Hier läuft was schief...

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Traum-Tänzerin
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Hier läuft was schief...

Beitrag von Traum-Tänzerin »

Hallo,

ich beobachte schon seit längerem ein "Phänomen" was meine Mutter und meinen Vater betrifft- was allerdings stellenweise ein Problem aller Scheidungsfamilien zu sein scheint.
Meine beiden Elternteile neigen dazu bzw. sie tun es auch aktiv, mir Verantwortung für etwas aufzuhalsen für das sie als Eltern verantwortlich wären. Als ich ein kleines Mädchen war und meine Eltern sich grade in der Scheidungsphase waren, war es z.B. die Verantwortung für den Haushalt und heute sind es eben anderen Sachen. Ich beobachte das meine Mutter Dinge die nicht mich betreffen gerne an mich "weitergibt". Mir vorher ihre Rückendeckung zusichert, um sie mir wenig später zu entziehen und mir dadurch eine Verantwortung zu übertragen die im Grunde ihre eigene wäre. Werde ich daraufhin böse, bügelt sie mich mit den üblichen Floskeln ab oder hält mir vor ich sei wie mein Vater bzw. dessen Familie. Ich gehe davon aus, das die das nur als Ablekungsmanöver verwendet um sich nicht mit der "eigenen Schuld" an der Situatuion auseinandersetzen zu müssen bzw. die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen. Ich allerdings bin nicht länger bereit, dass so über mich ergehen zu lassen- nur weiß ich leider auch keinen vernünftigen Weg ihr das mittzuteilen ohne mir eine ganze Flut an Vorwürfen anhören zu müssen.

LG TT
An dem Tag, an dem
die Last auf deinen Schultern
unerträglich wird
und du strauchelst,
möge die Erde tanzen,
dir das Gleichgewicht wiederzugeben.
Bolz
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Re: Hier läuft was schief...

Beitrag von Bolz »

Hallo Traumtänzerin,

ich glaube das Phänomen gibt es in vielen Familien, nur dass Scheidungsfamilien oft so ein Geflecht von Schuldgefühlen und noch mehr unausgesprochenen Zwischenzeilen mit sich herumschleppen.

Fakt ist aber, dass zu solchen Vorgängen immer zwei gehören. Einer der etwas tut und einer der mit sich tun lässt. Dies ist jetzt nicht als Vorwurf gemeint, sondern so, dass nur Du allein Dich ändern kannst. Die anderen Beteiligten zu ändern ist oft ein Ding der Unmöglichkeit und lässt einen meist hilflos scheitern. Aber Du selbst kannst an Dir was ändern. Nämlich das, dass Du klar ( z.B. so wie Du es hier uns erzählst ) aussprichst, was Dich verletzt. Und damit auch Konsequenzen, die Du verantwortlich bist festzustecken und einzuhalten. Also z.B. Deiner Mutter zu erklären, dass es Dich verletzt, dass sie Dich negativ betitelt Du "wärst wie Dein Vater". Das braucht sie nicht zu akzeptieren oder gar zu verstehen, es reicht, wenn Du weißt was Du (nicht mehr ) willst und dann auch ankündigst, was bei wiederholter Verletzung Deiner Gefühle passieren wird ( z.B. den Beschimpfenden sofort stehen lassen, den Raum verlassen, eine Aufgabe nicht mehr zu Ende führen etc. ). Das Ganze sollte nicht unter Diskussionen stattfinden sondern postwendend und ruhig.

Vielleicht wird die betreffende Person Dich erst auslachen, mit Dir diskutieren wollen oder schimpfen, aber wenn Du es ruhig und ohne Erklärungen durchziehst ( z.B. Dich einfach rumzudrehen und zu gehen ), wird Dein Gegenüber spätestens beim wiederholten Mal sehen, dass dieses Verhalten nicht mehr den gewünschten Effekt hat und Du Dich wehren kannst. Dies entzieht ihr / ihm einfach die Macht, die sonst eine solche Beschimpfung über Dich ausübt.

Die Sache mit der Schuld an zurückliegenden Vorfällen ist schwierig und nur aufzuarbeiten, wenn alle Beteiligten daran mitwirken. Gibt es alte oder unausgesprochene Dinge die Du geklärt haben willst und Dein Gegenüber entzieht sich, dann wirst Du kaum eine Chance haben, als es ab und an immer mal wieder anzusprechen, oder damit abzuschließen. Aber hadere nicht mir Dir und ärgere Dich über Dinge, die nicht in Deiner Macht liegen. Ich weiß, das ist einfach gesagt, aber es schadet Dir am meisten weil Du Dich hilflos fühlst. Aber DU hast es in der Hand nach vorne zu blicken und Dein Leben zu leben.

An Vorwürfen kann man meist nicht viel ändern wenn sich ein anderer vorgenommen hat Dir welche zu machen, aber Du kannst bestimmen, wie Du darauf reagierst und damit meist die Situation für Dich beherrschen das Du nicht drunter leidest. Mir hilft auch schonmal genau nachzufragen" wie hast Du das jetzt genau gemeint?" oder "habe ich das richtig verstanden, Du meinst ich hätte...? " . Die beiden Sätze kann man sich leicht merken und hat sie dann auch parat, wenn man eigentlich mal wieder sprachlos ist. Vielleicht kannst Du es mal ausprobieren.

Lg
Bolz
Girl-Soccer
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Re: Hier läuft was schief...

Beitrag von Girl-Soccer »

Hey TT!

Was du da beschreibst kenne ich ein wenig aus meinem eigenen Leben.
Bei mir wirkt sich das aber auch mittlerweile hauptsächlich so aus, dass meine Mama all ihre Probleme auf mich projiziert
und der festen Überzeugung ist, mir ginge es schlecht, wenn es in Wahrheit nur ihr schlecht geht,
oder ich hätte psychische Probleme, wenn es nur sie selbst ist. Oder auch so, dass sie mir früher manchmal gesagt hat,
ich sehe gerade gut und zufrieden oder so aus, während bei mir alles wie immer war, es war sie selber, der es so ging,
und die alles auf ihre Tochter projiziert um sich nicht direkt damit beschäftigen zu müssen oder so...
Läuft das bei dir auch (manchmal) in diese Richtung?
Wenn ja, dann pass auf dich auf, denn wenn man etwas zu oft gesagt bekommt, glaubt man irgendwann daran...

Und das mit der Schuld kenne ich auch. Da ist man plötzlich für etwas schuldig, für das man gar nicht verantwortlich ist...
oder... für das man eigentlich nicht verantwortlich.

Und die Vorwürfe kenne ich natürlich auch.
Bei mir sehen die meist so aus: "Sei nicht so hartherzig!" usw.
Völlig sinnlos, da doch ich diejenige bin, die nur ihr größtmögliches Wohl möchte!
Aber natürlich neben dem eigenen.
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" oder "Kannst du dich nicht lieben, kannst du niemand andern lieben"
Denk immer zuerst an dein eigenes Wohl, denn das ist Vorraussetzung für alles und im Grunde auch alles, was du hast.
Dazu gehört auch, dass an dir abprallen, sollte, wenn wieder "eine Flut an Vorwürfen" kommt.
Ich sage dir, das geht. Wenn du es ein wenig trainierst, schaffst du es sogar, das, was du von deiner Mutter nicht hören willst,
einfach auszublenden und immer "Ja, Mama.... Oh wie schrecklich, Mama... Tut mir leid, Mama" an den passenden Stellen zu sagen,
während du mit deinen Gedanken was ich wo, auf Hawaii sein kannst.

Ich habe das mit Einsicht gelernt.
Mit der Einsicht, dass ich nicht nur nicht verantwortlich sein sollte, sondern es schlichtweg nicht bin.
Und mit der Einsicht, dass meine Mama das ja leider auch nicht alles wirklich freiwillig macht,
wenn meine Mama wüsste, was sie tut, würde sie es nicht tun, ich denke, bei dir trifft in etwa das gleiche zu.
Und mit der Einsicht, dass ich in den meisten Situationen sowieso nichts ausrichten kann.

So, aber jetzt sollte ich schlafen gehen, muss morgen früh raus, hab ich meiner Mama versprochen.
Und wenn ich was verspreche, dann fühle ich in mir die Verantwortung, das auch einzuhalten.

Viel Erfolg beim VerantwortungslosSEIN

Liebe Grüße von Girl-Soccer
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Traum-Tänzerin
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Re: Hier läuft was schief...

Beitrag von Traum-Tänzerin »

Hallo ihr Beiden,

danke für euren Antworten :)

Ich weiß genau was mich daran so sehr ärgert, dass sie dabei nur an sich allein denkt und ich halte dieses vor allem für ein Merkmal das Scheidungseltern betrifft, dass ist meine subjektive Beobachtung und beruht alllein auf meinen Erfahrungen. In der konkreten Situation allerdings könnte ich einfach schreien, weil es mich so unendlich wütend macht...es geht immer um Dinge "drumherum" nie um Möglichkeiten mich zu entlasten oder Bedingungen zu schaffen, die mir manches erleichtern würden. Manchmal habe ich das Gefühl, es interessiert sie schlicht nicht- ihr Mikrokosmos muss stimmig sein und sonst nix. Und wenn da eben was auf den Fugen gerät, dann feuert man eben mit Vorwürfen die Schulbgefühle und Verantwortungsbewusstsein wecken. Im Grunde ist das sehr manipulativ....

Ich muss noch etwas darüber nachdenken, wie ich es formulieren wenn es erneut so passiert.... :rolleyes:

LG
An dem Tag, an dem
die Last auf deinen Schultern
unerträglich wird
und du strauchelst,
möge die Erde tanzen,
dir das Gleichgewicht wiederzugeben.
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