Erwachsenes Scheidungskind

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
nightcat
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Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von nightcat »

Hallo,

Ich lese nun schon sehr lange eure Beiträge mit und jetzt habe ich mich dazu entschlossen meine eigene Geschichte mal zu erzählen, um auch all das was mich beschäftigt ein mal los zu werden.

Ich bin 22 Jahre alt und somit schon ein "erwachsenes Scheidungskind". Meine Eltern haben mir im Oktober 2007 gesagt, dass sie sich trennen wollen. Ich weiß es heute noch genauso gut als wäre es gestern gewesen. Dieser Moment war sehr emotional und ich habe beide noch nie so erlebt. Ich hatte irgendwie damit gerechnet, aber wollte es nicht wahr haben. Ich muss dazu sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zu Hause gewohnt habe. Es war ein schöner Tag und ich hatte mich sehr gefreut, das beide mich zusammen besuchen wollten. Sie gingen an diesem Tag auch sehr liebevoll miteinander um und ich freute mich, dass sie so glücklich zu sein scheinten. Bis sie die Bombe platzen ließen.. Sie haben es mir sehr schonend bei gebracht und beteuert, dass sie sich in Freundschaft trennen werden (wie die meisten Eltern das ihren Kindern sagen, um sie nicht zu verunsichern). Ich war sehr gefasst und konnte erstmal nciht weinen. Als sie weg waren flossen meine Tränen nur so.. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber es hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich verspürte Wut, Trauer und dieses quälende WARUM?

Diese Trennung ging von meiner Mama aus. Mein Papa war am Boden zerstört, sodass ich sehr große Angst um ihn hatte. Erst als er meine Mama schon verloren hatte, hat er gemerkt, wie viele Gefühle er noch für sie hat. Er hat sehr stark um sie gekämpft, aber ohne Erfolg..denn es war bereits zu spät. In dieser Zeit hat er mich täglich angerufen. Wir haben sehr viel darüber geredet und auch wenn ich genug mit mir selbst zu tun hatte, habe ich ihm zugehört und war für ihn da. (Das einzig positive daran ist, dass wir uns wieder näher gekommen sind. wir hatten uns über die Jahre hin weg irgendwie auseinander gelebt. Jetzt haben wir wieder ein herzliches und inniges Verhältnis)
Im Mai 08, kurz vor meine Abschlussprüfung, habe ich die Notbremse gezogen. Ich konnte mich nicht mehr auf mein eigenes Leben konzentrieren und war nur noch mit den Problemen meiner Eltern beschäftigt. Ich war total durcheinander, weil ich nicht mehr wusste, wem ich was glauben sollte, da jeder natürlich seine eigene Version von den Geschehnissen hatte. Ich habe dann beiden gesagt, dass sie sich vorübergehend nicht mehr bei mir melden sollen. Wenn was ist, würde ich mich schon melden. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, aber es ging mir besser nach dem ich das ausgesprochen hatte. Sie waren anfangs sehr irritiert, aber haben meinen Wunsch respektiert.

Beide leben jetzt wieder in einer neuen Partnerschaft und vorallem meiner Mama geht es sehr gut. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr so glücklich gesehen. Ich komme auch mit ihren neuen Partnern sehr gut klar. Aber ich bin trotzdem sehr froh, dass ich nicht mehr zu Hause wohne und nicht alles mitbekomme. Es wird sehr viel schmutzige Wäsche gewaschen.. gerade wenn man in einem kleinen Ort wohnt. Es werden sehr schlimme Sachen über meine Mama erzählt und das verletzt mich. Die Familie meines Papas geht ihr komplett aus dem Weg. Sie wollen mich immer nur über sie ausfragen. Das hat dazu geführt, dass ich mich mittlerweile total Fehl am Platz fühle in dieser Familie.

Ich weiß dass meine Eltern nie wieder zusammen kommen werden. Mir geht nur dieser Satz "wir trennen uns in Freundschaft" nicht mehr aus dem Kopf.. denn das haben sie nicht.
Wir haben früher alle zusammen in einem großen Haus gewohnt mit meinen Großeltern zusammen.. Es ist mein Elternhaus, der Ort an dem ich aufgewachsen bin und so viele Erinnerungen sind. Meine Mama hat dieses Haus geerbt. Sie ist aber kurz nach der Trennung ausgezogen.. zu ihrem neuen Lebensgefährten.. Sie hat immer gesagt, sie kehrt wieder zurück, schon allein wegen meiner Oma, ihrer Mutter.. Sie ist aber nie zurückgekommen. Mein Papa ist ein paar Monate später ausgezogen, weil er es nicht mehr ausgehalten hat tag täglich mit den Erinnerungen konfrontiert zu werden. Er hat fast alles Möbel mitgenommen. Nun lebt meine Oma allein in diesem großen Haus. Meine Oma ist mein ein und alles. Wir haben ein sehr sehr herzliches Verhältnis und es tut mir wahnsinnig weh, dass sie alleine in diesem Haus ist. Mir selbst fällt es sehr schwer nach Hause zu fahren und die leere Wohnung zu sehen. Ich kann es einfach nicht.. es schmerzt zu sehr..

Die Scheidung ist jetzt in vollem Gange und meine Eltern streiten sich nun um das Haus. Mein Papa hat damals für die Renovierung sehr viel Geld ins Haus gesteckt und auch einen Teil der Schulden abbezahlt. Das möchte er natürlich nicht umsonst gemacht haben. Da meine Mama wahrscheinlich eh nicht wieder zurückziehen wird, hat er ihr den Vorschlag gemacht, in das Haus wieder einzuziehen. Somit wäre meine Oma auch nicht mehr so alleine.. Aber das will meine Mama auf keinen Fall. Es folgte Angebot um Angebot.. Das geht schon seit ca. 6 Monaten so und es gibt keine Lösung. Die beiden verlieren immer nur mehr Geld an ihre Anwälte. Sie hatten ein paar Mal versucht sich noch einmal zusammen zu setzen, aber dazu sind beide zu dickköpfig um irgendeinen Kompromiss einzugehen.
Dieses hin und her belastet mich sehr.. Es geht um mein Elternhaus und um meine Oma, die noch in dem Haus lebt. Ich habe Angst, dass das Haus ganz verloren geht, wenn die beiden sich nicht einigen. Ich selbst habe schon daran gedacht noch mal mit beiden zusammen ein Gespräch zu führen und ihnen ein mal mitzuteilen, was ich denke und fühle. Mein Papa wäre bereit dazu.. Das weiß ich. Aber ich habe Angst das meine Mama nein sagt. Ich habe das Gefühl die beiden sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht und ich würde ihnen so gerne helfen oder sie zumindestens anstoßen, aber ich weiß mir nicht zu helfen.. Es belastet mich einfach und langsam muss eine Lösung gefunden werden, damit auch ich meinen inneren Frieden wieder finden kann.
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Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Gerda »

Hallo nightcat,

herzlich willkommen hier im Forum! :winken:

Ja, du bist mit 22 ein erwachsenes Scheidungskind, aber auch für die erwachsenen ist es eine sehr schlimme Erfahrung, wenn die Eltern sich streiten. Dass es dir erst mal den Boden unter den Füßen weggezogen hat, kann ich mir sehr gut vorstellen.

Was mir an deinem Post sehr auffällt ist dir große Liebe, mit der du über deine Eltern schreibst. Das rührt mich richtig. Deinen Eltern kann man nur gratulieren zu so einer Tochter. Wie schade, dass sie es nicht geschafft haben, sich in Freundschaft zu trennen, so wie sie es vorgehabt hatten. Ja, vielleicht wäre es gut, wenn du mit ihnen beiden sprechen würdest und ihnen sagen würdest, wie du dich mit dem allen fühlst. Vielleicht könnte das ein Anstoß für sie sein, wieder zur Vernunft zu kommen.

Dein Wunsch, zwischen ihnen zu vermitteln klingt sehr schön; und es wäre sicher auch sehr schön, wenn das möglich wäre. Aber ist es nicht ein bisschen viel für dich als "Kind" - auch wenn du schon erwachsen bist - dass du versuchst, sie zu einem versöhnlichen vernünftigen Lösen der FRage um das Haus zu bewegen, wo sie es selbst nicht schaffen?

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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nightcat
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von nightcat »

Hallo Gerda,

Danke für deine liebe Antwort.

Ich liebe meine Eltern, denn sie sind und waren immer für mich da. Es ist für mich eine Art "zurück geben", wenn ich versuche ihnen zu helfen.

Dieses Haus bedeutet mir sehr viel. Mir fällt es inzwischen schwer "zu Hause" zu sagen, aber das ist es, auch wenn es jetzt leer ist. Als ich ausgezogen bin, bin ich sehr gerne nach Hause gekommen. Es war mein Zufluchtsort, ein Ort der Geborgenheit, ein Ort wo sich die Zeit nie weiter drehen zu scheint. Jetzt ist es ein trauriger, leerer Ort. Es fühlt sich so an, als wäre ich kurz weg gewesen und dann nach Hause gekommen und niemand war mehr da, so als wüsste ich nicht, wo alle hin sind. Ich fühle mich sehr alleine.. Leider bin ich ein Einzelkind und niemanden mit dem ich mich so richtig austauschen.

Für mich steht fest, dass ich mit meinen Eltern auf jeden Fall über meine Gefühle reden muss, damit ich nicht zerbreche. Das letzte Gespräch mit ihnen hatte ich, als sie mir von ihrer Trennung erzählten. Es stehen noch so viele unausgesprochenen Dinge im Raum, die ich einfach ansprechen möchte.

Mir ist bewusst, dass es viel für ein "Kind" bzw. mich wäre, mit ihnen das Hausproblem zu lösen. Aber was ist, wenn das die einzige Möglichkeit ist? Ich habe mir etliche Gedanken darüber gemacht, aber ich komme nicht zu der richtigen Lösung. Wenn es überhaupt eine gibt...

Liebe Grüße
Kirila
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Kirila »

Hallo!

Bei uns geht es auch um zwei Häuser. Meine MUtter will sie im grunde nicht, hätte am liebsten, meine Schwester und ich würden sie sofort bekommen. Aber das geht schon aus finanziellen gründen nicht. Sie meinem vater überlassen will sie nicht, mein Vater will sie ihr nicht überlassen etc. Derzeit wohnen mein vater und ich noch zu Hause, aber wenn die so weiter machen... Ich mag gar nicht dran denken, dass alles verkauft werden muss, weil sie sich nicht einigen können!

Du könntest, wenn du dich da einmischen willst, wovon ich aus eigener Erfahrung dringend abraten würde, versuchen, mit deiner Mutter, die ja scheinbar das Problem ist, eine Lösung zu finden. Frag deine Mutter, wieso sie deinem vater mit absicht so weh tut, wo sie es doch war, die gegangen ist? Ich meine gehört zu haben, dass geerbte Immobilien nicht an den anderen Partner gehen, aber ob das stimmt weiß ich nicht. Verdienst du schon dein eigenes Geld? Dann könnten deine Eltern dir das Haus überschreiben, dein vater könnte dir Miete zahlen und deine Oma wäre nicht mehr alleine. Nur ohne eigenes Einkommen wäre die Sache sehr schwierig. Ich nehme an, du hast eine geschwister und würdest das Haus ohnehin erben sollen, oder? Deine MUtter könnte sich doch ein Wohnrecht einbehalten. Dann müsste dein vater zwar im schlimmsten Fall ausziehen, aber beiden wäre vorerst geholfen.

Schlag deinen Eltern vor, die Sache mit dem Haus von einem mediator regeln zu lassen. das kostet weniger als ein Anwalt. Vielleicht findet er auch einen kompromiss, den ihr nicht seht?
FairyQueene

Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von FairyQueene »

Hallo,
das Gefühl, zu Hause sei die Zeit stehen geblieben und man könne da immer wieder hin in die Geborgenheit, kenne ich gut - ich durfte es länger haben als du, nämlich bis meine Eltern starben. Und dann war ich über 20 Jahre nach meinem Auszug beleidigt, daß mein Zuhause weg war. Was ich damit sagen will: die Zeit bleibt eben nicht stehen. Du mußt für Dich akzeptieren, daß Deine Eltern nicht nach Deinen Bedürfnissen leben – und diese wichtigen Bedürfnisse nach Geborgenheit vielleicht eines Tages bei anderen Menschen anbringen können.

Wenn Du es Dir zutraust, Deine Eltern mit Deinen Gefühlen in dieser Situation zu konfrontieren, halte ich das für gut für Euch alle. Aber versuche nicht, ihre Probleme zu lösen. Vielleicht kann ein Mediator wirklich helfen, die verfahrene Situation zu lösen.

Alles Gute und viel Kraft
FairyQueene
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Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Gerda »

Liebe Nightcat,

ich stelle es mir sehr schwierig vor, dieses "Zuhause" zu sehen und zu erleben, wie es nicht mehr mit Leben gefüllt ist. Sehr schmerzhaft auch. Ich glaube, das ist für ein "erwachsenes Scheidungskind" etwas sehr Schwieriges, Schmerzhaftes: dass es kein Zuhause mehr gibt - weder in dem Haus noch bei den Eltern. Das ist so etwas im Leben, von dem man erst merkt, wie wertvoll es ist, wenn man es nicht mehr hat.

Für alle Menschen ist die Aufgabe im Leben während des Erwachsenwerdens, ein eigenes Zuhause aufzubauen. Eine eigene wohnung, eine eigene Partnerschaft und/oder Familie und auch etwas in Sich selbst, das heißt: ich fühle mich in mir selbst geborgen und gut aufgehoben und kann mich selbst gut versorgen. Manche Menschen sagen über ihre/n Partner/in, "du bist mein Zuhause". Es ist so ein wichtiges Gefühl , das Gefühl von Zugehörigkeit. Zu wissen, wo ich hingehöre. Das ist für dich vielleicht im Moment noch nicht gefunden?

Mein exmann hat meine Söhne mir sehr entfremdet. Einer meiner Söhne hat gar keinen Kontakt mit mir, der andere 2 mal im Jahr oder so ein kurzer Besuch , 2 Stunden oder so. Das wars. Mit meiner Tochter hat er es auch versucht, aber die hat sich letztlich doch nicht vor seinen Karren spannen lassen und mit ihr ist der Kontakt lebendig. Aber dadurch ist für mich nicht nur die Beziehung gescheitert sondern die gesamt Familie zerbrochen. DAs hat mir bis letztes Jahr noch unerträglich weh getan. So lange, bis ich es mir angeguckt habe, dass es so ist und dass ich daran nichts ändern kann. Dann habe ich sehr geweint und war 2 oder 3 Wochen richtig krank vor Schmerz. Aber seit dem ist es vorbei und ich suche im Leben nach anderer Zugehörigkeit, nach Wahlfamilien, nach Gemeinschaft, wo ich mich zugehörig fühlen mag und kann und darf. Ich habe da noch nicht so etwas "Festes" gefunden, aber immerhin sehe ich hier und da Möglichkeiten und probiere immer wieder etwas aus.

Oftmals ist es im Leben von uns Scheidungsbetroffenen angesagt, uns von Wunschbildern zu verabschieden. DAs ist ungefähr das Allerschmerzhafteste, was es gibt. Z. B. das Wunschbild, dass es irgendwann doch IRGENDEIN Happyend gibt - und sei es, dass die Eltern Freundschaft pflegen. Die Realität ist vielleicht, dass die Eltern das nciht mehr können oder wollen und es sich systematisch zerstören, dass das irgendwann noch einmal möglich wird. Wer weiß, warum. Ich weiß natürlich nicht, was möglich ist und wird zwischen deinen Eltern und ob es möglich wäre, dass deine Intervention dort fruchten würde. Aber für den FAll, dass das nicht klappt, sage ich dir mal das als Perspektive: der Versuch, loszulassen von den Eltern, von den wünschen an sie und für dich selbst und deine Bedürfnisse unabhängig von ihnen sorgen. MIt anderen Menschen, die dir gut tun. Pass gut auf dich auf! Pass gut darauf auf, wohinein du deine Kraft gibst. Sonst bleibst du gebunden in ihrem Scheidungsstreit und dein Leben geht "an dir vorbei". Vielleicht kannst du ihnen auch einen Brief schreiben, in denen du einmal ganz als Ihr Kind schreibst, wie es dir geht, wie es dir gegangen ist und dass du Angst hast, dass sie das Haus "verstreiten" und auch, was du dir von ihnen wünschst: dass sie ihr Versprechen einlösen, dass sie sich in Freundschaft trennen.

Was meinst du dazu?

Liebe Grüße von
Gerda
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nightcat
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von nightcat »

Hallo ihr Lieben,

vielen lieben Dank für eure Antworten. Es tut gut zu wissen, dass es hier Menschen gibt, die einem "zu hören" und einem andere Sichtweisen aufzeigen.

@kirila: Das mit dem Haus überschreiben war auch ein Gedanke von mir, aber ich bin noch nicht bereit dazu so eine Verantwortung zu übernehmen. Aber die Idee mit dem Mediator hört sich sehr gut an. Wie läuft sowas ab?

@ Gerda: Es muss sehr schlimm sein für eine Mutter, wenn sich ihr die Kinder entfremden. Ich bewundere deine Kraft und Stärke!
Ich wohne seit einem Jahr mit meinem Freund zusammen und wir haben uns wirklich ein sehr schönes zu Hause geschaffen. Ich fühle mich hier sehr wohl. Allerdings ist mein Elternhaus eine andere Art von "zu Hause" für mich. Vielleicht halte ich wirklich zu stark daran fest und sollte mich mehr lösen. Ich möchte mich ja auf mein eigenes Leben konzentrieren, aber ich werde oft wieder zurück geworfen, wenns z.B. meinem Papa wieder schlecht geht, weil es beim Anwalt wieder nichts neues gibt usw.
Deine Idee mit dem Brief finde ich sehr schön. Ich habe auch schon darüber nachgedacht und in einer ruhigen Minute werde ich mal alle meine Gedanken, Gefühle und Wünsche sammeln und aufschreiben. Ich denke, ich werde meine Eltern sowieso nicht noch mal an einen Tisch bekommen. Dafür haben sich die Fronten leider zu sehr verhärtet.

Liebe Grüße

nightcat
Jessica
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Jessica »

Hallo alle zusammen! :winken:

Ich lese hier auch schon seit längerem und habe mich gerade entschieden, auch mal zu schreiben!

Ich bin auch ein sog. erwachsenes Scheidungskind. Ich bin jetzt 29 Jahre alt. Vor etwa 1 1/2 Jahren haben sich meine Eltern getrennt, nach 30 Jahren Ehe.
Meine Mutter war schon seit langer Zeit sehr unglücklich. Es kam dann, wie es kommen musste, meine Mutter hat einen anderen Mann kennengelernt. Für meinen Vater ist eine Welt zusammen gebrochen. Er wusste damals weder ein noch aus und war sehr verzweifelt.
Ich habe damals nicht mehr bei meinen Eltern gelebt, wohne ca. 2 Stunden entfernt. Deshalb habe ich viel mit meinem Vater telefoniert. Sehen konnten wir uns ja leider nicht so häufig.
Meine Mutter iist dann recht schnell mit ihrem neuen Mann zusammen gezogen. Ich kenne ihn noch nicht. Wollte ich bisher nicht. Aber damit das Verhältnis zu meiner Mutter besser wird, werde ich über kurz oder lang mich wohl dazu durchringen müssen ihn kennen zu lernen.
Das Schlimmste ist jetzt aber, dass mein Vater sich total verändert hat. Obwohl er mittlerweile auch schon wieder eine neue Freundin hat, ist er meiner Mutter gegenüber immer noch voller Haß!!!
Schon ganz am Anfang der Trennung hat mein Vater mal von mir verlangt, dass ich mich entscheiden soll. Er meinte, mit so einer Frau, die Uns so etwas angetan hat, würde ich doch auch nicht mehr zu tun haben wollen. Ich habe dann in langen Gesprächen versucht, ihm klarzumachen, dass er das nicht von mir verlangen kann. Meine Mutter hat mich in dem Sinne ja nicht verlassen. So ganz konnte mein Vater es aber nicht verstehen. Unser Verhältnis war seitdem schwierig. Ständig hat er über meine Mutter in den schlimmsten Schimpfwörtern geschimpft. Ich musste mir das anhören, denn wenn ich was dagegen gesagt habe, musste ich mir anhören, dass ich wohl doch zu meiner Mutter halte. Was natürlich Quatsch war. Ich wollte total rausgehalten werden. Was aber nicht ging. Gerade als Einzelkind habe ich am Anfang versucht zu vermitteln. Was aber total schief lief.
Lange Rede, kurzer Sinn. Nun ist es so, dass mein Vater vor einigen Wochen den Kontakt zu mir abgebrochen hat.
Angeblich hätte ich ihn so schwer enttäuscht und hintergangen, dass er mit so einer Tochter nichts mehr zu tun haben möchte. Es stimmt, ich habe meiner Mutter etwas erzählt, was mir vorher mein Vater erzählt hat, aber doch nichts schlimmes, sondern etwas was meine Mutter so wie so erfahren hätte. Es ging um den Hausverkauf. Mein Vater wohnt noch in unserem alten Haus. Will aber schnell dort hinaus. Es erinnert ihn zu viel an früher und er will mit sener Freundin zusammen ziehen. Naja, mein Vater hat mir erzählt, dass die Kaufinteressenten, die sich unser Haus angesehen haben, es nun doch nicht nehmen werden. Genau das habe ich dann am Telefon meiner Mutter gesagt. Als meine Eltern dann wegen des Hausverkaufs miteinander telefoniert haben, hat mein Vater gesagt, dass die Interessenten das Haus nicht nehmen werden. Meine Mutter hat darauf geantwortet: "Ich weiß, hat die Jessica schon erzählt". Gut, war auch nicht so clever von meiner Mutter das zu sagen. Aber das war es, weshalb mein Vater den Kontakt zu mir aufgegeben hat.
Ich denke, er ist so enttäuscht von mir, weil ich meiner Mutter etwas erzählt habe, was er mir vorher erzählt hat. Dabei geht es nicht darum, was es war, sondern es geht nur um die Tatsache an sich. Das ist meine Vermutung. Zumal mein Vater in letzter Zeit machmal gar nicht mehr zwischen meiner Mutter und mir unterscheiden konnte. Wenn er wütend war, hat er oft gesagt: "Ich habe mich für euch krumgemacht und das habt ihr mir jetzt angetan". Ich bin wirklich traurig. Was denkt ihr, habe ich wirklich so etwas schlimmes gemacht, dass es das rechtfertigt mit der eigenen Tochter zu brechen? Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher. Am Anfang habe ich gedacht, ach der kriegt sich wieder ein. Aber jetzt ist seit mehr als 4 Wochen Funkstille. Sonst haben wir 2-3 mal in der Woche telefoniert.

Ich wünsche euch allen da draußen noch nen schönen Karnevalssamstag. Und danke schonmal fürs Lesen und Zuhören!

Jessica
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Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Gerda »

Liebe Jessica,

herzlich willkommen hier im Forum! :winken:

Du kannst Deine Fragen hier sehr gerne stellen und so viel schreiben, wie dir gut tut. Du wirst hier sicher Antworten bekommen.

Hier aber eine Bitte: Du schreibst hier zum Thema "Erwachsenes Scheidungskind" von einer anderen Userin. Hier gibt es die Regel, dass man über sein eigenen Fragen nur in einem eigenen Thema schreibt. Deshalb meine Bitte an dich: Bitte kopiere deinen Text und gehe z. b. unter "Rat und Hilfe" . Unmittelbar unter "RAt und Hilfe" steht "Neues Thema". Darauf klickst du und kannst dann in das sich öffnende Fenster den Text einfügen.

Das hat auch für dich den großen Vorteil, dass deinen Text mehr UserInnen lesen werden und die Chance auf viele Antworten wird wesentlich höher.

Lg
Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Jessica »

Hallo,

sorry, dass ich das falsch gemacht habe und danke für den Tipp! :)

Werde ich dann direkt mal rüber kopieren.

Gruß
Jessica
Kirila
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Kirila »

Hallo!

Entschuldige, dass ich jetzt erst schreibe, hatte selber viel Stress, nach den Klausuren war ich bei meinem FReund, der seit gestern auch weider nur Streit suchst..
Wie das mit Mediatoren genau läuft weiß ich nicht, ich weiß nur, dass es neutrale Personen sind, die helfen zwischen beiden zu vermitteln. Ich glaube das können auch Anwälte oder Notare sein, die dann auch bei Rechtsfragen helfen. Da müsstest du mal googlen und eventuell dort anrufen und dich genau erkundigen.
Das ganze bringt aber nur etwas, wenn deine Eltern da auch einwilligen. Aber da könntest du ein wenig Druck machen und sagen, dass du erst wieder mit ihnen redest, wenn sie ihre Probleme gelöst haben bzw eine friedliche Lösung suchen, weil alles andere dir zu sehr aufs Gemüt drückt. Das ist vielleicht für dich auch der letzte Ausweg. Wenn es deinem vater schlecht geht, dann darf es nicht an die liegen ihn weider aufzufangen. Das wird früher oder später negative Auswirkungen auf deine Beziehung haben. Ich merke es ja selber, mein Freund hat wenig Verständnis dafür, und manchmal glaube ich, er hat auch irgendwie recht, man kann als Kind nicht plötzlich den Aufpasser für seine Eltern spielen. Die Sorgen um deine Eltern wirst du nur mit in deine Beziehung zu deinem Freund nehmen, die wirst du sicherlich nicht ausblenden können, wenn er bei dir ist, oder?
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Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Gerda »

Liebe Nightcat,

und hast du inzwischen einen 'Brief geschrieben? Ich meine, es wäre wichtig, dass du deinem Vater Grenzen setzt und dich nicht darum kümmerst, wenn er beim Anwalt Schwierigkeiten hatte. Das ist nicht deine Aufgabe als Tochter, ihn da aufzufangen, ganz im Gegenteil. Es ist seine Aufgabe, sich um dich zu kümmern und zu sehen, wie du die Scheidung verkraftest.

ja, das Elternhaus ist ein ganz besonderes Zuhause. Ich glaube, es repräsentiert die Kindheit und dass die Eltern einem im Rücken stehen, auch, wenn man sie eigentlich gar nicht mehr braucht. Aber man braucht dieses Gefühl, sie sind für eine da. Das macht dann u. a. "Zuhause" aus. Und das ist ja leider nicht mehr da. Und scheint auch gerade immer weiter zu zerbrechen. Wie traurig.

Alles gute und liebe Grüße von
Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von nightcat »

Hallo ihr Lieben,

Mein Freund hat schon Verständnis dafür und ist auch da für mich, aber ihm ist das Thema halt auf Dauer einfach zu anstrengend. Aber ich brauche einfach jemanden, dem ich meine Gedanken erzählen kann. Ich will nicht alles in mich hineinfressen. Das ganze Thema kommt in vielen Situationen bei mir hoch. Ich merke, dass ich auf der Arbeit oft unkonzentriert bin, weil ich darüber nachdenken muss. Dadurch gibts wiederrum Stress auf der Arbeit. Ich habe einfach das Gefühl, dass mich dieses Thema mittlerweile zu sehr beherrscht, obwohl ich das gar nicht will. Ich merke selbst, wie ich mich im Laufe der Monate verändert habe. Ich denke viel mehr nach und bin nicht mehr der fröhliche, ausgelassene und unbeschwerte Mensch so wie ich es vorher war. Das macht mir Angst

Ich habe meinen Eltern noch keinen Brief geschrieben, weil ich einfach noch nicht die ruhigen Minuten hatte, um meine Gedanken zu sammeln. Ich habe zur Zeit sehr viel Stress auf der Arbeit, was mir zusätzlich noch aufs Gemüt schlägt. Eine Neuigkeit gibt es allerdings: Meine Mama möchte sich doch noch mit meinem Papa außergerichtlich einigen. Er war darüber positiv überrascht und hat ein neues Angebot ausgearbeitet.. Aber ich denke, das gibt wieder nur Streit. Mir ist mittlerweile jede Lösung recht, hauptsache ich bekomm meinen inneren Frieden wieder.
An manchen Tagen, wenn ich mich richtig in das Thema hineingesteigert habe, überlege ich ob ich ihnen einfach sagen soll, dass ich erst wieder mit ihnen rede, wenn sie eine Lösung gefunden haben. Aber will ich das? Das ist für mich eher die Trotzreaktion eines kleinen Kindes.

Übrigens: Vielen lieben Dank für eure Ratschläge und fürs zu hören!

Liebe Grüße
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Gerda
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Gerda »

Liebe Nightcat,

ich finde auch, dass es eine Trotzreaktion ist, aber das wäre ja in Ordnung. Aber letztlich tust du dir vielleicht selbst damit weh, denn wenn sie sich dann noch 10 Jahre streiten, dann hast du den Kürzeren gezogen.....

Es ist bestimmt gut, mit jemandem zu reden über das alles. Aber man muß immer aufpassen bei solchen Dingen, die einem so nahe gehen und so viel Raum einnehmen, dass man eine Partnerschaft damit nicht überfordert. Sonst hat man nachher zwei Probleme: die Eltern UND die Partnerschaft. Vielleicht wäre es in deinem Fall gut, eine Psychotherapie zu machen, um all die schmerzenden Punkte genauer anzuschauen und die entstandenen Knoten aufzulösen. Es sollten zwar lieber deine Eltern Therapie machen, aber wenn du so leidest, dann ist es vielleicht gut, wenn du dir von außen Hilfe holst. Denn wenn du so leidest, dass die Arbeit darunter leidet, das ist doch sehr übel.

Alles Liebe wünscht dir
Gerda
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Kirila
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Re: Erwachsenes Scheidungskind

Beitrag von Kirila »

Ich finde nicht, dass das eine Trotzreaktion ist, wenn man seinen Eltern sagt, dass man mit der Situation nicht klar kommt und man erst wieder von ihnen hören will, wenn sie sich geeinigt haben. Das würde ich eher Selbstschutz nennen. Man muss den Kontakt nicht vollständig abbrechen, aber vielleicht etwas einschlafen lassen. Auch wenn man nur eine Mutter und einen Vater hat, ein wenig sollte man auch an sein eigenes Wohlbefinden denken... Und da sollten die Eltern Verständnis für haben, ansonsten müssen sie die Konsequenzen tragen. Ich bin ja in einer ähnlichen Situation, nur dass ich noch zu Hause wohne. Jedesmal wenn einer damit anfängt sage ich ihnen, dass sie es schon alleine geregelt bekommen, wenn mein Vater dann immer noch nicht aufhört geh ich halt aus dem Raum. Wenn ich mir wieder gedanken darum mache, wer wann was will und wie es ihnen geht, dann geht es mir wieder schlecht. und gerade habe ich eine Phase, in der es mir relativ gut geht, zumindest hab ich bisher alle Klausuren bestanden. :)
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