Wie mit Vater umgehen?

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Grünlilie
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Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Grünlilie »

Hallo Forum,

irgendwie habe ich gerade ein totales Gefühlschaos, und muss meine Geschichte mal loswerden
Ich bin 26 Jahre alt und die Älteste von mehreren Geschwistern.

Anfang dieses Jahrs hat alles angefangen, aus der mittelprächtigen Ehe meiner Eltern wurde ein Alptraum.
Mein Vater hat sich vom Wesen her um 180° gedreht und ist zu einem Monstrum geworden. Leider muss man das so sagen, er hat die gesamte Familie tyrannisiert, Alkohol getrunken und nur noch mit Schuldzuweisungen um sich gehauen.
Diese Veränderung ist innerhalb von maximal 3-4 Wochen gekommen und hat uns als Familie völlig überfahren und überfordert. Er hat anscheinend gemerkt dass irgendwas nicht stimmt, aber das war für ihn nur ein Grund mehr die Schuld bei meiner Mutter zu suchen und sie fertig zu machen.
In dieser Zeit ist sehr viel Häßliches passiert, v.a. meine Mutter war die Haupt-Leidtragende.
Wir sind von einer Beratungsstelle zur nächsten, und irgendwann hatten wir von einem Psychiater eine vorsichtige experimentelle Diagnose: eine manische Phase

Mittlerweile war es Zuhause nicht mehr aushaltbar, ein normales Leben war nicht mehr möglich.
Meine Mutter hat dann die Trennung eingeleitet, weil es uns als Rest-Familie sonst zerstört hätte. Diese Entscheidung ist ihr sehr sehr schwer gefallen, weil es eben auch eine Krankheit war, warum er sich so verändert hat. Aber zum Schutz für uns Kinder und auch sich selbst war dieser Schritt richtig.

Mit externer Unterstützung ist er mittlerweile auch ausgezogen.

Das ist jetzt einige Monate her, die Manie ist anscheinend vorrüber und jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen.

Er will keine Scheidung, er will wieder mit meiner Mutter zusammenleben.
Meine Mutter will genausowenig die Scheidung, will aber dass das Geschehene (mit externer Unterstützung in einer Paartherapie) aufgearbeitet wird. Vorher kann sie sich kein Zusammenleben mehr mit ihm vorstellen. Das kann ich komplett verstehen, da ist einfach zu viel vorgefallen.

Seit der Trennung haben sie regelmäßige Termine bei der Paartherapie, also eigentlich genau die richtige Umgebung um diesen Scherbenhaufen jetzt aufzuräumen. Mein Vater ist da auch der vorrantreibende, er will nicht dass die Ehe scheitert.

Ich habe ihm in einem sehr langen Gespräch nahgegelegt, wie er die Ehe wieder kitten kann, er hat hoch und heilig versprochen alles dranzusetzen und die Sache richtig aufzuarbeiten. Er hat sich mehrmals bei mir bedankt, dass ich ihm geholfen und ihm einen Weg aufgezeigt habe wie er seine Ehe retten kann.

Und jetzt: ALLES IST SCHALL UND RAUCH ..... Er sieht keinen Fehler an sich und ist nicht bereit mit meiner Mutter darüber zu sprechen was passiert ist.

Meiner Mutter bleibt nichts anderes übrig, als die Scheidung einzureichen. Das macht sie jetzt total fertig.

Natürlich MÜSSEN sie nicht zusammen sein, aber ich bin so stinksauer auf meinen Vater:
Erst heult er uns zu er will die Scheidung nicht, und er würde alles tun um das zu vermeiden, und jetzt, wo ihm die Türen offen stehen alles wieder zu richten ist er zu FEIGE und lässt sich lieber scheiden.
Er hat keinen Bock Fehler einzugestehen, oder Schwächen zu haben, lieber reißt er unsere Familie auseinander.

Wäre es eine neue Frau, oder fehlende Liebe, oder handfester Streit, alles könnte ich verstehen. Aber Feigheit vor Fehlern, oder davor Unangenehmes durchzustehen, das ist doch kein Scheidungsgrund? Und wenn ja, dann ist es ein becknackter Scheidungsgrund.

Ich bin soooo entäuscht von ihm. Das schmerzt eigentlich noch viel mehr als die Verletzungen während der Manie. Da konnte man es auf die Krankheit schieben....
Aber jetzt?

Mir tut meine Mutter so leid, dass eine langjährige Ehe so scheitern muss, ist einfach nur traurig.
Gleichzeitig schiebe ich totalen Hass auf meinen Vater, der nur zum Thema hat, wie gut es ihm (nach einer depressiven Phase) jetzt wieder geht, und mir gegenüber fröhlich drauf ist.

Ich weiss nicht, ob ich jetzt gute Miene zum bösen Spiel machen, und meine Entäuschung runterschlucken soll. Ich bin ja weiter seine Tochter, das hat mit der Ehe nichts zu tun. Die haben das Recht sich wegen einem Pippifurz zu scheiden, ich hab da nix mitzureden. Andererseits hat er jetzt gerade meinen Halt, die Familie kaputt gemacht, und da kann ich ihm nicht fröhlich gegenübertreten.

Auch Weihnachten ist so ein Thema: wir haben vereinbart, dass wir einen Tag mit ihm Feiern. Und zwei mit meiner Mutter. ICH HAB ABER KEINEN BOCK MIT IHM ZU FEIERN!
Soll ich jetzt nur aus Verpflichtung als Tochter mit ihm einen Tag gezwungenermaßen mit ihm Feiern, und mich auf die Feier mit meiner Mutter freuen?
Oder soll ich klar sagen: "Ich will dich nicht sehen." Das ist natürlich auch hart, eigentlich habe ich ihn ja noch lieb, aber ich bin halt so enttäuscht.

Letztens waren wir zum Mittagessen verabredet, da hatte ich die Nacht vorher Alpträume von ihm.

Ich bin echt ratlos wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Es brennt mir auf den Nägeln ihm meine Enttäuschung ins Gesicht zu schreien, wahrscheinlich werde ich das auch, vielleicht etwas gesitteter, auch machen.....

LG
Grünlilie
Tamara22
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Tamara22 »

Hallo Grünlilie,

herzlich Willkommen im Forum, schön dass du da bist:)
Dein Post hat Dampf dahinter, das kann ich spüren.
Ihr habt ganz schön viel erlebt in den letzten Monaten lese ich und da ist vieles aufgewühlt und ungeklärt.
Und du bist mittendrin, so hört es sich an. Was ich erstmal gut finde ist, dass du sehr genau bei dir nachspürst, was grade bei dir ist und das auch äusserst.
Und das ist für dieses Fühlen wichtig, dass es wahrgenommen wird und du dich da im Blick hast. Da finde ich deinen Post sehr offen und sehr klar.
Scheinbar gab es da sehr viel Verletzendes...
Und da kann ich verstehen, dass du mit den wechselnden Phasen bei deinem Vater Schwierigkeiten hast und da auch nicht einfach "mitspielen" willst.

Ich sehe da zwei Dinge, Verletzungen die du erlebst sind da real und darauf reagierst du und dazu hast du alles Recht und da sehe ich, dass das ganz schön viel ist, was du da zu tragen hast und was auch belastend ist und dass dir da Halt fehlt und du da wütend bist und da ganz viel auf einmal bei dir Druck erzeugt.
Das Andere ist, dass dein Vater eine Erkrankung hat, die zwar keine Entschuldigung ist und kein Freifahrtschein sich daneben zu benehmen, die aber solche sehr stark schwankenden Verhaltensweise erklären, nicht entschuldigen kann. Das ist ein Unterschied. Er verletzt dich und die Familie damit und das darfst du ihm auch sagen und zeigen. Und für dich als Entlastung, als, das hat nichts mit dir als Mensch und seiner Tochter zu tun, darfst du die Erklärung da ist etwas was mit ihm passiert aufgrund einer "Erkrankung" als eben das nehmen, es passiert in ihm, es hat nichts mit dir zu tun.
Für das wie du mit dem Erleben in Kontakt mit ihm umgehst braucht es ganz sicher Raum für deine Gefühle und ich finde es gut und mutig, dass du sie hier so äusserst.
Und da kann hier auch Platz für sein.
Für den Kontakt zu deinem Vater macht es sicher Sinn, dass du genau auf das horchst, was in dir ist, nachspürst was du brauchst und willst und da für dich sorgst. Und das tust du ja mit dem Schritt hierher auch und da erlebe ich dich sehr starkt und klar. Und ich habe das Gefühl, dass das alles auch einfach mal raus mußte und es ist gut, dass du das zugelassen hast.

Also nochmal, schön, dass du da bist!
Liebe Grüße für den Moment
Tami
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Grünlilie
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Grünlilie »

Auch einen schönen Gruß hier ins Forum!

ja.... zurzeit bin ich wirklich irgendwie auf 180..... und es musste einfach mal raus....

Nur, ich bin mir sehr sicher, dass es jetzt keine krankheitsbedingte Schwankung ist. Das ist vorbei, und wurde auch vom Arzt bestätigt dass erstmal keine weitere Phase zu erwarten ist.
Das jetzt ist einfach "Kopf in den Sand stecken" und Feige sein.
Er wirkt wieder wie "er selbst", das war vorher ganz anders. Und daher ist die jetztige Entäuschung umso schlimmer, die rechne ich ihm voll zu.

Ich will aber auch nicht durch mein "Dampf ablassen" ihm gegenüber die hoffentlich friedlichen Scheidungsregelungen torpedieren. Daher schluck ich einiges runter, um meiner Mutter es einfacher zu machen. Daher brauche ich eben grade dieses Forum, um hier etwas Dampf abzulassen.

LG
Grünlilie
Tamara22
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Tamara22 »

Hallo Grünlilie,

ich sehe deinen Ärger und dein Bemühen es nicht noch schlimmer zu machen und damit bei dir noch mehr ärger, dass du da Rücksicht nehmen mußt.
Ich frage mich ob das wirklich so ist, oder ob es nicht doch einen Weg gibt, der dir hilft mit einem Fühlem umzugehen, auch deinem Vater gegenüber. Vielleicht würde es ihm auch helfen wieder Kontakt zu sich und zu euch zu finden. Kontakt meint das Wahrnehmen was bei ihm selbst und bei dem anderen ist...scheinbar hat er den nicht, sonst würde er spüren was er da tut...
Ob das nun krankheitsbedingt ist oder nicht letzlich hat sein Verhalten Auswirkungen bei dir und da darfst du auch reagieren...vielleicht ist es nur eine Frage des Weges, den du da beschreiten kannst.
Was ich sehe ist, dass du "Dampf ablassen" schon gerne würdest, es dir aber nicht erlaubst, weil du Sorge hast, dass es noch schlimmer wird?
Hast du andere Ideen wie du Dampf ablassen kannst, eine kann dieses Forum sein ja und gibt es auch etwas in deinem Aussen, wo dafür Platz ist?

Damit das was unter dem Dampf ist rauskommen darf, wenn der größte Druck abgebaut ist...und du wieder mehr Zugang zu Ideen hast, wie du dich da positionieren kannst und klar vertreten was du denkst und fühlst und dir wünschst?

Schön, dass du das diesem Forum zu-mutest, deinen Dampf, den kann ich spüren und da steckt Energie drin ;-)

Lieben Gruß
Tami
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Grünlilie
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Grünlilie »

Hallo liebe Tami,
Tamara22 hat geschrieben:Kontakt meint das Wahrnehmen was bei ihm selbst und bei dem anderen ist...scheinbar hat er den nicht, sonst würde er spüren was er da tut...
Ja, genau darum geht es, diese Wahrnehmung fehlt zurzeit. Und das ist kein schönes Miteinander auf diese Weise.

Ich bin jetzt in mich gegangen, und werde ihn darauf ansprechen. Und ihm rein sachlich meine Enttäuschung über sein Verhalten erzählen.
Zwischen meinen Eltern ist jetzt alles aus, eine gemeinsame Wahrheit oder auch Zukunft wird es nicht mehr geben. Daher bleiben nur wir Kinder, um das Geschehene zu thematisieren.
Die Beziehung meiner Eltern ist jetzt eben kaputt und wird nicht mehr repariert. Wenn er aber die (vormals gute) Beziehung zu mir als Tochter wieder herstellen will, darf er die Vergangenheit nicht totschweigen und muss aktiv daran arbeiten.

Bin nur am überlegen, ob ich das jetzt noch vor Weihnachten ansprechen soll....

Ich hätte nie gedacht, dass Weihnachten als Scheidungskind soooo kompliziert sein kann.

LG
Grünlilie
Tamara22
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Tamara22 »

Liebe Grünlilie,

ach ja Weihnachten, das ist so ein Thema mit speziellem Beigeschmack...ich glaube das kennen viele hier.

Was ich lese ist, dass du da grade ganz nah bei dir bist und hinschaust, was du brauchst, was für dich ok ist und was nicht und auch was du von deinem Vater möchtest.
Da spüre ich sehr viel was schon klarer ist bei dir. Der Zeitpunkt, hm...da gibt es ja entweder die Möglichkeit sich einen Zeitpunkt zu setzen oder eben darauf zu vertrauen, dass du spürst, wann der richtige Moment ist. Ja und manchmal tut es auch gut für sich selbst da noch Zeit einzuplanen. Ich glaube du wirst es wissen, wenn es soweit ist.
Was ich unter der sehr klaren und deutlichen Schicht meine zu hören ist, dass da wenig Platz grade ist für dein Fühlen im Bezug auf deine Eltern. Das klingt sehr abgeklärt, auf den Punkt gebracht und ich frage mich ob du da auch etwas brauchst, für dich und dein Erleben mit deinen Eltern?
Vielleicht ist es eine gute Möglichkeit da so klar zu sein und damit auch stabil, da will ich garnicht in Frage stellen, vielleicht einfach nur das Angebot machen, auch dein Fühlen, was immer da gefühlt ist darf sein, das was das Kind dieser Eltern fühlt ist ok und wichtig und soll gesehen werden...

Alles Liebe an dich von mir
Tami
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Grünlilie
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Grünlilie »

Tami, du hast das wieder sehr gut auf den Punkt gebracht :umarmen:
Was ich unter der sehr klaren und deutlichen Schicht meine zu hören ist, dass da wenig Platz grade ist für dein Fühlen im Bezug auf deine Eltern. Das klingt sehr abgeklärt, auf den Punkt gebracht und ich frage mich ob du da auch etwas brauchst, für dich und dein Erleben mit deinen Eltern?
Ja, ich bin sehr enttäuscht von dieser Situation. Bis vor ein paar Wochen hatte ich wirklich noch begründete Hoffnung das die Ehe noch gerettet werden kann. Dass wir als Familie wieder so weiterbestehen können.
Jetzt hat mein Vater da einen Strich durch gemacht, und das ist nicht mehr abänderbar.

Ob ich da noch etwas brauche? Hm..... eigentlich habe ich da nur den starken Wunsch meinem Vater klar zu sagen, dass ER derjenige war der die Ehe zerstört hat.
Und er die Chance die Ehe wieder zu kitten auch verpasst hat. Dass er meine Mutter gezwungen hat so zu handeln.

Leider ist seine Sicht darauf ganz anders, das teilt er auch fröhlich in unserem Bekanntenkreis mit. Das Problem ist nur, dass keiner von denen sich vorstellen kann wie es dazu kam. Bzw. wir (im Gegensatz zu ihm) damit auch nicht hausieren gehen. Dadurch sind jetzt auch schon Frendschaften kaputt gegangen.

Fakt ist natürlich, dass meine Mutter ihn zum Ausziehen gezwungen hat, dass sie die Trennung ausgesprochen hat, und jetzt auch die Scheidung durchziehen will. Und das alles gegen den Willen meines Vaters.
Ein Außenstehender, der meinen Vater komplett in Tränen aufgelöst erlebt hat, hat natürlich mit ihm Mitleid und denkt er ist der ärmste verstoßene Ehemann ever.

Aber dass diesen Handlungen eine Hölle, verursacht durch ihn, voraus gegangen ist, das sieht KEINER. Es ist so, dass mittlerweile drei Familienmitglieder psychologische Hilfe benötigen oder benötigt haben um die Erlebnisse aufzuarbeiten. Und da schmerzt es eben sehr, dass er das Unschuldslamm spielt.

Lg
Grünlilie
Tamara22
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Tamara22 »

Liebe Grünlilie,

ich spüre neben der Enttäuschung, die überall deutlich wird in dem was du schreibst, auch sehr viel Wut, darauf wie dein Vater sich verhält und wie wenig gesehen wird, wie du /ihr leidet und leiden mußtet und dass da ganz viel Verletzung stattgefunden hat.
Und da verstehe ich, dass du das deinem Vater sagen willst.
Und wie sieht es unter deiner Wut aus, wie geht es dem Kind dieser Eltern, der Tochter von diesem Papa?
Liebe Grünlilie, ich weiß da passiert grade ganz viel bei euch und es ist auch schon sehr viel passiert. Ich kann es angedeutet lesen wenn du von psychologischer Hilfe sprichst und zerbrochenen Freundschaften. Ich mag dir Mut machen nach die zu schauen. Die Ehe deiner Eltern betrifft nur die beiden. Deie Familie, dein Kontakt zu deinem Vater und deiner Mutter, darum geht es, dass du darin einen für dich als sicher erlebbaren Platz findest, zwischen den Veränderungen, der Wut, der Enttäuschung, der Trauer?

Ja es traurig, dass sie es nicht miteinander hinbekommen haben, dass dein Vater es nicht geschafft hat da zu sein und deine Mutter keine andere Lösung finden konnte als ihn wegzuschicken...das alles ist schade und sehr traurig. Es wäre schön, wenn dieses "ein Leben miteinander teilen" eben auch dann Bestand hat, wenn alles grade Schieflage hat, aber die Realität ist zu oft anders und auch das ist das Leben...

Danke für deine Offenheit. Ich bin hier und die anderen auch, wann immer dir danach ist und hören zu.
Alles Liebe Tami
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Grünlilie
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Grünlilie »

So, das Gespräch hat stattgefunden.

Geht es mir besser? Irgendwie nicht.....

Der Ablauf war in etwa:
- ich hab meine Sichtweise dargelegt, ihn teilweise extrem angegriffen
- er hat sich gerechtfertigt
- ich bin versöhnter gewesen und hatte ein schlechtes Gewissen wegen den Angriffen (hab ihm das auch gesagt)
=> wir haben beide beschlossen uns regelmäßiger zu sehen und öfter über uns zu sprechen

Jetzt habe ich sicher mitbekommen, dass er mir mit fast allen Rechtfertigungen glatt ins Gesicht gelogen hat. :(
Bei mindestens zwei elementaren Aussagen habe ich die Beweise sehen müssen, dass seine Aussage einfach eine Lüge war. So dass er vor mir besser dasteht, und meine Mutter die Böse ist.

Jetzt ist nach dem Gespräch eigentlich noch mehr kaputt als vorher........
Thema der Lügen war leider die Beziehung meiner Eltern. Er hat mich vorher schon extrem mit reingezogen und uns Kinder als Vermittler missbraucht. Er hat einen Teil der Kinder mit einer Botschaft zur Mutter geschickt, und ich wurde parallel von ihm bearbeitet. D.h. wir Kinder haben anfangs den Konflikt inhaltlich zu 100% mitbekommen. Meine Mutter war zu fertig, und wurde von uns wieder aufgebaut, mein Vater hat uns als Intrigenwerkzeuge benutzt.

Jetzt schaff ich es einfach nicht, wieder auszusteigen. Und will es ehrlich gesagt auch nicht. Wie kann man seinen Vater lieb haben, wenn er unmenschliche Dinge meiner Mutter gegenüber gemacht hat?
Jetzt bereut er es natürlich mich mitreingezogen zu haben..... Weil ich unangenehme Fragen habe....

Tami, meinst du ich soll mich komplett aus denen ihrer Beziehungsgeschichte rausziehen?
Mir geht es jedoch elementar um die Frage "Ist mein Vater wirklich ein so schlechter Mensch, wie ich ihn meiner Mutter (und dem Rest der Familie) gegenüber erlebt habe?"

Derzeit muss ich sie leider mit einem klaren "JA" beantworten.
Und ich werde da nie eine andere Antwort darauf bekommen, wenn ich mich jetzt ausklinke....

Und mir geht es mit dieser Erkenntnis leider nicht sehr gut.

LG
Grünlilie
Tamara22
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Tamara22 »

Liebe Grünlilie,

ich mag mal eine andere Perspektive einnehmen, vielleicht hast du Lust mit da hinzuschauen...ein Angebot ;-)

Dein Vater zeigt ein total schlimmes und schlechtes Verhalten, was er tut das darfst du rundweg ablehnen und da auch klar Stellung beziehen.
Sein Verhalten ist nicht ok für dich. Und unter dem Verhalten steckt ein Mensch, der vieles ist und auch dein Vater.
Einen Menschen macht in meinen Augen mehr aus als sein bloßes Verhalten. Klar zeigt das auch etwas vom ihm und es ist nicht alles, was da zu sehen ist.
Und da kommt bei mir die Frage auf, wenn ich so ein mir fernes Verhalten verstehen kann, kann ich dann den Menschen dahinter wieder wahrnehmen? Unabhängig von meiner Wertung darüber was oder wie er etwas tut. Du stellt die Frage ob du ihn lieben kannst, wenn er so etwas tut...die kindliche Liebe ist so losgelöst von Bedingungen, weil da noch so wenig Wertung vorhanden ist...also was sagst du einem Kind, darf es seinen Papa lieben, auch wenn der sich total blöd verhält?

Du entscheidest wohin du dein Geschenk deiner Liebe lenken magst...wen du beschenken willst und ob du dich damit beschenken willst, dass du dich dieser Liebe IN DIR öffnest...
Klar manchmal ist das Aussen so wenig einlanden für Liebesbekundungen, ich meine jemand, der ein gutes Essen nicht zu wüdigen weiß bekocht man nicht gern, aber das Kochen macht vielleicht dennoch Spaß, ist etwas das Sinn macht.

Ja ein Teil von mir mag dir sagen, ja du darfst dich aus dieser Beziehungskiste zwischen deinen Eltern raushalten, es geht dich nichts an.
Du darfst deine Fragen stellen, deine Bedürfnisse als Kind an deine Vater tragen und zeigen und sagen wie es dir mit der Situtation geht. Und das Kind in dir braucht da auch den Schutz dass es da nicht mithineingezogen wird und das hast du auch deutlich ausgedrückt, dass das nicht ok war für euch Kinder...
Kinder bekommen mit, suchen Antworten und wollen Leben und Spaß haben und nicht in einem Spannungsfeld vor sich hin vegetieren, das macht keinen Spaß.
Was möchtest du, für dich? Was wünschst du dir? Und wo kann da dein Vater als dein Vater etwas für dich als seine Tochter tun...so wie ich das gelesen habe gab es diese Verbindung und den Wunsch über euch zu sprechen schon...ein erster Schritt, vielleicht?

Spielball sein ist nicht schön und das wirst du in meinen Augen wenn du bei den Schilderungen deiner Eltern nach richtig oder falsch, Wahrheit oder Lüge suchst, denn die beiden haben einen so unterschiedlichen Lebensentwurf, dass sie keinen Kompromiss, keine Schnittstelle finden und das die beiden trennt...wie könntest du da nach dem einen richtigen suchen, wenn es zwei Lebenswahrnehmungen sind, die sich unterscheiden...? Ist das dein Job?


Ich wünsche dir, dass du Entlastung findest in dem dich aus dm Spannungsfeld nehmen, deine dir eigene Position zu finden, die dich stärkt und auf der du den Abstand hast, der dir gut tut...ist nicht einfach, ich weiß :) Und diese Position darf sich auch ändern, verändern, es ist ein Prozeß für euch alle, auch etwas das vielleiht verbindet und wo jeder seinen eigenen Weg finden darf.

Ich sehe jedenfalls, dass du da sehr viel für dich tust und da traue ich dir auch zu, dass du für dich einstehst und sehr gut aufpasst was ok ist und was nicht...und vielleicht auch deinen Eltern signalisierst wann genug ist, damit die beiden die Erwachsenen sein können, die sie sind und die Verantwortung übernehmen das selbst zu klären. Auch eine Chance ;-)

Liebe Grüße an dich
Tami
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Grünlilie
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Grünlilie »

Hallo Leute,

jetzt nach einiger Zeit muss ich mich mal wieder melden.

Die Situation ist jetzt so, dass mein Vater wieder eine Neue hat und mit ihr wahnsinnig glücklich ist. Das ganze ist sehr schnell gegangen - vom Abbruch der Paartherapie bis zur seiner Beziehung hat es grade mal 2 Wochen gedauert.
An sich habe ich kein Problem dass er eine neue Partnerin hat.

Aber meine Mutter leidet so sehr darunter. Sie fühlt sich nach über 30 Jahren Ehe so extrem missbraucht und ersetzbar. Das verbirgt sie vor mir auch nicht, und ich leide mit ihr, ich habe einfach so wahnsinniges Mitleid mit ihr. Er hatte während unserer Familienkrise nie wirklich gelitten, und nur um sich getreten, und jetzt danach geht es ihm wirklich blendend. Meine Mutter hat dagegen seit einem Jahr nur einstecken müssen.

Und mich belastet die Situation extrem. Er hat sich echt wie ein A. verhalten. Und meine Mutter kommt einfach nicht darüber hinweg, sie ist voller Hass und redet nur noch mit Abscheu von ihm. Sie hat ja wirklich Recht, trotzdem tut es einfach nur weh. Sie macht das nicht mit Absicht, sie ist einfach nur am trauern.

Da kommt bei mir dann einerseits der Schmerz darüber dass es ihr so schlecht geht, zusammen mit dem Schmerz dass sie über ihn so mit Abscheu redet.
Und das Problem ist: Sie hat Recht. Das was sie bei ihm anklagt ist wirklich verabscheuungswürdig. Trotzdem tut es weh.
Heute habe ich sie gebeten, sich mit solchen Hass vor mir zurückzuhalten. Das hat sie auch sofort eingesehen, und meinte sie will mich natürlich nicht belasten.
Ich will aber auch nicht, dass sie jetzt einfach ihren Trauer runterschluckt und vor mir versteckt. Sie hat so viel mitgemacht....

Mein Vater will mich jetzt zu seiner Therapeutin mitnehmen, und an unserer Vater-Tochter Rolle arbeiten. Die Geschichte zwischen ihm und meiner Mutter will er dabei ausklammern. Aber mein Hauptthema ist eigentlich, dass es mich so belastet, wie er meine Mutter behandelt hat.

Ich habe die Scheidung von A-Z mitbekommen, wurde von ihm vom ersten Tag als er an Scheidung gedacht hat miteinbezogen. Er hat uns Kinder als Übermittler und Spielbälle benutzt. Blöderweise haben wir auf diese Weise ALLES mitbekommen, und eben unsere eigenen Schlüsse - gegen ihn - gezogen. Ich bin an sich ja erwachsen, und bin deswegen auch als "Erwachsene" an die ganze Sache rangegangen.

Ich sehe mich mittlerweile nicht mehr als Tochter, sondern als neutraler Schiedsrichter für Beide, als beste Freundin für meine Mutter, als kritischen Spiegel-Vor-Halter für meinen Vater. Für meine Geschwister bin ich dann noch Ansprechpartnerin.

Tja.... und irgendwie verliere ich mich da selbst. Ich kann mich da auch nicht von heute auf morgen rausziehen.

Aber jetzt habe ich den Salat.... ich komme aus der Situation nicht mehr raus.

Liebe Grüße
Grünlilie
Tamara22
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Tamara22 »

Hallo Grünlilie,

ja du steckst drin, das kann ich lesen und das ist nicht schön und macht dir sicher auch viel Druck.

Mal um es zu sortieren.
Ja du darfst Mitgefühl für deine Mutter haben, das ist etwas anderes als Mitleid...ich finde es wichtig das zu unterscheiden. Du hilfst ihr nicht, wenn du mitleidest. Es ist nicht dein Exmann, nicht deine Ehe, die da kaputt gegangen ist. Vielleicht kann es etwas Abstand für dich schaffen, dir das vor Augen zu führen. Mama, ich sehe, dass du leidest und es macht mich traurig, dass es so ist und ich kann es verstehen...

Das andere, du darfst das Verhalten deines Vater ablehnen, ihm sagen, dass du das nicht gut findest, damit positionierst du dich. Die Frage ist, inwieweit es wichtig ist, denn die Beziehung deiner Eltern geht dich eigentlich nichts an, wolltest du, dass sie sich in deine einmischen? Also Stellung beziehen ja, und dann gibt es da noch Vater und Tochter, die eine ganz eigene Beziehung haben könnten, wenn du das willst. Und da kannst du sagen was für dich geht und was nicht, Grenze ziehen. Dein Vater legt ein Tempo vor, das du nicht anchvollziehen kannst und es macht dich traurig, dass deine Mama leidet, das ist verständlich. Und dennoch hat er ein Recht darauf und es ist schade, dass die Art und Weise wie er da etwas für sich tut für euch schmerzhaft ist, das kann man ihm sagen. Dann ist es ausgesprochen und du hast Stellung für dich bezogen, darum geht es um da nicht reinzugeraten.

Und du, was wünschst du dir von deiner Mutter und deine Vater, davon habe ich wenig gelesen, denn auch das darf Platz haben, du und deine Gefühle, vielleicht wird es dann etwas weniger Druck, wenn du sie ausdrücken kannst...? Ich wünsch dir das, ich lese ja hier, dass du es kannst, weißt wie es in dir aussieht und sicher ist es schwer das auch deinen Eltern gegenüber zu tun und es lohnt sich, da bin ich mir sicher.

Und nochmal zu deiner Mama, ja es ist hart und sie muß da nun einen Weg finden da rauszugehen mit den Erfahrungen die sie nun macht ihr Leben weiter zu gestalten. Es ist ihr Weg nicht deiner und du kannst ihn nicht für sie gehen...leider.

Ich wünsch dir Kraft für dich, damit vielleicht deine Mama sich abschauen kann wie das geht, wenn sie das grade vergessen hat...

Alles Liebe Tami
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Bolz
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Re: Wie mit Vater umgehen?

Beitrag von Bolz »

Hallo Grünlilie,

das was Du schreibst kann ist sehr gut nachvollziehen. Ich könnte auch nicht damit umgehen, wenn jemand einem von mir geliebten Menschen schadet oder weh tut.

Allerdings treffen einen solche Situationen ja immer mal wieder im Leben, z.B. wenn sich ein Paar trennt, bei dem man mit beiden befreundet ist. Das ist zwar nicht das Geleiche wie bei den eigenen Eltern, aber irgendwie eine ähnliche Situation. Ich halte es in solchen Fällen immer so, dass ich mich aus Dingen, die nur die Paarebene der beiden angehen weitestgehend heraushalte. Da steht mir eigentlich keine Wertung zu, außer, es verhält sich jemand der beiden absichtlich verletzend dem anderen gegenüber. Soll heißen, solange einer sein neues Leben lebt, ohne den anderen absichtlich zu verletzen und der andere kommt damit "nur" nicht klar, halte ich mich heraus. Ein Beziehungsende haben fast immer beide zu verantworten und daher ist das für mich auch deren Sache.

Selbst wenn jemand nach langer Zeit "plötzlich" verlassen wird, dann sehe ich es so, dass derjenige sich ( wenn andere Gründe fehlen )wohl einfach nicht genug Mühe oder wie auch immer gegeben hat, um den anderen so glücklich zu machen, dass er bleiben möchte. So hart das auch ist, aber es geht selten jemand ohne Grund einfach so.

Wenn einer allerdings den anderen absichtlich verletzt durch z.B. üble Nachrede gegenüber anderen, Beschimpfungen oder was da auch noch alles passieren kann, dann würde ich ganz klar Stellung beziehen und auch äußern, dass ich mit einem Menschen der so mit jemandem umgeht den ich mag, nicht "leben" kann. Dann wäre für mich auch ein Kontaktabbruch möglich, auch wenn der Streit der beiden sich nicht auf mich bezieht. An Menschen die ich mag / liebe habe ich ganz eigene, persönliche Erwartungen und die sind z.B. Fairness, Ehrlichkeit und andere Dinge die mir wichtig sind. Fehlen diese Eigenschaften, dann ist mir das auch keine Beziehung (mehr) wert. So würde ich es halten.

Ich wünsche Dir viel Kraft!
Bolz
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