verlorene Seele...

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Benutzeravatar
Janena
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 31
Registriert: 4. März 2004 15:28

Re: verlorene Seele...

Beitrag von Janena »

Liebe Gerda
Ich möchte dir danken. Dafür dass du dir die Zeit genommen hast mir zuzuhören und deine Gedanken zu formulieren.
Dass deine Tochter sich auf diese Art Gehör verschaffte ist wahrscheinlich etwas natürliches. Dass sie es auch durfte und der dahinterstehende Wunsch von dir erkannt wurde nicht immer selbstverständlich. Ich scheine im Gegensatz zu meinem Bruder meine Trotzphase auch voll ausgelebt zu haben. Leider war damit dann aber auch Schluss mit meiner Rebellion. Die ist unter Umständen für Eltern wahrscheinlich äußerst nervtötend, für Jugendliche aber wohl ein wichtiger Prozess. Bei mir war das nicht möglich, das scheine ich unterbewusst gespürt zu haben. Neidisch habe ich auf Freunde geschaut, die so unbedarft aufwuchsen, ihren Eltern wiedersprachen…das hätte ich auch einmal gerne getan.
Die Verantwortung muss so groß gewesen sein, dass du unter dieser Last gar nicht mehr spüren konntest, dass du eigene Bedürfnisse hast und du warst ganz abgetrennt von deinen Bedürfnissen. Das hat sich vermutlich durch dein ganzes Leben gezogen? Bis heute zu?


Seit meinem 12. Lebensjahr hatte ich starke Panikattacken, schwere Schlafstörungen usw. Diese 24Std. Dauerpanik habe ich irgendwie zu verstecken geschafft. Wie, ist mir heute ein Rätsel. Wenn ich Panikattacken habe, bin ich heutzutage wirklich nicht alltagstauglich…Meine Magersucht und alles was dazu gehört haben dann dieses dauernde schreckliche Gefühl überdeckt. Irgendwann habe ich einfach nichts mehr spüren können. Heute habbe ich seit langem Bilder von mir aus dieser Zeit gesehen. Ich kann immer noch keinen Bezug herstellen, aber es fällt auf, dass die Person auf dem Bild irgendwie in sich ein Widerspruch zu sein scheint. BMI 12 und ein strahlendes Lächeln…aber so war es immer.
Ja, es hat sich irgendwie durch mein ganzes Leben gezogen – bis heute. Es ist schwer sich abzugrenzen. Meine Mutter ist weiterhin krank. Hier schaffe ich es zwar die tägliche Verantwortung beiseite zu schieben – die Erfahrung, dass ich daneben stehen kann, während sie sich umbringt war wohl heilsam, wenn auch grausam – aber ich weiß: ich kann sie nicht retten. Es ist nur so schwer mit ihr, weil ich weiß, wie sehr sie mich liebt und wie schlecht es ihr geht und wie sehr sie bemüht ist…und gleichzeitig in der Therapie davon zu sprechen und in meinem Kopf zu denken, dass sie mir nicht das geben konnte, was ich brauchte… ich möchte ihr einfach keine Vorwürfe machen.
Mein Vater dagegen… was soll ich sagen… nachdem er mich letztes Jahr, als wir gerade dabei waren wieder einen Kontakt aufzubauen, als Waffe gegen meine Mutter benutzt hat…ich habe es wieder- wie immer – versucht… und nun meldet er sich schon wieder seit über 2 Monaten nicht… ich weiß nicht, was ich tun soll. Es widerstrebt mir, den Kontakt abzubrechen…aber es macht mich auch kaputt, immer und immer wieder diejenige zu sein, die von ihm im Stich gelassen wird… ich frage mich gerade, ob das nicht fast mehr weh tut, als endlich einen Schlussstrich zu ziehen… Ich bin so ambivalent…ich habe dauernd Angst um ihn und gleichzeitig eine panische Angst vor ihm… er darf auf keinen Fall wissen, wo ich wohne…

Und jetzt kannst du nur noch spüren, du möchtest für niemanden mehr da sein? Nicht mehr funktionieren? Endlich mal dich selbst spüren? Und dann ist da die Frage, wer bin ich eigentlich selbst?
Und jetzt kannst du nur noch spüren, du möchtest für niemanden mehr da sein? Nicht mehr funktionieren? Endlich mal dich selbst spüren? Und dann ist da die Frage, wer bin ich eigentlich selbst?

Es ist komisch, denn ich würde nie behaupten zu funktionieren, da ich ja durch meine 2-3jährige Krankenhausgeschichte sowieso aus dem Rahmen gefallen bin und mit 27 noch studiere… andererseits habe ich wirklich das Gefühl, nur zu funktionieren… weil ich das Gefühl habe, dass alles was ich gerade tue – Studium, Therapie, Nebenjobs, Freunde, Beziehung, ESSEN – einzig und allein dafür gut ist, dass andere denken, es ist wieder alles in Ordnung. Gefühlsmäßig ist es das für mich nicht… im Gegenteil. Die Kluft zwischen dem Gefühl und dem Außen wird immer größer. Angeblich soll dies ein natürlicher Prozess sein…meine Therapeutin ist zuversichtlich… ich fühl mich kraftlos…ich kann nicht mehr und am wenigsten bin ich zuversichtlich…
Kannst du dir vorstellen, einfach bei dem anzufangen, was aktuell da ist? bei dem, was du siehst und fühlst? Atem, Herzschlag, Körpergefühle, Spannungen im Körper, alle Sinneseindrücke – also riechen, schmecken, tasten, sehen, hören - Gefühle, Bedürfnisse, all das sind ja Facetten, die dich ausmachen. Mir hat es sehr geholfen, zu meditieren und zu spüren, war ich jetzt und heute bin anhand all dieser Facetten.

Wenn ich das so lese, dann klingt es so leicht. Ja, dann kann ich es mir vorstellen… aber irgendwie weiß ich nicht, wie ich da rangehen soll. Ich möchte bald einmal Yoga versuchen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine Möglichkeit wäre etwas zu entspannen, da der Körper miteinbezogen wird. PME, Meditieren, Autogenes Training…damit komme ich garnicht zurecht. Was ich wieder angefangen habe ist Sport und wenn ich es schaffe, dies vom Essen loszukoppeln, dann merke ich, wie zumindest mein Körpergefühl besser wird. Das geht vielleicht auch in diese Richtung. Es ist ja eigentlich auch schon ein Fortschritt, dass ich es in meinem Körper aushalte, ohne ihn zu zerstören… aber es ist mir einfach nicht genug… nach sovielen Jahren Kampf will ich mehr…
Die Fragee, wer bin ich, hat auch sehr viel damit zu tun, es zu spüren, wer ich bin. zu spüren, was ich von mir fühle. Diese Frage kann man nicht mit dem Kopf befriedigend beantworten. Es ist eine Frage, die es nur auf der emotionaeln Ebene befriedigend beantworten läßt. Als ich 27 war, habe ich mir die Frage aber nur mit dem Kopfgestellt und keine Antworten bekommen, die mir halfen, zu spüren, wer ich bin. Wer bin ich ist immer die Frage, wer bin ich im Moment. Wenn das in jedem Moment emotional zu beantworten ist, ist das eine Antwort auf diese Frage.

Bei der Frage danach, „wer bin ich“ fällt mir der Begriff der „Soheit“ ein. Soheit verstehe ich als die, die ich bin, weil ich so bin, wie ich bin, auf meine ganz eigene Gerda-art
.

Das klingt schön… bei anderen finde ich es so schön, ich kann sie lassen – SO lassen wie sie sind… dies auf mich zu übertragen… einem guten Gedanken folgen tausend, die dagegen sprechen. Es ist irgendeine Instanz in mir, die einfach nichts Positives zulässt… das macht mich traurig, aber ich habe auch keine Lust mehr, allen zu erzählen, dass es mir jetzt viel besser geht und ich mich selbst akzeptieren kann…ich kann es einfach nicht – noch nicht… oder nie…
Kennst du Eckhardt Tolle? Ich höre von ihm CDs, Hörbücher oder kleine Filmchen bei Youtube. Das hilft mir sehr, mich selbst zu spüren und ein Gefühl zu bekommen davon, wer ich bin.

Nein, bisher kannte ich ihn nicht. Ich habe mal reingehört. Ehrlich gesagt fehlt mir glaube ich gerade die innere Ruhe dafür. Vielleicht muss ich das mal nachts hören, wenn alle schlafen und ich mal wieder wach liege…

Du hast geschrieben, dass ich bagatellisiere… meine Therapeutin sieht das auch so. Aber ich kann es irgendwie nicht anders sehen… ich falle selbst darauf hinein, dass wir ja eine heile Familie waren… ich kann dieses Wort M…b… nicht aussprechen. Wenn ich es höre, lese…- im Bezug auf mich, dann dreht sich alles. Ich weiß auch nicht, ob ich es in der Therapie ansprechen soll… ich weiß nicht, wo meine Gedanken dazu hinsollen…ich weiß nicht, ob ich verrückt bin, mit diesen Bildern in meinem Kopf, die plötzlich auftauchen… und von emotionalem M…zu sprechen, da habe ich immer das Gefühl, dass man etwas schlimmer macht, als es ist… wieviele Kinder wachsen so auf?
Da du als Kind so leben musstest, dass für deine Gefühle und Bedürfnisse kein Platz war und niemand sich dafür ausreicchend zuständig fühlte, war ja gar nicht die Möglichkeit dazu, dass du spüren konntest, wer du bist. du konntest deine Identität gar nicht entwickeln. das steht offenbar jetzt an. Bezug zu sich selbst kann man nur haben, wenn man sich selbst auch spüren darf, die eigenen Gefühle, die eigenen Bedürfnisse, und das war wahrscheinlcih, so wie du deine Kindheeit beschreibst, gar nicht möglcih. Aber jetzt ist es möglich, damit anzufangen. Jetzt kannst du selbst dafür sorgen, dir zuzuhören, für dich selbst da sein, spüren, was in dir sich regt und alles ernst nehmen und versorgen.

Hm, das klingt immer so einfach. In der Theorie habe ich das verstanden. Aber mein Provblem, bzw. mein Gefühl gerade und meine Hoffnungslosigkeit rühren daher, dass ich seit Jahren versuche herauszufinden, wer ich bin und weiß, dass nur ich selbst dies tun kann. Meine Angst ist aber, dass – und so fühlt es sich an – da überhaupt kein Nährboden ist, auf den meine Bemühungen stoßen. Es scheint mir unmöglich im Nachhinein eine Identität zu bekommen… Ich weiß nicht, wie oft ich mir noch gut zureden soll, versuchen soll mir Zeit zu geben…
Ich kenne es auch, ,dass es so schwer ist, etwas Gutes über mich zu spüren. Mir selbst Wertschätzung gebenüber zu spüren. Aber ich habe gemerkt, dass es Übung ist, das immer wieder zu versuchen und zu üben, das zu tun. Also zu üben, mich selbst als das Geschenk zu spüren, das ich für meine Eltern war und das sie aber nicht ausreichdn spüren konnten und mir rückmelden konnten. Ich übe dass seit Jahren und meein "emotionaler Wissensspeicher", dass ich liebenswert und wertvoll bin, ist inwzischen sehr gewachsen, aber es geht nicht anders, aals durch Übung.

Danke, dass du mir von deinen Erfahrungen berichtest. Wenn du so schreibst, dann denke ich, dass es möglich ist…bei allen…nur bei mir nicht…weil ich auch nach Jahren nichts merke…NICHTS… ich bin lediglich besser darin, meinen Alltag zu meistern...

Hm, ich hoffe, du hast nicht das Gefühl, ich ersticke alle deine Worte im Keim. Deine Worte machen mich schon nachdenklich und sie stimmen mit denen meiner Therapeutin überein. Ich weiß nicht, wie oft ich manches noch hören muss, bis ein Gefühl dazu auftaucht. Meine Therapeutin sieht es auch als Fortschritt, dass ich mit anderen Kindern mitleiden kann… mit mir selbst ist das noch nicht möglich…dazu bin ich wirklich von mir abgeschnitten…

Liebe Gerda, danke für deine kuschelwarmen Worte.

Ich sitze gerade auf der Couch, genieße die Jahreszeit, weil ich Kerzen anzünden kann und mich einigeln darf. Von dieser Stimmung schicke ich dir ein Stück.

Alles Liebe

Janena
Verachte niemanden, der einen Rueckschritt macht. Er kønnte nur Anlauf nehmen...
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Re: verlorene Seele...

Beitrag von Gerda »

Liebe Janena,

danke, dass du so ausführlich geantwortet hast.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Vieles von dem, was ich geschrieben habe, an dir vorbei geht, weil es noch gar nicht dran ist. Weil vorher noch andere Baustellen dran sind, noch andere Fähigkeiten gelernt werden müssen.

Wenn man so ein schweres emotionales Erbe mitbekommen hat, dann gibt es viel zu tun. Und du bist jemand, die das auch angucken möchte, die gar nicht anders kann. Du versteckst das Leid, das in dir ist, nicht hinter Alkoholkonsum oder Drogen, sondern du hast ein tiefes Wissen in dir, dass es noch etwas anderes gibt und es gibt eine starke Kraft in dir, die sich schon lange auf die Suche begeben hat, die viel Mut hat, sich diesen Aufgaben zu stellen. Vielleicht ist das für dich auch manchmal spürbar?

Eckhardt Tolle ist für viele Menschen schwer, zu hören und zu sehen. Er ist so ruhig und diese Ruhe ist so stark, dass es für viele unerträglich ist, ihn zu hören. Also dann ist das nicht das Richtige für dich, vielleicht. mir tut es sehr gut, diese Hörbücher zu hören, aber es gibt eben kein Rezept, wenn es einem schlecht geht, hör mal dies oder lies mal das und dann geht es dir besser. Auf jeden Fall kenne ich sehr gut diese schlimmen Verzweiflungen und die Suche nach mir selbst, die du von dir beschreibst und mag dich ermutigen, so weiter zu machen, wie du es machst.

Es tut mir leid, dass ich dir etwas von E MB geschrieben habe und das für dich so unangenehm ist. Ich verstehe das. Das Wort enthält implizit eine Anschuldigung, die du so gar nicht machen möchtest.

Sehr erschüttert bin ich von der 24 Std Dauerpanik, die du geschafft hast, zu verstecken. Da musst du ungeheure Kräfte aufgebracht haben damals, mit 12. Weißt du, wovor du damals Angst hattest? Waren es möglicherweise die pubertären Gefühle, die da waren und die dich geängstigt haben, sie zu zeigen und zu leben? Magersucht. Ein BMI von 12, das ist unvorstellbar wenig! Wie ist es denn heute damit?

Abgrenzung ist schwierig, ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Wenn da so viele Ansprüche deiner Eltern sind und waren, dann konntest du das ja auch nicht lernen. Denn Eltern sind ja eigentlich dazu da, einem das Abgrenzen beizubringen. Wenn sie selbst aber gar nicht sehen, dass man Grenzen hat, dann ist es schwierig, sie zu seiner Identität gehörend zu fühlen. Dann hat man sozusagen abgespalten, dass man ein Mensch mit Grenzen, Möglichkeiten und Bedürfnissen ist.

Grundsätzlich mag ich dir zu Identität sagen(falls du das nciht sowieso alles schon selbst weißt, dann bitte ab damit in die Tonne), dasss sie sich bildet durch das, was man von sich selbst wahrnimmt und dem, was andere davon bestätigen. Das ist im Erwachsenenleben eine gute Nachricht. Denn sie bedeutet, dass du es selbst in der Hand hast, was du von dir zeigst in deinen Kontakten mit Menschen und damit dafür sorgst, deine Identität zu entwickeln.

Identitätsbildung ist ein lebenslanger Prozess und man muss ihn jeden Tag machen. Identität ist ncichts, was man ein Mal bildet und dann ist es fertig. und keine Identität zu spüren oder zu wenig ist so eine Art Zivilisationskrankheit. Die wenigsten Menschen fühlen sich heute wirklich in sich selbst zu Hause und "ganz da". Das was du beschreibst von dir, ist etwas, was vielen Menschen so geht, auch wenn sie vielleicht nicht so leiden darunter, wie du. Also mach dich weiter auf, dich selbst zu suchen und zu finden. Es lohnt sich ganz bestimmt! du machst das gut!

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Benutzeravatar
Janena
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 31
Registriert: 4. März 2004 15:28

Re: verlorene Seele...

Beitrag von Janena »

Liebe Gerda
Ich möchte DIR danken, dass Du dir so viel Zeit nimmst. Ich muss aufpassen, dass ich kein schlechtes Gewissen bekomme.
Vielleicht stimmt es, dass ich für manche Dinge noch nicht reif bin, sie noch nicht umsetzen kann. In meiner Therapie z.B. kann ich auch noch nicht im Liegen arbeiten, obwohl das ja analysetechnisch angebracht wäre. Muss ich Gott sei Dank auch nicht und wäre auch weg, wenn ich müsste:-) Es fehlt einfach noch am Untergrund…
Du versteckst das Leid, das in dir ist, nicht hinter Alkoholkonsum oder Drogen, sondern du hast ein tiefes Wissen in dir, dass es noch etwas anderes gibt und es gibt eine starke Kraft in dir, die sich schon lange auf die Suche begeben hat, die viel Mut hat, sich diesen Aufgaben zu stellen. Vielleicht ist das für dich auch manchmal spürbar?
Hm, es stimmt. Ich trinke nicht, weil es mir nicht schmeckt und ich von einem Elternteil weiß, was es für Konsequenzen haben kann (nächste Baustelle…) Drogen habe ich nie probiert, dafür war ich zu brav. Allerdings hab ich mit Medikamenten ziemliche Probleme (gehabt). Und in Phasen wie jetzt ist dies mittlerweile das größte Problem nicht darauf zurückzugreifen … Ob ich eine Kraft spüre ist eine gute Frage… es ist bei mir sehr äquivalent: entweder ich bin total depressiv oder ich bin total überdreht – das fühlt sich zuerst noch gut an und positiv, aber kippt sehr schnell. Es gibt schon Momente, wo ich etwas spüre. Das Schwere ist dieses Männchen in mir, das mit allen Mitteln gegen irgendein positives Gefühl ankämpft. Es sind Millisekunden, wo ein solches Gefühl Bestand hat.

Was Herrn Tolle betrifft, so habe ich nun zumindest etwas von ihm gehört und kann vielleicht irgendwann auf ihn zurückgreifen. Obwohl mein Bedürfnis nach Ruhe sehr stark ist, ist das wirklich irgendwie zuviel… Gott sei Dank gibt es online Radio und ich kann somit auf dänische Klänge zurückgreifen

Du hast dich entschuldigt, dass du den emotionalen M angesprochen hast. Das musst du nicht. Das ist ja ein normales Wort und die Tatsache ist meinem Kopf auch klar… es stimmt, in Bezug auf mich kann ich damit schwer was anfangen. Es ist aber eher etwas anderes und ich würde es gerne irgendwo einmal ansprechen…aber ich weiß nicht wo. Ich kann es auch nicht in der Therapie ansprechen, weil es so abstrus ist…ich komme mir so schlecht vor dabei und andererseits drängen gerade diese Bilder in den Vordergrund, die mir so fremd sind und ich frage mich, ob ich eine blühende Phantasie habe oder man wirklich im Leben Dinge so verdrängen kann, dass man sie wirklich vergisst. Aber das Gefühl dazu ist so real, so beängstigend…und warum taucht es jetzt auf…vergessen ist doch vergessen… und wem kann ich es sagen…
Sehr erschüttert bin ich von der 24 Std Dauerpanik, die du geschafft hast, zu verstecken. Da musst du ungeheure Kräfte aufgebracht haben damals, mit 12. Weißt du, wovor du damals Angst hattest? Waren es möglicherweise die pubertären Gefühle, die da waren und die dich geängstigt haben, sie zu zeigen und zu leben? Magersucht. Ein BMI von 12, das ist unvorstellbar wenig! Wie ist es denn heute damit?
Ich weiß genau die Nacht, in der diese Panik zum ersten Mal auftrat…aber ich bringe kein Ereignis damit in Zusammenhang – es war im Schullandheim… es ist wirklich schwer, da Auslöser für zu finden. Ein Teil war sicher der, dass ich früh merkte, dass ich mich eher zu Frauen hingezogen fühlte und immer gedacht habe: wenn ich wirklich „so“ bin, dann bring ich mich um… aber das ist sicher nur eine Ursache.
Was die Magersucht betrifft, so hätte ich nie gedacht, jemals wieder so mit Essen umgehen zu können. Ich wiege mich seit über 2 Jahren nicht mehr, kenne also mein Gewicht nicht. Ich habe in den Kliniken viel zugenommen und hatte auch schon mal Normalgewicht, das ich nicht ganz halten konnte. Heutzutage falle ich nicht mehr durch komisches Verhalten auf, allerdings sagen mir einige, dass ich sehr dünn bin. Das sehe ich immer noch nicht… Dadurch, dass ich wieder Sport angefangen habe wird auch das Körpergefühl besser, und das ist der entscheidende Punkt für mich. Zur Zeit hab ich das Gefühl wieder abzunehmen, aber weniger bewusst, als durch diese Appetitlosigkeit, die wohl jeder kennt, wenn es einem nicht gut geht.

Was du über die Bildung der Identität schreibst, so ist das wirklich eine gute Nachricht. Vielleicht muss ich es nur oft genug hören, um es auch zu glauben. Du scheinst aber zu wissen, wovon du schreibst…so klingt es… so weise… Danke für deine lieben Worte…und alles!!! Du musst ein ganz besonderer Mensch sein…und schon ein gutes Stück weiter als ich:-)

So, genug wirres Zeug getextet :fluestern: .
Heut hat bei uns die Sonne geschienen und ich schicke dir einen Sonnenstrahl

Eine gute Nacht

Janena
Verachte niemanden, der einen Rueckschritt macht. Er kønnte nur Anlauf nehmen...
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Re: verlorene Seele...

Beitrag von Gerda »

Liebe Janena,

danke für deinen lieben Sonnenstrahl.

Danke auch dafür, dass du in mir einen besonderen Menschen siehst. das ist schön.

Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe gerne geschrieben. Heute kann ich nicht lange, ich bin unterwegs.

Liebe Grüße und auch von hier einen Sonnenstrahl zu dir von
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Benutzeravatar
kaktusbluete
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 146
Registriert: 18. September 2008 11:07

Re: verlorene Seele...

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo liebe Janena,

ich hab deinen Thread gerade begonnen zu lesen und bin am 15. Oktober hängen geblieben. Diese Folge von der Super Nanny hab ich auch gesehen (obwohl ich das sonst noch nie geschaut habe). Vielleicht musste das so sein.
Ich saß also auf meinem kleinen roten Sofa und hab mir schier die Augen aus dem Kopf geheult. Ich konnte es kaum ertragen, den Kleinen so leiden zu sehen und wollte ihn am liebsten die ganze Zeit trösten und knuddeln. Wie kann man so was nur einem Kind antun? Es hat mich getroffen, weil ich mich sooo gut hinienversetzen konnte in den süßen Kerl. Auch jetzt, wenn ich wieder daran denke, krampft sich in meinem Inneren alles zusammen. Genauso hab ich mich auch gefühlt. Manchmal noch heute, obwohl ich es irgendwie geschafft habe, das zu durchbrechen.

Ich muss jetzt leider los, aber das wollte ich dir schnell mitteilen. Ich kenne und teile deine Emotionen... :umarmen:

Alles Liebe
Kaktusblüte
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
Benutzeravatar
Janena
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 31
Registriert: 4. März 2004 15:28

Re: verlorene Seele...

Beitrag von Janena »

Hallo liebe Kaktusblüte

Nun hab ich mich lange nicht gemeldet, aber heute musste ich an dich denken-bei Katja natürlich:-) Es tut mir leid, dass du diese Gefühle auch kennst. Das sollte nicht so sein... Meine Therapeutin findet, dass es ein erster Schritt ist, dass ich mit dem kleinen Jungen Mitleid haben kann...mit mir kann ich es nicht. Kannst du das? Hast du da nen Bezug zu dir selbst?

Hm, gerade bin ich nicht so gesprächig, aber ich wollte dir einfach sagen, dass ich mich über deinen Beitrag gefreut habe und dir dafür danken.

Einen lieben Herbstgruß

Janena
Verachte niemanden, der einen Rueckschritt macht. Er kønnte nur Anlauf nehmen...
tarsshaft
Forumsprofi
Forumsprofi
Beiträge: 282
Registriert: 2. Juli 2007 15:26

Re: verlorene Seele...

Beitrag von tarsshaft »

liebe janena,

es ist ein langer weg hin zu "authentizität" und ein noch längerer zur "gelebten authentizität". du hast angefangen, auf diesem weg zu laufen, das lese ich aus deinen zeilen. dieser weg führt IMMER über selbstzweifel, schmerz und viele tränen. du hast an marlijo geschrieben, dass du noch nicht so weit seist wie ich. ich glaube, du bist näher dran, als du glaubst. das innere kind ist zeitlich gesehen die älteste einheit unseres "kerns", unseres "ich", unserer persönlichkeit. wenn diese einheit verschüttet liegt, so hast du dennoch kapazitäten, diesen teil auszugraben, zu verstehen und wieder neu in deinem heutigen leben zu integrieren. du bist mehr als deine vergangenheit. aber das ausgraben, verstehen und integrieren braucht viel zeit, viel kraft und viel mut. ich habe beinahe 30 jahre gebraucht.

du machst es vollkommen richtig. du konfrontierst dich. du setzt dich auseinander. so wirst du voran und ans ziel kommen. es geht dabei erst in zweiter linie um die konkreten vorkommnisse, die momentan oder in der vergangenheit passieren bzw. passiert sind. in erster linie geht es um dich, die du gerade aktiv deine persönlichkeit entwickelst und dein "ich", deine authentizität, findest.

mach weiter wie bisher. geh diesen deinen weg. du wirst ans ziel kommen, das verspreche ich dir.

viel kraft und mut wünscht dir tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
Antworten