Erwachsene Kinder suchen um Hilfe

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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binpao
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Registriert: 24. Juli 2014 22:12

Erwachsene Kinder suchen um Hilfe

Beitrag von binpao »

Hallo, meine Eltern hab sich vor 7 Jahren getrennt. Ich bin 33 (männlich) und meine Schwester 29. Die Trennung haben wir gut verkraftet und das ist auch nicht das Problem, wir waren ja beide schon Erwachsen. Trotzdem wissen wir jetzt nicht mehr weiter.

Unsere Mutter hat die Trennung nicht verdaut und die übliche "Schallplatte" läuft seit 7 Jahren. Papa ist/war böse, Sie ist das Opfer, niemand hört ihr (mehr) zu, sie ist im Stich gelassen worden, niemand versteht sie, sie versteht nicht dass wir uns mit Papa gut verstehen.... egal, die Schleife ist lang und wahrscheinlich vielen bekannt. Wir können es nicht mehr hören und sind am verzweifeln. Obwohl wir Mama natürlich lieben, wird es immer mehr zur Qual sie anzurufen oder zu sehen! Wir haben schon sehr viele Versuche gestartet, dass Sie eine Therapie beginnt und sich professionell helfen lässt, aber sie weigert sich mit Händen und Füßen (ihr kann eh niemand helfen, diesen Verlust kann man nicht mit reden beseitigen, abwechselnd mit "ihr ginge es eh nicht so schlecht, sie sei nur heute nicht gut drauf").
Ich sag ihr immer wieder, dass sie ihren Frust nicht an uns Kindern ablassen darf und dass sie die Situation dadurch nicht besser macht!
Sie hat sogar einen neuen Freund, auch wenn Sie diesen "offiziell nicht ganz anerkennen will". Vor allem auch will sie nicht akzeptieren, dass mein Papa eine Neue hat und besteht darauf, dass wir Kinder dies verurteilen. Echt eine schwierige Situation für uns, da sie sehr viel Druck aufbaut und es uns dadurch immer wieder schlecht geht, ich komm leider immer wieder mit ihr zum streiten, weil ich sage ich kann mir das nicht mehr anhören, sie darauf hin anfängt zu weinen und mir ein schlechtes Gewissen macht, dass ich Sie nicht verstehe und kein Mitleid habe. :(
Ich hoffe jemand versteht uns und hat einen Tipp, wie wir diesen Teufelskreis durchbrechen können, der jetzt seit Jahren andauert.
Vielen Dank im Voraus für das Lesen.
Paul
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Ansa
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Re: Erwachsene Kinder suchen um Hilfe

Beitrag von Ansa »

Willkommen bei uns Paul,

da bin ich froh, das Du erwachsen bist und die Dinge realistisch betrachtest und ich schreiben kann, was ich denke. So schwer das auch ist - es ist die Entscheidung Deiner Mutter traurig, wütend und verbittert zu sein und es ist nicht Deine / Eure Aufgabe ihr zu helfen. Vor allem - wenn sie das nicht will. Jeder Erwachsene ist für sein Leben selbst verantwortlich, sogar, wenn er die Opferrolle für sich wählt und sich darin - von außen betrachtet - einrichtet und wohl fühlt. Und ja, das ist schwer für Kinder und Angehörige.

Die Forderung Deiner Mutter, Vater zu verurteilen und gegen ihn zu sein - entspringt ihrer Verletzung, aber sie darf Euch nicht ins Boot holen, Ihr dürft und müsst sogar zu Euren eigenen Gedanken und Meinungen stehen - ich glaube nicht einmal, das sie sich besser fühlt, wenn ihr mitmachen würdet.

Eine Therapie ist eine gute Sache, aber - und das ABER ist sehr groß, das geht nur, wenn sie es selbst sich wünscht und etwas ändern will. Bis dahin müsst Ihr für Euch sorgen. Freundlich und fest (wenn Euch das gelingt) sagen, das es ihre Entscheidung ist und das ihr das nicht hören wollt - ihr wollt auch nicht darüber reden und wenn sie weint - reiche ihr ein Taschentuch und sei fest und bestimmt. Mag sein,das Weinen ist ihre Form der Überredung - sie darf weinen, und ihr dürft sie lassen. Wenn Du mutig bist, darfst Du auch sagen "ich komme wieder, wenn es Dir besser geht" und gehen.... Du musst weder Mitleid haben noch betroffen sein. Was ist für Dich die Alternative?

Mitgefühl für einen Menschen, der nicht mehr aus noch ein weiß - das ist okay. Aber sich distanzieren, ist oft lebensnotwendig. Ob und wie man das durchbrechen kann? Ich weiß es nicht, ich würde mich dem entziehen wollen. "Schade das Du das so empfindest - ich mag darüber nicht reden, nachdenken,diskutieren (was immer auch)" lässt all ihre Gefühle ohne Bewertung ohne Abwertung stehen und nimmt Dich raus." Gar nicht viel erklären oder reden - ich mein, das war jetzt einige Jahre ohne Erfolg und zeigt, das es nicht viel bringt. Auch solche Sätze, die keine Erwiederung brauchen "es tut mir leid, das Du so empfindest" können helfen, Distanz zu bewahren.

Und - Gespräche führen - also, das Thema umgehen, abschweifen, vermeiden - über andere Dinge reden. Du kennst das sicher?

Erst mal viele Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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