Ratschlag gesucht

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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mattes31
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Ratschlag gesucht

Beitrag von mattes31 »

Hallo,

ich bin ganz neu hier und gerade bei der Suche im Netz nach Informationen und Möglichkeiten auf dieses Forum gestoßen. Ich möchte euch gerne einmal meine Situation schildern.

Im Oktober 2010 habe ich mich von meiner Frau getrennt. Wir haben uns dann gemeinsam dafür entschieden, daß sie das gemeinsame Haus verlässt und ich mit den beiden Kindern (2 und 7) im Haus verbleibe. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir eine gemeinsame Firma und dadurch auch noch regelmäßigen Kontakt. Und eigentlich waren wir immer "erwachsen" genug unseren Kontakt auf die Arbeit und die Kinder einzuschränken. So gab es keinen Streit. Man könnte fast sagen, daß wir Freunde waren. Leider heilt das nicht lange an. Meine Frau lernte relativ schnell einen neuen Mann kennen und zog noch schneller mit ihm zusammen. Nun haben wir unsere gemeinsame Firma aufgegeben, weil sie plötzlich keine Zeit mehr mit mir verbringen kann. Mit all dem könnte ich wunderbar leben. Nur leider interessiert sie sich nun auch nicht mehr für ihre Kinder. Und jedes Mal wenn ich frage, wann sie denn mal wieder die Kinder holt oder sie besuchen möchte, eskaliert die Situation und es kommt zum Streit. Derzeit hat sie ihre Kinder seit 3 Monaten fast nicht gesehen. Es gab ganze 3 Tage an denen sie stundenweise zu besuch war. Ich weiss nicht wie ich mich meinem 7 jährigen Sohn gegenüber verhalten soll? Er fragt mich wieso er seine Mutter nicht mehr sehen kann. Er weint in meinem Arm, weil er seine Mutter vermisst. Er wünscht sich zu Weihnachten keine Spielzeuge, sondern ein großes Geschenk wo seine Mama drin ist. Das alles bricht mir das Herz und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll. Ich will seine Mutter aber auch nicht schlecht machen. Also was sag ich ihm? Ich sage, ruf deine Mutter an und frage sie wieso sie keine Zeit mehr für dich hat. Aber was will man von einem 7 jährigen erwarten. Er macht ihr sicher keine Vorwürfe wenn sie telefonieren. Sie sagt ihm einfach das sie viel zu tun hat und im moment keine Zeit. (Zur Info: Sie ist derzeit arbeitslos)
Und danach habe ich wieder das weinende Kind im Arm. Also doch besser nicht anrufen lassen? Soll ich den Kontakt vielleicht ganz unterbinden? Weil ein gelegentliches Telefonat nur noch mehr Wunden aufreißt? Ich berichte ihr natürlich von den Leiden und Wünschen unserer Kinder. Aber das löst keine Reaktion aus. Sogar die Klassenlehrerin hat sie um ein Gespräch gebeten. Den genauen Inhalt kenne ich nicht, jedoch geändert hat sich danach nichts.

Leider findet man im Internet immer nur Informationen zu Vätern die sich nicht um die Kinder kümmern. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

Matthias
Tamara22
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von Tamara22 »

Hallo Matthias,

herzlich willkommen hier im Forum, schön dass dich deine Suche hierher geführt hat :)

Die Situation die du schilderst tut mir in der Seele weh. Umso wesentlicher finde ich, dass du dir Hilfe suchst und da kann ich auch verstehen, dass du nicht weiter weißt.
Wie bringt man jemand dazu seine Kinder zu lieben und sich auch so zu verhalten? Ich weiß natürlich nicht wie das Verhältnis vorher war, scheinbar ist deine Exfrau durch ihre neue Beziehung so anderweitig orientiert, dass sie sich gefühlsmäßig von ihren Kids entfernt hat. Anders kann ich mir das nicht erklären...hatte sie vorher ein enges Verhältnis zu den Kindern? Irgendwie seid ihr ja darauf gekommen, dass die Kinder bei dir bleiben, hatte das etwas mit dieser Thematik zu tun?

Wenn dem nicht so ist, kannst du vielleicht da anknüpfen wo der Kontakt noch intakt war? Ich meine, sei erinnern daran, dass sie zu diesem Zeitpunkt ihre Gefühle für die Kids noch wahrgenommen hat?

Hm...ich denke viel mehr kannst du nicht tun auf Seite deiner Exfrau.

Bei deinen Kids denke ich kannst du das so signalisieren wie du es hier auch schilderst, dass du es nicht verstehst, auch nicht gut findes, deine Kinder ein Recht darauf haben darüber traurig zu sein, dass du das verstehen kannst und für sie da bist. Wenn sie dich da klar erleben, als einen Papa der ihnen den Rücken stärkt, dann haben sie Rückhalt und um den geht es, wenn das Leben so weh tut. Damit ihre Seele sich orientieren kann und da glaube ich bist du sehr wach und gewillt da präsent zu sein.
Es ist traurig und es ist schade, dass die Mutter dieser Kinder es nicht hinbekommt sich da zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen.

Vielleicht kannst du hier noch etwas Austausch bekommen, es gab erst kürzlich einen Vater bei dem die Mutter der Kinder auch keinen Kontakt wollte.
Wie geht es dir? Wo findest du Unterstützung mit den Kindern und für dich?

Viele Grüße
Tami
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peter 1965
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von peter 1965 »

Lieber Matthes,

mir ist es im Prinzip genauso passiert. Meine Kinder leben seit 6 Jahren bei mir und haben ihre Mutter im Jahr ca. 1 bis 2 Mal gesehen. Anfangs gab es auch viel Streit, aber irgendwann habe ich es einfach akzeptiert, dass die Mutter nicht fuer ihre Kinder da ist. Eine Psychologin hat meinen Kids geholfen, diese seltsame Art und Weise der Mutter zu verstehen.

Heute sind sie sehr distanziert zu ihrer Mutter. Die Mutter macht nun eine Therapie und vielleicht spuert sie irgendwann, den wahren Sinn des Lebens.

Sei als Vater fuer Deine Kids da und versuche im alltäglich Umgang die Mutter zu ersetzen. Auch wenn es schwer fuer die Kinder ist, so haben sie doch einen tollen Vater, nicht wahr ?

Alles Gute und viel Glueck
Peter
mattes31
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von mattes31 »

Hallo,

danke für die netten Worte.

Über Weihnachten hat sich nun folgendes ergeben:
Eigentlich wollte die Ex über Weihnachten im Urlaub auf Gran Canaria sein. Aus irgendwelchen Gründen sind sie dann doch nicht gefahren. Also hat sie sich für den 24. als Gast angekündigt. Es hat mich persönlich viel Überwindung gekostet sie davon wieder abzubringen, da sie natürlich zuerst den Kindern gesagt hat das sie kommt. Da Weihnachten aber ein Fest der Freude und Liebe sein soll wollte ich meine Ex nicht zusammen mit meiner neuen Freundin am Tisch sitzen haben. Irgendwann hat sie dann zugestimmt und die Kinder dann am 26. abgeholt und scheinbar einen schönen Tag mit ihnen verbracht. Ich quetsche meine Kinder da jetzt nicht aus. Wenn sie freiwillig erzählen ist das gut. Aber ich will nicht der mißtrauische Ex sein, der da irgendwie hinterher spionieren möchte.

Später hat sie mir gesagt sie würde sich nun wieder öfters um die Kinder kümmern wollen und auch eine Schlafmöglichkeit im Haus ihres neues Freundes einrichten. Bisher sind es nur Worte mal sehen wie viel sie davon wahr macht.
Tamara22
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von Tamara22 »

Lieber Matthias,

das ist ja mal ein erster Schritt, ich wünsche euch, vor allem den Kindern, dass noch weitere folgen und es eben nicht nur Worte bleiben...
Gut, dass du für dich eingestanden bist, das ist dein gutes Recht. Und ihr habt eine Lösung gefunden, das ist ein Anfang. Freut mich das zu lesen :)
Zu den Kindern und was sie erzählen. Es gibt ja das "ausquetschen" oder nachspionieren wie du es nennst und das Interesse zeigen an dem, wie die Kinder das erlebt haben. Damit Mama kein Tabuthema bei euch ist, sondern Teil des Alltags sein darf. Denke da geht es um das wie du sie fragst und nicht ob oder ob nicht...
Ich weiß dass das garnicht so einfach ist, glaube aber, dass es für deine Kinder gut und wichtig ist, dass sie erzählen dürfen, weil du sie dazu ermutigst.
So ist das ganze Erleben auch greifbarer und realer....
Wünsch euch viel Schritte auf einem guten Weg
Tami
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mattes31
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von mattes31 »

Ok....da war ich nicht ganz korrekt.

Natürlich habe ich die Kinder gefragt wie es war und ob sie viel Spaß hatten. Und das was sie wollten haben sie dann auch erzählt. Ich hab dann aber nicht weiter nachgehakt. Nach dem Motto was hat Mama denn erzählt usw.

Ich weiss aber eben nicht, ob ich meinen Kindern so nun evtl. doch Schade. Was ist denn wenn sie sich nun 3 oder 4 mal mit denen trifft und dann ist wieder Schluß. Ich muss doch meine Kinder schützen...ich kann und will den Kontakt zur Mutter aber auch nicht unterbinden. Das wäre sicher auch falsch. Aber ich habe die weinenden Kinder zu hause und muss erklären wieso ihre Mutter wieder keine Zeit hat.

Ich habe aber generell noch eine Frage: Sollten treffen grundsätzlich getrennt stattfinden? Oder kann es auch gemeinsame Unternehmungen geben. Falls wir uns wieder verstehen.

Gruß

Matthias
Tamara22
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von Tamara22 »

Hi nochmal :)
Naja du hast die Antwort eigentlich selbst schon gegeben. Wenn ihr euch versteht...es eine stabile Grundstimmung gibt, in der sich die Kinder aufgehoben fühlen, mit der Ansage Mama und Papa vestehen sich gut und wollen Freunde sein, warum nicht. Ich glaube es steht und fällt damit wie ihr beide die Situation meister, das bekommen die Kids mit, da können sie sich dran orientieren.
Und das gilt auch ein bischen für die andere Sache, dass du deine Kids vor Enttäuschung schützen willst. Ich glaube das kannst du nicht.
Wenn ihre Mama sie enttäuscht nicht da ist, sich wieder zurückzieht, dann kannst du sie davor nicht schützen, wohl aber unterstützen darin wie sie damit klarkommen.
Sonst gerätst du in meinen Augen zwischen die Stühle, dann nämlich, wenn Treffen wegen deiner Sorgen (berechtigt oder nicht) nicht stattfinden um die Kinder zu schützen.
An die Einsicht der Mutter appellieren vielleicht geht das...letzlich wird sie auf die Kinder wirken und du kannst dann "nur" da sein und ihnen sagen was du siehst und denkst und fühlst zu dieser Situation. z.B. dass es dich traurig macht, wenn deine Kinder ihre Mama nicht sehen und du siehst, dass sie traurig sind und dass du das verstehst und das ok ist so zu fühlen, wenn man seine Mama vermisst...in der Art, kannst damit was anfangen?

Viele Grüße
Tami
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mattes31
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von mattes31 »

Ja man hört und liest aber immer, daß die Kinder klare Regelungen habe sollen. Das sagte man mir beim Jugenamt. Also wenn dann zum Beispiel alle 14 Tage am Wochenende zur Mama. Gemeinsame unternehmungen sind tabu, da die Kinder dann denken die Eltern würden doch wieder zusammenfinden.

Ich finde aber das es Quatsch ist. Solange man den Kindern doch nichts vormacht und ehrlich mit denen umgeht, glaube ich sind auch gemeinsame Unternehmungen sehr gut unf förderlich.

Natürlich bin ich für meine Kinder da. Ich tröste sie wenn sie weinen. Der Große darf auch immer zu mir ins Bett kommen wenn ihm danach ist. Die Kleine natürlich auch.
Tamara22
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Re: Ratschlag gesucht

Beitrag von Tamara22 »

Hi,
das was du hörst und liest ist eben nicht deine Familiengeschichte...ich bin da eher vorsichtig mit solchen "Regelungen", denke sie machen Sinn, wenn die Eltern nicht in der Lage sind sich abzusprechen, damit eben ein gewisser Schutz für die Kinder gegeben ist. Wenn aber der Wille da ist, z.B. etwas gemeinsam zu machen, damit die Kinder mal Zugriff auf beide haben, zeitgleich ist das doch schön und wünschenswert. sofern die Kids signalisieren, dass es ihnen damit gut geht. Da heißt es Augen und Ohren auf, und ich denke das ist bei dir gegeben, so wirkt es auf mich. Ich glaube du kannst da auf dein Gefühl vertrauen und das so entscheiden wie es für euch passt.

Naja und ganz allgemein bin ich jemand, der dafür plädiert, es so normal wie irgendmöglich zu gestalten, also ein bischen so wie an das ursprüngliche angelehnt. Mal als Beispiel, da können Kinder ganz natürlich mal mehr mit Mama, mal mehr mit Papa machen, grad so wie sie Lust haben und nicht wie die Regel es vorsieht. Oder eben auch mal alle zusammen. Da gibt es Dinge, die kann Mama besser und anderes das macht mit Papa mehr Spaß, mal findet man den einen blöd mal den anderen...es ist lebendig und eben nicht erstarrt und das kann durch zuviele Regeln, vor allem die ohne Ausnahme schnell passieren und das ist dann nicht bedürfnisorientiert.
Aber wie gesagt, in manchen Situationen sind Regel gut und wichtig und können dazu beitragen es besser zu machen...wenn es allein nicht anders geht.

Ein bischen Unsicherheit meine ich bei dir dennoch zu spüren. Und das ist ok, so bleibt man wach für das was passiert und kann lenken und gestalten :)

Wünsche dir/euch da viel Kreativität, das ist Leben ;-)
Tami
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