und natürlich auch, wie viel Angriffsfläche sie auch vorfindet bei Dir. Trotzdem muss Gleichgültigkeit her, vor allem wenn Diskussionen und Klärungsversuche scheitern oder gar in niveauloses Geschimpfe enden. Lass sie reden. Und kümmer’ Dich nicht mehr drum.

Wo ich ihr Recht geben muss oder vielleicht, wo ich ihren Appell wiederhole, ist die Sache mit der Opferrolle. Nicht dass Du Täter wärst, das mein ich nicht - sie tickt schließlich aus - aber Du musst aufhören zu kuschen. Dir das gefallen zu lassen. Ignorieren von mir aus, wenn das geht, aber ihr nur nicht das Gefühl geben, sie könne irgendwas erreichen oder regen mit ihren Scheißvorwürfen. Angriffsfläche verringern, so vielleicht. Du bist stark und sie sollte nichts zerstören können innen drin – zumindest jetzt nicht mehr.

Beste Freundinnen, tja. Mit 15 war das ein großes Thema. Wir stellten Hitlisten auf, wer nach wem käme und bei wem der erste Platz mehrfach belegt war. Ich war eine von denen, die die Augen verdrehte, wenn man mir erzählte, er habe mehrere beste Freundinnen. Niemand teilt sich das erste Treppchen. Guck Dir Olympia an. Auch heute halte ich es ähnlich, ich habe Freundinnen, gute, bei denen der Kontakt regelmäßig ist und welche, die ich Monate nicht sehe. Und ich habe Eileen. Wie immer ist es ein bisschen Beziehung bei uns, keine freundschaftliche Monogamie, aber doch die Gewissheit auf das erste Treppchen beim anderen. Wäre sie nicht da – und wer weiß was die Zeit noch bringt – ich würde es halten wie Du. „Beste Freundin“ finde ich, egal ob ich betitele oder betitelt werde, unsinnig, weil eben nicht mehr Kindergartenzeit ist und wir realistisch genug sind um zu sehen, was das Leben macht mit einem. Und wie viel da noch kommt. Auch wie viele schon gegangen sind vielleicht. Dass ist doch nur unser verzweifelter Versuch durch irrsinnige Benennung Konstanten in einer Schnelllebigkeit zu schaffen, die so nicht existieren.

Jedenfalls nicht immer. Eileen und ich fliegen Anfang April für eine Woche nach Spanien. Einmal noch ohne Anhang war unser Plan. Wer weiß, ob wir das so noch mal hätten machen können.

Manchmal, wenn ich an später denke, dann läuft’s mir kalt den Rücken runter. Es ist nicht so, als würde ich meinen Träumen abschwören, aber verdammt, wie konnte das passieren?
Sicherlich, wie das passieren konnte, ist klar. Aber ich frage mich dieser Tage oft, ob das wirklich nur die Hormone sind oder ob ich ein bisschen den Draht zur Realität verloren habe in meiner ganzen Zuversicht und Freude. Wenn ich dann ein bisschen klar bin im Kopf und erahnen kann, was auf mich zukommt die nächsten Jahre, dann frage ich mich schon, wie ich noch aufrecht gehen kann und nicht unter der Last der Zukunft und des dicken Bauches niedergedrückt werde. Aber es fällt so leicht, Feather: Das Optimistischsein und die Vorfreude zuzulassen. Gerade dann, wenn ich im Krankenhausbett neben mir eine Anfang 30-Jährige habe, die sich mehr als alles auf der Welt Kinder wünscht und dann in einer mehrstündigen Operation Gebärmutter und Eierstöcke entfernt bekommt, weil die Wucherungen keine Chance mehr lassen. Es kann so viel passieren. Und warum sollte man es nicht riskieren? Wer weiß, ob’s vielleicht die einzige Möglichkeit ist.

Die Uni ruft auch bei mir. Zwei Stunden irgendeinen Computerkram machen und danach versuchen hier wieder anzukommen. Auch wenn’s schon am Wochenende zurück in die Heimat geht, meinen Geburtstag nachfeiern. Keine gute Taktik, aber was soll’s. Ich tu alles für mein Seelenheil.

Du doch auch, hoffentlich. Nicht überarbeiten gehört vor allem dazu; nächstes Mal vielleicht auch lieber Schummeln, ist zwar nicht unbedingt fair, aber ein bisschen gesünder.

Alles Liebe,
Nightingale.


P.S: Geschlecht bleibt unbekannt. „Du bist wahrscheinlich die Letzte auf der ganzen Welt, die es nicht vorher wissen will.“, meinte mein Bruder enttäuscht. Kann sein, aber ich mag die Vorstellung, dass es ganz Überraschung bleibt. Außerdem sind dann die Chancen auf beiden Seiten der Bauchdecke gleich. Es weiß schließlich auch nicht, was es erwartet.
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Hallo meine Liebe!

Gleich mehrfach durchfuhr es ich mich gerade, als aller-aller-erstes: Happy Birthday nachträglich! Ich bin so ein Trampeltier. Hatte sogar vorher noch dran gedacht, aber irgendwie bin ich derzeit phasenweise so konzentrationslos, so neben der Spur.

Du hast Recht, ich darf mich nicht so aufgeben. Zwischenzeitlich tue ich es auch nicht, bin stark, hier in meinem Umfeld und so weiter. Doch dann scheint es wieder, als sei ich eine Getriebene meiner Gedanken, als bauschte ich das ganze noch mehr auf als es es verdient hat.

Ich frage mich jetzt schon, was wir weitersehen sollen, obwohl ich ja derzeit noch - sozusagen - die Kräfte des Selbstheilens teste. "Schön, wenn der Schmerz nachlässt", sagt man ja so treffend, wenn sich einer mit dem Hammer auf den Daumen gehauen hat. Bei mir geht das in Zeitlupe. Und dass ich mich die ganze Zeit darüber ärgere, ist bestimmt nicht förderlich.

Zumal ich mich auch über meinen gestrigen Beitrag hier geärgert habe. Ich soll hier meine Gedanken ausbreiten, und was mache ich, Vermeidungsstrategie. Diffuses Selbstmitleid. Ohne Anknüpfung. Weißt Du, die Sachen, die sie gesagt haben, tun eigentlich gar nicht so weh (bspw. dass sich jemand aus meiner Stufe nicht mit mir treffen wollte, als ich ihm ne sms geschickt hatte (sie saß wohl neben ihm, als die Nachricht ankam) - immerhin hatte er mir ein Jahr zuvor (es war um Weihnachten) ne sms geschickt, dass er sich mit mir (und anderen) treffen wollte, so what). Doch die Art, wie sie das machte, ist zum Kotzen, erstens natürlich, um mich zu treffen und zweitens mit dem beknackten Zusatz "das ist jetzt sicher verletzend für Dich, aber denk dran, ich bin nur der Bote der Nachricht, bevor Du auf mich sauer bist..."

Was soll so eine Scheiße?
Du hast ganz recht, abhaken muss man so was, ab in die Schublade mit der Aufschrift "Zwischenmenschliche Rückschläge" wie Du so schön gesagt hast. Es ist nur, wie Du auch sagst, zu krass. Ich will nicht sagen, dass sie meine Eileen war, ganz und gar nicht (mir ist im Nachhinein übrigens mal aufgefallen, - nicht, dass das übertrieben wichtig wäre - dass sie mir noch nie etwas geschenkt hat, weder zum Geburtstag noch sonst irgendwie), aber trotzdem war es phasenweise wirklich verdammt eng. Deshalb ist es jetzt auch so schwer, ich weiß hundertpro, wie sie tickt, kann mir vorstellen, wie sie sich rumpelstilzchenartig in diese Geschichte reingesteigert hat und immer mehr hasst. Sie wünscht mir meine "gerechte Strafe" und all solchen Blödsinn, schaukelt sich immer höher und ach, keine Ahnung, ich bin jetzt halt in Ungnade gefallen, und ja Du hast Recht, das sollte mir scheißegal sein. Und ist es ja auch. Ich bin ja jetzt aus ihrem Terrorradius weitgehend raus.

Angeblich... Satzvollendung per privatnachricht.

Kann ich mir aber kaum vorstellen. So psycho wie sie noch hinter den Dingen her ist, wird sie sich kaum auf jemanden einlassen.
Doch das ist mir eh völlig egal. Ich bin nur froh, dass ich da raus bin.
Das hatte ich ihr auch mal geschrieben. Lass mich gehen.

Merkwürdig war auch, dass sie mir im Rahmen dieser "Ich hasse Dich"-Nachrichten solche Dinge wie oben und auch andere Privatsachen erzählte, so als ob nichts gewesen wäre. Das macht sie oft so, und das kann ich echt nicht wechseln. Sie streitet sich bis aufs Blut mit Leuten und knallt denen die heftigsten Sachen an den Kopf, und unterhält sich zwischendurch total normal. Megastrange.

Heute werden es keine 45 Minuten. Jetzt sind es 25.
Aber gleich kommt mein Brüderchen in die Uni, und ich muss mit ihm was durchgehen.

Was mich beim Lesen noch durchfuhr:
- auch wieder opferrollenmäßig, aber ich beneidete Dich (im positiven Sinne) um Eileen; so war es auch mit A.; die Entfernung hatte uns irgendwie gut getan. Dabei ist das echt Quatsch, morgen kommt Jule aus Island zurück, und mit Sonja ist es, wie gesagt, echt super, auch wenn sie recht depri ist, weil sie keinen Typen findet. Ich werde mich demnächst mal als Kupplerin versuchen. :-)
Was meinen Neid eher begründete, war dieses Gefühl von Wurzellosigkeit (oder Entwurzelung), dabei habe ich hier nicht zuletzt Mon und Henni an meiner Seite und bin darüber sehr glücklich. Abgesehen davon meine ich auch gut allein sein zu können. Aber - um nochmal auf diese alberne, aber doch emotionale Terminologie zu kommen - ich habe mich da seinerzeit bei A. mit dem Wort "beste Freundin" komisch gefühlt. Jetzt betitelte sie ihre alte, wiedergefundene Gefährtin im Gespräch mit mir übermäßig oft so - ich merkte, wie es seine Wirkung nicht verfehlte, obwohl es ja stimmt, denn wir sind noch nicht mal mehr Freundinnen und schon gar nicht "beste". Naja, und dann denke ich, wenn jemand so inflationär damit umgeht... soll es dann darauf ankommen?

- Irgendwie auch, dass Du "ihr Recht geben" musstest: Es stimmt natürlich auch, die Opferrolle hilft niemandem, ich weiß ja auch nicht, was bei mir da psychisch hakt. Das Problem ist einfach, dass ich zwischendurch Schiss kriege, wahnsinnig zu werden, mir wird jetzt seit zweieinhalb Jahren eingeredet, dass ich was von einem Typen wollte, den ich einmal, und das an ihrer Seite, gesehen habe, oder dass ich ihn angemacht hätte. Ich weiß zwar, dass das nicht stimmt und ein Gebilde aus Lügen ist, aber wenn man das wirklich immer wieder zu Hören bekommt (auch wenn zwischendurch zurückgerudert wird, um dann wieder neu anzusetzen), fragt man sich auch irgendwann, wollte ich vielleicht wirklich - unterbewusst? - was von ihm? Aber das ist so ein Schwachsinn, das ist, als würde ich Dir fortwährend erzählen, Du wärst in Ernie aus der Sesamstraße verliebt, und ja, das sieht man doch genau, und hör doch endlich auf, es abzustreiten!!! Schließlich hast Du andauernd Zeichen gesendet!

Furchtbar, was?
30 Minuten sind um, vielleicht mache ich heute doch bis zum Ende.
Es ist mir ehrlich gesagt wieder schlechter gegangen, vielleicht aber auch, weil ich mich nicht an die volle Zeit gehalten und das Thema auch noch umgangen habe.

Die liebe Frau vom Fach meinte, ich solle alle Nrn und Emailadressen neu machen und aus dem VZ gehen. Ich bin da unschlüssig und denke eigentlich, es muss auch so gehen.

So, jetzt bin ich doch irgendwie leer.
Gut, dass ich grad in der Uni bin, da ist das Heulen jetzt mal wirklich ein No-go.

Meine Liebe,
machs gut,
bis morgen,
gleicher Ort, gleiche Zeit.

Und Danke für alles!
Und alles Gute für die paar Tage in D!
Und noch mal happy happy Birthday nachträglich.

Kuss,
Feather
Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg
Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Zwischen den Unisachen, die ich gerade mache - was eine glatte Lüge ist, denn eigentlich surfe ich orientierungslos durchs Netz und höre Clueso - wollte ich noch kurz vorbeikommen und Dich von Deinem schlechten Gewissen erlösen. Alles weitere morgen oder übermorgen, wenn ich gebeutelt durch die Wurzellosigkeit und Kälte der skandinavischen Einöde nach Zuneigung und Wärme hier einkehre.

Mein Geburtstag ist erst morgen. Aber ungelogen, ich könnte drauf verzichten, jedenfalls hier in meinem geliebten Studienort. Ehrlich, während Du vor wirklichen Abgründen stehst, verwendete ich heute die meiste Zeit darauf, zu verdrängen, dass ich morgen 21 werde und hier bin und nicht dort. Wo immer dort auch ist. Es hat sogar geklappt, denn als Janna, die treue Seele - die mich hier vor Verblödung und Suizidgedanken rettet - mich fragte, ob ich was besonderes machen würde morgen, meinte ich bloß "Nö, wieso.". Aber wenn ich ganz ehrlich bin, wüsste ich eh nicht mit wem ich hier feiern sollte. Sicherlich es gibt ein paar Mädels, mit denen ich hin und wieder koche, dann Janna natürlich und Freddie, D., ein paar der Kerle hier aus dem Wohnheim. Aber will ich mit denen? (Wieder gelogen, denn die Frage, die mir eigentlich im Kopf rumspukt ist: Wollen die mit mir?) Wenn ich zu Hause bin, wartet meine Familie, Eileen, Chris, T auf mich. Dann ist alles gut. Bis dahin wird mein Geburtstag ignoriert.

Und von Chicago geträumt. Irgendwo wo sie keiner kennt.

Sorry, wegen des Pillepalles hier. Ich wollte nur sagen, keine Panik. Alles gut. Und A. kann uns mal.

Taucht jetzt unter,
Nighti.
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Oh mann, mann, mann. Meine Fresse ey, geht mir das alles, geh' ich mir selber aufn Sack. Ich will nicht sagen, dass ich mich gefangen hatte, aber irgendwie war er doch weniger geworden oder mit geringerer Taktung, der Schmerz, ich grabe mich hier in meinen Sachen ein und das läuft einigermaßen.

Heute Nacht zwar von ihr geträumt, zum ersten Mal übrigens, sie hat mich - wie auch im echten Leben schon - am Telefon angeschrien noch und nöcher und mir Gemeinheiten an den Kopf geworfen. Aber die Opferrolle ist ja forbidden area sozusagen und es stimmt ja auch, soll sie doch verdammt, ist halt wirklich in diesem Bereich nicht zurechnungsfähig.

Und dann das. Ich hatte gerade 18 neue Emails. Keine von ihr zum Glück, bzw. doch eine, aber die war an alle gerichtet. Meine Stufe plant - jetzt schon, ein Jahr zu früh! - das Treffen zum zehnjährigen Abi. Also nächstes Jahr. Aber jetzt machen einige den Mund auf und geben ihre Planungen zum Besten. Sie auch. So als ob nichts wär.

Auf der anderen Seite ich weiß auch nicht, was meinst Du denn? Ich find es echt ohne Ende heftig, was sie so gesagt hat, von wegen ich sei (laut zwei anderen) komisch und man könne mir das mit diesem Typen ohne Weiteres zutrauen. Das war nach ihrem Anruf an Weihnachten, als sie mehr oder weniger so getan hat als ob nichts wär. Vielleicht sieht sie das ja jetzt wieder so. Ich aber nicht, und darauf kommt es ja eigentlich an.

Plötzlich schlug mein Herz bis zum Hals, meine ganze Ich-leb-mein-Leben-hier-Planungwar dahin. Auf der anderen Seite berapple ich mich gerade schon etwas, das Ganze ist ellenlang hin, ich hab da genug andere Leute (mein bester Freund von zu Hause ist auch da, meine ganze Klasse etc.). Ich werd es jedenfalls nicht soweit kommen lassen, dass ich nicht da hin gehe. Wäre ja noch schöner. Dauert ja aber auch noch etwas.

Ich finds halt nur so ärgerlich, ihre Email an alle war jetzt grad wieder so nett, als ob es diese hässliche Charakterfratze, die sie mir gezeigt hat, nicht gäbe. Da denkt man dann fast schon wieder, wie konnte es nur so kommen, warum das alles. Aber egal. Weiter machen und nicht beirren lassen.
Bis dahin habe ich das hintereinander.

Trotzdem bin ich jetzt ein wenig aus dem Tritt gekommen. Hier. Dadurch, dass ich da so real und up-to-date von ihr gelesen hab und gar kein Hass aus den Zeilen tropfte (wie auch, war ja nicht ausschließlich an mich), hat mein steinerndes Bild von ihr, das ich derzeit mit mir rumtrage, neue Züge bekommen. Aber eins ist klar, egal, was passiert: Es wird nicht mehr so wie vorher. Und auch nicht mehr gut. Sie tut mir nicht gut. Sie ist - auch wenn zwischenzeitlich gegenteilige Beteuerungen kommen - wie eine tickende Bombe, die jederzeit hochgehen könnte.

Naja, was heute Nacht im Traum war, hab ich schon wieder vergessen. Die gleichen Vorwürfe natürlich, aber gut.

Mir fällt grad ein, dass sie es ja schon gewohnt ist, zu Stufentreffen zu gehen und dort so was wie "Erzfeinde" oder besser gesagt "eine Erzfeindin" zu sehen. Ich nicht. Mit der hat sie mich dann letztens übrigens auch schon in einen Topf geworfen (sie ist übrigens Erzfeindin, weil sie mit ihrem damaligen Freund rumgemacht hat, da passe ich in der Tat ja sehr gut dazu). Krank.

Dass ich nicht krank werde, muss echt mein oberstes Ziel sein. Insofern haben Du, sie und ich ja auch mit dieser Opferrollensache schon recht. Sagt sich aber irgendwie so leicht, ich bin ja echt über zwei Jahre standhaft geblieben und habe mit erhobenem Haupt meinen Standpunkt, also die Wahrheit vertreten, aber wie das nun mal so ist, steter Tropfen hölt den Stein. Ich habe argumentativ alles versucht, mich völlig daran aufgerieben - sie hat immer wieder verstanden und mir geglaubt, kam dann aber genau mit der gleichen Scheiße wieder an. Und das kostet dann echt Kraft, man hat das Gefühl, dass man gegen Windmühle kämpft und zu früh aufgeben wollte ich ja auch nicht. Ich wollte ja darum kämpfen, ich dachte ja auch, unsere Freundschaft hielte das aus, und so ein Typ von außen könnte sie nicht zerstören. Aber ihre Selbstzentriertheit und ihre ständige Analyse der Situation sind irgendwann dermaßen außer Kontrolle geraten, dass sie alles drumherum zerstört haben. Und als dann - ich würd mal sagen Mitte letztens Jahres ging es los, nein doch eher Mitte 2007, aber das nur ein Mal - die gegen mich gerichteten Beleidigungen anfingen, also Anfang November und dann eben auch jetzt (kurz vor Weihnachten lachte sie dann verschämt darüber, so nach dem Motte "ach, wie panne"), da hab ich mir echt gesagt, dass sich das Kämpfen überhaupt nicht lohnt. Und Abschied genommen. Alles abreißen lassen.

Nach Weihnachten dann ihre Nachrichten mit "Lass uns telefonieren", "Liebe Grüße, auch an M.", die ich - da ich nicht konnte und nicht wollte - weitgehend unbeantwortet ließ, naja, und dann eben diese Verbal-Rundumschläge per email, ach ja, Achselzucken, ich frage mich echt, was das alles soll.

Was meinst Du, soll ich auch in Zukunft die emails von ihr löschen, die an alle gerichtet sind?

So, ich muss wieder an die Arbeit. Time's auch mehr oder weniger up.

Das mit Deinem Geburtstag ist mir übrigens heute aufgefallen, als ich die beiden dreien auf dem Kalender sah. Ich komme (nur im März!) immer mit dem ersten und dem dritten durcheinander, voll blöd.
Ich wünsche Dir aber einen schönen Tag, auch im fernen (naja ;-)) Land. Ist D. gar nicht da? Und eine gute Heimreise!

Deine verwirrte Feather
Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg
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