Ich weiss nicht weiter...

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
KaffeeToGo
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Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von KaffeeToGo »

Ich habe einen 4-jährigen Sohn aus meiner Ehe, die gerade geschieden wird. Als mein Sohn 1 Jahr alt war bin ich mit ihm ausgezogen, weil mein Mann eine andere Frau hatte und sich nicht entscheiden konnte oder wollte. Fast 3 Jahre lang war ich alleinerziehend, habe aber in der Zeit schon meinen jetzigen Lebensgefährten kennengelernt, mit dem ich vor ein paar Monaten zusammengezogen bin. Er ist ebenfalls geschieden und hat einen 9-jährigen Sohn, der jede Woche 1x und jedes 2. Wochenende bei uns ist + in den Ferien.
Die Beziehung zu meinem Partner funktioniert nicht gut, die neue Patchwork-Situation auch nicht und am liebsten würde ich schon wieder meine Koffer packen und neu anfangen... Aber: Das würde bedeuten, dass ich meinem Sohn einen weiteren Umzug und Kindergartenwechsel und Bezugspersonenverlust usw. antun müsste... Und das bringt mich zur Verzweiflung. Mein Partner und ich gehen schon in eine Paarberatung und reden viel usw., ich mache eine Therapie und versuche das beste aus der Situation zu machen aber ich bin einfach kreuzunglücklich und will nur noch weg. Habe jetzt eine Mutter-Kind-Kur beantragt um mal Abstand zu allem zu bekommen, weiss aber noch nicht, ob sie mir genehmigt wird. Entscheiden muss ich ja selbst, aber vielleicht kann mir jemand einen Rat geben... Wieviele Veränderungen und Wechsel hält ein 4-jähriger unbeschadet aus ? Brauch ich vielleicht einfach noch Zeit um mich selbst an die neue Situation zu gewöhnen ? Sollte man nicht aber auch an sich denken und auf seine Gefühle hören ?
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Bärchen
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Bärchen »

Liebe KaffeeToGo, herzlich willkommen hier im Forum! :winken:
Ich finde es gut, dass dein Partner und du eine Paartherapie machen und du dir selber Hilfe gesucht hast. Vielleicht kannst du durch die Mutter-Kind-Kur etwas Abstand gewinnen und die Dinge etwas aus der Distanz betrachten, ich drücke dir jedenfalls die Daumen, dass sie bewilligt wird.
Ich finde, wenn du und dein Partner mit Hilfe der Therapie zum Schluss kommt, dass ihr alles versucht habt, es aber trotzdem gescheitert ist und du dich nicht bald wieder glücklich fühlen kannst, dann solltest du trotz allem wieder die Koffer packen. Weil ich glaube es bringt deinem Sohn nichts, wenn er eine unglückliche Mutter hat, die mit jemandem zusammenlebt mit dem sie sich nicht versteht.
Vielleicht magst du noch etwas mehr über die Probleme mit deinem Partner und der Patchworksituation schreiben? Hier gibt es ja einige die ähnliche Probleme haben oder schon länger als Patchworkfamilie zusammeleben.

LG
Bärchen
KaffeeToGo
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von KaffeeToGo »

Hallo Bärchen ! Danke für deine Antwort. Wahrscheinlich hast du recht und es wäre letztendlich besser zu versuchen glücklich zu sein - wenn es sein muss, dann eben auch ohne den aktuellen Partner. Ohne Verantwortung für meinen Sohn würde ich mich vermutlich so entscheiden und nicht noch länger kämpfen. Nach meiner gescheiterten Ehe, der schwierigen Zeit danach usw. habe ich nämlich keine Kraft mehr noch viel länger zu kämpfen. Ich fühle mich insgesamt so überfordert: ich studiere - mittlerweile seit 6 Jahren - also sieht es finanziell auch nicht so rosig aus, noch dazu hat mein Lebensgefährte selbst Geldprobleme, mein Mann hat den Unterhalt gekürzt und es sieht so aus, als ob es auf einen Prozeß hinausläuft, wenn ich nicht klein beigebe und noch mehr jobben gehe...
Die Situation mit den Jungs ist seltsam: die Kinder verstehen sich toll, aber mein Freund und ich haben so absolut unterscheidliche Erziehungsstile und ziehen absolut nicht am gleichen Strang. Das gibt häufig Grund für heftige Debatten. Ausserdem fühlt es sich für mich immer an, als befände man sich im Wettkampf, wenn sein Sohn bei uns ist. Mein Kleiner ist ein Dickkopf mit ausgepärgtem eigenem Willen und sein Sohn ist soo nett, widerspricht fast nie, folgt auf Anweisung, geht Zähneputzen wenn er soll, isst wann er soll usw. Er ist so angepasst, dass es mir auch schon wieder nicht normal vorkommt. Ein 9-jähriger muss doch auch mal widersprechen, oder ?! Und dann werde ich dauernd verantwortlich gemacht, wenn mein Sohn eben nicht so "pariert", dabei finde ich es in Grenzen gut und liebenswert, wenn ein Kind einen eigenen Willen und eine eigene Meinung hat. Ausserdem: Menschen sind nun mal verschieden. Ich habe ständig das Gefühl, mein Partner erwartet, mein Sohn hätte so zu sein wie seiner ist. Und dann kracht es eben auch deswegen manchmal.
Und die Zeiten, an denen wir zu viert zusammen sind, scheint es allen gut zu gehen ausser mir. Das ist nicht die Familie, die ich mir gewünscht habe. Ich muss ständig gute Miene zum bösen Spiel machen und bin jedesmal froh, wenn der Urlaub, die Wochenenden, die Feiertage usw. endlich wieder vorbei sind.
Ausserdem ist es für mich ein Hin- und Her zwischen meinem Sohn und meinem Partner. Ich bin irgendwie sowas wie ein Schiedsrichter, Vermittler geworden. Jeder will mich für sich, wie Konkurrenten. Und ich fühle mich zerrissen und möchte ganz klar lieber für meinen Sohn da sein, als meinem Partner Nähe zu geben, weil ich mich so überfordert damit fühle, jedem gerecht werden zu müssen... Oh je, ganz schön viel geworden. Ist denn ein bisschen deutlich geworden, wie es mir geht? Was kann ich denn an der Situation für alle ändern? Ich weiss es einfach nicht.
sunlight
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von sunlight »

Liebe Kaffetogo,
ich lebe mit meinem Partner auch in "Patchwork" (Beziehung seit 3 Jahren) und hab eigentlich dasselbe Problem wie du. Die Tochter meines Partners ist 8 Jahre und wirklich lieb und mein 13jähriger Sohn ist schon immer ein furchtbarer Dickkopf und meistens ein Grenzüberschreiter.
Nachdem wir kurz vor einer Trennung standen haben wir uns beim Therapeuten dahingehend geeinigt, daß ich alleine für die Erziehung meines Sohnes verantwortlich bin und er sich nur noch einmischt wenn ich ihn darum bitte. Ab und zu höre ich dann auch ein Kommentar meines Partners aber mittlerweile sage ich einfach er solle es lassen und das funktioniert.
Zwischen Partner und Kind stehen kennen glaube ich alle Mütter, ich weiß nicht ob es nur deshalb so ist weil man sein Kind alleine groß gezogen hat.
Es ist natürlich absolut schlimm da dein Kind ja auch noch relativ klein ist und man ja auch immer das Gefühl hat man müsse sein Kind schützen.
Das der Sohn deines Partners so lieb ist resultiert wahrscheinlich daraus dass er ja auch nicht immer bei euch ist und in Alltagssituationen sieht alles anders aus.

Im übrigen bin ich eine "Alte" alleinerziehende. Ich habe schon 2 erwachsene Kinder (26 und 23 Jahre). Ich habe mit von deren Vater getrennt als die Kinder 4 und 7 waren und in den ersten 2 Jahren eine Umschulung gemacht. Das war eine furchtbar harte Zeit und ich bin froh daß sie vorbei ist.
Die Mutter-Kind Kur ist bestimmt gut um einmal zur Ruhe zu kommen und zu überlegen was du wirklich magst.
Die Trennung ist nicht immer die beste Lösung - wenn jedoch dein Partner ganz klar sagt er kann mit deinem Kind nicht dann ist es vielleicht doch besser sich zu trennen. Es ist für einen Jungen - oder natürlich - auch Mädchen so wichtig angenommen zu werden und wenn das Kind das Gefühl hat es wird nur kritisiert dann geht das nicht.
Also - erstmal Abstand und dann entscheiden.
Ganz liebe Grüße und gute Entscheidungen
sunlight
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Ansa
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Ansa »

Liebe KaffeeToGo,

willkommen bei uns. Als erstes fällt mir auch, das Du müde klingst...... müde von dem, was Dir begegnet, müde von dem was täglich um Dich herum statt findet?

Am liebsten, so lese ich, willst Du nur weg? Zum einen glaube ich bestimmt, das man auf seine Gefühle hören sollte, aber zum anderen glaube ich auch, das man sich selbst hinterfragen sollte. Warum will ich weg? Weil keine Liebe mehr für den Partner da ist? Weil es einfacher scheint, allein zu leben? Weil es konfliktfreier ist? Beim ersteren Grund sollte man die Koffer packen, bei den beiden letzten überlegen. Allein sein ist dauerhaft keine Lösung und Patchwork ist nie konfliktfrei.

Da ist es auch, glaub ich, nicht die Frage, wieviel ein Vierjähriger verkraftet. Eine anständige und ruhige Trennung ist sicher einfacher zu verschmerzen, als ein heftiger Kampf mit vielen Streitereien. Eine glücklicher und zufriedene Mama ist gelassen und viel wertvoller, als eine, die in sich selbst traurig und unglücklich ist. Das spüren Kinder ohne Worte viel besser als wir Erwachsenen selbst.

Auch ich lebe in einer Patchworkfamilie, meine drei Mädchen (11, 13 & 15) zusammen mit meinem Liebsten und mir. Seit knapp drei Jahren gehören wir zusammen, seit zwei Jahren leben wir gemeinsam. Das geht einfach nicht ohne Konflikte...... da treffen unterschiedliche Ansichten aufeinander und bei Dir noch mehr, jeweils ein eigenes Kind.

Das ist für alle mit vielen Emotionen verbunden, für den Sohn Deines Freundes bedeutet dies:

- ein anderes Kind das bei meinem Papa leben darf (Dein Sohn)
- das Gefühl nur zu Besuch zu sein (das zeigt sich in seinem angepassten Verhalten, es gibt keine Alltagsdinge auszukämpfen, er fühlt sich schlicht als Besuch)

Für Deinen Sohn bedeutet das:

- alle zwei Wochen kommt da einer, der scheint für den "Alltagsvater" wichtiger zu sein, als ich selbst..... (er reagiert mit Aufsässigkeit?)
- das ist verbunden mit allen Gefühlen die zu einem Zurückgesetzt fühlen verbunden sind
- mein Alltag ist durcheinander, in großen Abeständen (zumindest für ein kleines Kind) ist immer wieder alles anders
- die Großen sind angespannt, irgendetwas stimmt da nicht? (das verunsichert ihn....)

Für Deinen Lebensgefährten bedeutet das:

- mein Sohn ist da, die wenige Zeit (auf ein Jahr gerechnet ist die Zeit wirklich wenig) soll gut laufen, ohne Stress, er soll sich bei uns wohl fühlen
- die Unterschiede zwischen den Kindern werden bewusster wahr genommen (das mangelnde Kämpfen um Dinge im Alltag wird vermutlich nicht wahr genommen)
- ich bin unsicher weil meine Liebste angespannt scheint und möchte doch nur, das alle glücklich sind (das wollen Männer tatsächlich zumeist..... klappt es nicht, können sie schon mal unwirsch reagieren)

Für Dich bedeutet das:

- Angst vor Auseinandersetzungen, die oft genug dazu führt, das es auch welche gibt
- Vielleicht tut Dir der Vergleich zwischen seinem und Deinem Sohn weh?
- das Gefühl für alle emotional sorgen zu müssen, auch über Deine Grenzen hinaus?

So ähnlich stelle ich mir das für alle Beteiligten vor. Und jeder wünscht sich etwas anders und hat an jeden andere Erwartungen. Das geht nur mit Kompromissen für alle!

So, zum Umziehen, bedeutet dies tatsächlich außer einem Wohnungswechsel auch den kompletten Wechsel von KiGa und Umfeld? Gäbe es keine Möglichkeiten für Dich, das anders zu managen?

Unterschiedliche Erziehungsstile können aber in der Tat ein sehr hohes Konfliktpotential in sich tragen. Bei uns ist es so, das wir Erwachsenen (also auch mein Liebster) gemeinsam die Kinder erziehen. Und wenn die Kinder einen Konflikt mit meinem Liebsten haben...... dann halte ich mich da raus. Auch wenn mir das verdammt schwer fällt. Ich bin aber nicht verantwortlich für z.B. ihr bzw. sein Verhalten. Auch meine Mädchen müssen lernen, das der Liebste andere Grenzen hat, als etwa ich. Das gehört zu einem Familienleben dazu. Wir versorgen gemeinsam eine (meine) Familie und daher haben wir auch beide, gleichberechtigt und gleichwertig, die Hoheitsrechte.

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, das es auch möglich wäre, das der Papa an den Besuchswochenenden etwas mit seinem Sohn allein unternimmt (viel Zeit gemeinsam haben sie ja nicht) und das Dein Sohn und Du diese Zeit für Euch nutzt? Und anschließend treffen sich wieder alle und essen gemeinsam? Ich kann mir vorstellen, das dies vieles entspannen könnte?

Und... wenn Dein Partner mit Dir eine Beratung aufsucht, dann ist ihm an einer Lösung für Euch und an Dir sicher viel gelegen, ich finde das sehr positiv.

Erst einmal liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
KaffeeToGo
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von KaffeeToGo »

Danke für Eure Antworten ! Ich glaube, meine Probleme liegen gar nicht an der Situation sondern ich bin selbst dafür verantwortlich. Dass ich in Therapie bin habe ich ja geschrieben, ich habe Depressionen und zur Zeit leider wieder ziemlich heftig. Mein Therapeut hält nichts von Medikamenten und mein Hausarzt verschreibt nur homöopathische Dosierungen. Objektiv könnte ich eigentlich wirklich glücklich sein, dass ich wieder einen Partner habe, dass sein Sohn und meiner sich mögen und verstehen usw. Patchwork ist eben immer auch mit Arbeit verbunden, so wie jede Beziehung. Und mit Kind und dem Scheidungsverfahren usw. zu studieren und zu jobben ist halt eine schwierige Zeit. Da muss ich jetzt wohl durch, nur leider fehlt mir irgendwie die Kraft und der Optimismus dazu. Vielleicht geht's ja hier jemand ähnlich oder jemand hat noch ein paar Tipps für mich ?! Wäre schön !
Yvaine
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Yvaine »

Hallo KaffeeToGo,

die Diagnose "Depressionen" kenn ich. Hab damals (vor 6 Jahren) eine Therapie angefangen. Mein Therapeutin hat gemeint, dass sie nichts von Medis hält, aber irgendwie war sie auch nicht die Richtige. Hab die Thera sehr schnell abgebrochen, und mich danach allein durchgewurschtelt. Vor 2 Jahren war es das letzte mal richtig schlimm, also mit "sich selbst wegsperren" vor der Welt, den anderen (wollte nicht, dass es jemand mitkriegt und hab mir mehrere Gesichter für die passenden Situationen zusammengebastelt, die man dann aufsetzt), vor allem vor mir.
Konnt stundenlang nur im Bett liegen und nichts tun. Oder heulen. Oder mich selbst bemitleiden. Hauptsächlich habe ich glaube ich, mich selbst nicht gern gehabt.
Ich wußte, dass was mit mir nicht stimmt, konnte es aber weder greifen noch in Worte fassen noch ändern.
Hab ne Wochenendbeziehung und Rückblickend war es ziemlich scheiße, wenn wir uns mal gesehen haben (alle 4 Wochen...) und ich total lethargisch war...

Mittlerweile hatte ich seitdem keine längeren Probleme mehr gehabt, nur kurz, mal ein paar Tage. Im November/Dezember hatte ich mal eine Woche, die mies war...

Wenn du mal etwas mehr erzählen magst, dann raus damit... hör dir gern zu. Und verstehe es wohl ganz gut...
KaffeeToGo
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von KaffeeToGo »

Hallo keml, schön, dass du antwortest. Ich hatte so ein paar Erkenntnisse in meinen bisherigen Therapien, die mich insgesamt schon sehr viel weiter gebracht haben und im Kopf ist mir auch vieles glasklar - nur umsetzen oder fühlen kann ich diese nützlichen und glückbringenden Erkenntnisse leider nicht.
Ich bin vor 4 Jahren mit meinem Mann in die Eheberatung gerannt, mein Sohn war knapp älter als 6 Monate und mein Mann hatte eine Freundin... Ich hatte das Gefühl, mein Leben ist zu Ende. War viel zu versteift auf die Vorstellung jetzt eine Familie zu haben und konnte nicht glauben, dass mein Mann alles einfach so wegen seiner Sekretärin aufgeben wollte... Die Eheberaterin hat uns nahegelegt, getrennt in Therapien zu gehen und das habe ich - damals widerwillig - getan. Und dann hatte ich 2 Jahre meine erste Gesprächstherapie und die hat mir viel gebracht. Ich habe in meinen Beziehungen immer alles aufgegeben und irgendwie das Leben des anderen gelebt. Und ich weiss das und wollte es auf keinen Fall wiederholen und jetzt habe ich festgestellt, dass ich mich zwar ständig mit Händen und Füßen wehre gegen zu viel Nähe, zu viel Harmonie, zu viel "Wir" und kann mich eigentlich gar nicht so richtig einlassen auf meinen aktuellen Partner oder mit ihm irgendwas planen, was in der Zukunft liegt usw. Aber was ist passiert ? Trotz all des Wissens um die Wichtigkeit vom authentisch sein usw. bin ich wieder genau dort angekommen: ich habe kein Hobby, kaum noch Freunde, keine Kraft. Es heisst doch, dass man zu sich selbst eine gute Beziehung haben muss um auch zu anderen eine gute Beziehung haben zu können. Vermutlich liegt da mein Problem. Und ich glaube - auch wenn ich es "albern" finde, weil ich ja mittlerweile erwachsen und selbst Mutter bin - dass das ein Relikt aus meiner Kindheit ist. Mein Vater hat mich nie gelobt, ich hatte immer das Gefühl, mich anstrengen zu müssen und trotzdem hat es nie genügt um geliebt zu werden bzw sich geliebt zu fühlen. Meine Eltern waren Gastarbeiter, sehr korrekt, fleissig, streng und in meinen Augen nie glücklich. Sie hatten Heimweh, sparten, gönnten sich nichts und wollten für uns Kinder nur das Beste. Das hieß: strengt euch an, damit aus Euch mal wird ! Und die Art zu motivieren war immer: alle anderen sind besser, haben bessere Leistungen, sind fleißiger usw. Egal was ich geleistet habe (Ballett, Leistungsturnen, Instrumente spielen, Abitur usw.), nie hatte ich das Gefühl, irgend etwas gut gemacht zu haben. Ich weiss ja, dass man Dinge nicht für andere sondern für sich selbst tut, aber wenn man nie ein positives Feedback bekommt, ist das für ein Kind fürchterlich verletzend - und nicht gut für's Ego. Soweit so gut. Und jetzt ist jetzt und was mache ich aus all dem ? Mein Vater ist vor 9 Jahren gestorben, von ihm werde ich also kein Lob mehr hören und meine Mutter hat sich toll entwickelt und hat endlich auch mal Mut & Spaß im Leben. Wie setze ich all meine Erkenntnisse um, um endlich mal selbstbewusst und optimistisch nach vorne zu schauen ?
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Gerda »

Liebe Kaffeetogo,

herzlich willkommen in unserem Forum! :winken:

Es klingt schön, wie du deine Lebensumstände wertschätzt und auch, dass du so mutig bist, den Kern der Probleme in deinem Innern zu betrachten.

Ja, ich kenne von mir selbst aus der Zeit nach meiner Ehe auch Zeiten von schwerer Depression. Ich habe - ähnlich wie du - ein enormes Arbeitspensum mir aufgehalst. Das hat zu immer wiederkehrenden Erschöpfungen und ERschöpfungsdepressionen geführt.

Kern einer Depression ist ungelebte Trauer. Hast du denn die Trennung von deinem Mann betrauert? Und wenn die Scheidung gerade läuft - vielleicht sind da viele unverarbeitete Gefühle in dir, die dich lähmen? Könnte das sein?

LG
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von KaffeeToGo »

Hallo Gerda ! Ja, das ist so. Neulich hat mir ein Bekannter (er ist Heilpraktiker) erzählt, dass alle möglichen negativen Erlebnise im Leben sich auf den Körper und die Psyche wie ein Trauma auswirken können. Und ich bin mir sicher, dass der Tod meines Vaters, das Fremdgehen meines Mannes und der Notkaiserschnitt bei der Geburt meines Sohnes bei mir jeweils wie ein Trauma war. Ich ärgere mich über mein schlechtes Nervenkostüm, jeder hat doch irgendwas Schlimmes erlebt und dennoch bleiben viele leistungsfähig und optimistisch. Aber mich haut es um, lähmt mich, lässt mich verzweifeln... Und trotz Therapie komme ich nicht darüber hinweg..
Yvaine
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Yvaine »

Hallo KaffeeToGo,

erstmal nur eine kurze Reaktion auf deine letzten Worte.
Du ärgerst dich über dein schwaches Nervenkostüm, andere hätten auch schlimmes durchlebt und kommen damit klar?

NICHT ÄRGERN. Du bist so. Du darfst so sein. So weh es gerade tut und schwierig es ist: Es ist gut so, dass du so bist wie du bist. Lerne das zu akzeptieren (oh, wie leicht sich dieser Satz schreibt und wie schwer er umzusetzen ist...).
Lerne dich selbst zu loben und für die Dinge wertzuschätzen, die du getan hast...

Ich find es toll, dass du das Abi hast, das ist ganz schön anstrengend und ein riesen Berg. Bei mir war es zeitweise knapp... und wenn man es dann doch schafft, hat man SEHR VIEL geleistet, auch wenn es einem nicht so vorkommt (zumindest mir ist es auch nicht bewusst).

Du studierst und hast "nebenher" einen Sohn? WOW! Respekt. Das würde ich nie schaffen... Finde das toll. Und ich bewundere dich dafür, ehrlich!
Liebe Grüße, K.
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Gerda »

Liebe Kaffeetogo,

ohja, das kenne ich auch sehr gut. Selbstabwertung, wenn es mir sowieso schon schlecht geht. MIch selbst noch ein bisschen mehr fertig machen, wenn ich sowieso schon am Boden liege mit Leistungserwartungen an mich selbst. Das ist wie einem Schwerverletzten noch mit dem Holzhammer auf den Kopf schlagen. DAs darst du nicht tun.

Puh, die drei Traumata, die du erlebt hast, sind jedes für sich ein Hammer! Kannst Du nicht gütiger und großzügiger mit dir selbst sein?

Ich habe wie gesagt auch lange Zeit unter Depressionen gelitten nach der Trennung von meinem Exmann . Und ich war es gewöhnt, mich selbst nicht zu mögen, mich selbst innerlich zu beschimpfen, als ich nicht mehr leistungsfähig war. DAs hat erst aufgehört, als ich es wahrgenommen habe, dass ich so schlecht mit mir selbst umging und als ich anfing, mir selbst es nicht mehr übel zu nehmen, dass ich mich so schlecht fühlte, sondern liebevoll zu mir selbst zu sein und mich selbst wie eine liebe fürsorgliche Mutter zu fragen, "Gerda, was brauchst du denn jetzt, damit es dir besser geht?" Dann habe ich darauf gehört, was ich in mir an Bedürfnissen spürte und gut für mich gesorgt. Ich habe es mir im Laufe der Jahre "abgewöhnt", auf mich selbst zu schimpfen und mir angewöhnt, zu mir selbst liebevoll zu sein und IMMER mir selbst im Rücken zu stehen. Das heißt heute für mich "Erwachsen sein". Immer zu mir selbst zu stehen und zu allem, was i ch fühle.

Und ich habe mir weiterhin abgewöhnt, mich mit anderen Menschen zu vergleichen. Das stimmt, es gibt Menschen, die sind leistungsfähiger, als ich, in manchen bereichen. Aber na und? Ich bin ein wertvoller Mensch mit ALLEM, was zu mir gehört, auch mit meinen wunden, die mich zeitweise außer Gefecht gesetzt haben.

Und du hast einen 4- jährigen Sohn. Den mußt du ja auch versorgen und auffangen, und das an sich ist schon viel Arbeit. Ich hoffe sehr, dass du dir selbst mehr Mitgefühl und verständnis entgegenbringst. Es wäre doch schön, wenn du für dich lernen könntest, dass Leistung nicht das ist, was einen Menschen liebenswert macht, sodass dein Sohn sich das von dir abgucken kann. Er kann dann lernen, was du in deinem Elternhaus offenbar nicht lernen konntest: dass ein Mensch wunderbar und liebenswert ist, ganz unabhängig davon, was er leistet.

LG
gerda
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von KaffeeToGo »

Hallo ! Hurra, ich habe die Kur bewilligt bekommen und bin dann ab nächste Woche für 3 Wochen mit meinem Sohn an der Nordsee ! Endlich mal Abstand und -hoffentlich- einen klaren Kopf... Vielleicht kann ich dann irgendwann mal wieder positiv nach vorne schauen und neue Perspektiven entwickeln. Wäre schön.
Die Paarberatung mit meinem Lebensgefährten war auch sehr hilfreich und wir haben ein paar Vereinbarungen getroffen, z.B. wie oft mein Kleiner bei uns im Bett schlafen darf usw. und das klappt erstaunlich gut und jeder hält sich daran. Wenn doch alles immer so einfach zu regeln wäre.
Habe mich so über die Exfrau von meinem Lebensgefährten geärgert. Er ist für ein paar Tage auf Geschäftsreise und hat sie deshalb gefragt, ob er seinen Sohn an einem anderen Tag als sonst zu uns holen kann, weill er um 4 Uhr morgens losfahren musste und zu der Zeit natürlich nicht sein Kind heimfahren kann. Und sie sagt einfach nein, obwohl sie Urlaub und frei hat und der Kleine Ferien. Einfach so, weil sie sich ärgert, dass mein Lebensgefährte einen beruflichen Termin so legt. Er soll seinen Sohn als oberste Priorität nehmen und nicht seinen Job... Also war sein Kleiner trotzdem bei uns und ich musste ihn dann am nächsten Tag heimfahren, weil sie zu Hause sitzen und Kaffee trinken muss und alle nach ihrer Pfeife tanzen. Sie hätte ihn genauso gut einen Tag vorher zu uns gehen lassen können oder wenn schon so unflexibel und stur, ihn selbst abholen können !? Mich ärgert das so maßlos. Sie bekommt unendlich viel mehr Unterhalt als sie bekommen müsste, sie ist so stinkfaul und stur und keiner - ich inklusive- scheint ihr mal die Meinung sagen zu können. Ich als "Zweitfrau" habe irgendwie nicht das Recht dazu scheint mir. Aber hat sie denn lebenslänglich alle Rechte gepachtet ??? Ich bin auch eine Ex und habe auch einen Sohn aber um mich wird nicht so ein Affentanz gemacht. So, das musste jetzt mal raus. Danke für's "Zuhören"... :dampf:
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Ansa
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Ansa »

Liebe KaffeeToGo,

das liest sich doch wunderbar.... Ihr findet Regeln im Alltag, trefft Absprachen und es klappt unter einander..... und nun darfst Du Dich bald entspannen und erholen. Das tut Dir bestimmt so richtig gut. :springen:

Ach, immer der Stress mit den Exen...... da geht es zum Glück nicht um Dich sondern um alte Muster zwischen Deinem Liebsten und ihr selbst. Manchmal ist das lästig und ärgerlich, aber, da wir auf andere keinen Einfluss haben, nicht zu ändern. Du kannst nur für Dich lernen die Dinge nicht so nah an Dich heran zu lassen, auch wenn das leichter klingt, als es in Wirklichkeit ist.

Ich habe eine lange Zeit damit zugebracht, mir vorher vorzustellen wie mein Ex reagieren wird und mit ausgemalt, wie ich damit umgehen werde. Am Ende war ich dann, zumindest mental, auf das was passierte vorbereitet und konnte damit leichter umgehen, weil es tatsächlich manchmal einfacher war, als erwartet. ,)

Dir liebe Grüße und vor allem gute Erholung
Niana
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Re: Ich weiss nicht weiter...

Beitrag von Tinkaa »

Hallo KaffeeToGo,
möchte dir paar liebe Kurgrüße senden. Bin nämlich zur Zeit auch zur Kur an der Ostsee und es ist herrlich.
Ich freue mich für dich :springen:
Habe deine Beiträge übersehen, also nicht gelesen. Kann auch damit zusammenhängen, dass ich am 14.01. hierhergekommen bin und keine Zeit hatte, gründlich zu lesen.

Was ich dir sagen wollte: beim Lesen deiner Beiträge kam mir sooovieles bekannt vor, die Ängste, die Emotionen, die Depressionen, die unterschiedlichen Erziehungsmethoden, und und und... Eine ganz wichtige Sache auch: seine Kinder sind anders als deine - genauso wie bei mir. Und ich stehe auch immer zwischen den Fronten, will es jedem Recht machen.
Nun der Unterschied: du lebst mit deinem Partner zusammen, ich habe die Entscheidung getroffen, nicht zusammenzuziehen. Kannst mal lesen wenn du Zeit hast unter: Brauche eure Ratschläge (ich hoffe jetzt, das Thema heißt so - also von mir ist es).

Ich kann dich so richtig sehr verstehen. Würde dir emphehlen, bei der Kur das psychologische Angebot zu nutzen. Also mir hilft es sehr gut. Natürlich liegt es auch am Psychologen.

Dir alles Gute. LG Tinkaa
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