Sohn in Nöten?!

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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MarliJo

Sohn in Nöten?!

Beitrag von MarliJo »

Liebes Forum !

Viele von euch wissen, wie es bei uns "zugeht" - meine Ex-Lg und ich betreuen unsere beiden Kinder (11 und 7) seit der Trennung vor kanpp 4 Jahren im wöchentlichen Wechsel. Das läuft, aber nicht so, dass ich damit immer zufrieden bin, was daran liegen könnte, dass meine Ex-LG und ich uns nach wie vor immer mal wieder über die althergebrachten Differenzen "kriegen".
Sie legt ihr Augenmerk darauf, dass alles sachlich pragmatische möglichst reibungslos funktioniert und erwartet damit -bei aller Unterstützung den Kindern gegenüber, die ich ihr nicht abspreche- von ihnen und von mir letzten Endes, dass ihre Maßstäbe erfüllt werden mögen. Geschieht das nicht, signalisiert sie >dass das so nicht geht< und weiß >was alles Muss<! und setzt somit (obwohl sie es gut meint), die Beteiligten unter einen gewissen Druck.
Auch ich will sachlich viel richtig machen, gehe da aber nicht mit dem Anspruch heran, dass es perfekt sein muß. Mir ist es wichtiger geworden, die Kinder in emotionaler Hinsicht zu unterstützen und sie sich "einfach" entwickeln zulassen, sich in ihrer Haut (und der Situation) möglichst wohl zu fühlen und sich bei Kummer anzuvertrauen.
Dieser unterschiedliche Anspruch entzweit uns und wie der heutige Tag gezeigt hat, haben wir immer noch nicht gelernt, damit umzugehen...
Und ich habe den Eindruck, dass es meinem Sohn seit einiger Zeit schwerer fällt, sich auf diese unterschiedlichen "Welten" einzulassen, was ich daran fest mache, dass er sagte >du und Mama ihr kümmert euch ja sowieso nicht mehr umeinander< , oder <warum soll ich dir erzählen, was wir bei Mama gemacht haben?< und insgesamt etwas weniger redselig geworden ist - auch um alles, was mit Schule zusammenhängt (er geht seit Sommer in die 5. Klasse einer IGS, hat damit seine "alten" Grundschulkameraden "verloren").
Nun war er, seit er letzte Woche Freitag von seiner Mutter zu mir kam, krank, was sich noch eine ganze Woche hinzog mit Fieber und nicht enden wollendem Husten, so dass er wirklich "platt" war. Auf meine vorsichtiges Nachfragen,ob er sonst irgendwas loswerden möchte, was ihn beschäftigt, sagte er nur >nur dass ich was in der Schule verpasse<. Da brauchst du dir keine Sorgen machen du kommst doch bestens mit, habe ich ihm gesagt und die wichtigen Dinge haben wir uns über einen Klassenkamerad besorgt. Aber mein Empfinden nach, hatte ich das Gefühl, das da "etwas anderes" ist, was ihn unzufrieden macht.
Seit gesternmittag wieder bei seiner Mutter, wollte sie von ihm, dass er bei einem anderen Klassenkameraden anruft, um sich weiteres Unterrichtsmaterial zu besorgen.
Das wollte er partou nicht, geriet dabei mit seiner Mutter wohl sehr aneinander und war ihrer Aussage nach (sie rief mich heute an) einem Nervenzusammenbruch nahe.
Im Laufe der Auseinandersetzung sagte er zu ihr, dass er in der Schule von einigen Kindern gemoppt wird, sie ihn an den Haaren ziehen, ihn aufziehen weil er >ja sowieso der Beste in Mathe ist< ....und sagte zu seiner Mutter, dass er nicht mehr leben will.
Meiner Ex-Lg ist das ganz sicher ebenso nah gegangen wie mir heute. Sie ist diesen Aussagen zur Schule zunächst einmal durch einen Klassenkameraden oder deren Mutter nachgegangen und sie wurden auch bestätigt. Sie wollte nun schnellstmöglich ein Gespräch mit dem Klassenlehrer und einem Vertrauenslehrer, um deutlich zu machen, wie mein Sohn sich fühlt und dass das so nicht geht, wie einige Klassenkameraden sich verhalten. Finde ich grundsätzlich richtig, glaube aber nicht, dass dieser Weg einzig und allein das Problem auflösst ,...geschweigendenn im Handumdrehen. Wir haben uns einige Minuten unterhalten und uns darauf verständigt, dass wir möglichst gemeinsam einen Lehrer/Elterntermin wahrnehmen wollen.
Ich sagte zu ihr, dass ich vermute, dass hinter der Unzufriedenheit uneres Sohnes noch mehr steckt und konfrontierte sie mit seinen Aussagen, die er mir gegenüber gemacht hatte, wie er unseren Umgang miteinander wahrnimmt.
Im gleichen Augenblick machte sie "zu", und meinte, dass ist eine ganz anderes Thema und darüber würde sie auch nicht reden. Es gab noch ein paar kurze Wortwechsel
und als ich (weinend und mit Nachdruck) sagte, dass ich es besch...finde, das wir uns immer wieder über die alte Schiene an die Karre fahren, anstatt das mal aufzulösen, legte sie auf.
Ein paar Minuten später versuchte ich sie noch mal telefonisch zu erreichen, aber sie schickte unsere Tochter, die damit in der Situation war, mir sagen zu müssen, dass Mama nicht mit mir reden will. :(
In meiner Ohnmacht viel mir nichts "besseres" mehr ein, ihr eine SMS zu schicken, dass ich sie und ihre Philosophie armselig finde. Das tut mir nicht mal leid, denn ich sehe es so, aber ärgere mich über mich, dass ich mich nicht besser abgrenzen kann. Ärgere mich darüber, dass ich ihre Haltung gegenüber mir ändern will, obwohl ich weiß, dasss ich das nicht kann, oder tun sollte. Aber all das ist eine Sache, die Mama und Papa mit sich ausmachen müssen, egal ob gemeinsam oder allein für sich.
Meine Frage ist eher die, wie ich unseren Sohn unterstützen kann - was ich tun oder lieber bleiben lassen sollte ?
Habt ihr Eindrücke, Gedanken, Vorschläge ?

Viele Grüße, leider auch traurige
MarliJo
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Muckelmaus
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Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von Muckelmaus »

Lieber MarliJo!

Zu später Stunde schreibe ich dir mal meine Gedanken zu deinem Post. Aber zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass mein Exmann, mein Mann und ich mit unsere Ältesten auch ein Mobbing-Geschichte hinter uns haben, als sie in ähnlichem Alter war, wie dein Sohnemann.

Lange Zeit schwieg sie sich darüber aus, wurde immer öfters "krank", obwohl es keine organischen Ursachen hatte und nur der Zufall brachte die Wahrheit ans Licht.
Wir suchten das Gespräch mit der Klassenlehrerin, stießen dort aber auf taube Ohren. Auch Gespräche mit der Schulleiterin brachten keinen Erfolg und unserem Kind ging es immer schlechter.
Eines Tages bemerkte ich zufällig einen langen Striemen auf ihrem Rücken und auf meine Nachfrage, erzählte sie mir, sie sei von Klassenkameraden derart gestoßen worden, dass sie mit dem Rücken zunächst auf einem Tisch aufschlug und dann an dessen Rand entlang zu Boden rutschte.
Ich habe diesen Striemen fotografiert und habe dieses Foto in der Schule vorgelegt - keine Reaktion. Erst mein Kontakt mit dem zuständigen Schuldezernenten brachte Bewegung in die Sache und endete schließlich mit einem Schulwechsel unserer Tocher.

Wichtig ist, dass ihr als Eltern das Mobbing in der Schule ansprecht, nennt - sofern euer Sohn sie euch sagt - die Namen der mobbenden Kinder.
Seit für ihn da, hört ihm zu und lasst ihn reden. Wenn er krank ist, dann haltet ihn daheim. So erspart ihr ihm, den ein oder anderen gemobbten Tag, auch wenn er dann Schulstoff verpasst.
Aus der Erfahrung mit unserer Tochter heraus kann ich nur sagen, dass sie keine "weisen" Ratschläge hören wollte in Form von "Wir haben dich so lieb, wie du bist" oder "Mach den Mund auf", "Geh zu den Lehrern" und und und. All diese Dinge waren genau das, was sie nicht hören wollte.
Auf alle Fälle solltet ihr im mit Taten zeigen, dass ihr hinter ihm steht, seine Situation versteht und alles tut, was in eurer Macht steht, um die Situation zu verändern.

Ich wünsche euch allen viel Kraft und Durchhaltevermögen
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
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Ansa
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Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von Ansa »

Lieber MarliJo,

das sind ja gleich mehrere Themen, die Du da ansprichst.... die Probleme zwischen Euch als Eltern, die ja letztendlich irgendwann einmal zu der Trennung geführt haben und Mobbing.....

Mobbing ist ein sehr kompliziertes Thema, zum einen, weil viele Erwachsene dazu neigen, es als "so sind Kinder nun mal" abzustreifen und zum anderen, weil Mobbing durchaus zu Suizid führen kann, wenn man nicht sofort eingreift und handelt. Den ersten Schritt hat Dein Sohn getan, er hat mit Euch gesprochen..... und ihr reagiert.... der zweite Schritt ist, mit der Schule zu reden, dringend. Wenn das abgetan wird - immer eine Stelle höher gehen und notfalls einen Klassenwechsel bzw. Schulwechsel im Auge haben.

Ich hab mich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und es ist auch nicht so, das die Mobber immer irgendwelche armen Kinder sind, die selbst Probleme haben, vielmehr geht es um Macht und Machtgefüge (grad in neu zusammen gesetzten Klassen) und es verläuft in Stufen. Je schneller man einschreitet, desto größer ist die Chance, das es aufhört. Empfehlen möchte ich Dir dazu das Buch "Du Opfer" von Mechthild Schäfer und Gabriela Herpell. Das macht ganz dueltich wie so etwas abläuft und was passiert und eben auch, das, wenn Dein Sohn da raus ist, ein anderes Kind an dessen Stelle rückt....

Schulen scheuen sich, sich offen zu Mobbing zu bekennen, IGS allerdings sind da eher anders, sie gehen solche Themen normalerweise straight an und verstehen keinen Spaß. Und, je enger ihr da zusammen arbeitet, die Mum und Du, desto besser für Euer Kind.

Andere Probleme zu suchen halte ich allerdings zu so einem Zeitpunkt für zu viel. Das kann Dein Kind nicht verkraften, es kann auch sein, das ihn das Mobbing so bedrückt, das alles drum herum immer dunkler wird und schwerer wiegt, als es normalerweise ist. Bis hin zu den tröstlichen Gedanken "wären Mama und Papa noch zusammen würde mir das nicht passieren", der ist zwar falsch, aber möglich.

Von daher würde ich eventuelle andere Felder auf sich beruhen lassen und erst das Mobbing in Angriff nehmen. Dein Sohn braucht Euch, an seiner Seite. Und wenn das aufgelöst ist, dann kannst Du schauen, was eventuelle noch zu tun ist.

Ich weiß nicht, ob ich es erwähnt hab, aber ich hab grad einen eigenen Fall mit meinem Mittelchen hinter mir. Sie war einige Zeit krank geschrieben und wir nehmen ein Angebot unserer Beratungsstelle an, "Kinder stärken", denn, im Gegenteil zur landläufigen Meinung, ist ein Mobbingopfer nicht unbedingt ein Außenseiter oder ein Schwächling, es kann einfach jeden treffen - die Auswahl des Opfers beruht oft auf reinem Zufall. Und sie hinterlässt Spuren.

Dir und Euch liebe Grüße und viel Kraft
Ansa
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Muckelmaus
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Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo MarliJo und natürlich auch Hallo ihr anderen alle :)

Gerade habe ich Maxi´s Post gelesen und ich möchte euch - aus meiner Erfahrung heraus - abraten, mit den Eltern der mobbenden Kinder zu sprechen. Zum einen trifft man häufig auf Eltern, die ein solches Verhalten ihrer Kinder rundweg abstreiten und anstatt mit den Eltern zusammen zu arbeiten, artet es in Streit zwischen euch Eltern aus. Damit ist niemandem geholfen.
Zum anderen kann es sein, dass das Mobbing noch schlimmer wird, weil die mobbenden Kinder in deinem Sohn nun auch noch den Petzer sehen, der sich nicht allein wehren kann, der die Hilfe der Eltern bzw. der Erwachsenen braucht. Das ist dann oftmals ein gefundenes Fressen für die mobbenden Kindern.

Aber auf alle Fälle solltet ihr die Schule informieren und dort auf Unterstützung und Hilfe drängen und notfalls wirklich - wie von Ansa und auch mir geschildert - euch nicht scheuen den Schuldezernenten usw. einzuschalten, sollte man euch die Hilfe verwehren.

Liebe Grüße
Muckel

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MarliJo

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von MarliJo »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Erfahrungen und Anregungen !

@ Muckel
das mobbing, was eure Tochter erlebt hat, hatte ja schon eine besondere Dimension erreicht, von daher bin ich froh, dass es bei uns nun ans Tageslicht gekommen ist und wir versuchen können etwas zu unternehmen, was unserem Sohn hilft,...je schneller, desto besser...ganz gewiss !
Die Mutter will ja kurzfristig einen Termin vereinbaren mit zwei Lehrern - ob wir den zusammen wahrnehmen können, wird sich noch zeigen. Sie geht dort mit einem anderen Ansatz hin als ich und ist der Meinung, dass man den Lehrern sagen muß, "dass das SO nicht geht". Aber ich denke, wie Ansa, das solche Reibereien komplexer sind, als es von außen aussieht und es wenig bringt, den Lehrern Vorschläge zu machen, wie die Sache in den Griff zu bekommen ist - sie sind die Pädagogen und ja, als Vorzeige-IGS des Landkreises haben sie sich Konfliktlösung insbesondere mit auf die Fahne geschrieben und da werde ich sie auch beim Wort nehmen.
Für mich steht es an erster Stelle, die Lehrer für das Problem zu sensibilisieren und aufzuklären, was wirklich dort in der Klasse passiert. Gegenseitiges ärgern ist oft nicht viel mehr als austesten und Grenzen auszuloten, was zunächst mal zur Entwicklung eines jeden Kindes dazu gehört. Da sind die Übergänge zwischen "normalen" Hänseleien zum Mobbing mitunter fliessend, denke ich.
Aber es ist schon so, unser Sohn hat da sicher keine breite Brust, wie es Maxi treffend nennt, und was bei anderen Kindern eher abprallt, geht ihm sehr nahe, zumal er ein ziemlich ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein hat. Von daher fällt es ihm sicher schwer, mit so einer Situation umzugehen und mir scheint es auch sehr wichtig, ihn in dieser Hinsicht zu stärken.
Skeptisch sehe ich es auch, dass man eine Lösung erziehlt, indem man die mobbenden Kinder "anschwärzt" und ich glaube auch, dass wir unseren Sohn möglicherweise umso mehr in die Lage bringen, dass die KInder ihn getreu dem Motto >jetzt erst Recht< mobben. Wenngleich es auf der Schule eigens Unterrichtszeiten für klasseninterne Prolembewältigung gibt, kann ich es mir nicht vorstellen, dass mein Sohn dort sitzt und in so einer Stunde sich gegen seine unliebsamen Klassenkameraden aufleht - selbst wenn er seine Lehrer ihm den Rücken stärken.
Es KANN meiner Meinung nach nur über die Lehrer laufende Gespräche geben, auf denen die Einsicht der betreffenden Schüler folgt, dass es verletztend und unfair ist, seine Mitschüler zu mobben. Bringt das keinen Erfolg, wird es Konsquenzen geben müssen.
Stutzig macht mich ein wenig die Tatsache, dass bei dem Elternsprechtag vor 10 Tagen nicht auch nur ansatzweise von den Lehrern angesprochen wurde, dass es Vorfälle in dieser Richtung gibt - im Gegenteil war die Rede davo, dass sich unser Sohn mittlerweile gut eingelebt und in die Klasse integriert sei. Daraus schliesse ich, dass es während der Unterrichtszeit wohl keine besonderen Vorkommnisse gab,sondern sich diese dann scheinbar "nur" auf die Pausenzeiten beschränken. Oder aber die Lehrer sehen es nicht so dramatisch (wie mein Sohn selbst),...vielleicht auch weil sie meinen, es wäre alles noch in einem normalen Bereich. Nun gut, dass gilt es zu klären.

Nein, liebe Ansa, die Vorkommnisse in der Schule haben natürlich nichts mit der Trennungsituation zu tun und es könnte geauso passieren, wären wir noch zusammen inclusive des nicht Zuhause erzählens.
Dennoch macht es mich traurig, dass sich unser Sohn seinen Eltern gegenüber(egal ob der Mutter oder mir) so verschliesst, dass es sozusagen einer "Affektes" bedurfte, dass er aus sich heraus kam. Ich hatte ja geschrieben, dass er immer stiller wird, und "von der anderen Seite" immer weniger erzählen mag - wohl, um sich und seine Eltern vor unliebsamen Kommentaren zu schützen. Meine Ex macht es heute noch so, dass sie desöfteren meine Versäumnisse vor den Kindern benennt und es ist für mich keine Frage, dass sie damit dem elterlichen Vertauensverhältins schadet. Und,..wie sollen wir ihn stärken, wenn er sich (möglicherweise) alleingelassen fühlt und ?
So sehe ich zumindest einen Zusammenhang zwischen dem, was er bei seinen Eltern wahrnimmt und was er Zuhause "frei von der Leber weg" erzählen mag und was nicht. Hinzu kommt eine hohe.
Erwartungshaltung seiner Mutter. Er soll gut sein, und ja er will es auch ! Nun hat er die beste Beurteilung seiner Klasse und das einzige was seine Lehrer beim Elternsprechtag beanstandet haben, war seine Mappenführung. Es schien mir wirklich wie "ein gefundenes Fressen" für meine Ex, die unserem Sohn da auch gleich mal Besserung abverlangen wollte- und sei es in seiner Fieberwoche.
Da frage ich mich schon wie sich mein Sohn zwischen dem Anspruchsdenken seiner Mutter und der Angst vor Hänseleien in der Schule, weil er "der Beste" ist fühlt ?
Ich sehe da einen Konflikt, den er nicht auflösen kann,....allerdings ich auch nicht, was die Mutter betrifft, das ist richtig. Aber,...ich habe zunehmend das Gefühl, dass es genau DAS ist, was meinem Sohn zu schaffen macht, dass er noch keine Strategie erlernt hat, damit umzugehen, dass Mama und ich nicht mehr unbedingt an einem Strang ziehen. Etwas, woran aber auch ich selbst zu arbeiten habe !

Soweit einmal,
liebe Grüße MarliJo
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Ansa
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Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von Ansa »

Lieber MarliJo,

selbst Du setzt es herab "Hänseleien" - und genau das ist der Grund, weshalb die Klärung solcher Dinger verdammt schwer ist. Der Vater des bei uns beteiligten Gegners nannte das "Stutenbisskigkeit", ich bin beinahe quer über den Tisch gesprungen..... Es ist schwer, die Grenze zwischen Mobbing und gegenseitigem Ärgern zu finden, für mich beginnt sie da, wenn eine Seite lacht und feixt und eine Seite verstimmt. Kinder die sich ärgern gleichen das aneinander aus..... mal lacht der eine, mal der andere - wenn immer nur einer lacht, ist das Verhältnis schräg und höchste Zeit, etwas dagegen zu tun.

Und Lehrer? Bekommen das oft genug überhaupt nicht mit, und noch öfter übersehen sie das einfach, weil sie manchmal kein Bedürfnis haben, sich damit auseinander zu setzen und Konsequenzen zu erarbeiten. Erfolgreiches oder unerfolgreiches Mobbing hat ganz oft etwas mit der Haltung der Lehrer zu tun. Sie zu kritisieren ist aber der falsche Weg, denn das, was in der Schule läuft, wird intern geregelt, von daher Vorsicht vor Vorwürfen.

Wie schlimm das Ganze ist, weiß man immer erst, wenn alles vorbei ist. Aber die Ausage "ich möchte nicht mehr leben" zeigt schon, jedenfalls für mich, von außen, ein ganz großes Warnpotential. Mobbingopfer erzählen nicht alles, wenn ein Kind erzählt "die ärgern mich immer" neigen wir Großen oft genug dazu, das zu negieren und zu trösten "die sind neidisch...." oder "ach, das ist normal, das man sich zankt" und auch "das geht vorbei."

Ernste Warnsignale sind in jedem Fall "stillwerden", "Stimmungsumschwünge", "undefinierbare Krankheiten" (auch Fieber kann in dem Alter ein Aussignal des Körpers sein) und das ein oder andere mehr. Manche Kinder neigen dazu, gar nichts zu erzählen. Von daher ist es gut, das Dein Sohn das Schweigen bricht.

In dem Buch wird dringend davon abgeraten mit den Eltern des Mobbers zu sprechen, denn die wenigsten Eltern sind bereit, zuzugeben, das ihr Kind solche Garstigkeiten tut und wenn sie mit dem eigenen Kind sprechen, neigt dieses oft dazu, seine Aktionen gegen das Opfer zu verstärken. "Du Flasche, rennst Du zu Papa und heulst Dich aus...." ist dann die Schiene. Das war bei uns auch so, allerdings und dafür bin ich äußerst dankbar, per sms - so dass wir Beweise hatten. Denn der Lehrer sagte, "oh, die xxx, die kenne ich, die ist doch soo vernünftig und nett" und als er die sms gesehen hat, sah er das dann doch anders..... ohne, hätten wir wohl keine Chance gehabt.

Was das Verhalten Eurer Mutter angeht, mit so etwas kann man umgehen lernen. Lass sie Fehler benennen, sprich das an "Mama sieht das anders als ich, das ist okay" - damit nimmst Du Deinen Sohn aus dem Konflikt und lässt die Mama unbehelligt stehen..... ohne das, was sie sagt, zu negieren oder herab zu setzen. Ich weiß, dass das sehr schwer ist - aber ich weiß auch, das es gut funktioniert. Das Zwei Menschen die Dinge anders sehen ist normal - das wäre vielleicht auch noch so, würdet ihr noch miteinander leben? Und das Kinder sich mal der einen und mal der anderen Seite verschließen - selbst das ist normal, es gibt immer Phasen, in denen Mama ihnen näher ist als Papa und umgekehrt. Selbst in intakten Familien ist das so, es gehört zum groß werden. Manchmal übersehen wir das..... Jungs in der 5. Klasse wollen erwachsen werden, cool sein, mütterliche Besorgtheit ist das einfach lästig. Das kann sich auch wieder geben.

Dir noch einmal liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
FairyQueene

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von FairyQueene »

Lieber MarliJo,

in der Klasse meines Sohnes gab es das auch, und die Lehrerin hat sofort reagiert. Mit diversen Spielchen, mit Fragebögen, mit Erzählungen aus ihrer eigenen Kindheit, und irgendwie hat sie's wohl hingekriegt, daß die Kinder ein neues Selbstverständnis entwickelt haben: "Wir sind KEINE Mobbingklasse!"

Andererseits gehört zum Vorpubertären und Pubertären auch eine Menge Ruppigkeit. Mein Sohn wurde auch einmal von einem beleidigten Freund über SchülerVZ halböffentlich heruntergemacht und beschimpft und war total verzweifelt – und als ich die Elternvertreterin in Bewegung gesetzt hatte, waren sie schon wieder die besten Freunde :rolleyes: – Damit will ich nichts verharmlosen, nur feststellen, daß es nicht immer so einfach zu beurteilen ist.

Dir liebe Grüße
Fairy
MarliJo

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von MarliJo »

Liebe Ansa,

nein, ich glaube nicht, dass ich dazu neige, die Vorkommnisse herunterzuspielen - ich nehme sie durchaus sehr ernst.
Aber ich möchte auch, solange ich nicht wirklich genauer im Bilde darüber bin, wie oft, wie arg mein Sohn angegangen wird und was alles vorgefallen ist, eine ungerechtfertigte Beurteilung über die Situation abgeben. Ich weiß nicht einmal ob, mein Sohn seiner Mutter von mobben gesprochen hat oder es seine Mutter bei unserem Telefonat so "übersetzt" hat. Ich möchte schlicht auf dem Boden der Tatsachen bleiben.
Das es aber mindestens grobes Hänseln ist (was ich als die Anfänge des Mobbens ansehen würde), steht wohl außer Frage.
DIe Aussage meines Sohnes, dass er nicht mehr leben will, trifft mich hart und ich nehme sie als Ausdruck seiner Verzweiflung und als inständigen Hilferuf wahr- sowohl an
seine Mutter, als auch an mich. Ich glaube hierbei aber auch, dass ein Impuls zu so einer Aussage mehrere Quellen hat - also nicht "nur" das Problem in der Schule, sondern vielleicht auch dass sich alleingelassen fühlen, weil er sich ja nicht mehr darauf verlassen kann, dass Mama und Papa zusammenarbeiten. Ich habe einfach das Gefühl, dass das ein Problem für ihn darstellen könnte.

Nun hatte ich vorhin noch die Gelegenheit, mir meinen Sohn für einen kurzen Spaziergang "auszuleihen" und mit ihm ein wenig zu reden, wobei er mir ganz gelöst schien.
Ich sagte ihm, dass es sehr gut ist, dass "das" nun raus ist und Mama und Papa ihm auf jeden Fall helfen würden (jeder auf seine Weise) und dass er sich in Zukunft nicht scheuen soll, schlimme Sachen auch zu berichten, dass das nichts mit Petzen zu tun hat, sondern der Anfang ist, die Schwierigkeiten zu lösen. Ich habe ihm aber auch gesagt, dass ein "fieser Spruch" eines Neiders nicht gleich Mobbing ist und er darauf möglichst gelassen reagieren soll - schliesslich gehören solche Mitschüler nicht zu deinen Freunden. Habe ihm auch geraten, seine Stolz über seine guten Leistungen nicht solchen Leuten aufzubinden, die damit nicht umgehen können.
Er mochte mir nicht sagen, was alles passiert ist (will er erst tun, wenn er am Freitag wieder zu mir kommt), doch auf meine Frage, wer ihn immer wieder ärgert, nannte er mir 5 Namen, wobei er bei dreien davon sprach, dass sie es "nur manchmal" täten. Aber....zwei reichen ja auch schon locker, um einen das Leben schwer(er) zu machen.
Dieser Gang tat uns Beiden glaub ich ganz gut, hoffe ich jedenfalls.

Liebe Grüße
MarliJo
MarliJo

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von MarliJo »

Hallo, liebe Fairy, Maxi und ihr anderen,

Danke für eure Posts !
Dass die Situation verändert werden muß, sehe ich genauso, denke jedoch, dass es nicht aber mit einem "das MUSS jetzt aber so uns so" funktioniert (jedenfalls nicht nachhaltig), sondern das es des Fingerspitzengefühls bedarf, sowohl bei den Lehrern als auch bei uns Eltern.
Heute Mitag haben wir einen Termin in der Schule und das das so schnell möglich ist, werte ich als Zeichen, dass sie das Problem ernst nehmen - wir werden sehen. Wenn letztlich erreicht wird, was Fairy schildert, wäre das ein super Ergebniss, auf das dann die ganze Klasse stolz sein könnte. Ich glaub, ich werde diese "Methode" mal bei dem Gespräch mit einwerfen.
Fallen euch noch ein paar Anregungen/Erfahrungen dazu ein ?

Liebe Grüße
MarliJo
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Ansa
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Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von Ansa »

Lieber MarliJo,

wenn das mit dem Gespräch so schnell geht, dann ist das ein gutes Zeichen. Ich will hier nicht um jeden Preis Mobbing in den Vordergrund stellen, Du hast schon Recht, ein sachliches "was ist da los" hilft mehr als jeder Vorwurf.

Aus der Erzählung Deines Sohnes, "zwei machen das immer, drei nur manchmal" höre ich aber doch ernste Vorwürfe heraus. Es gibt immer wenige Haupttäter, dann einige Mitläufer und dann die, die sich heraus halten und je, länger solche Aktionen dauern, desto mehr sinken die Hemmschwellen bei allen, so das es immer mehr Täter werden und immer weniger, die auch dagegen einschreiten.

Bleibt ruhig, sachlich und fragt nach. Habt keine vorgefasste Meinung, außer "DAS muss anders werden, denn mein Kind verliert die Freude an der Schule und das kann einfach nicht gut sein" und hört, was die Lehrer sagen. Auf den meisten IGS gibt es Schulsozialarbeiter, die auch Antimobbingcampagnen erarbeiten und mit den Kindern gemeinsam etwas dagegen tun. Nur wenn man Euch mit "ach, der ist da schon ein bisschen empfindlich" kommt, dann ist es Zeit, aufzumerken.

Liebe Grüße
Ansa

@ Liebe Maxi, die Sache mit dem "Petzen" ist sehr zwiespältig, weil die Grenzen, wo hört das eine auf und wo beginnt die Verantwortung, aus Schutzgründen etwas zu sagen, bei jedem unterschiedlich sind. Ich würde den Begriff, wenn es um solche im Raum stehenden Vorwürfe geht, jedenfalls nicht benutzen. Denn Petzen ist negativ besetzt und allein der Begriff besagt, das der Petzende im Unrecht ist. Wenn es tatsächlich mobbing ist, hat das Kind bei dem Begriff noch eine größere Hemmschwelle zum abarbeiten dazu bekommen.

Liebe Grüße
Ansa
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MarliJo

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von MarliJo »

So, nun hatten wir heutemittag ein Gespräch mit einem seiner beiden Klassenlehrer und dem Vertrauenslehrer und ich bin mit dessen Verlauf und Ergebniss doch ziemlich zufrieden und somit auch vorerst einmal erleichtert !

Das Thema wurde sehr ernst genommen, aber auch nicht dramatisiert, was ich gut finde. Es ging um die Sache und wir Eltern bekamen ausreichend Gehör, um unsere Sorgen vorzubringen. Gemeinsam wurden Wege überlegt, wie wir meinem Sohn helfen können. Dazu wurde dann auch unser Sohn noch dazu geholt und er konnte seine Probleme noch einmal mit eigenen Worten schildern, was ihn zwar angestrengt hat, aber auch gut tat, so mein Eindruck. Eine eigene Lösung konnte er natürlich nit formulieren, doch er hat geäussert (so wie wir Eltern zuvor auch schon), dass er das Thema nicht in der ganzen Klasse besprechen möchte (in den sonst eigens dafür vorgesehen Stunden für Konflikte), sondern das lieber in einer kleine Gruppe möchte, mit den Betroffenen. Er wurde vom Vertrauenslehrer auch dazu ermuntert, einen oder mehrere Klassenkameraden mit dazu einzuladen, die er an seiner Seite sieht und in diesem Gruppengespräch dabei haben möchte.
Dieses Gespräch ist nun für morgen in der 3. Stunde angesetzt, wieder im Beisein der beiden Lehrer.
Ich habe dabei ein ganz gutes Gefühl, denn ich traue dem Vertrauenslehrer zu, das Gespräch so zu lenken, dass es für meinen Sohn gut ist, und ohne dass es zu einer "typischen" Täter-Opfer Rolle kommt, an deren Ende das "Opfer" umso mehr als Schwächling und Petzer dasteht und weiter gemobbt wird.
Wie schnell sich eine Veränderung (auch bei meinem Sohn) entwickelt, wird die nächste Zeit zeigen.
In jedem Falle sind alle sensibilisiert und meinem Sohn wurde Mut gemacht, solche Dinge nicht für sich zu behalten, bis er es nicht mehr aushalten kann. Das finde ich wichtig und auch dass er daran wächst, sich slebst zu behaupten, wenn man ihm wehtut.

Euch liebe Grüße
MarliJo
FairyQueene

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von FairyQueene »

Hi Marlijo,

das klingt doch alles professionell und gut. Ist denn bei der Stunde was herausgekommen?

fragt mit lieben Grüßen
Fairy
MarliJo

Re: Sohn in Nöten?!

Beitrag von MarliJo »

Hi Fairy !

Ja, die Verantwortlichen Lehrer haben das schon ganz gut gemacht, fand ich, und nun habe ich heuteabend auch "handfeste" Ergebnisse von der gestrigen Stunde bekommen, weil ich den Vertrauenslehrer in einer Kneipe traf ,) .
Er erzählte, dass über viele Facetten gesprochen wurde, was in diesen Bereich hineinspielt und was für Gefühle dabei da sind, ohne das zu "schwer" zu gewichten.
Den Kindern wurde deutlich gemacht, dass es von Vorteil sein kann, wenn sie leistungsstarke Mitschüler unter sich haben und es wurde eine Art Vertrag geschlossen, wie sich die Kinder zukünftig gegenüber verhlten sollten.
Nach anfänglichen Spannungen und leichter Aufregung hat sich zum Ende des Gesprächs wohl eine gewisses Aha-Erlebnis auf beiden Seiten einstellen können.
Eine gute Basis also, denke ich.
Auch mein Sohn, mit dem ich gestern nach telefoniert, machte einen ganz zufriedenen Eindruck, was das Gespräch anging und meinte, es ginge ihm >ganz gut jetzt<.

Soweit der letzte Stand.
Liebe Grüße
MarliJo
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