Hochzeit - wen einladen?

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Antworten
Benutzeravatar
kaktusbluete
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 146
Registriert: 18. September 2008 11:07

Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo ihr Lieben,

ich habe länger nichts mehr von mir geschrieben. Das hatte den Grund, dass es mir in den letzten Monaten psychisch sehr gut ging und wenn nicht, dass ich jemand an meiner Seite hatte, der mich gestützt hat. Mein erster Thread hier war das Thema "Bindungsangst", das nun wohl abgehakt ist, da ich, wie ihr schon an der Überschrift sehen könnt, nächstes Jahr heiraten werde :cool: Ich hab hier sehr viel Hilfe und gute Tipps bekommen, dafür bin ich sehr dankbar, selbst habe ich mich auch angestrengt, mich mit dem Thema auseinandergesetzt, war bei einer Psychologin, hab Bücher gelesen und dann einen Menschen kennengelernt, dem ich mich öffnen konnte und dem ich sehr vertraue. Flo bestärkt mich in meinem Wert, zeigt mir seine Liebe und ist einfach nur gut für mich :springen:
Also muss ich eigentlich meine Geschichte in den Bereich Erfolgsgeschichten schieben :)

Jetzt geht es an die Planung der Hochzeit und die Zusammenstellung der Gästeliste. Wir haben beide einen sehr großen Freundeskreis, und es wird eine große Feier geben. Am Wochenende hab ich mit Flo über die endgültige Liste gesprochen, da wir die Einladungen bald verschicken wollen und da meinte er, ihm fällt das sehr schwer, aber er müsse mit mir reden. Und zwar vor ein paar Wochen als wir bei meinen Eltern waren, machte meine Mama (Stief) eine sehr abschätzige Bemerkung darüber, dass ich wohl meine Mutter nicht zur Hochzeit einladen würde. Ich hab gemeint, das sei ja wohl meine Sache. Mein Papa hat daraufhin mit Flo gesprochen und war ziemlich aufgebracht und sagte, sie (meine leibliche Mutter) hätte ihm damals so weh getan, und er ist soweit, dass wenn sie zur Hochzeit kommt, er nicht kommen wird. -- Ich war erst mal sprachlos und konnte paar Minuten gar nichts sagen. Mir ging so viel durch den Kopf, ich muss mich entscheiden? Kann ich es bringen meine leibliche Mutter nicht einzuladen (dazu muss ich sagen, dass sie sich in letzter Zeit sehr um Kontakt bemüht)? Wie soll ich ihr das sagen, ohne den Hass auf meinen Papa zu schüren? Wie kann mein Papa so was sagen? Warum hat er mir NIE etwas erzählt von damals? Ich hab keine Ahnung, was wirklich war. Womit hat sie ihn so verletzt? Warum sagt mein Papa mir das nicht selbst?
Ich hab dann kurz entschieden, okay, dann lade ich sie nicht ein. Weil mein Papa ist mir sehr viel wichtiger, er hat sich die ganzen Jahre um mich gekümmert und meine Mama ja nicht.

Aber, die ganzen Fragen gehen mir trotzdem noch im Kopf herum.
Wie war das bei euch? Kennt jemand so eine Situation? Könnt ihr mir Tipps geben, was ich machen kann / soll? Ich will ja das es ein ganz wunderschöner Tag wird und ich will niemand verletzten.

Es ist ein ganz komisches Gefühl, sich zwischen seinen Eltern entscheiden zu müssen. Ich fühl mich wie damals, als es um die Sorgerechtsfrage ging. Seufz.

Viele liebe Grüße
Kaktusblüte
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
Lilly1
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 5
Registriert: 8. November 2010 14:23

Re: Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von Lilly1 »

Liebe Kaktusblüte,

ich kann dich sehr gut verstehen.
Meine Eltern trennten sich vor einem Jahr. Meine Geschichte bis zum heutigen Tag habe ich auch hier gepostet.

Vor einer Woche hat mein kleiner Bruder geheiratet und unter anderem wegen dem Krieg zwischen meinen Eltern hat er überhaupt keine Feier gewollt.
Es gab nur eine Trauung bei der jeweils die Eltern anwesend waren, danach wurden noch Fotos vom Brautpaar gemacht und das wars. Nach einer Stunde war die Hochzeit vorbei.
Was bleibt ist ein bitterer Beigeschmack, denn dieser Tag ist unwiederbringlich vorüber.

Deshalb mein Rat:
Plane deine Hochzeit so wie du möchtest das der Tag abläuft. Mit möglichst wenig faulen Kompromissen.
Du sollst an deinem Hochzeitstag nicht denken müssen, dass du dir alles eigentlich anders gewünscht und vorgestellt hast.
Vielleicht könnte dein Papa ja damit leben, wenn deine Mutter nur bei der Trauung dabei ist. Einfach damit sie diesen besonderen, einmaligen Moment miterleben kann. Und sie danach nicht mit zur Feier kommt. Dazu müsstest du aber vorher offen mit beiden sprechen.
Ganz egal wie sehr deine Mutter deinen Vater verletzt hat, er sollte dich nicht dazu zwingen eine Entscheidung zu treffen. Die Hochzeit ist DEIN bzw. EUER Tag und da sollten Vater und Mutter auf deine Gefühle Rücksicht nehmen. Und nicht umgekehrt.

Liebe Grüße Lilly1
tarsshaft
Forumsprofi
Forumsprofi
Beiträge: 282
Registriert: 2. Juli 2007 15:26

Re: Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von tarsshaft »

hallo kaktusblüte!

ich schließe mich lilly1 an. es ist dein tag und dein leben und wenn deine eltern nicht (mehr) miteinander auskommen bzw. nicht fähig sind, sich wie erwachsene vernünftige menschen zu verhalten (sprich: ALLEN menschen mit respekt begegnen heißt nicht, dass man alle lieben muss), dann ist das DEREN problem und nicht deins. gestalte dein leben so, wie DU es möchtest und nicht, wie es deinen eltern vielleicht in den kram passt. DU musst dich in deinem leben wohlfühlen und sonst niemand. und wenn dir deswegen irgendwer einen vorwurf machen sollte, weil du ein selbstbestimmtes leben lebst, dann darfst du das getrost ignorieren.

mach dir eines immer wieder klar: du bist nicht verantwortlich für deine eltern, nicht verantwortlich für deren wohlergehen. auch deine eltern sind erwachsene menschen. als kind fällt einem das unsagbar schwer, man möchte es schließlich beiden recht machen und möchte, dass sie glücklich sind. aber glücklich kann sich letztlich nur jeder selbst machen. wenn du dich um dein leben kümmerst, dann zeigst du, dass du eine erwachsene frau bist. das hat nichts, aber auch gar nichts mit egoismus zu tun. es gehört sogar zu deiner pflicht dir selbst gegenüber, für DICH zu sorgen. auch deine eltern müssten jeweils für sich selbst sorgen. wenn sie es nicht tun, dann müssen wir das als kinder ertragen lernen, denn ändern können wir es nicht.

ich habe selbst eine mutter, die mich selbst jahrelang benutzt hat für spielchen dieser art. es hat lange gedauert, bis ich dies durchschaut habe, aber ich habe gelernt, mich abzugrenzen. sich abgrenzen zu lernen, ist lebenswichtig. andernfalls lebt man nie wirklich sein eigenes leben. zuhören, seine meinung sagen, all das ist ok. aber lösen müssen unsere mütter und väter ihre probleme alleine.

ich freu mich für dich, dass du heiraten wirst. das ist ein guter schritt. gratuliere! alles gute für dich! lg tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
Benutzeravatar
kaktusbluete
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 146
Registriert: 18. September 2008 11:07

Re: Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von kaktusbluete »

Hey,

vielen Dank für eure Antworten!

Gestern war ich mit meiner Mama unterwegs und sie hat vorsichtig gefragt, wie weit wir mit der Gästeliste sind.
Ich meinte, fertig.
Sie: Und was ist mit deiner Mutter?
Ich: Ich hab sie gestrichen, Papa hat ja gemeint, wenn Sie kommt, dann kommt er nicht. Musste fast weinen.
Sie: Nein, er würde wohl kommen, aber sich sehr unwohl fühlen und nichts zum Programm beitragen wollen. Ob ich das nicht verstehen kann, nachdem was sie ihm alles angetan hat.
Ich (bissel aggressiv): Genau das ist der Punkt. WAS hat sie getan? Habt ihr jemals mit mir darüber gesprochen?
Sie: Als dein Papa auf dich aufgepasst hat, ist sie weg gegangen zum Tanzen und hat ihn betrogen mit anderen Männern und das mehr als einmal. Kannst dir vorstellen, wie er sich gefühlt hat? Und das weißt du nicht? --

Wamm. Nein. Aber ich kann es mir vorstellen, sehr gut. Denn bis heute hat sich nichts an ihren Männergeschichten geändert. Aber es tut schon weh, das zu hören.

Ich kann und möchte meinen Papa hier nicht schlecht darstellen, er hat all die Jahre nicht über sie gelästert und sie schlecht gemacht, das rechne ich ihm hoch an, denn offensichtlich hätte er allen Grund dazu gehabt. Mama meinte, sie wollten mich da nicht blockieren in meinem Verhältnis zu meiner Mutter.
Ach ich bin so durcheinander. Ich krieg schon wieder so eine Wut auf meine Mutter und ich dachte doch ich hätte die Gefühle sorgsam weggepackt. Sie wartet auf meinen Rückruf, wann wir uns treffen. Ich kann das grad nicht. Das macht mich so traurig.

Der Punkt ist auch, dass ich meine Mutter gar nicht so dringend dabei haben muss. Aber dann ist da die kleine Frage in meinem Kopf, geht das? Kann ich ihr verweigern zur Hochzeit zu kommen? Nur zur Trauung und nicht zur Feier?

Verwirrte Grüße
Kaktusblüte
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
tarsshaft
Forumsprofi
Forumsprofi
Beiträge: 282
Registriert: 2. Juli 2007 15:26

Re: Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von tarsshaft »

hi!

was in DEINEM leben passiert, bestimmst DU. sag dir das wie ein mantra immer und immer wieder vor, bis es in dein unterbewusstsein vorgedrungen ist. denn das ist es noch nicht, andernfalls würdest du ja diese fragen nicht stellen.

die wichtigste aller fragen ist immer - egal, ob es sich nun um eine hochzeit, einen job, einen freund etc. handelt - die entscheidende frage ist IMMER: was willst DU? beanworte dir diese frage, ohne zu überlegen: darf ich das? kann ich das? was wird dann x oder y denken?

beispiel aus meiner geschichte: ich habe vor ein paar jahren entschieden, dass ich nicht mehr an weihnachten nach hause fahr, weil dort mein stiefvater lebt, der mich eben vor diesen paar jahren in einem fürcherlichen eklat aus dem haus geekelt hat. und all das passierte kurz vor weihnachten. seitdem ziehe ich das durch. meine mutter hat alles versucht: mir ein schlechtes gewissen zu machen, auf beleidigt zu machen, auf "ach das kannst du mir doch nicht antun" zu machen, auf "mach doch was du willst" zu machen. sie hat alle taktiken ausprobiert, 5 jahre musste ich standhaft bleiben und bin standhaft geblieben. ich hatte für mich entschieden, dass es mir nicht gut tut, wenn ich zu weihnachten dort bin. basta. ende der diskussuion. ich habe auch irgendwann aufgehört, mich zu rechtfertigen oder zu verteidigen oder zu erklären. ich komme nicht und basta.

nun glaube nicht, dass deswegen unser verhältnis nachhaltig gestört sei. im gegenteil. jetzt akzeptiert sie viel schneller, wenn ich etwas entscheide, was mein leben betrifft. sei es partnerwahl, jobwahl oder eben dieses weihnachten. unser verhältnis ist durch meine konsequenz letztlich besser geworden. weil sie und auch ich kapiert haben, dass wir beide erwachsen sind und unsere entscheidungen unabhängig voneinander treffen. weißt du, mir gefällt auch nicht alles, was sie für ihr leben entscheidet. aber ich akzeptiere es mittlerweile einfach. jahrelang habe ich mit ihr diskutiert, warum sie mit einem mann unter einem dach lebt, über den sie nur schimpft und den sie noch nicht einmal berühren will. es gibt zeiten, da sprechen die beiden noch nicht mal miteinander. nun: ich sage ihr offen, dass ICH eine solche beziehung niemals führen würde, wenn sie es tut, ist das IHR DING.

also: willst du deine mutter dabei haben oder nicht? wenn nein, dann lade sie nicht ein. das recht hast du. es ist schließlich DEINE hochzeit und nicht ihre.

ich weiß, dass es schwer ist zu wissen, WAS man will. und oft will man etwas nicht wollen, weil man angst hat, andere damit vor den kopf zu stoßen. aber wir kommen nicht darum herum: wir dürfen und MÜSSEN unser leben selbst entscheiden. jeden tag aufs neue.

lg tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
Bolz
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 166
Registriert: 11. September 2009 08:02

Re: Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von Bolz »

Halo Du,

irgendwie ist mein Beitrag von gestern wech...

Ich hatte geschrieben, dass wir das Problem letztes Jahr auf unserer Hochzeit auch hatten. Der Schwiegervater hatte abgelehnt an einem Tisch mit der geschiedenen Exfrau / Schwiegermutter zu sitzen. Wir haben vorher mit beiden darüber gesprochen und beiden mitgeteilt, dass wir beide einladen und es ihre Sache ist wer kommt. Wir würde keinesfalls eine Entscheidung treffen.

Letztendlich ist der Schwiegervater mit neuer Frau zu Hause geblieben. Albern in meinen Augen, weil er seine Exfrau seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte, da muss man sich doch irgendwann mal zusammenreissen, zumal es er damals war, der die Ehe beendet hat :meinung:

Auch bei Freunden mischen wir uns nach Trennungen nie ein und zu Partys werden beide eingeladen. Wenn sie sich nicht begegnen wollen, müssen sie das unter sich ausmachen.

Es ist Dein Tag, lass Dich nicht unter Druck setzen...

Lg
Bolz
Benutzeravatar
kaktusbluete
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 146
Registriert: 18. September 2008 11:07

Re: Hochzeit - wen einladen?

Beitrag von kaktusbluete »

Hallo ihr Lieben,

danke dass ihr mir so fleißig schreibt und erwähnt, wie es bei euch war. Es sind gute Gedankenanstöße dabei und ich grüble nach...

Am Donnerstag ist etwas "passiert" und vielleicht sollte ich das in einem neuen Thread schreiben, doch irgendwie hat es ja auch hiermit zu tun.
Ich hatte nämlich ein Gespräch mit meiner Mama, sie meinte, wenn du wissen willst, was damals war, dann sag ich es dir gerne.
Ich: Okay, aber erwarte nicht, dass ich etwas dazu sage. Ich höre dir nur zu.
Und was dann kam hat so weh getan, dass ich bis jetzt gar nicht darüber reden konnte oder darüber schreiben.
Mama: Als Papa auf dich aufgepasst hat, war deine Mutter immer weg zum Tanzen und ist fremd gegangen und sie hat Papa mehr als einmal betrogen. Er hat ihr mehrere Chancen gegeben und wollte die Ehe retten aber sie wollte nicht und hat immer weiter gemacht. Da ist er ausgezogen, weil er es nicht mehr ausgehalten hat. Dann ging es um das Sorgerecht. Mein Papa hat sie gfragt, warum sie will, dass ich bei ihr bleibe. Wenn es nur ums Geld geht (also Unterhalt) dann würde er ihr das zahlen und mich zu sich nehmen. Und sie hat das gemacht!! Sie haben berechnet, wie viel Geld sie insgesamt bekommen würde und er hat ihr das überwiesen und sie hat nie unterhalt für mich gezahlt. Mir NIE auch nur einen Cent gegeben. Sie hat mich verkauft. Ich kann das nicht fassen. Ich bin so unglaublich verletzt und traurig und wütend. Ich kanns gar nicht in Worte fassen. Meine Mama hat noch einiges mehr erzählt, dass ich tief innen schon so gespürt und vermutet habe aber nie wahr haben wollte, z.B. dass meine Mutter nie Interesse an mir gehabt hat, sie hat mich nie in den Urlaub mitgenommen, wollte nichts auf ein Sparbuch von mir einzahlen, wollte mich am Wochenende oder in den Ferien nicht länger bei sich haben.
Wie das weh getan hat. Während meine Mama das alle erzählt hat (sehr sachlich und ruhig) hab ich fest die Zähne zusammen gebissen und dachte die ganze Zeit, es geht nicht um dich, wein jetzt nicht, das betriftt jemand anders, es kann nicht sein, dass du die Hauptrolle spielst...
Als ich dann zu Hause war, wars vorbei, ich hab nur noch geheult. Mich wertloser als wertlos gefühlt. Als Flo mich abends angerufen hat, konnte ich ihm gar nichts erzählen, weil ich mich so geschämt habe. Ich schäme mich, obwohl ich gar nichts dafür kann.

Jedenfalls muss ich jetzt wieder sehr auf mich achten, damit ich nicht in ein Loch falle.
Gestern schreibt mir meine Mutter (leibliche) wann wir uns treffen können. Ich kann ihr nicht antworten. Ich bin so verletzt. Und dennoch will ich sie sehen. Das ist schlimm. Eigentlich müsste ich sie doch hassen, nach dem was sie mir angetan hat. Aber ich kann nicht.

Soweit von mir...
Traurige Grüße, Kaktusblüte
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
Antworten