Bindungsangst

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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kaktusbluete
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Bindungsangst

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo zusammen,

ich bin nach langem Suchen endlich auf diese Seite gestoßen und musste mich gleich anmelden! :)

Im Moment setze ich mich sehr mit mir selbst auseinander und hab festgestellt dass ich die Scheidung meiner Eltern nie aufgearbeitet hab und das zieht sich durch bis heute (ich bin jetzt 23). Darauf gekommen bin ich, da ich einen Fruend hatte und als es ernster wurde musste ich ihn verlassen, ich hab echt nach Gründen gesucht um unsere Beziehung zu beenden. Das hat wohl etwas mit der Verlustangst / Bindungsangst zu tun. Jetzt bin ich dabei, das aufzuarbeiten und könnte gut etwas Hilfe gebrauchen... Vor allem möchte ich ja auch mal eine lange Beziehung (vielleicht heiraten?) führen, aber ich hab Angst.

Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 3 Jahre alt war, ich bin damals mit meinem Papa gegangen. Meine Mama wollte mich nicht haben, sie hatte damals schon Depressionen. Ich hab mich bei meinem Papa sehr wohlgefühlt, er hat sich auch immer mehr um mich gekümmert als meine Mama. Irgendwann hat er eine neue Frau kennengelernt, sie haben geheiratet und noch 2 Kinder bekommen, das war für mich auch okay. Allerdings hatte ich schon immer bissel Minderwertigkeitskomplexe - wenn meine Mama mich nicht haben will, was für ein schlimmes Kind war ich? Wenn sie mich nicht lieben kann, kann es niemand. Ich bin nicht liebenswert. Ich weiß, das stimmt nicht, aber es ist so in mir drin. Ich hab dann auch angefangen, mich immer mehr abzukapseln, hab keine Liebe, Nähe und Geborgenheit gehabt. Ich durfte nicht mit meinem Papa was alleine machen oder mit ihm kuscheln - da wurde meine "Stief"Mama eifersüchtig. Ich hab sie als Mama anerkannt und sie auch so genannt, bis heute noch. Mittlerweile bin ich von zu Hause ausgezogen, ich hatte am Schluß eh nur noch das Gefühl, dass die 4 die Familie sind und ich so nebenher lebe - und das tat ganz schön weh :( Es ist sicher auch meine Schuld, ich hätte auf sie zugehen können etc. aber sind Eltern nicht schlauer und merken das nicht, was los ist? Ich kann bis heute nicht offen mit ihnen darüber reden, es tut zu arg weh und würde wahrscheinlich doch nur in einer Diskussion enden...

Ich hab mir überlegt, ob es gut wäre, das alles aufzuarbeiten (denn das ist ja jetzt nur mal so oberflächlich) - aber wie? Mit Therapie? Zu einem Psychologen? In eine Selbsthilfegruppe? Durch Bücher? Ich hab mir ein Buch bestellt, dass sich mit dem Thema Bindungsangst auseinandersetzt, ich bin gespannt, was ich daraus lernen kann.

Für Hilfe / Anregungen wäre ich dankbar! Vielleicht hat ja jemand von euch auch Bindungsangst? :?

Liebe Grüße
Kaktusblüte
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FSapiatz
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Re: Bindungsangst

Beitrag von FSapiatz »

Hallo, kaktusbluete!

Sei herzlich willkommen hier im Forum! =)

Du bist 23, ich bin jetzt fast 42 – und der Schmerz über die Trennung meiner Eltern ist eher größer geworden in den letzten Jahren (auch therapiebedingt).... .

Nein: Eltern sind nicht schlauer! Eltern (und hier spricht ein zweifacher Vater) versuchen, das Beste für ihre Kinder zu tun, obwohl die Kinder das oft völlig Schei... finden, was man tut... .

Auch mein Vater (bei der Scheidung war ich 9) hat damals eine neue Frau gefunden, dadurch habe ich einen echten Bruder bekommen, also wir sind tatsächlich so, wie Brüder, wir helfen uns und sind einander verbunden...

Ich weiß, dass keine wirkliche Aussage in meinen Zeilen steckt – trotzdem: durch Beziehungskrisen muss man auch manchmal einfach „durch“ – das gehört dazu....

LG von Frank
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kaktusbluete
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Re: Bindungsangst

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo, Frank!

Ich dachte immer, mich nimmt die Trennung meiner Eltern nicht so mit, ich war ja damals auch recht klein und hab das noch nicht so verstanden. Aber ich hab schnell kapiert, dass ich kein besonders tolles Leben bei meiner Mama gehabt hätte und dass ich es bei meinem Papa echt gut habe. Der Kontkat zu meiner Mama ist leider irgendwann ganz abgebrochen, ihr war das alles immer zu viel, wenn sich jemand gemeldet hat, dann ich bei ihr (wie gesagt, sie hat auch psychische Probleme). Mir ging es nach diesen Treffen immer wahnsinnig schlecht, weil ich mich so hin und her gerissen gefühlt hab und dachte ich bin Schuld, dass es ihr so schlecht geht... Jetzt waren ganz viele Jahre Funkstille, bis ich mich vor ca. einem halben Jahr dazu aufgerafft hab ihr einen Brief zu schreiben, und es kam eine positive Antwort zurück. Seitdem haben wir uns öfters gesehen und haben regelmäßig Kontakt per Mail, das ist schon schön, nur das Thema Trennung lassen wir ganz außen vor. Ich hab auch Angst davor, sie mit meinen Gefühlen zu konfrontieren, ich denke, sie würde das nicht verkraften... Puh.

Bei mir ist der Knackpunkt, dass meine Mama mich im Stich gelassen hat damals. Und jedes Mal, wenn mich jemand verlässt wird dieser Verlust größer/stärker und tut mehr weh. Und davor hab ich Angst. Ich bin nicht (mehr) sauer oder wütend, nur traurig, dass sie das gemacht hat. Ich hab ein Problem, Nähe zuzulassen aus Angst, mich so von einer Person abhäbgig zu machen, die mich dann verletzen kann. Ich spreche nicht leicht über meine Gefühle und es dauert lang, bis ich Vertrauen fasse.
Der Punkt ist, es gab keine Beziehungskrise mit meinem Freund, im Gegenteil, es ist echt super gelaufen aber ich hab krampfhaft gesucht, wie ich aus dieser Beziehung wieder raus komme und jeder findet Fehler, wenn er will. Das war so eine Panik in mir drin und mir ging es auch körperlich schlecht, bis ich das wirklich beendet hab - er konnte das natürlich überhaupt nicht verstehen. Und ich hab damals nicht kapiert, was eigentlich mit mir los ist. Ich hab mir echt eingeredet, dass er nicht der Richtige ist. Aber mittlerweile check ich, was da los war und ich will es das nächste Mal besser machen und diese Panik bekämpfen...

Ich weiß, dass Eltern immer das Richtige machen wollen, aber ich hab mich furchtbar allein gefühlt und sicher, wenn ich jetzt zurückschaue (nachdem ich ausgezogen bin) sehe ich, dass sie sich bemüht haben aber es war nie ein wirkich gutes Verhältnis zwischen uns.

Liebe Grüße
kaktusbluete
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anne_smartie
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Re: Bindungsangst

Beitrag von anne_smartie »

Hallo kaktusbluete,

ich glaube jeder hier kann dich nachvollziehen. Eigentlich wollte ich ein ähnliches Thema eröffnen, ich bin nur einen Schritt weiter und werde im nächsten Jahr heiraten, aber dazu dann mehr in meinem Thema mehr.

Also, ich kann dich super gut nachempfinden. Ich bin mit meinem Verlobten jetzt über vier Jahre zusammen und wir sind durch ganz schön große Täler gegangen, da wir beide Scheidungskinder haben. Bei mir staffeln sich die Ängste in Lebensabschnitte (engere Beziehung, Zusammenziehen, Heirat) bzw. hängen an bestimmten Situationen (wenn er abends nicht zu hause ist oder mal alleine in den Urlaub fährt).
Ich lebe regelmäßig in der Angst, verlassen zu werden, obwohl mein Verlobter mir nicht einen Schimmer des Anscheins macht.
Im Gegenteil... Je mehr ich ihn verletze, desto mehr hält er mich fest.
Das ist schon krass, so eine Liebe zu spüren, aber sie macht im gleichen Atemzug totale Angst. Angst, diese Liebe nicht mehr in seinem Leben zu haben, diese Angst, von dem Menschen, dem man so vertraut, verletzt zu werden. Es ist ja normal, dass man sich streitet, aber wenn es mir zu heftig wird und er mich verletzt (leider bin ich sehr schnell verletzbar-wegen hochsensibel), dann bekomme ich immer so ein inneres Gefühl und eine innere Stimme sagt sowas wie: LAUF...LAUF...LAUF
Es gab Zeiten, als wir kurz vorm Zusammenziehen waren und als wir gerade erst zusammen gelebt haben, da hab ich mehr oder weniger im Streit meine Sachen gepackt und bin nach für eine oder zwei Nächte nach Hause "geflüchtet". Ich hatte die folgende Erfahrung in meinem Leben gesammelt: Streit = Ablehnung = Ende der Beziehung. Dieses Raster habe ich manchmal immer noch im Kopf und dann ist ein Streit ganz, ganz schlimm für mich.
Solche Situationen, dass ich flüchten wollte, gab es oft. Mit hilft es dann immer ganz gut, das Gefühl in eine Bewegung umzuwandeln, das heißt, ich gehe dann ne Runde joggen und verklickere meinem eingefahrenen Hirn, dass ich doch schon laufe... Und danach fällt es mir dann auch leichter, mit meinem Verlobten eine ruhigere Gesprächssituation zu erreichen. Natürlich braucht man dazu auch einen Partner, der einen so nimmt, wie man ist und der in der Hinsicht praktisch die Ruhe weg hat.
Mir hat zum Beispiel auf dem Weg meine Therapie gut geholfen. Ich mache eine tiefenpsycholische Therapie, die das Feld sozusagen von hinten aufrollt und in der ich eigene Muster finde, solche Situationen auch schön zu finden. Mittlerweile gibt es immernoch Streits, die ziemlich weh tun und bei denen ich Angst habe, wie er endet. Aber es gibt auch Streits, bei denen ich weiß, dass sie unsere Beziehung nur nach vorne bringen. Streit bedeutet auch, sich dem anderen zu öffnen und wenn du einmal diese Nähe, die dadurch entsteht gespürt hast, dann lernt man, immer besser damit umzugehen, galub es mir! :-)
LG, anne_smartie
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schnus
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Re: Bindungsangst

Beitrag von schnus »

Hi!!

Hey, endlich mal eine Frau, die in einer ähnlichen Situation ist wie ich. Ich bin damals (mit 6) auch bei meinem Vater geblieben, weil meine Mutter psychische Probleme hatte. Allerdings war es mir zu dem Zeitpunkt klar und ich wollte bei meinem Vater bleiben, bzw. dass sie auszieht. Mein Vater hat schnell wieder geheiratet. Die Scheidung habe ich solange verdrängt, bis mir irgendwann im Studium auffiel, dass ich mich in Liebesdingen sehr seltsam verhalte teilweise.

Ich find es so gut zu lesen, dass Kaktusblüte eine schöne Beziehung hatte. Ich hab es nämlich noch nicht hinbekommen. Entweder hab ich mich Hals über Kopf irgendwo reingestürzt, was völlig schiefgegangen ist oder ich hab auch Gründe gesucht um es selber zu beenden - mit viel Streit und schnellen knallharten Entscheidungen. Ich hab gedacht, damit dass ich meine Mutter (sie lebt im Ausland) nach vielen Jahren endlich wieder regelmäßig besuche, hab ich diesen Lebensabschnitt hinter mich gebracht. Aber es sind anscheinend doch viele kleine Schritte nötig.. Ein Problem ist, dass ich selten in die Situation komme, einem Mann so nah kommen zu können. Ich hab leider keine Ahnung, wie ich das ändern kann...

Also begnüge ich mich damit, regelmäßig meine Mutter zu besuchen, die alten Geschichten durchzugehen, im Internet zu lesen und mein Leben so für mich mit vielen Freunden und Sport zu genießen. Wie arbeitet ihr ohne momentane Beziehung die Scheidung auf? Wie ist das Buch, dass du dir gekauft hast, Kaktusblüte? Wie sind eure Erfahrungen mit Therapien und "ab welchem Punkt" sind sie nötig?
anne_smartie
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Re: Bindungsangst

Beitrag von anne_smartie »

Hallo Schnus,

ich habe nicht wirklich viel Beziehungserfahrungen gesammelt. Meine erste Liebe hat mich so verarscht, dass die ganze Scheidungsgeschichte für mich von vorne anfing.
Meine Ängste wurden intensiver und ich habe mich ein ganzes Jahr ziemlich gequält, bis ich eine Therapie angefangen habe. Sie hat aber nur oberflächlich abgegrast, in die Tiefe bin ich nie gekommen, weil ich es auch icht zugelassen habe.

Ich habe mich ganz schnell von meinem Ex getrennt und war danach 5 Jahre Single, habe bis auf ein, zwei Flirts nichts tiefgehendes gehabt. Kein One-night-stand geschweigedenn eine neue Beziehung.
Ich hatte die Schnauze so voll und wollte diese Schmerzen nie wieder erfahren. Also habe ich alles geblockt...4 Jahre lang. Irgendwann kam ich zu dem Entschluss, dass Single sein auch was Gutes hat und habe ein Jahr richtig frei gelebt. Ich hatte meine Freundinnen, mit denen ich viel unterwegs war und Männer haben mich da überhaupt nicht gekratzt.

Ich habe in der Zeit viel gechattet. Vorrangig mit Männern, die nicht in meiner Nähe wohnten, damit daraus auch ja keine Beziehung werden konnte. So habe ich mich und meine Gedanken und Erwartungen sehr gut kennengelernt. Und an dem Punkt, an dem ich dachte "Mensch, was geht es dir gut", trat mein jetziger Freund in mein Leben.
Für mich war es, wenn ich zurückblicke, zwar nicht immer leicht als Single, aber es war eine sehr lehrreiche Zeit, die mich in meiner Beziehung viel weitergebracht hat.
Meine Beziehung ist für mich eine ziemlich harte Probe, wobei ich dir größtmögliche Unterstützung von meinem Partner bekomme. Es gab viele Momente, da waren die alten Schmerzen wieder da, die Wunden wieder aufgerissen, nicht nur durch das Verhalten meines Freundes provoziert. Ein ganzes Stück weit tragen meine Eltern, die beide ziemlich schwierig sind.
Aber auch eine Beziehung bedeutet Konfrontation mit Erinnerungen und Gefühlen. Du musst auch ein Stück weit bereit sein dich auf diese Gefühle einzulassen, auch wenn sie noch so weh tun. Ich für mich habe das Gefühl, nach 4 Jahren Beziehung immernoch am Anfang zu stehen. Einiges haben wir gemeinsam schon gut aufgelöst, aber vieles steht auch noch vor mir...

Du siehst, es gibt kein Pauschalrezept. Aber es tut gut, jemanden zu haben, mit dem man arbeiten und lernen kann und vorallem reden! REDEN, REDEN, REDEN!
Lg, anne_smartie
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schnus
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Re: Bindungsangst

Beitrag von schnus »

Hey Anne,

naja, vier Jahre sind ja schon mal was :)

Ich hatte mal ein halbes Jahr eine Fast-Beziehung, also jemanden, den ich sehr mochte, aber auf den ich mich nie richtig einlassen konnte. Am schlimmsten war es, wenn es besonders nah war. Gerade dann ging es mir so schlecht und es wurde erst in den Momenten besser, in denen er sich gemeldet hatte. Er konnte sich aber auch nicht auf mich einlassen und die Sache ging zu Ende, als ich weggezogen bin. Es hat mir schon einiges gebracht, obwohl ich danach jemanden kennengelernt habe, der mich wieder weit zurückgeworfen hat.

Komischerweise kann ich sehr gut One-Night-Stands haben. Wenn jemand nicht wirklich mein Typ ist oder z.B. bald für 2 Jahre nach Asien geht, sind eh keine Gefühle dabei. In Gefühlsangelegenheiten allerdings trau ich einfach so gut wie gar nicht meiner Intuition. Eine Freundin meinte mal, ich solle nicht immer mit der Einstellung losgehen "Ich bekomme das eh nicht hin." Versteh mich nicht falsch - ich bin ein fröhlicher Mensch. Es muss einfach so sein, dass ich die interessanten Männer unbewusst auf Abstand halte. Ich genieße (denk ich mal) genauso wie du damals das Single-Leben. Es IST ja gerade für uns recht schön und entspannt, wenn man keine Ängste bewusst durchleben muss ,) Eher nervig sind Situationen (wie später heute abend) in denen z.B. eine alte Freundin wieder nach dem Status fragt :/:

Ich sehe hier viele Leute im Forum, die ihren Eltern die Schuld geben. So geht es mir leider auch sehr oft. Wahrscheinlich fragen meine Eltern und Verwandten deshalb nicht mehr, ob ich z.B. jemanden kennengelernt habe. Wir haben noch nie darüber geredet. Am Schlimmsten ist es, wenn mich jemand im Beisein meiner Mutter fragt. Dann würde ich ihr am liebsten den Hals umdrehen, reagiere aber trotzdem ganz freundlich. Das Problem bei meiner Mutter ist, dass es ihr wirklich nicht gut geht und ich bei den Besuchen immer so unglaublich stark sein muss. Ihre Familie und ich kümmern uns dann immer um sie und ich bekomme zu hören, was für eine tolle Frau ich geworden bin.

Sag mal, wie hast du die tiefenpsychologische Therapie begonnen? Wo hast du dich über Therapieformen und Psychologen informiert?? Was kostet dich das? Ich fange bald einen neuen Job an und hoffe, dass ich den zeitlich mit einer eventuellen Therapie verbinden kann...
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kaktusbluete
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Re: Bindungsangst

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo ihr Lieben!

ich freu mich so, dass es doch noch jemand gibt, der mich versteht! :)
Ich hatte grad 3 Wochen Urlaub (2 davon in New York - der absolute Wahnsinn!) und nun muss ich mich langsam wieder dem Alltag stellen...

Also die größte Neuigkeit ist vielleicht dass ich wieder mit meinem Ex-Freund zusammen bin. Es war ca 1,5 Jahre Schluß und wir haben beide einiges geändert und wollen es nochmal versuchen. Nur mein Problem besteht leider immer noch. Am WE war ich jetzt bei ihm und es war wirklich schön, aber die Nacht von Freitag auf Samstag konnte ich nicht schlafen, weil ich richtig Angst hatte, Herzrasen, Panik, ich wollte einfach nur weglaufen. Und jetzt hänge ich wieder in meinen negativen Gedanken drin. Warum fühle ich mich nicht so, wie ich mich fühlen sollte? Ist er dann nicht der Richtige? Ich hab schnell alles aufgeschrieben um ruhiger zu werden, aber ich hab mal wieder meine Dauermagenschmerzen und meine Gedanken kreisen die ganze Zeit darum...
Ja Anne, du hast Recht, reden ist wahnsinnig wichtig - aber ich hab Angst ihm das alles zu sagen, also zum Teil weiß er es schon und ist auch echt lieb aber ich kann ihm doch nichts von meinen Zweifeln sagen, ob er der Richtige ist?! Ich hab Angst ihn dadurch zu verletzen.
Es macht mich verrückt, dass ich nicht einfach offen sein kann, die blöden Zweifel ausschalten und mich fallen lassen kann. Ich bin in einem Gefühlschaos, einerseits mag ich ihn wirklich sehr und weiß, er ist gut für mich, andererseits bezweifel ich das aber und warte unterbewusst auf etwas / jemand besseres - das ist nicht fair, ich weiß.
Und dann fühl ich mich eingeengt, weil ich denke, jetzt muss es aber klappen und wenn du Schluß machst, was denken dann alle von dir (ja das sollte mich eigentlich nicht interessieren...) und wenn jemand Andeutungen macht, was in Zukunft ist, heiraten oder Kinder- wenn auch nur im Spaß- würde ich am Liebsten meine Koffer packen und rennen... :rolleyes:
Und dann wieder die Gedanken, ach Single sein war auch schön und ich war frei und unabhängig, kann alles so machen, wie ich es will... blablabla. Na ja noch ist es ja so, dass ich alleine wohne und er 1,5 Stunden weiter weg, so hab ich zumindest meine Freiheit unter der Woche ,) aber ich mach mir Gedanken, wie das wohl alles so wird.
Ich bin so ein Mensch, der am Liebsten wissen würde, was in 5 Jahren ist, ob alles gut geht etc. - obwohl das Leben so viel spannender ist. ich kann nicht einfach den Tag, das Hier und Jetzt genießen, weil ich mir viel zu viel Gedanken / Sorgen um die Zukunft mache und das wiederum stresst mich total! Ich versuch das zu ändern, aber ich weiß nicht genau wie...

Das Buch (Nah und doch so fern) war gut zu lesen, ich hab mich darin voll wiedererkannt und es hilft mir auch ein Stück weit. Wobei ich mir schon viel Gedanken über eine Therapie mache. Wär froh, wenn jemand dazu Tipps hat.
Ein anderes Buch will ich jetzt auch noch lesen - "Ich war noch ein Kind als meine Eltern sich trennten" - kennt ihr das? Mich interessiert es total. Oder habt ihr noch andere Buchtipps, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen?

Bis bald,
kaktusbluete
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schnus
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Re: Bindungsangst

Beitrag von schnus »

Hey!!

New York!! :cool:

Ich weiß leider genau, was du meinst, Kaktusblüte. Man soll glücklich sein und könnte nur heulen. Liegt es an einem selber mit der ganzen Bindungsangst und so oder ist der Mann wirklich nicht der Richtige?? Genau das habe ich gemeint weiter oben mit
anne_smartie hat geschrieben:In Gefühlsangelegenheiten allerdings trau ich einfach so gut wie gar nicht meiner Intuition.
Es kann ja auch sein, dass man sich gerade wegen der Beziehungsangst einen Falschen ausgesucht hat und dann zurecht ein schlechtes Gefühl hat... (dabei habe ich bei dem was du über deine Beziehung erzählst, nicht den Eindruck. Es ist halt das, was ich selber über mich denke!) Es ist, als würde man da, wo man jetzt reinrutscht, nicht heile wieder rauskommen. Und dann fragt man sich, ob der Mann das gerade wert ist.

Ich finde es eigentlich sehr toll, dass du es mit ihm wieder versuchen möchtest! Kannst du es vielleicht langsamer angehen? Ich meine, bei dieser sechsmonatigen Halbbeziehung, die ich vor einiger Zeit hatte, habe ich erst nach 3 oder 4 Monaten seine Hand gehalten. Vorher hab ich es einfach nicht geschafft. Und "Freund" wollte ich den Typen nie nennen, das hätte noch länger gedauert, vorausgesetzt, er hätte das auch gewollt natürlich. Da ist es ja schon ein großer Druck, dass du dir jetzt Gedanken machst, was euer Bekanntenkreis denkt, wenn du schluss machst. Meinst du eigentlich, dass du dich, wenn du dich jetzt für ihn entscheidest, auch in 5 Jahren mit ihm zusammen sein möchtest, evtl mit konkreten Familienplänen? Ist das nicht zuviel Druck auf euch und gehen dem nicht zu hohe Erwartungen voran?

Naja, eigentlich habe ich nicht wirklich einen guten Rat, wie du dich ändern kannst ,) Reden, dir viele Auszeiten nehmen, ins Forum schreiben, ich hoffe die Bücher helfen auch... Wenn ich mich etwas in meinen Job eingearbeitet habe, werde ich mir mal das Buch "Ich war noch ein Kind..." vornehmen.

Ich hab in den letzten Monaten ein Hin-und-her mit einem Nachbarn gehabt. Ich kenne ihn seit Januar und seit dem haben wir uns langsam angefreundet, weil er sehr zurückhaltend ist und immer nach kurzen Smalltalk schnell wieder weggegangen ist. Im Sommer haben wir uns dann fast jeden Tag gesehen und zusammen gefeiert. Seine Freunde waren lustig, sie meinten immer "Er ist total nett!" und haben uns damit ziemlich in Verlegenheit gebracht :rolleyes: Nach ein paar ungenutzten Gelegenheiten dann haben wir uns endlich geküsst (morgens um 7 nach einer Partynacht traut man sich das mal). Die Tage danach ging es mir sehr gut, aber er hat den Kontakt einschlafen lassen. Nach einem Monat voller Ausreden kam dann von ihm "Es war ein Fehler und ich würde nur mit dir spielen!" Bis auf einen heftigen Streit zwischendurch (von mir aus, ich brauchte halt mal Abstand) kam er dann wieder regelmäßig an, bis bei mir wieder die Gefühle durchkamen :| Heute hat er ein Treffen abgesagt und bei mir ist alles geplatzt wie eine Seifenblase. Ich hab gar nichts mehr für ihn empfunden und hab mich gefragt, warum fand ich ihn so toll?! Was soll das jetzt?

- Mag/mochte er mich als Kumpel oder mehr?
wichtiger: - Warum mochte ich ihn, weil er ein toller Mensch ist (Zweifel....) oder gerade, weil er auch so unglaublich kompliziert ist und nicht weiß was er möchte (er hat aber auch Gute seiten)
- Weil ich weiß, dass es sowieso nicht klappt, weil immer einer möchte und der andere nicht (würde ich ihn moch so mögen, wenn er wirklich etwas mit mir anfangen möchte?)

Wenn ich mir die Geschichte nochmal durchlese, erinnert sie mich an typische Teenieprobleme. Trotzdem mache ich mir immer wiede Gedanken, inwieweit es eine völlig normale Geschichte ist mit einem Mann, der nicht richtig zu mir passt, oder ob es Nachwirkungen der Scheidung damals und dem Stress davor sind. Nach 24 Jahren Singledasein gehe ich automatisch davon aus, dass ich es so oder so kaputtmache. Das kann sein, weil ich mir die Falschen aussuche, weil ich mit der falschen Einstellung (hohe Erwartungen, etc) an die Romanzen herangehe oder weil ich es unbewusst verhinder, dass es mal funktioniert. Es kann aber auch sein, dass die Ahnung, dass es eh kaputtgeht von damals kommt. Meine Mutter hat damals, als ich 4 oder 5 war, irgendwelchen Menschen (eine Taxifahrerin hat es mir mal erzählt) erzählt, dass sich mein Vater trennen möchte, sie aber nicht will .. heul.. bla bla.. und ich war dabei :( Dazu noch jeden Abend lauthals Streit tw. mit Selbstmordandrohungen und Hoffen und Wissen meinerseits dass meine Mutter endlich bald auszieht. Wenn ich die Posts von Kaktusblüte lese, seh ich was so eine Scheidung anrichten kann... :dampf: bah...
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Re: Bindungsangst

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo liebe Schnus!

Jaaa, ich mach mir schon Gedanken, ob das wohl alles mit der Scheidung zusammenhängt. Manchmal denke ich mir, dass sich meine Eltern nie groß Gedanken gemacht haben, wie es mir mit der Situation geht, was ich durchmache, welche Emotionen das in mir auslöst. Vielleicht haben sie einfach gedacht, wir machen schon das Richtige und belasten sie damit nicht viel und sie ist ja auch noch so klein. Fairerweise muss ich sagen, gestritten haben sie sich vor mir nicht und es gab auch kein schlechtmachen oder ausheulen bei mir über den jeweils anderen. Aber langsam arbeite ich das auf, kann das auch erst jetzt nachdem ich ausgezogen bin, weil ich etwas mehr Abstand habe. Und dann sehe ich so viele Eltern hier im Forum, wie sie sich den Kopf zerbrechen um alles richtig zu machen und es ihren Kindern so einfach / angenehm wie möglich zu machen und frage mich: Warum haben meine Eltern das nicht gemacht? Ich glaub sie haben noch nicht mal ein Buch oder sonst was zu dem Thema gelesen… Ich würde auch gern mal mit meinem Papa + (Stief-)Mama darüber sprechen, wie ich mich gefühlt habe und jetzt fühle. Ob ich mit meiner Mama auch drüber sprechen kann, weiß ich noch nicht. Aber ich brauch noch ein bisschen Zeit, damit ich selbst auch nicht so emotional bin, gleich laut werde oder weine...

Ach, Schnus, es tut mir weh zu lesen, wie du dich fühlst! :( Aber es gibt mir auch Hoffnung, dass ich nicht allein bin und nicht irre, sondern dass auch andere (sogar in meinem Alter) solche widersprüchlichen Gefühle haben!
Einmal war ich wahnsinnig verliebt, mit 18/19, und der Typ hat mir auch sehr viel Hoffnungen gemacht. Er kam von weiter weg, ist aber sehr oft hergekommen um mit mir was zu machen, wir haben viel telefoniert, SMS geschrieben und ich war total glücklich. Und dann von jetzt auf nachher schreibt er mir eine SMS (feige!), dass er mir keine Hoffnungen machen will und bald wegzieht. Bamm. Ich dachte das kann nicht wahr sein. Ich war so verletzt und unglaublich traurig, dass ich so viel geweint hab und über 1 Jahr nicht über ihn hinweggekommen bin. Blöderweise war das auch noch in der Abi-Zeit und meine Noten waren dementsprechend toll… Damals dachte ich schon, das etwas mit mir nicht stimmt – und eine Bekannte hat zu mir gesagt, dass jeder Verlust in meinem Leben immer größer sein wird und mehr wehtun wird als der vorherige. Und der 1. Verlust war der von meiner Mama.
Ich hab auch gemerkt, dass ich mir immer Typen aussuche, wo viel von mir kommt und ich quasi um deren Aufmerksamkeit/Liebe kämpfen muss. Dass ich den Part übernehme, der mehr gibt / liebt und die Jungs dürfen mich ruhig auch bissel schlecht behandeln, dann hab ich noch mehr Grund um ihre Liebe zu „betteln“. Schrecklich. Ich denke, ich hab es auch gar nicht verdient, dass mich jemand liebt und tiefe Gefühle für mich hat, weil ich das nicht gewohnt bin und auch in der Kindheit nicht hatte.
Und jetzt hab ich einen Freund, der so liebevoll ist, der mir sagt, wie liebenswert ich bin, dass er mich lieb hat und der so unglaublich verständnisvoll ist und der definitiv (im Moment zumindest) den Part übernimmt, der mehr liebt und kämpfen muss. Und das ist sehr ungewohnt für mich.
Puh, gestern Abend hatten wir ein sehr langes, ernstes Gespräch am Telefon. Er hat mir einiges über seine Gefühle gesagt und ich hab ihm tatsächlich erzählt, wie ich mich am WE gefühlt hab, von der Panik, von meiner Angst ihn zu verletzen, dass ich es langsam angehen muss (da hast du recht – ich brauch Zeit) und meine Gefühle nicht immer so zeigen kann (weißt schon, ich bin stark und brauche niemanden). Und er hat versucht mich zu verstehen, ich glaub er will es wirklich, aber er kann es nicht – weil er eben solche Gefühle nicht hat. Ich bin sicher, er ist das Beste was mir je passiert ist und bin dann wieder total froh, ihn zu haben. Aber dann ist er schon wieder fast zu nett, was mich dann auch wieder stört…. Uiuiui. Hab ihm gesagt, ich brauch auch mal einen Mann, der „auf den Tisch haut“ und sagt so wird’s gemacht, das geht so nicht etc. „Die Sehnsucht der starken Frau nach dem starken Mann“ – auch so ein Buch dass ich gern mal lesen würde ,) Na ja es gab jedenfalls wieder viel Stoff zum Nachdenken gestern und es gibt sicher noch sehr viel, worüber wir sprechen müssen, aber ich will dieses Mal nicht so schnell aufgeben.
Weißt du, ich fang in den „Angstmomenten“ an, wieder Fehler zu suchen, was mir an ihm/ seiner Lebensweise nicht passt – und klar finde ich da einiges! Und ich kann dich verstehen, man kann seine Gefühle schwer einordnen, stört mich etwas weil ich einen Grund finden will, der gegen ihn spricht und der mir das Recht gibt, unsere Beziehung nicht so eng zu sehen oder ist es tatsächlich etwas, das so nicht geht? Ich überleg dann, wie das bei anderen Freundinnen von mir ist, die in einer ähnlichen Situation sind oder bei deren Freund das auch so ist und meistens ist das für sie gar kein Problem und sie machen sich nicht groß Gedanken, dann denke ich mir, ich sollte das auch nicht überbewerten.
Wie sind deine Freundinnen so mit Beziehungen?
Also ich muss sagen, dass die meisten meiner engen Freundinnen bereits verheiratet, verlobt oder zumindest in einer festen Beziehung sind. Auch in unserem Alter – was ich manchmal schon etwas jung finde… Aber das gibt auch so nen Druck, du brauchst auch jemand blabla, aber ich hab schnell klar gemacht, dass so Kuppelgeschichten nichts für mich sind und das wurde auch respektiert und zum Glück haben sie auch nicht ständig nachgefragt, wie es in meinem „Liebesleben“ aussieht – das kann doch ganz schön nervig sein…

Ich hab mir bissel Gedanken gemacht, wie du wohl bist. Ich schätze du bist recht lebenslustig, positiv (zumindest immer nach außen hin) und zeigst deine wahren Gefühle nicht immer und jedem. Und ich denke wir sind uns recht ähnlich, auch welche Männer du dir aussuchst – wenn ich mir diese kleine Analyse erlauben darf ,) Ich hatte solche Situationen wie du mit deinem Nachbarn auch schon öfters – ich dachte mir danach auch: was war das denn??? Wieso er?
Und ja ich mach auch alles, damit eine Beziehung möglichst gar nicht erst entsteht und du glaubst nicht, was für ein Kampf es ist, ruhig zu bleiben und es zuzulassen, das wird bei mir wohl auch noch ein Weilchen dauern…

Ich bin auch Anne für ihre Tipps dankbar, ich denke ich werde das nächste Mal auch joggen gehen und probieren, so wieder runter zu kommen. (Nur mitten in der Nacht, ist das nicht der Hit, oder? :D ) Mir hilft das schreiben eigentlich recht gut, aber körperliche Ablenkung ist wahrscheinlich noch besser.

Es ist schön, jemand zu haben, mit dem man sich austauschen kann! Danke! :umarmen:
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schnus
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Re: Bindungsangst

Beitrag von schnus »

Hi Kaktusblüte,

ich hab mich soo gefreut, dass du so ausführlich geantwortet hast. Es ist schon komisch, "endlich" mal Leuten zu begegnen, die ähnlich fühlen. Es ist halt ziemlich erklärungsbedürftig, warum wir uns so viele Gedanken machen und meinen, Probleme zu haben, die auf Geschichten vor vielen Jahren beruhen und die man nicht so einfach lösen kann. Ich kenne wenige Leute, die so frühe Scheidungskinder sind. Eine ganz enge Freundin von mir ist ganz ohne ihren Vater aufgewachsen und wir können uns in einigen Dingen sehr gut verstehen. Allerdings ist es ihr ziemlich auf die Stirn geschrieben, sie vermeidet es oft bewusst, Männer kennenzulernen. Das sagt sie so und das sieht man auch. Ich habe mal eine andere Freundin gefragt und sie meint, bei mir sieht sie so etwas nicht und es muss deshalb ganz unterschwellig sein.

Ganz wenige Scheidungskinder bleiben bei dem Vater, so wie wir. Du hast deinen Vater ja auch ziemlich gerne gehabt, meiner hat mir einfach die Welt erklärt! Wenn man sich über Scheidungstöchter informiert, heißt es ja oft, sie haben Probleme mit Männern, weil im Leben der erste wichtige Mann gefehlt hat. Sind wir jetzt lebende Beweise dafür, dass es nicht so ist oder liegen die Gründe bei uns woanders? Du sagst, es ist der Verlust deiner Mutter. Ich suche für mich noch die richtige Kausalkette... Mein Vater hat wieder geheiratet (da war ich 8) und die neue Frau hat ihren eigenen Sohn mit in die Familie gebracht. Meine Mutter, die Scheidung, etc. waren Tabus und von mir wurde erwartet, dass ich die neue Familie als meine richtige Familie ansehe. Was meinst du, wie beleidigt meine Stiefmutter war, als das Bafögamt ein Dokument von meiner leiblichen Mutter haben wollte :oah: Wenn ich auf meine Jugend zurückblicke war sie nicht besonders schön. Ich hatte nur wenige Freunde, durfte abends kaum weg und hatte so gut wie kein Geld für Klamotten und Kontaktlinsen. Meine Stiefmutter war immer tiptop angezogen und mein Vater hat mir 20€ in die Hand gedrückt, als ich Wintersachen kaufen wollte >:( Knuddeln gab es gar nicht.

Eigentlich hat sich mein Vater als das Opfer der Scheidung gesehen. Das heißt, mein leiblicher Bruder und ich "... waren ja noch Küken!!" und mein Vater hatte einen Grund, uns nicht in den Arm zu nehmen oder anders mehr Liebe und Freude zu zeigen.

"Paps, ich hab eine Eins. Eine EINS in Mathe!!! Paaahaps!!"
"Ja, ich freu mich, aber ich kann es einfach nicht zeigen. Damals ist zuviel passert. Du WEIßT ja gar nicht, was passiert ist."

Jaja, es ist schon schwer, sich zu überwinden ,) Kann es sein, dass auch deine Stiefmutter ihre eigenen Kinder bevorzugt hat? So etwas machen Eltern automatisch und es erfordert immer etwas Mühe, die Kinder des Partners (also nur des Partners) genauso zu behandeln - kann dazu zufällig ein Patchworkfamilienelternteil was sagen??

Zurück zu meiner Suche nach der Kausalkette. Es kann sein, dass ich lange in der neuen Familie ohne genug Liebe leben musste und ich jetzt irgendwie meine, Liebe nicht wert zu sein. Aber ist das alles? Was ist mit der Scheidung selber? Ich hab immer gewusst, dass mich meine Mutter über alles liebt und hab mir nie die Schuld an der Scheidung gegeben. Vielleicht übertrage ich doch die Muster der kaputten Beziehung meiner Eltern auf mich? Oder es ist das Verhalten meines Vaters generell meiner Mutter und mir gegenüber. Ich weiß es nicht und ich muss an die Antwort herankommen. Dabei kann mir vielleicht ein Psychologe helfen, ohne dass ich eine jahrelange Therapie machen muss?! Ich bekomme die Antwort wahrscheinlich nicht in Büchern, dazu ist mein "Fall" zu speziell.

Dieser Text wird ganz schön lang, aber trotzdem noch ein paar Gedanken zu den letzten Posts. Viele Scheidungseltern machen sich viele Gedanken - und andere wälzen eine Menge auf ihre Kinder ab. Die zweite Gruppe findet man eher nicht in diesem Forum, zumindest nicht aktiv ,) Mein Vater hat meine Mutter schlecht gemacht, ihr 100% der Schuld gegeben und meinen Bruder und mich dazu gebracht, sie zu hassen. Als sie noch bei uns lebte, sind meine Eltern jeden Abend so ausgerastet, dass sie sich in unüberhörbarer Lautstärke angebrüllt haben. In diesen Momenten haben sie NICHT an uns gedacht.

Was für Männer habe ich kennengelernt? Ziemliche Vögel sozusagen. Sie waren sehr unterschiedlich, meist sehr spezielle Menschen. Es gab immer diesen "Was?? DER???"- Effekt. War es auch bei dir so, Kaktusblüte? Oft konnten sie sich nicht auf mich einlassen oder ich wusste, dass mich an ihnen manches sehr gestört hätte - hätten sie mir Gefühle gezeigt. Ein Kommilitone hat mir relativ deutliche Signale gegeben, dass er mich mag. Da hab ich meine Angst teilweise richtig gespürt. Das letzte Mal als wir in einem Club geflirtet hatten, hab ich kurz danach einen etwas größeren und sportlicheren Typen geknutscht und mit dem Hand in Hand den Club verlassen.

Meine Freundinnen sind größtenteils Single. Glück: Ich bin auf nichts neidisch und in "guter Gesellschaft". Pech: Ich sollte wohl mehr glückliche Liebesgeschichten um mich herum haben und nicht so viele Frauen, die auch Angst haben. Wobei es bei den meisten meiner Freundinnen an Trennungen nach jahrelangen Beziehungen liegt und damit recht greifbar ist. Du hast also einiges zum "abgucken", Kaktusblüte ,) Ich gehe halt abends viel weg, aber weil ich jetzt bewusst nach netten Männern suche, kommen in den Clubs die meisten Jungs nicht infrage.

Ich denk, du hast schon ein recht gutes Bild von mir, Kaktusblüte. Ich lächel sehr viel und manche Leute halten mich für gut gelaunt, obwohl es mir in dem Moment schlecht geht. Ich gebe mich wohl sehr stark und deshalb haben meine Freundinnen nicht so oft das Gefühl, mir zuzuhören oder helfen zu müssen - jedenfalls nicht so viel wie sie meine Hilfe in Anspruch nehmen.

So, das reicht für heute - ich hab alles aufgeschrieben, hoffe, du/ihr hattet Spaß beim Lesen :D Anne kann uns bestimmt noch weiterhelfen (ja??). Dass ihr Sport macht, ist klasse - ich mache auch ab und zu was und es hilft mir soo sehr. Gerade so Ausdauertraining wie joggen soll ja gut fürs Gemüt sein. Ich verspreche - wenn ich mal heirate, helfe ich dann auch den Forumsneulingen und Angsthasen!! :winken: Kaktusblüte, Kopf hoch erstmal!! Es war bestimmt nur positiv, dass du deinem Freund von deinen Gefühlen erzählt hast. Ich verstehe deine Zweifel, aber gerade das Gespräch ist doch ein erster Schritt in die richtige Richtung!!

So, ich kann nicht mehr!! Gute Nacht!!
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Re: Bindungsangst

Beitrag von kaktusbluete »

Hey Schnus!

Der 1.Tag mit Schnee – ich dachte ich seh nicht recht heute Morgen! :) Zum Glück hab ich mir gestern warme Stiefel gekauft, die heute gleich eingeweiht wurden…

Oh, ich kann es gar nicht fassen, bei wie vielen Dingen ich mit dem Kopf nicken kann und dir zustimme, weil ich es genau so auch erlebt habe / fühle. Ich warte wirklich schon sehnsüchtig auf deine Antwort :) und freu mich auch total, dass wir uns austauschen können.
Jetzt sitz ich hier mit einem Cappuccino und einem Berliner (heißt das bei euch auch so? Weiß ja nicht wo du herkommst - ich bin aus dem Schwabenland ,) ) und versuche, meine Gedanken zu sortieren…

Zum Thema Patchworkfamilie.
Ja es ist sehr ungewöhnlich, dass Kinder beim Papa aufwachsen. Aber findest du das nicht krass? Hast du nie gedacht, wie kann eine Mama einfach ihr Kind hergeben? Wo sind diese natürlichen Muttergefühle? Zumal ich tatsächlich ein Wunschkind war.
Mir ist die Entscheidung wo ich bleibe damals nicht schwer gefallen, mein Papa hat sich einfach viel mehr um mich gekümmert, z.B. eine Geschichte vorgelesen zum Einschlafen, mich überall mit hingenommen. Meine Mama hatte wohl im Sinn, das nachzuholen, was sie verpasst hat durch die frühe Heirat + Kind, hatte auch viele verschieden Typen (heute noch) und ich war den Großteil im Kindergarten und bei meiner Oma, bis ich dann mit 5 Jahren zu meinem Papa gezogen bin.
Er hat wieder geheiratet als ich 6 war und ich hatte kein Problem damit, hab „die Neue“ als Mama angenommen und auch so genannt. Nach 2 Jahren kam dann das 1. Kind – ich hab mich total gefreut- und noch mal 1 Jahr später das 2. Ich hab meine Brüder wirklich sehr gern und als große Schwester verwöhne ich sie auch mal =)
Das Verhältnis zu meinen Eltern (über alles reden können) war nie wirklich gut und mit den Jahren ist es immer schlimmer geworden. Auch durch den großen Altersunterschied zwischen mir und meinen Brüdern, ist es ihnen nicht leicht gefallen uns differenziert zu betrachten und zu erziehen. Ich hab mich immer mehr in mein Zimmer (Schneckenhaus?) zurückgezogen und war wie das 5. Rad am Wagen. Hab mich nicht mehr als Teil der Familie gesehen, sondern nur noch geduldet und das hat natürlich zu ständigen Streits geführt. Ich denke, da bin ich auch selbst Schuld, aber ich hab i-wie das Gefühl gehabt, es ist meinen Eltern egal, was ich mache, wie lang ich wegbleibe, mit wem,… Ich musste auch um die Aufmerksamkeit kämpfen z.B. mit guten Noten. Ich dachte, seid doch stolz auf mich! Andere Eltern sind auf ihre Kinder wegen viel weniger stolz! Was ist los mit euch?
Von Bevorzugung würde ich nicht sprechen, da gings schon relativ gerecht zu (Aufgaben im Haushalt, Ge- und Verbote…), aber die Gefühle für die eigenen Kinder sind einfach noch mal anders. Oh ja, kuscheln gabs nicht. Das ist ein Punkt, den ich ganz schrecklich finde und es tut mir weh, dass du das auch so erlebt hast! Aber es war nicht so, dass mein Papa keine Gefühle zeigen kann, sondern dass meine Mama eifersüchtig geworden ist und ich mich dann i-wann nicht mehr getraut hab, mich an ihn zu kuscheln. Das tut mir heut auch noch so weh, jeder braucht das doch mal, dass er in den Arm genommen wird :( Mittlerweile haben wir Abstand gewonnen und wenn ich zu Besuch komme, werde ich auch in den Arm genommen, sogar von Beiden! Das ist echt unglaublich. DAS war / ist bei meinen Brüdern anders, sie werden gekuschelt und da sie mehr Probleme machen als ich (z.B. in der Schule) wird ihnen auch mehr Aufmerksamkeit zuteil. Vielleicht hätte ich nicht so brav sein sollen ,)
Ja, wenn ich so zurückschaue, denke ich es ist nicht so einfach gewesen und mit wenig Liebe. Ich durfte auch lange Zeit weniger als andere Kinder, hab wenig bis kein Taschengeld bekommen aber wenn ich darauf angesprochen wurde, auch von anderen Eltern, hab ich das immer runter gespielt und nie so richtig zugegeben. Ich wollte ja meine Eltern nicht schlecht machen… Das hält bis jetzt an. Ich denke, wenn ich etwas rauslasse über meine Kindheit über meine Gefühle, dann mach ich meine Eltern schlecht und das kann und will ich nicht. Deshalb ist es leichter mit jemand zu reden / schreiben, der meine Eltern nicht kennt und kein schlechtes Bild von ihnen bekommt. Sie sind nämlich schon auch echt cool drauf, jung geblieben und verstehen sich gut mit meinen Freunden – das soll auch so bleiben :D
Hmm, wenn ich so drüber nachdenke war die Scheidung bei uns auch ein Tabuthema. Nur manchmal wurde meine leibliche Mama zur Sprache gebracht und zwar von der neuen Mama, aber nur um sie schlecht zu machen oder mir eins reinzuwürgen, dass ich so sei wie sie, dass sie es sich damals einfach gemacht hätte bzw. sogar richtig, als sie mich hergegeben hat und das tat schon verdammt weh. Zum einen weil ich nix auf meine Mama kommen lassen wollte, egal was sie gemacht hat und zum anderen weil es mir das Gefühl gegeben hat wirklich so ein schlimmes Kind zu sein, das man loswerden muss. Ich hab ihr gesagt, wie sehr mich das verletzt aber bei Streits kam das immer und immer wieder auf den Tisch. Das nehm ich ihr schon übel.

Meine Erfahrungen mit Männern / Jungs sind eigentlich nicht so groß. Ich hab bisher nur einen festen Freund gehabt und den nicht lange. Klar gabs viele Flirts (das mach ich unheimlich gern!) und es gab / gibt einige Jungs die an mir interessiert sind. Ich kann das immer gar nicht verstehen. Denk mir soo wahnsinnig gut siehst auch nicht aus, aber irgendwas muss ich wohl haben :D Auch dass mein jetziger Freund sich das noch mal antut ist fast unglaublich für mich. Ich hab ihm schon gesagt, dass er sich eine Komplizierte ausgesucht hat. Jedenfalls wird’s mit mir nicht langweilig! Hehe.
Gestern war ich den ganzen Nachmittag mit einer Freundin unterwegs, viele Sachen erledigen (unter anderem die 480(!) Bilder von NY entwickeln lassen) und dann noch walken (dunkel, kalt und nass – pfui). Dann wollten wir eigentlich noch fernsehen schauen zusammen, aber da ich wusste, dass mein Freund anrufen will, ging das nicht. Und SCHWUPPS hab ich mich wieder eingeschränkt gefühlt und mir hat meine Freundin (eine der wenigen Singles) auch Leid getan und dann war ich, als er angerufen hat, i-wie zickig und gereizt :| Der arme Kerl, echt. Und ich denk mir, du bist doch nicht ganz normal, normalerweise musst du dich total freuen, wenn dein Schatz anruft. Und ich mach ihm dann noch blöde Vorwürfe, dass wir so wenig Zeit miteinander haben. Hallo?! Das ist doch total widersprüchlich. Das regt mich dann wieder auf und er ist wahrscheinlich auch überfordert und macht sich Gedanken. Hab dann schnell wieder in meinem Buch über Bindungsangst gelesen und mich etwas beruhigt. Also dieses Auf und Ab ist doch echt ätzend.

Haha, ich kenne das – es gibt (fast) keinen Tag an dem ich schlecht drauf bin oder nicht lache, auch wenn es mir echt bescheiden geht. Also bin ich immer die Gutgelaunte, positive Freundin / Kollegin. Und ja ich bin auch immer für die anderen da und verteile gute Laune und es gibt nur sehr wenige, die auch mir mal zuhören oder bei denen ich mich ausweinen kann. Weil ich das auch nicht bei jedem will. Ich hab eine Freundin mit der ich auch über meine Bindungsangst rede und sie steht mir echt zur Seite, ich red mit ihr, wenn ich wieder das Gefühl hab rennen zu müssen.
Ja glückliche Vorbilder hab ich genug, das stimmt. Aber die kommen auch aus intakten Familien :blabla:

Ich weiß nicht wie das mit einer Therapie ist, hast du ich schon genauer erkundigt? Ich weiß nicht, zu was für einem bestimmten Therapeuten man gehen sollte? Hab mal bissel gegoogelt und in meiner Umgebung gibt’s schon paar Psychologen (das ist es doch, oder?), aber noch fehlt mir so der letzte Schritt. Eine Selbsthilfegruppe – was hältst du davon? Gibt’s nur nicht bei mir in der Nähe. Ach ich weiß auch nicht, das ist schwierig. Ich denke, Bücher helfen nicht 100% wobei sie nicht schlecht sind und auch der Austausch hier im Forum hilft mir.

Puh, jetzt bin ich wieder einiges losgeworden, meine Finger sind eiskalt. *bibber
Freu mich auf deine Antwort!

Winterliche Grüße
:umarmen:
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
schnus
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Re: Bindungsangst

Beitrag von schnus »

Hey Kaktusblüte,

so, ich will jetzt endlich mal aus meinem Eintagsfliegenstatus raus. Seit ich hier so viel geschrieben und gelesen hab, geht es mir so gut. Deshalb setz ich mich gleich wieder heute abend ran. Morgen wird dann zur Abwechlung gefeiert, ist ja schließlich Halloween! Bei uns heißen diese Teile mit Marmelade auch Berliner. Bei uns heißt bei den Niedersachsen. Schnee? Ich dachte erst, wo wohnst du denn?? Hier gab es keinen Schnee, dafür Regen und Kälte, so dass ich mich heute erst mal mit Handschuhen versorgen musste. Sinnlose Dinge werden dann in einem Monat von meinem ersten Gehalt gekauft :kopftanz:

Du hast recht, es gibt tatsächlich viele Gemeinsamkeiten zwischen uns. Ich hab gestern noch lange mit einer Freundin geredet und versucht, ihr von der Angst zu erzählen. Sie kennt mich sehr gut, aber das, was wir in den letzten Tagen geschrieben haben, erklärt alles noch viel besser. Es ist nicht so einfach, Menschen, die sowas nicht erlebt haben, zu sagen, dass man mehr Angst hat als "normal". Wir wollen ja nicht uns selbst bemitleiden oder eine Ausrede für bestimmte Verhaltensweisen haben. Manche Aussagen von mir hat sie tatsächlich komplett falsch verstanden, nicht mit Absicht, sondern weil sie es so nicht kennt. Das ist bei dir ja ganz anders. Sie hat auch so ihre Probleme und am Ende sind wir darauf gekommen, dass ihre Männer immer wieder gleich neue Freundinnen haben, während meine Männer größtenteils alleine durchs Leben gehen mit der ein oder anderen kurzen Liebschaft. Das kommt wohl davon, dass sie den Jagdinstinkt der Männer weckt und schnell mehr daraus wird, ich dagegen gehe in winzigen Schritten und sehr freundschaftlich voran bis es irgendwann nicht weitergeht (abgesehen von den Geschichten, wo ich mich in kürzester Zeit reingestürzt habe und die in totalen Katastrophen geendet sind). Das erklärt, weshalb ich abends beim Weggehen so gut wie nie ernsthaft Typen kennenlerne und schon zweimal längere Romanzen mit Nachbarn hatte - die sieht man einfach oft und kann sich langsam näherkommen. Dafür hab ich am Ende die mit einer ähnlichen Bindungsangst an der Backe :/:

Seit Montag, also seit die Luftblase geplatzt ist, ist mein Nachbar ständig unterwegs und seit dem Streit die längste Zeit nicht mehr in meiner WG. Ich bin ganz froh über den Abstand und werde auch in einem Monat ungefähr ausziehen. Dann wird dieses Hin-und-her vorbei sein, denn es führt einfach zu nichts.

Ich flirte auch gerne, nicht so oft, aber gerade wenn es mir richtig gut geht. Ich registrier es immer gerne, wenn mich jemand anguckt. Das ist in letzter Zeit nicht zu übersehen. Hehe.. anscheinend rückt Weihnachten näher, einen Hormonschub durch kaltes Regenwetter kann ich mir schlecht vorstellen =) Ich kann mir auch wie du oft nicht vorstellen, dass mich jemand gut findet. "Oh oh... er hat mir Ohrringe geschenkt... hm.. das MUSS er freundschaftlich meinen!" Als ich noch zur Schule ging, hab ich meine Freundinnen zum Tränenlachen gebracht mit meinen Stories, wie ich Typen vor den Kopf gestoßen habe:

"Hey, DIE hat ja Beine..."
"ACHJA??!! Wenigstens bin ich nicht so ein Zwerg wie du!"
"Das hab ich doch nett gemeint!"

"Ich fand die Unterhaltung letzte Woche echt nett!"
"Ja? Ich fands nicht so toll."

Ich hab es immer nicht so gemeint und manche haben mich gefragt warum ich sowas eigentlich mache. Ich hab später mal einen Artikel gelesen über ein Mädchen, die ähnliche Sprüche gebracht hat und auch ein Scheidungskind ist. Irgendwann hab ich dann angefangen, Komplimente auch mal anzunehmen :rolleyes: Ich gehe unheimlich gerne shoppen und style mich, das gibt mir eine Menge Sicherheit.

Das mit deiner Freundin und dem Telefonat in dem Moment ist echt blöd gelaufen. Dein Freund muss vielleicht einiges einstecken, aber sieh mal die guten Seiten. Er kann sich sicher sein, dass er etwas sehr Besonderes für dich ist und nicht Beziehung Nummer sowieso, die du kurz danach mit Beziehung Nummer sowieso + 1 ersetzt. Seit ich hier in der WG wohne, hab ich einige Leute kennengelernt, die komplett andere Lebensweisen haben. Deren Leben ist sowas wie liebeskummerfrei und nach spätestens 2 Monaten Singlesdasein haben sie schon einen neuen Menschen im Leben. Die alte Geschichte ist vorbei. Punkt. Und sie sind natürlich jedes Mal von Neuem wirklich verliebt :? . Das war manchmal schon eine Art Kulturschock, ich würde definitiv nicht mit so jemandem zusammensein wollen. Das ginge auch gar nicht, denn ich brauche halt länger als ein Wochenende. Natürlich möchte ich mich in einen beziehungsfähigen Mann verlieben (da forder ich mehr als ich bieten kann.. ohje), aber ich möchte für den Menschen etwas Besonderes sein. Naja und dein Freund ist dir sehr wichtig und spielt in deinem Leben schon eine große Rolle - das weiß er auch sicher. Dieses Auf-und-ab kenne ich zu gut. Da ist jemand soo nett zu einem und wenn er in einem nicht ganz günstigen Zeitpunkt da ist, nervt er unheimlich und man stellt wieder alles infrage. Es ist so seltsam. Auf einmal ist wieder alles verpufft, was man an Gefühlen hatte. Wenn er weg ist, vermisst man ihn wieder. Da ist es schon hilfreich, dass ihr euch nur am Wochenende sieht, da hast du ja auch viel Zeit nachzudenken und ihn wieder zu vermissen.

Zu deiner und meiner Mama. Meine hatte auch Depressionen (unter anderem) und hat sich nicht so viel um mich gekümmert wie mein Vater. Meistens ist mein Vater nachts aufgestanden, wenn mein Bruder oder ich etwas brauchten. Das Verhalten meiner Mutter konnte ich oft nicht nachvollziehen (viele kleine Dinge, z.B. plötzliche Ausraster ohne ersichtlichen Grund). Ich weiß, dass sie nicht schuld ist, sondern die Krankheit. Dass ich bei meinem Vater bleiben wollte haben damals die allerwenigsten verstanden. Für mich war es normal: "Nee, bei DER bleib ich dich nicht!!" Verstehst du deine Mutter denn eigentlich heute? Wie bei dir ist auch mein Verhältnis zu meinem Vater und meiner Stiefmutter in letzter Zeit viel besser geworden. Das kam zuerst von einem Tag auf den anderen mit meinem Auszug und wurde dann verstärkt, je erwachsener ich wurde und komischerweise auch damit, dass ich irgendwann das Tabu "meine Mutter" gebrochen habe. Viele Außenstehende und gute Bekannte fanden meine Familie toll, aber es haben sich auch öfter die Eltern meiner Freunde Sorgen um mich gemacht. Ich musste manchmal mit meinen engsten Freundinnen sprechen, weil ich es sonst nicht ausgehalten hätte. Ich hätte auch nicht alles verbergen können, z.B. dass ich schon wieder nicht mit ins Kino gehen durfte. Heute kann ich viele coole Sachen über meine Eltern erzählen und respektier sie viel mehr. Ich verstehe was du meinst, wenn du deine Eltern nicht schlecht machen möchtest. Man kann sie mit kleinen Details schon sehr blöd dastehen lassen.

Ich verstehe deine Rolle in der Familie. Das ist bei mir vielleicht eher mit meinem kleinen Stiefbruder zu vergleichen, ich weiß nicht. Meine Eltern kümern sich immer weniger um ihn und jetzt wird einfach nur noch gehofft, dass er mal irgendwie auf eigenen Beinen steht. Manches erinnert mich aber auch an mich selber. Hast du auch später bei anderen Leuten oft dieses Fishing-for-Compliments veranstaltet? Das ist mir mal peinlicherweise an mir aufgefallen und dann hab ich versucht das einzustellen :rolleyes: Eine Freundin meinte mal, ihre Eltern haben gesagt, sie würden jeden Tag Geburtstag feiern wenn sie so eine Tochter wie mich hätten. Meine Eltern haben noch nicht einmal gewusst, was ein Leistungskurs ist, nehm ich an...

Kuscheln gab es früher immer nur zum Geburtstag. Das war eigentlich der unangenehmste Teil daran ,) Heute knuddel ich alles und jeden, das muss einfach sein. Ich freu mich, dass es für dich immer schon so normal war und dazugehören sollte. Die Eifersucht deiner Stiefmutter kann ich nicht nachvollziehen. Auch das Schlechtmachen unsere leiblichen Mütter ist nicht gut - ich muss das meinem Vater nochmal klarmachen! Man, Eltern verstehen es auch einfach nicht, dass es auch im Streit Grenzen gibt. Man muss nicht mit allem auffahren mit dem man die Kinder verletzen kann!! >:( Ich hab irgendwann sehr darauf geachtet, was ich von mir erzähle. Leider haben meine Eltern bis heute gar kein bisschen Information über die Männerwelt und mich. Ein Kinodate mit 16 oder 17 ist das letzte, was sie mitbekommen haben.

Hmm.. ich hab mich so gut wie gar nicht mit den Thema Therapie auseinandergesetzt. Ich hoffe eigentlich, dass es auch ohne geht. Und dann seh ich in diesem Forum Leute, die sich mit ca. 40 Jahren endlich an alte Wunden setzen und alles aufarbeiten, weil es wohl doch nötig ist. Ich werde erstmal mehr darüber reden - in diesem Forum, mit meinen engsten Freunden und vielleicht sogar mit meiner Familie. Dann werde ich mir ein paar Bücher vornehmen. Ich will im Moment nicht alles auf einmal machen, weil ich ja noch meinen neuen Job habe, der mich sehr fordert. Was haben dir die Bücher denn bis jetzt gebracht? Es lohnt sich bestimmt, oder? Naja und wenn ich dann doch einen Psychologen (Familientherapeut nehme ich an) anrufe hab ich schon einen Großteil der Hausaufgaben gemacht :D Dort kann/muss man dann nur über sich reden, das ist wieder was anderes als hier (obwohl ich sehr gerne deine Geschichten lese und ich sicher bin, dass es mir hilft). Geht es dir denn auch besser oder hast du das Gefühl, Wunden aufzureißen? Du bist ja in der Situation, deine Angst richtig zu spüren. Ich sitz hier in einer sicheren Entfernung zu meiner Angst...

Ich hab das Gefühl, dass wir beide gut vorankommen, wir haben schon die richtige Einstellung :boxen: Ich freu mich auf deine Antwort :umarmen: Gute Nacht!
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Re: Bindungsangst

Beitrag von kaktusbluete »

Huhu Schnus!

Tada - gleich wieder eine Antwort da! :springen: Herrlich!
Ich bin heute irgendwie sehr gut gelaunt, das WE steht vor der Tür, es ist wunderschönes Wetter mit strahlendem Sonnenschein und die Planungen für die nächsten Tage sind recht verheißungsvoll! :)

Oh ja es tut mir definitiv gut mit dir zu schreiben! Als ich mich hier angemeldet hab, nach ewigem googeln (ich will mich jetzt damit auseinandersetzen, irgendwo muss doch was zu finden sein!) hab ich gehofft, dass es jemanden gibt, der mich versteht. Erst war das nicht so und ich dacht, hmm vielleicht bist du doch im falschen Forum... Aber zum Glück gibts ja doch noch andere Mädels, die das nachempfinden können.

Mein Verhalten / Denken ist wirklich irrational - wem soll man das erklären? Ja ich bin grad echt dabei meiner Angst zu begegnen und wäre auch lieber nur der ferne Beobachter!!!
Ich dachte mir kürzlich über meinen Freund: Ich glaub ich liebe ihn gar nicht, hab gar keine Gefühle für ihn und red mir das alles nur ein, weil er mir Sicherheit gibt und definitiv eine Bindung will. So und jetzt kommt der Knackpunkt: Ist das wegen meiner Angst, dass ich die Gefühle nicht zulassen kann / will? Oder ist es wirklich so? – Das macht mich echt fertig! :( Dann überleg ich, na klar findest du was an ihm, sonst hättest du ja nicht eine Beziehung mit ihm angefangen. Oder eben doch? Weil ich zeigen will, dass ich sehr wohl beziehungsfähig bin? Erinnere dich, was du an ihm toll fandest, was das kribbeln ausgelöst hat! Ich kann nicht, das kribbeln ist weg, es fühlt sich nicht mehr gut an.
Oh es ist schrecklich! Und wenn ich meinem Freund so was sage, a la hmm, ich überleg manchmal ob du der Richtige für mich bist (sehr krass!), dann ignoriert er das mehr oder weniger, geht darüber weg (weil es ihm sicher weh tut) und das macht mich wütend, weil ich mich unverstanden fühle. Aber was soll ich von ihm erwarten?
Ich denke, gib der Sache Zeit, geh es in Ruhe an, mach langsam. Und in meinem Kopf setze ich einen Zeitrahmen von einem halben Jahr bis einem Jahr fest – davor werde ich nicht rennen!!! Bis dahin muss sich doch was geändert haben bei mir, oder? Wunschdenken? Hab echt Angst, dass die Mauer immer größer wird und ich mich nicht fallen lassen werde. Und dann übertrieben ausgemalt: Also dann heirate ich ihn eben, um dann nach einigen Jahren zu entdecken – waah – es war nicht wegen meiner Bindungsangst, er ist ECHT nicht der Richtige für mich. Kann man das abstellen?
Wenn ich nur dran denke, dass ich meinen „Sicherheitsabstand“ (eigene Wohnung, größere Entfernung, nur am Wochenende) nicht mehr hab, dann wird mir richtig schlecht, ich denke, das kann ich nicht ertragen, nur mit ihm zusammen sein – das geht nicht! Und wieder bin ich drin in meinem Denken – Würde ich so fühlen wenn er der Richtige ist? Und das Gedankenspiel geht von Vorne los…
Und dann ist da noch die Sache mit den „Liebesbekundungen“. Er sagt und schreibt mir gern „Ich hab dich lieb“ und „Mein Schatz“, „Schätzle“ etc. Und das ist doch echt total lieb und goldig, oder? Ich meine wie viele Männer gibt es, die so offen sind und auch über ihre Gefühle sprechen? Ich kann es kaum ertragen. Weil ich es nicht sagen kann. Schreiben ja, das ist leichter. Aber lieber auch nicht zu oft, es signalisiert ja was. Also bin ich in einer blöden Lage, er will es ja auch hören bzw. hat Erwartungen und das setzt mich wiederum voll unter Druck.
So, Mädels, die diese Angst nicht kennen, sagen jetzt, du tickst ja nicht ganz richtig! Schau mal wie lieb er ist, er macht alles für dich. Du bist echt gemein! Und für Mädels die diese Angst nicht kennen, sind diese Gefühle fremd. Weil sie sich darüber keine Gedanken machen müssen, sondern es einfach auf sich zukommen lassen. – Darauf bin ich manchmal echt neidisch. Warum kann ich das nicht auch? Ich bin so eine Psychotante… :/:
Dieses ganze verwirrende Gefühlschaos kann ich dir schreiben, weil ich weiß, du verstehst mich und kannst mir bestätigen, dass ich nicht komplett irre bin =) Und ich muss das loswerden, sonst macht es mich noch verrückt!
Und es ist ja auch total nervig, sich darüber Gedanken zu machen – entweder es klappt oder es klappt eben nicht. Ja ja, wie wenn das so einfach wäre…

Oh ja, shoppen geh ich auch total gerne :) hübsch anziehen, schön schminken, aber trotzdem nicht tussimäßig, manchmal hab ich auch keine Lust, mich schick zu machen für die Arbeit oder so. Mit abends weggehen, hab ichs ehrlich gesagt nicht so, also was Diskos betrifft. Ich bin gern mit Freunden unterwegs, was trinken, ins Kino oder zusammen bei jemand zu Hause rumhängen – glaub das liegt aber auch an meinem Freundeskreis. Ich selbst bin schon etwas flippiger und muss manchmal einfach tanzen! :D Meinen Freund hab ich also über andere Freunde kennen gelernt damals und nicht in irgendeinem Club – find das auch echt schwer. Flirten ja, aber was Festes?!

Haha, super, ich musste auch lachen, coole Sprüche ,) NEIN die Typen wollen immer nur Freundschaft! Ich bin auch so, ich glaub bevor ich checke (checken will?) das jemand auf mich steht, merken es alle anderen und wenn ich dann drauf aufmerksam gemacht werde, sage ich - nein, der doch nicht! Ui, ja Komplimente annehmen fällt schwer - mir auch. Ich werd immer rot und ganz verlegen bring ich nur ein schüchternes "Danke" raus, wenn überhaupt. :rolleyes:

Ja das könnte ich auch nicht, von der einen Beziehung in die nächste. Ich such schon auch was Beständiges und will was aufbauen und das kann man nicht über ein Wochenende. Das ist ja das seltsame bei uns, wir haben mega Angst uns zu binden, suchen aber einen "beziehungsfähigen Mann" - HAHA

Hab vorhin wieder eine Mail von meiner Mama bekommen, wir schreiben uns mittlerweile fast jeden 2.Tag, oft nur belangloses, teilweise immer größere Stückchen privates. Wenn sie dann Anreden wie "Hallo SÜße" oder "Hallo Kind" verwendet, bin ich plötzlich wieder das kleine Mädchen und freu mich riesig über ihre Aufmerksamkeit und dass sie mich wohl doch mag. Mir ist aufgefallen, dass ich meinem Papa noch gar nichts davon gesagt hab, dass ich wieder regelmäßig Kontakt zu meiner Mama habe und auch nicht davon, dass ich mich grad sehr mit dem Thema Scheidung und alles was daraus resultiert auseinandersetze... Irgendwie und irgendwann würde ich das schon gern machen... hmmm

Ja die Mustertöchter in anderen Familien - das könnten wir gut sein! :D Das ist schon echt lustig. Ich hab auch viele "Ersatzfamilien", Eltern von Freundinnen mit denen ich mich super verstehe und mehr / besser reden kann als mit meinen Eltern und die echt cool sind und zu denen sich auch eine jahrelange Freundschaft aufgebaut hat. Die meisten würden mich gern gleich adoptieren, als Beispiel für die eigene Tochter. Manchmal schon peinlich, jap.

Ich lese grad sehr viele Bücher paralell, ich muss einfach wissen, was mit mir los ist, was ich dagegen machen kann, dass ich nicht alleine dastehe. Ich denke auch, dass ich es wie du angehen werde, schreckst du auch vor dem Schritt in eine Therapie zu gehen zurück? Eine Freundin von mir meinte, dass es vielleicht nicht immer das Beste ist, weil Therapeuten dir auch viel einreden können und manchmal noch mehr kaputt machen.

Also mit deinen Beiträgen von der Länge her, könntest du wohl schon im Moderatoren-Status sein! hihi Freu mich aber riesig, dass du auch so viel zurück schreibst. Tut es dir auch gut? Auch wenn wir uns gegenseitig einfach nur verstehen können und leider nicht wirklich Tipps haben, wie man aus der Misere wieder raus kommt. Es hilft, "Dampf" abzulassen :dampf: Nein ich reiß keine alten Wunden auf und wenn dann mit Absicht, ich WILL das ja jetzt verarbeiten!

Oh weh, jetzt hab ich mich voll verzettelt und muss dringend los!

Wünsch dir ein schönes WE, Schnus!
Viel Spaß beim Feiern und mit den Typen nicht übertreiben! ,)

Viele liebe Grüße aus Schwaben :winken:
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
schnus
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Re: Bindungsangst

Beitrag von schnus »

Hi Kaktusblüte,

diesmal hab ich mich wieder so in deinem Beitrag wiedergefunden. Das ist schon fast lustig. Ich hab die letzten Tage echt so eine gute Laune, obwohl z.B. das Wetter heute ziemlich bescheiden ist. Ich denke viel nach und kriege immer wieder einen Dämpfer, aber es gibt mir superviel Energie, wenn ich weiß, dass ich vorankomme. Gestern hab ich mir das Buch mit dem Selstboykott bestellt. Es gibt angeblich keine Tips und beschreibt nur. Ich denk, das ist ein guter Anfang.

Ich bin schon durch viele verschiedene Phasen in meinem Leben gegangen. Es fing mit den lustigen Sprüchen damals zur Schulzeit an, ging über Phasen mit viel Liebeskummer wegen ziemlich miesen Typen und vielen Parties bis zum Morgengrauen, bis heute wenn ich meine, schon einen kleinen Teil der Angst überwunden zu haben. Ich bin vor 4 ein halb Jahren so verletzt worden, dass ich danach für mehr als 2 Jahre alle Typen abgeblockt habe. In der Zeit bin ich vier oder fünf mal zu einer Unipsychologin gegangen, um das erste Wiedersehen nach 8 Jahren mit meiner Mutter vorzubereiten. Diese Psychologin hat mir viel geholfen, es ist eher Lebenshilfe und nicht Therapie was sie gemacht hat. Ich von ihr ein paar Hausaufgaben aufbekommen und ich hab sie sehr gründlich gemacht, ich war so eine richtige Streberleiche.. haha. Am Ende haben wir abgemacht, ich besuche meine Mutter, schreibe dem blöden Typen eine Karte und "das mit der Angst... naja... kann ja sein, aber weil ich keine Probleme in der Uni hab hab ich nicht wirklich ein Problem" ,) Das Wiedersehen mit meiner Mutter hat mir viel geholfen und mir so viel Klarheit gegeben. Ich wusste auf einmal viel mehr über mich und ich hab auch meine erste Muttersprache wieder gelernt, jetzt hab ich wenigstens wieder Grundkenntnisse.

Es dauert alles superlange und bis man einen Schritt weiterkommt vergeht soo viel Zeit. Deshalb dauern diese Therapien immer so ein Jahr oder länger und man hat eigentlich nicht viel mehr Termine als einmal die Woche, damit sich alles setzen kann. So denk ich würde es für uns aussehen. Eine Sache, an der ich meine Einstellungen, Denkweisen und damit auch die Angst immer wieder überprüfen kann sind Filme. Wie reagier ich darauf, wenn sich 2 kennenlernen und sich ineinander verlieben, oder was denke ich, wenn bei einem Paar etwas schiefgeht?

Was mich jetzt mal interessiert, also jetzt ehrlich: Hast du den Film "P.S. Ich liebe dich" gesehen und wie findest du ihn?? Ich war mit meinen Freundinnen im Kino. Sie fanden ihn alle sooo lustig und ich musste den ganzen Film lang meine Tränen unterdrücken und wäre am liebsten rausgegangen. Es ist eine Komödie über eine Frau, deren Mann stirbt. Es hat mich richtig getroffen und ich fand den Humor in dem Film so was von unangemessen und die Art wie die Hauptdarstellerin damit umgeht mehr als unrealistisch. Ich hab dir ja letztes Mal geschrieben, dass ich Punkte suchen, die wehtun, damit ich daran ansetzen kann. Hier hab ich wohl einen gefunden. Es geht um Verlust und jetzt suche ich die Parallele. Die Trennung meiner Eltern und die Trennung meiner Mutter von mir muss mir wohl doch ziemlich zugesetzt haben. Mein Vater ist noch heute nicht ganz darüber hinweg, so sauer wie er über sie redet. Und in dem Film lernt die Frau nach einem Jahr oder so einen neuen Mann kennen (sie ist beziehungsfähig, der neue Mann ist beziehungsfähig, keine Arschlochphase, keine Angst, hat sie die ganze Zeit Psychopillen eingenommen was später aus dem Film rausgeschnitten wurde?!)

Ich kann deine Gedankengänge mit deinem Freund gut nachvollziehen. Kann es sein, dass du dann, wenn er gerade da ist auf einem das Gefühl hast, du hast ja gar keine Schmetterlinge im Bauch und DEN solltest du die ganze Zeit gut finden? Und wenn er lange genug nicht da ist, vermisst du ihn wieder? Ich denke, das Gefühl hat viel mit der Angst zu tun. Ich würde deshalb nicht gleich alles infrage stellen. Ich meine, du magst ihn in den Situationen doch mindestens als Kumpel. Ich mit meinem Sicherheitsabstand würd einfach mal behaupten, das reicht in dem Moment. Ich glaube schon lange nicht mehr an DEN Richtigen. Es gibt ein paar Richtige auf der Welt, denen man in der richtigen Situation begegnen muss. Irgendwie so. Heiraten kann man nicht auf Verliebtsein gründen, das Gefühl ist garantiert irgendwann weg, dann muss man es richtig auf Liebe, Vertrauen und so basieren. Das "und so" sind meine Musskriterien. Ich hab mir mal überlegt, welche 4 Punkte ein Mann erfüllen muss. Der Rest ist dann nicht so wichtig. Nett und Beziehungsfähig sein ist ein Punkt davon, dafür darf er einen Knuddelbauch haben :D

In diesem Forum hat Girl-soccer mal geschrieben, was sie denkt, wenn sie sich Sorgen macht. Eigentlich ganz clever:

Ist das in einer Sekunden noch wichtig?
Ist das in einer Minute noch wichtig?
Ist das in einer Stunde noch wichtig?
Ist das morgen/nächste Woche/in einem Monat/Jahr/10 Jahren noch wichtig?

Auch als ich meinem Nachbarn Montag begegnet bin und ihn da so gar nicht toll fand, wusste ich genau, dass ich mich in den nächsten Tagen wieder dabei erwische, zu gucken ob er zuhause ist und so. Das war dann auch so. Damals mit dem anderen Nachbar konnte ich mich auch sehr darauf verlassen, dass ich immer wieder auf dem Weg zur Uni checke, ob sein Auto auf dem Parkplatz genau vor meiner Wohnung steht (GANZ blöder Ort für den Parkplatz!!) Nachdem ich weggezogen bin hab ich ihn wirklich sehr vermisst und gemerkt, was er mir alles gebracht hat. Ich hab das Gefühl, bei dir ist es sicher ähnlich. Diese Unipsychologin hat mir damals autogenes Training empfohlen. Ich hab es wegen einer superwichtigen Klausur gemacht, denn es erfordert viel Motivation und Geduld es zu lernen. Dann hilft es einem aber ziemlich beim Einschlafen und wenn man nervös ist (man beruhigt sich sofort) und auch bei Ängsten (langfristig und man merkt es nicht so unmittelbar). Falls du es noch nicht gemacht hast, kann ich es dir auch nur empfehlen. Gerne kommen Ärtze und Psychologen damit an und ich bin manchmal einfach froh, denen sagen zu können "hab ich schon!! Mach ich seit 3 Jahren jeden Tag!!" Dann wär ich im Fall einer Therapie schon einen Schritt weiter. Ich hab es mit einem Buch von GU gelernt. Du kannst ja einfach mal bei Amazon oder im Buchhandel schauen. Es ist sowas wie die westliche Form von Meditation und schulmedizinisch begründet.

So, zum Schluss noch mein kleines Erfolgerlebnis :springen: gestern bei der Party hab ich mich so was von gut gefühlt und vielleicht meinen Flirtrekord gebrochen. Wow. Am Ende hab ich mit einem SUPERnetten Typen geredet. Schon allein das freut mich so. Kein Arschloch, NIE wieder!! So ein schüchterner Netter.. hach.. Ich bin mal gespannt ob er sich meldet (sonst meld ich mich :D ) und was für ein Mensch er ist. Achja und ich hab meine Mutter angerufen (puhh.. teuer, ey) und sie hat sich richtig gefreut!!!

Ich wünsch dir auch ein schönes Wochenende und freu mich auf ne Antwort!! Genieß die Zeit mit deinem Freund!! Viele liebe Grüße aus dem kalten Norden!

Ich wünsch dir auch ein schönes Wochenende
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