Mit 24 Scheidungskind-und fühl mich wieder wie ein Kind!

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Kleines
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Mit 24 Scheidungskind-und fühl mich wieder wie ein Kind!

Beitrag von Kleines »

Nachdem ich lange nach anderen betroffenen erwachsenen Scheidungskindern gesucht habe, bin ich hier endlich fündig geworden. Irgendwie brauche ich Menschen, die eine ähnliche Situation durchmachen/gemacht haben, wie ich. Denn ich ahbe gemerkt, dass ich (auch fast ein Jahr nach der Trennung meiner Eltern) noch nicht richtig damit klar komme und ich weiß auch nicht, wie ich mich meinen Eltern gegenüber verhalten soll.
Zu meiner Situation:
Ich bin 24 Jahre alt, wohne mit meinem Freund zusammen und beende grade mein Studium. Ich habe eine 22 Jahre alte Schwester, die auch studiert und einen "kleinen" Bruder (fast 17), der noch zuhause wohnt.
Meine Eltern haben sich letztes Jahr im November (ca. 1 Jahr nach iher Silberhochzeit, die sie noch groß gefeiert haben) endgültig getrennt. Eigentlich haben meine Geschwister und ich schon lange Zeit darauf gewartet und ihnen auch häufig gesagt, sie wären ja nur zu feige wären die Trennung durchzuziehen. Vor ca. 4 Jahren war mein Vater auch schon mal einen Monat lang bei einem Freund eingezogen, ist dann aber doch wieder bei uns in den Keller gezogen und hat dann irgendwann auch wieder im Schlafzimmer geschlafen. Die beiden haben auch schon mindestens 2 Paartherapien mitgemacht, wonach sich die Situation immer zunächst gebessert hat und dann aber wieder in alte Muster zurückgefallen ist. Der Grund, warum mein Vater auszog war, dass meine Mutter uns gesagt hat, dass sie sich in den Vater der besten Freundin meiner Schwester verliebt hat. Dann hat er aber anscheind doch wieder einen Rückzieher gemacht und gemeint, er wollte die Ehe nicht zerstören und dann hat sie meinem Vater (der sich reumütig ändern wollte) noch eine Chance gegeben. Wir Kinder hätten meiner Mutter eigentlich die neue Beziehung gewünscht, denn die Beziehung mit meinem Vater war schon vorher sehr schwierig (sonst hat man ja auch eigentliche keinen Grund sich nach jemand anderem umzusehen). Mein Vater hat Depressionen und enorme Stimmungsschwankungen, das haben wir Kinder auch immer zu spüren bekommen und meine Mutter war eben immer an allem Schuld, was schief gelaufen war. Er sagt jetzt im Nachhinein, dass sie ihn zu einer Therapie hätte zwingen müssen, er hätte die Krankheit ja nicht erkannt und sie wäre also Schuld, dass die Beziehung gescheitert ist. Wir Kinder haben meiner Mutter eigentlich immer die Kraft gewünscht sich von ihm zu lösen, weil es auch irgendwie für beide besser ist. Die können eben nicht miteinander leben, da sind mittlerweile so viele Sachen passiert.
Jetzt im November bekam ich Abends einen Anruf von meinem Vater, der total am heulen war und meinte, er würde meine Mutter und meine Schwester nicht erreichen. Und ich dachte, den beiden wäre irgendwas passiert. Schließlich bekam ich dann aus ihm herraus, dass meine Mutter die Beziehung zu ihm beendet hätte und gesagt hätte, dass sie meine Schwester in Heidelberg besuchen wollte. Ich hatte vorher nichts davon geahnt, dass sie sich jetzt trennen wollte. Die Situation zwischen den beiden war eigentlich momentan nicht so schlecht gewesen, sie waren einen Monat vorher sogar noch mit meinem Bruder und meinen Großeltern im Urlaub gewesen. Ich war geschockt und fühlte mich wie ein Kind. Ich hab geheult und stand total neben mir. Ich hätte nie gedacht, dass mich das so treffen würde. Eigentlich war ich ja sowieso schon läger davon ausgegangen, dass die beiden sich irgendwann trennen und hatte es auch besser für beide gehalten. Aber dann war ich so überrumpelt und hatte einen heulenden Vater am Telefon. Meine Schwester konnte ich schließlich auch erreichen, die hatte aber auch nichts von meiner Mutter gehört. Ich hab mir echt Sorgen um meinen Bruder gemacht, weil der da mit meinem Vater allein war und der hatte auch schon was getrunken. Aber ich konnte auch nicht mal eben dahin fahren.
Nachher stellte sich raus, dass meine Mutter bei ihrem neuen Freund war (wieder der, in den sie sich schon vor 4 Jahren verliebt hatte, anscheind hat er jetzt doch gewollt?!?). Sie wollte das meinem Vater natürlich nicht sagen. Der hat dann aber sowas geahnt und wollte da hin fahren. Mein Bruder hat dann den Autoschlüssel versteckt. Wir haben das meiner Mutter auch gesagt, dass wir sie nicht verstehen könnten, denn das ganze Theater hätte sie sich denken können. Sie hätte zumindest meinen Bruder aus der Schusslinie nehmen sollen, der ist doch noch ein Kind (war da grade 16 geworden) und muss nicht zwischen seinen Eltern stehen und Verantwortung für seinen heulenden, besoffenen Vater übernehmen. Sie hätte ja auch zu einer Freundin fahren können und nicht direkt zum nächsten Mann (ich find das auch irgendwie feige - von einer Veziehung in die nächste. Aber andererseits kann ich sie schon verstehen, das gab ihr eben Sicherheit die Sache durchzuziehen), aber angeblich hatte unser Pfarrer ihr das geraten zu dem zu fahren. Aber der hat wohl eigentlich gesagt, sie soll dahin fahren, wo sie sich wohl fühlt und sie hat das zu ihren Gunsten ausgelegt. Egal, auf jeden Fall ist sie dann schnell in eine eigene Wohnung gezogen und mein Vater und mein Bruder sind im Haus geblieben. Mein Bruder wollte das so, er hat da seine Freunde und natürlich auch viel mehr Freiheiten.
Aber die ganze Situation ist immer noch schrecklich. Zu meinem Vater hatte ich noch nie eine sonderlich gute Beziehung (ich hatte immer das Gefühl, dass er sich nicht sonderlich für seine Kinder interessiert und es gibt oft Streit) und meine Mutter ist momentan auf dem Trip: "Jetzt bin ich mal dran! Immer hab ich Rücksicht auf Papa und seine Stimmungsschwankungen nehmen müssen!" Das gönn ich ihr ja auch, aber ich mache mir um meinen Bruder Sorgen. Wenn ich schon nicht richtig mit der Situation klarkomme, wie wird es ihm dann erst gehen? Er sagt zwar immer alles wäre ok, aber ich komme nicht an ihn ran und auch meine Schwester kommt kaum durch.
Die beiden wollen keine Kommunikation über Anwälte, aber sie sehen nicht ein, dass sie momentan auch nicht miteinander reden können. Mein Vater war jetzt 6 Wochen zur Kur, weil er in Psychologischer Behandlung war und auch nicht gearbeitet hat.
Gestern Nacht ist er zurück gekommen und ich merke, dass ich froh war, dass er weg war. Jetzt fängt der ganze Stress wieder an. Ich fühle mich für ihn verantwortlich, aber jedes Telefonat macht mich traurig und strengt mich sehr an. Selbst wenn ich sage, ich möchte nicht über eure Probleme reden, fängt er früher oder später wieder damit an. Außerdem hab ich das Gefühl, dass alles was ich meinen Eltern gegenüber sage dann im gemeinsamen Gespräch gegen mich verwendet wird.
Am liebsten würde ich den Kontakt zu beiden völlig abbrechen, aber das ist ja auch nur eine kurfristige Lösung, denn ich muss mich ja mit der Situation auseinandersetzten, Verdrängung bringt auf Dauer nichts. Außerdem fühl ich mich meinem Bruder gegenüber schuldig, weil er eben da wohnt und alles aushalten muss und ich insgeheim froh bin, dass ich schon länger nicht mehr da wohne.
Jetzt hab ich mir schon mal einiges von der Seele geschrieben. Ich rede zwar häufig mit meiner Schwester darüber, aber ich denke sie ist da natürlich genau so in der Situation gefangen, wie ich. Ein Blick von Außen hilft vielleicht weiter.
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Gerda
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Re: Mit 24 Scheidungskind-und fühl mich wieder wie ein Kind!

Beitrag von Gerda »

Liebe Kleines,

herzlich willkommen hier im Forum :winken:

Das ist ja ein ziemlicher Schlamassel, den da deine Eltern einander eingebrockt haben. Schwierig für sie, für Vater wie für Mutter.

Aber schlimm fühlt es sich für mich an, dass sie dich da so sehr mit hineinziehen und dich und deine Geschwister offenbar sehr belasten. Das ist nicht richtig so. Aber ich glaube, wir Eltern machen uns in unserer Trennungsnot gar nicht klar, wie sich das eigentlich für Kinder anfühlt, was wir da anzetteln, und dann stehen die Kinder, auch die erwachsenen Kinder, so wie du, ganz alleine und ohne ihre Unterstützung da. Klar, mit 24 ist man erwachsen, aber den Eltern gegenüber reagiert und fühlt man in vielen Dingen noch immer sehr als Kind, und das ist ja auch richtig so, Erwachsenwerden ist ein Prozess, das passiert nicht von heute auf Morgen und idealerweise hat man die Eltern als ruhige Säule im Rücken, während man das eigene Leben aufbaut. Sie müssen dann zwar eigentlich gar nichts mehr für einen tun, aber sie müssen da sein, um Sicherheit und Halt zu geben, einfach nur durch ihr Dasein. Und wenn sie das nicht können, so wie deine Eltern, dann rasselt man im Innern ganz tief runter bis in die Kindheit und fühlt sich einsam, verlassen, als Kind, allein. so oder so ähnlich stelle ich es mir für dich vor.
Was mir auffält bei dem, was du schreibst, ist, dass du sehr erwachsen und mit sehr viel verantwortung auf die Situation reagierst. Du hast sehr viel Verständnis für beide Elternteile, was ja sicher für die beiden sehr angenehm ist. Aber für dich stelle ich es mir überfordernd vor, gerade auch, wo du am Ende deines Studiums bist und solche emotionalen Belastungen sicher gar nicht brauchen kannst. ist denn wenigstens dein Freund ein wenig Halt für dich?
Ich finde es sehr gut, dass du deinem Vater gesagt hast, dass du nicht mit seinen Problemen belastet sein willst und nicht mit ihm darüber sprechen möchtest. Weißt, Eltern sind oft zu zugeballert mit ihren eigenen Problemen, dass sie das möglicherweise öfter hören müssen, bis es zu ihnen durchdringt. Also zögere nicht, deinen Vater immer wieder zu stoppen und auch ganz klar Stop zu sagen, wenn er wieder damit anfängt. Es ist nicht richtig, dich zu belasten und er muss sich erwachsene freunde suchen, mit denen er über seine Probleme spricht. Natürlich ist es nicht richtig, dass deine Mutter schuld ist, dass die Beziehung gescheitert ist. Das ist nie jemand schuld. Es ist eher traurig, dass eine Beziehung scheitert. Sie scheitert , weil ldie Eltern sich nicht anders verhalten können. Weil ihnen soziale Fähigkeiten fehlen oder Geschicklichkeit, etwas anders zu machen. Wenn dein Vater psychisch krank ist, da kann er ja nichts für. Aber er kann da etwas für, dass er sich nicht um sich selbst kümmert. Das muss er tun, nicht du.

Ich finde jetzt am allerwichtigsten, dass du dein Studium zu Ende machst und dass du dich um dich und das weinende Kind in dir kümmerst. Dein Vater kann das offentlichtlich im Moment nicht, deine Mutter auch nicht. Also musst du es tun. Das gehört sowieso zum Erwachsenwerden dazu, zu lernen, sich um die inneren kindlichen Anteile zu kümmern, das muss man auch lernen, wenn die Eltern nciht getrennt sind. :) Also lernen, sich selbst zu trösten und im Innern beides sein: Erwachsene und Kind gleichzeitig. Dann kann der erwachsene innere anteil das weinende Kind, das du in dem Moment wieder bist, trösten. Kannst du dir so etwas vorstellen? ich glaube, es wäre besser, tatsächlich, wenn du den Kontakt zwar nicht abbbrichst, aber doch sehr reduzierst. zur Not auf 5Minuten Telefonkontakte, wo du fragst, "was hast du heute schönes erlebt". So kanndu Kontakt halten, ohne, dass du ihm Raum gibst, über die Probleme zu sprechen.

Liebe Grüße und alles Gute und erzähl mal, ob du damit etwas anfangen kannst. Ja? bis blad!
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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Janena
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Re: Mit 24 Scheidungskind-und fühl mich wieder wie ein Kind!

Beitrag von Janena »

Hallo Kleines
Deine Situation sttelle ich mir sehr schwer vor - ich kann es nachempfinden. Da Gerda schon so viel Wahres geschrieben hat, halte ich mich mal zurück. Ich kann auch wenig "Tipps" geben, denn mir geht es ähnlich. Ich kann sehr verstehen, wie dich die Situation belastet - der Druck durch den kranken Vater, die Sorge um den Bruder, die Abgrenzung der Mutter...
Auch mir fällt auf, dass du sehr abgeklärt alles aufschreibst, Verständnis für alle anderen hast, allen nur das Beste wünschst usw. Nur in einem Satz spüre ich Wut - nämlich dass du gerade am Liebsten den Kontakt abbrechen würdest. Ich denke er zeigt, wie überfordert du bist. Scheinbar hast du auch schon früh Verantwortung übernehmen müssen.

Was ich nicht verwerflich finde (bei anderen natürlich:-), ist die Tatsache, dass du mit 24 "immer noch" kindliche Gefühle hast. Nun ja, erstens bist du ja gerade dabei erwachsen zu werden, zweitens bleibst du immer das Kind deiner Eltern und drittens denk ich, werden solche Gefühle immer wieder auftauchen. Ich denke auch, dass es ein Trugschluss ist zu glauben, dass eine Trennung besser für die Kinder ist, wenn diese angeblich keine Kinder mehr sind, - sprich - groß sind. Es ist einfach etwas völlig anderes, aber es heißt nicht, dass es winiger weh tut.

Ich persönlich war wirklich immer sehr gekränkt, wenn Leute zu mir meinten: naja, du bist ja jetzt in einem Alter, wo so eine Trennung nicht mehr so schlimm ist... HÄ??? Ab wann tut es denn bitte nicht mehr weh? Ich möchte nicht werten, was "schlimmer" ist, aber oft musste man, wenn Eltern sich erst spät trennen schon jahrelange Streitereien miterleben und dann hat man ja wenn man älter ist auch schon mehr Zukunftsvorstellungen. Und auch wenn man weiß, dass es zwischen den Eltern nicht passt, stellen sich doch - so denk ich es mir - viele vor, wie sie später mit Freund/in bzw. Frau/Mann und den 10 Kindern die Eltern besuchen, die zusammen alt werden. Mit einer Trennung zerplatzen soviele Vorstellungen und ich denke auch, dass man eher in Sorge um die Eltern ist, wie dies bei kleineren Kindern der Fall ist... Egal iwe...ES TUT WEH!!!! Und du hast alles Recht, traurig zu sein.

Ich wünsche dir viele liebe Menschen an deiner Seite und ein schönes Wochenende

Janena
Verachte niemanden, der einen Rueckschritt macht. Er kønnte nur Anlauf nehmen...
Kleines
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Neuere Entwicklungen

Beitrag von Kleines »

NAchdem jetzt im November das Trennungsjahr rum ist wollen meine Eltern die Scheidung durchziehen. Hab ich ja an sich nichts gegen, aber wir Kinder werden wieder mit hineingezogen. Mein Vater meint, dass er meine Mutter im Moment nicht sehen kann und auch nicht mit ihr telefonieren kann. Also hat sie ihm eine Email geschrieben, worin sie ihn gebeten hat mit ihm einen Termin auszumachen, wo sie über die finanziellen Belange sprechen können. Bei uns war Geld irgendwie nie ein Thema, aber jetzt geht es fast nur noch darum. Meine Eltern wollten die ganze Sache ohne Anwälte regeln, um denen kein Geld in den Rachen zu werfen. Das ist ja sehr edelmütig, aber ich glaube nicht, dass sie das schaffen. Meine Mutter hat wohl auch geschrieben, dass sie ansonsten doch Anwälte einschalten müssen, wenn sie das nicht zu zweit geregelt kriegen. Mein Vater hat mir diese Email weitergeleitet und mich angerufen und gebeten, dass ich mit meiner Mutter reden soll, weil er könnte das grad nicht und dann würde er alles falsch machen usw. Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht in so eine Vermittlerrolle rein will und dass er lieber einen Freund um Rat fragen soll oder so. Dann hat er wieder angefangen zu heulen und gesagt, er wüsste auch nicht mehr weiter. Und ich hab gesagt, dass ich die Mama ja mal anrufen könnte. Ich hab ihm gesagt, dass ich zur Zeit nicht das Gefühl hätte, dass sie das zu zweit schaffen würden. Sie sollten sich jemand drittes dazu holen oder doch einen Anwalt einschalten und ich wollte damit nichts zu tun haben. Das hab ich dann auch meiner Mutter gesagt, als ich sie angerufen habe. Sie hat dann wohl noch eine Mail an meinen Vater geschrieben und darin gesagt, er soll uns Kinder daraus halten. Und dass sie vielleicht doch einen Anwalt bräuchten.
Natürlich hat mein Vater dann wieder bei mir angerufen und gesagt, ich hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Dabei hatte er mir doch gesagt, ich muss mich darum kümmern. Und dann hat er gemeint, es wäre meine Pflicht, dass ich mich als Kind da als Vermittler/Bote einschalte. Ich wäre ja schließlich erwachsen und in solche einer Situation müsste ich das halt machen. Ich sollte meiner Mutter zureden, dass sie keinen Anwalt einschaltet und ihr blos nicht sowas sagen, dass ich denke, dass sie das zu zweit nicht schaffen.
Ich hab ihm gesagt, dass wir gerne telefonieren könnten, wenn wir über andere Themen reden, aber dass ich da nicht in die finanziellen Dinge reingezogen werden will und dass ich auch nicht will, dass er meine Geschwister da reinzieht. Ich hab auch gesagt, dass das nicht die Aufgabe von Kindern ist und dass man immer Kind bleibt, auch wenn man über 18 ist! Und er würde das immer so drehen, wie er will. Jetzt muss ich plötzlich erwachsen sein, weil ihm das in den Kram passt und sonst gibt er mir auch immer das Gefühl, dass ich noch Kind bin und doe Sachen nicht durchschaue. Da hat er einfach aufgelegt. Toll!
Mich macht das echt fertig! Warum hat er das Recht mich anzurufen und mir alles aufzuladen, auch wenn ich sage ich will das nicht? Wahrscheinlich hätte ich sofort sagen sollen, dass ich gerne mit ihm telefoniere, wenn es nicht über das Thema mit meiner Mutter geht. Ansonsten würde ich auflegen, oder so. Aber so geistesgegenwärtig war ich dann auch nicht. Und er sagt, er kann zur Zeit nicht mit meiner Mutter reden, weil ihn das fertig macht. Aber ich muss mit ihm reden, obwohl mich das fertig macht. Das ist echt fürchterlich!
Kleines
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Beitrag von Kleines »

Um mal auf eure lieben Beiträge zu antworten:
Mein Freund versucht schon ein Halt für mich zu sein. Mein Problem ist glaub ich nur, dass ich schon immer solche Sachen mit mir alleine ausgemacht hab und es mir schwer fällt mit ihm darüber zu reden. Ich brauch dann eher Zeit für mich, als dass er mich umarmt. Und er kennt solche Situationen auch nicht von seinen Eltern. Die sind seit ca. 40 Jahren verheiratet oder so und ich hab noch nie gesehen, dass die mal Meinungsverscheidenheiten hatten. Das ist alles eine glückliche Familie und er kann sich auch nicht dran erinnern, dass sich die Eltern mal richtig gestritten haben.
Und bei meinen Eltern zieht sich das schon seit Jahren immer wieder durch die Beziehung. Mit lautem Streiten, Aussperren meiner Mutter aus dem Haus durch meinen Vater, kurzem Auszug meines Vaters usw.
Es stimmt schon, was du (Janena) schreibst: Man hat sich schon Gedanken um die Zukunft gemacht. Wir haben schon überlegt in 1 1/2 Jahren zu heiraten, dass muss ich jetzt alles überdenken. Ich kann mir zur Zeit nicht vorstellen, dass ich meine Eltern beide einladen kann und die nett miteinander reden. Am liebsten würde ich also nur mit Freunden und Geschwistern feiern, aber mein Freund ist ein echter Familienmensch und kann das nicht nachvollziehen. Natürlich ist es noch etwas Zeit bis dahin und vielleicht erledigt die Zeit einiges. Trotzdem ändert so eine Trennung alle Zukunftsvorstellungen von mir. (Mit meinen potenziellen Kindern in mein Elternhaus zu meinen Eltern zu Besuch zu kommen usw. Und jetzt wohnt da mein Vater, zu dem ich noch nie so einen super Draht hatte.) Vielleicht bin ich auch einfach zu egoistisch. Dann muss ich eben meine Zukunftsvorstellungen überdenken. Das ist ja eh noch kein fester Plan gewesen. Vielleicht machen sich auch nur Frauen so viele Gedanken und wollen alles planen. Ich weiß es nicht.
Vielen Dank jedenfalls für eure lieben Antworten!
Kleines
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Mein kleiner Bruder

Beitrag von Kleines »

Gestern hab ich meine letzte Examensprüfung erfolgreich hinter mich gebracht und kann erst mal wieder aufatmen! :D
Mein Vater hat sich nicht mal gemeldet und gefragt, wie es gelaufen ist. Ich ruf doch da nicht an, um zu sagen, welche Note ich gemacht hab. Aufdrängen will ich mich auch nicht.
Meine Mama hat angerufen. Dabei hat sie mir gesagt, dass es zwischen meinem Bruder und meinem Vater zum Streit gekommen ist und er jetzt bei ihr wohnt. Irgendwie hat mein Vater meinem Bruder druck gemacht, weil er sich für ein Schulpraktikum bewerben musste und das immer vor sich hergeschoben hat. Mein Bruder verdrängt schon mal solche Sachen und weiß eben noch nicht richtig, was er eigentlich vom Leben will. (Er ist 17, da ist das auch schon mal schwierig) Auf jeden Fall hat ist dann wohl die Sache eskaliert und mein Bruder hat meine Mutter angerufen, dass sie ihn abholt und mit ihm die Bewerbung schreibt. Mein Vater war natürlich nicht begeistert, da er mit meinem Bruder die Sacche ausdiskutieren wollte. Jetzt verweigert mein Bruder jeglichen Kontakt zu meinem Vater. Seit einer Woche wohnt er jetzt provisorisch bei meiner Mama (sie hat noch ein Arbeitszimmer, in das er vielleicht auch ganz einziehen könnte, wenn er wollte). Mein Vater hat meiner Mutter seitenlange Briefe geschrieben und ihr gesagt, sie soll meinen Bruder zu einem Gespräch überzeugen. Und hat ca. 20 Punkte aufgeschrieben, was ihn an meinem Bruder stört und was sie ändern müssen, um weiterhin zusammen zu wohnen. Mein Bruder soll wohl auch so eine Liste aufstellen. Aber er weigert sich und will keinerlei Kontakt zu meinem Vater haben. Er sagt, dass mein Vater jetzt such nicht mehr anfangen braucht sich um ihn zu kümmern, das hätte er ja alle Jahre vorher auch nicht gemacht. Irgendwie kann ich ihn verstehen. Er bekommt die ganze Scheiße wirklich am direktesten ab, da er ja noch zuhause wohnt. Andererseits denke ich, er kann sich auch nicht ewig verweigern. Das ist ja auch keine Lösung. Dann muss er sich eben dafür entscheiden bei meiner Mutter zu wohnen.
Das wird aber den Verkauf des Hauses nach sich ziehen, denke ich. Denn mein Vater wird dann nicht alleine dort wohnen bleiben wollen.
Ich würde gerne mit meinem Bruder reden, um ihm zu helfen, weiß aber nicht, wie ich an ihn ran kommen soll, und was ich ihm dann eigentlich für eine Botschaft mit auf den Weg geben soll. Es ist sowieso sehr schwierig mal wirklich zu erfahren, wie es ihm geht. Er ist mir da sehrähnlich und macht die Sachen mit sich aus. Und ich bin auch nicht sehr gut darin solche schwierigen Themen anzusprechen. Vielleicht weiß ja jemand einen Rat?
Ich hab nur Angst um ihn, weil er da wirklich ganz eng in die ganze Sache verwickelt ist und zudem noch schulische Schwierigkeiten hat und eben momentan in der Phase ist, wo er nicht weiß, was er später in seinem Leben mal machen möchte. Ich würde ihm gerne helfen, aber ich weiß nicht richtig wie.
Ich habe ihm angeboten, dass er jederzeit bei meinem Freund und mir vorbeikommen kann, dass wir ihn abholen, wenn ihm alles zu viel wird. Mein Freund würde ihm auch in schulischen Dingen helfen oder ihm einen Praktikumsplatz bei der Firma beschaffen, wo er arbeitet. Aber vielleicht ist auch einfach der Altersunterschied zwischen uns zu groß? Ich bin 8 Jahre älter als mein Bruder und mein Freund ist noch mal 6 Jahre älter als ich.
Ich weiß auch nicht. Für gute Ratschläge bin ich sehr dankbar!!!
MarliJo

Re: Mit 24 Scheidungskind-und fühl mich wieder wie ein Kind!

Beitrag von MarliJo »

Hallo Kleines,

erstmal meinen Glückwunsch zur bestandenen Examensprüfung- freut mich, dass es gut gelaufen ist für dich !

aus dem was du in deinen Post über deine Familie geschrieben hast - wie sie mal war, wie die jetzige Situation ist, lese ich heraus, dass es ein Problem war (ist), Streits und Konflikte zu lösen. Stattdessen wurde vielmehr versucht, etwas zu kitten,NACHDEM das Kind schon in den Brunnen gefallen war (heftige emotionsbeladene Reaktionen - wie der Auszug deines Vaters - waren die Folge), des öfteren vergebens, vermute ich ? Sicher waren deine Eltern irgendwann überfordert, vor lauter Halbherzigkeiten, einen Weg für sich zu finden,... haben aus dem Blick verloren, was wirklich gut für sie selbst und für euch Kinder ist. Besonders schwer stelle ich es mir vor, in solch einer Situation, mit den Depressionen deines Vaters zurecht zu kommen, denn das Wesen von Depressionen ist ja gerade, dass der Betroffene nicht mehr so recht "weiß", was er kann/will/tun soll in belastenden Situationen -vieles ausweglos erscheint. Am Ende lässt man sich treiben und "kann" nur noch seinen wage gefühlten Bedürfnissen folgen, "ohne Rücksicht" auf die Bedürfnisse der übrigen Familie. Könnte das so sein ?
Falls ja, würde ich sagen, dass dein Bruder nichts anderes tut, als das, was er er "gelernt"/vermittelt bekommen hat. Sicher hat er es nicht leicht, wenn er die ganze Sch... um die Trennung als Erster abbekommt und aushalten muß, doch er sollte dennoch lernen, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen (aber wie du schon selbst sagst,..kein "passendes" Alter dafür).
Ich finde es gut, wenn du mit ihm sprichst - ein Versuch ist es immer wert. Vielleicht kannst du ihm sagen, dass er es für sich besser machen kann, als deine Eltern und gut für sich sorgt, indem er sich abspürt, was er will (beruflich und in anderer Hinsicht...)? Nein, er soll sich da keinen Druck machen lassen,..allerdings den Druck an deinen Vater zurückzugeben, indem er auszieht und den Kontakt unterbricht, ist auch nicht gloreich - und entspricht eben genau dem Streitmuster, das er gelernt hat,.. erstmal weglaufen, und dann....? Das aufzulösen (oder es zu versuchen) ist allerdings nicht deine Sache, sondern liegt in der Verantwortung deine Eltern!
Können die denn miteinander sprechen ?
Dein Vater meint es sicher gut, wenn er deinen Bruder bedrängt, für seine Zukunft zu sorgen, hat es aber nicht geschickt genug vermittelt (Zwischen gut meinen und gut machen ist eben auch ein Unterschied - da scheitere ich als Papa auch das Ein um Andere mal). Schön wäre es, wenn deine Mutter deinen Vater -und damit ihren Sohn- unterstützt, den richtigen Job zu finden.
Eigentlich finde ich so eine Liste, wie sie deinem Vater vorschwebt, gar nicht so abwegig, wenn sie fair geführt und behandelt wird. Allerdings, wenn schon so eine Liste, dann darf das POSITIVE, darin nicht fehlen.

Bis hier hin erstmal und dir alles Gute für deine Zukunft !
LG MarliJo
Kleines
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Enorme Schwierigkeiten mit meinem Vater

Beitrag von Kleines »

Ostern war genau so schrecklich, wie ich es erwartet hatte. :(
Eigentlich fahre ich (und ich denke bei meiner Schwester ist es genau so) an solchen Tagen nur wegen meinem kleinen Bruder zu meinen Eltern. Es kann doch nicht normal sein, dass die beiden es nicht mal schaffen sich einen Tag lang nicht über die laufende Scheidung und den jeweils anderen auszulassen!
Ist es egoistisch, wenn ich bei den nächsten Feierlichkeiten gar nicht erst hinfahre? Was ist dann mit meinem Bruder? Mittlerweile sagt er auch schon, dass es immer Streit gibt, wenn meine Schwester und ich zu Besuch kommen. Warum beschuldigt er uns auch noch so? Er lässt alles unkommentiert so stehen und meine Schwester und ich sprechen eher unsere Meinung aus. Und sagen, wenn uns etwas stört.
Muss ich vielleicht auch mal an mich selbst denken und mich daher dagegen entscheiden immer wieder zu den beiden zu fahren? Ich weiß eh, wie das endet. Immer wieder fallen alle in die gleichen Verhaltensmuster. Wenn man länger nichts voneinander gehört hat, haben sich die Themen nur aufgestaut und dann entläd sich alles an diesem einen Tag. Ich bin noch nie so wütend und laut geworden, wie meinen Eltern (speziell meinem Vater) gegenüber. Da kenn ich mich selbst nicht mehr wieder.
Grade meine Schwester und mein Vater geraten immer wieder aneinander. Er ist auch irgendwie leicht schitzophren, find ich. An manchen Tagen kann man sich gut mit ihm unterhalten. Da ist er interessiert, nett und bietet Hilfe an usw. An anderen Tagen ist er fies und kleinlich und wird sehr verletzend. Meiner Schwester hat er eine böse Email geschrieben, in der er sie beleidigt hat und sie dann noch auf ihre fehlerhafte Rechtschreibung hingewiesen hat (er ist Lehrer). Einige Tage später hat er sich dafür entschuldigt. An Ostern hat er dann aber wiederum gesagt, dass sie wohl zu doof war die Ironie in seiner Email zu erkennen und dass diese gar nicht beleidigend gewesen wäre. Das ist doch nicht normal, oder? Der Freund meiner Schwester sagt ihr immer wieder, sie soll den Kontakt abbrechen, aber das kann sie sich auch nicht vorstellen.
Auf meine Mutter kann man sich auch nicht mehr verlassen. Sie hat einen neuen Freund (der ja auch der Auslöser für die Trennung war) und ist dauernd bei ihm. Ich gönne ihr ja das neue Glück und der ist auch wirklich nett. Aber sie kriegt den Rest in ihrem Leben nicht mehr auf die Reihe. Ihren Eltern geht es ziemlich schlecht, aber sie kommt nicht mal aus dem Quark und kümemrt sich darum, dass sie eine Pflegekraft bekommen oder einen Heimplatz finden. Da hab ich das Gefühl, ich muss das auch noch machen, weil ich nicht will, dass die beiden in ihrer Wohnung im Dreck ersticken. Aber andererseits weiß ich, dass ich das momentan auch nicht leisten kann. So fühle ich mich nur schuldig. Jeden Tag aufs neue.
Aber das kann doch irgendwie nicht so weitergehen, oder?
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