34 und jetzt "Scheidungskind"

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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belinda1976
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Beiträge: 2
Registriert: 7. Oktober 2010 18:25

34 und jetzt "Scheidungskind"

Beitrag von belinda1976 »

Hallo an alle.

Bin neu hier und hab das folgende Problem. Ich bin 34 und meine Eltern haben sich vor ein paar Monaten getrennt. Mein Vater lebt mittlerweile mit seiner "Affäre" zusammen, die Beziehung läuft schon ca. 8 Monate (also sie lief schon vor der Trennung). Jetzt ist es so, dass ich trotzdem Kontakt zu meinem Vater habe. Klar, das was er getan hat ist sch***, aber er bleibt ja trotzdem mein Vater und ich hab ihn weiter lieb.
Meine Mutter versteht das nur leider gar nicht. Sie sagt mir, dass sie enttäuscht und traurig sei, ich würde mit meinem Vater jetzt auf "heile Familie machen" und sei emotionslos. Ihre Therapeutin hat angeblich gesagt, dass ich als erwachsenes Kind klar Stellung beziehen muss. Meine Mutter fordert also von mir, dass ich meinem Vater vorwerfe, dass er alles kaputt gemacht hat und sich sch*** verhalten hat.
Klar, auf der einen Seite kann ich sie verstehen. Ich würde vielleicht genauso fühlen. Auf der anderen Seite habe ich für mich festgestellt, dass dieser Umgang mit der Thematik ("ausblenden", mich raushalten) für mich am Besten ist...und ich will ja den Kontakt zu meinem Vater nicht abbrechen.
Ist das, was ich mache, wirklich so schrecklich? Ich denke, "Kindern" wird auch immer geraten, sich rauszuhalten...
Danke für ehrliche Antworten
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Janena
Mittagspausentipper
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Beiträge: 31
Registriert: 4. März 2004 15:28

Re: 34 und jetzt "Scheidungskind"

Beitrag von Janena »

Hallo Belinda

Erstmal möchte ich sagen, dass es mir leid tut. Deine Situation ist schwer und vor allem unfair. Denn egal wie alt du bist, die Trennung der Eltern tut weh und man sollte sich nicht entscheiden müssen. Sollte die Therapeutin deiner Mutter dies wirklich so gesagt haben, dann finde ich dies absolut unprofessionell, aber man muss vielleicht auch berücksichtigen, dass deine Mutter es "etwas anders" als es gesagt wurde, weitergibt. Natürlich ist sie verletzt, aber die Verletzung gilt deinem Vater. Es ist ein sehr kindliches Verhalten, von dir nun zu verlangen, dich positionieren zu müssen. Das kann sie nicht verlangen. Vielleicht meint die Therapeutin aber auch mit klar positionieren, dass du deutlich deine Position darstellen sollst, d.h. vielleicht ihr auch sagen sollst, wie es dir geht mit der Situation und klar sagst, dass du aber es so und so handhaben möchtest, d.h. natrülich weiterhin zu deinem Vater hast. Ich denk vor allem für dich selbst ist es wichtig, deinen Standpunkt klar zu spüren.

Ich wünsche dir erstmal Kraft und Mut den eigenen Standpunkt zu verteidigen und Freunde, die dir zuhören - auch wenn du "schon" 34 bis:-)

Janena
Verachte niemanden, der einen Rueckschritt macht. Er kønnte nur Anlauf nehmen...
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KittyCat
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Registriert: 3. September 2009 12:47

Re: 34 und jetzt "Scheidungskind"

Beitrag von KittyCat »

huhu Belinda,

Leider kann das immer passieren, das sich ein Paar, ob verheiratet, "älter" oder "jünger" ect. sich auch wieder trennt. Wenn man sich verliebt, dann ist es einfach so und daran kann dann qauch oft eine schon lang geführte ( und vllt eingeschlafene/-gefahrene ) Ehe nichts ändern.

Sehr schmerzhaft ist es für den dann sozusagen "Alleingebliebenen", der vor Trennungsschmerz, Wut, Trauer und anderen Achterbahngefühlen nicht weis wohin damit und meisst richtiet sich die Wut dann auf den nun ach so glücklichen EX-Partner.... Das habe ich auch erlebt und zwar wie dein Vater. ( Sicher mit anderem Hintergrund, jedoch tut der jetzt ja nichts zum Thema^^) Es würde deinem Vater sicher weh tun, wenn du ihn jetzt für die Trennung bestrafst, weil es deine Mutter so will.

Schön und auch gut für dich ist, das du mit deinem Vater trotzallem gut klar kommst und vllt auch mit der neuen Lebensgefährtin eine gute Beziehung eingehen kannst. Ich drück dir dafür beide Daumen. Deine Mutter dagegen braucht noch Hilfe in der Therapie und vllt kannst du sie ja mal zu einer Sitzung begleiten? Ihr trotz des guten Verhältnisses zu deinem Vater auch zur Seite stehen und ihr unmissverständlich zu sagen:

" Ich bin euer beider Kind und habe euch beide sehr lieb! Bitte las mich für euch beide da sein und helfen, das du damit auch besser klarkommst. Es tut mir auch leid und weh, das es nun so ist, wie es ist. Ich habe dich lieb!" ( so oder anders könnte deine Mutter ja vllt besser damit klarkommen und verliert die Angst, dich nun auch zu verlieren )

Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft und wünsche dir alles Gute!

LG Kittycat
Es ist nicht wichtig, wohin du im Leben gehst...was du machst...oder was du hast...,
es kommt darauf an, wen du an deiner Seite hast <3
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Gerda
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Re: 34 und jetzt "Scheidungskind"

Beitrag von Gerda »

Liebe Belinda,

herzlich willkommen hier im Forum :winken:

Ich finde dass du das sehr gut machst, dass du Kontakt zu deinem Vater behältst. ich finde nicht, dass du ihm gegenüber Stellung beziehen sollst ( das ist so eine Begrifflichkeit aus der Kriegsführung und das sollte eine Therapeutin niemandem raten -a ber vielleicht ist es tatsächlich so, dass die Therapeutin etwas ganz anderes gemeint hat).

Ich würde meiner Mutter - wenn sie mir so etwas sagen würde - antworten, dass ich Kontakt zu beiden Eltern möchte und dass sie ihre Probleme mit meinem Vater mit dem aushandeln soll und mich nicht dazu benutzen darf. Vielleicht, wenn ich sehr stark innerlich wäre, würde ich ihr sagen, dass ich verstehen kann, dass sie sich jemanden an ihrer Seite wünscht, dass ich aber die Falsche bin. Ich würde ihr vielleicht auch sagen, dass es mir wichtig ist, dass wir beide ein gutes Verhältnis als Mutter und Tochter haben, trotz Scheidung und dass ich mir wünsche, dass sie mich schont und aus diesen Schwierigkeiten heraushält.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
belinda1976
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Beiträge: 2
Registriert: 7. Oktober 2010 18:25

Re: 34 und jetzt "Scheidungskind"

Beitrag von belinda1976 »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die Antworten. Zumindest weiss ich jetzt, dass ich mich nicht total falsch verhalte.
Die Situation hat sich mittlerweile etwas gebessert, meine Mutter hat eingesehen, dass es es nicht wert ist, deswegen auch noch unsere Beziehung zu zerstören. Trotzdem hält sie mir immer noch vor, dass ich mich mit ihm treffe. Aber OK, da stehe ich mittlerweile drüber und "lass es über mich ergehen" sozusagen, sage ihr, dass ich jetzt auch nicht weiss, was ich dazu sagen soll.
Mal abwarten, was noch passiert. Das schlimmste für mich ist, dass die ganze Sache tatsächlich wohl auf eine total unschöne Scheidung mit Anwälten und allem drum und dran rausläuft. Und das nach jahrzehntelanger Beziehung - kaum zu glauben...

Liebe Grüße!
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