Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

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Girl-Soccer
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Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

es ist unglaublich.
es ist kaum fassbar.
es bringt verwirrung und wirft alte und neue fragen auf.


es fing alles mit meinem lieblingsautor an. mit meinem lieblingsautor und dem ersten buch, das ich von ihm gelesen, oder viel mehr gehört (als hörbuch) habe.
am ende der sommerferien fuhren meine ma und ich mit dem auto nach österreich und hörten und dieses an.
gegen ende kam vor, dass der vater von einer der beiden hauptpersonen, eine sinnkrise bekommt.
und so phantasierten meine ma und ich darüber, was wohl passieren würde, wenn mein vater eine sinnkrise bekommen würde.
wir unterhielten uns auch noch nach dem urlaub mehrmals darüber.
dann, vor anderthalb wochen, war ich gerade dabei, mein zimmer umzugestalten, als meine mutter herein kam, und sagte:
"ich glaube, dein vater hat eine sinnkrise."
meine erste reaktion war natürlich lautes auflachen. eine mischung aus sarkasmus, belustigt sein und unlustig.
denn die wahrschienlichkeit, dass der fall von einem fensterbrett (wie im buch) bei meinem vater eine sinnkrise auslösen könnte,
ist so unwahrscheinlich, wie spiderschwein ohne homers hilfe an der decke laufen kann.
"er hat angerufen, zugeständnisse gemacht, gesagt, er möchte seine sachen in ordnung bringen, wird ins krankenhaus müssen, ..."
mir viel die kinnlade runter.
"er hat wahrscheinlich krebs. es ist ein knoten an den lümpfdrüsen."
ich stand an einen schrank gelehnt da, und rutschte auf meinen hintern.
unfassbar.
konnte das wirklich sein? wird er bald sterben? wird er mich jemals vor seinem tod aufrichtig geliebt haben?
ich saß eine weile stumm da. eine ganze weile brauchte ich.
eine freundin meiner mutter, die anwesend war, baute mich einigermaßen auf, machte mir mut, dass es nicht unbedingt krebs sein muss,
dass es genauso gut gutartig sein kann, dass auch lümpfdrüsenkrebs gut zu behandeln sei usw.
ich war immer noch etwas verwirrt, aber mit der zeit ging es.

in den darauf folgenden tagen geschah etwas unfassbares:
mein vater rief meine mutter jeden tag an, um ihr zu erzählen.
mein vater, der meiner mutter seit 9 jahren das leben schwer macht.
mein vater, der uns aus dem haus geworfen hat.
mein vater, der uns allen unglaublich viel leid angetan hat.
mein vater, der meine mutter regelmäßig vor gericht fertig macht, ihr keinen cent zugesteht.
mein vater rief meine mutter tag täglich an, um ihr zu erzählen.


der knoten wurde ende letzter woche rausoperiert.
vor wenigen minuten kam mein bruder in mein zimmer und gab mir das telefon:
"hallo?" "hallo, hier ist der papa." "hallo!" "wie geht's dir?" "gut und dir?"
an dieser stelle fing er an, zu erzählen. (ich hatte ihn davor mindestens 2 wochen nicht gesprochen/gesehen.)
es sei krebs. er sei umstationiert worden, wird in den nächsten tagen seinen plan für die chemotherapie erhalten.
es ist noch nicht klar, wie weit der krebs fortgeschritten ist, davon hängt alles ab.
er hofft, bald wieder arbeiten zu können: "das macht so spaß!" waren seine worte.

es tut mir im herzen weh.
ich weiß nicht, was ich denken soll.
es gab in meinem leben momente, in denen ich ihn gehasst habe.
was soll man da jetzt denken?

wird er bald sterben?
was wird das hier alles verändern?
wie wird es ausgehen?
werde ich ihn noch zu sehen bekommen?
(er liegt in einem krankenhaus ca. 500 km entfernt von meinem zu hause.)
was kommt, was wird?
was ist mit meinem anderthalb jährigen halbbruder?
was soll ich denken?
was soll ich fühlen?
was soll ich tun?
was kann ich tun?




ich hatte niemals mit so etwas gerechnet.


grüßle von einer girl-soccer, die trotz allem heute noch einiges zu tun hat.
FairyQueene

Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von FairyQueene »

Liebe Girl-Soccer,

erstmal drücke ich deinem Vater die Daumen (wir haben selbst einen fall von Lymphdrüsenkrebs in der Verwandtschaft – man kann das überleben, hängt tatsächlich sehr vom Einzelfall ab).

Daß er sich jetzt, in der Not und in Anbetracht der Endlichkeit des eigenen Lebens an Euch 'erinnert', ist bestimmt sehr verwirrend. Ich würde mich Maxi anschließen, du mußt überlegen, was du willst und was gut für Dich ist, denn damit mußt du weiterleben.

(Ich, aber das sage ich wirklich nur für mich, würde ihn besuchen, trotz allem, was war, weil ich das Nicht-Besuchen unter Umständen nicht mehr rückgängig machen kann. Klar, mit Unversöhnlichkeit kannst du ihn für alles strafen, was er dir und euch nach deinem Verständnis angetan hat, aber cooler fände ich es, zu sagen, das ist jetzt kein Thema, erst wenn du wieder gesund bist. Aber wenn er dich so verletzt hat, daß du diesen Schritt nicht tun kannst, dann ist das eben so.)

Hoffentlich behältst du den Kopf oben :winken:
Ganz liebe Grüße
Fairy
FairyQueene

Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von FairyQueene »

Nachtrag:
Du hast ihn schon gehasst und weißt nicht, was Du denken sollst – ich glaube, daran ändert sich nicht ohne weiteres etwas. Aber zur Zeit sind vielleicht einfach die Prioritäten anders, so würde ich damit umgehen. Der Krebs tilgt ja nicht sein Verhalten in der Vergangenheit, aber er könnte ein Anlaß dafür sein, die Vergangenheit vorübergehend beiseite zu schieben.

Nur so eine Idee,
von einer FairyQueene, die selbst überrascht ist, daß sie allmählich wieder Kontakt zu ihrer Schwester hat, der sie eigentlich auch niemals verzeihen wollte (daß sie unsere Eltern während ihrer Krankheit und ihres Sterbens nicht einmal besucht hat)
Girl-Soccer
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

danke für eure antworten.

ich möchte ihn auf jeden fall besuchen. wenn möglich, schon dieses wochenende.

er soll die chance bekommen, mit mir alles ins reine zu bringen.
wenn er diese nicht wahr nimmt, ist das schade, aber auch kein welt untergang.

jedenfalls möchte ich... ja, was möchte ich?
ihm klar machen, dass ich ihn trotz allem immer im herzen hatte? stimmt das überhaupt?
mich angreifbar und verletzbar machen, in dem ich sage, wie wichtig er mir ist und früher war? (mal von der zeit, in der er mir nicht wichtig war, abgesehen.)
muss ich mich selber aus meiner reserve locken, um ein eventuelles happy end möglich zu machen?
ich hab so angst.
es wirft wohl doch mal wieder viel mehr auf den kopf, als ich ursprünglich dachte.

wenn er gesund wäre und gesund alt geworden wäre und irgendwann sein alterstod auf ihn zugekommen wäre, während ich immer noch die selbe tollkühne einstellung zu ihm gehabt hätte, wäre es ein befriedigtes abschiednehmen geworden, ohne vorwürfe, ohne zweifel an was auch immer?
momentan bin ich nicht der meinung.

ich habe mir längere zeit sorgen gemacht, er könnte irgendwann in 20 oder 30 jahren sterben, ohne mich geliebt zu haben, oder ohne, dass es mir jemals wirklich bewusst war.
es war schon mit der vorstellung, dass es noch lange hin sei, sehr schwer. sollte ich jetzt zeitdruck verspüren?

ich kann mir das alles gar nicht vorstellen.
ich kann mir nicht vorstellen, wie mein vater als armer kranker mann eine chemotherapie mit haarausfall durchstehen muss.
ich kann mir meinen vater nicht kämpfend vorstellen. nicht kämpfend um sich selber.
ich habe angst.
ich hab so angst, vor dem, was kommt.

man ja immer oft den satz: "ich dachte immer, das passiert anderen und nicht mir."
ich dachte immer, dieser satz sei schwachsinn, natürlich weiß ich, dass das auch mir passieren kann!
aber jetzt, wo ich in der situation stecke, fällt mir auf, dass ich mir das niemals vorstellen konnte.
ich habe manches mal darüber nachgedacht, was geschehen würde, wenn meiner mutter etwas passieren würde. oder meinem bruder.
aber ich habe nie an meinen vater gedacht.

grüßle von einer girl-soccer, die ihre mathe hausaufgaben (noch?) nicht gemacht hat.
MarliJo

Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von MarliJo »

Hallo Girl-Soccer !

Verständlich, dass du verwirrt bist und auch Angst verspürst.

Im Grunde möchte ich Fairy und Maxi zustimmen,...hör auf dein Herz und entscheide danach, wie du mit der Situation umgehen möchtest.
Ich möchte dir aber auch schreiben, was bei mir aus deinen Zeilen angekommen ist.

Da meldet sich ein Mensch in deinem Leben "zurück", dem du eigentlich keine tragende Rolle mehr zubilligen wolltest, weil er dich und deine Mutter in der Vergangenheit so verletzt und vernachlässigt hat. Nun geht es ihm selbst schlecht und er sucht den Kontakt, um mit sich und der Welt ins Reine zu kommen.
Eigentlich, ja eigentlich hätte es dein Vater nicht verdient, dass er Wiedergutmachung erfährt,... ausgerechnet er !
Wo du doch so darum gekämpft hast, dass sich die Kontaktlosigkeit nicht immer so mies anfühlt !

Er zieht dich und deine Mutter mit in die Verantwortung, indem er um eine Entscheidung bittet, eine Chance auf Wiedergutmachung (oder nur Erklärung) zu bekommen.
Ja, du machst dich "angreifbar", wenn du ihm zeigst, dass er dir trotz allem etwas bedeutet und ich denke, dass deine Angst daher rührt, dass es nicht auf Gegenseitigkeit berühren könnte - "Beweise", dass er für dich in der Vergangenheit nicht da war, hast du ja genug !
Von daher,... du kannst auch etwas verlieren, wenn du zu ihm gehst.

Und nun ? Ich würde mich das auch fragen.

Es spielt eigentlich keine Rolle, wann und warum ein Mensch Signale sendet, weshalb er Untataten wieder gut machen möchte, denke ich. Nur du selbst kannst entscheiden, ob du versuchen willst und kannst, dieses "Angebot" deines Vaters anzunehmen.
Dass es dir "fremd" vorkommt, kann ich mir vorstellen.

Mir fiel beim lesen etwas ein.
Martin Lutter sagte >und wenn ich wüsste, dass ich morgen sterben müsste, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen<.
Es ist für mich ein Sinnbild dafür, dass es nie zu spät ist im Leben, etwas Sinnvolles zu tun.

Wenn du und dein Vater spürt, dass ihr etwas tun wollt und könnt, was Früchte tragen kann für euch, würde ich den Versuch wagen. OB es Früchte trägt, weiss man nur, wenn man es tut und wenn einige Zeit vergangen ist.

Ich wünsche dir den Mut, dass richtige für dich zu tun
Liebe Grüße
MarliJo
Girl-Soccer
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

tja, wahrscheinlich fragen sich schon ein paar, wie die sache denn nun aussieht.
ich kam bis jetzt noch nicht zum schreiben und hab auch jetzt eigentlich keine zeit und sollte besser schlafen gehen...
aber ich erzähl einfach mal ein bisschen was:

hatte ich schon erwähnt, dass der krebs im anfangsstadium ist?
das heißt, die heilungschancen sind sehr hoch, chemo ist aber trotzdem erforderlich.
die erste hat er vor anderthalb wochen bekommen, und dass jetzt alle 2 wochen bis ende januar.
das für mich verrwirrende ist, dass ich ende januar für 5 monate nach kanada fliege und ihn hier eigentlich nicht krank zurück lassen möchte...
ich habe euren rat befolgt und mich für einen tag von der schule freistellen lassen. das heißt, ich war vom 11. (sonntag) auf den 12. (montag) (fragt nicht, warum ich nicht von samstag auf sonntag weg war.) bei ihm und es hat sich echt gelohnt.
es waren 2 verrückte tage.... hin und rückfahrt dauerten jeweils 6 stunden, aber so was kratzt mich nicht. (heute war ich 8 1/2 stunden mit dem zug unterwegs...)
er hat mich vom bahnhof abgeholt und gleich im auto mich vorgewarnt, dass seine frau und seine schwiegermutter (die ständig im haus ist) nicht gut drauf sind, weil ich komme. ("und wenn die das große haus sieht, dann rennt sie zu ihrer mutter und erzählt ihr das! usw.") das heißt, seine frau hat mich tatsächlich kaum gegrüßt und mir nur wenig beachtung geschenkt. aber damit eben auch ihren mann ziemlich links liegen gelassen.
wir waren dann sonntag außer haus, damit wir quasi nicht im haus sein müssen und haben dann abends sein lieblingsspiel (halma) gespielt, was ich vorher gar nicht kannte und weshalb ich alle 3 runden verloren habe, und dann noch 2 runden mesch-ärgre-dich-nicht, die ich beide gewonnen habe. hat sehr viel spaß gemacht. mir haben die beiden tage gut getan, ihm haben die beiden tage gut getan. ich habe das erste mal, seit der trennung meiner eltern, seine zuneigung mir gegenüber nicht in frage gestellt. das einzige was schlimmer denn je war, war mein stottern. das beweist, dass die situation doch nicht so ganz einfach ist und ich eben auch nicht wirklich weiß, wie ich damit umgehen kann. in den sommerferien war das stottern teilweise komplett weg und jetzt ist es wieder sehr gut vorhanden und es kommt eindeutig von dem zeugs mit meinem vater... vergangenen sonntag habe ich ihn dann noch mal sehen können, da mein bruder ihn für 2 tage besucht hat und ich vergangene woche ein praktikum am anderen ende deutschlands, oder von der reisezeit eher am anderen ende der welt, absolviert habe und mein vater praktisch auf dem weg lag, bin ich mit meinem bruder mit dem auto mitgefahren, dann haben wir bei meinem vater mittag gegessen und dann hat er mich noch eine stunde weiter zu einem relativ günstigen bahnhof gefahren, von wo aus ich allerdings immer noch anderthalstunden unterwegs war...
naja, zurück zu dem wochenende, an dem ich bei meinem vater war: ich bin dann am montag mit ins krankenhaus zu einer untersuchung gegangen und am nachmittag hat er mich zum bahnhof gebracht. wenn ich es richtig erkennen konnte, ist er weinend vom bahnsteig gegangen, als mein zug abgefahren ist. und das ganze wochenende hatte mich so berührt, dass mir auf der heimfahrt des öfteren mal die tränen kamen...
aber auf dieser heimfahrt ist mir auch eines klar geworden: wenn mein leben nicht so wäre wie es ist, mit den ganzen "turbulenzen" und so weiter, dann wäre es richtig langweilig und es würde mir gar nicht gefallen. denn wenn ich ehrlich bin, gefällt mir mein leben gerade. seit wenigen monaten sogar durchgängig.
nur eines beschäftigt mich in der hinsicht noch: ich lebe immer (noch) auf ein event hin. ich zähle die wochen bis zum urlaub. ich habe die letzten 3 tage die stunden gezählt, bis ich morgen meinen freund nach 5 wochen wieder sehe mittlerweile sind wir bei 11,5 angekommen.). und danach werde ich wahrscheinlich auf weihnachten hinleben. die tage bis zu den weihnachtsferien zählen. ja, wenn ich ehrlich bin: mein leben gefällt mir, doch mein alltag macht mir keinen so großen spaß, bis auf die paar stunden in der woche, die mit diversen trainings verbringe... naja, mal sehen, was kommt.
ich bin mit meinem vater momentan telefonisch in kontakt. immer angenehm.

ich melde mich wieder, wenn es etwas neues gibt.

grüßle von einer girl-soccer, die sehr erschöpft ist.
Kerstin A.
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Kerstin A. »

Guten Morgen!

Ich kann ja nicht viel dazu schreiben, weil ich deine Geschichte nicht kenne. Aber ich finde es gut, wie du es regelst. Meine Oma ist an Krebs gestorben, als ich 18 war und ich war lange nicht so erwachsen wie du und hab mich in der Situation sehr zurück gezogen. Ich weiß bis heute nicht, ob es richtig war sie irgendwann nicht mehr sehen zu wollen.

Meine Oma war immer meine wichtigste Bezugsperson und ich war einfach nicht in der Lage zu sehen wie sie immer weiter abbaut und immer weniger sie selbst ist. Heute frage ich mich, ob ich nicht hätte stärker sein müssen um für sie da zu sein. Ich bin bisher zu keinem Ergebnis gekommen und werd´s wohl auch nicht mehr. Einerseits hab ich sie in den letzten Monaten ihres Lebens allein gelassen, andererseits hab ich sie jetzt so in Erinnerung, wie ich sie geliebt habe.

Aber ich schweife ab ,) Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich es toll finde wir du mit der Situation umgehst und ich es bewundernswert finde wie erwachsen du für dein Alter schon mit allem umgehst! Inwieweit du den Kontakt zu deinem Vater halten willst und wieviel du bereit bist zu geben kannst nur du allein entscheiden. Ich wünsche dir alles Gute für die kommende Zeit und deinem Vater viel Kraft um den Krebs zu besiegen!

Gruß Kerstin
FairyQueene

Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von FairyQueene »

Liebe Girl-Soccer,

da ich mich "vorher" zu Wort gemeldet habe, will ich jetzt auch noch mal was sagen – ich habe mich gefreut, als ich Deinen Bericht gelesen habe. Ich finde es toll, daß Du zu Deinem Vater gefahren bist und auch, daß es sich für Dich nicht (oder nicht nur) blöde angefühlt hat.

Ich drücke Deinem Vater die Daumen, aber auch Euch beiden, daß Ihr aus dem Anfang etwas Schönes gewinnt – Du hast es echt verdient.

Liebe Grüße
FairyQueene
rita
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von rita »

Liebe Girl-Soccer,

wer nicht wagt, der nicht gewinnt.....wärst Du nicht gefahren, in der Annahme, Dich angreifbar zu machen, so hättest Du nicht dieses wunderbare Wochenende mit Deinem Vater gehabt, sondern wärst stur in Deinen vier Wänden geblieben und hättest Dich mit Selbstzweifeln herumgeplagt.

Sei froh, daß es nun so ist, gib Deinem Vater Dein Vertrauen und Deine Zuversicht-vielleicht mußte ihm diese blöde Krankheit erst die Augen öffnen !!!

Ich freue mich sehr, daß Deine Geschichte nun eine solch freudige Wendung genommen hat und ich wünsche Dir, daß Eure Beziehung nun wächst und Dein Vater Dir ein echter Vater sein kann und Du dies auch so annimmst und zulassen kannst !!

Ganz liebe Grüße, Rita
Girl-Soccer
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

ich muss zugeben, mich kratzt die ganze geschichte viel weniger als man - oder vielleicht auch ihr - denken könnte.
es ist nun mal so wie es ist und ich mache das beste daraus. nicht mehr und nicht weniger.
das einzige, was sich immer noch - nach all den jahren - komisch anfühlt, ist, dass er mir nicht wirklich wie mein "vater" vorkommt.
er sieht so alt aus, es ist gruselig. er erzählt mir viele dinge doppelt und erscheint mir wie ein kleines kind.
ich habe schon wieder das gefühl, dass sich mal wieder nicht um mich gekümmert wird, sondern ich mich um meine eltern kümmere (zurzeit wohl besonders um meinen vater.)
wenn wir reden, reden wir so gut wie immer über die sachen, die ihn beschäftigen. er kann mit meinem zeugs gar nichts anfangen und frägt auch nie direkt nach. eigentlich schade, aber andererseits kenne ich es gar nicht anders und irgendwie sieht es doch auch egoistisch aus, wenn ich so sehr an mich denke, während er schwer krank ist, oder?
ach keine ahnung.

er versucht, sich zu uns in den ort verlegen zu lassen.
das wäre für alle besser.
wahrscheinlich werde ich dann die nachmittage bei ihm verbringen, mit ihm kochen und meine hausaufgaben machen... in dem haus, in dem ich sie 7 schuljahre lang gemacht habe.
vielleicht steht meine mutter aber auch drüber, und er kommt auch mal zu uns in unsere "luxus-wohnung" zum essen?
auf jeden fall soll er nicht alleine sein.

bei dem was ihr so schreibt, klingt es wie eine meisterleistung, dass ich zu meinem vater gefahren bin.
für mich ist das so selbstverständlich.
eine macke, die ich nicht mehr so leicht los kriege: immer wollen, dass es allen gut geht und dafür alles tun. naja, einsicht ist der erste schritt zur heilung.)

jetzt versuche ich mal wieder, mich in ein thema hineinzusteigern, dass mich eigentlich weniger beschäftigt, um ein thema, dass mich mehr beschäftigt mal beiseite zu schieben. ob das positiv oder negativ ist, weiß ich noch nicht.

grüßle von einer girl-soccer, die heute vielleicht ihrer leber schaden zuführen wird. nein, nicht durch alkohol, sondern durch eine überosis an grünem tee.
Girl-Soccer
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

mein vater kommt heute zum abendessen.
meine ma meint, er klang am telefon wie ein kleines kind, dass er "endlich nach 6 wochen gefangenschaft" wieder in unserer gegend ist.

die welt steht kopf.

keine ahnung.

wenigstens hab ich noch zufällig gestern ein lied gefunden, das ausgerechnet in diesem moment total zu dem ganzen verwirrenden passt...
läuft folglich grade hoch und runter.

ich weiß weder, was ich denken, noch was ich fühlen soll. also fühle ich einfach das, was ich grade fühle... auch wenn ich keine ahnung habe, was das sein soll...

egal.


grüßle von einer girl-soccer, die es nicht fassen kann.
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Mausi »

Hey Süße,
ich finde es toll das du den Mut hattest mit deinem Vater zu reden. Und wie ich das sehe mit Erfolg. :)
Wünsche dir weiterhin viel Mut und Glück.
lg Mausi :winken:
Girl-Soccer
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

so, jetzt halt ich euch alle mal so auf dem laufenden.

mein vater hat sich vor ein paar tagen mal wieder getrennt (von seiner 3. frau.)
meine ma und ich sind zur zeit dran, ihn zu animieren, sich um sein jüngstes zu kümmern,
was ja folglich seit wenigen tagen trennungskind ist. auch wenn es dies wohl noch gar nicht einschätzen kann
(der kleine ist 20 monate alt)

ich schwanke immer wieder, ob ich die aktuelle situation gut finden soll.
es fühlt sich nämlich nicht so an, als wär er mein vater.
aber wie kann es auch? es ist einfach zu viel vorgefallen.
trotzdem werde ich ihn weihnachten nicht alleine lassen, er ist eingeladen.
er gibt sich mühe, das merkt man schon. er hat sich heute mit mir eine stunde in einen laden gestellt,
damit ich mithilfe von finanzierung mein traumnotebook bekomme. (womit ich übrigens gerade stolz schreibe =))
er zahlt sogar die hälfte. die andere hälfte übernimmt meine ma.
so ein großes weihnachtsgeschenk hab ich von ihm noch nie bekommen. irre.
er bemüht sich wirklich. seine art, mir zu zeigen, dass er mich lieb hat, ist,
mich andauernd zu umarmen, meine hand zu nehmen und "danke" zu sagen.
ich hab mal mit meiner ma drüber gesprochen und ihr gesagt, dass das für mich an sexuelle belästigung grenzt.
sie hat daraufhin mit ihm gesprochen, seit dem lässt er es wieder.
man kann mit ihm keine richtigen gesrpäche führen, was den umgang mit ihm erschwert. gerade für mich.
aber meine ma meint, er hätte noch nie wirklich gespräche führen können.
was bei mir mal wieder die frage aufwirft, wie man den mann dann überhaupt hat heiraten können.
er kommt mir so unendlich alt vor, was die sache wieder schwieriger macht.
er gibt sein bestes, ich gebe mein bestes. trotzdem ist es schwierig zueinander zu finden.

was haltet ihr davon?
tipps zur situationverbesserung?

grüßle von einer girl-soccer, die einen verrückten tag hat.
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Gerda
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Gerda »

Liebe Girl-Soccer,

ich habe keine Tipps zur Situationsverbesserung, außer es so zu nehmen, wie es ist. Ich glaube, du siehst es richtig: dein VAter ist alt, er ist kein guter Gesprächspartner und es ist wenig zu verstehen, dass Mama ihn geheiratet hat. Und an den ganzen Fakten kann man nichts ändern. Nach so langem Kontaktstop und dem schlimmen Krieg damals wegen der Zustimmung für Kanada ist es doch überhaupt ein Wunder, dass ihr jetzt wieder Kontakt habt.

Ich dachte, du machst es gut, dass du das, wo er dir zu nahe kommt, deiner Mama sagst und sie macht es gut, dass sie mit ihm spricht.

Vielleicht wartest du einfach mal ab und guckst mal, was dir gefällt an ihm.

Und gratuliere zu dem neuen Notebook!

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Girl-Soccer
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Re: Von Sinnkrisen, verwirrenden Telefonaten und Krebs.

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

so. mal thematisch ein wenig dampf ablassen.

ich hab versucht, mich auf ihn einzulassen, mich darauf einzulassen, dass er ein vater für mich sein könnte.
tja, erfolglos.
ich hab und finde einfach keinen bezug zu ihm.
und auf seine freundin verspüre ich einen unberechenbaren unerklärbaren hass.
keine ahnung warum!
gestern musste ich zum bahnhof fahren, um noch eine fahrkarte zu besorgen,
und da mein vater seine tolle freundin abholen wollte, sind wir eben gemeinsam gefahren!
und dann kauft meiner vater dieser frau eine rote rose!
und dann führen die sich auf wie teenager, obwohl sie wahrscheinlich beide schon 60 sind!
und diese frau ist so aufdringlich, und mir so unsympathisch!
boar ich hab ihr den teufel an den hals gewünscht, als wir im auto saßen!
und mich geekelt, als mein vater seine hand auf ihren oberschenkel gelegt hat.
grrr. ich heute feuer speien können!
und ich hab keine ahnung warum.

verurteilt mich nicht, hass ist genauso unberechenbar und irrsinnig wie es liebe sein kann.

bin ja mal gespannt, ob dieser mann heute abend wirklich kommt.
er entscheidet sich jeden tag anders:
mal will er bei seinem jüngsten sein, mal will er mit seiner tollen freundin feiern.
und gestern hat's ihn wohl gejuckt, dass er wegen seiner tollen freundin nicht zum geburtstag meiner ma kommen konnte.
meine güte.
ich war froh drum.

ja, ich bin angepisst, richtig erkannt.

und ich weiß auch plötzlich nicht mehr, ob ich überhaupt will, dass er mich im sommer nach meinem 5 monatigen
auslandsaufenthalt abholen will.
nein, ich will es nicht mehr.

grüße von einer girl-soccer, die immer noch aufgebracht ist.
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