Scheidung, wann mit den Kindern darüber reden?

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20Zeichen
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Scheidung, wann mit den Kindern darüber reden?

Beitrag von 20Zeichen »

Hallo zusammen,
meine Frau und ich lassen uns Scheiden.
Die Entscheidung ging von ihr aus und wurde mir heute mitgeteilt.
Nun ist es so, das die Familie noch zwei Wochen zusammen bleibt, dann wird meine Frau mit Sohn (11 Jahre) und Tochter (5 Jahre) ausziehen.
Ungeachtet div. Sorgen und Probleme die nun anstehen, stell ich mir die Frage:

"Wann sollte man die Kinder über die Scheidung/den Auszug informieren um es ihnen so verkraftbar wie möglich zu machen?"

Macht es Sinn, mit den Kindern jetzt drüber zu reden und in den kommenden zwei Wochen das Thema dann ev. noch das eine oder andere mal aufgreifen zu können um es ihnen leichter zu machen?
Tun sie sich dann leichter, oder lassen wir sie dann zwei Wochen lang unnötig leiden.
Das Thema z.B. erst 1-2 Tage vor dem tatsächlichen Auszug erst anzusprechen scheint mir doch ein sehr harter Schnitt zu sein.
Ich glaube Fragen, Ängste oder Sorgen bleiben ggf. unbeantwortet bzw. werden dann nur von einem Elternteil als Gesprächspartner wahrgenommen und ich hab gelesen grad das/die ersten Gespräch(e) sollen von beiden Elternteilen mit dem Kind geführt werden.

Wie seht ihr das, bitte dringend um eure Meinungen/Erfahrungen.
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Ansa
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Re: Scheidung, wann mit den Kindern darüber reden?

Beitrag von Ansa »

Hallo 20Zeichen,

auch wenn Du sehr sachlich klingst, es tut mir leid für Euch beide, eine Trennung ist immer ein harter Schritt, auch für die Erwachsenen. Für die Kinder, die Eure Differenzen sicher gespürt und mitbekommen haben, wäre es am Klügsten, wenn Ihr gemeinsam mit Ihnen darüber sprecht.

Sie verlieren ja nicht nur eine funktionierende (mehr oder weniger gut) Familie sondern jetzt auch gleichzeitig und wirklich sehr kurzfristig ihr zu Hause, das kann auf Anhieb tatsächlich zu viel sein.

Wenn Ihr das Gespräch nicht gemeinsam führen könnt, mach es allein. Sei so ehrlich wie möglich, beantworte ihre Fragen so offen und kindgerecht wie es nur geht. Und eines, sag ihnen ganz deutlich, das Du die Mama zwar nicht mehr gern hast und das solche Dinge passieren, das aber Kinderplätze im Herzen unveränderlich sind und das es niemals so weit kommt, das Du sie nicht mehr lieb haben wirst. Viele Kinder sprechen diese Angst nicht aus, aber sie schließen aus dem Scheitern einer Liebesbeziehung darauf, dass das zwischen Eltern und Kindern auch passieren kann. Eine klare Aussage in dieser Richtung wird ihnen viele unausgesprochene Ängste nehmen.

Entscheidungen die Ihr trefft, getroffen habt, zum Wohle der Kinder (das sie also gemeinsam mit Mama gehen werden) stell so dar, als seist Du auch dafür. Ich finde es immer besonders schlimm, wenn Eltern ihre Kinder fragen "bei wem möchtest Du denn leben?" Das ist etwas, das Kinder nicht entscheiden sollten, denn ihre Entscheidung für das eine Elternteil ist immer auch eine Ablehnung gegenüber dem anderen Elternteil und dann sind sie in einem Konflikt der nicht der ihre ist. Insoweit ist Eure Entscheidung richtig. Je sicherer Ihr Beiden jetzt rüber kommt, desto einfacher wird es für die Kinder. Erlaub ihnen traurig zu sein, wütend zu sein - halt das aus...... und, es wird ein Prozess werden, längere Zeit dauern....

Je "gemeinsamer" es klingt, "wie haben beschlossen, das wir nicht mehr miteinander leben können" desto hilfreicher ist das für die Kinder, auch wenn es vielleicht nicht stimmt, aber es gibt ja eine Paarebene und eine Elternebene und manche Dinge sehen auf jeder Ebene anders aus. Ist ja so, das die Trennung wohl von Mama ausgeht, für die Kinder aber ist es einfacher zu hören "wir...." Du weißt ja, das es anders ist.

Familie bedeutet auch füreinander miteinander zu reden und Entscheidungen zu treffen, ich glaub, wenn Du heute sagst, "morgen zieht ihr aus" dann ist das ein Schock, den sie so nicht auffangen können, also besser jetzt - auch wenn die 14 Tage nicht einfach werden - als später.

Wenn Du Fragen hast oder Hilfe brauchst, werden wir versuchen, Dir zur Seite zu stehen, gut, das Du Dir solche Fragen stellst.... und, ich drück die Daumen dafür, das Du die richtigen Worte findest.

Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
20Zeichen
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Re: Scheidung, wann mit den Kindern darüber reden?

Beitrag von 20Zeichen »

Hallo Ansa,

vielen Dank für deine Ratschläge.
Wenn ich das heute lese hab ich es wirklich sehr sachlich formuliert, wobei das meine Gefühlswelt in keinster Weise wiederspiegelt, in mir ist alles in Trümmern.
Alles was mich momentan Aufrecht hält, ist die Hoffnung das Ruder irgendwie doch noch rumzureissen, oder meine Frau dazu zu bewegen wenigstens im gemeinsamen Haus zu bleiben und das dafür ich eine Weile nur "zu Besuch komme" und zwischenzeitlich bei meinen Eltern unterkommen um ihr den Freiraum zu geben den sie jetzt braucht. Die Kinder würden in der gewohnten Umgebung bleiben und ich wäre nicht so weit weg und könnte öfter da sein für sie.
Gefühle sind von beider Seiten nach wie vor vorhanden, es ist nur so das ich meine Frau sehr sehr verletzt habe.
So wie du es beschrieben hast klingt es zumindest so als ob die Kinder damit etwas anfangen könnten. Ich werde versuchen mit meiner Frau gemeinsam das dann auch so hin zu bekommen sollte es wirklich zum Unvermeidlichen kommen.
Noch hoffe ich auf das Unmögliche.
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Ansa
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Re: Scheidung, wann mit den Kindern darüber reden?

Beitrag von Ansa »

Hallo,

partnerschaftlich gesehen kann und will ich Dir keine Hoffnungen machen, dafür kenne ich Euch nicht. Manchmal kann man auch große Verletzungen verzeihen, manchmal nicht. aber vielleicht könnt Ihr Beiden eine Paarberatung versuchen, oder eine Mediation? Vor der Scheidung steht ja nun auch noch das Trennungsjahr, in dem man darüber nachdenken soll, ob man will, was man da in Gang gesetzt hat.

Bei Trennungen kommen oft genug noch neue Verletzungen hinzu, viele Partner versuchen ihr Gegenüber über die Kinder zu treffen und zu verletzen, manchmal auch unabsichtlich. Es entstehen Ängste, auch bei den Erwachsenen. Manchmal kann Zeit helfen, aber wie gesagt, Hoffnungen will ich nicht machen. Ich würde solche Dinge wie Beeratung oder Mediation einfach anbieten und nichts unversucht lassen, schon allein den Kindern zu liebe.

Ansonsten scheint mir die Idee, das die Kinder nicht auch gleich ihr zu Hause und ihren Lebensmittelpunkt verlieren, eine gute Idee zu sein. Könnt Ihr noch miteinander reden?

Ansa
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