Schwierige Situation

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Seerose
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Schwierige Situation

Beitrag von Seerose »

Hallo Zusammen,

ich habe in meiner Verzweiflung gestern dieses Forum entdeckt und möchte nun, da ich es hier sehr gut finde, auch mein Problem schildern.
Seit nun mehr als 1 Jahr (knapp 1,5) bin ich (41) mit einem Mann (43) zusammen. Er ist seit April geschieden und hat einen 17jährigen Sohn (17 seit ein paar Tagen).
Wir haben uns über den virtuellen Weg kennen gelernt, übers Internet. Nach den ersten Treffen war Symphatie da und wir kamen uns näher. Nach einer kurzen aber intensiven Zeit zusammen erfuhr seine (EX)Frau von mir und sie machte ihm vor, ihn nun doch wieder zu lieben. Sie waren da schon länger getrennt lebend, sie wollte die Trennung, hatte auch schon zu dem Zeitpunkt einen neuen Partner. Nach dieser Aussage kam mein Partner ins schwanken und entschied sich für seine Frau, für seine Familie. Sie kannten sich schon bald 25 Jahre und waren 18 davon verheiratet. Für mich brach doch eine kleine Welt zusammen, da ich mich doch inzwischen sehr verliebt hatte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon seinen Sohn kennen gelernt.

Schon nach wenigen Tagen nach seinem "Entscheiden" stellte sich heraus, dass sie nur aus "Neid" dieses Spiel anzettelte. Von Liebe war nicht mehr die Rede. Es vergingen trotzdem 3 Monate - in denen der Kontakt zwischen uns nie abbrach - bis er dann "irgendwie" reumütig wieder zu mir zurück kam. Seine Worte waren, "er merkte, dass seine Gefühle für mich stärker waren". Das kann man dann sehen, wie man will.
Ich dachte, ja, es ist sicher nicht leicht, so eine langjährie Ehe einfach wegzuschmeißen, wenn sich vielleicht doch noch eine letzte Chance auftut. Ich konnte ihm zuerst keinen Glauben schenken, zweifelte lange an seiner Standhaftigkeit. Er will es mir beweisen sagte er, dass er es ernst meint.
Ja, und nun sind wir bald 1 Jahr fest zusammen, es kam nie mehr ein "Rückfall" oder Ähnliches.
Er ist ein sehr feinfühliger, gutmütiger und lieber Mann. Ich kann mich nicht beschweren, er kümmert sich sehr um mich, ist ein fleißiger und gewissenhafter Mann, versucht so viel Zeit wie möglich mit mir zu verbringen (wir wohnen etwas mehr als 100 kilometer auseinander), wir haben viel gemeinsam, eigentlich ist er (m)ein Traummann.

Das erste Problem ist sein Sohn.
Er ist wie schon erwähnt vor kurzem 17 Jahre alt geworden. Seit wir uns kennen, will der Junge im Mittelpunkt stehen. Einerseits nicht verwunderlich, denn in den Jahren, wo die Familie noch eine Familie war, hat nur der Vater was mit dem Sohn unternommen, die Mutter hat sich bei allem ausgeklinkt. Traurig, aber wahr. Sie kümmert sich sonst schon normal um den Sohn, aber gemeinsame Unternehmungen gab es hald nie wirklich.

Ja und nun gibt es mich im Leben seines Vaters. Er ist eifersüchtig wie sicher selten ein Jugendlicher in dem Alter. Nun hat er schon alles Mögliche versucht, seinen Platz Nr. 1 zu verteidigen. Ich will nur einige Beispiele aufschreiben.... Oft war ich im Auto hinten gesessen, weil der Sohn es so wollte. Hab gehofft, der Vater unterbindet das von sich aus, aber es kam nichts. Es kam dann zu Streit, weil ich dann zu meinem Partner sagte, dass ich es nicht mehr einsehe hinten zu sitzen. Es ist auch so, dass der Sohn in einem Gespräch zugab, nur zu seinem Vorteil zu handeln. Der Vater unterwirft sich seinem Sohn in sehr vielen Dingen.
Um es etwas abzukürzen, komm ich auf die aktuelle Situation. Es ist nun soweit gekommen, dass der Sohn eine Krnakheit vortäuschte (Lähmung) und ins Krankenhaus kam, er wollte meiner Meinung nach die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Ärzte konnten nichts finden (komplette Kernspin), waren ratlos. Der Hausarzt äußerte kurz vor der Einweisung noch "meinen sie nicht, dass er nur simmuliert"? Als ich ihn dann besuchte, waren wir allein. Von seiner angeblichen Lähmung wurde nicht gesprochen, aber ich musste mich 1 Stunde lang belehren lassen, dass es "so" nicht mehr weiter geht. Er macht das nicht mehr mit. 1 Sunde lang nur Vorwürfe, sein Vater hätte keine Zeit mehr für ihn. Er würde ihn nicht so lieben, wie es sich schließlich gehört. 1 Stunde versuchte ich ihm klarzumachen, dass es 1. nicht so ist und 2. er kein kleines Kind mehr ist.

Er raucht (auch Wasserpfeiffe) vor seinem Vater, er geht weg und kommt heim wann er will. Er bringt fremde Jugendliche mit nach Hause (über die Nacht), beim ersten Date, die er übers Internet kennen gelernt hat. Es gibt nie ein "NEIN". Dieses Wort kennt er so gut wie nicht. Er ist egoistisch und verzogen.
Mein Verhältnis, vor allem mein Gefühl zu ihm hat sich dadurch sehr ins Negative verändert.
Wir waren vor kurzem 4 Tage in einem Kurzurlaub in Italien. Anfang des Jahres noch 1 Wochenende in Österreich (ein Geschenk zu Weihnachen von mir für meinen Partner). Der Sohn sagte mir im Krankenhaus, wie er nur ohne ihn in Urlaub fahren kann. All die Vorwürfe kommen in einem dermaßen aggressiven Ton, dass mir die Worte fehlen.

Nun zum zweiten Problem
Als ich meinen Partner kennen lernte, hab ich ihm gleich zu Anfang eine für mich wichtige Frage gestellt, ob er sich noch vorstellen könne ein weiteres Kind zu haben. Ich bin kinderlos und es wahr immer mein Wunsch. Leider hat es sich bis heute nicht ergeben. Er sagte damals darauf "ja, warum nicht". Nun stellt sich heraus, dass er es nicht mehr will. Ich bin zwar selber in meinem Alter Hin und Her gerissen, ob ich es noch "wagen" sollte (man denkt ja auch über alles nach) Aber ich bin nun so enttäuscht, dass mir "wieder mal" ein Mann Versprechungen macht, die er nie so gemeint hat. Es kommen nur negative Argumente.... sein Sohn ist auch ein Grund, wo es heißt ".... und ausserdem, was würde C. dazu sagen".

Ich weiß nun nicht mehr, was ich machen soll. Ich mag ihn sehr gern, aber ich hab Angst, dass ich ihm eines Tages vorschmeiße, dass er mir die letzte Chance genommen hat.

Für euere Meinung dank ich euch schon jetzt von Herzen

Lieben Gruss
Seerose
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Ansa
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Re: Schwierige Situation

Beitrag von Ansa »

Hallo Seerose,

willkommen bei uns im Forum. Ich beginne mal mit der, für mich, einfachsten Frage.... die nach Deinem Kinderwunsch. Wenn da einer von beiden Partnern sagt, er will nicht, dann muss der andere darüber nachdenken, ob dies so in sein Lebenskonzept passen könnte? Du vespürst einen Kinderwunsch? Und nur Du kannst sagen, wie stark oder nicht stark ist dieser für Dich? Du kannst die Eventualitäten einbeziehen, es ist schon relativ spät.... wenn man sich nach einem neuen Partner umsehen müsste, vielleicht klappt es nicht mehr, vielleicht traut man sich das in letzter Konsequenz doch nicht mehr zu, vielleicht aber..... und das ist etwas, das Du ganz allein für Dich entscheiden musst, unabhängig von den Wünschen Deines Partners?

Nun zu dem Sohn.... *seuftz* 17, Junge, mitten in der Pubertät.... und dann eine Trennung der Eltern, Verlustängste, Lebensweltumstellungen und Papa von einer Seite sehen, die er vorher so nie wahr genommen hat? Mit 17 sind Kinder noch lange nicht erwachsen, auch wenn sie selbst das SO nicht hören wollen und es SO auch selbst nicht wahr nehmen. Das ist die Zeit der Umorientierung, die der Identitätsentwicklung, sie setzen sich auseinander mit Berufsfindung, Stellung in der Gesellschaft und die körperlichen, hormonellen Veränderungen machen ihnen manches Mal sehr viel mehr zu schaffen,als wir Großen uns das so denken.

Nehmen wir einmal an, der Junge ist damit aufgewachsen, das Mama nur so nebenher läuft (das ein liebevolles nahes Verhältnis zwischen Papa und Mama für ihn nicht wahrnehmbar war) ..... nehmen wir weiter an, das er zu seinem Papa ein ausgesprochen enges (kumpelhaftes?) Verhältnis hat? Vielleicht ist er sehr sensibel? Dann können sich derartig viele Veränderungen auch tatsächlich körperlich niederschlagen. Dann ist seine Lähmung zwar ohne körperliche Ursachen, aber durchaus durch seelsische (psychische) Ursachen entstanden. Manchmal bekommen Menschen die in ihrer direkten Umwelt nichts mehr hören wollen, einen Hörsturz, um nicht mehr hören zu müssen.... vielleicht hast Du derartiges schon gehört? Es gibt seltene Fälle in denen sich derarige starke Gefüfhle körperlich äußern....

Seine Ausdrucksweise entspricht seinem Alter.... da kann man und sollte man drauf reagieren, ganz ruhig, ganz gelassen.... "so mag ich nicht mit Dir reden" oder aber, sein Verhalten spiegeln.... "Du magst es, so miteinander zu reden? Also, ich finde das ja blöd, aber ich mag Dich und wenn es Dir gefällt, dann rede ich so mit Dir, für Dich." und dann, selben Ton, selbe Ausdrucksweise..... zu 99 % gefällt ihm das nicht! Dann muss man aber auch sofort bereit sein, sich umzustellen.... "ach da bin ich froh, das wir anders miteinander reden können, mir gefällt das auch nicht." Keine Anklage, kein Meckern, kein Schimpfen, kein Siehste!

Da muss auch der Papa reagieren, "ich will nicht, das Du so mit der xxx sprichst," notfalls.... Was ich nicht heraus gelesen habe ist, wo lebt der Sohn zur Zeit? Bei seiner Mutter oder bei seinem Vater?

Der Sohn und Du, ihr befindet Euch in einem Machtkampf. Und den kann niemand gewinnen. Ihr kämpft um die Position an Papas Seite.... das äußerst sich dann in solchen Dingen wie "wer sitzt beim Autofahren vorn?" Solange er spürt, das er Dich damit trifft, solange wird er darauf bestehen, vorn zu sitzen. Das Klügste was Du tun kannst, ist, Dich da heraus zu nehmen.... Machtkämpfe zwischen Kindern und Partnern sind nicht zu gewinnen.... man reibt sich auf, man ist wütend, man ist unglücklich. Versuche, anders damit umzugehen. Das klingt leichter als es ist, ich weiß.

Vielleicht hilft Dir das erst einmal ein wenig?

Liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Seerose
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Re: Schwierige Situation

Beitrag von Seerose »

Hallo Niana,

herzlichen Dank für deine Antwort :) mir ist aufgefallen, dass hier nicht allzu viele schreiben.

Zuerst zu deiner Frage, die du gestellt hast. Der Sohn wohnt bei seiner Mutter. Er hat allerdings nur wenige Straßen weiter seinen Vater, zu dem er immer kommen kann. Heute z.B. fuhr die Mutter zu ihrem Partner und der Sohn ist allein. Sein Vater möchte nach dem ganzen Tra-ra in letzter Zeit noch mehr auf seinen Sohn eingehen und bot ihm heute an, dass sie gemeinsam das EM Spiel anschauen. Der Sohn lehnte ab, weil er aufräumen will.... In Wirklichkeit aber wollte er in dem Moment einfach nicht kommen, weil auch Fussball nicht wirklich sein Interesse weckt - so sein Vater.

Das vergangene WE haben sie beide miteinander verbracht (er hatte am Fr Geb.), - nicht ganz allein - es war noch ein Junge (18) dabei, den er übers Internet kennen gelernt hat und der nun zum zweiten Mal aus einer Stadt extra "angereist" ist, die ca. 600 Kilometer weit weg ist. Dieser Junge ist schwul und der Sohn meines Partners benutzte ihn, um zu testen, ob er nicht auch homosexuell ist. Jetzt hat er es beim ersten "Date" mit dem anderen Jungen ausprobiert (wie sich das anhört) und angeblich festgestellt, dass er nicht "so" ist. Er hat aber den Jungen trotzdem wieder den weiten Weg fahren lassen und lässt ihn nun vielleicht im Glauben, dass er Chancen bei ihm hat. Das vergangene WE war für den anderen Jungen eine Pleite sozusagen, den der Sohn meines Partners hat ihn mehr oder weniger auf seine Art spüren lassen, dass er ihn nicht braucht. Er tel. in seiner Anwesenheit mit einem Mädchen (auch übers Internet kennen gelernt) und deutete noch an, noch einen Kumpel (Internet) anrufen zu wollen, dass der auch "dazu" kommt. Ich weiß nicht, warum er das auf diese Art macht, vielleicht ist er letztendlich zu feig um ihm reinen Wein einzuschenken, oder aber er tut anderen an, was der denkt, dass ihm angetan wird.

Die Mutter hatte in einem Gespräch mit dem Vater gesagt, dass sie mit dem Jungen nicht mehr klar kommt. Es kommt erstmal nur er, dann kommt lange nichts, dann wieder erst nur er. sie ist mit ihrem Latein am Ende sagt sie.

Ich bin auf dieses Forum gestoßen, weil ich versuche, mich in die Situation des Jungen zu versetzen. Es ist nicht so, dass ich nicht versuchen will, ihn zu verstehen. Aber.... ja, das es alles andere als leicht ist für mich, das bemerke ich eben, weil ich Hilfe oder Tipps von Betroffenen suche.

Éin Kommentar muss ich noch loswerden.... als ich ziemlich am Anfang schon den Jungen kennen gelernt hab, da waren wir auf einer Almhütte. Dort wollten wir zu Mittag essen und wie es eben auf so Hütten ist, gibts nicht allzuviel Auswahl. Es war draussen ein "Braten" angeschrieben, der aber dann leider aus war. Der Junge hat sich so in den Braten "verbissen", dass er nicht mehr bereit war, nach was anderem in der Karte zu suchen, es ist schließlich Sonntag und ich will was Gescheites zum Essen, so seine Worte. Es kam dann zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn - ich hielt mich komplett heraus - und das Ende vom Lied war - da mein Partner den Besitzer der Almhütte gut kannte - dass er für seinen Sohn ins Lokal ging und ihm den wirklich allerletzten Braten organisierte, der eigentlich - wie es hieß - dem Chef gehörte. Da triumphierte der Junge und hat sein Ziel wieder mal erreicht. Für solche Aktionen hab ich ehrlich gesagt absolut kein Verständnis. An diesem Tag stellte mir sein Sohn eine Frage: Was würdest du machen sagte er, wenn dir jemand, den du überhaupt nicht leiden kannst Geld geben würde. Würdest du es nehmen? Ich sagte darauf: nein, denn von Menschen, die ich nicht mag, die mich nicht mögen, von denen will ich nichts, auch kein Geld. Er sagte dann: ER würde es auf alle Fälle nehmen, denn er schaut nur auf seinen Vorteil. Dann fragte er seinen Vater dasselbe. Er befand sich wieder mal zwischen zwei Stühlen und sagte erst, er würde das Geld auch nicht annehmen, sagte aber dann gleich darauf: "naja, wenn ich total abgebrannt wäre, würd ichs vielleicht auch nehmen". Er wollte sich da nicht auf irgendeine Seite stellen, war mein Gefühl.

Heute weiß ich, dass dieses Argument sehr viel aussagt. Oder was meinst du / ihr??

In ca. 1 Monat ist der erste Termin beim Psychologen. Er war der Meinung, dass Vater und Mutter dort hin müssen, nicht er. Sein Vater sagte ihm, dass er da falsch liege, dass beide Elternteile zwar anfangs mitgehen, aber nicht weil sie den Psychologen brauchen, sondern weil sie dort auch "ihren" Standpunkt vorlegen müssen.

Vielen Dank fürs lesen und vielleicht für eine Meinung schon im Voraus ,)

Einen schönen Abend und liebe Grüsse
Seerose
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Ansa
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Re: Schwierige Situation

Beitrag von Ansa »

Liebe Seerose,

so langsam sehe ich ein wenig klarer aus dem was Du schreibst. Ich bekomme den Eindruck, Du magst den Sohn im Grunde nicht? Du kritisierst seine Lebenseinstellung, seinen Umgang mit Menschen und seine Art "ich will alles, mir das meiste"? Ich kann das gut nachvollziehen, jemand, der sich schlecht benimmt, der zieht unsere Abneigung auf sich.

Aber und das ist etwas bedenkenswertes, das was Du hier schilderst, ist in erster Linie das, was die Eltern und hier auch der Papa, ihm beigebracht haben. Es ist "erlerntes Verhalten". Das Beispiel aus dem Restaurant ist dafür ganz hervorragend geeigent. Hätte der Vater dem Sohn seine Grenze gezeigt (es gibt keinen Braten mehr, nimm Dir etwas anderes) hätte der zwar gemault, aber auch gelernt, das manche Dinge eben so sind, wie sie sind. Der Vater hat aber einen Aufstand veranstaltet mit dem Erfolg, das der Sohn seinen Braten bekommt..... und er lernt daraus "ich habe ein Recht auf meinen Willen" und auch gleich hinterher "Papa sieht das im Grunde auch so, sonst würde er mich nicht unterstützen." Wenn die Intention des Vaters nun einfach nur "ich will meine Ruhe haben" war und er verhindern wollte, ein maulendes Kind dabei zu haben, dann war seine Lösung zwar für den Augenblick erfolgreich, aber im Laufe der Entwicklung eines Kindes betrachtet, eher voll daneben.... das lernt nämlich nur, "je mehr Stress ich mache, desto mehr setze ich meinen Willen durch."

Bei kleinen Kindern beginnt das mit etwa 2 Jahren, wenn sie sich im Supermarkt auf den Boden werfen um einen Schokoriegel zu bekommen.... die Eltern, die dem nachgeben, zeigen ihrem Kind "werf Dich auf den Boden und Du bekommst was Du willst." Nun werfen sich 17 Jährige nicht mehr auf den Boden, aber die Hintergründe sind die Gleichen.

Was hier also dem Sohn angelastet wird, ist eine Folge aus dem Verhalten seiner Eltern. Du hingegen tust ihm gut..... auch wenn er das nicht spürbar erkennen lässt. Du hast eine andere Meinung (auch eine abweichende), Du bleibst bei Dir und bist Du selbst. Möglicherweise denkt er da, in stillen Momenten, doch drüber nach. Er wird nichts dazu sagen, aber es ist durchaus möglich, das es ihn beeinflusst.

Mein Exmann hat auch immer solche Sperenzchen gemacht, bei Mc Donalds die Überraschungen aussuchen lassen (was dann natürlich keine mehr war.... oder, die Kinder freuten sich nicht mehr über eine Kleinigkeit, weil sie etwas ganz Bestimmtes haben wollten und wehe, das war nicht mehr da.....), Sonderwünsche im Restaurant, geschenkte Lutscher in die richtige Geschmacksrichtung umtauschen lassen und und und.... unsere Kinder verhalten sich, wenn sie bei Papa sind, in manchen Dingen ganz anders, als bei mir daheim. Bei Papa bestehen sie auf ihrem VorneSitzenFahrRecht, exakt auf die zu fahrenden Kilometer aufgeteilt...... bei Papa führen sie ein Notizbuch, wer wann was bekommen hat.... bei mir versuchen sie das ab und an, mit dem Zanken wer wann wo sitzt. Ich reagiere da ganz gelassen, "Wenn Ihr Euch zankt, alle nach hinten." Und Ruhe ist.... aber wehe ich würde dem einmal nachgeben? Dann spiegeln sie mir, mein vermeintliches Erwartungshalten.

Der zu Besuch gekommene junge Mann? Er selbst ist derjenige der hier ragieren muss. Zwar kann ich sagen "ich finde das Du ihn ungerecht behandelst", aber ich habe keine weiteren Möglichkeiten, zumal ein 18 jähriger auch erkennen lernen muss, was er sich gefallen lassen möchte und was nicht. Da muss nun auch der 17jährige seine Grenzen bei anderen Menschen suchen und finden.

Die Sache mit dem Geld..... mal ehrlich, wenn man total abgebrannt ist und der nächste Gläubiger vor der Tür steht, dann ist es vorher, ohne die Not, immer leicht zu sagen, ich nehme nichts.... aber wenn man wirklich weiß, morgen muss ich den dritten Tag hungern? Wer nähme denn da nichts? Ich könnte mich nicht davon frei machen, in einer Notsituation (wenn ich auch noch Kinder zu versorgen habe) etwas zu tun, was ich, ginge es mir gut, niemals auch nur andenken würde. Ich würde das nicht so hoch bewerten. Vermutlich hätte ich ihm erklärt, das einem niemand Geld gibt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten und das ich keine Verpflichtung unter diesen Umständen haben wollte. Da geht mir meine Unabhängigkeit über alles.

Aber ich würde mir Gedanken machen, ob der Umgang zwischen Eltern und Kind, der auch von mangelnder Achtung des Vaters seinem Sohn gegenüber zeugt, mir nicht etwas über den Mann sagt? Und ansonsten.... leider wirst Du wenig Einflussmöglichkeiten haben (sich aus den Streitereien zwischen Vater und Sohne heraus zu halten ist das Klügste was Du tun kannst! Denke was Du magst, aber sag nichts dazu, natürlich kannst Du hinterher mit Deinem Liebsten darüber reden, aber nie nicht vor dem Jungen, es sei denn es geht um etwas, das direkt Dich betrifft.), also kannst Du nur schauen, wie Du damit zurecht kommen kannst?

Liebe Grüße noch mal
Niana
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sonnenschein2
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Re: Schwierige Situation

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Ihr Beiden,
ich klinke mich mal in euer Gespräch ein.
Wir sind ja auch eine We Patchwork Familie mit insgesamt 6 kids, jeder von uns bringt 3 Kinder mit. Die Kinder meines Partners sind nur am We bei uns.
Obwohl wir schon länger zusammen sind ist das sich Annähern noch lange nicht abgeschlossen. Mein Freund lebt auch nur für seine Kinder und kann ihnen kaum etwas abschlagen. Manchmal halte ich dann auch die Luft an.
Ich habe für mich herausgefunden, dass ich mich dann zurückziehe. Die Kinder haben mit ihm ihre Geschichte geschrieben, haben seine REgeln gelernt und müssen immer noch die Trennung und mich verabeiten. Ich glaube, dass es seine Zeit braucht.
Macht denn dein Freund auch mal nur alleine etwas mit seinem Sohn? Und du nur für dich?
Ich stimme Niana zu, dass du dich in manchen Dingen einfach vielleicht besser raushalten kannst. Es sind ihre Probleme, mach sie vielleicht nicht zu deinen.
Viel Glück euch allen
Sonnenschein2
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