Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
tim
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Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von tim »

Hallo, ich bin Tim und verarbeite die Scheidung und den Kampf meiner Eltern die sich 1988 geschieden haben mit Hilfe einer Gesprächstherapie. Damals war ich acht Jahre alt und fühlte mich ein wenig wie ein Aussetziger, da in dem Dorf aus dem ich komme "so etwas nicht vorkommt".
Irgendwann entdeckte ich, dass es noch andere Kinder gibt die ähnliche Probleme haben. Dann habe ich eine Therapie angefangen, wieder wähnte ich mich allein, den offenbar sind nicht viele Scheidungskinder bereit ihre Vergangenheit aufzuarbeiten um dem Teufelskreis (80% aller Scheidungskinder lassen sich später auch Scheiden [wallerstein]) zu durchbrechen.
Ich wollte das Thema Psychotherapie anzetteln um anderen Mut zu machen solche Schritte zu wagen.
Schreibt doch was ihr für Erfahrungen in dem Bereich gemacht habt, welche Ängste und Sorgen euch deswegen quälen oder was ihr besonders spannend fandet, was ihr über Euch, eure Eltern oder gar über Gesellschaft herausgefunden habt!
Jeder der Kraft genug findet andere daran Teilhaben zu lassen was ihm passiert ist teilt Erfahrungen mit die anderen zeigen das sie nicht allein oder gar verrückt sind.
Scheidung ist ein unheimlich harter Prozess, grade für die die nicht mitzureden haben!
Volker
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Volker »

Hallo Tim, willkomen hier im Forum! Ich finde es gut, dass Du bereit bist, dich mit Deiner Vergangenheit auseinanderszusetzen. Ich stimme Dir zu, Scheidung ist ein harter Prozess, der viel Mut und Aueiandersetzung erfordert. Viele Eltern bringen die Kraft dazu nicht auf. Das ist ein echtes Dilemma. Für mich ist wichtig, dass Scheidungskinder zwar viele Probleme im Erwachsenenalter haben (vor allem im Umgang mit Aggression udn Selbstbehauptung), dass sie aber auch unglaubliche Kreativität in schwierigen Situationen entwickeln können.

Ich selbst bin nun 29, habe vor drei Jahren eine biodynamische Körperpsychotherapie begonnen, befinde mich zur Zeit in einer Männergruppe (n bischen Vater nachholen, aber funktioniert :-))) und lerne zunehmend meine Ängste anzunehmen. Ich finde sie wichtig, denn sie senden wertvolle Signale. Was natürlich auch sein muss, ist auf der Gegenseite genügend Mut und Lust zu entwickeln, um die Ängste in den Kooferraum zu sperren anstatt sie ans Steuer zu lassen.

Lies Dir mal meinen Thread "auf dem Weg zum Glück" im Sonstiges-Forum durch. ich plane langfristig Seminare für Scheidungskinder anzubieten. Wenn Du also Interesse hast *g*

Liebe Grüße
Volker
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Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
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Theo
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Theo »

Auch ich hatte und habe mit den Folgen des elterlichen Zwistes zu kämpfen (die beiden waren wie Hund und Katze, habe sich aber nie scheiden lassen - mein Vater ist dann lieber viel zu früh mit 59 Jahren gestorben).

Zwei Bücher habe ich in letzter Zeit gelesen und Vieles wieder gefunden, was auch bei mir eine große Rolle spielt:

Diane Fassel, Ich war noch ein Kind, als meine Eltern sich trennten - Spätfolgen der elterlichen Scheidung überwinden (wohl leider jetzt vergriffen)

Wallerstein u.a., Scheidungsfolgen, die Kinder tragen die Last - Langzeitstudie über 25 Jahre.

Es tut gut, die Dinge dort beleuchtet zu sehen und es hilft auch ein Stückchen weiter. Aber auch meine Erfahrung ist, es sollten andere Schritte hinzukommen. Das eine ist eine Therapie (wobei wohl nicht jede da so ohne weiteres erfolgreich sein muss), das andere ist auch eine Klärung mit den eigenen Eltern (die, was man so hört, äußerst selten stattfindet).

Ach ja, geschieden bin ich inzwischen auch schon seit 8 Jahren - wir haben es aber schon ein wenig besser geschafft als unsere Eltern mit unseren Kindern (gemeinsame Sorge, fast gleichwertige Betreuung der Kinder).

Wenn ich mal mehr Zeit habe, möchte ich auch gerne mehr zu meinen Erfahrungen schreiben, so wie Tim es angeregt hatte (welche Ängste und Sorgen euch quälen oder was ihr besonders spannend fandet, was ihr über Euch, eure Eltern oder gar über Gesellschaft herausgefunden habt!). Momentan liegt aber zu viel Arbeit an.

Spannend finde ich die Überlegung von Volker wegen der Seminare für Scheidungskinder --- wäre nett, demnächst mehr dazu zu erfahren.

Soweit als Zwischenmeldung ...
tim
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von tim »

Seminare für Scheidungskinder fände ich auch spannend!
Volker, was heißt den biodynamische Körperpsychotherapie?
Arbeitest du mit Reiki und Tai Chi oder solchen Sachen? Hört sich nicht sehr nach Krankenkasse an...
Soetwas wie eine Selbsthilfegruppe habe ich in meiner Stadt noch nicht gefunden, hab schon bei der Stadt und beim paritätischen Wohlfahrtsverband angerufen aber die wussten niemanden.
Ich war bei den EmotionsAnonymos aber die Leute hatten völlig andere Sachen erlebt und viele waren mindestens doppelt so alt wie ich, das war mir zuviel.

Theo sprach die "Klärung mit den eigenen Eltern" an, das ist tatsächlich sehr hart und es erfordert viel Kraft. Mit meinem Vater bin ich sehr herzlich aber mit der ganzen Familie meiner Mutter habe ich grosse Schwierigkeiten, gestern war die goldene Hochzeit meiner Grosseltern, ich hätte vor einem Jahr nichteinmal gedacht das man bei familienfesten fehlen darf! aber man darf!!! ich musste, ich hätte es nicht ausgehalten.
Die Therapie zeigt ihre Wirkung, ich kann denen jetzt schonmal alles schreiben. Habe meinen Grosseltern geschrieben das ich wütend und traurig bin darüber was in meiner Kindheit geschehen ist, ein Tag später ruft meine Tante an (wie meine Mutter auch Tochter der beiden) und sagt das die beiden doch am allerwenigsten dafür können und das ich doch kommen solle. Sie hat die ganze Zeit ihr verlogenes Spiel abgezogen, das ich fehle wenn ich nicht käme und das man doch mit allen reden könnte.
Ich habe ihr gesagt das mich niemand aus der familie wirklich kennt da ich mich nie getraut habe wirklich zu sagen wie es mir geht und das auch garnicht interessiert hat. Ich hätte schon damals, als kleiner Junge ein Fass aufmachen müssen, dass in dieser Famile sofort explodieren würde - aber es redet niemand darüber, deshalb sind alle ganz wunderbar drauf und lieben sich alle.... mn stösst auf unglaubliche unwahrheiten die haarsträubend sind.
Das ist besonders doof wenn man die Vergangenheit (an die ich mich schlecht erinnern kann) aufarbeiten will und man immer noch auf die alten unverdauten lügen stösst.
redspider
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von redspider »

Hallo Volker, hallo Tim,

habe auch heute gepostet (siehe "nach 22 J. ein neuer Anfang?") und frage mich, wie geht man mit dem Trennungserlebnis um.

Wie sind die Therapien den aufgebaut? Oder ist das ganz individuell und man erzählt einfach so drauf los?

Ich werde in den nächsten Wochen mich mit meinem Vater zu einer Ausprache(/Aussöhnung?)
treffen. Bin mir unschlüssig, wie wir dieses Gespräch gestalten sollten.
Habt ihr einen Rat, was wir unbedingt erzählen sollten, was wir unbedingt vermeiden müssen?

Bin für alle Ideen dankbar.

Gruß

Cecile
tim
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von tim »

Hallo redspider (oder lieber Cecile?)

also meine therapie folgte keiner für mich erkennbaren logischen struktur, ich bin zu einem psychotherapeuten gegangen, der hat mit mir ein sogenanntes "erstgespräch" geführt und mir dann eine liste von ansässigen therapeuten gegeben.

ich habe viel telefoniert und etwas gewartet und bin auch sofort an jemanden geraten bei dem ich ein gutes gefühl hatte.
Man wird zunächst einmal gefragt was man erlebt hat, warum man einen therapeuten aufsuche und dann fängt man wie von selbst an zu erzählen, man muss auch am anfang garnicht so genau wissen warum man hingeht. der Grund liegt vielleicht tiefer als man denkt.
bei mir selbst war es so, dass ich am anfang noch dachte ich wäre wegen etwas da was sich im laufe der therapie noch intensiviert hat und sich als sehr heilsam herausstellte.
Man braucht sich auch nicht zuviele Gedanken machen, die "Profi´s" kennen das ja und wissen wie man mit solchen "Fällen" umgeht.

zu dem Gespräch mit deinem Vater würde ich dich gern (nicht wg. der selbstbestätigung, sondern wg. dem inhalt) an einen anderen thread von mir verweisen:
Forum » Poesie » wessen Tod ?


ich wünsche dir alles gute und beglückwünsche dich für die Richtung die du deinem Leben gibst!

Tim
Kristina
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Kristina »

hi tim.
meine eltern ließen sich scheiden als ich 5 war und ich hatte das alle ziemlich verdrängt. seit ca 3 jahren (ich bin jetzt 15) kommt das alles wieder hoch. seit 3 monaten bin ich jetzt in einer gesprächstherapie.
ich kann noch nicht wirklich sagen, ob das was hilft, aber es tut mir gut, nicht mehr allein für die lösung meiner probleme verantwortlich zu sein!
was mich gewundert hat, ist, dass noch viele probleme herausgekommen sind, ide ich bis dahin nicht kannte. das hört sich jetzt nicht gut an, aber ich bin froh dass ich jetzt damit konfrontiert werde. sonst hätte ich später allein damit fertig werden müssen...
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von melanie »

hi ich heiße melanie , meine eltern habe sich scheiden lassen da war ich 6 meine eltern dachten damals ich und mein jüngere schwester würden nicht mitkriegen wenn sie sich nacht für nacht stritten . damals war meine mutter schon so phsychisch fertig das sie drohte sich und uns zu töten sie hätte es fast getan wenn unser vater nicht zufällig gekommen währe , aber das war nur eine von vielen schlimmen erlebnissen ! es folgte das ganze pogramm phsychologen ,jugendamt...........ich bin heute 15 und kein tag ist vergangen ohne über die schrecklichsten jahre meines leben zu denken . ich ahbe angefangen keinen menschen auf dieser welt zu nah an mich ran zu lassen , ich ahbe mir inzwischen meine eigene welt aufgebaut ich weiß das es falsch ist aber es gibt mir ein gefühl von sicherheit und diese sicherheit versuche ich so hart zu erhalten das ich damit mein ganzes umfeld verletze ohne es zu wollen . mein vater hat jetz seit 1 jahr wieder eine freundin und ist mir bis heute nicht gelungen mich ihr zu nähen obwohl ich es gerne würde , ich habe zu große angst wieder alleine gelassen zu werden . ich denke solange ich es nicht verarbeitet habe werde ich nie glücklich sein !!
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Einsame Frau
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Einsame Frau »

Hallo, bin neu bei euch. Bin 41 Jahre alt, Mutter von drei eigenen Kindern, einen Behinderten Pflegesohn, und 2 Kinder meines 2. Mannes leben bei uns.
Wir haben auch große Probleme mit den Kinder meines 2. Mannes. Sie sind per Gerichtsbeschluss zu uns gekommen. Iris, im letztem Jahr , im MÄrz und Leo in diesem Jahr im März. Er lebt aber schon seit Oktober letzten Jahres bei uns, weil beide Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht haben, und der Junge sich geweigert hat, wieder zu seiner Mutter zu gehen. Der Leo ist heute 13 Jahre und Iris ist fast 15 Jahre alt. Die Mutter hat seit letztes Jahr Oktober keinen Kontakt mehr zu den Kindern, weil beide sich weigern. Sie läßt uns aber nicht in Ruhe und hat nun das alleinige Sorgerecht beantragt. Bei Leo denken wir sind große Schäden von der Trennung da. Er wollte vor 5 Jahren schon zu seinem Vater ziehen, aber er wollte keinen Stress und hat dann den Wunschen der Mutter nachgegeben. Leo findet nachts keine Ruhe mehr, er kann nicht mehr frei lernen, ( er vergisst immer alles sehr schnell wieder ) lebt in ständiger Angst, und ist eigentlich nur noch K.O. Seit 4 Wochen ist er in einer Kinder und Jugendpsychiatrie. Wir können noch keine Besserung feststellen, aber er trägt ein Geheimniss mit sich rum, was er meint uns nicht erzählen zu können. Wir haben viele Gespräche mit ihm geführt, aber er kann es nicht rauslassen. Es ist im nicht gut gegangen bei seiner Mutter und dessen Freundin, ( Mutter ist Lespisch) weil er immer seine Besuchswochenenden bei seinem Vater einhalten wollte. Die Mutter hat den Vater nur schlecht gemacht, wo es nur ging, was Leo sehr belastet hat, denn er liebt seinen Vater sehr. Ich kann es gar nicht alles in Worte Fassen, was uns mit dieser Frau alles passiert ist, aber wir wissen auch bald nicht mehr weiter, denn es geht an die Nerven und es macht uns als Familie sehr fertig. Was könnte ich mit Leo noch machen, um an seine Sache zu kommen? Will ihm nicht schaden, er soll endlich wieder seine Ruhe finden, und wieder Kind sein können. Iris kommt ein wenig besser zurecht, doch sie haßt ihre Mutter nur noch, ist auch nicht so toll, denn ich denke, ein guter Kontakt zu der Mutter, würde beiden Kindern gut tun. Was können wir machen, weiß jemand Rat??
Gruß einsame Frau
Mommbach

Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Mommbach »

Hallo ihr (erwachsenen) Scheidungskinder!
Ich bin Christian. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 14 Jahre alt war.
Heute mit 27 sind mir Ängste, Konfliktscheue oder auch andere Schwierigkeiten immer noch sehr
gegenwärtig. Die Trennung der Eltern kann man also nicht einfach verarbeiten oder auch
verdrängen. Ich bin froh irgendwie durch Zufall endlich auch andere Leidensgenossen
getroffen zu haben. Besonders geholfen hat mir auch das Buch von Diane Fassel
und das von Judith Wallerstein.
Es ist echt schade, dass erwachsene Scheidungskinder kaum als diese anerkannt werden
bzw. sich jemand damit beschäftigt. Die Gesellschaft trägt da leider zuviel bei.
Ich habe auch erst nach fast 13 Jahren erkannt, dass ich heute mit
Problemen zu kämpfen habe, welche sich auf die Trennung meiner Elteren zurückführen lassen.
Ebenfalls habe ich erkannt, dass ich nicht alleine mit meinen Problemen da stehe.
Wie gesagt, haben mir die Bücher sehr geholfen mich darin wieder zu finden.

Auch ich habe mich nach einer Selbsthilfegruppe (im Raum Duisburg) bei der Kontaktstelle des
Pariätischen umgeschaut. Es gibt keine. Anscheinend auch nicht im Ruhrgebiet.
Deshalb habe ich die Initiative ergriffen und versuche zusammen mit der Kontaktstelle in
Duisburg eine Gruppe für Scheidungskinder ins Leben zu rufen. Mal sehen, ob es klappt.
Zudem komme ich auch um eine Therapie nicht herum. Ich kann die Verhaltensweisen, welche
ich während und nach der Trennung meiner Eltern erlernt habe nicht mehr oder nicht wirklich
ablegen bzw. verändern. Ich scheue mich vor Konflikten, habe Schuldgefühle, kann mich kaum
konzentrieren und habe auch ein vermindertes Selbstwertgefühl. Besonders treten diese
Schwierigkeiten in meinem Alltag und in meiner Beziehung auf.
Vor ein paar Tagen, waren mir diese Eigenschaften noch garnicht so klar. Ich will hiermit
nochmal auf die Bücher verweisen. Sie helfen echt unbekannte Gefühle zu erkennen und zu
benennen.
Das reicht aber nicht aus. Deshalb will ich eine Therapie beginnen. Ich weis aber noch nicht
welche Form, oder welcher Therapeut. Am besten wäre ja jemand, der sich auf Scheidungskinder
spezialisiert hat.

Zum Thema "Aussprechen mit den Eltern" kann ich nicht viel positives Berichten.
Zu meiner Mutter habe ich ein relativ oberflächliches Verhältnis. Sobald ich versuche das
Thema anzusprechen, merke ich, dass sie selber damit noch nicht abgeschlossen hat.
Zu meinen beiden Schwestern ist das Verhältnis ähnlich. Wir können z.B. nicht Streiten.
Zu meinem Vater habe ich seit 3 Jahren keinen Kontakt mehr. Wir hatten uns eigentlich
ausgesprochen, aber das Vertrauensverhältnis war nicht real. Somit ist es wegen
einer Kleinigkeit zum Kontaktriss gekommen.

Ich stehe noch am Anfang meiner Vergangenheitsumwältzung. Ich kann nur jedem raten, so
früh wie möglich Hilfe zu suchen und diese auch anzunehmen. Alleine packt man es meistens
nicht. Aber es wird auch nicht zu spät sein, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Gruß Christian
tim
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von tim »

Hey liebe liebe und leider manchmal traurige Leute,

aus jedem Beitrag liesst man so viel Trarigkeit raus die schon Verarbeitet ist oder deren Verarbeitung noch bevorsteht. Wenn ich hier durch das Forum surfe und ein paar beiträge lesen werde ich traurig, vieles Erinnert mich an meine eigene Geschichte.

Auch wenn es mich unendlich traurig macht es fühlt sich auch gut an nicht allein zu sein, von Menschen zu lesen die eine solche Tiefe erreichen, die hinter Kulissen schauen - und leider schauen müssen. Das Leben hält viele Dinge für uns bereit, wenn wir unsere Kindheit bewältigt haben ist das härteste schon vorbei - bis wir eigene Kinder haben.
Ich kann euch und euren Kindern nur wünschen, dass ihr versteht warum es euch so geht wie es euch geht und das ihr die unendliche Kraft die daraus resultieren MUSS euch irgendwann als potential bereitsteht.

Ihr seid nicht allein, ihr seid nicht unnormal, aber vielleicht ist die Welt zu kompliziert sie zu begreifen.

Ich wünsche euch alles alles gute und den Mut eure Vergangenheit hinter euch zu lassen!

Tim
anemone
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von anemone »

Hi!

Ich bin Anemone und bin heute zum ersten Mal hier. Es freut mich sehr, zu sehen, daß es noch viele Menschen gibt, denen es ähnlich geht wie mir. Meine Eltern haben sich 1988 getrennt - zu einer Scheidung kam es nie - damals war ich 8 Jahre alt. Heute habe ich mit dieser Trennung und vor allem mit dem, was danach kam, große Probleme. Nach der Trennung gab es einen ständigen Wechsel zwischen Zeiten, in denen meine Eltern sich halbwegs gut verstanden haben und Zeiten, in denen eine Art Krieg herrschte. Wir (meine jüngere Schwester und ich ) konnten uns nie auf etwas einstellen und ich habe irgendwann aufgehört, meinen Eltern wirklich zu vertrauen. Meine Eltern haben mir immer wieder unterschiedliche Dinge darüber erzählt, weshalb sie sich getrennt haben und ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, was wirklich passiert ist. Manchmal habe ich das Gefühl, in einem Netz von Lügen gefangen zu sein, aus dem ich nicht mehr heraus komme.

Vor ungefähr zwei Jahren habe ich deswegen eine Psychotherapie angefangen, die aber nicht viel grbracht hat. Bei meiner Therapeutin bin ich auf wenig Verständnis für meine Trauer, meine Unsicherheit und auch meine Wut gestoßen. Statt dessen sollte ich immer nur versuchen, meine Eltern zu verstehen und ihr Verhalten zu entschuldigen. Solange ich mich erinnern kann, habe ich mich immer für meine Eltern, insbesondere für meine Mutter verantwortlich gefühlt. Ich will das nicht mehr. Wer versteht endlich einmal mich?

Viele Grüße,
Anemone
Volker
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Volker »

Hallo Annemone,

herzlich willkommen im Forum!
Ich finde wichtig, was Du mitteilst und denke, du bist mit deinen Gefühlen, wie auch immer sie aussehen richtig hier. Du willst Dich nicht mehr für Deine Eltern und insbesondre Deine Mutter verantwortlich fühlen, prima, diese wichtige Erkenntnis gehört genau hierher.

Ich würde Dir aber empfehlen einen neues thema zu erstellen, denn ansonsten geht Dein Beitrag hier wahrscheinlich unter...

Alles Liebe
Volker

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Muellers
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Muellers »

Hallo Annemone, und alle anderen

ich bin Scheidungs-Vater. Unsere Tochter war bei der Trennung 5 Jahre alt. Heute ist sie 10 Jahre alt. In den ersten drei, vier Jahren gab es eine üblen Kampf ums Sorge- und Umgangsrecht. Obwohl es unserer Tochter "äußerlich" gut geht, zeigt sie unübersehbare Anzeichen von starken Verlustängsten (Schlafstörungen etc). Ich habe nun nach 1 1/2 Jahren entgegen der Meinung sogar einiger Psychologen (man solle lieber nicht dran rühren etc, es sind ja nicht selten konfliktscheue Menschen, die diesen Beruf ergreifen ) durchsetzen können, daß mit unserer Tochter eine diagnostische Untersuchung durchgeführt wird. Was ich hier im Forum über die Spätfolgen lese, bestätigt meine Befürchtungen, und die Richtigkeit meines Vorhabens, jetzt schon dafür zu sorgen, daß unsere Tochter in ihrem Selbstgefühl bestärkt wird, um mit den nach wie vor bestehenden Spannung zwischen ihren Eltern fertig zu werden.

Und nun ein Hinweis für Dich Annemone. Ich habe selbst langjährige Therapie-Erfahrung (wir Eltern sind nach einer Scheidung die eigentlich Therapiebedürftigen, und nicht die Kinder), und weiß, wie schwierig es ist, einen Therapeuten zu finden, der einem wirklich hilft. Das hängt oft nicht damit zusammen, daß viele Therapeuten unfähig oder nicht willens wären, sondern mit der schlichten Tatsachen, daß auch Therapeuten eben Menschen sind, mit verschiedenen Einstellungen, Weltanschauungen etc. Was heisst, daß es eben passen muss. Dass Deine Therapeutin mit ihrem Ansatz Deine Schuldgefühle gegenüber Deinen Eltern eher verstärkt hat, als Dich besser aus ihnen herauszulösen, erscheint mir allerdings wenig verantwortlich und professionell, aber auch das gibt es leider. Solche negativen Erfahrungen sind besonders tragisch, weil sie entmutigen, und eine gute Therapie wirklich oft der einzige Weg ist, der aus der inneren Not herausführen kann.

Mein Tip an Annemone und alle, die eine Therapie suchen, ist: begreife Deine erstes Therapeuten-Gespräch wie ein persönliches Rendezvous. Entweder Du spürt, Du wirst angenommen und verstanden, die persönliche Chemie zwischen euch beiden stimmt, zögere nicht, und entscheide Dich für ihn. Oder Du spürst, Du wirst nicht verstanden, Du fühlst Dich nicht in Deinen Problemen ohne Umschweife erkannt, Du spürst Vorbehalte, zögere ebenfalls nicht, und gehe zu einem anderen Therapeuten. Versuche nicht, einen Therapeuten von Dir zu überzeugen, der Dich nicht versteht. Das ist ja dann wie bei den Eltern, und damit das Allerletzte, was Du brauchst. Wenn Du Dir nicht sicher bist, mache es ebenfalls wie beim Rendezvous, Du machst noch einen date, und noch einen date, bis Du es eben spürst, und Du Dir sicher bist. (Man darf bei jedem Therapeuten 5 Stungen machen, bevor man sich entscheidet, Du hast also 5 dates "frei").
Am allerwichtigsten ist das subjektive Gefühl: Ich werde angenommen, ich werde verstanden, ich muss mich nicht groß erklären. Das bedeutet nicht, daß Dein Therapeut Dir gegenüber unkritisch sein soll, keineswegs. Aber grundlegend ist das Verständnis, und das spürst Du, oder eben nicht. Vertraue ganz Deinen subjektiven Empfindungen. Kein Therapeut weiß etwas ohne Dich . Bleibt bitte nicht bei Therapeuten, wo Ihr dieses grundlegenden Verstandensein nicht spürt. Es ist entmutigend, und Zeitverschwendung, und das sind dann leider die Fälle, wo jemand sagt, er sei schon seit fünf Jahren in einer Therapie, und gebracht hätte es immer noch nichts. Ja, aber warum ist er dennoch immer noch dort?

Ich poste dies deswegen, da ich die Therapie für den besten Weg halte, mit einer Situation zurecht zu kommen, an der man nichts ändern kann, und dass Du nicht entmutigen läßt, dort Hilfe zu suchen. Scheidung ist schon traumatisch, selbst wenn sie "gutartig" verläuft, und besonders schlimm ist es, wenn sie Kinder über Jahre in einen Loyalitätskonflikt hält. Wenn Du "Deinen" richtigen Therapeuten gefunden hast, also den, den Du persönlich vertrauen kannst, und Du die Therapie wirklich willst, ist der Erfolg schon fast garantiert. An der Welt änderst Du nichts, an Deinen Eltern änderst Du nichts, aber Du kannst alles mit entsprechender Hilfe dafür tun, trotzdem gestärkt draus hervorzugehen, und ein in Dir ruhender, und starker Mensch zu werden, der Beziehungen eingehen kann, und der sich sogar streiten kann, ohne Angst und Schuldgefühle. Es lohnt sich, auch wenn der Gang zum Therapeuten manchmal schwer fallen sollte. Es lohnt sich, ganz sicher!

Viele Grüße und hab Mut!
Frank Müllers
Zuletzt geändert von Muellers am 2. Dezember 2003 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
Volker
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Re: Psychotherapie gegen die Spätfolgen

Beitrag von Volker »

Hallo Ihr,

ich bin durch Zufall mal wieder auf diesen post gestossen und bin über dem Titel nachdenklich geworden: "Psychotherapie gegen die Spätfolgen". Ich denke ein Titel wie "Psychotherapie zum Erkennen des persönlichen Reichtums" wäre auch ganz angemessen.

@Tim: Unter http://www.gbpev.de findest du Infos über Biodynamik sowie eine Therapeutenliste für Deutschland. Die Kosten dafür musst du selbst tragen. Selbst als Student habe ich gemerkt, dass geht irgendwie, wenn ich auch manches mal lieber in Urlaub gefahren wäre, habe mein geld jedoch nie anders besser angelegt.

Lieben Gruß
Volker

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