Ich brauche einen Denkanstoß

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Bolz
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Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Bolz »

Hallo Ihr,

ich möchte Euch gern um Eure Gedanken zu meinem Problem bitten, denn im Moment habe ich wirklich eine schlechte Phase. Ich bin seit 6 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit 2 Jahren verheiratet. Er hat aus erster Ehe eine 9 Jahre alte Tochter.

Wir haben von tätlicher Gewalt, Beleidigungen, Bedrohungen, Verleumdungen durch die Ex wirklich alles durch und ich bin diese Frau so leid, dass schon ein Anruf von ihr reicht, mir mindestens den Tag zu versauen. Leider ist auch immer wieder was anderes. Sie hält sich nicht an Umgangszeiten ( z.B. war das Kind in den letzten Herbstferien und diesen Sommerferien komplett bei der Oma im Ausland und wir konnten den mühsam genehmigten Urlaub in die Haare schmieren ), es gibt massive Probleme mit dem Kind in der Schule, aber egal was ist, die Mutter schaltet und waltet wie sie will und ist völlig unansprechbar. Im Moment geht die Tochter lt. Lehrer nächstes Jahr voraussichtlich auf die Hauptschule, sie versucht aber sie allein auf dem Gymnasium anzumelden. Alles in allem sind es 1000 Dinge, die hier aufzuzählen zu weit führen würden, aber für mich ist es so, dass der Ärger einfach nicht aufhört und ich inzwischen wirklich richtig krank davon bin.

Mein aktuelles Problem ist aber, dass ich inzwischen nicht mehr schaffe, das Kind nicht für das ganze Theater mit verantwortlich zu machen ( natürlich nur in meinem Kopf ). Ich finde einfach keine Motivation mehr für mich selbst, diese ständigen Beeinträchtigungen meines eigenen Lebens auszuhalten, nur, damit die Kleine möglichst nichts mitbekommt und aller Ärger den ihre Mutter macht von ihr ferngehalten wird. Werden die Termine verschoben, wir springen. Sollen wir sie in den Ferien nehmen, wir nehmen uns Urlaub, kommt sie dann nicht, nehmen wir das stillschweigend hin. Gibt es Theater in der Schule, wir kaufen Lernmaterial, üben mit ihr, machen die Hausaufgaben mit ihr und Muttern arbeitet 4 halbe Tage und kann sich um so was nicht kümmern. Wir halten einen kompletten Kleiderschrank vor, weil sie keine Sachen zu uns mitbringen darf ( wir haben ja ekelige Haustiere ). Eigentlich jedes für sich Kleinigkeiten, ich weiß, aber wofür mache ich das ?

Ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll, aber ich fühle mich wie jemand, der sich permanent verbiegt und macht und tut, aber dafür absolut Null zurückbekommt. Es ist nicht so, dass ich schlecht mit ihr auskomme, aber ich empfinde sie wie eine kleine Prinzessin um die sich der Nabel der Welt dreht und alle anderen beteiligten Menschen stehen hinten an. Alle Kinder die zu uns kommen ( wir haben einen Tierhof ) können gar nicht oft genug zu uns kommen und fragen bei jedem Besuch wann sie wieder kommen dürfen. Wenn mein Mann aber nicht bei der Tochter anruft oder die Abholtermine abstimmt, hören wir von ihr nichts. Der einzige Grund wann sie meinen Mann anruft ist, wenn sie etwas haben möchte oder eine Freundin mitbringen möchte.

Das Schlimmste für mich ist einfach, dass ich absolut keinen Einfluss auf die Situation habe, ich kann nicht mal sagen, das mir z.B. ein verschobener Termin nicht passt, dann würde ich ja meinen Mann einschränken oder neuen Ärger mit der Mutter provozieren. Ich darf mich auch nie gegen den Mist der Mutter wehren, denn ich würde wetten, wenn ihr nur einmal einer Kontra bietet, dann würde sie sich nicht benehmen, als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt. Aber dann läuft mein Mann ja Gefahr seine Tochter nicht zu sehen und ich bin wieder still und mache alles mit. Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen und alle könnten ihren Scheiß alleine machen, aber meinen Mann verlieren will ich ja auch nicht.

Wie kann man ein Kind mögen, für das man soviel unangenehmes aushalten muss und wie kann ich es schaffen, die ganze Situation nicht als ständige Belastung zu empfinden ?

Danke schon mal für alle, die den ganzen Salm gelesen haben!
Lg
Bolz
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Bolz »

Hallo Maxi,

vielen Dank für Deine Worte. Du scheinst ähnliche Erfahrungen zu haben wie ich und es ist überhaupt nicht so, dass ich Schwierigkeiten haben durchzusetzen was ich möchte. Wenn ich sage mach „das und das“, dann tut sie das auch. Mein Problem ist nur: wozu ? Wenn ich zum x-ten Mal sagen muss, dass der Tisch gedeckt werden muss oder die Tiere gefüttert werden müssen wenn man reiten will, dann ist mir das einfach unangenehm. Bei uns ist auch gemeinsames Helfen oder Teilen sehr wichtig und mit Personen die das nicht wertschätzen umgebe ich mich aus Prinzip nicht. Nur bei der Tochter kann ich mir das ja nicht aussuchen. So habe ich immer einen Menschen um mich, mit dem ich freiwillig meine Freizeit nicht verbringen würde.

Menschen die nur an sich denken und nur nehmen sind mir einfach zuwider, auch wenn ich mit einer Ansage die Situation ändern kann. Ich mag einfach niemanden, der sich so verhält. Ich bin in meinem wirklich knappen Privatleben mit Leuten die um mich sind sehr konsequent. Lieber bin ich ganz allein, als mich mit Menschen zu umgeben, die mich ärgern, mir unangenehm sind oder mich hintergehen. Ich äußere das auch regelmäßig sehr direkt und völlig unmissverständlich. So bin ich nun mal und ich bin auch überhaupt nicht einsam damit. Aber bei der Tochter ist es eben so, dass ich mir die Beziehung nicht aussuchen kann. Ich könnte auch sagen, wir tauschen das Wochenende nicht, aber dann trifft es meinen Mann und er ist traurig sie nicht zu sehen. Ich könnte auch zu so vielem was mich an ihr stört etwas sagen und es damit zumindest für den Moment ändern, aber dann ist der Tag im Eimer, weil es für meinen Mann schwierig ist, wenn ich meinen Unmut äußere. Er hat halt immer Angst, dass sie dann vielleicht nicht mehr zu uns kommen könnte, oder die Mutter wieder dazwischen funkt. Bleibt also die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Wie machst Du das, die Stieftochter trotzdem noch zu mögen, wenn Du so viele Verhaltensweisen nicht an ihr schätzt ?

Vielleicht hört sich das jetzt total schräg an, aber wenn ich eine Nacht im Stall verbringen muss, weil ein Pferd krank ist, mir eine Ziege etwas kaputt kaut oder eine Mietze mit klitschnassen Pfoten ins Bett tappt, dann fühle ich mich überhaupt nicht ausgenutzt. Bei den Viechern habe ich nie das Gefühl, dass ich nur mache und tue und nichts zurückbekomme. Bei Menschen aber immer sofort. Ich würde mir die gleiche Geduld von meiner Seite bei der Tochter wünschen, aber bei ihr habe ich mehr und mehr das Gefühl nicht zu wissen, warum ich so viele Nachteile in Kauf nehme, damit sie zu uns kommen kann. Ich schätze, würde ich der Mutter nur einmal die Meinung sagen ( dürfen ), dann würde das Kind so schnell nicht mehr zu uns kommen dürfen. Also wieder Schnauze halten.

Ich brauche eine Sichtweise, mich nicht ausgenutzt zu fühlen und trotzdem keine Erwartung zu haben, dass irgendwas Wert geschätzt wird. Wie schaffe ich das ?

Lg
Bolz
MarliJo

Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von MarliJo »

Liebe Bolz,

einige Denkanstöße, und wie ich finde sehr greifbare Anregungen hat dir Maxi ja schon gegeben und an dieser Stelle möchte ich einmal sagen, dass, wenn es denn einen Tapferkeitsorden für Stiefeltern gäbe, du einen verdient hättest, Maxi. Und Bolz, du bist auch auf gutem Weg, glaube ich !

Natürlich ist es deprimierend für dich/euch, versetzt zu werden und speziell für dich keine Anerkennung für deine Bemühungen von der Tochter zu bekommen (falls es dich tröstet...das bekommen auch die leiblichen Eltern eher selten :rolleyes: ).
Wichtig finde ich aber, dass du dir bewusst machst, dass die Tochter in ihrem Alter für NICHTS verantwortlich ist, was sich in und zwischen der Erwachsenenwelt abspielt.
Sie handelt entweder kindlich instinktiv (und damit egoistisch) oder von Erwachsenenmeinung (ihrer Mutter) beeinflusst. Mit beidem hast du direkt nichts zu tun.
Ob 3 Jahre, 6 oder jetzt 9,..sie hat natürlicherweise nichts gegen dich. Ich glaube, dass Kinder, solange sie selbst entscheiden dürfen, sich nahezu jedem Menschen, der ihnen auch nur halbwegs geheuer erscheint, anvertrauen. So mögen zB eingeschulte Kinder ihre Lehrerin (Lehrer sind ja eher die Ausnahme) zu mindestens 95 Prozent. Meisst erst wenn die Eltern sich in Gegenwart ihrer Kinder kritisch äussern, werden auch die Kinder distanzierter. Natürlich bilden sich Kinder (hoffentlich) auch ihr eigenes Urteil und so wird es auch mit der Tochter deines Mannes sein, was dich betrifft. Aber ersteinmal darfst du davon ausgehen, dass sie nichts gegen dich hat und aus ihrem Horizont überhaupt keine Veranlassung hat, dir nicht wohlwollend gegenüber zu stehen - aber ihre Mutter ( die ja zunächst erste Bezugsperson für sie ist) IMMER bevorzugen wird, das aber NIE böse meint dir gegenüber. Aber auch sie braucht dein Wohlwollen.
Je gelassener du damit umgehen kannst und gleichzeitig der Tochter das Gefühl geben kannst, dass es in Ordnung ist, dass sie dir "nichts schuldig" ist, desto unkomplizierter könnte sich eure Beziehung mit der Zeit gestalten. Kann dauern, aber sicher lohnt es sich.

Liebe Grüße
MarliJo
Bolz
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Bolz »

Hallo MarliJo,
liebe Maxi,

danke für Deine Worte, aber bei Deinem letzten Satz bin ich genau im Zentrum meines Problems. "Dafür lohnt es sich" sagst Du. Wofür denn eigentlich?

Eine Beziehung ist für mich ein gegenseitiges Geben und Nehmen, aber in dieser Beziehung bin ich nur die Gebende und zwar nicht nur im "normalen" Rahmen, sondern auch über Bedingungen hinaus, die man normalerweise gar nicht akzeptieren würde.

Nochmal, ich habe kein Problem mit der Stieftochter, sie ist freundlich, wenn man ihr was sagt macht sie es auch und sie mag mich auch. Das Kinder sich auch um ihre Eltern kaum bemühen mag ja sein, aber das sind eben die Eltern und die haben sich das Kind ja gewünscht. Aber um das alles, was man in ein Kind an Geduld, Verständnis und Mühe "hineinstecken" muss zu leisten, muss man es auch irgendwie lieben können. Das ist mein Problem.

Ich fühle mich als jemand, der nur gibt, bin aber sonst nur die, die halt da ist. Meine Beziehung zu der Tochter ist ja nur der Situation geschuldet, aber ich bin nicht so unrealistisch zu glauben, dass sie wegen mir kommt. Wenn mein Mann nicht mehr wäre würde ich sie nie wieder sehen, wenn es der Mutter nicht passt, bin ich von allem ausgeschlossen, ich darf z.B. noch nicht mal den Kindergarten / Schule betreten um sie abzuholen etc., sonst gibt es riesen Stress mit der Mutter. Man soll mich nicht sehen. Und dafür soll ich jedes Mal wieder geduldig, verständnisvoll und nett sein. Ich habe halt nicht die rosa Brille auf, wenn das Kind auch nur ein Krakelbild malt und ich quietsche auch nicht vor Verzückung wie Eltern das wohl tun, wenn ich z.B. von ihr gedrückt werde. :/:

Irgendwie würde ich das aber eigentlich gern ändern, nur ich weiß nicht wie. Der Einsatz von mir immer wieder eine Faust zu machen, immer wieder Verständnis zu haben, immer wieder zu sagen: sie kann ja nichts dafür ist für mich so groß, dass ich mich ausgenutzt und überfordert fühle. Ich bin auch vom Typ her nicht so ein Muttertier, dem bei jedem Babygesicht das Herz überläuft.

Wie liebt man jemanden, für den man 100x so viel geben MUSS wie man das freiwillig tun würde? Was ist dieses "es lohnt sich" für Euch ?

Grüße
Bolz
sonnenschein2
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von sonnenschein2 »

Liebe Bolz,

auch ich habe ja eine Partnerschaft mit Patchwork Kindern. Zusammen, wenn denn mal alle da sind, sind es 6 Kinder in unterschiedlichen Altersstufen. Wir sind schon einige Zeit zusammen und dennoch kann ich dir, zumindest von unserer Situation sagen, dass es sich nicht auflösen wird, nur entwickeln. Ich habe zu Beginn unserer Partnerschaft auch darum gekämpft von seinen Kindern gemocht zu werden. Auch ich "darf" zu keiner Veranstaltung seiner Kinder gehen. Die Mutter ist ja anwesend. Es liegt an jedem selbst wie man damit umgeht. Und das ist es was ich dir eigentlich sagen möchte. Es gibt in der Liebe und auch in Partnerschaften kein "Richtig" oder "Falsch". Wichtig ist nur, dass es euch in eurer Partnerschaft gut geht. Was ich auch lernen musste, ist , dass ich alleine dafür verantwortlich bin, dass es mir gut geht.
Vielleicht kannst du mal schauen was du brauchst, damit es dir gut geht. Wenn es an den Kind We so ist, dass du lieber für dich sein möchtest, dann mach das auch. Das Gute an Patchwork Familien ist, dass man sich ja auch mal zurückziehen kann. Entweder mit seinen Kindern oder eben auch mal alleine etwas unternehmen kann. Ich kann mittlerweile auch ganz gut mit meinen Kindern alleine in die Stadt oder zum Schwimmen fahren, ohne für den Rest gekocht zu haben... :D Es liegt nicht in meiner Verantwortung. Das ist jetzt nicht böse gemeint. Ich möchte dir nur zeigen, dass es Zeit braucht. Teilweise Jahre des zusammenwachsens und Annäherns. Und es braucht Klarheit. Wenn du klar formulieren kannst, was du möchtest und dies auch einfordern kannst wird es besser. Denn dann hast du für dich klar, was du brauchst.

Vielleicht kannst du mal in dich hineinhorchen und gucken, was du dir wünschst.
Gut für dich zu sorgen, das ist so immens wichtig, liebe Bolz.

Ich wünsche dir einen schönen Tag mit viel Sonnenschein...
Sonnenschein2
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Ansa
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Ansa »

Hej Ihr Lieben,

ich sehe, das ist alles ganz schön anstrengend, und das Wichtigste habt Ihr schon genannt, "Bleibt bei Euch!" Immer und in jedem Fall, kein verbiegen, kein ums Kind tanzen - kein "dem Kind alles recht machen" - das ist im Grunde auch widernatürlich.....

In jede Familie in die das Kind kommt (in allen möglichen natürlichen Situationen - Freunde besuchen, zu Oma fahren, Verwandte besuchen und und und) gibt es eigene Regeln und Rituale. Überall müssen sich die Kinder anpassen - bei Oma dürfen sie, wenn sie klein sind, die Tupperschublade ausräumen, Mama bekommt dabei eine mittelschwere Krise - bei der Tante müssen sie den Tisch mitdecken, zuhause nie.... die Tante nimmt`s locker "Du bei uns heißt es alle für einen und einer für alle, wir sind eine Familie." Bei mir heißt das "Wir sind eine Familie und keine Herde von Einzelkämpfern" und meine Kinder schätzen den Satz nicht sehr, zeigt er doch, das ich wieder etwas zu bemängeln habe.

Von daher denke ich, das es bei Papa und seiner Frau anders ist als bei Mama ist völlig gesund und normal, es erweitert das Spektrum des Kindes, seine Wahrnehmung, seine Entwicklungsmöglichkeiten. Kann gut sein, das es später (leider bekommen wir das Lob immer erst sehr viel später) mal sagt, so wie es bi Bolz war, so möchte ich das auch machen.... möglich das wir das erfahren, auch möglich, das es nie gesagt wird, deshalb ist für mich immer wichtig, das ich die Dinge hauptsächlich für mich tue.

Also, hab ich einen Ausflug geplant, dann verschiebe ich den nicht......... auf irgendeinen Wunschtermin. Klar, wenn das Kind nichts dafür kann, wenn Termine verschoben werden, sag ich natürlich nicht "Schade das Du gestern nicht da warst, wir wollten in den Zoo gehen....." das wäre unfair und gemein, aber wenn das angekündigt ist, dann sag ich schon "ach schade, das Du gestern nicht da warst, heute hab ich leider keine Zeit dafür." Wie gesagt, aber nur, wenn das vorher besprochen war. Auch Kinder müssen lernen, das a. die Welt sich nicht um sie dreht und b. das man nicht alles haben kann..... und c. das Termine gemacht werden um eine Planungsicherheit zu haben.

Bei meinem Exmann war das ja auch so. "Ich bringe die Kinder zwischen 14 und 19 Uhr nach Hause......" Okay, das haben wir lange mitgemacht, bis uns auffiel, das er unser eigenes Leben damit strikt reglemtierte, denn wir warteten Stundenlang.... und eines Tages hab ich fest gestellt, entweder ich überlasse ihm das weiterhin oder ich zieh die Notbremse, denn ich wollte gern selbst leben. Und hab gesagt "Okay, wenn Du das nicht eingrenzen kannst (die Bitte danach hatte einen mittelschweren Tobsuchtsanfall zur Folge, weil ich über sein Leben bestimmen wollte und seine Zeit verplante) - wir haben was vor und sind ab 18 Uhr daheim." Das ging dann über die Kinder, aber die waren auch alt genug um meine Erklärung zu verstehen. Ich hab selbst ganze Osterferien so gekappt, weil er nicht mit mir reden wollte, auf drei schriftliche Bitten, zu planen nicht reagiert hat, morgens am Telefon sagte "ich bring die Kinder Sonntagabend heim" mich auf meinen Einwand "öh wieso Sonntag....." weiter kam ich nicht, da schrie er mich an, "was ich denn schon wieder wollte und er hätte die Nase voll von mir....." Wir hatten nichts planen können, gar nichts..... und haben dann gemeinsam mit den Kindern beschlossen, das wir jetzt alle hier bleiben würden. Als er Abends kam und sagte "ach ich hab mich geirrt, sind ja Ferien!" War das Drama groß, aber ich bin fest geblieben....... er tobte und brüllte, forderte einstweilige Verfügungen und schrie.... ich blieb fest. NUR dies eine Mal, danach konnte er wieder mit mir reden und planen..... es kam nie mehr vor, "ich komm dann zwischen....."nachdem er einmal vier Stunde vor unserer Tür (wäre ja nicht nötig gewesen ich hatte ja gesagt 18 Uhr) gewartet hatte.

Manchmal muss man mit den Kindern über sie handeln, zumal wenn das eigene Leben dabei völlig den Bach runter geht. Es gibt Grenzen die gewahrt werden müssen, so schwer das fällt. Hätte ich das nicht getan, würde ich heute noch hopsen wie er pfeifft. Da bin ich mir sicher, die Kinder übrigens auch. Das haben sie verstanden.

Mir hilft an anderer Stelle, auch bei meinen eigenen Kindern - denn Kinder tun das alle eines Tages - zu trennen, zwischen dem Kind als Persönlichkeit und dem was es tut. "Ich liebe Dich (ich mag Dich oder ich hab Dich gern ist da auch möglich), aber DAS was Du da tust, das kann ich gar nicht leiden!" Und das darf dann auch mal heftig sein. Ich darf sauer, wütend und ärgerlich sein, das muss ich sogar, denn meine Grenzen sind das, was mein Kind (oder jedes andere) sucht.... und benötigt um die Regeln und Grenzen wahr nehmen zu können und zu erkennen. Sauer sein ohne das kenntlich zu machen, liest es womöglich aus der Körpersprache und ist dann verunsichert. Wir haben ja auch die Aufgabe, Lehrende zu sein. Nebenbei erfahren sie, das egal was sie anstellen, meine Liebe zu ihnen, nie in Gefahr ist und das gibt ihnen eine große Sicherheit an anderen Stellen, etwas auszuprobieren. Und sie lernen auch, das sie es nicht allen Menschen Recht machen können - wenn ihr Weg für sie richtig ist und ich ihn nicht schätze - dann ändert das nichts an unserer Zuneigung. Und sie müssen Position beziehen. Ich glaube, das ist wertvoll.

Und das Mama und Papa andere Weltbilder und Regeln haben ist nur natürlich - wäre es nicht so - würden sie ja noch zusammen sein? Wieso sollten da alle gleich sein, wenn es doch vorher schon gescheitert ist?

Und manchmal benötigt es unendliche Widerholungen, "erst die Tiere - dann das Reiten....." das ist in Reitställen nicht wirklich anders. "Erst putzen, dann reiten....." hört man in jeder Stunde...... das scheint einfach normal zu sein. Da hilft manchmal die Fragestellung, nie fragen "fütterst Du?" sondern einfach "fütterst Du vor oder nach dem Reiten?" Und, das was man selbst bevorzugt, fragt man zu letzt. Aber keine Frage stellen, die offen abgelehnt werden kann. Bei mir lautet sie "Geht Du vor oder nach dem Essen mit den Hunden?" Ich frag nie "Gehst Du mit dem Hund raus?" Da sagen auch meine glatt "och nö, heute nicht....." Ich darf und muss als Lehrende oder Erwachsene führen und dazu nutze ich die Mittel die ich habe. An andere Denken muss man lernen.

Mitunter helfen Pläne, auf denen Tagsabläufe und Tätigkeiten stehen, wenn dann einer "dumm" tut, kann man darauf zeigen "schau, wir haben aufgeschrieben, was zu einem gedeckten Tisch gehört, lies noch mal nach (übt gleichzeitig lesen, ganz nebenbei). Diese Pläne, und das ist wichtig, müssen auch beinhalten was unsere eigenen Aufgaben sind, nicht das jemand sagt "Aber Du machst ja gar nichts", denn Kinder sind es gewohnt, das Eltern alles tun, sie stellen das nicht in Frage sondern nehmen es als gottgegeben hin.

Sagte neulich meine Große "aber Du machst doch das alles gern?" :oah: "WAS? ICH? Öh nö..........." Kind "aber Du tust es doch immer....." "Na ja, soll ich jedesmal schimpfen weil ich die Küche wischen muss? Seit über 30 Jahren? Macht das Sinn?" Kind schweigt und denkt nach - immerhin kam sie zu der Auffassung, das schimpfen das erledigen ungeliebter Arbeiten nicht erleichtert. Auch das ist Lernen im Alltag.

Mein Liebster war einfach immer nur er selbst, er war, durch sein authentisches Verhalten, einschätzbar und dadurch etwas, das sie bei Papa schmerzlich vermissten, er ist und war verlässlich. Wenn er sagt "SO machen wir das!" haben alle gewusst, wie es sein soll. Manches war immer gleich, dazu gehörte aber auch, das er ab und an sagte "ich liebe diese Samstagsmorgenfrühstücke mit Euch" (oder etwas ähnliches, bei dem ein Kind merkt, dass das was es tut auch ein Echo hat, ein positives) und dadruch wurde dieses Frühstück für alle ein besonderes Ritual. Wir waren beteiligt, er dadurch, das er Brötchen holte und für jeden sein Lieblingsbrötchen besorgte (Brötchen gibt es bei uns nur Samstags) und die Kinder deckten den Tisch, während ich den Rest machte. Quark oder Joghurt, Smoothie oder sonst was.... Vorleben, das Gemeinschaft auch gemeinschaftlich erledigt und getragen wird.

Heute sind Samstagfrüh alle (auch die, die woanders schlafen, samt Freund und Anhang) um 9 Uhr bei uns.... und das ist das was für uns ist. Das ist das, was bleibt. Nichts ist schöner als Samstags gemeinsam zu frühstücken und dann geht jeder seiner Wege...... und andere staunen und sind neidisch (erfuhr ich neulich - von einer Freundin, deren Kinder Samstags bis in die Puppen im Bett liegen......) "Wie hast Du das gemacht?" Tja...... irgendwie im Alltag zu etwas besonderem gemacht. Ganz nebenbei..... gemeinsam Essen ist uns wichtig. Heute sind es Freunde meiner Kinder "Esst Ihr immer gemeinsam? Wir schaffen das nur am Wochenende......" Und wenn ich dann nachfrage warum das so ist, höre ich oft "na bei uns issst jeder, wenn er Hunger hat..... oder Mama kocht nicht jeden Tag oder wir essen beim Fernsehen." So wird das natürlich nix. Das heißt aber auch für mich, mich anch den Kindern richten.... und Samstags früh aufstehen.

Liebe Grüße und fühlt Euch gedrückt
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
FairyQueene

Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von FairyQueene »

Liebe Bolz,

das klingt zermürbend, aber sei mir nicht böse... wer hat Dir denn versprochen, dass sich das "lohnt"? Du lebst mit einem Mann, der ein Kind hat, und falls die Mutter morgen vom Bus überfahren wird, zieht das Mädel vielleicht ganz zu Euch. Dann kannst du auch nicht sagen "ach nöö ... das gefällt mir jetzt aber nicht so". Du lebst mit dem Mann, den Du liebst, und der hat einen Menschen, der ihm enger angehört als du, für den er verantwortlich ist in einer unkündbaren Beziehung (also jedenfalls bis 18 :D ). Das ist der Deal, mehr nicht.

Aus meinen eigenen Erfahrungen mit Belastungen würde ich sagen, was nicht zu ändern ist (beispielsweise die Mutter des Mädchens und ihre Macken), muß man hinnehmen und möglichst irgendwie abprallen lassen. Klappt natürlich nicht immer so toll. Die Idee, der Mutter die Meinung zu sagen, ist eine schöne Entlastungsphantasie, aber glaub mir, es würde nicht funktionieren.
Und sonst würde ich Maxi folgen: Tu was für dich. Überlege, was dir guttut, lass die beiden was alleine machen (das möchten sie vielleicht sowieso mal?), mach was für dich. Das macht nämlich Spaß und gute Laune, und außerdem kann man immer leichter an und bei sich selbst etwas ändern als bei anderen, und wenn es nur die Einstellung ist.
Und mache, wenn dir Unterstützung fehlt, klare Ansagen: Hier muß jeder was tun usw. Dass Kinder das von allein sehen sollen, ist m. E. zu viel verlangt. Mich musste man als Kind auch anschubsen. Auch 25 mal, von allein kam da nix.

Kurz die Gegenseite: Mein Sohn spürt z. B. die Ablehnung der Lebensgefährtin seines Vaters, die ihm häufiger, bewusst oder unbewusst, vermittelt, dass seine Anwesenheit stört. Möchtest Du das Kind sein, dass seinen Vater nur sehen kann, wenn es das zumindest teilweise ablehnende Verhalten der Frau erträgt, die seinen Vater lieber für sich allein hätte? Nicht, dass ich Dir das unterstellen würde, aber Kinder sind da sehr hellhörig und feinfühlig.

Ich stimme MarliJo :winken: zu: Auch Eltern kriegen selten Dank o.ä. zurück, vielleicht später mal. Der Lohn des Kinderhabens liegt im Kinderhaben. Und wenn Du jetzt sagst: Aber ich habe ja gar keine gewollt, und ich umgebe mich überhaupt nur mit Menschen, die ich mir selbst aussuche, und dass ich andere aushalten soll, ist zu viel verlangt - dann musst du wahrscheinlich überlegen, ob du weiterhin mit einem Vater zusammenleben willst oder nicht.

Ich hoffe, es kommen bessere Zeiten für Dich und für das Mädchen,
herzlich, Fairy
sonnenschein2
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Ihr Lieben,

ja das ist es auf den Punkt gebracht...liebe Maxi. Alles geht, aber nix muss. Es ist sein Kind und wir als Patchwork Mama haben dann das Glück uns rausziehen zu können. Wir dürfen uns zurückziehen und Grenzen setzen. Denn wir sind Partner aber nicht Eltern des Kindes. Es hat ja Mama und Papa. Wenn die sich als Eltern nicht verstehen, dann ist das Ihr Problem.
Es ist schon etwas dran an dem Satz...Nimm die Dinge an, die du nicht ändern kannst...Wir können den jeweiligen anderen Elternteil nicht ändern. Aber wir können uns und unsere Einstellung ändern. Keiner kann von uns verlangen, dass wir auf Kommando einen Menschen lieben können. Manchmal stellt sich auch nach Jahren noch keine Liebe ein. Dann ist es eben so. Ich erlebe, dass es so viele Möglichkeiten des Zusammenseins gibt und alle sind gut und richtig, solange es den Menschen in diesem Kreis gut geht.
Wichtig ist und da wiederhole ich mich gerne, weil es bei mir auch so lange gedauert hat, bzw. noch andauert...gut für sich zu sorgen. Sich rausziehen und hingucken, was brauche ich und was brauchen meine Kinder...So lässt man auch den anderen Zeit und Raum und erlebt vielleicht manchmal auch die ein oder andere Überraschung...

Liebe Grüße und Kopf hoch, das wird schon...
Sonnenschein2
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Ansa
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Ansa »

Moin,

ich glaube nicht, das Liebe ein Ziel sein sollte oder kann - sie stellt sich von allein ein, wenn es an der Zeit ist, sie wird getragen von Wertschätzung und Respekt, von Erkenntnis (das dieser Mann oder diese Frau gur für Mama oder Papa ist, das mein Elternteil glücklich ist und nicht allein - z.B. ) aber das ist ein jahrelanger Prozess.

Liebe ist häufig im Gespräch - und im Grunde geht es nicht um sie. Es geht um Achtung und Respekt, auch dem Kind gegenüber und genau das dürfen wir auch einfordern, wir können weder von uns fordern, ein Kind zu lieben, das nicht unser ist noch von dem Kind uns zu lieben, weil wir nun mal da sind. Das mit Abstand Klügste ist "Du musst mich nicht lieben, aber respektieren und gut behandeln und das Gleiche schenke ich Dir" für mich ist das der Grundstein aus dem am Ende Liebe entstehen kann..... diese "normale" Forderung zwischenmenschlichen Umgangs nimmt nämlich den Druck von allen Seiten.

Ich bin mir aber unsicher ob dies "ist sein Kind und das braucht mich nicht, es hat Mama und Papa" so hinkommt. Ich zumindest lebe und erlebe es ganz anders. Vielleicht ist das mein eigenes Lebensmodell oder der Punkt, der Zweitfrau und Zweitmann von einander unterscheidet? Mein Liebster lebt täglich mit meinen Kindern - ihr hingegen tut das nicht..... seine Chancen sind weitaus größer, weil sie im Alltag statt finden - bei Euch ist das anders? Ich kenne aber auch Beziehungen, wo er mit den Kindern lebt und trotzdem außen vor ist. Ich finde die seltsam, aber das ist meine persönliche Einstellung.

Nur Raum für sich, den darf man sich nehmen und muss ihn sich nehmen. Übrigens ist das etwas, das durchaus auch den leiblichen Eltern zusteht und ich kenne so einige Frauen (auch mich hin und wieder) denen es schwer fällt sich abzugrenzen, als eigenständige Person, denn Kinder sind von Natur aus fordernd und nehmen, was sich ihnen bietet.

Euch liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
MarliJo

Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von MarliJo »

Hallo Bolz und der liebe Rest !

also, ich wars, Fairy ( :winken: ), der das "versprochen hat, mit dem >es lohnt sich<.
Natürlich - das werdet ihr euch ja denken - meine ich das nicht im Sinne von "es rechnet sich". s ist vielmehr die harmonische Beziehung, die sich entwickeln kann, ein Band, was im Idealfall nicht nur wie zwischen Kind und seinen Eltern, sondern auch zwischen Stiefkind und Stiefeltern von so hoher Elastizität ist, dass es nahezu jede Nähe und jede Entfernung gleichermaßen aushaltbar wie angenehm macht. Dafür kann es sich schon lohnen, sich selbst zu investieren. Man bekommt dafür "nichts", außer einer Beziehung, die bereichernd sein kann, wenn man es schafft, sich darauf einzulassen - keine Frage...schwierig oftmals für diejenigen, die sich diese Beziehung nicht ausgesucht haben !
Und das Geben und Nehmen...Ich seh es etwas anders, zunächst einmal sind Kinder (Amtsdeutsch) Schutzbefohlene - in erster Linie ihrer Eltern -und haben einen Anspruch darauf, entsprechend behandelt zu werden, solange bis sie auf eigenen Füßen stehen können. Wenn Kinder spüren, dass sie geben müssen, um angenommen zu sein, simmt meiner Meinung nach etwas in der Erwachsenen-Kind-Beziehung nicht, weil ich nicht glaube, dass nicht erwachsene Kinder diesem Anspruch gerecht werden könnten. Die Kinder sollen ja nicht befreit sein von Pflichten und von der Aufgabe, selbstständige Menschen zu werden und da stimme ich Ansa zu, es erfordert zunächst mal nicht viel mehr als WErtschätzung. Und ich glaube, die Wertschätzung des Kindes gegenüber Stiefeltern kann man sich beinah nur mit beharlichem Vorbild sein "verdienen" - gleichwohl können Menschen dieses Gleichgewicht immer wieder sehr leicht stören, so wie es wohl die Mutter bei euch tut.
Ein wenig habe ich wie Maxi auch das Gefühl, dass dein Anspruch, wie sehr du die Tochter deines Mannes "mitliebhaben" musst, ein sehr hoher ist (vielleicht fordert dies dein Mann auch sogar in gewisser Weise ein??). Nein, du MUSST garnicht, du DARFST,..soviel du kannst und willst...und die übrige Zeit nimmst du dich ein wenig heraus aus dem Geschehen. Und du darfst dem Zusammenwachsen Zeit lassen, ohne ständiges selbst verbiegen.

Ein Gedanke noch dazu, an welchen Veranstaltungen du laut Mutter mitdarfst, oder besser gesagt nicht darfst.
Ich würde es zwar nicht allzusehr provozieren und jedesmal Stress heraufbeschwören, aber ich würde es mir an deiner UND an der Stelle deines MAnnes auch nicht jedesmal vorschreiben lassen, wo du nicht dabei zu sein hast. Es ist ein Prozess des Aktzeptierens seitens der Mutter (und ihrer) Tochter, dass du als zweite Frau deines Mannes auch zwangläufig Anteile hast an dem, was Familienalltag mit sich bringt. Zudem ist es auch ein Zeichen an deinen Mann und seine Tochter, dass dir daran gelegen ist, an seiner Seite aufzutreten.

Alles Liebe
MarliJo
FairyQueene

Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von FairyQueene »

Hi MarliJo,

kann ich alles unterschreiben, was du sagst. Auch, dass Bolz sich möglichst nicht vorschreiben lassen sollte, wo sie auftaucht; sie gehört dazu. (Aber wenn es jedesmal Stress gibt ... hat man da auch nicht immer Lust drauf, und Stress ist es dann ja auch für das Kind.)

Ja, wenn man etwas "investiert", bekommt man etwas zurück: man kann einen Anteil haben am Leben seines Kindes. Das ist toll, ich freue mich darüber, meinen Sohn aufwachsen zu sehen. Vielleicht ist das für Stiefeltern kein rechter "Lohn"? Keine Ahnung.

Mein Liebster mußte mich im vergangenen Jahr sehr oft vertreten, weil ich so viel unterwegs war. Das macht er gut, Stiefvater und Sohn verstehen sich auch, und trotzdem: Wenn er den Elternjob macht, das Abendessen kocht, der Sohn dann ißt und dann (nach dem Abräumen der Teller, hüstel) in seinem Zimmer verschwindet, hat der Stiefvater das Gefühl, er sei bloß ein "Dienstleister" für einen desinteressierten Pubertisten. Wenn ich mit meinem Sohn allein bin, verläuft der Abend in der Regel auch nicht anders, und ich finde das normal, freue mich eventuell über eine ruhige Stunde, und falls Sohni noch mal vorbegeschlendert kommt, freue ich mich natürlich auch. Der Stiefvater hat das Gefühl, er tut was für einen anderen, der dann seinen Computer interessanter findet als ihn - die leibliche Mutter hat das Gefühl, sie macht einfach bloß ihren Job. Und hat natürlich auch Jahre der Nähe zum Kind in ihrer Seele gehamstert, von denen sie zehren kann, und die der "Neue" nicht hat.

Aber ich denke, wie Du, daß Kinder nicht das Gefühl haben sollten, sie müssten etwas geben, um geliebt und angenommen zu werden.

Herzliche Grüße in die Runde
Fairy
Bolz
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Bolz »

Hallo MarliJo,
hallo Ihr Lieben,

das hier: "Man bekommt dafür "nichts", außer einer Beziehung, die bereichernd sein kann, wenn man es schafft, sich darauf einzulassen - keine Frage...schwierig oftmals für diejenigen, die sich diese Beziehung nicht ausgesucht haben !" ist schon mal in etwa, was ich gesucht habe.

Ich glaube auch, ich habe mich vielleicht etwas unverständlich ausgedrückt. Ich kann wirklich tun was ich will ( auch 2 Tage wegfahren wenn ich wollte ) und fühle mich nicht ungeliebt oder sowas. Ich vermisse auch nicht ein Mutter Ersatz oder ähnliches zu sein. Das Kind ist pflegeleicht und hört auch wenn ich was von ihr möchte.

Aber ich würde einfach gern mal eine Rückmeldung erfahren, dass sie gern bei uns ist, dass sie sich über Geschenke freut, dass sie die Tiere vermisst, oder wenigstens einmal im Jahr ihren Dad anruft um wenigstens ihm mal was nettes zu sagen. Viele Meinungen sind hier, dass man so etwas nicht verlangen kann. Ich denke aber, das kann man sehr wohl. Ich habe viele Bekannte mit Kindern aller Altersstufen und da sind welche dabei, die schicken ihrem ( nicht mit im Hause lebendem ) Dad morgens ab und zu eine SMS mit „hab Dich lieb“. Da sind welche dabei die wissen den Geburtstag ihrer Eltern und sind um einiges jünger. Oder zwei davon rufen in regelmäßigen Abständen selbst bei mir an und fragen, wann sie endlich mal wieder zu uns können, weil sie so gern bei uns sind. Nur das Kind für das ich mein halbes Leben umkremple nimmt alles als selbstverständlich hin, das ist einfach frustrierend. Ich finde das auch nicht zu viel von ihr verlangt, sie kann sich sehr wohl überlegen was sie tun muss, wenn sie was von uns möchte. Sie kann an ein Spielzeug denken wenn sie es mitnehmen möchte, nicht aber daran ihre schmutzigen Sachen in die Wäsche statt davor zu schmeißen? Sie kann anrufen wenn sie eine Freundin mitbringen möchte, aber nicht, wenn sie 4 Tage auf Klassenfahrt war und versprochen hat sich zu melden wenn sie zurück ist.

Vielleicht ist es unfair sie mit anderen Kindern zu vergleichen, aber das ist ja vielleicht auch natürlich, dass man sich die anderen Personen um sich herum ansieht und daran vergleicht was man gut und schlecht findet. Die Ex meines Mannes ist eine sehr auf ihren Status bedachte Person, nichts ist wichtiger als der Schein nach außen und Bequemlichkeit. Die Einrichtung muss hygienisch und teuer sein, die Klamotten mit Markenlabel und die Freunde müssen was her machen. Vielleicht ist es auch einfach nur meine Angst, dass die Kleine ihrer Mutter immer ähnlicher wird und ich sie noch weniger mag.

Für mich kann eine Beziehung kann nur leben und sich entwickeln, wenn sich beide innerhalb ihrer Möglichkeiten daran beteiligen. Ein nur Geben oder nur Nehmen kann für mich nicht funktionieren, ich weiß auch nicht, wie ich das ablegen kann. Mit Fremden kann das so funktionieren, aber für die muss ich auch nichts tun und mit denen muss ich auch nicht zusammen leben. Ich kann doch nicht für sie nicht mit einkaufen, ihre Sachen nicht in Ordnung halten oder sie bei Planungen außen vor lassen, dann würde ich mich ja im eigenen Haus nicht mehr wohl fühlen. Ich versuche ständig mich ihr gegenüber so zu verhalten, wie ich es innerhalb einer Familie für richtig halte ( man sorgt füreinander und denkt aneinander ), weil das für mich der Grundsatz dafür ist jemanden mit Respekt zu behandeln. Gleichzeitig bin ich dadurch aber „dauerenttäuscht“. Da hilft mir auch nicht zu denken, dass ich ja nur tun muss was ich möchte und das Kind ansonsten Vater und Mutter hat. Momentan läuft es aber darauf hinaus, dass ich alles hinnehme, damit mein Mann zufrieden ist und sie sehen kann, aber in mir selbst sieht es eher aus das es mir so egal ist, als wenn in China ein Sack Reis platzt. Das würde ich sehr gern ändern, aber auf jeden Anlauf folgt die nächste Ernüchterung.

Eine Sache möchte ich aber noch an die erwähnen, die mir eine Weisheit zukommen lassen, die ich schon 1000 Mal gehört habe. „Du hast das ja gewusst, wenn Du Dich auf einen Mann mit Kind einlässt“. NEIN, das habe ich nicht gewusst und das weiß man auch nicht vorher, dass man über Jahre Terror, Beleidigungen und Demütigungen einstecken muss. Man denkt, das spielt sich ein, der Stress wird nach einer Zeit besser, die Anfeindungen hören irgendwann auf. Und ich möchte denjenigen sehen, der das alles über viele Jahre mitmacht und sich dann denkt „na ja, hab ich mir ja so ausgesucht“ DAS sucht man sich nicht aus und man weiß auch vorher nicht, dass man auf die ganze Situation fast keinen Einfluss hat. Man verliebt sich in jemanden und versucht wie alle anderen auch das Beste daraus zu machen, aber eine Beziehung zu jemandem zu führen, wo eine dritte, fremde Person einen so immensen Einfluss hat ist schlimmer als die schlimmste Schwiegermutter. Das was ich gebe, aushalte und möglich mache für ein Kind, das sich verständlicherweise eigentlich nichts mehr wünscht, als wäre alles so wie vor meiner Zeit, das ist mehr, als manche Eltern in meinem Bekanntenkreis an Kraft für ihr eigenes Kind investieren. Nur, dass das fast niemand anerkennt. Ich bin nur die Stiefmutter die sich das ja anders hätte aussuchen können. Auch das ist ein weiterer großer Bestandteil meines Frustes.

Liebe Grüße und einen schönen Tag für Euch
Bolz
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Ansa
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Ansa »

Liebe Bolz,

vielleicht kommen wir dem Ganzen näher, und ich gebe Dir Recht, viele sagen "Ja, aber, das hast Du doch vorher gewusst!?" Ich glaube, DAS kann man nicht wissen und ich glaube auch, das ist gut so. Wer würde sich, klaren Verstandes darauf einlassen, wenn er um alles wüsste, was ihm da bevor steht? Da geht es meinem Liebsten auch nicht anders, wer hätte ahenen können, zu welchen Hochformen mein Ex aufläuft, wer hätte ahnen können um Therapien und Gespäche und Tränen und Kummer und um den Frust beim Amt "was wollen sie denn hier, sind sie der Vater?" Das tut weh..... und ich glaube, so geht es Dir auch hin und wieder?

Vergleichen ist immer unfair, was Du auf der einen Seite selbst nicht magst - Du bist Bolz und so wie Du bist bist Du gut und richtig - ist nichts, was man dem Kind, zumal einem jungen Kind in der Entwicklung - nahe legen würde. Mein Liebster tut das hin und wieder "warum sind andere Mädchen so "einfach" was haben sie denn mehr als unsere?" Ein intaktes liebevolles förderndes Elternhaus - das haben meine Kinder jetzt auch, aber sie haben den Verlust dessen erlebt und das ist ein einschneidender hemmender Schnitt. Ein gesundes normales Kind braucht ungefähr, wenn es von beiden Eltern liebevoll begleitet wird und es keine Kämpfe gibt, drei Jahre bis es das Trauma der Trennung überwunden hat. Drei Jahre wenn alles gut läuft? Müssen wir über den Rest reden? Und am Ende, geht es ihr wie Dir, ihr konntet Euch nicht aussuchen und müsst miteinander klar kommen - den Part der Führung darfst dabei Du übernehmen - sie hat keine Wahl (und ich will jetzt nicht sagen, Du aber schon - das ist eine andere Ebene) und wenn Papa seiner Rolle gerecht wird (für mich scheitert viel an der Einstellung des betreffenden Elternteils) dann habt ihr gute Chancen für eine gelungene Zukunft. Du musst nicht, aber Du darfst.

Manches das Du bemängelst liegt innerhalb eine ganz normalen Entwicklung - wie ist das bei den Kindern, die anrufen oder sms schicken? Bekommen sie welche, erinnert Mama sie daran (so wie ich "Papas Liebste hat heute Geburtstag, ich fände es schön, wenn ihr sie anrufen würdet") oder schickt auch der Papa sort welche? Sagt man sich innerhalb dieser Familien was Schön ist? Oder mal Danke? Neulich beim Schlachter, meine Kinder lieben Kohlrouladen.... ich hab spontan welche gekauft und meine 17jährige und meine 14jährige bekamen strahlende Augen und sagten aus vollem Herzen "Oh Danke Mama!" Der Schlachter war total von den Socken - aber bei uns ist so ein Umgang üblich, wir reden darüber. Ich freue mich, wenn sie man was gemacht haben und lerne gleichzeitig, obwohl ich es ihnen vorlebe nehmen sie es als natürlich gegeben und sehen wenig von allein - aber alles funktioniert ganz wunderbar wenn ich sie auffordere das und das zu tun. Von allein? Seltenst - aber mit "machst Du heute mal....." klappt das immer. Kannst Du bei Deiner Stieftochter Bemühungen anerkennen? Gibt es etwas, das Du an ihr magst, positiv wahr nimmst? Weiß sie darum?

Es war auch mein Wunsch, das diese Dinge gesehen werden und ich lerne, das es nicht so ist. Also fordere ich mir das ein. Auch mal ein Lob "ist mir das nicht gut gelungen?" Da lerne ich, für mich zu sorgen. Morgen gehe ich mit einer Freundin auf die Infa, ich freue mch schon lange darauf, war ich doch ein paar Jahre nicht da - und meine Kinder sagen "sorg Dich nicht, wir kümmern uns um alles....." oder am Sonntag als wir aus Schweden kamen, da hatte mein Mittelchen für uns alle gekocht, ich kam heim und das Essen war fertig. Das war so schön - und genau DAS sage ich auch und sogar mehr als einmal. Mein Kind freut sich darüber - aber sie ist 17, also es war auch hier ein langer Weg der vor allem aus geben und Aufmerksam machen und nehmen bestand.

Eltern prägen sehr und eine auf Status bedachte Mutter scheint immer ein Hinderniss zu sein, aber glaub mir, ich kenne viele Kinder die so aufwachsen und die später vieles anders machen...... leb einfach Dich und zeig ihr, immer wieder, das es Dinge gibt, die wichtiger sind. Und das lebt ihr ja Beide, der Papa und Du ebenfalls. Sie wird, das dauert aber (leider dauert es lange, bis Kinder solche Dinge erkennen, wahr nehmen und reflektieren) es eines Tages wahr nehmen und auch vergleichen. Jahrelang hat der Vater meiner Kinder sie überschüttet und verwöhnt und "wenn die Mama Euer Geld für sich ausgibt, dann kaufe ich Dir das halt...." versucht an sich zu ziehen - es hat alles nichts genutzt. Heute gehen sie zu ihm, wenn sie unbedingt etwas haben wollen, von dem sie wissen, das ich nicht unbedingt dafür bin und wenn sie ein Problem haben, Rat oder Hilfe brauchen gehen sie zu meinem Liebsten..... "Trurl, wie würdest Du das machen?" weil sie gelernt haben, das er bei seinen Hilfen an sie denkt und nicht an sich, wie Papa es tut. Aber das ist eben auch ein jahrelanger Weg gewesen. Ich hab so oft Angst gehabt, das all meine Bemühungen um eine gute und fundierte Erziehung nichts bewirken, und heute sehe ich, das meine Angst ganz umsonst war.

Gib dem Kind eine Chance, ihm stehen noch alle Wege offen, es hat die große Chance aus beiden Welten das ein oder das andere mitzunehmen und zu leben, ich denke auch, das es das tun wird...... Leb ihm vor, das manches wichtig ist und manches eben auch nicht. Aber tu das einfach für Dich und bleib dabei selbstbewusst.

Fühl Dich gedrückt
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Bolz
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Bolz »

Danke Ansa,

das ist echt schön, was Du schreibst.

Eigentlich bin ich ein total selbstloser Mensch und immer wenn es jemandem schlecht geht oder irgendwo etwas nicht klappt steh ich wenn es eben geht Gewehr bei Fuß und helfe wo ich kann, auch wenn das manchmal schon unangemessen viel ist. Das will ich aber auch gar nicht ändern.

Da ist noch ein Gedanke, der mich echt umtreibt. Ich hab einen totalen Tierfimmel. Schon immer. Ich habe schon als Kindergartenkind Viehzeugs mit nach Hause geschleppt, wobei meine Eltern mit Tieren wirklich nichts am Hut hatten. Das scheint einfach in mir drin zu sein. Ich bin im Tierschutz aktiv, habe mein Leben beruflich und privat weitestgehend auf meine Tiere ausgerichtet ( 20 sind es im Mom ) und bin damit total glücklich. Ich habe einen Hof gepachtet, meine Arbeitszeiten angepasst und fahre seit 20 Jahren nicht weg, nicht mal einen Tag.

Ich gebe eine Höllenkohle für die Viecher aus, schufte mich manchmal krumm ( Heuernte z.B. ) und nicht mal bei Krankheit nachts im Stall wachen, die nächste gefetzte Maus im Flur oder Hühnerk... unter dem Schuh macht mir was aus. Ich liebe die Fellnasen einfach so wie sie sind. Aber von denen kommt auch "nichts" zurück, die Herrschaften freuen sich auch wenn ich komme - wenn ich Futter dabei habe. Sie kommen kuscheln - wenn sie wollen und gehen dann wieder. Sie zerstören Zäune, machen alles dreckig oder sind laut. Davon ist mir nichts zu viel.

Sicher merkt Ihr schon worauf ich hinaus will. Ich würde mir so sehr wünschen, dass ich Menschen auch so annehmen kann. Nicht gleich zu vermuten, dass sie was im Schilde führen. Nicht zu empfinden, dass Menschen nicht dankbar sind. Mich nicht ausgenutzt fühlen, wenn sie nur nehmen und nicht geben. Bei Tieren ist das für mich selbstverständlich, bei Menschen gelingt mir das nicht. Ich bin auch nicht 1000 Mal von bösen Menschen enttäuscht worden oder hatte eine unglückliche Kindheit. Irgendwas ist da falsch in meinem Hirn...

Wenn ich die Stieftochter ( und auch viele andere Personen, aber die leben ja nicht mit mir ) so annehmen könnte wie eine kleine Katze, die mir über den Zaun geschmissen wird, das würde ich mir so sehr wünschen. Bei den Tieren kommt mir nie der Gedanke an mich zu denken, bei Menschen macht mir das aber genau die Probleme über die wir hier diskutieren...

Ich hoffe, was ich geschrieben habe ist jetzt nicht zu schräg zu verstehen ?

Liebe Grüße
Bolz
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Ansa
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Re: Ich brauche einen Denkanstoß

Beitrag von Ansa »

Liebe Bolz,

da ist überhaupt nichts falsch in Deinem Hirn..... *malböseguck*, Du bist einfach so wie Du bist und Du bist gut und richtig wie Du bist....

Es mag sein, das andere Menschen ihre Prioritäten anders setzen und klar fordern "die Menschen stehen immer an erster Stelle" oder "Kinderschutz vor Tierschutz". Ich habe lange über solche Dinge nachgedacht, Bücher von Jane Godall haben mich berührt und meine Meinung von der Grenze des Menschseins verändert. Menschenrechte für Menschenaffen - alles Diskussionen über die wir uns hier die Köpfe zerbrochen haben. Aber - ohne Menschen die sich für ein Thema entschieden haben, würde manches auf unserer Welt brach liegen und unter gehen. Ohne Tierschützer würden wir die Not manches Lebewesen nicht kennen, ohne Kinderschutz auch nicht, ohne Menschen die Bäume besetzen würde vieles unbemerkt bleiben.

Ich mein, wenn Du für Dich Deinen Part gefunden hast, ist das nicht besser oder schlechter als ein Amnesty Mitglied, nur anders - und nur gemeinsam wird daraus die Vielfalt die unser Leben bereichert. Ich hab hier einen ehemaligen Strassenhund aus Spanien - und da kommt etwas zurück, wenn er früher weg gelaufen ist und nach drei Stunden zurück kam, so läuft er heute weg und kommt nach 15 Minuten schauen wo wir denn sind..... die Dinge ändern sich.... mich rührt das, das er kommt "wo sind die denn" "sind die noch da" und das er sein Verhalten ändert, sehr sehr langsam, aber doch stetig....

Und am Ende tust Du die Dinge für die Tiere für Dich selbst, weil es ein Teil von Dir ist..... (ich hab so eine Nachbarin schräg gegenüber, die zieht alles auf, was den Weg über ihren Zaun findet, egal ob Gänseküken oder Minisau..... sie ist ein bisschen eigen, aber nett - und sie hat ihren Platz bei uns im Ort. Wenn irgendwer was über hat, Möhren, Äpfel oder sonstwas, das legt er vor ihre Farm und sie ist da, wenn man Hilfe für ein Tier braucht.) der andere Teil, der findet sich, da bin ich mir sicher. Und wenn die Erkenntnis auch eine andere ist (meine Kinder sehen rüber und sagen "och nö - also nie Urlaub oder mal weg gehen, das wäre nichts für mich) dann haben sie auch etwas wichtiges für sich gelernt. Anders als eine Freundin von mir, die sich jedes Tier kauft und nach einer Weile fest stellt "och nö - ist nicht so doll" und es wieder weg gibt...... ich find das grenzwertig.

Nimm Dich an, so wie Du bist, Liebenswert, Besonders und Wichtig - hadere nicht und wünsche Dir Dinge, die nicht Deins sind - es kann gut sein, das Dir manches dann leichter fällt. Ich sehe da keine Defizite sondern Stärken. Es gibt da kein richtig, kein falsch - sondern nur ein Anders. Und, wir müssen uns auch nicht einigen, sondern nur verstehen. Das klingt wie ein kluger Spruch (okay, ist es auch) aber wir für uns leben das miteinander und manchmal haben meine Kinder es schwer damit.

Liebe Grüße noch einmal
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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