Hey!!
Jetzt hab ich mir auch mal deine Geschichte durchgelesen und bereue, dass ich das nicht schon früher getan habe...
Weißt du was?
Ich erkenne das erste Mal meinen eigenen Vater in jemand anderem so ein bisschen wieder.
Auch mein Vater kann sich nicht entscheiden. Zeitweise waren es sogar drei Frauen, das schaff erst mal
Damit du noch bisschen was zu meiner Person weißt: 17, weiblich, Trennung der Eltern bald volle 10 Jahre her,
erfolgreich drüber weg und glücklich (auch wenn mich mein Vater manchmal immer noch an die Grenzen des Wahnsinns treiben
könnte, wenn ich nicht sowieso schon verrückt wäre
).
Weißt du, was ich gerade in der letzten Zeit gelernt habe?
=> "Ich bin das Kind, ich darf das!"
Soll heißen: Ist mir doch egal, wenn meine Eltern Unstimmigkeiten haben, sie sind trotzdem beide meine Eltern, Pech!
(In der aktuellen Praxis heißt es: "Papa! Nimm Mama mit in den Urlaub und zahl dafür!"
An der Umsetzung arbeite ich noch...)
In deinem Fall könnte es heißen:
"Ich hab Geburtstag und ihr seit ALLE Teil meiner Familie und deshalb feiern wir ALLE gemeinsam!"
Was spricht dagegen, wenn sich deine Eltern mal einen Tag arrangieren müssen,
das ist dann ihr Problem, wie sie es auf die Reihe kriegen.
Nimm nicht so viel Rücksicht, sondern das, was dir zu steht.
Ich kann dir sagen, wie lange die Trauerphase dauert:
Bis du über die Sache hinweg bist. Manche schaffen das sehr schnell, andere meinen, es geschafft zu haben,
wieder andere brauchen ein paar Jahre, andere Jahrzehnte und manche... nehmen es vielleicht mit ins Grab.
Doch es ist für jeden zu schaffen, der es nur will und bereit ist, dafür etwas zu tun und manchmal auch Risiken einzugehen.
Ein super Schritt ist, dass du hier bist.
Ich bin sicher, du schaffst es und findest deinen persönlichen Weg aus der Scheiße.
Ein wichtiger Punkt aus dem Weg aus der Trauer ist Akzeptanz des Unwiderruflichen (wozu auch gehört, DASS etwas Tatsache ist,
das heißt, dass das Hin-und-her deines Vaters, zum Beispiel, die Sache anfangs nur schwerer macht. Aber auch ein Hin-und-her
kann Tatsache sein, die akzeptiert werden kann). Ein anderer Punkt ist so quasi "das Leben geht weiter".
Da ich diesen Spruch hasse, möchte ich es mit "die Erkenntnis, dass das Leben längst weitergegangen ist" noch mal ausdrücken.
Du siehst ja schon selber, dass es gar kein Zurück mehr gibt und das willst du ja auch gar nicht, wenn ich es richtig verstanden habe.
Schon mal ein guter Schritt. Jetzt nur noch weiter das Positive des neuen entdecken und ggf. auch Veränderungen schaffen,
die praktisch "eine neue Zeit" symbolisieren und weiter positiv einklingen lassen.
Natürlich ist das alles nicht nur ein Denkprozess, der desto besser erfolgt, je öfters du das hier liest.
Hach, wäre das Leben schön. Stopp, das Leben ist schön
Trotzdem gehört mehr dazu. Und bei jedem etwas anderes. Wenn du willst, können wir das weiter erörtern.
Falls es dir was bringt:
Mir hilft in Situationen, wie deiner aktuellen Geburtstags-, immer eine gehörige Portion Zynismus
mit der Erkenntnis der Ironie des Schicksals.
In der Praxis: Ich tue so, als sei alles bombenselbstverständlich, während ich mir heimlich den Arsch ablache,
wie verdammt ironisch die Situation, die ich heraufbeschwöre, ist, wenn man sich die Umstände anschaut.
Ich hoffe, du konntest mir folgen.
Ansonsten stehe ich für Rückfragen jederzeit bereit
Viel Glück!
Liebe Grüße von Girl-Soccer, die sich jetzt ein stranges Buch schnappt, dass sie von einem strangen Freund zu einem strangen Anlass bekommen hat.