Geschiedene/Getrennte Eltern

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Muckelmaus
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Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen ihr Lieben!

Nun habe ich das ganze Wochenende still in Tami´s Threat mitgelesen und ich halte ihn für wichtig. Denn so wird deutlich, wie sich ein Scheidungskind (auch im Erwachsenenalter) fühlen kann (nicht muss).
Ich selbst mag da (zumindest im Moment) nichts zu schreiben, weil mir die richtigen Worte fehlen.

Aber ich habe mir Gedanken gemacht und würde gern einmal aus meiner ganz persönlichen Erfahrung heraus schreiben, wie ich mich als Mutter gefühlt habe.

Kennt ihr dieses Gedicht?

Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
(Erich Kästner)

Dieses Gedicht beschreibt auf den Punkt, woran meine Ehe mit meinem Exmann scheiterte und damals dachte ich sehr viel an dieses Gedicht. Es war unsere Sprachlosigkeit und das Fehlen einer gemeinsamen Basis, die unsere Ehe scheitern ließen. Bis heute kann ich keinen Grund nennen, warum oder woran unsere Liebe verloren ging. Aber eines weiß ich ganz sicher, wir haben sie - jeder auf seine Weise - wieder zu finden versucht und sind gescheitert.
Unsere Kinder (damals 8 und 5 Jahre alt) verloren wir nie aus den Augen. Wir waren immer für sie da, ließen sie weinen, wenn ihnen danach war. Wir versuchten ihre Fragen zu beantworten, ohne die Kinder zu überfordern. Immer wieder versicherten wir ihnen unsere Liebe. Die Kinder waren trotz der Trennung unser Dreh- und Angelpunkt. Sie sollten so heil wie irgend möglich, aus der Sache hervor gehen.
Mein Exmann sagte einmal: "Wir haben uns getrennt, bevor wir gelernt haben, uns zu hassen!" Vielleicht liegt da das Geheimnis, dass wir zwar in unserer Ehe gescheitert, aber gemeinsam Eltern geblieben und Freunde geworden sind.
Nein - wir waren und sind nicht immer einer Meinung und wir haben auch nicht immer die gleichen Ansichten. Es gab und gibt Reibungspunkte. Aber wir haben Wege miteinander gefunden, ohne aufeinander verbal einprügeln zu müssen.
Ich wusste, dass wir es geschafft hatten, als unsere Tochter meinen Exmann, seine Liebste, meinen Liebsten und mich ihrer Lehrerin alle zusammen als ihre Eltern vorstellte und die Lehrerin sich selbst überlegen konnte, wer sind denn nun tatsächlich die Eltern und wer nicht. Das Kind hat ihr diese Frage jedenfalls nicht beantwortet.

Aber bei all dem bin ich mit meiner Trauer, meiner Wut auf mich selbst auf der Strecke geblieben. Da war niemand, bei dem ich weinen konnte. Immer hörte ich, die Trennung sei der richtige Schritt gewesen und jetzt seien nur die Kinder wichtig. Wir Erwachsenen kämen damit schon klar und alles weitere würden die Anwälte schon regeln. Schließlich hätten wir ja auch diese Entscheidung getroffen.
Ja, wir haben diese Entscheidung getroffen. Aber haben wir sie gern getroffen? Ist uns dieser Schritt leicht gefallen? Haben wir uns denn nicht etwas anderes erhofft und gewünscht? Immerhin trennte ich mich von dem Mann, den ich geliebt hatte, mit dem ich alt werden wollte, der mir einmal die Welt bedeutete. Immerhin trennte ich mich von dem Wunsch, meinen Kindern die Familie zu geben, die ich so nicht hatte. Ich war wütend auf mich, dass ich diesen Wunsch nicht wahr machen konnte. Ich trauerte um eine Liebe, die mir sehr viel bedeutet hatte und um viele wunderschöne, gemeinsame Augenblicke. Aber all das wollte niemand hören.

Es war ein langer und harter Weg für mich raus aus diesem Tal und wieder rein ins Leben, der mich sehr viel Kraft und eine Menge Tränen gekostet hat.

Euch allen einen schönen Montag mit viel Sonne
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
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Ansa
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Re: Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel,

ja ich kenne das Gedicht und ich weiß, das es manchmal im Leben so zugeht, vielleicht hast Du in Tamis Thread auch meine Trauer gespürt, über das Scheitern meiner Ehe, meine Hilflosigkeit und meine Zerrissenheit über das Geschehene.

Ich denke wir Scheidungsmütter haben sie genauso in uns, wie unsere Kinder und auch wenn wir groß sind, finden wir nicht immer den Platz für unsere Trauer. Vor den Kindern weinen und verzweifelt sein, jedenfalls - ist immer etwas, von dem einem alle abraten, Du musst doch stark sein..... ich jedenfalls spüre Deine Trauer hinter Deinen Worten.

Mein "aber was wäre denn die Alternative gewesen" ist am Ende für mich eine Art Schutz, um mich zu bestätigen, das meine Entscheidung richtig und gut war - nicht, das ich sie mir je gewünscht habe, aber am Ende wollte ich sie so, denn ich weiß, wäre ich geblieben oder verharrt, ich wäre unter gegangen und das hätte meinen Kindern mehr geschadet als alles andere.

Ich habe es auch geschafft, meine Mädchen lieben meinen Liebsten, haben sich unsere Hochzeit so sehr gewünscht "weil wir dann wieder eine richtige Familie haben" und gratulieren sich zu unserem Hochzeitstag "Du bist das beste was mir nach der Trennung passiert ist" sagte eine meiner Töchter zum Liebsten. Es war ein harter Weg, einer, auf dem ich oft mehr gestolpert als gelaufen bin und einer von dem ich heute sage "Nie nie wieder..... " aber ich weiß auch, käme ich in die gleiche Situation, ich würde ihn wieder wählen. Denn bei allem, was mir meine Kinder bedeuten, sie dürfen auch nicht lernen, das ich mein Leben aufgebe - egal für wen und am Ende mich selbst.

Da war niemand bei dem ich weinen konnte, zumal bei meiner Geschichte ja auch noch das ganze unfassbare Nachher dazu kam, die seelischen Misshandlungen, die unfassbaren Dinge entstanden in einer seltsamen esoterischen Welt, Dinge, die viele meiner Freunde nicht aushalten konnten oder wo ihre Hilflosigkeit Bahn brach "aber irgendetwas musst Du doch getan haben, das er SO reagiert" und ich überlegte und überlegte, fühlte mich unfähig und luftleer und mir fiel doch nichts ein..... mein Umfeld war überfordert und ließ mich allein. Musste mich allein lassen.... heute weiß ich, das ich nichts falsch gemacht habe, außer meinem Exmann meine Hinwendung zu entziehen - nun ja, das war unweigerlich ein notwendiger Schritt.

Ich hab handeln müssen um die Achtung vor mir selbst zu behalten, ich lasse mich nicht belügen - niemand darf so mit mir umgehen, das ist richtig und wenn ich heute meine Mädchen sehe, die für Unehrlichkeit,m Achtlosigkeit und mangelnden Respekt ein feines Gespür entwickelt haben, dann weiß ich, das ist das was übrig bleibt.

Und Ideen wie die ihres Vaters "Eltern müssen dafür sorgen, das ihre Kinder sie lieben und Kinder die misshandelt werden, lieben ihre Eltern mehr als andere.....Kinder nicht durch Gewalt zu massregeln ist verkehrt, das hat Eure Mutter falsch gemacht" bringen uns zwar kurzfristig aus dem Konzept, lassen aber Raum für das Hinterfragen solcher Aussagen, denn Liebe entsteht nicht bei der Anwendung von Gewalt. Abhängigkeit schon. Und beides miteinander zu verwechseln ist ein ganz anderes Problem. Es gibt gute Gründe für die Trennung, heute ebenso wie damals.

Manchmal wünsche ich mir, man könnte über solche Dinge reden und sie hätten Raum und das damals täglich mich hinterfragen und selbst in Frage zu stellen ist heute einem ich darf so sein wie ich bin gewichen und nichts, aber auch gar nichts fühlt sich so gut an wie dies Gefühl....

Da ist was dran an Eurem Geheimnis, das gemeinsame Bedauern verbindet sicher auch..... ihr beide habe es gespürt, nicht nur einer von Euch, sondern es war eine gemeinsame Entscheidung zum Wohle von Euch, das ist, glaube ich, etwas sehr Wertvolles. Denn eine gemeinsame Entscheidung ist allemal tragfähiger als eine einseitige Willenserklärung mit der das Gegenüber einfach leben muss und das vielleicht gar nicht will - jahrelang nicht will?

Dir liebe Grüße und Euch einen guten Tag
Ansa
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Tamara22
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Re: Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Tamara22 »

Hi Ihr,
ich möchte Euch danke sagen, dafür, dass ihr mich "hinter die von mir empfundenen Fassaden" habt schauen lassen.
Ich empfinde da grade viel Achtung vor eurem Mut!
Und ich bin traurig.

Tami
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Muckelmaus
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Re: Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Ansa, liebe Tami!

@ Ansa
Ja, ich habe deine Trauer in deinen Worten gespürt.
Und du hast mir noch eine Gemeinsamkeit aufgezeigt. Nicht nur meine Ehe ist gescheitert, es ist auch so manche Freundschaft daran zerbrochen. Freundinnen, die meine Entscheidung nicht nachvollziehen konnten oder wollten. "Warum hast du dich getrennt, der XX ist doch ein so toller Mensch und liebevoller Vater? Besser als bei ihm kannst du es doch gar nicht haben!" Ja, stimmt - er ist ein toller Mensch und ich habe ihn auch immer als liebevollen Vater empfunden. Aber reicht das auf Dauer für eine Ehe? Zumindest für uns reichte es nicht. Irgendwann ging mir die Kraft aus, mich wieder erklären und/oder rechtfertigen zu müssen.

Es gab auch für uns irgendwann einfach keinen Weg mehr. Was also wäre die Alternative gewesen? Ausharren in einer Ehe, die schon längst keine mehr war? Wir wären beide unglücklich geworden und ich bin mehr als nur sicher, dass das weder für uns selbst, noch für unsere Kinder eine wirkliche Alternative gewesen wäre.
Für uns war die Trennung der einzige, noch begehbare Weg, um die Achtung und den Respekt nicht voreinander zu verlieren. Aber ich hätte den Respekt nicht nur vor ihm verloren, sondern irgendwann auch vor mir selbst.

Während ich das schreibe und mir noch einmal durchlese, wird mir bewusst, dass es so klingt, als wäre bei uns immer nur alles in Ruhe und Frieden abgelaufen und als wären wir ein leuchtendes Beispiel für alle getrennten Eltern. Nein, so war es (leider) doch nicht. Wir haben beide hart an uns arbeiten müssen, um diesen Weg für uns und für unsere Kinder möglich zu machen.

@ Tami
Ich finde deinen Threat sehr wertvoll und ich dachte daher, es wäre vielleicht mal interessant, auch die Elternseite zu beleuchten. Denn so kann vielleicht ein Miteinander entstehen - zumindest hier im Forum - zwischen Scheidungskindern und Scheidungseltern.

Ganz liebe Grüße
Muckel

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Ansa
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Re: Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel,

aber ihr habt es getan, Euch den Weg erarbeitet und damit Euren Kindern einen guten Weg aufgezeigt, darum geht es am Ende..... mir war das durch die Verweigerung meines Exmannes ja nicht möglich und darunter haben meine Kinder sehr gelitten (leiden sie noch), nur lernen sie hier eben auch durch meine Beharrlichkeit, das einer wild herum wüten kann und man nicht darauf eingehen muss - na, mir wäre es anders viel lieber gewesen.

Einfach sind solche Wege doch nie - aber nur daraus lernen wir auch nachhaltig. Ich kenne niemanden der sich einfach getrennt hat, außer vielleicht diejenigen ohne Kinder, weil sie die Zeit haben können, die es braucht um Wunden verheilen zu lassen, Eltern ist das nicht vergönnt, denn nach der Trennung beginnt die Zusammenarbeit, notfalls mit Zwang und die entstehenden Verletzungen gehen einfach weiter, in vielen Fällen. Es braucht seine Zeit um die Paarebene zu verlassen und die Elternebene zu finden.

Und nichts hat einen jemals darauf vorbereitet, am Ende hat man doch zu Beginn geglaubt, das wäre für immer, die Ehe und Familie.

Ich erinnere mich, mein erster großer Schock in dieser Sache, wir wohnten und arbeiteten ja in einem Haus, Papa kam also zum Frühstück und war auch zum Mittagessen hier, ich dachte damals, das sei für die Kinder so am schönsten.... hab ja auch noch gehofft, wir würden wieder zusammen finden. Unsere Therapeutin meinte, wir sollten das trennen, nicht mehr zusammen essen, die Kinder bräuchten Klarheit. Also hab ich den Kindern erklärt, "Wir haben entschieden nicht mehr gemeinsam zu essen, weil wir uns nicht mehr gern haben und es so vielleicht leichter werden würde." Natürlich waren meine Kinder traurig und liefen zu Papa ins Büro um ihm das zu sagen und Papa breitete seine Arme aus und sagte "ich will das ja gar nicht, aber die Mama will nicht mehr mit mir zusammen essen." :boxen:

So, da hatte ich dann das Problem.... es gab eben nie ein "wir" und als ich dabei blieb, kam mein Ex mit bitterer Miene in die Küche, während wir aßen, wärmte sich etwas auf und verzog sich ins Büro nicht ohne etwas vor sich hinzumurmeln und Unfrieden zu säen, irgendwann sah ich mich genötigt, zu sagen "die Küche kannst Du benutzen wann immer Du willst, aber bitte nie wieder, wenn wir essen!" denn die Kinder sagten ja doch "setz Dich doch zu uns" oder "Mama,kann der Papa nicht doch mit uns essen..." Es war so schwer für mich und er benahm sich wie ein kleines Kind. Wir hättemn ja auch umschichtig essen können, einen Tag er mit den Kindern, einen Tag ich - aber er wollte das alles nicht. Er wollte nur zeigen, wie schlecht ich als Mama bin und das ich ihm die Tür verweigere - um die Kinder ging es dabei eher nicht, jedenfalls hab ich das so wahr genommen.

Und so ging es dann auch weiter - imme wieder.

Na,gut, dass das vorbei ist, aber natürlich manche Wunden bleiben und ich bin sehr froh, das die Kinder vieles davon vergessen haben (jedenfalls hoffe ich das....).

Liebe Grüße an Dich und Euch
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Muckelmaus
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Re: Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Ansa!

In meinem Umfeld erlebe ich immer wieder, das genau dieses "Wir" auch Jahre nach der Trennung fehlt und ich glaube, dass allein dieses Fehlen viele Wunden nicht heilen lässt, weil sie immer wieder aufgerissen werden - nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen. Das, was ich für mich daran als schlimm empfinde ist, dass es oft Banalitäten sind, über die sich ein Streiten eigentlich nicht lohnt. Aber um was geht es eigentlich? Dem Expartner noch eine weitere Verletzung zuzufügen? Oder eine Machtposition ausspielen, die man eigentlich gar nicht hat? Ist es das Verbergen der eigenen Verunsicherung und Verletzung? Oder doch eher eine Mischung aus allem?

Auch hier sehe ich eine Anknüpfung an Tami`s Thread.
Viele Erwachsene schauen während und nach einer Trennung zu wenig nach sich selbst. Anstatt in sich zu horchen und zu ergründen, was sie so handeln lässt und vielleicht positiv daraus für die Zukunft zu lernen, halten sie an dem Vergangenen fest, immer bereit, dem Gegenüber das Messer ein weiteres Mal ins Fleisch zu jagen.
Ich würde es für sinnvoller halten, in der Vergangenheit zu ergründen, was mich so fühlen lässt, um für das Morgen meine Lehren daraus zu ziehen. Auch hier wieder nach dem Motto " Man fällt auf die Nase, wenn man beim Vorwärtsgehen rückwärts schaut."
Und da schließt sich wieder der Kreis zu den Kindern. Können die Eltern zu ihrer Entscheidung stehen, können sie ihre Gefühle verarbeiten, haben die Kinder gute Chancen ohne größere Schäden aus einer Trennung hervor zu gehen.

Einen schönen, sonnigen Dienstag für euch alle
Muckel

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Re: Geschiedene/Getrennte Eltern

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel,

ich sehe es eigentlich genau anders herum, viele Erwachsene sehen viel zu sehr auf sich selbst, auf ihre Wut, ihren Ärger, ihre Verletzheit und sie vergessen, das sie gemeinsam Eltern sind und verschieben unendlich viele Dinge auf die Elternebene, weil die Paarebene nicht mehr existent ist.

Da stören Menschen aus vielerlei Gründen die neue wachsende Beziehung zu den Partnerner ihrer Ex, sagen solch Zeug wie "auf den/die brauchst aber nicht zu hören, die hat Dir gar ncihts zu sagen" oder machen deutliche Unterschiede. Meine Exschwiegereltern haben irgendwie gemault und wollten die Töchter der LG meine Ex nicht als Enkeltöchter annehmen - gleichstellen - so`n Murks, was können denn die Kinder dafür? Ich find, da kann man durchaus großzügig sein. Das tun sie, denke ich, weil sie eben genau an sich denken und nicht an die Kinder.

Mein Ex, hat mich nicht mehr treffen können und ging dann über die Kinder - ich konnte es einfach nicht verhindern, es sind ja alle Gespräche gescheitert, selbst dem Wunsch der Richterin mit mir zu reden hat er abgewiesen. Weil es um ihn ging, nicht um die Kinder.... und wenn ich ihn heute reden höre "es muss endlich mal um mich gehen, immer hab ich nur für andere gelebt" dann könnt ich buchstäblich k.... nichts dazu gelernt. Es ging immer nur um ihn.

Und genau so ein Verhalten richtet den allermeisten Schaden an, manchmal kam ich mir buchstäblich vor, wie die Feuerweht, immer nur am hinterher laufen und löschen. Erinnerst Dich, wenn meine Mädchen früher aus dem Papawochenende kamen, waren die beiden Großen auf den Punkt am Montag gegen 10 Uhr krank und bekamen Fieber - 36 Fehltage im Jahr und ich konnte nichts tun..... gut, das solche Zeiten vorbei sind, aber sie haben unendlich viel Kraft gekostet.

Ich glaub aber, das wir beide das Gleiche meinen, viele Erwachsene schauen nicht auf sich bezüglich einer Verarbeitung, sie arbeiten nichts auf, nehmen ihre eigenen Anteile nicht wahr und verdrängen diese. Wobei sich ein Kreis schließt, Eigenverantwortung lernt man nicht von Menschen, die sie nicht haben..... sondern von denen, die es einem vorleben. Für mich immer existenziell wichtig, beim Kennenlernen, wie redet jemand über seine Exbeziehung.... könnt ja eines Tages ich sein? Aber auch gut, solche Zeiten sind vorbei, dank dem Liebsten.

Liebe Grüße
Ansa
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