Where the fuck can I get new parents?

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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paola
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Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von paola »

hey,

ich verfolge dieses forum schon über ein jahr immer wieder
und würde gern auf ein paar Erfahrungen bzw. Meinungen von euch zurückgreifen.

Heute ist einer der traurigen, einsamen Abende. Ein Abend an dem mich mein Papa anruft und mir ganz nebenbei mitteilt,
er kann sich mein Studium nicht mehr leisten, weil er seiner Freundin und ihrem Sohn ein Haus baut
und ich darauf nur entgegne: macht nix, werd ich schon hinkriegen. Und später für mich auf meinem Badteppich liege und losheule.

Meine Frage: Where the fuck can I get new parents? And where can I dump my sense of guilt?

Ich bin sauer auf Ihn, weil er keinen Gedanken an mich verwendet und auf mich, dass ich mir all das gefallen lasse.
Aber am schlimmsten ist, dass ich nach sieben Jahren, die seit der Trennung unserer Familie vergangenen sind,
immer noch mehr von ihm erwarte, mehr von dieser getrennten Familie erwarte, als ich jemals bekommen werde.

Wann tut es endlich nicht mehr weh oder muss man mit dem Schmerz, mit der Zerissenheit Leben lernen?
Wird das Gefühl der Einsamkeit, des Verlassensein, des Hängengelassen werden je verschwinden?
Muss ich wirklich lernen all das für mich selbst zu sein oder kann ich mir einfach wie meine Eltern auch
eine Ersatzfamilie suchen und so tun, als hätte es das Zuvor nicht gegeben?

Viele Fragen, vielleicht habt Ihr Gedanken dazu.

Gute Nacht.

Paola.
man ertrinkt nicht, weil man unter wasser taucht, sondern weil man unter wasser bleibt
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Ansa
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Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Paola,

schön das Du zu uns gefunden hast.

Ich lese viel Wut aus Deinen Worten, aber auch, das sich diese zum einen gegen Deinen Vater richtet und gegen Dich selbst? Weil Du soviel erwartest? Und so viel Traurigkeit, neue Eltern finden......... die dann so sind, wie Du sie Dir wirklich wünscht. Ich glaube, diesen Traum würden mehr Leute gern mit Dir teilen, als Du glaubst. Ich würde mir auch sofort einen neuen Vater bestellen....

Es ist immer schwer, als Trennungskind (da ist das Alter mal echt egal) irgendwo zwischen zu stehen und die Dinge auszuhalten, die auf einen zukommen. Manchmal steckt man einfach fest in seinen Gedanken. Vielleicht können wir ja helfen?

Ich weiß nicht, inwieweit Dein Vater Dich bisher unterstützt hat, ist es Deine erste Ausbildung? Dann darf er diese Unterstützung nicht kürzen oder einstellen, ohne einen triftigen ernsthaften Grund. Ein Hausbau oder die Versorgung eines "fremden" Kindes (weil Du schreibst ihr Sohn) gehört da nicht zu..... Dein Unterhalt hat Vorrang und vor Deinem Unterhalt haben minderjährige Kinder Vorrang. Also, wenn das Kind auch sein Kind ist, dann hat es, solange es minderjährig ist, bevorzugte Unterhaltsansprüche. Du solltest Dich da eventuell einfach erkundigen? Eltern haben da durchaus sehr weitgehende Pflichten.

Andererseits ist es natürlich auch klar, dass das Stellen solcher Ansprüche und das Durchsetzen Ärger nach sich ziehen kann. Aber es wäre Dein gutes Recht.

Das Gefühl des Verlassen werdens kann eines Tages verschwinden, weil im Grunde nicht Du verlassen worden bist, sondern sich Deine Eltern getrennt haben, leider sind Kinder davon immer betroffen, denn es geht ja nur so, das ein Elternteil geht.... miteinander leben, wenn man sich nicht mehr liebt und achtet ist für alle Beteiligten eine ganz andere Hölle. Ich weiß immer nicht, was schlimmer ist. Aber ich weiß, das man als Trennungskind auch immer das Gefühl hat, man sei schuldig, verlassen worden oder unerwünscht. Das musst Du so gar nicht annehmen?

Hast Du Dir einmal vorgestellt, wie es wäre, wären Deine Eltern zusammen geblieben? Ich hab die Frage neulich meiner Großen (sie ist 20) gestellt, als sie sagte "ich wünschte es wäre wieder so wie früher!" Mit ein wenig Nachdenken fand sie den Gedanken ganz furchtbar. Und sagte "So hab ich darüber noch nie nach gedacht, nein, das hätte ich nicht gewollt...." Es hat ihre Weltsicht verändert und ihr gut getan.

Ich stamme aus einer sogenannten intakten Familie, und ich hab nie das Gefühl gehabt, dazu zu gehören, heute habe ich eine eigene Familie und mache vieles anders, aber seit damals habe ich Freunde, die mir heute mehr bedeuten als es meine Familie je tat und die so zu meiner Familie geworden sind. Freunde können Familie ersetzen. Im Grunde ist es auch der Lauf der Zeit, wie nannte meine Freundin es gestern, wir Eltern rutschen auf der Prioritätenliste unserer Kinder nach und nach nach unten..... sie gehen eigene Wege und das ist gut so. Schau auf Dich und schau, was Dir gut tut. Gute Freunde können dabei eine wirkliche Hilfe sein.

Was ist mit Deiner Mama? Ist sie für Dich da?

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Bolz
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Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von Bolz »

Hallo Paola,

ich habe Deine Mail gelesen und wollte Dir erstmal ein paar Dinge sagen, die Dich vielleicht nicht mehr alles so rabenschwarz sehen lassen. In den Gedanken in denen Du Dich jetzt befindest wird es schwer sein auch etwas positives zu sehen, vielleicht kannst Du noch etwas mehr von Deiner Situation erzählen ?

Erstmal studierst Du und Dein Vater zahlt das zumindest bis jetzt, das heißt Du hast eine gute Schulbildung und warst so erfolgreich, dass Du ein Studium aufnehmen konntest. Entweder ist das schon mal viel weil Deine Eltern Dich doch wohl sehr unterstützt haben müssen, dass Du so weit gekommen bist, oder Du hast Dir alles selbst erarbeitet, aber das wäre ja auch ein riesen Erfolg.

Und dann finde ich, dass eine Trennung der Eltern sicher für die Kinder große Probleme verursacht, aber als aller Erstes haben sich die Eltern voneinander getrennt, nicht von ihren Kindern, wenn auch diese zwangsläufig davon betroffen sind. Du bist als Studentin in einem Alter wo Du sicher auch schon erlebt hast, dass Dinge die Dir vor 2 Jahren total wichtig waren oder wo Du gesagt hast, das würdest Du immer mögen sich mit der Zeit auch ändern können. Hattest Du noch nie einen Freund oder eine Freundin, von der Du Dich nach einer Zeit wieder entfernt hast, weil es einfach nicht passte oder Dinge passiert sind, auf die Du keinen Einfluss hattest ? Würdest Du solche Beziehungen auf Teufel komm raus aufrecht erhalten, weil Du am Anfang davon begeistert warst oder etwas versprochen hast ? Sicher passiert das Erwachsenen die Eltern sind auch. Wenn Du Dich selbst schon mal in einer Liebesbeziehung getrennt haben solltest, dann kannst Du sicher nachfühlen wie es sein würde, wenn man mit so jemandem gezwungenermaßen zusammen bleiben würde. Das geht doch gar nicht. Deshalb ist es zwar schade, dass sich Deine Eltern getrennt haben, aber so was kommt vor und liegt bestimmt nicht an den Kindern die aus dieser Beziehung hervor gegangen sind. Wenn Du diesen Gedanken mal für Dich weiter spinnst, dann siehst Du sicher auch, dass Deine Eltern das nicht getan haben, weil Du ihnen egal warst, oder weil sie keine Rücksicht auf jemanden nehmen wollten, sondern einfach, weil man manchmal Beziehungen einfach nicht aufrecht erhalten kann. Selbst wenn ein Teil es möchte.

Du schriebst auch gar nicht wie lange Dich Dein Vater schon finanziell unterstützt und wie Deine Beziehung zu Deinem Vater ist.

Ich habe im Bekanntenkreis mehrere Väter die seit Jahren in Sorgerechtsstreiten oder Streit um finanzielle Belange stecken, von denen die Kinder ( erstmal zum Glück ) nicht viel mitbekommen, was es aber auch schwer macht für die Kinder zu beurteilen, warum ein Elternteil manchmal so handelt. In meinem Bekanntenkreis sind Eltern dabei, die seit Jahren Ihre Kinder unterstützen, von diesen immer nur Forderungen oder Vorwürfe hören und irgendwann müde werden sich immer als nur die Gebenden zu fühlen.

Auch jemand der Kinder hat, hat ja auch ein Recht darauf, irgendwann mal wieder selbst über sein Leben zu bestimmen und sich nicht nur als Versorger zu fühlen, das kann nämlich auch ganz schön frustrierend sein, wenn man immer nur Forderungen hört. Dein Vater / Deine Mutter haben sich vielleicht auch ihr Leben so nicht vorgestellt und hatten nicht auf alles Einfluss. Sicher möchten sie auch irgendwann mal wieder keine Vorwürfe mehr hören und ein selbstbestimmtes Leben führen? Ich weiß ja nicht wie Ihr miteinander umgeht ?

Ich will sicher nicht damit ausdrücken, dass irgendwer allein schuld an Eurer schwierigen Situation hat, aber in einer Beziehung von Menschen sind immer viele Faktoren beteiligt, vielleicht magst Du etwas mehr erzählen wo Deine Probleme genau liegen ? Ich habe bei mir selbst immer festgestellt, dass es zwar unbequem ist, aber für einen selbst sehr hilfreich, wenn man hinterfragt wie viel Anteil man selbst am positiven oder negativen Verlauf einer Beziehung hat.

Aus Deiner Bemerkung „für seine Freundin und Sohn“ entnehme ich, dass da eine gewisse Eifersucht im Spiel ist auf die neue Familie Deines Vaters. Ist das so ? Hast Du das Gefühl er investiert dort mehr als in Dich ? Was meinst Du mit „das ich mir das alles gefallen lasse“ ? Warum fühlst Du Dich schuldig ? Was würdest Du Dir von „neuen“ Eltern wünschen ?

Meld Dich doch noch mal…

Viele Brüße
Bolz
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Muckelmaus
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Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen Paola und Herzlich willkommen hier in unserem kleinen Forum!

Wut und Enttäuschung lese ich aus deinen Worten, aber auch Hilflosigkeit. Das alles ist verständlich.

Du schreibst, dass deine Eltern seit 7 Jahren getrennt sind. Das ist schon eine lange Zeit.
Wie ist das Verhältnis zwischen deinen Eltern und dir und vor allem, wie ist das Verhältnis zwischen deinen Eltern? Siehst du deine Eltern häufig? Telefoniert ihr oft miteinander? Wie gehen deine Eltern miteinander um, wenn sie sich begegnen? Sind auf beiden Seiten neue Partner im Spiel und wenn ja, wie geht der jeweils andere Elternteil damit um?

Fragen über Fragen ......

Du bist Studentin. Also gehe ich davon aus, dass du kein kleines Kind mehr warst, als deine Eltern sich zur Trennung entschlossen.
Weißt du - meine Tochter war grad mal 5 Jahre alt, als ihr Papa und ich uns getrennt haben. Lange Jahre hat sie daran geknabbert, aber sie war ja auch wirklich noch klein. Sie war etwa 13 Jahre alt, als die Kinderpsychologin sie fragte, ob sie wisse, warum wir Eltern uns getrennt haben. Das hat sie bejaht und sie sagte auch, sie könne die Gründe verstehen. Die Kinderpsychologin fragte weiter, ob es Streit zwischen Mama und Papa gäbe und ob sie den Papa sehen würde regelmäßig, ob Kontakt bestünde zwischen ihm und ihr. Meine Tochter sagte, es gäbe keinen Streit zwischen uns Eltern und wir kämen prima miteinander aus. Auch würde sie ihren Papa so oft sehen können, wie es möglich wäre. Tja, sagte die Psychologin, dann wäre doch eigentlich alles in Ordnung und sie sähe keinen Grund, warum die Tochter traurig wäre. Meine Tochter hat daran eine Weile überlegt und dann war es ok für sie.
Was ich dir damit sagen will ist, vielleicht kannst du die Situation deiner Eltern vor der Trennung einmal überdenken. Auch dort wird es Gründe gegeben haben und schau dir die Situation heute an.
Mag sein, dass das alles gar nicht so traurig ist, wie es zu sein scheint.

Wegen des Unterhaltes und der Unterstützung fürs Studium würde ich mich, so wie Ansa schon schrieb, schlau machen.

Ganz liebe Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
paola
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Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von paola »

Hallo,

vielen Dank für das schnelle und überlegte Feedback:)

Ich mag erstmal noch ein bisschen von mir erzählen bevor ich auf eure Fragen eingehe.

Als ich 11 war, hat die Ehe meiner Eltern angefangen zu kriseln. Meine Eltern haben sehr früh geheiratet, als meine Mama mit meiner Schwester schwanger war und mich acht Jahre später bekommen (ich sollte ein Junge werden, daher auch die Eifersucht auf Papas "neuen" Jungen).

Meine Mama war nicht mehr glücklich in der Beziehung, sie wollte mehr vom Leben als nur diese Familie und diesen einen Mann. Sie hatte dann eine Beziehung zu einem anderen Mann da war ich 15, was dann nach langem Hinundher und vielen Hässlichkeiten drei Jahre später zur Trennung führte.

In diesen Jahren der Noch-Ehe meiner Eltern ging es mir sehr schlecht. Es war ein einziger Kampf zwischen meinen Eltern, ich ging dabei unter und war dann schließlich über die Trennung sehr froh. Doch wurde es nachher nicht besser, ich wurde als Puffer verwendet und konnte mir von beiden Seiten das Geschimpfe über den anderen anhören. Meine Mama hat bis jetzt immer wechselnde Partnerschaften, wobei jeder Neue wieder der "Richtige" ist usw. Meinem Papa gings es Jahre sehr schlecht, bis er eben vor eineinhalb Jahren diese Ersatzfamilie gefunden hat, seit dem ist er stabiler, worüber ich sehr dankbar bin.

Mein Problem ist dabei, dass von mir immer eine Stärke und ein Verantwortungsbewusstsein verlangt wurde oder ich es von mir verlangt habe, das meinem Alter und meiner Position als Kind nicht entsprochen hat. Ich fühle mich als Erwachsener mit zwei Kindern - meine Eltern -. Und jetzt nach Jahren der Trennung sehne ich mich nicht nach einem verheiratetem Elternpaar. Sondern nach Eltern, die mir Rückhalt geben, die sich für mich interessieren. Eltern, die meine Bachelorarbeit lesen, die mich unterstützen. Es ist einfach wahnsinnig anstrengend immer alles alleine schaffen zu müssen und sich dann auch noch dauernd ihren Problemen zu widmen.

Die Beziehung zu meiner Mutter ist schwierig. Ich hatte von 13 bis 22 eine Esstöung, mit der ich mich seit drei Jahren therapeutisch auseinandersetze, wobei natürlich die Mutter-Tochter-Beziehung eine große Rolle spielt, aber auch die ganze familäre Situation. Also versuche ich eher auf Abstand zu Ihr zu gehen und die positiven Seiten an Ihr zu genießen, die Sie ohne Zweifel auch hat.

Mir ist bewusst, das eine Trennung nötig war und das meine Eltern nicht aus Bosheit gehandelt haben, sondern einfach keine andere Möglichkeit sahen. Ich gebe niemandem die Schuld für meine Situation. Aber ich werfe Ihnen vor, dass sie keine Verantwortung für Ihr Tun übernehmen, sondern sich einfach aus der Affäre ziehen und mich im Regen stehen lassen.

Zu der Unterhaltssituation. Mein Vater zahlt mir seit drei Jahren 300 Euro im Monat und die Hälfte der Studiengebühren, so kommen wir moantlich auf 350 Euro, meine Mutter zahlt den selben Betrag. Für meine Schwester und meine Mutter musste er nie zahlen, da beide bereits selbst beruftätig waren. Ich bräuchte seine Unterstützung jetzt noch zwei Jahre um meinen Master zu machen. Meinen Bachelor hab ich zügig und sehr gut abgeschlossen und auch immer noch nebenbei dazuverdient. Er ist selbstständig und verdient gut. Wie ist das einzuschätzen? Ist das viel?

Ich habe mir mit 18 gedacht, nach der Trennung ist das Schlimmste vorbei, aber es wird nicht einfacher. Man muss sich mit neuen Partnern auseinandersetzen, mit neuen "Geschwistern". Ich hab wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung von meinen Eltern erfahren und diese jetzt auch noch mit mehreren Personen zu teilen, ist schwierig für mich.

Wird es irgendwann mal besser werden? Ich hab einfach das Gefühl, immer wenn ich glaube, ich komm mit der Situation endlich zurecht, kommt einer der beiden wieder mit einem neuen Hammer für mich daher.

Ich muss jetzt leider los.

Vielen Dank für eure Gedanken.

Paola.
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Bolz
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Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von Bolz »

Hallo Paola,

eines meiner Hauptprobleme im Leben ist, immer wieder etwas von anderen zu erwarten. Das ist zwar bestimmt natürlich, aber es bringt einen nicht weiter. Nicht, dass eine Erwartung falsch ist, es ist nur so, dass man dann die Erfüllung des Wunsches komplett in die Hände anderer gibt und bestenfalls hat man eine 50/50 Chance. Hast Du es so schon mal gesehen ?

Was würde denn passieren, wenn Deine Eltern plötzlich die Verantwortung für ihr Tun übernehmen? Angenommen sie sehen auf einmal alle ihre Fehler ein und entschuldigen sich vielleicht auch noch wortreich bei Dir. Kannst Du Dir die Situation im Kopf einmal vorstellen ? Was würde dann passieren? Würde es irgendwas ungeschehen machen ? Würde sich etwas an Deinen Erfahrungen ändern ? Würde sich etwas an Deinem jetzigen Leben ändern ? Und könntest Du es überhaupt annehmen, wenn sie beide plötzlich ihre Fehler erkennen und an Dir "alles wieder gut machen wollen" ?

Vielleicht hilft Dir das Durchspielen dieses Gedanken erstmal weiter und Du erkennst plötzlich, dass Du Dich selbst hilflos machst, wenn Du auf die Erfüllung eines Wunsches wartest, der vielleicht gar nicht das ist was Du brauchst?

Du scheinst eine verletzte aber taffe junge Frau zu sein, die ihre Porbleme anpackt und auch zu lösen scheint. Willst Du Dich nicht lieber auf Dich selbst verlassen und mal zurück sehen, was Du schon alles geschafft hast ? Wie Ansa schon schrieb können auch Freunde zur Familie werden. Bei mir ist es jedenfalls so, obwohl ich seh viel Glück mit meinen Eltern hatte, aber mit dem Rest der Familie leider nicht. Vielleicht brauchst Du das viel mehr ?

Evtl. bringt Dich das sehr viel weiter als auf Eine Einsicht oder Entschuldigung Deiner Eltern zu warten, die Du gar nicht brauchst.

Und was das Studium angeht, so finde ich es nur recht, dass ein Student zügig an seinem Studium arbeitet und sich auch was selbst verdient. Aber einfach nicht mehr zahlen geht nicht so einfach, es sei denn, Deine Eltern könnten es sich nicht mehr leisten. Ansonsten sind sie verpflichtet Dir eine Ausbildung zu ermöglichen. Jedenfalls können sie keine Zahlung einstellen, weil sie plötzlich andere Ausgaben haben. Versuche doch mal ein vernünftiges Gespräch mit Deinen Eltern zu führen wie es für alle Beteiligten eine Lösung geben könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der beiden möchte, dass Du Dein Studium nicht mehr zu Ende führen kannst.

Viel Erfolg
Bolz
Girl-Soccer
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Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von Girl-Soccer »

Hallo Paola!

Das leidige Thema Unterhalt und Studienfinanzierung.
Ich habe nicht viel Ahnung in Sachen Unterhalt, aber ich denke, dein Vater müsste dein komplettes Erststudium, falls du keine große Unterbrechung hattest oder nach der Hälfte mal abgebrochen hast oder so, bis zum Ende deines Masters Unterhalt zahlen.
Und zwar nicht so wie er gerade will, sondern wie festgelegt wird.
Das Problem ist nur, wenn er sich weigert zu zahlen, könntest du mit einem Anwalt gerichtlich vorgehen, das kostet dich aber ein Schweinegeld, und selbst wenn du Gerichtskostenhilfe bekommst, musst du erstmal schön blechen.
Mein Vater zahlt nun seit einiger Zeit keinen Cent Unterhalt mehr und wegen erschwerten Bedingungen würde sich für mich ein Gerichtsverfahren doppelt und dreifach nicht lohnen.
Deshalb bin ich jetzt an meine Studienfinanzierung anders herangegangen: BAföG.
Die zahlen dir mehr als dein Vater es bisher getan hat. Allerdings nur, wenn du nachweisen kannst, dass deine Eltern nicht zu viel verdienen bzw. dein Vater dir nichts zahlt. Hier gilt aber auch: Du musst noch in der Regelstudienzeit sein.
Ich wünsche viel Erfolg.

Zur emotionalen Seite der Geschichte.
Auch meine Eltern haben sich unter großem Tamtam getrennt, auch ich hatte damit lange meine Schwierigkeiten.
Ich kann dir nur einen Rat geben:
Du musst dich von der Geschichte lösen. Du musst es zur Geschichte deiner Eltern machen und darfst es nicht weiter Geschichte von dir sein lassen.
Du bist erwachsen, selbstständig, ausgezogen, verfolgst deine eigenen Ziele.
Erwartungen an die Eltern, die nicht erfüllt werden, tun immer weh. Mir hat geholfen, einfach nichts mehr zu erwarten. Das bedarf Übung und dauert, aber es hilft.
Wichtig ist auch, dass du lernst, dass du deine Eltern gar nicht mehr brauchst. Dass du weißt, du kommst auch ohne ihren Zuspruch, ihre Unterstützung aus.
Das macht es leichter, mit den unerfüllten Erwartungen umzugehen.
Eine "Ersatzfamilie" wünschen sich viele Scheidungskinder und auch andere Kinder, bei denen es zu Hause nicht so toll läuft.
Ansa hat schon geschrieben, dass für sie heute manche Freunde wichtiger sind als manche Familienmitglieder.
Ich finde auch, dass Freunde auch Familie sein können. Meine beste Freundin, zum Beispiel, zähle voll zum Kreis meiner "Familie", meinen Vater hingegen gar nicht mehr.
Man kann den Begriff Familie aufweichen und ihn auch einfach als engsten Kreis der Menschen, die uns lieb sind, sehen.
Und so kannst du dir deine Familie selber schaffen und denen aus deiner ursprünglichen Familie, die dir nicht gut tun, Wichtigkeit in deinem Leben absprechen.
Das sind alles Prozesse, das geht nicht von heute auf morgen und es wird immer nochmal weh tun.
Die Zeit heilt die Wunden. Nicht indem sie einfach vergeht, sondern indem du mit der Zeit selbstständiger und unabhängiger wirst, dazu lernst und dich weiterentwickelst.
Ich wünsche dazu viel Kraft und Ausdauer.

Und ich beglückwünsche zum Bachelor!

Girl-Soccer
peter 1965
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Registriert: 5. September 2005 23:28

Re: Where the fuck can I get new parents?

Beitrag von peter 1965 »

Liebe Paola,

Du hast Recht, dass die Scheidungskinder immer in einer Loose / Loose Situation sind. Es ist nicht immer der finanzielle Part, den die Kinder und Jugendlichen brauchen, sondern einfach die Liebe von den Eltern zu den Kindern, die sich in Dingen ausdruecken, dass man sich fuereinander interessiert und fuereinander da ist. Zuhören und Aufmerksamkeit schenken sind wichtiger als Geld.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du Deinen eigenen finanziellen Part stemmen kannst.

Versuche nicht neue Eltern zu finden und versuche nicht Deine Eltern umzuerziehen. Sie werden es nicht machen. Gewinne einen gesunden Abstand und versuche Dein Leben auf ein eigenes Fundament zu setzen. Deine Eltern kommen zurueck, sobald Sie merken, dass der Kontakt abbrechen koennte.

Mein Junge leidet auch sehr unter der Tatsache, dass seine Mutter nie fuer ihn da ist. Sie sehen sich 1 bis 2 Mal im Jahr und selbst dann versucht er ihre Nähe zu meiden. Finanziell habe ich auch alles ausgelegt und wir sind durch stürmische Zeiten gesegelt. Es war für ihn immer wichtig, dass ich für ihn da war/bin.

Ich glaube, dass es Dir ähnlich, wie meinem Sohn ergeht. Du wirst es schaffen, da bin ich mir sicher.

LG. Peter
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