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Scheidungskinder

Verfasst: 15. Juli 2018 11:51
von solven
Hallo zusammen,

ich bin selbst Scheidungskind und ich habe lange Zeit benötigt um mich mit dem Thema Scheidungskinder auseinander zu setzen. Meine Eltern trennten sich irgendwann zwischen meinem 12 und 13 Lebensjahr. Ab dann änderte sich für mich einfach alles. Obwohl meine Mutter immer versuchte mich zu jemanden zu schicken mit dem ich reden konnte, nahm ich diese Angebot nie wahr. Erst mit Mitte 20 habe ich den Schritt selbst gewagt. Und ich muss sagen, es war wohl die Beste Entscheidung die ich in diesem Zusammenhang getroffen hatte. Wenn ich an die Anfangszeit als Scheidungskind zurück denke, hätte ich wohl die Möglichkeit einer Therapie oder einer Vertrauensperson schon in jungen Jahren wahrnehmen sollen. Ich, als Scheidungskind bin mittlerweile mit der Trennung und allen anderen Themen wie Patchwork, neue Geschwister oder Besuchsregeln durch und habe meinen persönlichen Frieden gefunden. Wenn ich jetzt aber im Bekanntenkreis sehe das sich Eltern trennen und dann die Scheidungskinder sehe, würde ich am liebsten empfehlen die Kinder direkt ob sie wollen oder nicht zu einem Therapeuten zu schicken. Denn meiner Meinung nach bekommen Scheidungskinder egal ob sie es zeigen oder nicht psychische Probleme die man besser gleich behandelt als zu spät. Seht ihr das ähnlich?

Liebe Grüße

Re: Scheidungskinder

Verfasst: 30. Juli 2018 15:01
von Pia
Eine Scheidung ist immer ein schwerere Schritt für die betroffenen Eltern. Vor allem aber für Kinder kann es zu erheblichen Spätfolgen führen. Scheidungskinder sind die Leitdragenden einer Trennung, auch wenn es nicht den Anschein hat kann eine Scheidung über Jahre hinweg im verborgenen zu großen psychischen Problemen des Scheidungskindes führen.

Die Scheidung der Eltern hält bei Scheidungskindern lange an

Scheidungskinder haben es nicht leicht. Während die Eltern mit der Aufhebung der Ehe oder ihrer Beziehung beschäftigt sind stehen die Kinder zwischen zwei Stühlen. Es ist für ein Kind schlicht unmöglich sich zwischen einem Elternteil zu entscheiden. Wenn der Vater oder die Mutter das gemeinsame Haus verlässt geht bei den Kindern auch immer ein Stück Geborgenheit und Rückhalt verloren. Wenn sich die Eltern dann auf Besuchszeiten, gemeinsame Vatertage oder sonstige Unternehmungen geeinigt haben bleiben Scheidungskinder jedoch immer mit offenen Fragen zurück. Wie geht es weiter? Kommen meine Eltern wieder zusammen? Genau solche Fragen sind es die Scheidungskinder schon während der Trennung geklärt werden sollten. Müssen sich Kinder die Antworten auf diese und weitere Fragen selbst erarbeiten kann die Verarbeitung der Trennung noch viele Jahre andauern. Oftmals ziehen sich Scheidungskinder auch in sich zurück und versuchen die Trennung zu verdrängen. Eine Aufarbeitung ist unter solchen Umständen sehr schwierig. Scheidungskinder verdrängen Gefühle die sie mit der Scheidung der Eltern konfrontieren und es scheint für Eltern so als wäre alles in Ordnung. Diese Situation ist wohl die schwierigste Situation für Eltern und Scheidungskinder. Es kann weder von den Eltern auf das Kind Einfluss genommen werden und das Kind kann durch die Verdrängung sich selbst auch nicht helfen. Es beginnt ein Teufelskreis.

Aufmerksame Eltern machen es Scheidungskindern leichter

Ziehen sich Scheidungskinder immer weiter in sich zurück, so sollten Eltern handeln. Umso schneller Scheidungskindern die Möglichkeit gegeben wird sich mit ihren Gefühlen auseinander zu setzen, umso eher kann ein Beginn der Selbstheilung und Verarbeitung eintreten. Die Einbeziehung der Kinder beginnt schon im Prozess der Trennung. Natürlich sollten Kinder aus dem Streit der Eltern herausgehalten werden jedoch sollte aktiv mit ihnen Kommuniziert werden. Es können dabei folgende Ratschläge beachtet werden.

• Immer die Gefühle der Kinder im Auge behalten
• Scheidungskinder aus Streitigkeiten heraushalten
• Kinder offen in Gespräche einbeziehen
• Vereinbarung mit Scheidungskindern treffen und einhalten
• Bedürfnisse von Scheidungskindern sollten beachtet werden

Die Folgen einer Trennung für Scheidungskinder

Die Folgen für Scheidungskinder nach einer Trennung können erheblich sein. Depressionen, Verlustängste und Panikattacken sind nur einige Probleme mit denen sich Scheidungskinder konfrontiert sehen. Da sich die Symptome aber in den Kindern abspielen ist es für Außenstehende nicht einfach zu erkennen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, so früh wie möglich den Start für eine Verarbeitung zu legen. Es gibt Hilfe nicht nur für Scheidungskinder sondern auch für Eltern. Um sich dem Scheidungskind gegenüber fair zu verhalten, sollte diese Hilfe in Anspruch genommen werden. Diese sollte so schnell wie möglich passieren!