Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

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Gerda
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Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Gerda »

Ihr Lieben,

Wüstenrennmaus :winken: hat es geschrieben und Bärchen :winken: nun auch - Weihnachten ist für manche ein schwieriges Thema. Es kommen Erinnerungen an schöne Weihnachten, die es nicht mehr gibt, unerfüllbare Sehnsüchte, Wünsche, spezielle Einsamkeiten, Ängste vor Abstürzen, Traurigkeiten, Verzweiflungen.

Deshalb hier die Einladung an alle, die es mehr oder weniger schwer haben mit Weihnachten, darüber zu schreiben "Was habe ich Weihnachten betreffend auf dem Herzen?" Vielleicht auch "wie gehe ich damit um?" oder alles, was dir und Euch dazu einfällt.

Mir ging es in vergangenen Jahren immer wieder so, dass mir gerade an Weihnachten das Zerbrechen meiner Familie besonders deutlich und besonders schmerzhaft bewußt wurde. Ich glaube, in unserer Kultur ist Weihnachten als Fest der FAmilie ganz tief verankert. Ich glaube, das rührt an eine menschliche Ursehnsucht in uns. Es wird auch die "heilige Familie" gefeiert, symbolisiert durch Krippen, und alles ist von Engeln zusammengehalten, ganz stark und sehr verbunden. Frank hat einmal geschrieben, dass er seine Familie als heilige Familie fühlt. Da habe ich mich sehr drin wiedergefunden in meinen Erinnerungen von früher, als ich es noch schön gefunden hatte in meiner Familie. Aber ich fühlte da auch meinen übergroßen immerwährenden Schmerz, dass diese Familie zerbrochen ist und auch irgendwie dem Prozess des Zerbrechens immer noch unterworfen war.

Heute in 1 Monat ist Weihnachten. Wie geht es Euch damit?
Liebe Grüße

Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Cor
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Cor »

Hallo Gerda
Gerda hat geschrieben: Heute in 1 Monat ist Weihnachten. Wie geht es Euch damit?
Ich freue mich darauf. So, wie jedes Jahr.
Mittlerweile ist die Scheidung meiner Eltern schon 12 Jahre her und alles fühlt sich richtig an.

Wir feierten Weihnachten nach der Trennung immer gleich: Heiligabend haben meine Mutter, meine Schwester und ich gefeiert, am ersten Weihnachtstag mit der Familie von meiner Mutter. Am Nachmittag/Abend des ersten Weihnachtstages sind wir zu meinem Vater (und später zu meinem Vater und seiner neuen Frau) gegangen und haben dort gefeiert. Am zweiten Weihnachtstag dann mit den Verwandten von meinem Vater.
So ist es auch bis heute geblieben, mit einer kleinen Änderung: mein Partner und ich wohnen in dieser Zeit bei meinem Vater (in meinem alten Kinderzimmer. Hach, da werden Erinnerungen wach :D ) und schlafen dort auch jede Nacht. Trotzdem wird Weihnachten immer mit der kleinsten Einheit der Kernfamilie, nämlich meiner Schwester und mir, gefeiert; da wo wir beide sind, da wird mit uns gefeiert :) .

Das zu dem Weihnachten mit meiner einen Familie.
Vor Silvester sind wir dann wieder hier und dann kommen die Kinder von meinem Partner und wir feiern Weihnachten und Silvester direkt an zwei Tagen hintereinander. Über Weihnachten sind die Jungs bei ihrer Mutter und feiern dort auch mit deren Verwandten. Die Eltern von meinem Partner kommen dann nach Silvester zu uns und wir feiern noch einmal zusammen.

Natürlich unterscheidet sich dieser Ablauf von dem Weihnachten als klassische Viererkernfamilie. Es ist dadurch aber nicht "besser" oder "schlechter" sondern einfach nur anders.
Mir gefällt dieses "anders" im Moment sehr gut. Ich kann ganze zwei Wochen genau mit den Menschen verbringen, die mir am wichtigsten sind. Wir nehmen uns alle ausreichend Zeit füreinander und genießen diese Tage sehr.
Dazu muss ich wohl sagen, das mein Partner und ich mittlerweile über 300km von meiner Familie entfernt wohnen und nicht so häufig bei ihnen sein können, wie wir das gerne wollen würden.

Somit freue ich mich schon sehr auf Weihnachten.
Das kann ich vielleicht auch deshalb, da es vor, während und nach der Scheidung meiner Eltern keine Probleme miteinander gab und alle Beteiligten stets das Interesse von meiner Schwester und mir im Auge hatten.
Genau so versuchen wir uns jetzt auch bei und mit den Kindern von meinem Partner zu halten.
Auch wenn diese so gerne mit uns zu meinen Eltern gefahren werden um dort zu feiern (mein Vater ist ein Traum(stief)"opa", genau so wie meine Mutter, Stiefmutter, Schwester und der ganze Rest meiner Familie auch :) ), aber ihre anderen Verwandten an Weihnachten gar nicht zu sehen würde den Jungs bestimmt sehr schwer fallen also haben wir drei (Mutter, Vater und ich) uns für diese Variante entschieden. Ob das in Zukunft vielleicht geändert wird? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass wir uns in jeder Variante wohl fühlen können.

Es stimmt mich sehr traurig, wenn andere Menschen an Weihnachten nicht mit den positivsten Gefühlen herangehen können. Wenn ihnen ein wenig von dem Glanz von Weihnachten genommen wurde und es sich nicht ganz richtig anfühlt.
Ich hoffe sehr, dass Ihr trotzdem alle ein schönes Weihnachten haben werdet und diese Zeit genießen könnt.

Viele liebe Grüße,
Cor
Girl-Soccer
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

unser weihnachten steht dieses jahr allem vergangenem widersprüchlich, verrückt, happy-end-maßig auf dem plan.

da mein vater gerade mal wieder in der trennungsphase steckt und wir gerade (wohl durch seine krankheit) seine ersten bezugspersonen sind,
wird er wohl weihnachten bei uns verbringen.
er hat hier seit einiger zeit wieder seine alte affäre von vor ca. 15 jahren (ja, da war ich gerade so 1 oder so.) aufgegriffen.
meine mutter wusste (unter anderem durch mich (mein überraschungsbesuch ^^ hab ich von dem eigentlich mal berichtet?)) davon
und ist ihm entgegen gekommen, in dem sie zu ihm gesagt hat, dass man doch weihnachten mit seinen liebsten verbringen möchte:
mit seinen kindern, das wäre ja klar. aber die *** (seine affäre) dürfte natürlich auch kommen.
und vielleicht kommt auch noch meine oma (väterlich), sofern sie nicht bei einer meiner tanten ist.

so. wenn das jetzt wirklich so klappt, dann sieht unser heiligabend so aus:
meine ma, mein bruder, ich, unser vater, der gleichzeitig der erzfeind und ex unserer ma ist, und seine affäre, die er schon mal hatte, als ich ganz klein war.

noch vor drei monaten wäre so etwas unvorstellbar gewesen.
noch vor drei monaten haben sich meine eltern gezofft wie sonst was (gerichtlich).
noch vor drei monaten hatte sogar ich einen kleinen hass auf seine affäre, die ich im august unfreiwillig kennen lernen durfte ^^.

doch mir mittlerweile bekannterweise:
solange es verrückt ist, weiß ich, dass alles in ordung ist.


grüßle von einer girl-soccer, die heute einen schlechten tag hat.
FairyQueene

Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von FairyQueene »

Hi und fröhliche Vorweihnachtszeit,

ich habe, glaube ich, schon einmal in einem anderen Fred dazu geschrieben. Deshalb nur ganz kurz – ich bin der absolute Weihnachtsfreak und hatte vor dem ersten getrennten Weihnachten dann schon im Oktober Angst.

Ich finde Girl-Soccers Antwort toll: Solange es verrückt ist, weiß ich, daß alles in Ordnung ist. D. h., sich einlassen auf das, was ist, die Möglichkeiten nutzen, es sich (und anderen) schön machen und sich nicht fragen, ob das jetzt Weihnachten so ist, wie wir es uns vor zehn, fünf oder zwei Jahren erträumt hätten. So komme ich gut klar.

Außerdem weiß ich immer noch ganz gut, was für Streß Weihnachten in meiner ungetrennten Herkunftsfamilie sein konnte – Gereiztheit, Streit, nicht erscheinende Geschwister, bekümmerte Eltern usw.; alles, was man nicht will.

Das einzige, was ich wirklich vermisse, ist die große Runde, die wir am Heiligabend ein paar Mal bei uns hatten – das ist jetzt alles Ex-Verwandtschaft, die nicht mehr kommt. Und die neue Verwandtschaft feiert mit eigenen Kindern bei sich zu Hause, und Heiligabend wollen sie auch niemand anderen sehen. Schade – viele Leute in einem großen Haus ist für mich der Inbegriff von Weihnachten. Vielleicht kann ich hier im Forum die virtuelle Gastgeberin für gestrandete Weihnachtsopfer abgeben ,) Ich verspreche echt harte Plätzchen und, vor allem, von allem zu viel :D

Herzlich grüßt
FairyQueene
hoppel
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von hoppel »

Hallo,
durch Zufall auf das Thread gestoßen und dachte ich schreib auch mal.
Mir gehts eher wie Gerda. Ich freue mich eher nicht auf Weihnachten, es präsentiert einem doch nur, dass man nicht "normal" ist.

Es läuft wie folgt: Meine Großeltern kommen alle zwei Jahre zu Heiligabend zu uns, wir besuchen gemeinsam jedes Jahr die Kirche. Danach sind entweder wir, oder die Familie meiner Tante dran die Großeltern "haben" zu dürfen. Wir sind in der Familie die einzige unvollständige Familie. Ich hab mich letztes Jahr seid ewiger Zeit mal wieder auf Weihnachten gefreut, die Großeltern waren da. Am 2. Weihnachtstag sind wir im übrigen immer mit allen Verwandten mütterlicherseits bei meinen Großeltern zusammen. Für alle, die es nicht wissen, Kontakt gibt es weder zu meinem Vater noch wirklich und gab es nie zu Verwandten von ihm.
Letztes Jahr ging es mir wie gesagt erstaunlich gut( außer körperlich mochte nix essen, hing aber wohl eher mit meinem Liebeskummer zusammen), ich habe gute Freunde, die mich durch diese Weihnachtszeit begleiten. Ok, die sind im Grunde auch jetzt wieder da, aber mir fällt es eh gerade mal wieder schwer mit dem Thema umzugehen. Wenn jetzt noch alle sich auf Familienzeit freuen, der Vater macht dies und das und erzählen, gehts mir echt nicht gut. Mein Magen beginnt wieder zu streiken, wenn ich ans Essen denke, nicht so krass wie letztes Jahr, aber übel ist mir trotzdem. Meine Mutter freut sich auf ein Weihnachtsfest zu dritt und ich finde das einfach nur schrecklich! Und mein Erzeuger wird sich entweder gar nicht oder nur mit einer sms über einen Satz melden.
Hoffentlich geht die Zeit schnell vorüber!
lg hoppel
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Wüstenrennmaus
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Wüstenrennmaus »

Hallo Gerda,

diese Idee finde ich sehr schön - vielleicht können wir alle von diesem Austausch profitieren und die "Abstürze" verhindern oder etwas auffangen.


Für mich ist das alles irgenddwie sehr schwer und ganz schwer zu begreifen und die Gefühle und Gedanken auf einen Punkt zu bringen. Fakt ist, dass die Vorweihnachtliche Zeit bei mir eine riesige Gedanken- und Gefühlslawine ausgelöst hat. Beginnend mit dem Gedanken "Ich habe keine Familie mehr". Das tiefste und schmerzhafteste Gefühl das ich dazu in mir trage ist die Sehnsucht, nähmlich die Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit von Vater und Mutter (Ich habe es vorhin schon in meinem Thread angedeutet), von einer Familie. Dann gehen die Erinnerungen weiter an die Kindheit, wie man Weihnachten als Kind erlebt hat. Es gab schöne Weihnachten, es gab auch weniger schöne Weihnachten und es gab ganz schlimme Weihnachten. Automatisch versuche ich mich an die schönen Weihnachten zu klammern und sehne mich zu diesen zurück. Diese Weihnachten verbinde ich immer mit einer Erinnerung von Vater und mit einer Erinnerung von Mutter. Nur das diese Erinnerung mehr einer Vorstellung entsprachen. Die Vorstellung einer intakten Familie. Und dann bricht es zusammen und die Erinnerungen an die Misshandlungen kommen wieder. Und genau in diesem Moment kommt das kleine Mädchen in mir zum Vorschein, dass sich fragt, warum war nie jemand da? Warum hat nie jemand geholfen? Warum hat nie jemand beschützt? Halt und Geborgenheit, dass hat nicht existiert. Weihnachten war ein Schauspiel auf ganz, ganz dünnen Eis - nicht dass das schlimm war, denn als Kind habe ich es als solches, als Schauspiel nicht erkannt und es auch später nie als solches gesehen, aber so lässt es sich am besten beschreiben.

Es sind viele, zu viele Wunden die dieses Jahr an Weihnachten aufbrechen.

ABER!: ich werde im Kreise der Familie meines Mannes feiern - und darauf freue ich mich sehr! Ich habe schon an so vielen anderen Feiern dieser Familie teilgenommen und jedes mal hat es mein Herz erwärmt. Denn da war und ist alles echt. Die Gefühle sind echt, die Menschen sind echt - es ist kein Schauspiel, es ist kein Akt. Es ist locker, es ist entspannt und es ist fröhlich. Wir werden die Zeit genießen, die wir zusammen verbringen werden, denn im Gegensatz zu meiner Familie, ist die meines Mannes einfach nur riesig und es ist selten, dass wir uns _alle_ sehen können. Dieses Weihnachten wir also etwas ganz besonderes werden, denn wir sind zum alle ersten Mal an Weihnachten als Familie zusammen, denn all die Jahre zuvor waren wir ja im Ausland bzw. ich war dieses eine Weihnachten, als sich meine Eltern trennten, in meiner Heimat.

Ich habe meinem Bruder angeboten auch zu kommen, damit er nicht alleine ist. Denn ich kann nicht mehr an Weihnachten in die Heimat fahren. Ich muss mich in dieser Hinsicht auch schützen. Vielleicht wird es irgendwann einmal wieder werden, aber ich bezweifel es, da an dieser Stadt so viele schlimme Erinnerungen haften, dass es jetzt schon wieder fast ein Jahr her ist, als ich zuletzt dort war. Ich würde es mir wünschen, dass er die Einladung an nimmt. Aber ich würde ihn auch verstehen, wenn er ablehnt...

Diese Feier wird meine Verletzungen nicht heilen können, aber ich weiß auch, dass sie mich in dieser schweren Zeit für mich auffangen wird... und ich denke, dass ist ganz wichtig, dass ich mir das vor Augen halte: ich bin nicht allein.
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Sunny
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Sunny »

Hallo ihr Lieben,

also ich habe das erste mal in meinem Leben Angst vor Weihnachten und freue mich überhaupt nicht darauf. Meine Familie ist deutlich geschrumpft und ich bin mir sicher, das ich zu Weihnachten, wie auch schon an meinem Geburtstag, nichts von meinem Vater hören werde. Das tut verdammt weh!!

Dieses Jahr war sehr schicksalsreich für mich. Mein Opa und mein Großonkel sind gestorben und der Vater meiner besten Freundin.
Ich habe angst das dieses Weihnachten sehr traurig wird, denn wir sind alle immer noch ziemlich niedergeschlagen was für unsere, sonst immer sehr fröhliche und lustige Familie extrem untypisch ist. Auch habe ich nicht die Kraft an Heilig Abend in die Kirche zu gehen. Ich kann diese Art von Gebäude nicht mehr betreten ohne das ich kaum noch Luft bekomme und in Tränen ausbreche. Der Rest meiner Familie geht trotzdem hin, weil mein Cousin beim Krippenspiel mit macht. Ist ja auch in Ordnung, aber dennoch denke ich das es für meine Oma nicht gut ist, denn sie weint immer wenn sie von meinem Opa spricht oder in bestimmten Situationen, was ja auch verständlich ist, weil 49 Jahre Ehe kann man nicht einfach so beiseite schieben.

Ich bin froh das dieses Jahr dann auch endlich bald vorbei ist, denn es war wieder ein Jahr ohne Partner an meiner Seite und wieder ein Jahr ohne ein Wort von meinem Vater und wieder haben Menschen meine Familie einfach so verlassen. Ich hoffe sehr auf ein besseres Jahr 2010 und das ich mal wieder ehrlich sagen kann das ich glücklich bin und mein Körper und meine Seele etwas zur Ruhe kommen.

Liebe Grüße,
Sunny

Ich glaub ich bin ein wenig am Thema vorbei..
Ein Freund ist jemand, der dein Lachen sieht und trotzdem weiß das dein Herz weint...
Sophie
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Sophie »

Weihnachten mit der ganzen Familie?

Sowas kenne ich überhaupt nicht. Meine Eltern trennten sich, als meine Schwester zwei und ich vier Jahre alt war. Trotzdem freue ich mich jedes Jahr total auf die Festtage:
Heiligabend wird bei Mama gefeiert. Mit Oma und Opa, Tante und Onkel. Erst geht´s in die Kirche, danach werden die Geschenke verteilt. Niemand denkt nach so langer Zeit über die Trennung/Scheidung nach, und das ist auch gut so.
Am zweiten Weihnachtstag, gleichzeitig der Geburtstag meines Vaters, wird dann mit ihm, seiner neuen Frau und den beiden kleinen Halbgeschwistern gefeiert. Damit hab ich überhaupt keine Probleme, vielleicht auch weil ich´s nie wirklich anders kennengelernt hab.

Trotzdem mache ich mir dieses Jahr um meinen Freund ziemliche Sorgen... Seine Eltern haben sich vor kurzer Zeit getrennt, ich weiß nicht, wie er Weihnachten überstehen soll :(

Sophie
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von FrauOilily »

Hallo,

mir schnürt der Gedanke an Weihnachten den Hals zu. Für mich ist es das erste Weihnachten in meinem Leben, den ich wohl an zwei Orten verbringen muss, da meine Eltern sich erst diesen Frühling getrennt haben.
Es fängt bei mir schon bei den Geschenken an. Ich habe bisher immer meinen Eltern etwas zusammen geschenkt, wovon sie beide etwas haben. Meistens waren es Skiwochenenden, Kochkurse, Wellnesswochenenden etc. Dieses Jahr hatte ich eigentlich vor ihnen ein Fotoalbum zu schenken mit vielen Fotos aus den letzten Jahren und Urlauben. Diese Idee kann ich jetzt ehrlich gesagt wohl in die Tonne werfen.
Zudem möchte ich auch dieses Jahr gerne Weihnachten wie immer verbringen. Heiligabend mit der ganzen Familie unterm Weihnachtsbaum mit viel Wein, Sekt und guten Essen. Irgendwann ruft meine Oma an und sie wird einmal durch die ganze Runde gereicht. Am Schluss wird dann noch ein lustiges Spiel gespielt. Der 1. Weihnachtstag waren wir dann eigentlich immer Skifahren auf der Steinplatte. 2. Weihnachtstag war noch nie etwas besonderes für uns, da die ganze Verwandschaft 700km weit weg ist und somit diese Besuche wegfallen.
Ein anderes Weihnachten kann ich mir eigentlich auch überhaupt nicht vorstellen.

Die Weihnachtszeit finde ich dieses Jahr wirklich schrecklich, gerade jetzt kommen wieder alle Gefühle hoch und oft sitze ich daheim und muss einfach nur weinen. Ich habe meinem Vater auch schon gesagt, dass ich Angst vor Weihnachten habe. Angst vor dem großen Gefühlschaos, welches uns wohl alle gerade an Heiligabend einholen wird. Manchmal denke ich mir, dass ich Weihnachten am liebsten einfach nur ausfallen lassen möchte.

LG Oilily
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Gerda
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Gerda »

Ihr Lieben,

es ist traurig, dass es viele unter uns gibt, die Weihnachten so traurig empfinden oder so wenig Freude oder sogar Angst vor Weihnachten.

Ich glaube, nach einem so schweren Verlust wie Scheidung ist es besonders schwer, diese wichtigen Jahrestage wie Weihnachten und Geburtstage, Hochzeitstage usw. alleine zu erleben. vor allem, wenn es zum ersten Mal ist. So ist die Zeit, die überall gepriesen wird als Fest der Liebe und Familie, oftmals sehr traurig und schmerzvoll und man weiß kaum, wie man es überleben oder aushalten soll. Da ist es ein schwacher Trost, dass Weihnachten auch bei sog. intakten Familien sehr schwierig ist und oft nur schlecht ertragen wird.

Es ist also für viele eine Aufgabe, zu lernen, das Vergangene zu verabschieden und neue Wege zu finden, auch an Weihnachten wieder glücklich zu werden. An einem ersten Weihnachten nach einer Trennung geht es vielleicht nur mit ganz kleinen Schrittchen, etwas zu finden, was doch noch schön wird. Und es ist vielleicht notwendig, die FreundInnen zu mobilisieren und ihnen zu sagen, dass wir sie vielleicht brauchen, wenn es uns sehr traurig und schwer ums Herz wird.

Liebe Grüße

Gerda
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Ansa
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Ansa »

Weihnachten,

eine Weihnachtsgeschichte.......... und mir fällt nichts ein. Was ist Weihnachten? Das Fest der Liebe? Das Fest der Familie, das Fest der Geschenke, Kommerz, Gier, Sucht, Trubel, Hektik, Streit? Was bleibt von Weihnachten........ das Gefühl, es geschafft zu haben, das Wissen darum, das es an Weihnachten die meisten Ehekriege gibt, Streit, liebevolle Gedanken..... Vergessen?

Wie war es, als ich klein war und noch an den Weihnachtsmann glaubte, wie jedes Kind. Erinnerungen an den Baum mit seinen Kerzen, mit den Schokoladenanhängern und den roten Kugeln, Erinnerungen an das Warten am Fenster, weil ich so gern den Schlitten vom Weihnachtsmann sehen wollte............ wie war das an Weihnachten?

Der Heilige Abend war gekommen, draußen war es kalt und das kleine Mädchen saß den ganzen Nachmittag am Fenster und wartete auf den Schnee. Die Großen waren hektisch und brummelten hinter verschlossenen Türen, geheimnisvolle Schritte tapsten durchs Haus. Niemand hatte so wirklich Zeit. Sie dachte daran, das sie dies Jahr unbedingt den Schlitten sehen wollte, unbedingt, wenigstens kurz, den Schlitten vom Weihnachtsmann und sie dachte an ihren größten Wunsch, eine Babypuppe passend zu der, die sie bereits hatte. Das Brüderchen zum Schwesterchen........ so sehr gewünscht.

Dann rief sie die Oma zum Umziehen und genau in dieser Zeit, musste der Schlitten gekommen sein, denn, so sehr sie auch schaute, er kam nicht.

Alle zusammen gingen in die Kirche und bewunderten das Krippenspiel, dann ging es nach Hause und noch immer fiel keine einzige Flocke. Die Nacht war mild und durch die Fenster konnte man bei den anderen ins Haus sehen. Das war spannend, denn hier und da waren die Familien schon am Weihnachtsbaum. So schön sahen die Bäume aus und so golden fiel das Licht auf den Fußweg.

Daheim wurde gegessen und dann kam die Bescherung. Schnell hatte sie alle Geschenke ausgepackt und war zutiefst enttäuscht, denn das, was sie sich so sehr gewünscht hatte, die Puppe, die war nicht dabei.

Dicke Tränen der Enttäuschung rollten über ihre Wangen. Die Erwachsenen meinten, sie sei undankbar......... aber sie hatte doch die ganzen Geschenke nicht gewollt, nur die Puppe. Die Erklärungen machten sie wütend. Sie war ein sehr heftiges Kind, erschreckend in ihrem Zorn. Irgendwann sagte die Oma, sie solle doch suchen, irgendwo müsse die Puppe ja sein. Sie war aber schon zu wütend und fühlte sich von den Erwachsenen nicht ernst genommen. Suchen, ja verdammt, war denn Ostern oder was? Aber sie suchte, das ganze Haus ab, traute sich auf den dunklen Dachboden und fand die Puppe nicht. Die Erwachsenen lachten über sie und neckten sie, ihre Wut wurde immer größer und dann kam die Enttäuschung, sie hasste es, wenn über sie gelacht wurde. Als sie endlich, in Tränen aufgelöst aufgab und todunglücklich ins Bett wollte, sagte der Vater „Schau doch noch mal aus dem Fenster, ich hab was gehört.“ Das tat sie und da saß sie, die sehnlichst gewünschte Puppe.

Ganz groß wurden ihre Augen und gar schrecklich war ihre Wut. Die Großen, die hatten das gewusst und sie zum Narren gehalten. Sie wurde ganz still, nahm die Puppe, die Freude war ihr vergangen und ging ins Bett. Dort lag sie, die Puppe im Arm und weinte sich in den Schlaf. Und draußen war die heilige Nacht und das Christkind sah durchs Fenster und sah den Kummer des Kindes und schickte ihm über Nacht den ersten Schnee. Und dachte bei sich, ja die Großen, was wissen sie noch von der Seele eines Kindes?

Viele Jahre später erinnerte sich das kleine Mädchen, inzwischen eine junge Frau, noch immer an diese Weihnachten. An das Gefühl der Hilflosigkeit und dem Ausgeliefertsein, für einen Spaß der Erwachsenen an einem hilflosen Kind. „Nein, so wollte sie mit ihrem Kind nie umgehen.“

Weihnachten, liebliche Geschichten und künstliche Worte, Heuchelei und Verrat an der Menschlichkeit. Oder doch nicht........... stille Nächte, helles Licht? Kerzenflimmern und unerfüllte Sehnsüchte?

Die junge Frau war müde, sie hatte gearbeitet und es war ein langer Tag gewesen. Heute war der heilige Abend und sie, die im Verkauf arbeitete, wunderte sich immer, wie viele Menschen heute gekommen waren und auch noch Anfertigungen haben wollte und ärgerlich waren, weil dies nicht mehr ging. Sie hatte eingekauft, alle Geschenke für die Familie fertig gemacht, alles Sachen gepackt, sie wollten zu ihren Eltern fahren und nun stand sie am Fenster.

Draußen stürmte es und es regnete, ein kalter Wind fegte durch die Strassen. Es war 15°° und ihr Freund war noch nicht daheim. Er war arbeitslos geworden und hatte einen Job angenommen, als Tannenbaumverkäufer. Er war draußen und musste noch die letzten Bäume verkaufen. Sie wartete. Um 17°° sollten sie bei ihren Eltern sein. Um 16°° rief sie dort an und sagte, wir verspäten uns......... es tut mir leid, mein Freund arbeitet noch. Die Mutter war böse und meinte, wann kommt ihr dann? Es kann nicht mehr lange dauern, sagte sie und legte auf.

Er kam noch lange nicht, gegen 17°° war er da, nass bis auf die Haut, verfroren, die Hände rot und rissig von den Bäumen, erschöpft, kaputt. „Schnell“ sagte sie, „beeile Dich, meine Eltern sind so ungeduldig.“ Aber zuerst nahm sie sich die Zeit ihm das Essen aufzuwärmen und einen Kaffee zu kochen, die halbe Stunde musste sein. Kaum war er dann geduscht und angezogen fuhren sie los. Sie freute sich auf den Heiligen Abend und sie liebte den jungen Mann an ihrer Seite. Er hatte so schwer gearbeitet und sie hoffte, das er nun einen schönen Abend vor sich hatte.

Um 19°° waren sie da, eine halbe Stunde später, als nach der Bescherung geplant, aber, er hatte ja nicht früher kommen können. Sicher hatte ihre Familie auf sie gewartet. Freudig lief sie die Treppe hinauf, den Korb mit den Geschenken unter dem Arm und klingelte. Die Mutter kam und auf ihr fröhliches „Frohe Weihnachten, wir haben es doch noch geschafft“ kam keine freundliche Erwiderung nur ein gegrummeltes, „setzt Euch an den Tisch“ Sie hängten ihre Jacken auf und gingen ins Wohnzimmer.

Dort saß die ganze Familie bereits in der Sitzecke, grüßte kaum und war beschäftigt, Geschenkpapier zu falten und zu legen. Die Bescherung war schon vorbei. Sie sah ihren Freund enttäuscht an und war sehr traurig. Im Gedanken schämte sie sich für ihre Familie, welch eine Enttäuschung. Sie standen noch, da kam die Mutter mit einem Tablett und zwei Teller, sie stellte sie auf den Esstisch und sagte, „macht hin, wird sonst noch mal kalt.“ Die junge Frau entschuldigte sich, für die Verspätung und meinte, es täte ihnen leid, aber er habe doch so lang gearbeitet und das Wetter sei so schlecht, und sie sei traurig, das niemand auf sie gewartet habe. „Hier kann nicht jeder machen, was er will“ mischte sich der Vater ein. Still und bedrückt setzten sie sich und aßen, niemand setzte sich zu ihnen. Bedrückt schauten sie sich an und fragten sich beide, warum sie gekommen waren.

Noch, während sie am Essen waren, kam ihre Mutter und stellte die Geschenke für sie auf den Tisch, „könnt ihr dann ja hier aufmachen,“ sagte sie und setzte sich wieder zu den anderen. Sie aßen, saßen sich gegenüber, packten ihre Geschenke aus und gingen dann, um sich zu bedanken. Sie verteilte nun ihrerseits die Geschenke und alles was sie zu hören bekam, war ein trockenes „Danke, wie nett“ Sie hatte Tränen in den Augen, soviel Mühe hatte sie sich beim auswählen gemacht, so groß war ihre Vorfreude gewesen, ihrer Familie eine wirkliche Überraschung zu machen und nun.......... Traurig saß sie da uns sah den Tannenbaum an. Der Vater bot dann noch einen Wein an, man erzählte ein wenig, aber es kam keine Stimmung mehr auf. Und nach einer langen Weile standen sie auf, packten ihre Sachen und fuhren heim.
Sie schäme sich sehr und er war grantig, wie schön wäre es doch bei seinen Eltern sicher gewesen. Es war der letzte Heiligabend, den sie daheim bei ihren Eltern verbrachte.

Weihnachten, Fest der Pflichterfüllung und der überzogenen Wünsche, Fest der Erwartungen und der gequälten, auf freundlich gemachten familiären Verpflichtungen.......... oder manchmal nur ein Albtraum am Rande der Hoffnung. Die Sterne der Weihnachtsnacht sprechen von Zuversicht und der Liebe Gottes zu all denen, die in dieser Nacht einsam und traurig sind, oder nicht?

Sie stand in der Küche und der Julskinka stand im Ofen. Sie waren dies Jahr mit ihren Kindern nach Schweden in ein Ferienhaus gefahren. Der Trubel daheim, diesen und jenen besuchen, große Feste und alle Verwandten, Verpflichtung hier und dort hatte sie dieses Jahr geschreckt und so waren sie fortgefahren. Der Tannenbaum stand bereits fertig, die Kinder waren gekleidet und sie wollten in die Kirche fahren.
Wie festlich war der schwedische Gottesdienst, die Melodien waren die gleichen wie daheim, die Leute um sie herum waren fröhlich und nahmen sie einfach in die Jul-Grüße mit auf, freundliche Gesichter schauten sie an und Hände drängten s ich ihnen entgegen. Draußen, vor der Kirche standen viele Fackeln im Schnee und wiesen ihnen den Weg zum Parkplatz. Romantisch.......
Der Abend wurde ruhig, die Kinder freuten sich über ihre Geschenke, spielten begeistert und waren kaum zu bemerken. Die Lichter am Tannenbaum sprachen von Entspannung und Frieden. Dies Weihnachten war einfach nur himmlisch und ruhig. Gesegnetes Fest, ohne Hektik und all die ganze Umkehr. Noch lange würden sie an die verschneiten Wälder denken, an die Elche und den Tannenbaum aus dem Wald.

Weihnachten, Zeit der Besinnung und der Ruhe, Tage der Stille und des Nachdenkens, über das was war und das was kommt. Weihnachten.......... verträumte Zeit.

Die junge Frau stand früh auf, sie setzte ihre ganze Hoffnung auf diesen Tag...... ihr Mann wollte den Heiligabend mit den Kindern und ihr verbringen, vor vier Wochen war er ausgezogen und sie hoffte so sehr, das er heute, in dieser Nacht bei ihr bleiben würde und sie noch einmal neu beginnen konnten.

Nun aber schnell, es war viel zu tun. Sie schaute raus und erblickte eine Eislandschaft, es regnete und es war so kalt, das der Regen blitzschnell gefror........ oh je und sie musste noch in die Stadt, aber zuerst den Fußweg streuen. Er hatte die Garage zugeschlossen und sie hatte keinen Schlüssel, der Hof war leicht abschüssig, sie kam kaum zu ihrem Auto. Auf diesem aber lag eine fingerdicke Eisschicht, an fahren war nicht zu denken. Und sie brauchte Salz. In ihrer Not machte sie das Auto an und hoffte, das die Wärme das Eis zum schmelzen bringen würde.

Das klappte, in dicken Platten fiel das Eis von den Scheiben und sie holte Salz, streute sorgfältig den Fußweg ab und musste sich nun sehr beeilen, diese Stunde hatte sie nicht einkalkuliert, jetzt wurde die Zeit knapp. Die Kinder waren verständig und so machte sie sich auf den Weg in die Stadt, um für ihren Mann ein Geschenk für dessen Nichte abzuholen. Fahren ging, denn die Strassen waren gestreut. Aber auf dem Rückweg zum Auto rutschte sie aus und fiel hart auf den Rücken. Ein heftiger Schmerz durchzuckte sie und sie kam kaum wieder hoch. Oh, tat das weh. Ein hilfreicher Passant wollte einen Rettungswagen rufen, aber nein, sie wollte nicht....... die Kinder waren allein daheim, die Zeit rann ihr unter den Fingern weg und es wurde eng und enger. Sie riss sich zusammen und dann ging es. Jeder Atemzug schmerzte und so atmete sie möglichst flach.

Daheim angekommen besorgte sie so schnell als möglich all das, was zu tun war, damit sie heute Abend, wenn ihr Mann kommen sollte nur Zeit für ihn finden würde. Der Tannenbaum war fertig, die Kerzen waren bereit. Alle Geschenke lagen unter dem Baum und die Kinder waren so aufgeregt. Auch sie wünschten sich nichts mehr, das ihr Papa, wieder kommen würde, das sollte das allerschönste Weihnachtsgeschenk sein, so hofften sie.

Dann kam die Zeit der Kirche, und ihr Mann kam nicht.......... es regnete und alle Strassen waren spiegelblank. Er rief an und meinte, geht schon mal, ich komme direkt in die Kirche und so machten sie sich zusammen auf den Weg. Sie, tief in Gedanken versunken, den Schmerz nicht beachtend, die Kinder fröhlich und rutschend, den Spaß genießend. An der Kirche fiel der Freiluftgottesdienst aus und alle drängten erleichtert nach innen, dort stieß ihr Mann zu ihr. Kühl war er und ihr wurde das Herz schwer.

Später saßen sie beim Essen, es gab sein traditionelles Weihnachtsgericht, sie hatte sich hierbei immer nach ihm gerichtet und plötzlich meinte er, das sie sich eilen sollten, denn um 21°° müsste er fort. Sie sah ihn ganz erschrocken an „aber Du hast versprochen, zu bleiben, bis die Kinder schlafen gehen.“ Das ginge nicht, es wäre zu glatt und er wolle in die Mitternachtsmesse ins Kloster, die wäre schon um 23°° und da müsse er beizeiten davon. Sie konnte ihre Tränen nicht zurück halten und musste auf den Flur, ein Weinkrampf schüttelte sie, dort saß sie auf der Treppe und sie fühlte sich so einsam. Die große Tochter kam nach einer Weile und holte sie wieder. Schluckend und unter großer Mühe aß sie auf und räumte dann die Küche auf.

Dann kam die Bescherung. Die Kerzen dufteten so wundervoll und die Kinderaugen strahlten. Ihr Mann schenkte ihre eine schöne Kette aus Malachit - Azurit und sie fragte leise „ist dies auch kein Abschiedsgeschenk von Dir?“ „Nein,“ sagte er, „schau, sind das nicht die Farben der Hoffnung, alles wird gut“ und über sie senkte sich ein sanfter Friede. Schnell verging die Zeit und die Hoffnung, das er bleiben würde, verrann unter den steten Zeigern der Uhr. Um 21°° verabschiedete er sich, küsste sie liebevoll und ging.

Mit Tränen in den Augen sah sie ihm nach, während die Kinder unter dem Tannenbaum spielten, „ob er nächstes Weihnachten wieder da wäre?“ hatte sie gefragt „Das denke ich bestimmt, ich liebe Dich doch“ hatte er gesagt „nur im Augenblick muss ich eine Weile für mich allein sein, ich brauche die Einsamkeit.“ Das wollte sie ihm zugestehen und sie ließ ihn gehen.

Sie hatte eine angebrochene Rippe, aber es war niemand, den es kümmerte, niemand, der ihr etwas abnahm, der ihr half. Der Schmerz erinnerte sie noch lange an diesen heiligen Abend und noch später, im Januar erfuhr sie, das ihr Mann mit einer anderen Frau zusammen lebte und alles, alles nur gelogen und getrogen war. Er wollte nicht in die Kirche, er wollte nur zu ihr........ und er wollte auch nicht zu ihr zurück......... aber er war schwach und klein und konnte der Wahrheit nicht ins Auge blicken. Weihnachten, Fest der Lüge und des Betruges. So war die Kette doch ein Abschiedsgeschenk geworden und ihre Farben hatten getrogen.

Weihnachten, Zeit der Hoffnung und Tränen der unerfüllten Wünsche........ oder doch nur sentimentales Gequatsche? Was ist dieses Fest? Tiefe Sehnsucht nach Frieden und Ruhe. Fest der Liebe, wenn man sie finden mag, nach solchem Erlebnis?

Wieder steht ein Weihnachten vor der Tür, das letzte das sie und ihre Kinder in diesem Haus verbringen werden. Das erste, das ganz allein ihr Weihnachten werden wird. Ein Fest, zu dem sie Bekannte eingeladen hat, solche, die einsam sein werden (so wie sie beinahe letztes Jahr). Ein Fest der Besinnung und der Liebe und der Ruhe. Sie freut sich darauf, denn das Jahr war hart und schwer, tränenreich und dornig. Aber dieses Weihnachten wird für sie ein Ende sein, das Ende einer langen Zeit der Lügen und der Beginn einer neuen hoffnungsvollen Zeit. Ein Fest der Freude, auf das, was vor ihr liegt. Ihre Zukunft und auch ein neues Glück. Vielleicht, das einzige Weihnachten, das sie allein verbringen wird? Wer weiß, was das neue Jahr bringen wird?

Weihnachten, doch die Zeit der Liebe und Romantik? Für mich ist Weihnachten heute eine Zeit zum Nachdenken und zum Besinnen. Meine Zeit für den Rückblick und meine Zeit für das, was vor mir liegt. Ich liebe Weihnachten und ich werde es genießen. Für mich ist es das Fest der Liebe und ich werde es gern mit denen teilen, die allein und einsam sind, ich werde die Tage nie mit jemandem verbringen, der nicht mein Herz berührt und der mir etwas vormacht. Ich liebe die stillen Nächte und die Sterne am Himmel, ich liebe die weißen Flocken, auf die wir alle sehnsüchtig warten und der Zauber der Weihnacht, ich habe ihn trotz allem nicht verloren. Ich glaube an das Gute im Menschen und auch daran, das wir alle Kinder Gottes sind und eines Tages wissen, was wir getan haben und warum wir hier waren.

Weihnachten, wenn die Bienenwachskerzen brennen und sich der süße Hauch mit dem Duft der Tanne mischt, wenn leis „Stille Nacht“ erklingt, dann weiß ich, alles wird so, wie es werden soll und auch diese Nacht geht vorüber und weicht einem neuen Morgen, voller Licht und Hoffnung.

Saja
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
MarliJo

Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von MarliJo »

Ihr Lieben !

Vor nicht allzu langer Zeit fiel mir eine Karte in die Hand mit einem Satz, der mich sehr beeindruckt hat.

>Vögel singen in einer Welt, die oft voller Not, Ungerechtigkeit und Leere ist - vermutlich haben sie Recht !<


Es ist genau DAS, was Weihnachten für mich deutlich macht. Sich die Hoffnung nicht nehmen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass trotz der manchmal übermächtig erscheinenden zu tragenden Last, ein "etwas trotziges" Weitergehen lohnt.

Weihnachten - einerseits das Fest, dass uns sensibel macht, um allerlei Not bewusster wahrzunehemen (auch Medien/spendensammelnde Institutionen nutzen diese "Eigenart"), und andererseits auch das Fest, offen zu sein, für die vielen schönen Dinge die uns gut tun (auf etwas Wesentliches besinnen,schenken, beschenkt werden).
Oft empfand und empfinde ich den Grat zwischen der Einen und der Anderen Seite als sehr schmal, weil ich beides so nah an mich heranlasse. Und wohl zu keinem anderen Fest ist die "Gefahr" so groß, auf diesem Grat zu verunglücken und abzurutschen, um sich dann entweder ganz und gar in das Anschauen der (eigenen) Not, oder aber jeglicher Freuden des Lebens zu flüchten.

Schweres und Leichtes sind auch an allen Tagen des Jahres in der Welt und neben uns. Niemand könnte das ändern.
Vielleicht ist es eine Idee, Weihnachten als eine Gelegenheit wahrzunehmen, beide Gefühle zuzulassen und doch dabei das symbolische "Singen" nicht aufzugeben.
Und auch, einen Blickwinkel auszuprobieren, der bei allem schwer ertragbaren nicht nur nach dem >WARUM ist das so<, fragt, sondern auch nach dem> WOZU< ?
Das WARUM richtet den Blick auf das Vergangene, während das WOZU den Blick in die Zukunft richtet und (neue) Hoffnung weckt.
Ich denke dabei , SO wird Weihnachten auch im christlichen Sinne gemeint sein und einen Sinn machen.

MarliJo
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Muckelmaus
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen alle miteinander!

Weihnachten ist ein weites Feld, gefüllt mit Erinnerungen, Emotionen und Gedanken. Alle unterschiedlich und doch berechtigt.
Ich erinnere mich an Weihnachten bei meinen Großeltern, voller Tannen- und Plätzchenduft, wunderbaren Heimlichkeiten, Kirchgang, Lichtern,Weihnachtsbaum und voller Freude.
Ich erinnere mich aber auch an Weihnachten bei meinen Großeltern voller Sorgen wegen der Alkoholkrankheit meiner Mutter. Aber immer getragen von der weihnachtlichen Hoffnung auf ein Licht in dunkler Nacht.
Ich erinnere mich an das Weihnachtsfest nur wenige Tage nach dem Tod meiner Großmutter. Ein sehr ruhiges Fest, im Bewußtsein, dass ein geliebter, wichtiger Mensch nicht mehr bei uns ist.
Ich erinnere mich an Weihnachten mit unseren Mädels. Sie waren noch klein. Ich sehe noch ihre Vorfreude, ihre kleinen Geschenke, nie perfekt - aber immer mit Liebe selbst gebastelt und allein darum schon so wunderschön. Ich sehe sie selig unter dem Tannenbaum einschlafen zwischen Tannenduft und Träumen vom Christkind.
Ich erinnere mich an das letzte Weihnachtsfest, dass meine Mutter erleben durfte, bevor sie nur wenige Tage später starb. Sie wußte, es gab kein Zurück mehr ins Leben und dass ihre Lebensuhr fast abgelaufen war. Gerade deshalb war ihr ein letztes Weihnachten mit ihrem ersten Enkelkind so wichtig. Ich sehe sie noch am Weihnachtsbaum sitzen und in ihren Augen glänzten die Tränen.
Ich erinnere mich an das erste Weihnachtsfest nach der Trennung. Wir Eltern haben versucht, es unseren Mädchen so leicht wie möglich zu machen, so wenig Veränderungen wie möglich. Ob es richtig war .....?
Ich sehe Weihnachten aber auch heute. Ein neues Leben, ein kleines Kind, das all die Lichter, den Duft, die Heimlichkeiten in sich aufsaugt und spürt, dass ist eine besondere Zeit.
Vieles hat sich verändert. Aber wir waren alle stets bemüht, neben all den Veränderungen Weihnachten zwar der Situation anzupassen, aber es trotzdem Weihnachten bleiben zu lassen.

Ja, ich freue mich auf Weihnachten, auf die leuchtenden Kinderaugen, den Baum, den Kirchgang, die Gemeinsamkeit, die Ruhe, den Frieden in uns - aber vor allem auf die Hoffnung, die Weihnachten uns schenkt.

Liebe Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
Lilly1
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Lilly1 »

Ich liebe Weihnachten.
Aber in diesem Jahr graut es mir davor.
Meine Eltern sind nun schon über 1 Jahr getrennt. Aber letztes Jahr ist das Fest bei uns durch Chaos an allen Fronten ausgefallen.
2009 haben ich und mein Mann noch im Dachgeschoss meines Elternhauses gewohnt. 4 Wochen vor dem Fest wurde unsere Tochter geboren. 2 Wochen vor Weihnachten ist meine Mutter ausgezogen und hat sich mit ihrem Liebhaber eine Wohnung genommen. So waren an Weihnachten alle Wunden noch sehr frisch und zusätzlich war es auch noch stressig da wir usn um ein kleines Baby kümmern mussten.

Nun sind wir, aufgrund des heftigen Krieges meiner Eltern, bei dem ich immer wieder als Prellbock benutzt wurde, im Sommer 2010 ausgezogen.

Nun steht das erste Fest für meine kleine Familie in den eigenen vier Wänden an. Ich bin da etwas hin und her gerissen. Auf der einen Seite freu ich mich drauf. Gerade wegen unserer süßen kleinen Tochter, die das alles zum ersten Mal bewusst erlebt.

Auf der anderen Seite habe ich Angst. Ich kann nicht beide zeitgleich einladen. Aber beide wollen ihr Enkelkind sehen. Ich möchte dem Liebhaber meiner Mutter nicht gegenüber treten. Sie will ohne ihn aber nicht kommen.
Ich bin wütend das ich mich mit solchen Problemen überhaupt auseinander setzen muss. Eigentlich möchte ich für mich und meine Familie nur ein ruhiges, freidliches Fest.
Am liebsten würd ich Mann und KInd einpacken und verreisen. Das geht aber leider beruflich nicht....


LG Lilly
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Janena
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Re: Weihnachten, Fest der Liebe, des Friedens und der Familie?

Beitrag von Janena »

Liebe Lilly
Oh, das ist wirklich eine besch... Situation. Du scheinst sehr an Traditionen zu hängen - das kann ich sehr gut verstehen. Da ist es umso schwerer, wenn es plötzlich anders ist und noch auf diese Art und Weise. Ich erzähle dir mal kurz von einer meiner Erfahrungen. Die Trennung meiner Eltern ist schon etwas her (ca. 7Jahre). Für mich war /ist Weihnachten auch etwas ganz besonderes. Ich liebe das alles so... Nach der Trennung haben meine Mutter und mein Bruder versucht es so zu feiern wie davor... auch irgendwie ok. Aber für mich kam der entscheidende Punkt in dem Jahr, in dem ich aus bestimmten Gründen eine Sendepause mit meiner Mutter eingelegt hatte. Ich hab lange überlegt, sie für Weihnachten aufzuheben. Das war völlig undenkbar so ganz anders zu feiern. Und doch hab ich es gaten: alleine mit meiner Lebensgefährtin. Und es war wunderschön. Es kam ein Weihnachtsgefühl auf und im Jahr darauf haben wir es wieder so gefeiert, obwohl die Sendepause vorbei war.
Bei dir ist das alles noch so frisch. Dennoch denke ich, stehen die Zeichen bei dir gut dafür einen neuen Weg einzuschlagen. Du hast eine kleine Familie und ein eigenes Zuhause. Nun kannst du es so gestalten, wie es dir gefällt. Natürlich wird das vielleicht erstmal komisch, aber vielleicht auch irgendwie ganz toll. Dass du Probleme mit deinen Eltern diesbezüglich hast ist schade, aber ich würde dir am liebsten sagen, dass du es so machst, dass es FÜR DICH stimmt. Wenn es stimmt, dass die Eltern (einzeln natürlich) kommen, dann ist das ok. Aber vielleicht hast du auch Lust darauf sie erst an den beiden anderen Weihnachtstagen zu sehen, zu besuchen etc. dann darf das auch sein. Was deine Mutter und ihren Freund betrifft, so kann ich das nachvollziehen und ich denke auch, dass deine Mutter das akzeptieren muss. Gerade an Weihnachten so eine erste konfrontation wäre auch wirklich etwas komisch. Ich würde vielleicht nochmal mit ihr reden, ihr erklären, dass du das jetzt einfach noch nicht kannst, nach allem was passiert ist. Sie hat euch vor vollendete Tatsachen gestellt, nun darfst auch du deinen Standpunkt vertreten!!!

Hm, ja, das fiel mir jetzt so spontan ein. Ich wünsche dir, dass du einen Weg findest. Einen Weg, der vor allem DIR und deiner kleinen Familie gut tut.

Alles Liebe
Janena
Verachte niemanden, der einen Rueckschritt macht. Er kønnte nur Anlauf nehmen...
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