Wann kommt die Routine?

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Twiggle
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Wann kommt die Routine?

Beitrag von Twiggle »

Hallo,
ich lebe seit knapp 2 Monaten alleine mit meinen Kleinen (2,5 Jahre). Meine Ehe war schon länger kaputt und dieses Jahr gabs dann den großen Knall. Ich fühle mich überfordert. Ich habe keine Geduld mehr mit meinem Kind. Ich könnte mich den ganzen Tag bemitleiden. Das macht mir große Angst, denn ich denke das ich das nicht alles schaffen kann. Ich denke immer das es bald bei mir nen Knall gibt so ala Nervenzusammenbruch. Ich habe keine Geldsorgen,ein gutes Verhältniss zum Kindsvater, ja sogar schon einen neuen Freund bei dem ich mich sehr wohlfühle ... ABER der Alltag macht mich fertig. Ich habe leider das Problem das ich ein sehr ängstlicher Mensch bin. Im Moment warte ich auf meine Tage, aber sie kommen nicht ... und solange sie nicht da sind .. bemitleide ich mich selber und bin richtig depressiv. Ich kann auch noch keinen Test machen. Scheiße ich kann mich aber auch nicht aufraffen und für mich und mein Kind kämpfen.Wo ist der Spass am Leben ?
Wem ging es ähnlich und schafft man es wirklich ohne das man am Boden liegt und nicht mehr hochkommt ?
LG Silly
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Else
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Re: Wann kommt die Routine?

Beitrag von Else »

Hallo Silly,
so wie dir ging und geht es Vielen. Als mein Ex mich bat auszuziehen, bin ich mit zwei Kinder in eine 1-Zimmerwohnung gezogen. Dort wohnte ich ca. 8 Wochen. Ich war nur am heulen und total überfordert. Meine Kinder durften keine Freundinnen mitbringen, weil ich den Krach nicht ertragen konnte. Ich selber lief von einer Freundin zur nächsten, aber keine konnte mir wirklich helfen. Ganz im Gegenteil. Ich ging ihnen auf die Nerven mit meiner Heulerei und sie gingen mir aus dem Weg. Dann fiehl mir ein, das sich eine Bekannte ein Jahr vorher getrennt hatte, und heute wieder blendend aussieht. Die rief ich an und hab gefragt, was ihr den Lebensmut zurückgebracht hat. Sie hat einen Therapie gemacht. Therapie?!? Jeder der sowas macht gehört in die Klappsmühle, dachte ich dann. Aber nach ca. 2 Wochen hab ich meine Krankenkasse angerufen und gefragt, welcher Therapeut in meiner Nähe von ihnen übernommen wird. Da fand ich dann einen ganz lieben Therapeut, zu dem ich ca. 1 Jahr gegangen bin. Am Anfang 2mal die Woche, später 1mal die Woche. Und das hat mir sehr geholfen. Ich denke auch heute noch oft dran(ist schon 4 Jahre her). Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und bin inzwischen ein sehr positiver Mensch.
Außerdem hab ich dann akzeptiert, das ich nicht mehr zu meinem Mann zurück kann, und hab mir einen größere Wohnung gesucht. Dort hatte ich ganz liebe Nachbarn. Wir lebten fast wie einen WG. Wir haben uns viel unterhalten und uns gegenseitig geholfen. Nachdem es mir wieder beser ging, fand ich auch wieder einen Job, da ich finanziell unabhängig sein wollte.
Ich denke ein gewisses Maß an Trauer ist normal und muß auch sein. Aber irgendwann muß man über seinen Schatten sprigen und sich helfen lassen. In der heutigen Zeit ist eine Therapie kein Zeichen mehr von Schwäche, sondern von Stärke.
Liebe Grüße Else
"Man muß nur warten können..."
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Muckelmaus
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Re: Wann kommt die Routine?

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo Silly!

Zunächst einmal ein liebes Hallo hier im Forum.

Das was du gerade durchmachst ist völlig normal und gehört zu einer Trennung dazu. Auch wenn deine Ehe schon eine Weile lang kaputt war, so bedeutet dies nicht, das man nach einer Trennung nicht trauert.
Es ist ein Stück deines Lebens auf einmal weg und alles ist neu. Als du deinen Mann geheiratet hast, bist du sicherlich davon ausgegangen, das diese Ehe ein Leben lang hält und jetzt stehst du vor den Scherben dieses Lebens. Da hilft nur "Kehren".
Jeder geht mit dieser Trauer und der neuen Situation anders um. Einer kommt damit von Anfang an sehr gut zurecht und der nächste tut sich schwer, so wie du auch. Aber ganz egal, wie man damit umgeht, man muß es verarbeiten....jeder auf seine Weise. Ob du nun, wie Else, eine Therapie machst oder es aus eigener Kraft allein schaffst ist völlig egal. Aber nimm dir Zeit für deine Trauer, sie steht dir zu.

Alles Liebe und viel Kraft wünsche ich dir
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
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