Beerdigung, soll ich hin?

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PhilosophinOhneBoden
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Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo ihr Lieben,

lange war ich nicht mehr hier. Ich habe aber immer mal wieder dran gedacht was zu schreiben, aber in der Zwischnezeit versucht das Thema zu verdrängen. Nicht gut, ich weiß. Teilweise hat es mir aber doch gut getan. Es ist soviel anderes passiert!
Tatsächlich ist auch viel passiert. Mein Freund und ich sind zusammen gezogen :-) es ist sehr schön (fast immer ;-)), der Kontakt zu meiner Mutter hat sich intensiviert, der zu meinem Vater existiert eigentlich nicht mehr :-( was mich auch überfordert und ich nicht weiß was ich machen soll. Ein dreiviertel Jahr hatten wir keinen Kontakt, nun habe ich ihm zum Geburtstag gratuliert und er wollte gleich am Telefon das "kriegsbeil" begraben. Von mir aus gabs aber nie eins, wir wollten uns dann zum Gespräch treffen, er hat sich nach 1 Monat noch nicht gemeldet. Das macht mich traurig. Die Rede hier ist von meinem Stiefvater, mit dem ich aufgewachsen bin.

Leider hat mich heute eine sehr traurige Nachricht erreicht. Mein Opa ist gestorben. Ich habe ihn nur einmal gesehen. Es ist der Vater von meinem leiblichen Vater, zu dem ich seit über 20 jahren keinen Kontakt mehr habe. Habe die Kontaktaufnahme versucht, er wollte nicht. ich kenne auch die ganze Familie nicht bzw. kann mich nicht errinern. Nur die Oma und die Tante, die habe ich einmal gesehen. Und die Frau von meinm leiblichen Vater einmal auf dem Gericht.
Morgen ist die Beerdigung, ich weiß nicht ob ich hingehen soll. Mein Freund würde mitkommen. ich weiß nicht was ich machen soll. Bitte helft mir. Habt ihr Erfahrungswerte? ich habe meine Opa sofort ins Herz geschlossen aber meine Oma hat mich nach der einmaligen Begegnung gesagt, mein leiblicher Vater macht ihnen Stress wenn sie Kontakt mit mir haben. ich weiß auch nciht ob es zuviel für mich ist, alles und alle zu sehen. Ich kennen ja eigentlich niemanden.
ich bin völlig durcheinander.
Bitte bitte helft mir.
Ein lieber Gruß, Philosphin
Glückbringergruß
SoulOnFire
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von SoulOnFire »

Hallo PhilosophinOhneBoden,

dein Name beschreibt so gut den Eindruck den ich habe, wenn ich deinen Beitrag lese. :)
Ich kann deine Sorge verstehen und spüren, wie präsent, bedrohlich und machtvoll dein leiblicher Vater wirkt, wenn sogar seine eigenen Eltern verunsichert sind und dir dann sagen, dass es keinen Kontakt geben darf, weil sonst "Stress gemacht" wird und du seine Frau dann nur einmal beim Gericht gesehen hast. Das finde ich sehr schade und es macht mich traurig, zu sehen, dass dein leiblicher Vater (wohl aus eigener Angst?) Kontakt zwischen dir und deinen Großeltern versucht zu verhindern, der dir eigentlich wichtig wäre - wenn ich dich richtig verstehe.

Auch kann ich deine Orientierungslosigkeit verstehen, wenn auf der einen Seite die ganze Konstellation kompliziert ist und viele Situationen auftauchen, in denen du mit Leuten konfrontiert bist, die du kaum kennst und du auf der anderen Seite bei dir grade viele Gefühle spürst, die auch deine Aufmerksamkeit brauchen, gerade jetzt wo ein wichtiges Ereignis passiert, das viele Gefühle auslöst. Ich stelle mir das wie ein Ozean vor, wo ein kleines Schiff auf den großen Wellen der Gefühle umhergeworfen wird und versucht in einen Hafen zu finden.

Dein Freund scheint ein erreichbarer, Hafen zu sein, wo du dich willkommen fühlst?
PhilosophinOhneBoden hat geschrieben:ich habe meine Opa sofort ins Herz geschlossen
Ich wünsche dir, dass du diesem Gefühl folgen kannst. Wenn aus diesem Gefühl entsteht "ich möchte dahin", dann geh hin und nimm deinen Freund als Rückhalt mit.

Wenn aus diesem Gefühl entsteht "Egal wo und wie, die Verbindung zu dir, Opa, spüre ich. Es ist für mich anstrengend dahin zu gehen, wegen anderen Umständen, weshalb ich mich schützen möchte und es hat nichts mit dir zutun Opa" dann geht nicht hin. Auch dann kann dein Freund an diesem Tag einen Rückhalt bieten. Vielleicht mögt ihr zusammen einen langen Spaziergang zu einem schönen Ort machen, an dem ihr rituell an der Beerdigung von dort aus teilhaben könnt?

Herzliche Grüße
Soul
PhilosophinOhneBoden
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo liebe(r) Soul,

vielen Dank für deine liebe Antwort. Es tut so gut hier jemanden zu finden, der einen versteht. Mir sind grade wieder die Tränen gekommen, das Bild mitdem kleinen Schiff beschreibt meine Situation gerade jetzt und seit vielen Jahren immer wieder sehr gut. Manchmal schaffe ich das Ruder in die Hand zu nehmen aber oft nicht.
Ich möchte sehr gerne hingehen, mein Freund kommt mit. Ich habe ihm aber schon gesagt, dass es sein kann, dass ich es nicht schaffe, dass wir nicht weiter fahren brauchen oder nicht aus dem Auto aussteigen kann.
Ich war auch noch nie bewußt auf einer Beerdigung, ich weiß gar nicht so genau wie es sein wird. Mir ist vorher auch eingefallen, dass ich meine beiden Halbbrüder sehen werde, das ist schon krass. Auch meinen leiblichen Vater. Früher hatte ich sehr viel Angst vor ihm. Du schreibst, dass du ihn als bedrohlich empfindest, du hast das Gefühl, das er seit jeher in mir auslöst, sehr gut beschrieben. Aber mein Freund ist dabei, er ist sehr groß und stark ;-)

Die Trauerfeier ist gleich morgen, es geht alles rasend schnell. Scheinbar wußte auch die Schwester meiner Mutter, dass mein Opa gestorben ist aber niemand hat mir früher was gesagt. Ich habe es heute morgen durch Zufall erfahren, weil ich meienr Oma zum Geburtstag gratuliert hat. Sie hat es in der Zeitung gelesen. Es stehen alle Enkel dabei. Nur ich nicht. Es tut alles sehr weh. Mein großer Wunsch war es immer, meinen Opa nochmal zu sehen. Es ist so schade. Er war auch wohl lange sehr krank. Ich mach mir auch Vorwürfe, dass ich mich nicht gemeldet hab, mir ging das tatsächlich die letzten Monate immer wieder durch den Kopf. Dann dachte ich "nächstes Jahr", da ist es ruhiger. Aber ich sollte mir wohl keine Vorwürfe machen. Tatsächlich hatte ich auch immer Angst, dass er sterben könnte, ohne dass wir uns nicht nochmal sehen. Jetzt ist es passiert und ich fühle mich doch irgendwie erleichtert, zuerst war ich verzweifelt.

Schade finde ich auch, dass sich mein Freund und mein Opa nie kennenlernen werden. Das wäre sehr schön gewesen.
Es ist auch schade, dass meine Hoffnungen jetzt tatsächlich kapitulieren müssen, ich dachte immer, ich krieg das irgendwie schon hin, dass alles gut wird. Ich frage mich: Ist das alles echt? Ist das echt die Realtität grade?

Wenn ich es nicht schaffe, hinzugehen, mache ich es so, wie du geschrieben hast: Einen schönen Spaziergang.
Danke, liebe(r) Soul!
Ein lieber Gruß!
Glückbringergruß
peter 1965
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von peter 1965 »

Liebe Philosphsin,

ich wuerde Dir sicher raten zur Beerdigung zu gehen. Es kann der erste Schritt in eine neue Familie sein, die dieser Anlass bietet. Sei nicht enttäuscht, wenn es nicht klappen sollte, aber Du hast es dann wenigstens versucht.

Das Leben geht weiter und wir lernen alle aus den Erfahrungen, die wir machen.

Alles Gute und viel Glück.
Peter
PhilosophinOhneBoden
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Lieber Peter,

vielen Dank, auch für deinen Rat. Ich werde es versuchen und hoffe, ich schaffe es.

Ich werde sicher sehr aufgeregt sein.

Viele Grüße
Glückbringergruß
SoulOnFire
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von SoulOnFire »

Hallo nochmal zur späten Stunde,


ich drücke dir alle Daumen und wünsche dir viel Kraft! Wenn Du Lust hast, würde ich mich freuen, wenn Du in einer ruhigen Minute uns mitteilst, wie es gelaufen ist. :-) Und vor allem, wie es dir dabei ging und dann geht!

Liebe Grüße!!
Der SoulOnFire.
PhilosophinOhneBoden
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Das mache ich, lieber SoulOnFire. Danke :-)!!
Meine Mutter und meine Tante haben mir auch angeboten, mitzugehen. Meine Mutter ist ja sehr sehr vielen Jahren geschieden von meinem leiblichen Vater und meine Tante die Schwester meiner Mutter. Ich kann das aber nicht entscheiden, dafür ist mein Kopf zu voll. Ich glaube ich sage, sie können gerne hingehen, ich werde aber mit meinem Freund woanders hinsitzen. Aber das ist auch blöd.. :( eigentlich brauche ich mir ja nichts denken, und meiner Mutter und meiner Schwester die Nase vor der Tür zu schlagen, weil ich auf die trauernde Familie meines leiblichen Vaters Rücksicht nehmen sollte. Aber irgendwie finde ich es ist ganz alleine meine Sache.

Fragezeichen Fragezeichen. Nachher gehts los.
Tschüss ihr Lieben!
Liebe Grüße
Philo
Glückbringergruß
Bolz
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von Bolz »

Hallo Du,

das ist ganz allein Deine Entscheidung und Du hast Dich ja offensichtlich schon entschieden.

Falls es aber eine unschöne Erfahrung werden sollte, dann würde ich Dir gern erzählen, wie ich es mache, wenn jemand gestorben ist. Ich hänge in meinem Garten einen kleinen Kristall an meine Scheune oder einen Ast, der wunderschön in der Sonne funkelt wenn sie drauf scheint. Immer dann wenn man dran vorbei geht und das funkeln sieht, kann man sich erinnern und durch das funkeln ist der Kristall irgendwie "lebendig".

Oder ich lege einen schönen Stein in ein Beet, den man auch mit einem Namen bemalen kann. So hast Du einen Ort für Dich als Gedenken und brauchst keinen Friedhof ( der für mich sowieso immer eine unschöne Atmosphere hat ).

Vielleicht ist das auch was für Dich.

Lg
Bolz
PhilosophinOhneBoden
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Ist das ein Traum oder ist es wahr?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo ihr Lieben,

mir fehlen die Worte, zu beschreiben, was geschehen ist. Es war das Richtigste was ich tun konnte. Ich bin so unendlich froh, in mir macht sich eine lang ersehnte, tiefe Ruhe breit. Ich möchte euch allen danke, mich dahingehend bestärkt zu haben, auf die Beerdigung von meinem Opa zu gehen.

Mein (leiblicher) Vater und ich stehen seitdem in Kontakt und wir sehen uns am Wochenende!! Es haben so viele Leute vor Freude geweint, ihr glaubt es nicht.
Wir haben ja das letzte Mal normal Kontakt gehabt (wenn man das so sagen kann, wenn einen die Eltern jedes Wochenende austauschen), da war ich ein paar Jahre alt. Es ist so unfassbar überwältigend. Und wir sind uns ähnlich! Ich bin null mehr sauer auf ihn, nur froh. Aber auch ein bißchen nervös, was jetzt kommt. Schließlich sind viele Jahre vergangen. Aber ich glaube, wir schaffen das.

Ich schreib irgendwann mehr. Ich bin zu platt :cool: :springen: :kopftanz: :blabla:
Das muß ich doch noch schreiben! Ich habe jetzt drei Brüder!! Vorher einen. Und die Frau von ihm ist auch so nett.
Aber meine Familie, mit der ich aufgewachsen bin, fehlt mir. Ich kann dieses krasse Erlebnisse momentan nicht mit ihnen teilen. Vielleicht freut sich mein Bruder für mich. Meine Mutter tut sich schwer, sie weiß es schon, und mit meinem (Stief-)Vater, der für mich wie ein Vater ist, meldet sich seit Monaten nicht bei mir.

Aber mein Freund ist da und meine Tante. Es ist so krass!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Euro Philo im siebten Himmel endlich geerdet auf der Erde.
Glückbringergruß
FairyQueene

Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von FairyQueene »

Herzlichen Glückwunsch!
Ich finde es toll, daß Du Dich "getraut" hast, und wie schön, daß sich so etwas Gutes ergibt!
Liebe Grüße
FairyQueene
SoulOnFire
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von SoulOnFire »

Da fällt mir ein Stein vom Herzen. :-) Manchmal dreht sich einfach die Welt um. Dass du jetzt ein bischen nervös bist, was nun kommen mag.. das glaube ich dir. Platt sein.. ich finde das einen schönen Ausdruck dafür, wenn vieeel Anspannung einfach erstmal abfällt. Als würde man sie raus pusten und dann eben platt sein. :-)

Viele Grüße
Soul
PhilosophinOhneBoden
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hej,
danke für die lieben Worte :) so, du hast es recht beschrieben!
Ich muß soviel Sachen erledigen und trotzdem den Kopf behalten :D
Mein ganzer Körper hat Dienstag nur gezittert, so fertig war ich. Aber positiv.

Ein ganz lieber Gruß!
Glückbringergruß
PhilosophinOhneBoden
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo ihr Lieben,

nun muß ich euch berichten, wie es weitergegangen ist. Die Beziehung von meinem Freund und mir hatte bereits ein paar Probleme, als ich meinen leiblichen Vater "kennengelernt" habe. Es sind sehr intensive Wochen mit meinem Vater gefolgt. Im ersten richtig langen Urlaub, den mein Freund und ich uns lange gewünscht haben, haben mein Vater und ich jeden Tag telefoniert. Ich hab ihn auch vollgejammert, dass ich meinen Vater vermisse, war also quasi nicht wirklich anwesend. Es gab auch so gut wie keinen internsiven Moment zu Zweit in dem Urlaub, was doch so wichtig gewesen wäre für uns, stelle ich nachblickend fest.

Gleich nach dem Urlaub bin ich für einige Wochen zu meinem Vater gereist und in dieser Zeit auch eine Woche mit ihm verreist. Mit meinem Freund hatte ich in dieser Zeit nur spärlichen Kontakt; wir wollten diese Wochen dazu nutzen, auch unsere Partnerschaft zu überdenken, da es im Urlaub und zuvor einige unschöne Situationen gegeben hat. ich muß dazu sagen, nachdem mein Freund mich so großartig unterstützt hat und mit zur Beerdigung gegangen ist, meinte ich für mich, mein Feund braucht mir jetzt gar ncihts mehr zu beweisen. Leider habe ich ihm das nicht gesagt. Er hat vor unserem Urlaub gesagt er hat Zweifel an unserer Partnerschaft, die sich zum einen aus früheren Problemen ergeben und zum anderen ergänzt wurden durch die neue Vater-Situation. Mein Vater war von Anfang an sehr präsent, sagt zu mir dass er mich liebt und hat oft mit meinem Freund telefoniert ob er alles richtig macht und auch meinem Freund gesagt, dass er ab jetzt aufpasst, wer der Mann an meiner Seite ist. Mein Freund hat vor dem Urlaub gesagt, er zweifelt, dass er da mithalten kann und mir das geben kann, was mein Vater mir geben kann. Und er hat auch das Gefühl, dass so viele schöne Dinge auf mich warten: Ein neuer Job, der dort ist, wo meine zwei besten Freundinnen wohnen und mein Vater viel näher ist, da steht er mir nur im Weg, wenn ich bei ihm bleibe (Ich hätte zum neuen Job gependelt).

Nach diesen Wochen bei meinem Vater habe ich mich auch verändert. Ich war öfter sehr wütend. Auch meinem Freund gegenüber, das war vorher auch schon so, weil ich mich so alleine fühlte, aber das hätte in dieser Zeit nicht sein dürfen. Mein Freund konnte einfach nur alles falsch machen. Ich hatte das erste Mal das Gefühl, ein Scheidungskind zu sein, denn meine Eltern trugen ihre alten Konflikte über mich aus. Mein Vater und ich haben uns zweimal furchtbar gestritten, ich mußte mich so wehren, dass vom Schreien mein Rücken tagelang weh getan hat. ich habe ein eigenes Zimmer im Haus meines Vaters bekommen, was ein wunderbares Gefühl ist. Einerseits. Denn anderseits teilt mir mein Vater mit, dass dort jetzt mein Zuhause ist. Dabei habe ich mich in der Zeit, als mein Freund und ich zusammen wohnten, unsere Wohnung zum ersten Mal in meinem Leben als richtiges Zuhause und ein Ankommen gefühlt!! Ich habe mich jeden Tag nach der ARbeit auf UNSER Zuhause, unsere gemeinsame Zeit und IHN gefreut. In dieser teilweise schönen aber auch furchtbaren Zeit bei meinem Zeit teilte mir mein Freund am Telefon mit, dass er die Beziehung nicht mehr will.

Dann brach wirklich eine Welt für mich zusammen. Jetzt war ich bei meinem Vater und hatte den Vater, den ich mir immer gewünscht habe, dafür keinen Freund mehr, der mir soviel mehr bedeutet, als "nur" eine Beziehung zu haben, denn ich fühlte mich vor unserer gemeinsamen Wohnung ja immer so "Zuhause-los".
Wir beschlossen dann, es nochmal zu versuchen. Diese Zeit hielt bis vor ein paar Wochen. Ich merkte, dass sich mein Freund schon sehr zurück gezogen hat udn wir stritten usn wieder wegen vieler Dinge, auch altbekannter Dinge. Das kann ich nicht verstehen, er wußte ja, was genau die Probleme sind. Er meinte dann auch, was muß noch passieren, dass du es checkst?! Aber dann wieder tat er alles, dass ich denken mußte, er liebt mich noch oder hat Gefühle für mich. Shclußendlich war ich völlig kraftlos und leergesaugt. Und habe gesagt, wir müssen, der Sache eine Ende setzen. ich bin jetzt da hingezogen, wo mein neuer Job ist.

Nun sitze ich da, mit einem Vater, der wie ich jetzt merke, wahrscheinlich eifersüchtig war (er fragte jetzt am Shcluß oft, als ich noch in der gemeinsam Wohnung war: Ist dein Freund jetzt weg?, Seid ihr jetzt endlich endgültig getrennt?). Mein Freund konnte wahrscheinlich nicht neben ihm bestehen und ich habe sicherlich dieses Gefühl bestätigt. ich dachte jedoch, ich kann das ausleben, unsere Beziehung hat einen intensiven Kern, der davon nicht umgeworfen wird. Er war eigentlich immer für mich da. Wo er mich gebraucht hätte, als er Zweifel an unserer Beziehugn hatte, war ich nicht für ihn da. Dafür muß ich jetzt wohl bezahlen (das meine ich nicht als Vorwurf an meinen Freund, sondern als Rekapitulation).

Ich fühle mich wie im falschen Film, den ich langsam als Realität realisiere. Ich sitze auf einem Scherbenhaufen. Habe einen Vater, aber keinen Freund mehr. Ich weiß nicht, was besser ist. Ich möchte meinen Freund nicht für immer verlieren.

Ich wünsche mir so sehr beides. Vater und Freund. GENAU DEN Freund, den ich hatte. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Würde mich sehr über Antworten freuen :) Fühle mich alleine und ein großes Fragezeichen.
Eure Philo
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von SoulOnFire »

Hallo du.

Wie geht es dir nun nach ein paar Tagen? Wie geht es dir in Bezug auf deinen Freund? Habt ihr nochmal Kontakt gehabt?

PhilosophinOhneBoden hat geschrieben:Mein Vater [...] hat oft mit meinem Freund telefoniert ob er alles richtig macht und auch meinem Freund gesagt, dass er ab jetzt aufpasst, wer der Mann an meiner Seite ist.
Wie geht es dir damit?

Denn anderseits teilt mir mein Vater mit, dass dort jetzt mein Zuhause ist. Dabei habe ich mich in der Zeit, als mein Freund und ich zusammen wohnten, unsere Wohnung zum ersten Mal in meinem Leben als richtiges Zuhause und ein Ankommen gefühlt!!
Hmm für mich ist Zuhause da, wo ich mich zuhause fühle. Da kann einem nicht jemand sagen "du bist jetzt hier zuhause!". Also sagen schon, aber das erzeugt nicht unbedingt das gemeinte Gefühl von Geborgenheit, Identifikation und Nest. Um so wichtiger finde ich, wie du die Wohnung mit deinem Freund beschrieben hast.

Mein Freund konnte wahrscheinlich nicht neben ihm bestehen
Was muss da bestanden werden? Und wer entscheidet dass da so ein Wettbewerb stattfindet?
Beim Lesen gerate ich da ja schon unter Druck... oweia...


Mein Eindruck ist, dass da sehr viel aufgebrochen ist und durcheinander schießt. Dass da zwei Menschen sind, die eine Beziehung führen und so viele Gefühle aufbrechen, dass sie überfordert sind und sich dann trennen. Beide wollen da gesehen werden und beide kommen in dieser Phase zu kurz. Dein Freund ist da glaube ich in sehr großen Druck geraten (würde ich auch^^) als auf einmal ein erwachsener Mann anruft und sagt, ich pass jetzt auf. Ich käme mir da sehr beobachtet und unwohl vor. Da würde ich auch einen Schritt zurück treten.

Hast du jetzt noch so intensiven Kontakt zu deinem Vater? Ich bin nicht sicher, ob der Kontakt im Moment vielleicht zu intensiv ist? Auf mich wirkt es als würde da sehr viel deiner Energie drauf gehen und als könntest du sie eigentlich aber auch selbst ganz gut gebrauchen?

Soul
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Re: Beerdigung, soll ich hin?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo Soul, hallo Maxi,

vielen Dank für eure Antwort! :) Es geht soweit. Letzte Woche hatte ich mich soweit wieder hergestellt und mir ging es auch ganz gut damit nachdem mein Freund mir einen Brief geschrieben hat, relativ nüchtern und kurz dass er zu wenig Gefühle hat und wir zu verschieden sind. Es stand eigentlich nichts Neues in dem Brief, das waren bei unserer Trennung auch seine Argumente gewesen.
Ich hatte sowas schon im Gefühl OBWOHL wir, als wir gemeinsam in unserer Wohnung waren und was mich bewogen hat, ihm zu schreiben, anders gefühlt hab. Ich habe ihm einen Brief gegeben als ich ausgezogen bin, weil ich fühlte oder mir einbildete? irgendetwas scheint noch zwischen uns zu sein und weil ich mir sehr wohl mit ihm fühlte. In meinem Brief habe ich geschrieben, welche Fehler ich aus meiner Sicht gemacht habe, auch dass ich meinem Vater zuviel Raum eingeräumt habe.
Das ist bereits seit Wochen anders,vor allem seit wir getrennt sind. ich spüre ganz deutlich, dass ich Grenzen ziehen muß udn meine Entscheidungen alleine treffen muß. Mein Vater hat es gut gemeint, aber es war nicht gut soviel mit ihm über die Beziehung zu sprechen. Nicht gut, weil wir uns ja noch gar nicht solange kennen. Aber er hat wirklich auch zusammen mit mir gekämpft und gesagt tu was du tun kannst, dass es wieder geht. Aber es war da eigentlich shcon zu spät. Wenn es einen möglichen wirklichen Zeitpunkt gegeben hätte, wäre das im urlaub gewesen oder früher? ich weiß es nicht. Mein Freund hatte sich ja zuvor schon sehr verändert. Mich angeschrien, jetzt ist Schluß und mir dann Blumen gebracht..
Mein Freund sagte selber in der Schlußphase, er ist 50/50 gespalten. Diese Uneindeutigkeit habe ich seit unserem Urlaub gemerkt und entweder war er total lieb und so wie immer oder relativ hart und anlehnend (siehe oben). Ich denke auch, dass er es eher rational für sich klar macht um sich zu schützen. Wir haben nachdem ich seinen Brief erhalten habe, länger telefoniert. Ich habe nochmal gekämpft, er hat irgendwann gesagt, es macht keinen Sinn mehr (darüber zu sprechen). Ich habe dann "einfach" nach vorne geschaut.

Ich war am Wochenende nochmal in unserer gemeinsamen Wohnung, weil ich die restlichen Dinge klären wollte, alle, um damit wirklich abschließen zu können udn nicht mehr Kontakt haben zu müssen. Es hat mich wieder runter gezogen. Es ist jetzt klar, dass es gelaufen ist. Ich hatte die meiste Zeit wenig Lust, ihn in den Arm zu nehmen (meine Gefühle waren tot und ich war die meiste Zeit tierisch genervt, weil er sich um nichts kümmern wollte bzw. trödelt, was geregelt werden muß) ihm aber am Schluß gesagt, dass es eine schöne Zeit mit ihm war. Da meinte er, jetzt ist aber gut und ist gegangen. Vor allem die Geste von mir konnte er wohl nicht aushalten (mir geht das auch nach, ich fühle es jetzt noch wie er sich angefühlt hat).
Er will aber, wenn wir uns gesehen haben, immer wissen wie es mir geht und richtet Grüße an mir nahestehende Leute aus, die ich ausrichten soll.
Seitdem ist kein Kontakt mehr, es geht jetzt nur noch um die letzten organisatorischen Dinge. Er widerspricht vehement, dass die veränderte Konstellation mit meinem Vater irgendetwas mit der Trennung zu tun hat.

Mit dem Satz von meinem Vater geht es mir sehr schlecht. ich spüre den Druck und werde unsagbar wütend. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. ich habe davon viel später erfahren.
Erst vor kurzem habe ich von einer Sms erfahren, die mein Freund kurz nach diesen Gesprächen zwischen meinem Vater und ihm an meinen Vater geschrieben hat: Danke, dass du XY so gut aufnimmst. (...) Sie nimmt dir jetzt keiner mehr weg.
Mir zieht es den Boden unter dne Füßen weg, lasse ich mir das durch den Kopf gehen.

Es ist sehr viel Energie in die neue Situation geflossen mit meinem Vater. Es hat sich dann aber beruhigt (selten tel), dann war aber alles schon so verhärtet und auswegslos zwischen meinem Freund und mir, obwohl wir es versucht haben, es nochmal zu probieren. Er hat sich dann abe rnicht wirklch eingesetzt, dass es hätte klappen können, das hat er auch gesagt im Nachhinein. Er konnte es nicht, weil er zuvor shcon aufgegeben hatte.
Wir hatten ja tatächlich zuvor auch schon Probleme. Er konnte nicht über Probleme reden oder seine Gedanken erzählen und hat immer gesagt OK wir streiten, die Beziehung ist gefährdet. Er konnte mir nur so ganz wenig zeigen und sagen wie er fühlt. Er konnte mich ganz selten von sich aus in den Arm nehmen, ich mußte das fast immer leisten. Seine Mutter hat eine riesige Rolle in seinem Leben gespielt. Seine Familie war die Nummer 1 bei ihm.

Mein Zuhause ist da wo ich bin. Jetzt eben alleine. Es ist ein seltsames Gefühl, nun wieder alleine zu wohnen. Ein noch seltsameres Gefühl ist es, dass vielleicht wirklcih etwas auseinander gegangen ist, was nicht hätte sein müssen. Diese Dramatik schmerzt.
Meine engsten Freundinnen zweifelten shcon früh an unserer Beziehung, weil wir sehr unterschiedlich sind. Ich fühle jetzt auch eine große Freiheit, die ich gerne auch in der Beziehung gespürt hätte, die aber nicht möglich war, weil mein Freund so anders lebt wie ich und es immer so ein kleiner Vorwurf war von ihm udn seiner Familie wie ich bin. Es hätte vielleicht funktioniert wenn wir beide an einem Strick gezogen hätten und gesagt hätten: Wir haben Gefühle füreinander und wir wollen dafür einstehen und alles tun, was möglich ist, dass es klappt. Aber es ist ja shcon daran gescheitert, weil mein Freund sagte die Gefühle reichen nicht, obwohl ich sie ganz klar von ihm gespürt habe. Vielleicht habe ich mir das eingebildet.
Ehrlich gesagt, glaube ich das nicht!! Er lässt es einfach nicht zu, weil es einfacher ist, diesen Weg zu gehen. Es ist zu schmerzhaft für ihn, sich damit zu beschäftigen, was passiert, wenn man Gefühle zulässt. ich bin diesen Weg bereits vor einigen Jahren gegangen, wie viele in diesem Forum. Es ist nicht einfach aber ich lebe damit besser, weil ich mich echt fühle. Es schmerzt mich, dass er Gefühle vielleicht nie spüren wird. Natürlich habe ich dann auch meine Fehler, die er nicht akzeptieren konnte (meine Gefühle waren ihm immer zuviel im positiven wie im negativen). Ich habe ihm oft gesagt, dass ich ihm gerne dabei helfen möchte, wenn er es will.

Unsere "Durcheinanderphase" hats du gut beschrieben, Soul. Den Kopf hätte ich mir wohl früher zurecht rücken lassen sollen von dir, Maxi ;-)
Ich muß damit leben, dass es zu spät und vorbei ist. Tatsächlich habe ich einiges an Schwierigkeiten, die wir hatten, verdrängt. 100% realisiert habe ich es wohl noch nicht. Ist alles noch zu neu, neue Umgebung usw.

Danke euch und bis bald :)
Philo
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