Mitbestimmung älterer Kinder beim Umgang

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Antworten
katrin33
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 7
Registriert: 28. Juni 2005 22:45

Mitbestimmung älterer Kinder beim Umgang

Beitrag von katrin33 »

Hallo, meine Kinder sind 10 und 13 und möchten zunehmend weniger zu ihrem Vater gehen. Ein Gericht hat 14-tägigen Umgang und die üblichen Ferienregelungen festgelegt, aber das Vater-Kinder-Verhältnis wird aus unterschiedlichen Gründen immer schlechter. Wir möchten gern wissen, ab welchem Alter Kinder selbst mitbestimmen können, ob sie den Umgang wahrnehmen wollen bzw. in welchem Umfang. Konkret: Meine Tochter hofft, dass sie ab ihrem 14. Geburtstag nicht mehr zum Vater gehen muss und nicht mehr an das Gerichtsurteil gebunden ist. Ist das tatsächlich so? Der Vater berücksichtigt bisher die Wünsche der Kinder nicht und zwingt sie zum Umgang.
Über einen professionellen Tipp wären wir sehr dankbar - auch, wie evtl. Gerichte in solchen Sachen entschieden haben!
Danke!
katja
sonnenschein2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1325
Registriert: 24. Juli 2006 17:45
Wohnort: NRW

Re: Mitbestimmung älterer Kinder beim Umgang

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Katrin,

willkommen hier bei uns. Ab wann die Kinder selbst entscheiden können ob sie zum Vater gehen kann ich dir nicht genau sagen. In der Regel heißt es ja, dass der betreuende Elternteil dafür verantwortlich ist, dass der Umgang ermöglicht wird. Meine Informationen gehen dahin, dass die Kinder ab 14 Jahren selbst mitentscheiden dürfen inwieweit sie zum Vater gehen möchten. Wobei ich auch nichts davon halte die Kinder zum Umgang zu zwingen. Magst du vielleicht erzählen warum die beiden nicht zum Papa wollen? Wie siehst du das denn? Ich bin der Meinung, dass es sehr wichtig ist den Kontakt zum Vater zu fördern und auch zu erhalten. Kann es sein, dass es dir ganz recht wäre, wenn sie nicht mehr hingingen? Das sind natürlich nur reine Vermutungen von mir. Deshalb wäre es schön, wenn du uns noch mehr erzählen würdest.

Bis dahin erstmal viele Grüße
Sonnenschein2
MarliJo

Re: Mitbestimmung älterer Kinder beim Umgang

Beitrag von MarliJo »

Hallo Katja,

herzlich willkommen hier !

Es wäre für mich auch schon eine wichtige Frage, was der Grund sein könnte, das deine Kinder nicht mehr zum Vater wollen.
Normalerweise lieben die Kinder trotz Trennung beide Elternteile weiter, wenngleich das für sie oftmals sicher auch zu einem Balanceakt wird, weil so vieles auf sie einwirkt, was ohne Trennung so nicht auf sie einwirkt.
Wenn Kinder sich zu einem Elternteil abgrenzen, kann das ja mehrere Gründe haben. So kann es zum Beispiel sein, dass (ich spekuliere hier nun nur), dass der Papa viel Trauer über die Trennung oder Ärger über dich, bei den Kindern ablädt und sie sich dem nicht mehr länger aussetzen möchten. Oder andersherum, dass du dich herablassend über den Vater äusserst oder du Trost bei deinen Kindern über die Trennung suchst und die Kinder als Zeichen, dass sie sich mit dir solidarisch erklären möchten, den Kontakt zum Vater meiden. Auch Angehörige, die schlecht über Verhaltensweisen oder angeblich nicht vorhandene Erziehungsqualitäten des Vater reden, können Kinder in einen Konflikt treiben. Und,... natürlich können auch neue Partner auf Seiten eines Elternteils ein Dorn im Auge der Kinder sein -gerade wenn die neuen Partner der "Grund" für die Trennung waren und somit als eine Art Sündenbock dargestellt werden.
Oder kann es auch sein, dass sie den Vater unbewusst unter Druck setzen wollen, mit der "Androhung" , nicht mehr zu ihm zu gehen, weil er sich vielleicht zu wenig kümmert, wenn sie bei ihm sind oder weniger Wünsche erfüllt - die Kinder in dem Alter ja sehr ausgeprägt haben.
Wie gesagt, das sind Mutmaßungen - ich kann, was euch betrifft danebenliegen.
Ich glaube aber eben schon, dass die Kinder naturgemäß sich nicht von einem Elternteil abkapseln würden, es sei denn, das Kontakt haben DÜRFEN fühlt sich für sie beschwert oder nicht mehr stimmig an.
Vielleicht magst du mal schauen, was da von Außen auf die Kinder einwirkt, dass sie nicht mehr zum Vater wollen.

Ich möchte mich Sonnenschein anschliessen,... es wäre gut, wenn du und der Vater (wenn denn ein Gespräch oder konstruktiver Schriftwechsel) möglich ist, Wege zu suchen und zu finden, die eine Entspannung für eure Kinder bringen und den Umgang wohlwollend fördern.
Wichtig finde ich auch, den Kindern zu erklären, dass die Trennug nichts mit ihnen zu tun hat und dass ihr sie als Eltern genauso gern habt, wie vor der Trennung, und das sie umgekehrt beide Elternteile lieb haben dürfen. Die Eltern-Kind -Ebene sollte ja so gut wie möglich nach einer Trennung noch da sein ,..unabhängig von der Paarebene, die es nicht mehr gibt.

Soweit ein paar Gedanken.
LG
MarliJo
katrin33
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 7
Registriert: 28. Juni 2005 22:45

Re: Mitbestimmung älterer Kinder beim Umgang

Beitrag von katrin33 »

Hallo und vielen Dank für Eure Antworten!
Zur Erklärung: Mein Exmann und ich sind schon seit 8 Jahren geschieden. Die Kinder waren damals noch ziemlich klein. Ich war diejenige, die gegangen ist, und das hat er mir nie verziehen und uns enorm unter Druck gesetzt, bedroht, auch mit Gewalt. Die Kinder haben all das zwangsläufig mitbekommen und schon immer ein relativ gespanntes Verhältnis zu ihrem Vater gehabt. Dennoch waren sie mehr oder weniger regelmäßig alle 14 Tage am Wochenende sowie in den Ferien bei ihm, meist aber nur mit viel gut Zureden meinerseits. Ich habe - schon aus Angst vor ihm - die Kinder immer angehalten, Kontakt zu ihrem Vater zu halten, aber oft verliefen diese Wochenenden oder Urlaube unglücklich. Manchmal hat er sie gewaltsam aus unserer Wohnung holen wollen, hat im Hausflur randaliert, mit Polizei und Anwalt gedroht. Er redet sehr schlecht über mich, und die Kinder sind nun so alt, dass sie das auch zu werten wissen. Im Dezember 08 verklagte er mich bzw. die Kinder auf mehr Umgang. Die Kinder wurden mehrfach vom Jugendamt befragt, und schließlich hat das Gericht im Januar 09 so entschieden, dass dem Vater nunr noch ein Minimum an Kontakt zugesprochen wurde: alle 14 Tage das Wochenende Sa/So, 2 Wochen Sommerferien und je eine im Herbst und Winter, und die Osterfeiertage, dafür aber Weihnachten nicht mehr. Und vor allem: Keine Nachholetermine mehr (also wenn ein WE ausgefallen war, wg. Krankheit d. Kinder oder Arbeit von ihm, kann es nicht einfach nachgeholt werden). Das hat uns sehr erleichtert. Dann wurde mein Exmann wieder Vater, und seitdem gehen die Kinder auch viel lieber hin, weil da eine neue Frau und das Baby sind. Das hat die Lage deutlich entspannt. Aber es wird nicht der geringste Widerspruch geduldet. Der Vater lässt von sich aus auch mal Wochenenden ausfallen, weil er im Urlaub ist oder auf Dienstreise oder wenn unsere Kinder krank sind , damit sich das Baby nicht ansteckt, aber wenn die Kinder mal zu einer Geburtstagsfeier wollen oder sich mit Freunden treffen oder einfach mal früher als Sonntag 17 Uhr heimwollen, gibt es riesigen Krach. Meine Tocher weint viel und hat vor jedem Telefonat mit ihrem Vater Angst, da er sie massiv unter Druck setzt. Er droht damit, wenn sie sich ihm widersetzten, "die harte Linie zu fahren" (Zitat), um sie kleinzukriegen, also keinerlei Ausnahmen mehr zuzulassen.
Nach anfänglichem Unverständnis über unsere Trennung damals sagen mir die Kinder heute immer wieder, dass sie es an meiner Stelle mit meinem Exmann auch nicht ausgehalten hätten.
Sicher fällt es mir und meinem jetzigen Mann schwer, den Kindern ihren Papa immer wieder "schönzureden". Ich gebe mir aber alle Mühe, sie fröhlich einzustimmen, weil nichts schlimmer ist, als traurige, unglückliche Kinder bei ihrem Vater abliefern zu müssen. Trotzdem müssen wir uns nach jedem Wochenende die Schreckensberichte anhören. Die Kinder sind nach all den Jahren nun schon abgehärtet, aber meine Tochter zählt die Monate und Tage, bis sie wegbleiben kann, und ist im Zwiespalt, weil ja ihr kleiner Bruder dann allein hinmüsste.
Mein Exmann spricht überhaupt kein Wort mit mir. Die vom Gericht empfohlene Mediation beim Sozialamt hat er boykottiert. Es gibt vielleicht 3mal im Jahr per mail eine Mitteilung über Urlaubspläne o.ä. Er lehnt jeglichen Kontakt mit mir ab und spricht gegenüber den Kindern über mich von "dieser Frau". In der Zeit, wo sie bei ihm sind, versucht er eigenen Erziehungsmethoden durchzudrücken, die auf Disziplin und Strenge ausgerichtet sind, und kritisiert vor den Kindern unseren angeblich lockeren Erziehungsstil..
So ist die Situation. Die Kinder haben in 8 Jahren Trennung ihren Vater regelrecht hassen gelernt und mussten auch meine Ohnmacht gegen ihn erleben. Sie sind sehr stark, aber es tut mir in der Seele weh, dass sie so eine schwierige Kindheit erleben. Ich würde meiner Tochter gern diesen Lichtblick gönnen, der ihr 14. Geburtstag sein könnte, wenn sie dann endlich allein entscheiden kann.
Danke fürs Zuhören!
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Re: Mitbestimmung älterer Kinder beim Umgang

Beitrag von Gerda »

Liebe Katrin,

herzlich willkommen hier im Forum! :winken:

Danke, dass du so ausführlich geschrieben hast, wie die Lage mit dem Vater und den Kindern ist. Ich weiß nicht, wie die gesetzliche Regelung ist, habe sie aber so verstanden, dass Kinder mit 14 selbst entscheiden können, bei welchem Elternteil sie wohnen, nicht aber, ob sie das Umgagsrecht umsetzen wollen oder nicht.

Wenn der Vater tatsächlich so ist, wie du schreibst, dann kommt mir deine Unterstützung
katrin33 hat geschrieben:Ich gebe mir aber alle Mühe, sie fröhlich einzustimmen
schwierig vor. denn wenn du unterstützt, dass die Kinder zu jemandem gehen, der gewalttätig ist oder sehr lieblos oder sehr hart, dann ist das möglicherweise eine Erziehung dahin, die eigenen Grenzen zu mißachten. Ich weiß, dass man als Mutter immer sehr hin und hergerissen ist. Den Umgang muss man unterstützen und dazu vielleicht eigene Vorbehalte zurückhalten. Andererseits möchte man nciht, dass die Kinder irgendwo sind, wo es ihnen nicht gut geht.

Was hältst du davon, mit dem Jugendamt noch mal zu sprechen darüber, wie die Situation ist. Vielleicht auch mit den Kindern zusammen? Wenn damals der Umgang so beschlossen wurde gerichtlich und er am Wohl der Kinder vorbei geht, dannn kann man das auch gerichtlich wieder umändern.

Liebe Grüße und alles Gute
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Antworten