Vertrauen oder mehr Kontrolle

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yoyue
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Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von yoyue »

Hallo liebe Gemeinde,

ein Weilchen habe ich mich hier nicht beteiligt. Heute ein neues Problem.

Mein Großer (10) hat während des 4 Jahre dauernden Streits um ABR und Schulbestimmung mit Gutachten bis zum OLG - also Stress ohne Ende, Befragung durch Richter, Psychologen usw. sehr schnell gelernt, dass es öfter hilft wenn man nicht unbedingt die Wahrheit sagt oder das sagt was der andere hören will.

Jeder kann sich vorstellen, dass dies nicht in meinem Sinne ist und ich nach wie vor versuche ihm die Standard Werte einer Gesellschaft (auch innerhalb der Familie) nahe zu bringen.
Er ist übermäßig stark auf seinen Nintendo ausgerichtet. Er ist ein sehr intelligentes Kind (IQ 127- wurde damals vom Psychologen getestet), relativ phantasielos. Wenn man ihn läßt spielt er den ganzen Tag Gameboy. Um dies zu realisieren lügt er regelmäßig. Abends lasse ich das Ding in seinem Zimmer mit der Maßgabe, dass auf keinen Fall mehr gespielt wird. Morgens finde ich das Gerät an einer Stelle die mir offenlegt dass natürlich noch gespielt wurde. Er schläft sehr sehr ungern allein, also gestatte ich, wenn er Ruhe hält, dass er bei seiner Schwester schläft (9). Sie petzt dann auch öfter dass doch gespielt wurde. Wenn ich ihn frage lügt er immer erstmal, da ich dies an seinem sich verändernden Gesichtsausdruck sehe frage ich mehrfach nach, bis er es selbst zugibt.

Es gibt ein Kind in seiner Klasse dass noch ambitionierter spielt. Gern geht er zu ihm nach Hause, dort gibt es dann auch noch eine Playstation. Ich sagte ihm, dass ich nicht möchte, dass er mit dem anderen Kind nur auf die Art beschäftigt. Deshalb habe ich festgelegt, dass er sich das Kind zu uns einlädt, ich eine Stunde dulde und sie dann etwas anderes spielen müssen. Spätestens nach 10 Minuten nach dieser vereinbarten Stunde verschwindet das andere Kind. Ihm fällt noch weniger zu spielen ein als meinem Sohn.
Letztens rief ein Kind an (nach Aussage meines Sohnes ein anderes Kind) und lud meinen Großen zum Spielen ein. Ich war einverstanden. Zufällig erfuhr ich dann, dass er aber garnicht zu dem Kind gegangen war, sondern zu dem anderen "Gameboy"-Kind. Nach seiner Rückkehr danach gefragt blieb meiner dann aber steif und fest bei der Aussage er war nicht bei dem "Gameboy" Kind.

Ich mache ihm immer wieder klar dass ohne Vertrauen ein Zusammenleben nicht funktioniert. Wir reden immer wieder drüber. Wenn es um dieses Gerät geht versucht er mich immer wieder auszutricksen. Letztens hatte er es mit in der Schule - natürlich entgegen meiner Anweisung und ich drohte ihm an, wenn es wieder vorkommt ziehe ich es für ein halbes Jahr ein.

Was soll ich tun? Nachdem er gestern nacht wieder gespielt hat würde ich es am liebsten heute einziehen. Ich lasse es nachts extra im Zimmer damit er mir zeigen kann dass ich ihm vertrauen kann. Es klappt nicht. Reden hilft aber auch nicht.

Bitte, bitte, hat jemand eine Idee was ich tun kann? Vertrauen ist mir so wichtig, aber er hat leider u.a. auch bei seinem Vater gelernt, dass man mit einer kleinen Lüge doch auch ganz gut durchkommt. Da ist etwas grundsätzliches auf der Strecke geblieben und ich finde dies für eine gesunde Zukunft existenziell.

Danke, Ruth
MarliJo

Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von MarliJo »

Hallo Ruth,

nun ist es nicht so, dass ich aus eigener Erfahrung etwas schreiben könnte oder passende Ideen zu deinem Problem.
Ich habe selbst einen 10 jährigen Sohn, der "natürlich" auch gern den elektronischen Spielzeugen zugewandt ist und davon Gebrauch macht - sofern er kann. Ist in dem Alter wohl auch nicht ungewöhnlich und ja auch reizvoll, sich bequem berieseln zu lassen.
Im Grunde finde ich deinen Ansatz eines Vertrauensverhältnisses besser als eines der Kontrolle.
Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass dein Sohn, wenn er Vertrauen mißbraucht lernen muß, dass das für ihn Konsequenzen hat- für mich wäre eine logische Konsequenz, den Nintendo einzuziehen - das muß ja nicht gleich ein halbes Jahr sein, aber eben so lange, das es "weh" tut. Oder das nächtigen bei seiner Schwester betreffend, das es das nicht mehr gibt, wenn er dort Nintendo spielt.
Verbote fruchten auf die Dauer sicher nicht, weil er sich dann umso mehr Nischen sucht, um sie zu umgehen. Deshalb fände ich es wichtig, das du ihm ein Zutrauen vermittelst bis zu einer Grenze, die DU aufstellen musst. Er darf Nintendo spielen, eine bestimmte Zeit und nicht mehr,....Zeit von dir angeboten und gegönnt .
Das ist die praktische Seite,..sozusagen.
Ich frage mich auch, warum ist ihm das Nintendo spielen so wichtig, dass er dich dafür belügt, um es zu können. Es scheint ja mehr dahinter zu stecken, als das er sich "nur" ein wenig seinem Bedürfniss Geltung verschaffen will.
Ich spekulier mal ein wenig, mehr nicht.
Möchte er sich Aufmerksamkeit verschaffen ?
Ist er vielleicht unterfordert ? (Falls ja, könntest du überlegen, was für ihn eine passende Herausforderung wäre, die er gern annimmt).
Was könnte für deinen Sohn wichtig sein ? (Nicht für dich!) Was "braucht" er oder was fehlt ihm ?

Bislang klingt es für mich so, das er deine Vertrauensbeweise nicht ernst nimmt und deine Gutmütigkeit ausnutzt- ich finde das in seinem Alter gar nicht so unkindlich, doch ich meine, du solltest da auch spürbare Grenzen setzen, so dass sie sich unter dem Strich für ihn gut anfühlen.

Lieben Gruß
MarliJo
yoyue
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von yoyue »

Danke für Deine Antwort. Wieder was zum Nachdenken für mich. Ich glaube es geht wirklich in erster Linie um Aufmerksamkeit die er sich wünscht. Da seine Schwester größere Probleme in der Schule hat, muss ich mit ihr natürlich mehr machen. Was könnte ich noch machen um ihm gerecht zu werden. Ich versuche z.B. ihn zu seinem Fussballtraining und Spielen zu begleiten.

Heute früh sprach mich seine Lehrerin an (gestern hatte sie mit meinem Kind ein Lehrer-Schüler-Gespräch) (mal am Rande dazu, ich finde es großartig, dass sich Lehrer heutzutage dafür noch Zeit nehmen - sie hat die Klasse neu übernommen und möchte die Kinder besser kennenlernen).
Sie hatte ihn gefragt was er sich u.a. von mir, seinem Vater und seiner Lehrerin wünschen würde. Von der Lehrerin wünscht er sich mehr Mathe Aufgaben (????) sie ist garnicht seine Mathe-Lehrerin, aber sie gibt es natürlich weiter, von seinem Vater wünscht er sich, dass er ihn mal zum Fussball begleiten würde (das versuche ich schon seit 3 Jahren - bisher ist es nicht gelungen - eher gibt er ihm noch ein schlechtes Gefühl weil "alle anderen" nichts anderes machen können weil er (mein Kind) ja zum Fussball geht, von mir wünscht er sich, dass ich ihm mehr Zeit bei den Mathe Aufgaben geben würde und ihn nicht hetzen soll (?????????) weil ich öfter in Eile sei, weil ich zur Arbeit müßte.
1. ich arbeite zu Hause
2. er hat kaum Mathe Aufgaben zu Hause zu erledigen weil er alles in der Schule schafft
3. wenn er etwas macht zieht er sich damit meist in sein Zimmer zurück und will mich garnicht dabei haben (????????)

Wo liegt hier der wirkliche Hintergrund?

Mir qualmt der Kopf - hat jemand eine idee?

Danke, Ruth
sonnenschein2
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Ruth,

willkommen im Club. Die Schilderungen, die ich von dir lese kommen mir sehr bekannt vor. Mein Sohn ist/war auch ein Gameboy Junkie, oder auch Playstation oder Wii. Hauptsache berieseln und es ist elektronisch. Ich habe ganz klare Grenzen gezogen. Vor einiger Zeit fand ein Gespräch zwischen meinem Sohn und mir statt. Wir haben in einem Heft schriftlich festgehalten, dass er am Tag nur noch insgesammt eine Stunde TV und Gameboy spielen darf. Die Zeit durfte er sich selbst einteilen. Er mußte mich fragen und die Zeiten wurden in dem Helft festgehalten, sodass er selbst sehen konnte wann die Stunde am Tag um war. Die ersten Tage waren die Hölle für ihn. Daran habe ich gemerkt, dass er fast süchtig danach war. Mittlerweile kann er die Zeiten wieder alleine regeln und kann auch mit neuen Freunden neue Spiele entdecken. Ich habe nichts dagegen wenn sie mit diesen Karten ihre Spiele machen, denn dabei unterhalten sie sich ja noch und entwickeln neue Spielregeln ect.
Auch bei uns geht es oft hektisch zu und mein Sohn ist ein sehr intelligentes Kind. Er läuft oftmals so mit, weißt du wie ich es meine? Ich versuche jetzt einfach mit Zeitfenster für ihn zu schaffen. Ihm zuzuhören, was ihn beschäftigt...Ich entdecke dabei ganz tolle Sachen, z.B. wie wichtig es für ihn ist eine bestimmt Wissenssendung im TV zu sehen, weil ihn die Dinge so sehr interessieren. Also darf er 2mal die Woche diese Sendung schauen, obwohl er eigentlich dann schon auf seinem Zimmer sein müßte...

Es ist oft wirklich die Zeit, die die kids von uns einfordern. Vielleicht kannst du nochmal hingucken und selbst mit ihm sprechen, was er sich konkret von dir wünscht...

Viele Grüße
Sonnenschein2
yoyue
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von yoyue »

Vielen Dank für Deine Gedanken,

es ist sicher die Zeit die er sich auch von mir wünscht, wenn ich aber etwas anbiete - z.B. haben wir einen Hund der raus muss und ich biete ihm an mich zu begleiten - hat er dazu keine Lust.

Gestern kam dann wieder ein weiteres bekanntes Problem dazu. Es steht ein Papa Wochenende an. Am Samstag hat mein Kind ein Fussballspiel im Verein. Der Papa ist langfristig über die Spiele informiert. Dann die Fragen meines Sohnes : weiß Papa von dem Spiel?, hat er sich dazu geäußert?, was mache ich wenn er mich nicht hinbringen will? macht er dann wieder ein mieses Gesicht? -----------------> also es plagt und blockiert ihn. Seit einem Jahr habe ich das ABR und in dem Zusammenhang allen Beteiligten klar gemacht, dass mein Sohn entscheidet ob er seinem für meine Begriffe sehr wichtigen Hobby nachgehen möchte oder nicht. Leider gibt ihm sein Vater immer wieder ein schlechtes Gefühl dabei. Gestern abend endete es dann wieder so, dass mein Kind entschieden hat er möchte wieder in meinen Bauch zurück, er will nicht görßer werden...und hielt dann meine Hand die ganze Zeit beim Einschlafen krampfhaft fest (wir schlafen öfter zusammen wenn mein Freund nicht da ist).

Mit dem Papa kann man darüber nicht reden. Er ist der Meinung das unser Kind nur zum Fussball geht weil ich das angeleiert habe um ihn zu ärgern. (Er spielt jetzt schon das 3.Jahr mit Engagement und wird immer besser - ich glaube nicht, dass er das macht um mir einen gefallen zu tun).

Soll ich dazwischen hauen und dem Papa sagen er soll ihn immer erst nach dem Spiel holen damit der Stress für den Kleinen aufhört? Ich bin auch in seine Richtung immer teilweise zu oft kompromissbereit und das Kind leidet drunter.

Danke, Ruth
sonnenschein2
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Ruth,

auch das Fußballspielen ist bei uns Thema. Du kannst es in einem anderen Thread von mir nachlesen. Ich weiß jetzt nicht wie alt dein Junge ist. Bei uns ist es ja das Mädchen welches Fussi spielt und zwar auch nicht schlecht, wie mir immer wieder bestätigt wird. Auch sie leidet darunter, dass Papa ein Gesicht zieht und sie teilweise nicht fahren will. Oder er kippt sie am Treffpunkt ab und schaut beim Spiel nicht zu. Ich kommentiere das jetzt nicht mehr. Ich habe mich dazu entschieden sie immer zu fahren. Wenn Papa nicht fahren will, ein Anruf von ihr und ich hole sie ab und wir fahren halt gemeinsam hin. Außerdem gehe ich zu fast jedem Spiel, egal ob es mein We ist oder nicht. Nur in Ausnahmefällen, wenn ich mir wirklich was vorgenommen habe und es zeitlich dann gar nicht paßt bin ich nicht dabei. Es gibt ihr die nötige Sicherheit und auch das Selbstvertrauen sich gegen Papa durchzusetzen. Sie lernt ganz langsam Stärke zu entwickeln und ihm zu sagen wie wichtig ihr der Fußball ist. Sie lebt nur für Fußball und Schule mußt du dazu wissen.

Sie hat mich im Rücken und das macht sie stark. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Es ist nun mal ihr Hobby und wenn wir noch verheiratet wären müßte ja auch einer von uns mitgehen. Für mich sehe ich das so...Vielleicht kannst du deinen Sohn ja auch dahin stark machen.

Alles Liebe
Sonnenschein2
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Ansa
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von Ansa »

Liebe Ruth,

ich lese aus Deinen Worten eine große Unsicherheit bezüglich "wie verhalte ich mich richtig" und "wie mache ich es allen Recht" heraus....

Ich kann mir vorstellen, weil genau das mein eigenes Problem im Verhältnis mit meiner Jüngsten gewesen ist, das dies der Punkt ist, um den es geht. Und, ich fall mit der Tür ins Haus. Je sicherer DU Dir bist, in dem was DU willst, für richtig hältst und tust - desto besser wird es Deinem Kind gehen. Es geht um Verlässlickeit..... Verlass Dich auf Dich und wenn Du es eh niemandem Recht machen kannst, dann tu das, womit Du Dich am besten fühlen kannst.

Verlässlich ist eine Mama, die durchsetzt, was sie sagt. Die manchmal unbequem ist (weil man nicht stundenlang spielen darf), die einem aber auch Entscheidungen abnimmt, die man als Kind (Du schreibst zwar "Großer" aber ein 10jähriger ist alles andere als groß) so schwer selbst treffen kann. Wenn Papa also dauernd Terz macht, ist es eine gute Idee zu sagen "hol ihn nach dem Fußball ab", das nimmt die Spannung aus der Sache. Wogegen der Wunsch des Kindes steht, die Spiele mit Papa zu besuchen. Tut er das denn? Oder ist es einfach der Wunsch Deines Sohnes, weil er andere Väter auf dem Platz sieht?

Mach Deinem Kind Mut, das man manchmal Dinge tun muss, die anderen nicht gefallen, aber sie sollen für einen selbst wichtig sein. Mach ihm Mut, den Papa so zu nehmen, wie er ist - anders sein muss nicht schlecht sein, nur anders, halt. Das eröffent Perspektiven. Nimm ihm die Angst vor dem Groß werden, indem Du ihn so weit es geht, noch, aus den Entscheidungen heraus hältst. Dein Sohn entscheidet, ob er zum Fußball geht - ist ein Beispiel. Klar, es ist seine Sache, es ist wichtig..... für ihn, aber er muss sich gegen Papa stellen. Wie sähe das aus, wenn Du Dich vor ihn stellst und entscheidest, das er da hingehen darf und soll? Der Unterschied ist nicht besonders groß, aber das Gefühl wird anders sein. Weißt, was ich mein?

Lügen und Unwahrheiten sind Hilferufe..... also, anstatt "ich nehme Dir den Gameboy über Nacht weg, weil ich Dir nicht trauen kann" sagen "Du, ich helf Dir, ich nehm den Gameboy mit und helfe Dir beim Aufpassen, das Du es schaffst, nicht zu spielen" (oder so ähnlich). Was für uns Große merkwürdig klingt, hilft Kindern ungemein und sie nehmen das ganz anders wahr.

Bei mir ist es so, das meine Kinder phasenweise exessiv spielen, solange sie ihre Hausaufgaben ordentlich machen und gut in der Schule da stehen, solange sie ihre Pflichten im Haushalt (die sind ganz wichtig für ein Gemeinschaftsgefühl und für das Empfinden "ich bin wichtig innerhalb meiner Familie") nicht vernachlässigen und solange sie auch genug Bewegung haben, solange schaue ich da nicht hin. Wenn das aber kippt, dann gibt es eine Vereinbarung. 90 Minuten für PC; Gameboy und TV am Tag, frei einteilbar. Heute sind meine Kids größer und sehen das im Nachhinein als positiv gelaufen. Und ein Grund das Spielen einzuschränken war oft genug eine auftretende Aggessivität, die durch die Anspannung entstanden ist. Niemand brüllt hier rum, weil er zuviel spielt, da sind die Dinge aber ganz fix bei Seite gelegt und morgen darf man das dann wieder ausprobieren.

Was ich nicht tun würde, die Treffen mit Freunden reglementieren, am Ende ist es die Zeit der Kinder und die dürfen sie verbringen wie sie wollen. Ich weiß von meiner Freundin, sie hat drei Jungs, das die mitunter Wochenenden damit zugebracht haben, zu spielen - ich fand`s furchtbar. Lan Parties...... aber geschadet hat es niemandem. Also, wenn er zum Gameboyspielen geht - lass ihn...... es ist die Zeit der Jungs.

Ansonsten, mit dem Hund gehen ist bei uns auch eine beliebte Sache, nur hab ich das umgedreht. Bei mir gehen die Kinder und ich begleite sie..... das sieht vielleicht getrickst aus, fühlt sich aber anders an. Mich zu begleiten haben sie oft keine Lust, aber wenn ich sie begleite finden sie das toll. :D Und das ist eine sehr wertvolle Zeit für uns, die haben wir ganz allein..... zu zweit und ohne Störungen. Ebenso beliebt ist bei uns die Begleitung beim Einkaufen..... Zeit allein ist einfach kostbar und wenn die in den Alltag eingebunden werden kann, in Tätigkeiten, die man eben halt tun muss, finde ich das immer eine gute Idee.

Ansonsten würde ich ihn einbeziehen in das Lügen. Deutlich machen, wir müssen uns aufeinander verlassen können und das bedeutet, das wir ehrlich zueinander sind. Du möchtest Dich darauf verlassen, das ich bei dem bleibe, was ich sage und ich möchte das auch. Wenn er also lügt - lass ihn spüren, wie das ist -spiegle das Verhalten. Lüg auch einmal...... aber nicht mit "Siehste, so ist das....." Sondern mit einem ganz sachlichen "och, ich dachte Du magst das, da wollt ich auch mal......." und der sofortigen Rücknahme "findste blöd? Ich auch, lass uns lieber ehrlich sein." Und das auch nur dann, wenn andere nicht dabei sind.

Und noch etwas, wenn die Schwester "petzt", überhöre das..... weil das bringt Unfríeden in die Geschwisterbeziehung, auf einer Ebene, die nicht schön ist, für alle nicht. Meine Jüngste neigt da auch oft zu......... und ich entzieh mich dem und sag dann "ach weißt Du, ich bin sicher, Du machst auch hin und wieder Dinge die Du nicht tun sollst, fändest Du das schön, wenn die anderen kämen und das gleich erzählen würden?" Fände sie blöd. ,) stimmt auch.

Dir und Euch liebe Grüße
Ansa

P.S. und nicht verzweifelen, Lügen gehören zum groß werden dazu. Man muss ausprobieren was passiert, wenn man das macht.... testen, ob die Werte an die Mama glaubt, auch bestehen bleiben und sehen, welche Reaktionen folgen. Bleib immer konstant und logisch in der Folge. Dann wird sich das geben. Zumindest glaube ich daran. Und, er kommt in ein Alter wo er auch wahr nimmt, das um ihn herum geschwindelt wird.... am Telefon, bei Bekannten, nicht immer sind wir selbst grundehrlich, Kiner bekommen das mit und sichen darunter einen eigenen Weg. Ich finde das ist ein sehr schwieriger Grad.
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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KittyCat
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von KittyCat »

Huhu Ruth ,

Deine Probleme lesen sich sehr "bekannt" :D

Durch den Stress, den eine Beendigung einer Beziehung mit sich bringt, gehen die Kids oft etwas unter.... Daher und zT auch, weil es in dem Alter auch so vorkommt, das die Kids mal Lügen, machen sie sich einfach für uns bemerkbarer. Oft wissen sie auch zu genau, das man als Erwachsener natürlich weis, das sie nun nicht die Wahrheit gesagt haben...

Ansas Antwort kann ich nur zustimmen!

Mein ( Jetzt auch 10 jähriger Junge ), hat sogar in der Schule ganz dick aufgetragen und die tollsten Erlebnisse erflunkert, worauf wir ein ernstes Lehrergespräch führen mussten. Da es mir auch zuhause aufgefallen ist, musste ich dafür iwie eine Lösung finden. Zudem liebt er seinen Gameboy, seine Playsi und seine Wii geradezu ( warum auch immer er all diese Geräte nun auch hat.... ).

Erst mit der Erkenntnis, das all seine Probleme von uns Erwachsenen eigendlich herrühren, änderte sich alles zum Besseren.

1.: Bei einer Lüge gehe ich nicht einfach drüber hinweg, sondern erkläre ihm, das Lügen Konsequenzen nach sich zieht. Unter anderem, das ihm iwann keiner mehr glaubt, selbst wenn er dann mal nicht lügt. Und das die Wahrheit zwar nicht immer leicht zu sagen ist, aber trotzallem zeigt, das man ihm vertrauen und auch mit ihm vertrauensvoll reden kann. ( wie auch immer man seinem Kind das erklären möchte, denn sein Kind kennt man ja immer selber am Besten)

2. Feste Zeiten/Regeln! Das brauchen Kids einfach... Auch die Zeit, die sie zum Spielen/Fernsehen haben!
Mein Kurzer kommt von der Schule (manchmal gehen wir auch noch gemeinsam einkaufen, was er sehr geniesst^^ ),
dann wird gekocht und er darf in dieser Zeit ersteinmal ein wenig von der Schule abschalten. Dies nutzt er für Telefonate ( mit Freunden, die er ja so lang/ca. 30 Minz XD nicht mehr gesehen hat^^ ), ein wenig Fernsehen oder auch gerne seine geliebten Mangas lesen...
Jetzt gibts ein gemeinsames Essen, wobei es lustig ist, das sein kleiner Bruder "mit isst", und wir die Essenzeit auch für Gespräche nutzen, wo jeder sein Erlebtes kundtut und natürlich auch dazu kommentare bekommt. Diese Zeit ist sehr gut für alle.
Nach dem Essen werden Hausaufgaben gemacht, wobei mein Junge auch diese oft schon, gerade in Mathe, in der Schule erledigt hat und nur noch Deutsch ect. machen muss( er macht sie im Wohnzimmer neben mir. ). Meine Tochter macht diese in ihrem Zimmer, sie kann sich alleine einfach besser konzentrieren, macht halt grad eine Ausbildung zur staatlich anerkannten kaufmännischen Assistenten.
Nach der Hausaufgabe und ohne ausnahme erst dann!!! kann er bis zum abend seine Zeit alleine einteilen. Oft nutzt er diese für eben sein elektornisches Spielzeug^^

Wenn jedoch ein Freund da ist, wird oft raus gegangen zusammen ( wir haben viele Spielplätze in der Gegend und auch einen Sportplatz), oder sie spielen Lego oder auch manchmal halt zusammen mit dem PC, Gameboy ect..
Wichtig ist vllt. das du ihm auch ( gerade noch in seinem Alter) Bastelnachmittage mal anbietest. ( Im Winter kann ja auch mal gebacken werden, mein Sohn macht die lustigsten Stutenkerle XD )
Souper toll bastelt er Tippies, wobei neben dem Basteln auch von den Indianern ( oder von anderem, je nach dem, was gebastelt wird) erzählt wird.
Solche Nachmittage kommen ganz ohne el. Spielzeug aus^^ und sind heissgeliebt!

3. wenn du merkst, er schafft es nicht, Regeln einzuhalten, helfe ihm. Nehm z.B. den Gameboy für die Nacht weg. Ansas Tipp, ihm dies zu erklären, ist für ihn sicher einleuchtend ( auch wenn er vllt protestieren mag^^ )

Das Thema Gassigehen ist auch einfacher, wenn er mit seinem Roller/Inliner mit kann :D

Alles in Allem ists einfach so, das Kids die Anerkennung, Wertschätzung und Liebe nicht durch einfaches dasein erkennen. Sie merken es halt erst wirklich, das sie für uns wichtig sind, wenn wir auch unsere Zeit mit ihnen produktiv/aktiv verbringen. Mein Sohn hat es erleichtert, in seinem Zimmer zu schlafen, wenn wir abends immer noch ca. 15. Min einplanen zum Gute Nacht - sagen und kuscheln ,) zudem sage ich ihm dann auch, wie stolz ich bin, das er schon so schön in seinem Bett schlafen kann. Und manchmal, ja, da darf er auch mal zu mir ins Bett kuscheln kommen, wenn er es geschafft hat, eine Woche ohne Probleme in sein Bett zu gehen. ( Auch ihm hat halt die Scheidung hart zugesetzt... )

Abschliessend:

Las den Kopf nicht hängen, liebe deinen Sohn und unterstütze ihn, so das er das auch merkt. So groß sie uns teilweise schon vorkommen oder so "erwachsen" sie sich mit ihren Kumpels geben, sind sie doch noch so klein als 10 jährige^^

LG Kittycat, eine 4-fach Mama ^^
Es ist nicht wichtig, wohin du im Leben gehst...was du machst...oder was du hast...,
es kommt darauf an, wen du an deiner Seite hast <3
sonnenschein2
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von sonnenschein2 »

Hej Ruth,

na wie läufts mit deinem Jungen?
Magst du ein wenig erzählen?

Ich freue mich sehr über Nachricht von dir.
Viele Grüße
Sonnenschein2
yoyue
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von yoyue »

Hallo und guten Tag,

gern gebe ich mal einen Zwischenbericht. Es ist und bleibt schwierig. In der Schule (5.Klasse) gibt es ja nun jede Menge Veränderungen. Veränderungen waren für ihn schon immer ein schwieriges Pflaster. Im Moment scheint er das zu kompensieren, indem er zu Hause Kleinkind sein will - und ich muss zugeben, es geht mir ziemlich auf die Nerven. Er will partout nicht allein schlafen und stört dann seine Schwester beim Einschlafen. Jeden Abend gibt es immer die gleichen Diskussionen. ich denke ich rede nochmal mit ihm darüber was er schwierig findet allein zu schlafen und versuche mit ihm gemeinsam mal festzulegen, dass er es auf jeden Fall mal probiert. Ihm fehlt die innere Ausgeglichenheit völlig.In der Schule läuft es relativ gut. Die Lehrerin hilft ihm sich zu bestätigen so gut sie kann. Aber ein 10 jähriges Kleinkind ist einfach einbißchen schwierig.

Viele Grüße

Ruth
Volker
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von Volker »

Hallo Ruth,

ich schreib Dir einfach mal ein paar Gedanken auf.
Dein Sohn hat ja recht komplizierte Jahre hinter sich, wenn man sich die Situation von der Beziehungsseite her betrachtet. Alles was da für die "Erwachsenen" einen wichtige Rolle gespielt hat oder immer noch spielt (Streit, Auseinandersetzung, Beziehungsklärung auch mit juristischer Unterstützung) war alles sehr real und auf einer "ernsthaften" Ebene.
Vielleicht (oder wahrscheinlich..) hat dein Sohn in dieser Zeit wenig Raum gehabt sein "Kindsein" zu pflegen, was heißt, reichlich Phantasie- und Quatschspiele mit anderen Kindern zu leben... ich vermute, er hat im Moment keinen Zugang zu diesem Kindererleben. Was er allerdings hat, ist die kontrollierbare und bunte Spielwelt des Nintendo und es ist wichtig anzuerkennen, dass es ein Kinderwunsch ist, zu spielen und Abenteuer zu erleben.
Damit Kinder "Abenteuer" erleben, reicht natürlicherweise die Phantasie völlig aus und aus den alltäglichsten ereignissen werden ANlässe für spannendes Ausagieren und Deuten der Signale im Dienste eines aufregenden Kinderabenteuers... Die gute NAchricht ist, sie lässt sich wecken.. und dein Sohn ist ja noch nicht soooo alt....

Mach ihm doch mal den Vorschlag auf "Monsterjagd" mit ihm zu gehen, so wie im Nintendo... und spiele mit ihm das, was er erlebt. Und dann kannst du schauen, wie leicht oder schwer es ihm fällt sich darauf einzulassen... wichtig für dich ist dabei, dass du Dir erlauben kannst mit deinem Erleben auf eine Kinderebene rutschen, dann kann es Dir gelingen, ihn mitzunehmen.... Meinst du, das wäre was zum Ausprobieren für euch??? ....aber ich weiß schon auch, es kann als Erwachsener schwer sein, zum Kind zu werden. Wie ist es bei Dir?

LG
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
Jen
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Re: Vertrauen oder mehr Kontrolle

Beitrag von Jen »

Ich bin der Meinung von Volker.
Ich bin noch keine Mutter (erst 17^^), aber mein Bruder war genauso. Wenn er vor der Playsi oder vor dem Computer saß, war das eben seine Zeit! Seine eigene geliebte Zeit! Warum? Weil die Welt im Computer eben ihm gehört. Er konnte vollkommen abschalten ohne Stress oder sonstiges. Auch mein bruder kam oft zu mir und hat mich gefraht, ob er bei mir schlafen kann...Meistens haben wir Nachts noch gelesen oder eben Karten gespielt. Ich weiß es nicht, aber es könnte eben sein, wie bei meinem kleinen Bruder: Mein Bruder hat sich mit dem PC seine eigene Welt erschaffen, in der alles funktionierte. Wenn er den PC ausgemacht hatte, kam die Realität. Mit dieser hatte er einfach noch große Schwierigkeiten (meine Eltern lebten zwar noch zusammen, stritten sich aber jeden Abend). Ich hab ihn einmal gefragt, warum er eigentlich immer zu mir kommt?! Da hatte er geantwortet: Du bist mein Team! In meinem PC-Spiel, spielt man auch in einem Team, denn gemeinsam ist man stark! Mein Bruder war damals glaub ich 12 Jahre oder so...

Ich weiß net, ob dir das was bringt, aber ich finde halt, die Sicht von einem Kind, hilft vil. :) Viel Glück!
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