Danke für dies Forum!

[Jana]

Es ist schön, das es ein Forum wie dieses gibt.
Ich darf mich erstmal vorstellen. Ich tue dies mit meinem richtigen Namen, meinen richtigen Daten, meinen richtigen Erlebnissen, weil das nunmal mein Leben war / ist. Dank diesem Forum ist es für mich heute Okay zu sagen ja, ich bin anders als ihr. Dafür nochmals Danke!
Ich heiße Jana, bin heute 22 Jahre alt und meine Eltern trennten sich vor 8 Jahren. Alles aufzuschreiben was in diesen 8 Jahren passiert ist, würde zu lange dauern und wahrscheinlich ein Buch füllen, deshalb in Kurzform:
Meine Eltern trennten sich Knall auf Fall, ich merkte davon nichts, bis zu dem Tag als es soweit war. Niemand sprach mit mir darüber, es war einfach so. Ich zog aus mit meiner Mutter. Sie hatte einen neuen Freund, einen verheirateten und verbrachte die meiste Zeit mit treffen mit ihm oder telefonaten oder sonstewas. Kurz nachdem die Trennung bekannt wurde setzte ich mir das erste mal eine Pistole an die Schläfe und drückte ab, ich wußte nicht das Platzpatronen nichts bringen außer eine kleinen Wunde. Mein Vater mutierte immer mehr zum psychopathen meine Mutter gab es quasi nicht mehr. Ich floh zu der Familie meines damaligen Freundes. Die Liebe seiner Mutter gab mir Kraft. Leider kettete ich mich dadurch zu sehr an ihn, er nutzte es aus so gut er konnte. Nach 3,5 Jahren endlich die Trennung. Nach außen hin versuchte ich so normal wie möglich zu erscheinen. Wer will schon gern anders sein. Ein Fehler wie ich heut weiß, denn dadurch hat sich viel in mir aufgestaut. Danach folgten 2 Jahre Mager- und Tablettensucht. Ich bestrafte mich selbst, obwohl das total falsch war. Eine neue Liebe , neue Hoffnung, der glaube an ein neues Leben wurden nach nur 2 Monaten neuer Beziehung zerstört. Er belog mich, hinterging mich, ich nahm Tabletten und wachte im Krankenhaus wieder auf. Nach 2 Tagen im Krankenhaus kam ich heim und setzte meine alte Maske wieder auf. Lebte weiter dieses Leben das ich haßte. Ich nahm ihn zurück, es folgten fast 1,5 Jahre Lügen. Ich starb innerlich, kein Gefühl, keine Liebe, Einsamkeit. Nach einem Jahr die Trennung. Ich ging. Ich konnte nicht mehr. Das war vor 2 Wochen.
Langsam bricht es aus mir heraus. Die ganzen letzten 8 Jahre, die ganze Trauer, die Ungerechtigkeit. Nachdem meine Mutter wieder ärger mit ihrem verheirateten Freund hatte und sich benahm wie eine 13 jährige, weil er mit seiner Familie in Urlaub gefahren ist platze es aus mir heraus. Es war vielleicht nur ein Anfang, doch ich möchte doch einfach nur endlich Leben wie ein normaler Mensch. Ich werd es nocheinmal mit einer Therapie versuchen, meiner dritten. Drückt mir die Daumen.
Danke Jana

[Laura]

Liebe Jana,

willkommen im Forum und vielen Dank für dein Lob ;-))))

Du hast in den letzten 8 Jahren wohl mehr mitgemacht als mancher andere in seinem ganzen Leben. Ich finde es ganz toll, daß Du trotzdem nicht den Kopf in den Sand steckst, sondern nach neuen Wegen und Lösungen suchst, das würden viele nach dieser geschichte wahrscheinlich gar nicht packen.

Ich denke, den größten Schritt hast Du schon geschafft, in dem Du erkannt hast, daß es falsch ist, alles in sich reinzufressen und nach außen hin so zu tun, als ob nichts wäre und daß Du auch keinen grund hast, Dich selbst zu bestrafen. Mit dieser Einsicht hast Du für die neue Therapie sicher viel bessere Startvoraussetzungen als für die letzten beiden und damit natürlich auch größere Erfolgsaussichten. ich drück Dir jedenfalls ganz fest die Daumen!!

Du hast schon so viel geschafft, ich bin sicher, Du packst das

[Volker]

Hallo Jana,

herzlich willkommen im Forum!
Ich bewundere, wie offen du deine Geschichte darstellst. Dir ist viel Kummer widerfahren und ich wünsche Dir, dass Du weiter mit der Kraft in Dir, die in Deiner Geschichte spürbar wird, in Kontakt kommst. Dass Du das alles geschafft hast, zeigt, welche Kraft und welchen Willen Du hast.
Es ist verdammt schwer, sich anzunehmen mir allem was "da" ist, mit aller Trauer, Wut, Resignation, Lieblosigkeit und Einsamkeit... - ich denke Du weisst das- aber es ist auch ungemein wertvoll das Licht am Ende des Tunnels nicht aus den Augen zu verlieren. Viele Gefühle, die uns manchmal verweifeln lassen, werfen viel zu lange Schatten, darunter sitzt die Sonne.

Nimm Dir Zeit für Deine Trauer und Traurigkeit, sie hat ihre Berechtigung, und nimm sie als ein Teil von Dir...ich drück Dir die Daumen.

Alles Liebe

[Jana]

Danke für Euren lieben Zuspruch.
Doch wißt ihr manchmal, manchmal da wünschte ich mir nicht stark zu sein. Da wünschte ich mir nicht über Konzequenzen nachzudenken. Da wünschte ich mir all meinen Wut, meine Traurigkeit ausleben zu können, wie die anderen enttäuschten Kinder, Jugendliche, Erwachsene, die ohne Rücksicht einfach alles rausschreien.
Ich möchte raus aus diesen Mauern, die mich einschränken. Es ist so einsam hier drin. Natürlich ich kann mir alles was passiert ist in den letzten Jahren vor Augen führen, weiß das meine Mauern, mein Selbsthaß wohl daher rühren. Habe viel gelesen darüber. Doch ich bin so sachlich wißt ihr? Ich behandle mich selbst wie eine Sache! Mein Leben wie eine aneinanderreihung von Augenblicken. Dabei möchte ich eigentlich nur wie andere sein. Ich möchte das Leben fühlen. Nur für einen kurzen Augenblick wieder wissen wie es ist zu Leben ohne immer nur zu denken. Angst zu haben, verzweifelt zu sein.
Ich hoffe das mein Traum eines Tages in Erfüllung geht.
An alle die schon in Therapie sind oder waren, wie findet man eigentlich den richtigen Therapeuten???
Gruß Eure verzweifelte Jana

[Kristina]

hallo jana.
ich kann dir nicht helfen.
aber ich erkenne mich in deinem letzten bericht wieder. oft wünsche ich mir, endlich mit dem denken aufhören zu können. immer und immer wieder führe ich mir alles vor augen...
was mir sehr hilft ist, dass ich jetzt kampfsport mache. da kann man schreien, sich austoben. wie oft habe ich mir schon vorgestellt der boxsack wäre der kopf meines vaters....
das ist nicht für jeden was. aber mir hilft es.

[Volker]

Hallo Jana,

du bist auf dem Weg und fühlst bereits, was Du willst, auch wenn du denkst du fühlst nichts. Ich kenne dieses "leere" Gefühl sehr genau und auch die Sehnsucht nach dem Kontakt mit den echten Gefühlen, jenen die "da" sind. Du kennst diese Gefühle, wie ich in Deinen Zeilen lese, du willst sie nicht denken, sondern erleben.
Du sagst du möchtest nicht denken, möchtest auch keine Angst haben, und willst nicht verzweifelt sein, aber sind das nicht vielleicht genau die Gefühle, die du ausdrücken möchtest. Ich will Dich ermutigen, deine Ängste und Verzweiflung anzunehmen und auszudrücken. ich weiss, dass es dazu einen beschützen Rahmen braucht. Eien Therapie kann ein solch sicherer Ort sein, in dem alles seinen Platz hat.
Bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten/Therapeutin solltest Du Deinem gefühl trauen. Deine innere Stimme teilt Dir mit, bei wem du gut aufgehoben sein wirst.
Ich selbst habe eine biodynamische Körperpsychotherapie gemacht, kann das auch sehr empfehlen, muss aber auc hsagen, dass dies sehr kostenintensiv ist, weil es vo nden Krankenkassen nicht getragen wird. Wenn es Dich dennoch interessiert, dann schicke ich dir weitere Infos.

Alles Liebe
Volker