Auf dem Weg

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Kucki
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Auf dem Weg

Beitrag von Kucki »

Hallo liebes Forum.

Ich habe eine Frage an Euch und hoffe, daß ihr meiner Frau und mir den richtigen Weg zeigen könnt, damit unsere Kinder nicht zusehr leiden werden.

Erstmal zu mir.
Ich stamme aus einer Familie, in der es bis heute Tabus und Geheimnisse gibt, welche auch mich anbetreffen.
In dieser Familie hatte ich immer das Gefühl, dort nicht hin zu gehören.
Letztes Jahr habe ich aufgrund eines andern Umstandes faktisch festgestellt, dass ich ein Kuckuckskind bin.
In dieser Familie war mein Stiefvater der gute und meine Mutter diejenige, die anscheinend ihre eingenen Probleme auf den Schulter der Kinder austrug. Dort spielten Alkohol und durchsetzen von Anweisungen mit Gewalt eine Rolle.
Dieses Thema habe ich aber für mich geklärt und gehe meinen Weg.

Nun zum Thema: in meiner jetzigen Ehe haben wir 2 Kinder, 12 und 8 Jahre. Für mich gehts nicht mehr. Dafür gibt es eine Menge Gründe, u.A. dass ich mit meiner Frau auf keinen Nenner komme, was den Umgang mit den Kinder anbetrifft, dies soll hier aber nicht direktes Thema sein.
Ich werde den Weg aus der Ehe heraus gehen und im näheren Umkreis eine Wohnung nehmen, so dass ich meiner Verantwortung gegenüber den Kinder gerecht werden kann.
Ich habe für mich alle Möglichkeiten durchdacht, komme aber aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, welche ich in einer Familie gemacht habe die durchgehalten hat, zu dem Schluß, dass es besser ist zu gehen.

Da ich meine Kinder liebe und weiss, wie es sich anfühlt, keinen emotionalen Vater und Mutter zu haben, und alles mit mir alleine ausmachen musste, möchte ich für meine Kinder aber da sein. Nur in dieser Ehe sehe ich keine Zukunft.
Was sind eure Erfahrungen die ich anzapfen kann, um den richtigen Weg zu finden ?

Ich weiss, ich habe diese Mail zwischen Tür und Angel geschrieben, doch ich musste es loswerden und hoffe auf eine rege Diskussion. Danke schonmal an Euch,

bis später

Kucki.
Tamara22
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Re: Auf dem Weg

Beitrag von Tamara22 »

Hallo Kucki,
herzlich willkommen hier im Forum :)

Irgendwie finde ich es immer wieder beeindruckend, wenn sich hier Eltern melden, die vorher um Ideen bitten, wie sie das für ihre Kids gut hinbekommen können. Das tut mir gut zu sehen und das ist sicher nicht so leicht.

Ein guter Weg, hm...ich glaube, dass es wichtig ist, dass jeder den für sich bestmöglichen Weg geht. Und Weg meint, dass da Bewegung drin ist und sich immer wieder die Richtung ändern kann, dass es Kreuzungen gibt und es mal rauf und mal runter gehen kann, das Wetter vielleicht nicht immer mitspielt und man sich auch mal verläuft...und auch mal Pause macht und verschnauft, sich die Gegend anschaut und sich nochmal neu orientiert.

Du stehst am Anfang von deinem Weg, so hört es sich für mich an. Und du hast Ideen wo du hin möchtest und was dir wichtig ist auf diesem Weg.
Und du hast da schon für die ersten Schritte eine Entscheidung getroffen, nämlich die, dass du loslaufen wirst.
Deine Kids nehme ich an, wissen davon noch nichts, während du ja schon einige Pläne gemacht hast und Gedanken dazu schon eine Weile präsent sind.
Ich finde es ganz wichtig, sich dessen bewußt zu sein, dass da verschiedene Zeitfenster sind, die nicht immer parallel laufen.
Ist vielleicht bildlich so als hättest du ein sehr kleines Kind an der Hand und mußt deine Schritte der Geschwindigkeit des Kindes anpassen...es läuft eben noch langsamer als du.
Das heißt wenn du Bescheid gibst, dass du losgehst, dann wirst du an mancher Stelle langsamer laufen müssen, damit deine Kids nachkommen können, ihre Schritte auf diesem Weg machen und da nicht den Anschluss verlieren.

Und dafür braucht es auch klare Ansagen, wo es hingehen kann und vor allem das zeigen, dass du um den Weg weißt, dass du Bescheid weißt und da Sicherheit hast, die sie spüren können. Und da ist es ganz wichtig, dass du da für dich sorgst, sehr gut sorgst und stabil bist und wenn das mal nicht so ist und diese Momente wird es sicher geben, dann auch wieder jemand hast, der da Ressource sein kann und für dich da ist. Vielleicht eine Art Weggefährten der um deinen Weg weiß und dich da begleiten kann und da ist.

Und an manchen Stellen auf eurem Weg kannst du sicher mit deinen Kids besprechen wie ihr weitergehen wollt, sie ihrem Alter entsprechend einbinden und ihnen so zeigen, dass es dir wichtig ist, dass das euer gemeinsamer Weg wird.
Bischen bildlich, aber das kam mir eben so und es ist mal ein erster Gedanke, ganz ohne Ratschlag gemeint, als Bild eben.
Sicher kommen hier noch mehr Ideen zusammen, das wünsche ich dir.
Schön, dass du da bist.
Lieben Gruß Tami
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Kucki
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Re: Auf dem Weg

Beitrag von Kucki »

Hallo Tami,

danke für deine Antwort.
Ja, ich kann dass was du schreibst nachempfinden, doch die Umsetzung ist da eher schwierig.
Ich stehe da immerwieder im Zwiespalt zwischen dem was ich möchte und dem was ich für meine Kinder tun kann.
Der Idealfall wäre natürlich keine Trennung, doch fühlen tue ich da anders.

Ich weiss, dass ich nur dann für die Kinder Halt und Sicherheit geben kann, wenn ich selber für mich stehen kann.
Die Standkraft wird mir in Diskussionen mit meiner Frau genommen, bzw. es kostet soviel Kraft, dass ich manchmal dazu neige,
mich aufzugeben.
Dies habe ich leider viele viele der vergangenen Jahre getan, und bin an einem Punkt angekommen an dem ich nur noch zwei Wege hatte,
zum Leben oder zum Tod. Ich habe mich fürs Leben entschieden und möchte weiterleben.

Es gibt jemanden der mir Kraft, Zuversicht und Trost gibt, doch ich möchte alleine stehen können...
Ja, es wird ein Weg mit Höhen und Tiefen, doch es schmeckt nach Leben und ist Gegenwart.

Ich weiss, dass ich nicht alles retten und beeinflussen kann, doch Ruhe, Zeit und Gespräche sind die Basis.
Daher suche ich verzweifelt eine Wohnung um aus der Situation heraus zu kommen und eine Möglichkeit der Ruhebasis zu schaffen.
Dort wo es möglich ist, Gespräche und Gedanken, so wie ich es mag und bin, zu führen.

Nun später mehr.

Gruß,
Kucki
Tamara22
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Re: Auf dem Weg

Beitrag von Tamara22 »

Guten Morgen Kucki,

eine Entscheidung hast du getroffen für das Leben, lese ich.
Und damit auch für dich und ich glaube auch für die Möglichkeiten, die das Leben so bietet.
Und ich meine zu spüren, dass es dir winkt, du dich da an einem Punkt, als der der du bist gemeint fühlst und dort sein willst.
Dass es dich da hinzieht, wo du so bist, wie du sein magst, dir keine Energie genommen wird, du nicht deine Standkraft verlierst.
Mal ein Gedanke zu dir und deiner Frau,
du schreibst dass dir die Standkraft genommen wird in Diskussionen mit deiner Frau. Was denkst du nimmt dir diese Kraft, was ist es, das da passiert, dass du deine Kraft nicht mehr wahr-nehmen kannst, vergisst dass du sie hast, sie aufgibst?
Im Kontakt mit Menschen kommen wir immer wieder an unsere Themen, bei manchen Menschen berührt es die Themen die sich gut anfühlen und einfach sind, die wir gern annehmen, in denen wir uns angenommen fühlen, bei anderen Menschen berührt es Themen, die sich schwer anfühlen, die die ganz Tiefen Schichten betreffen, die ins Schwanken bringen.
Und an dieser Stelle haben wir die Möglichkeit uns zu entscheiden, was wir damit tun wollen, mit diesem berührt sein...

Und so wie ich lese, hast du da für dich entschieden und das ist ein wichtiger Schritt.
Und wenn du ihn so klar selbst wahrnehmen kannst, als das was du willst, um der zu sein, der du bist, dann zeig das deinen Kindern, damit sie dich so sehen können.
Sie haben so feine Antennen, wie werden erkennen, dass du das wirklich bist und sie sich darauf verlassen können, dass du da greifbar und echt vor ihnen stehst.

Ja die Umsetzung ist schwer, das sehe ich, dass du das so erlebst und das kann ich nachvollziehen. Und es darf schwer sein und ich wünsche dir, dass du das Schwere kraft-voll erleben kannst, dass du darin deine Kraft erleben kannst, da Lösungen zu finden. Manchmal denke ich, dass das Schwere genau dafür wichtig ist, dass wir uns in unserer Kraft erleben können, daran erinnert werden, welche Möglichkeiten wir haben. Und wenn du das vergisst, dann such dir Menschen, die dich daran erinnern, die dich so kennen, darum wissen. Manchmal braucht es nicht mehr als ein erinnert werden. Wenn die Seele grade sehr belastet ist, vergisst der Rest manchmal was er weiß....und auch das darf sein.
Und vielleicht kannst du jetzt, in dem Moment, in dem du dir klar bist vorsorgen, sorgen für dich, für die Momente, die nicht so klar sind, dir Menschen suchen, die wissen, dass du auf dem Weg bist und dich begleiten können, da sind.

Wir hier sind es gern und begleiten dich, wenn du das magst.
Das für diesen Moment, verbunden mit dem Wunsch, dass da Kraft für dich spürbar ist.
Tami
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Kucki
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Re: Auf dem Weg

Beitrag von Kucki »

Hallo Tami,

vielen lieben dank für deine Antwort.

Ja, ich möchte mich anlehnen und deine/eure Hilfe in anspruch nehmen.
Danke dafür, dass ihr/du eure/deine Hilfe anbietet.

Ich bin jemand, der sein Leben lang den Weg nach vorne suchte und die Probleme und Hindernisse eher als Herausforderung sieht und weniger als Hindernis.
Da bin ich der Gegensatz zu meiner Frau. Ich habe oft das Gefühl, verantwortlich für alles und jenes zu sein.
Klar habe ich nen riesen Anteil an der jetzigen Situation und bin auch derjenige, welcher die Veränderung einleitet, doch es ist mein Weg.

Ich habe in 2010 durch einen persönlichen Tiefpunkt erlebt, dass ich nicht alles durch Kraft und Einsatz erledigen kann.
Mir blieb nur noch der Weg einer klaren und reine Kapitulation vor mir selbst und dem Zustand in dem ich war.
Es gab für mich nur noch Leben oder Sterben.
Aus dieser Erfahrung heraus weiss ich, das Klarheit, Aufrichtigkeit, Authentizität und Offenheit, zum Wohle meiner eigenen Gefühle und der Gefühle meiner Kinder, ein notwendiger und unabdingbares Verhalten sind.
Solange ich den Gefühlen meiner Kinder nahe bin, werde ich ihnen auch auf diesem Weg ein Begleiter sein können.
Dazu bedarf es aber, dass ich für mich selber stehen kann und Zeit und Ausdauer habe.
Mich mit dem Wesen Trennung furchtlos auseinandersetzen will um da sein zu können.

ich hoffe dass es geht, und der Weg nicht zu steil für die Kinder wird.

Lieben Gruß,
Kucki
Tamara22
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Re: Auf dem Weg

Beitrag von Tamara22 »

Lieber Kucki,

ich spüre da viel Kraft in dem was du schreibst.
Mag dir noch einen Gedanken schicken.
Auch die Furcht ist wenn du sie fühlen kannst Teil deiner Offenheit und Authetizität.
Und wenn sich so ein Gefühl zeigt, dann möchte es damit ja auch etwas "sagen".
Und ich kann mir vorstellen, dass solche Gefühle Teil einer so großen Entscheidung sind und all dem was da auch dich zukommt und auf euch.
Da hat dieses Fühlen eine Berechtigung, auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Vielleicht können deine Kinder sehen, dass du zwar auch Dinge fürchtest,
dafür aber eine Lösung hast, einen Weg damit umzugehen. Auch deine Kids werden Ängste haben, die dann ok sind, wenn sie wissen, dass
es die bei dir auch gibt, sie Teil einer Veränderung sind und ok und du ihnen zeigen kannst wie man damit umgehen...
Du erzählst, dass du einen Tiefpunkt erlebt, in dem du eine sehr wichtige Entscheidung treffen musstest, die für das Leben und das hast du getan und sp wie ich es erlebe, da für dich sehr viel erkannt und gelernt, darüber was dir wichtig ist und darüber, dass es ein Ja zu sich selbst braucht, so lese ich das von dir.
Und ich bin mir sicher, dass dieses Ja auch für deine Kinder spürbar ist, sie das an dir sehen können.
Du hast das schön ausgedrückt, du leitest Veränderungen ein und das darfst du und das ist ok und es ist auch ok, wenn deine Frau oder deine Kids das erstmal nicht als ihren weg erkennen, sondern als deinen und da dann ihren suchen und auch finden, denke ich. Ein gemeinsames Ziel, einen Fixpunkt wünsche ich dir und deinen Kindern, den ich schon ein bischen erahnen konnte in deinem Gedanken, dass du mit den Gefühlen deiner Kids verbunden sein willst und das ist ein gutes und stabiles Bild finde ich.
Ja wir sind hier, gerne :)

Lieben Gruß Tami
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