Mit 30 werde ich nun doch ein Scheidungskind

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Tochter1979
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Mit 30 werde ich nun doch ein Scheidungskind

Beitrag von Tochter1979 »

Hallo,

nachdem ich nun schon eine Weile hier angemeldet bin mache ich heute mal meinen eigenen Thread auf. Ich war ganz verzweifelt auf der Suche nach einem Forum oder sogar Selbsthilfe Gruppe für Kinder die erst im Erwachsenenalter Scheidungskinder wurden oder werden. Es ist schwierig was zu finden und freu mich dass ich nun hier gelandet bin. Es tat auf jeden Fall schon gut von einigen zu lesen.
Man kommt sich etwas doof vor wenn man als Erwachsene noch wie ein Kind heulend zusammenbricht. Meine Eltern streiten seit Jahren bzw Jahrzehnten immer wieder aufs Neue man kann sich drauf verlassen wie auf die Jahreszeiten. Sie hatten eine Eheberatung was meiner Meinung nach lange Ruhe und vorallem Frieden brachte. Jetzt sind sie beide so dickköpfig und beide nicht stark genug auf Gewohnheiten und Trotzreaktionen zu verzichten. Mein Vater hat es jetzt zum ersten Mal ausgesprochen und hat sich rasent schnell eine Wohnung gekauft. Meine Mutter war noch vor einem Jahr davon überzeugt sich scheiden zu lassen. Das teilte sie mir an meinem ersten Hochzeitstag, 14 Tage nach der Geburt meiner Tochter mit. Super Idee so mitten im Wochenbett. Jetzt wo mein Vater am Wohnungssuchen war wollte sie doch nicht mehr und weinte viel. Sie ist sehr alleine, ihr einzigster Verwandter ist ihr Krebskranker Bruder der nicht mehr allzulange zu leben hat und der vor einigen Jahren echt arg bös zu ihr war. Als ich noch "alleine" war, war der Gedanke "Scheidung meiner Eltern" der schlimmste, ich hab schon sooo viel geweint wegen ihnen. Und jedes Mal wenn es wieder besser klappte bei ihnen war ich so froh und dankbar. Seit ich denke beete ich bei jedem Gebet für das Glück meiner Eltern. Ich war so froh dass sie sich immer wieder zusammen gerissen haben und immer so tief traurig wenn es wieder streit gab. Ich hab mich sehr an ihre Beziehung geklammert. Vielleicht auch weil ich ein Einzelkind bin und keine Geschwister habe, ich weiß es nicht.

Seit ich meinen Mann an meiner Seite habe, weine ich nicht mehr ganz so viel und ich fühle mich aufgefangen, seit meine Tochter auf der Welt ist habe ich auch nicht mehr das Gefühl es zerreist mich innerlich, einsig und alleine aus dem Grund dass ich sie davor schützen will. Sie soll nicht mitbekommen wie Oma und Opa sich steiten und auch noch darunter leiden.

Im Wochenbett war ich einmal bei einer Therapeutin. Es ist echt schlimm dass man in Deutschland ewig warten muss dass man einen Platz bekommt. Wenn man sich mal durchgerungen hat Hilfe zu suchen dann darf man noch 6 Monate warten... Naja meine Hebamme hat sich für mich eingesetzt und ich konnte hingehen. Allerdings sagte die Dame mir dass ich eigentlich stark genug bin und keine Therapie brauche... nach dem ich 45 Minuten durchgeheult habe. Nun gut sie hat mir dann doch in den 45 Minuten einiges mit auf den Weg gegeben das mir half besser klarzukommen. Ich war relativ hart. Habe beiden Eltern gesagt dass sie mich nicht mit ihren Problemen belasten sollen und dass ich wegen IHNEN zur Therapie musste. Und dass ich meine Konsequenzen aus der Trennung ziehen werde und dass sie das genauso zu akzeptieren haben wie ich die Entscheidung dass sie sich trennen. Das klingt sehr hart aber ich musste das einfach tun, ich hatte zwar danach ein sehr schlechtes Gewissen aber ich musste es einfach sagen damit sie sehen dass ich nicht stark genug bin ihre Probleme zu tragen. Ich habe ehrlich gesagt auch mit einer rießen Schlacht gerechnet, habe ihnen das auch gesagt . Sie streiten schon immer wegen dem Geld und ich bin davon ausgegangen dass es einen Rosenkrieg gibt. Aber sie belehren mich im Moment eines Besseren. Sie reißen sich ganz arg zusammen. So sehr dass ich auch nicht damit klar komme. Kürzlich frig mich meine Mutter ob wir essen gehen wollen, dass sie aber nicht weiß ob mein Vater mitkommt weil ja schönes Wetter ist und er da grundsätzlich ins Freibad geht. Das verwunderte mich schon sehr dass sie ihn überhaupt frägt. Nun ja er kam mit und so waren wir alle wie immer essen, das verwirrt mich, ich komm damit irgendwie nicht klar. Ich glaube sie haben angst vor meinen angedrohten Konsequenzen (Weihnachten nicht mit ihnen zu feiern usw.). Ich trau der ganzen Sache auch nicht, ich bin mir fast sicher dass die streiterei noch kommt, sie waren all die Jahre so raffgierig und auf ihr eigenes Wohl bedacht warum sollten sie nun so eine friedliche Trennung vollziehen?

Meine Kleine hat nun bald Geburtstag da bin ich mal gespannt wie es abläuft. Ich hoffe so sehr dass alles gut über die Bühne geht und beide ein gutes neues Leben anfangen können und mich nicht so sehr dabei brauchen. Klar will ich für sie da sein aber ich fühle mich echt überfordert, es ist schon ein großer Schritt für mich dass ich die Trennung nun befürworte aber mit allem weiteren komme ich nicht klar.

Komisch oder.

Ich freu mich auf jeden der mir einen Rat hat oder vielleicht ähnliches durchgemacht hat.

Liebe Grüße,
Karb
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Ansa
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Re: Mit 30 werde ich nun doch ein Scheidungskind

Beitrag von Ansa »

Liebe Karb,

dann ein herzliches Willkommen hier bei uns. Das Elternhaus ist die Basis, von der wir auf eigenen Füßen hinaus ins Leben gehen und wenn die Basis wackelt und bricht, dann zieht es Kindern (egal wie alt sie sind) unter Umständen echt den Boden unter den Füßen weg.

Das ist das eine, das andere ist, ständige Zankereien, ständiger Streit und Stress vermögen dies genauso zu tun, wie eine vollzogene Trennung. Achtungslosigkeit der Eltern untereinander prägt ebenso die Kinder, wie Gleichgültigkeit untereinander. Jedes auf seine Weise.

Trauer, Tränen nd Wut sind Mittel der Verarbeitung und gut und richtig. Und, beiden klar die Meinung sagen (ich wünschte oft, das könnten jüngere Kinder) ist das Beste was Du für Dich tun konntest. "Euer Problem - lasst michd amit in Ruhe, sonst........" Das hast Du gut und richtig gemacht, denn Kinder (egal wie alt sie sind) sollten nicht für die emotionalen Belange ihrer Eltern einstehen und sich dafür verantwortlich fühlen. Grenzen setzen, für Dich und die Deinen. Daraus kann ein neues Gefüge entstehen, bei dem die Positionen klar verteilt sind, aber Du hast gewählt und lässt Dich nicht benutzen. Und so sollte das auch sein.

Also, möglich das Deine Eltern Dich brauchen, aber Du bist für sie die falsche Anlaufstelle. Für sowas gibt es Familie (Geschwister etc.) und Freunde, jedenfalls gleichaltrige Freunde, Kinder sind immer eine schlchte Wahl (egal wie alt sie sind), denn sie lieben Beide und sind damit überfordert. Du musst nicht für sie da sein, wenn es um Krankheiten, körperliche Gebrechen, das Alter und so was geht, da sind Kinder gefordert, aber emotionale Stütze? Dafür sollten andere einspringen, Du hast Familie. Du darfst zuhören und bestimmen, wie weit Du etwas hören möchtest und wieweit Du Dich einbringen magst. Aber auch hier gilt, jede Entscheidung für den einen, ist eine Entscheidung gegen den Anderen und das schmerzt, egal wie alt man ist.

Aber wenn eine Trennung ins Haus steht, dann könnten die Beteiligten auch wenig Rücksicht auf das Außen nehmen, ich glaube ja, es gibt nie einen guten Zeitpunkt für so etwas. Und eine Therapeutin kann immer eine gute Hilfe sein, auch wenn es manchmal lange dauert. Ich bemängele das oft, die Wartezeiten sind mitunter unerträglich.

Und, sollte es zur Schlacht kommen, halt Dich raus..... entzieh Dich, fass es in klare Worte und hör nicht mal zu. Es gibt Dinge, die will man ganz einfach nicht wissen, glaube ich und das ist gut so. Richte Dich auf Dich und Deine Familie und betrachte die Trauer einfach als zugehörig.

Fühl Dich gedrückt
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Tochter1979
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Re: Mit 30 werde ich nun doch ein Scheidungskind

Beitrag von Tochter1979 »

Liebe Ansa,

danke für Deine lieben Worte. Ich habe lange nicht geantwortet. Mein Mann hatte Elternzeit und wir haben die Zeit genossen, waren eine Woche in Kroatien und 3 auf Kreta und es tat sooo gut von hier weg zu sein und einfach nicht an meine Eltern zu denken wer wann wo wie sieht usw.
Mein Vater ist in der Zeit als wir auf Kreta waren endlich ausgezogen, kommt aber weiterhin zu meiner Mutter um zu telefonieren, er ist zu geizig ein eigenes Telefon sich anzuschaffen und das Handy von ihm funktioniert nicht richtig.
Den Geburtstag meiner Tochter haben wir ganz gut hinbekommen, meine Eltern haben sich zusammen gerissen und meine Schwiegereltern und Schwägerin waren ja auch dabei. Aber die Situation wird wieder schwieriger. Und ich bin wieder schwächer geworden. ich will meine Eltern nicht ausschließen weil ich ihnen nicht weh tun möchte, ich mach mir Sorgen um sie und jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Gestern haben wir hier in kleiner Runde den Geburtstag von meinem Mann nochmal gefeiert (am Freitag groß mit Party wo auch alle da waren und meine Eltern sich dort angemotzt haben. Meine Mutter wollte dass mein Papa sie mitnimmt zur Feier und der hat die SMS nicht bekommen und sich nicht gemeldet, also haben wir sie im Zeitstress noch abgeholt, als sie ihn dort sah hat sie halt gemotzt und später als sie eine Freundin von mir angesprochen hat wie es ihr geht hat sie geweint und ist mir ihr ne Runde laufen gegangen, damit ich nichts mitbekomme. Mein Papa hat sich auf der Feier die Kante gegeben und konnte nicht überzeugt werden nicht mehr Auto zu fahren. Also habe ich dann Nachts kontrolliert ob sein Auto vor der Tür steht).
Gestern haben wir dann bei uns Reste gegessen und wir haben den Großeltern verkündet dass sie nochmal Oma und Opa werden. Wir hatten eigentlich erwartet dass sich alle freuen, wir freuen uns wie doof dass es geklappt hat. Aber die Reaktion war eher emotionslos und meine Schwiegermutter fragte mich nur ob das ein Unfall war. Manchmal würde ich gerne alle zusammen nehmen und auf den Mond schießen. Keiner hat gratuliert, traurig wenn sich Freunde und Bekannte mehr für einen freuen können als die eigenen Eltern. Nun gut, als meine Schwiegereltern dann weg waren hat mein Papa mich gefragt ob ich ein Perfüm möchte, er geht am Montag für 3 Wochen auf die Kanaren. Ich wollte keins aber meine Mama die meinen Papa so gut es ging an dem Abend ignoriert hat, auch manchmal einfach ihm nicht geantwortet hat, die meinte dann in die Runde "ich kauf mir mein Perfüm alleine". So sinnlos und doof. Wenn sie eins will dann soll sie ihn halt fragen oder ruhig sein. Auf jeden Fall war der Abend für uns nicht schön, und wenn ich daran denke wie Weihnachten wird da wird mir ganz anders. ich würde wirklich gern mit meinem Mann, meinter Tochter und dem Baby im Bauch alleine besinnlich feriern so wie wir uns das vorstellen. Aber das kann ich nicht, meine Eltern waren immer an Weihnachten mit mir zusammen. Aber nur die 2 alleine bei uns, ich glaube darauf hab ich Momentan keine Lust und mit Schwiegereltern ist es auch nicht viel besser nur die Wut verteilt sich dann noch auf sie weil mein Schwiegervater trinkt und meine Schwiegermutter immer seltsame Dinge sagt, wie z.B. war das ein Unfall.Aber ich kann hier nicht egoistisch sein. Wenn wir das durchziehen würden dass wir das alleine feiern wollen dann würde ich ja doch da hängen und traurig sein weil meine Eltern alleine zuhause sitzen und wahrscheinlich weinen. Meine Mutter definitiv, sie hat ja keinen. Und mein Vater.... keine Ahnung ob der zu Freunden gehen würde oder zu seiner Schwester? Aber das kann ich eh nicht da steh ich lieber noch so ein Abend wie gestern durch. ich glaub meine Tochter fand es witzig und hat es genossen dass allle da waren, und das ist ja das wichtigste.

Wie organisieren denn das andere Scheidungskinder? Steckt man zurück und schluckt alles runter damit es einigermaßen erträglich wird??? Oder fährt man die Egonummer und trauert dann aber doch den ganzen Abend???

Ich würde so gerne nicht in dieser Situation stecken!!!

Habt noch einen schönen Sonntag,
Karo
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