Zu wem soll das Kind nach der Trennung?

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InesBM
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Zu wem soll das Kind nach der Trennung?

Beitrag von InesBM »

Hallo Zusammen.

Momentan bin ich sehr ratlos und hoffe, daß mir hier vielleicht der eine oder andere Rat gegeben werden kann.

Wir haben derzeit folgende Situation: Mein Lebensgefährte (43) und ich (39) leben mit meinem Sohn (15) zusammen. Der Sohn meines LG (10) lebt bei seiner Mutter, ca. 45 km entfernt. Jedes zweite Wochenende verbringt er bei uns. Diese Situation besteht seit ca. einem Jahr. Ich habe eine gute und vertrauensvolle Beziehung zum Sohn meines LG, die beiden Kinder verstehen sich auch.

Mein LG hat eine besonders innige Beziehung zu seinem Sohn, und beide leiden wirklich sehr darunter, sich nicht öfter zu sehen. Das Verhältnis zwischen seinem Sohn und dessen Mutter jedoch stellt sich als recht schwierig dar. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen kommen dort verständlicherweise die Alltagsprobleme häufiger zustande (wir haben mit ihm eben keinen Alltag, wenn er bei uns ist, ist immer alles toll.....wenn ihr wißt, wie ich das meine) und zum anderen scheint seine Mutter mit der Erziehung, der eigenen Berufstätigkeit und der Trennung überfordert zu sein. Und das, obwohl diese von ihr ausging, und sie auch einen neuen Lebenspartner hat. Das Ergebnis ist, daß der Junge in der Schule katastrophal nachgelassen hat und derzeit das 3. Schuljahr wiederholt. Hinzu kommen Verhaltensauffälligkeiten in der Schule und zu Hause und, was eigentlich das Schlimmste ist, jedes Wochenende, wenn er dann zu seiner Mutter zurück gebracht werden soll, teilweise sehr heftige Reaktionen, die von Bauchschmerzen bis hin zu: "Mama, ich will mit zurück zu Papa, ich will noch eine Nacht dort schlafen" reichen. Und diese Reaktionen werden immer häufiger und immer heftiger.

Wir haben schon viele Gespräche geführt, teilweise die beiden Eltern allein, einmal sogar die beiden jeweiligen neuen Partner (ihr neuer LG und ich) mit dabei. Geholfen hat das nicht wirklich, bzw. es hat nicht besonders lange angehalten.

Der Junge fühlt sich bei uns sehr wohl, was nicht heißt, daß er sich alles erlauben darf. Wir sind liebevoll, aber konsequent mit ihm. Und wir können nur vermuten, daß ihm bei seiner Mutter das liebevolle Zuhause fehlt.

Wir tragen uns nun seit einiger Zeit mit dem Gedanken, daß der Junge bei uns leben könnte. Einerseits sind wir uns sicher, daß dieser Gedanke nicht auf Gegenliebe bei der Mutter des Kindes stoßen würde. Vermutlich wäre noch nicht einmal ein vernünftiges Gespräch über dieses Thema mit der Mutter des Jungen möglich. Andererseits können und wollen wir nicht länger zusehen, wie es dem Kind immer schlechter geht, sowohl psychisch als auch betreffend der schulischen Leistungen.

Und wir wissen nicht, ob das richtig ist - wir möchten auch niemanden verletzen -, wir wissen auch nicht, ob der Junge das überhaupt möchte und wenn ja, wie wir es am besten angehen sollten.

Kann uns hier Jemand helfen?

Ines.
AnLu
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Re: Zu wem soll das Kind nach der Trennung?

Beitrag von AnLu »

Hallo Ines, du schreibst, dass sich die Jungs gut verstehen und dein Sohn schon 15 Jahre alt ist? Versuche doch zuerst deinem Sohn diese Gedanken näher zu bringen und bitte ihn den Kleinen einfach mal zu fragen. Das ist dann nicht offensichtlich und der Junge kann seine Gedanken dazu frei äussern.
Ich finde es toll, dass ihr euch so gut versteht und ihr den Gedanken weiterführen wollt. Dazu wünsche ich euch alles Glück der Erde und viel Erfolg.
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Ansa
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Re: Zu wem soll das Kind nach der Trennung?

Beitrag von Ansa »

Hallo Ines,

herzlich willkommen bei uns im Forum.

Ich merke, Du machst Dir viele Sorgen und viele Gedanken um den Kleinen und Du hast auch Recht, die Situation ist schwierig.

Irgendwann einmal haben zwei Eltern beschlossen, das es aus dem und dem Grund besser ist, dass das Kind bei einem von Beiden bleibt. Hier also, wie zumeist, bei der Mutter. Dafür gab es einmal gute Gründe. Die seht Ihr, also der Papa und Du, heute anders..... das kann ein Grund sein, darüber zu sprechen. Zuerst einmal der Papa mit der Mutter des Kindes, ohne das Kind einzubeziehen und eventuell Hoffnungen zu wecken, die sich dann nicht erfüllen können.

Kinder dürfen mit 14 entscheiden bei wem sie leben wollen und trotzdem ist es für das Kind in jedem Fall besser wenn Erwachsene diese Entscheidung treffen und sie dann ihrer Verantwortung einem Kind gegenüber gerecht werden. Für ein Kind bedeutet eine Entscheidung für einen Elternteil nämlich gleichzeitig auch immer eine Entscheidung gegen einen Elternteil und das zwingt sie in einen Loyalitätskonflikt, lässt ein schlechtes Gewissen entstehen und fördert die Entstehung von Schuldgefühlen. Das ist mit 14 nicht anders, aber man geht davon aus, das Teenies da besser mit umgehen können.

Also bleibt Euch nur die Kommunikation mit der Mutter.

Es ist aber auch möglich, das hier nicht eine "schlechte" Mutter-Kind-Beziehung läuft, sondern das der Kleine seine Mutter unbewusst bewusst unter Druck setzt und sein Verhalten ganz woanders her kommt. Kinder kommen da auf die seltsamsten Ideen. Möglicherweise verschafft er der Mama ein schlechtes Gewissen mit seinem Verhalten und fordert über Gebühr Aufmerksamkeit ein. Er macht sich sozusagen "klein" um mehr davon zu erhalten. Aber um so etwas zu durchschauen braucht es viel Fingerspitzengefühl und sehr viel Übung. Möglicherweise rebelliert er so gegen etwas in seinem Umfeld das er nicht will..... und sein "ich will zurück zu Papa" kann durchaus Druck bei seiner Mutter hervor rufen. Es wäre also wichtig zu sehen, woher das derart kommt.

Wann hat das Verhalten begonnen? Wie wird damit umgegangen? Was sagen die Lehrer dazu und wenn sie etwas sagen, sind sie kompetent oder bedienen sie ihre eigenen Vorurteile? Beruftätige Mütter haben eh zuwenig Zeit für ihr Kind, kann eines sein, leider trifft man viel häufiger darauf, als man das annimmt.

Es ist auch möglich, das er, indem er Euch mitteilt, wie schlecht es ihm geht..... er sich dadurch mehr Mitgefühl und Zuwendung verschafft als das normalerweise der Fall ist? Auch das ist möglich, zumeist geschieht das unbewusst, aber es ist durchaus vorstellbar. Wie reagiert Ihr darauf und was spürt dsa Kind durch Euer Verhalten? Ist es "ach Du armer Kerl" oder ermutigt er ihn mit der Situation klar zu kommen?

Du siehst, viele Fragen vorab. Erst einmal liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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