Vater/Sohn Beziehung über Entfernung

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Antworten
Matmax
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 1
Registriert: 8. September 2014 23:38

Vater/Sohn Beziehung über Entfernung

Beitrag von Matmax »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und habe gleich eine schwierige Frage, die man natürlich nur aus dem Bauch beantworten kann. Trotzdem würde ich mich um ehrliche Antworten, Erfahrungen und Meinungen freuen.

Hier etwas Hintergrund:
Ich bin Vater in Scheidung, allerdings bereits ca. 5 Jahren getrennt. Mein Sohn ist mittlerweile 9 Jahre alt, ich wohne mit Absicht sehr nah bei ihm (er wohnt mit Mutter in dem früheren gemeinsamen Haus). Wir haben einen wohl üblichen Scheidungskrieg, Sie will das ganze Haus, obwohl ich es fast komplett finanziert habe und ich sehe nicht ein es herzuschenken. Insofern ist es eigentlich auch sehr unklar, wo genau Mutter/Sohn nach einen wahrscheinlichen Verkauf nach endgültiger Scheidung leben werden. Sicher ist, das nach Einreichung Scheidung vor ca. 2,5 Jahren weiter noch alles ausgenutzt wird, um Zeit zu gewinnen.

Ich schreibe das aus meiner Sicht nur, um verständlich zu machen, das der Aufbau eines neuen Lebens durch das Alles massiv behindert wird. Eine vernünftige Zukunftsplanung auch im Sinne des Kindes ist schwierig, besonders kommen bald Veränderungen, wenn es ins Gymnasium geht. Ich möchte hier in der besinnlichen Reihenhausgegend nicht mehr leben - dies ist nunmehr auch nicht mehr mein Lebensentwurf. Der Vorteil ist, das ich nun seit 5 Jahren in unmittelbarer Nähe zu meinem Sohn wohne und ihn regelmäßig 4 Tage (Fr - Di) alle zwei Wochen nehme und dazwischen auch manchmal außer der Reihe.

Und nun zu meinem Problem: Ich komme aus einer anderen Stadt und möchte gerne zurück. Es bietet sich auch beruflich an, dort zurückzuziehen. Wohlgemerkt würde es meine Reisen sehr vereinfachen und min Arbeitgeber würde den Umzug sehr begrüßen, man kann und wird mich aber nicht dazu "zwingen". Natürlich habe ich Angst vor der Entfernung zu meinem Sohn (Auto und Bahn geht nicht, sind > 600Km), allerdings kann ich mir Flüge ca. alle 3 Wochen leisten (wenn das gut im Voraus geplant ist). Auch würde ich ihn dann natürlich mehr in den Ferien nehmen usw.

Nun klingt das sicher schon so, als wollte ich hören, das das gar kein Problem sei. Will ich auch. Mein Bauchgefühl schwankt extrem zwischen dem wie ich finde berechtigten Wunsch, auch mein Leben leben zu dürfen. Ich sehe ein, das seine Mutter alleinerziehend den Aufwand hat, aber ehrlich gesagt hat mir auch nie jemand für mein jetziges Modell gedankt. Sicher kann ich nicht mehr zwischendurch einspringen - dies war aber beruflich auch immer schwierig. Wichtig vielleicht auch noch, das meine Mutter sich dann in der neuen Stadt wiederum viel mehr mit dem Enkel beschäftigen kann.

Meine Frage ist nun, wie das klingt und was ihr aus dem Bauch oder sogar Erfahrung zu so einer Beziehung per Flugzeug sagen könnt? Ich darf vielleicht darum bitten, mir nicht Erwartbares an den Kopf zu werfen, das dies gar nicht geht etc. Bitte um Verständnis, das ich mir echte Gedanken mache. Die einen sagen mir, ich soll mir keinen Kopf machen und die anderen sagen, das der Plan ganz übel sei...

Was denkt ihr?

Danke schon mal für Eure Gedanken :-)
Benutzeravatar
Schnatterinchen
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 46
Registriert: 4. September 2014 14:03

Re: Vater/Sohn Beziehung über Entfernung

Beitrag von Schnatterinchen »

Ich denke ganz spontan an meinen Papa.

Ich war etwas älter als dein Sohn, und meine Eltern waren nicht geschieden, da ging es los, dass mein Papa viel auf Dienstreisen musste.
Der Effekt war der gleiche: Ich hab ihn nicht mehr gesehen, ich hab ihn vermisst, oh ja für mich war es schlimm, dass mein Papa kaum zu Hause war. Meine Mum war überfordert mit einem Haus und zwei Kindern. Für meine Probleme gab es keine Ohren, weder die von Papa noch die von Mama.

Das war es jetzt nicht was du hören wolltest... Allerdings ist das ja auch ein riesen Unterschied und war nur spontan die Antwort auf die Frage was ich denke.

Wenn ich weiter denke, gibt es da ja auch Unterschiede:
Wenn mein Papa am Wochenende dann mal zu Hause war, dann hatte er für mich auch keine Zeit, bzw. meine Mutter hat mir gesagt, ich soll ihn in Ruhe lassen. Ständig hieß es der arme Papa, der muss so viel arbeiten, der kann sich jetzt nicht auch noch um dich kümmern. Das war es eigentlich was mir am meisten weh getan hat, was aber ja bei dir nicht der Fall wäre. Wenn du dann ein Wochenende mit deinem Sohn hast, dann kannst du dir ja richtig Zeit für ihn nehmen.
Außerdem leben wir ja jetzt in einer Zeit mit facebook und Skype und Whatsapp und facetime. Ich glaube nämlich, dass abgesehen von der Zeit die du mit deinem Sohn verbringst auch wichtig sein kann, dass du einfach als Ansprechpartner da bist, wenn ihn etwas bedrückt. Das war mein Papa für mich dann erst wieder als ich 17 war. Und schwubbs hat sich unsere Beziehung zueinander total geändert. Ich denke also, dass man Entfernung dann auch durch regelmäßiges chatten und webcammen ein bisschen überbrücken kann und du auf dem Weg einfach auch immer für ihn da sein kannst. Dein Sohn ist 9? Vielleicht ist es dann okay ihm einen Laptop oder einen Computer zu kaufen (wenn er nicht schon einen hat) um den Kontakt so gestalten zu können. Ich weiß natürlich nicht ob sowas für dich passen würde, ist nur so ein Gedanke und wild drauf los geschrieben.
Und es ist ja auch nicht nur die Quantität im Kontakt sondern auch die Qualität.
Wenn wir zum Beispiel dann im Urlaub waren und Papa auch mal Zeit hatte, dann war das klasse. Vielleicht kannst du das ja auch einrichten, einmal im Jahr Urlaub mit ihm zu machen.

An sich denke ich halt auch, dass unglückliche Eltern das eben auch auf das Kind ausstrahlen. Meine Mama war damals unglücklich als mein Papa so viel weg war. Also war ich auch unglücklich obwohl meine Mama ja die ganze Zeit da war, aber ihr war das auch zu viel mit mir als 11-jähriger und meinem 2-jährigem Bruder. Kann man ihr auch nicht wirklich böse sein.
Wenn du in deiner Reihenhaussiedlung unglücklich bist... dann wird das dein Sohn auch irgendwann merken.

Ich glaube, dass dein Plan umzuziehen weder gar kein Problem noch eine totale Katastrophe ist sondern irgendwas dazwischen, dass man aber Lösungen finden kann wenn man drüber nachdenkt, und das machst du ja.
Carpe Diem!
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Vater/Sohn Beziehung über Entfernung

Beitrag von Ansa »

Moin,

dem hab ich nichts fast nichts mehr hinzu zu fügen, Danke Schnatterinchen..... ,)

Mein Liebster arbeitet unter der Woche im europäischen Ausland und trotzdem war er für meine Töchter immer da, wenn sie wollten. Selbst über Facebook (okay, erst wenn Dein Kleiner älter ist) chatten sie miteinander. Aber Skype ging einfach immer, sms auch... wenn sie in Not waren, ging das gut und, sie waren seltenst in Not und das Wissen, das sie ihn jederzeit erreichen können - hat ihnen gut getan und Vertrauen gegeben. Mein Liebster ist aber auch so ein Mensch, der auf der Arbeit sagt "Leuts, ich bin weit weg von daheim und wenn es brennt, dann muss ich mal für meine Familie da sein!" Bislang gab das nie Probleme.

Aber Skype ist ne tolle Idee, da kann man sogar zusammen Bücher lesen oder miteinander plauder und füreinander da sein.... Dein Sohn wird älter werden und die Beziehung wird sich verändern. Ehrlich, wenn alles schief geht, gibt es ja auch die Möglichkeit zurück zu kommen?

Viele Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Antworten