Identität Scheidungskind

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Tamara22
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Re: Identität Scheidungskind

Beitrag von Tamara22 »

Hey Du :-)
Die Formulierung...jaaaa, wie erklär ich das.
Meine Eltern sind ja heute noch da, in meinem Leben, anders als damals und in vielem auch präsenter und wacher und trotzdem verbinde ich mit ihnen auch Teile dieser schmerzhaften Geschichte auch das waren sie und dennoch kann ich es im heute nicht mehr wirklich mit ihnen klären, wir alle haben uns verändert und as drückt diese Formulierung so für mich aus, "die Eltern von damals", so wie sie damals waren und sich verhalten haben ist das eine und das was heute ist, ist etwas anderes und das darf ich auch trennen und sie im heute für Dinge anerkennen, die mir vielleicht damals gefehlt haben und ich darf nein sagen im heute, wo ich damals vielleicht nicht konnte und ich kann mich ihnen gegenüber heute vertreten, ich habe die Fähigkeiten dazu (wenns mich nicht grade zurückkatapultiert, alles schon mehrfach vorgekommen *lach*)

Also die Eltern von damals hatten ihre Geschichte aus der heraus sie sich so verhalten haben und das ist Teil meiner Geschichte und heute ist ein anderer Teil.
ich fand es einfach sehr achtungsvoll diese Formulierung und deutlich machend, dass Veränderung geschieht, auch dann wenn wir angstvoll oder verzweifelt an altem festhalten auch wenn es heute schon nicht mehr der Realität entspricht....ich weiß wovon ich da Rede ;-)


Was kannst du tuun, ja das Aushalten udn Wahrnehmen und vor allem ernstnehmen von Schmerz ist es glaube ich, was am meisten hilft, auch wenn du Situationen anders erlebst, das ist ja menschlich. Ich glaube wir alle fahren ganz gut damit uns so stehen zu lassen wie wir sind und zu signalisieren, dass wir hinschauen wollen.
Es sind diese "falschen" oder unklaren botschaften, die mir am meisten Probleme bereiten bis heute, weil ich da einfach als Kind von was völlig falschem ausgegangen bin.
Eine Mutter am Telefon, die sagt sie ist da und aber nicht spürbar da ist...puh, das kann eine Welt eines Kindes infrage stellen... Ein gell grade vermisst du mich sehr und kannst mich nicht in den Arm nehmen und das macht dich traurig, magst du mir erzählen wie es dir geht, ich höre dir zu wäre klarer und echter und wahrer...

Naja, aber das ist meine Geschichte und mein Erleben...

Liebe sonnenschein2 macht es dich wirklich ungeduldig, dass sie nach 8 Jahren noch schmerzliche Gefühle dazu hat oder ist es nicht doch eher ein anderes Gefühl, das Ungeduld hervorruft, weil du das nicht "wegmachen" kannst? Jeder hat sein erleben und Liebe, und um die geht es hier ja, kennt keine Zeit, sie ist einfach immer und überall da und wenn die weg ist, dann bleibt Angst zurück.... Ist es ok, dass sie euch so liebt, dass sie traurig darüber ist, wie es ist, jetzt, grade in diesem Moment, in dem sie dir das sagt, weil sie grade Anschluss daran hat...so ihre Liebe ausdrückt? Ist es ok? Vielleicht mag sie das einfach mal hören...es ist ok...wer weiß.

Von Herzen alles Liebe
Tami
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Ansa
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Re: Identität Scheidungskind

Beitrag von Ansa »

Liebe Tami,
Ein gell grade vermisst du mich sehr und kannst mich nicht in den Arm nehmen und das macht dich traurig, magst du mir erzählen wie es dir geht, ich höre dir zu wäre klarer und echter und wahrer...
Ich hab einmal diesen Satz heraus genommen..... sei mir nicht böse, aber wie viele Menschen kennst Du, die auf diese Art miteinander reden? Eine Therapeutin würde das sagen, aber ich stelle die Behauptung auf, das eine Mutter niemals so reden würde. Und das ist auch gut so.... vielleicht meinte Deine Mutter mit dem "ich bin ja da" genau das? So ausgedrückt ist es jedenfalls die "perfekte" Entgegnung für ein Kind, aber wie realistisch ist sie wirklich?

Bei mir kribbelt es immer,wenn nicht therapeutische Menschen so mit mir reden, meine Große tut das momentan hin und wieder. Sie fragt mich dann "Mama, wie geht es Dir denn damit, wenn....." und "ich würde gern wissen, wie Du Dich damit fühlst." Aha - aber ich bin gar nicht bereit mit ihr derartig zu reden. Sie lernt diesen Umgang untereinander in der Bibelschule und ich hab da ernsthaft Probleme mit. Vielleicht ist das der perfekte Umgang damit, aber ich finds gruselig und weitab von der Normalität. Abgesehen davon hatte sie Themen ausgewählt, die ich mit ihr als Tochter nicht bespreche, sie nähme darin meine Position ein und das würde die Situation umkehren, nein, nichts, was ich möchte.

Bitte missversteh mich nicht, Deine Sehnsucht ist völlig in Ordnung und gut. Mir geht es nur um die Ausdrucksweise. Und, hätte es wirklich etwas verändert? Hättest Du es so wahr nehmen können? Oder entstammt Deine Wahrnehmung eher Deinem Wissen von Heute?

Liebe Grüße
Ansa
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Tamara22
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Re: Identität Scheidungskind

Beitrag von Tamara22 »

Liebe Ansa,

ich greife ebenfalls mal einen Satzteil heraus..
ch würde gern wissen, wie Du Dich damit fühlst." Aha - aber ich bin gar nicht bereit mit ihr derartig zu reden
Du schreibst es selbst ..du bist nicht bereit mit ihr derartig zu reden. Ich frage mich was da in dir geschieht, wenn du nach deinen Gefühlen gefragt wirst...

In deine Kategorisierung von so würde eine Mutter niemals reden gehöre ich nicht.
Und es geht auch nicht um genau diesen Wortlaut, sondern um die Haltung wahrzunehmen was in diesem Moment die Realität des Kindes ist, nämlich, dass die Mama nicht da ist und nicht aus dem eigenen Leid und Schuld heraus zu das Gegenteil zu behaupten, sondern das Auszuhalten...Naja und meine Art zu formulieren entspringt keinen psychologischen Konzept sondern der Gewaltfreien Kommunikation und meinem Wunsch danach mein Gegenüber wirklich wahrzunehmen und mich einzufühlen. Das empfinde ich nicht als unnormal und gruselig sondern als zutiefst menschlich. Wenn mein Sohn brüllend auf dem Boden liegt und ich tröste ihn, " alles nicht so schlimm", dann wird sein Zorn stärker, dann muss er lauter schreien um zu beweisen, dass es doch so ist, sage ich ihm, gell du ärgerst dich grade unheimlich über mich und fühle mich ein, in ihn, ganz egal wie ich das erlebe, dann ist er sofort da, stimmt zu und kann den Ärger gehen lassen...weil ich seine Realität gesehen und wahrgenommen habe. Und nein das gelingt nicht immer, aber ich bin mir sicher, dass dieser Wunsch in jedem menschen da ist und das normalste von der Welt, verstanden und gesehen zu werden und weil ich das so erlebe, mag ich das anderen in meinem Umfeld auch so zugestehen...mich mit ihnen verbinden.

Kannst du in deinem Post erkennen, was davon dein Thema ist? Was so piekst, dass es dich gruselt?

LG Tami

Tami
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Tamara22
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Re: Identität Scheidungskind

Beitrag von Tamara22 »

Musste eben lächeln weil mir noch ein Gedanke kam...
Würden mehr Menschen derart miteinander reden bräuchten wir
vielleicht weniger "echte " Therapeuten ;-)
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Ansa
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Re: Identität Scheidungskind

Beitrag von Ansa »

Liebe Tami,

natürlich, jetzt verstehe ich Dich, es geht Dir nicht um den Wortlaut, sondern um die Botschaft... wenn mein Kind Kummer hat, würde ich nie nicht sagen "alles nicht so schlimm" auch wenn ich selbst so aufgewachsen bin. Das ist ja die andere Seite der Individualpsychologie, das Gegenüber ernst nehmen, die Haltung des Kindes respektieren und auch die Tränen zulassen. Ich würde eher sagen "Oh, Du bist aber sauer"und das reicht oft schon.... ich hüte mich vor Interpretationen im Detail, okay, wenn Du sicher bist, das er sich über Dich ärgert - aber das kann auch einen anderen Grund haben, den er nicht nennen kann, wenn zuviel Interpretation in Deiner Anteilnahme liegt.

Nur wie ich das mache ist unterschiedlich, in unserem KiGa haben sie schon gesagt "kann ich Dich trösten" und wenn ein "Nein!" kam, gesagt "okay, dann wein mal und wenn Du fertig bist kommst in den Gruppenraum, ja?" Das hat immmer wunderbar funktioniert und alle Kinder aus diesem KiGa waren bei der Einschulung ihren Altersgenossen wiet voraus. Ernst nehmen und das Recht auf Weinen respektieren, nicht sagen "och lass mal, die Mama kommt ja wieder" oder so`n Kram.

Meine Tochter - das ist eine ganz schwierige Sache, manche Gefühle teile ich nicht mit meinen Kindern, auch manche Trennungsgefühle nicht. Da vermischen sich Ebenen, mein Kind darf etwas über seinen Vater als Vater wissen, aber wie er als Mann war? Mich betrogen und belogen hat, das sind doch Dinge, die ich nicht teilen möchte - es sei denn, ich erkenne das Bedürfnis dahinter. Ihr muss reichen, das es mir nicht gut gegangen ist in dieser Zeit, aber das warum - steht nicht zur Debatte. Es war meine Entscheidung mich zu trennen und die hatte mit der Elternebene nicht wirklich viel zu tun, außer das ich meinen Mädchen dies Rollenbild nicht vorleben wollte, das da verlangt war. Es geht durchaus um intime Details die die Kinderebene nicht betreffen - sie kennen diesen Mann als Vater - das empfinde ich als ausreichend - aber wie er als Ehemann war? Spielt das eine Rolle? Oder besser, es ging ja darum, wie er war - spielt das bis ins Detail eine Rolle? Wie er als Partner ist, erleben sie allerdings in seinem Umgang mit seinen Freundinnen durchaus. Stellen sie da eine Frage, wie etwa "sag mal, war das bei Dir auch so?" Dann gebe ich darauf bedingt schon Antwort. Sag aber auch, "bitte, weiter nicht."

Wir reden allerdings im Gegenzug hier schon oft über Gefühle und was das mit uns macht. Das wird respektiert, ich konnte auch zu meinen kleinen Kindern sagen "besser ihr bleibt heute im Bett, ich bin grad so was von sauer.... nicht auf Euch, es tut mir auch leid, mit Euch hat es nichts zu tun, aber ich weiß nicht, ob ich nicht schrecklich reagiere, wenn ihr zum 5. mal aus dem Bett kommt.... morgen wieder, okay?" Und sie gingen schlafen und kamen nicht noch einmal raus. Wir kennen das also, auch die Kinder respektieren meine Seite.

Bei meiner Tochter kommt die christliche Hingabe dazu, wir entfernen uns voneinander - sie lebt bibeltreu und stellt, für mich, vieles von dem was ich lebe in Frage. Lehnt es aus Glaubensgründen ab und das hat durchaus seltsame Folgen. So kennt sie meinen liebsten Freund Frank seit sie klein ist, oft hat er auch auf sie aufgepasst, sie empfand homosexuell sein immer als etwss ganz Natürliches. Jetzt ist sie evangelikal und Homosexualität ist wider Gott und die Natur. Nun hat er geheiratet, aus sehr traurigen Gründen, und sie kann ihm nicht zum Geburtstag gratulieren - auch nicht als Mensch. Sie könnt ja sagen, Homoehe find ich sch.... ist gegen die Ordnung der Dinge, aber Dir wünsche ich alles Gute." Nein - kann sie nicht, selten hat mich so etwas SO verletzt, wie ihr Verhalten. Da entschuldigt sie sich auch für, "ich wollte Dich nicht verletzen" - aber das macht es nicht gut. Und wenn sie nun so mit mir redet - spüre ich dahinter ein erlerntes Verhalten (asu den Bibelschulkursen) aber nicht mein Kind und sein Interesse.

Da sind noch andere Dinge die mich schmerzen und wo ich für mich eine Lösung suche, aber dazu an anderer Stelle.

In unserer Familiensprache reicht allgemein ein "Hej Du, wie geht es Dir" das wird immer angenommen und nicht als Phrase gesehen. Kann man ja durchaus mal probieren. "Wie geht`s Dir" "Schlecht" "oh wie schön, hast Du schon gehört........." :oah: das passiert öfter als man denkt, bei uns allerdings nicht. :D

Liebe Grüße
Ansa
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Re: Identität Scheidungskind

Beitrag von Tamara22 »

Hi,
ich hab bischen Zeit verstreichen lassen. Merke, dass dieses Thema deswegen grade so aktuell wieder für mich ist, weil ich eben jetzt grade in der Therapie daran bin.
Es ist gar nicht unbedingt etwas, das mich tatsächlich in meinem Alltag grade so beschäftigt, sondern viel mehr ein Aufarbeiten und das braucht halt auch seinen Platz.
Ich hatte ja bis heute nicht die Möglichkeit, das begleitet zu tun und bin da nun an sehr guter Stelle scheint mir.

Schwierig, das im Alltag unterzubringen...ohne hinein zu geraten, wie unlängst erfahren, unschön...naja.


Liebe Ansa, ich mag dir noch antworten, nur grad passt es nicht...

Rückenwind wünsch ich mir...

Tami
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