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Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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semperfidelis
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Beitrag von semperfidelis »

Du lernst eine Frau kennen bei der du von Anfang an dieses gewisse Etwas spürt, eine Verbundenheit die aber noch nicht auf einer festen Basis steht. Du fängst an dich anzunähern, dich auszutauschen. Du lernst den anderen immer besser kennen und....lieben. Deinem Gegenüber geht es genauso!!!
Klingt eigentlich völlig normal...so etwa soll es sein.
Doch wo fangen die Probleme an:
Sie lebt getrennt, du bist geschieden, beide haben Kinder....und da sind ja auch noch die Ex.
Doch all das mit allen Schwierigkeiten steht man gemeinsam durch.
Du nimmst das Kind des Anderen ohne Vorbehalte an, es ist noch klein: du wickelst es, du spielst, du paßt auf wenn wenn Termine sind, Du tröstest es wenn es traurig ist und versuchst ihm ein Vorbild zu sein.
Das Kind wird größer, es entwickelt seine eigenes Ich. Es fixiert sich dabei immer mehr auf die Mutter und du spürst wie es sich langsam immer mehr von dir entfernt. Du fragst dich warum, was ist los?
Wenn Du die Mutter in den Arm nimmst steht das Kind sofort dazwischen, wenn du dich mit Ihr unterhalten willst kommen plötzlich permanent Störungen, Mama hier und Mama da.
Das Kind ist eifersüchtig, äußert dies auch ganz konkret "Das ist meine Mama". Du lächelst und denkst " kein Problem, ist ja noch klein, da stehst du drüber"
Aber irgendwie entwickelt sich das weiter, immer öfter bist du mit diesen Dingen konfrontiert.
Wenn das Kind alleine bei dir ist, ist alles normal, es äußert seine Wünsche, du gehst spazieren oder beschäftigst dich mit Ihm, es sagt dir daß es dich mag ...alles soweit ok.
Sobald die Mutter den Raum betritt ist die Szene wie ausgewechselt...gleiches Spiel wie immer.
Du redest mit dem Kind, sagst ihm daß die Mama immer die Mama sein wird und du sie nicht "wegnimmst"
Du redest mit der Mutter, sagst ihr die Problematik und spürst auch Ihre Zerissenheit: auf der einen Seite die Mutter, die zu Ihrem Kind steht, daß sie liebt - auf der anderen Seite der Mann, den sie als ihren Partner liebt.
SIE zwischen allen Fronten, wird plötzlich und ungewollt zum Mittler auf verlorenem Posten.

Und man selbst: Du bist erwachsen, das kann ja nicht sein daß man das nicht regeln kann - sagt sich so leicht - denn inzwischen entfernt sich die Mutter auch von Dir. Du liebst angeblich Ihr Kind nicht, du spielst nicht mit ihm...und und und
Du bittest sie um Hilfe, denn dieses Dreiecksgebilde kann nicht einer alleine lösen, doch sie ist der Meinung daß DU es lösen mußt.

Die Konsequenz, du ziehst dich zurück, willst dich auch nicht zwischen Mutter und Kind stellen, hoffst daß dies die Situation entspannt...und verlierst Stück für Stück Beide

Das ist eine Kampf gegen Windmühlen!

ich wäre über konstruktive Vorschläge bzw Erfahrungen wirklich sehr dankbar
DonQuichote
Christina
Mittagspausentipper
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Re: die andere Seite

Beitrag von Christina »

Lieber Don Quichote,
wie schade, dass Du diesen Namen wählst, denn er steht für einen aussichtslosen Kampf... Von vornherein. Dabei kämpfst Du doch für etwas, nämlich um die Liebe, und nicht gegen irgendwas, wie Windmühlen.

Ich finde es sehr schön von Dir, hier zu schreiben. Auch dass Du als Mann von Deiner Warte aus schreibst. Es gibt Bücher wie "Im Schatten der Ersten" und "Die Zweitfrau"... Kam schon irgend jemand auf die Idee, dass auch Männer in denselben Situationen sein können? Genauso leiden wie Frauen in dieser Situation?

Es ist verständlich, dass Du sehr gekränkt bist über die ablehnende Haltung des Kindes Deiner Partnerin, kennst Du es ja von Anfang an, nämlich als Säugling, und begleitest von daher das Leben der beiden nicht erst seit kurzem. Ich habe auch die Verletzung durch die Ablehnung der Kinder meines Partners erfahren, aber ich bin erst seit 1 1/2 Jahren mit im Boot. Das ist dann doch etwas anderes.

Mich kränkt es, wenn die Kleine sich zwischen uns drängelt, wenn wir uns küssen und sie dann ihren Vater auf den Mund küsst, um mir kurz darauf eine lange Nase zu drehen. Mich kränkt auch, wenn die Kinder morgens nur ihren Vater begrüßen, mich aber nicht und sich dann zwischen uns drängeln. Mich kränkt auch, wenn sie mehrmals am Tag die Mama anrufen, wenn sie bei uns sind... Oder wenn wir fernsehen, ein "in 30 Minuten müssen wir die Mama anrufen, in 20 Minuten müssen wir die Mama anrufen usw.... " von sich geben... Ich antworte dann nur "prima, dann stell' Dir jetzt bitte in deinem superneuen Handy ganz einfach den Wecker..." Kinder verletzen bewusst. Leider. Und sie wissen ganz genau, wie sie treffen. Ich versuchte mir anzugewöhnen bis 10 zu zählen, um nicht wütend zu reagieren.. (irgenwann ging das auch nicht mehr). Wichtig sind aber klare Botschaften, keine Diskussionen... Eine klare Botschaft ist: ich möchte, dass du mir gegenüber respektvoll umgehst, so wie ich mit dir... oder "ich möchte, dass du aufhörst, mich zu beleidigen"- Oder einfach nur "Stopp. Hier geht's jetzt aber nicht mehr weiter.." Jedes einlassen auf ihr Spiel bedeutet, sich zum Opfer zu machen. Damit hat man verloren.

Mir fallen zu Deiner Situation aber jetzt Situationen in der "Kernfamilie" meines Freunds ein. Es hat also nicht immer damit zu tun, dass der "neue", nicht leibliche Teil abgelehnt wird oder Schwierigkeiten hat, sich zu integrieren. Einmal waren wir (als sich noch alle meinten verstehen zu müssen) nach einer gemeinsamen Veranstaltung noch Eis essen. Mit in der Runde waren die Eltern meines Freunds, die Kinder, die Mutter der Kinder, mein Freund und ich. Ich wäre ob der eiskalten Atmosphäre am liebsten im Erdboden versunken, beobachtete dann aber die Konstellation. Die Tochter saß auf dem Schoß meines Freunds und schmuste mit ihm. Die Mutter beobachtete dies mit wachsendem Mißmut und fragte schließlich die Tochter, ob sie noch Eis wolle. Sofort stand das Mädchen auf (sie war pappsatt) und setzte sich brav neben ihre Mutter. Ich war platt, wie sehr die Tochter manipulierbar war. Ein trauriger Blick der Mutter, ein Wort und schon saß sie neben der Mutter.

Bei uns jetzt ist es auch so, dass die Kinder sich (bis zum Bruch, weshalb ich hier im Forum bin) eigentlich mit mir gut verstanden. Einmal geriet der Sohn in Panik wegen einer Prüfung, das Mädchen fing auch an zu weinen, da trennten wir die beiden. Ich hatte den Sohn und versuchte so gut wie möglich auf ihn einzugehen, bat ihn, seine Angst auf einer Skala von 1- 10 zu beschreiben. Nach 20 Minuten kamen Papa und Tochter wieder zu uns und mein Freund war sehr erstaunt, seinen Sohn fröhlich entspannt plaudernd mit mir vorzufinden...

Ganz anders die Situation wenn die Mutter anruft und ankündigt, dass sie die Kinder in 5 Minuten abholt, oder in 10 (die Frau ist ein wandelndes Uhrwerk). Sofort kippt die Stimmung, die Kinder werden panisch, fast hysterisch und jähzornig. Der Sohn bat mich einmal um Hilfe bei seinem Schuppenproblem. Ich kraulte ihm den Kopf, entfernte die Schüppchen, beruhigte ihn und sagte, wir probieren mal Shampoos aus... Da klingelte es... MAMA!!! Oh Schreck.. Er wurde vollkommen panisch, war wie verwandelt. Ich hatte alle Hände voll zu tun, das Kind zu beruhigen wegen der Schuppen auf seinem Pulli... Mama darf das ja nicht sehen... Beim ABschied gab's denn noch nicht einmal eine Hand...

Auch meinem Partner gegenüber war sie in der Ehe sehr eifersüchtig. Kam er nach HAuse und beschäftigten sich die Kinder abends noch mit ihm, empfand sie das als "ungerecht", habe sie sich doch den ganzen Tag über, im Gegensatz zu ihm, mit den Kindern beschäftigt. Dafür sollten die Kinder sie lieben, nicht aber ihn! Unterschwellig ist bei ihr immer die Angst vorhanden, als Mutter, als Partnerin zu versagen, nicht zu genügen.... Ganz weit innen steckt da eine tiefe narzistische Kränkung- Darum versucht sie alles wegzudrücken, wegzuschieben, was ihr ihren Anspruch der Perfektion streitig machen könnte, oder ihn in Frage stellen könnte... DAS ist ein Kampf gegen Windmühlen!!

Eifersucht scheint auch bei Euch eine Rolle zu spielen. Aber wieder eine andere. Du scheinst eifersüchtig auf das Kind zu sein, das Kind eifersüchtig auf Dich. Und Deine Frau scheint die Quadratur des Kreises zu versuchen, indem sie versucht, es allen Recht zu machen. Geht natürlich nicht, aber menschlich, dass sie es versucht.

Wie ist denn die Beziehung zu Deinem eigenen leiblichen Kind? Darüber schreibst Du gar nichts. Gibt es denn da keine Probleme?

Wie dem auch sei.... ICh glaube, vorrangig sollten Du und Deine Frau ganz offen mal Eure Partnerschaft klären. Was sind Eure gemeinsamen Vorstellungen von der Gestaltung der Zeit, in der ihr zusammen seid? Wo liegen die Fundamente Eurer Partnerschaft? Wo verlaufen die Trennungslinien? Wo sind Eure Gemeinsamkeiten, worin liegen Eure Unterschiede? Wenn ihr große Unterschiede in der Vorstellung eurer Lebensgestaltung habt, worin liegt die Schnittmenge, auf was könnt ihr gemeinsam aufbauen? Wie soll Eure Partnerschaft in fünf Jahren aussehen. Was sind Deine Wünsche an Deine Frau, was sind ihre Wünsche an Dich... Wenn ihr es schafft, darüber ganz sachlich, ohne jegliche Schuldzuweisung zu diskutieren, könntet ihr da vielleicht weiter kommen.

Ich wünsche es Euch beiden jedenfalls sehr!

Alles Gute und liebe Grüße
Christina
semperfidelis
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Re: die andere Seite

Beitrag von semperfidelis »

Hallo Christina,
leider ist es nicht mehr ganz so einfach. Wir sind nicht verheiratet. Wir wohnen auch inzwischen nicht mehr zusammen.
Seit ein paar Tagen glaube ich auch nicht wirlich noch an eine happy end.
Es kostet inzwischen so viel Energie und Lebenszeit daß ich darüber nachddenke ob weglaufen nicht besser ist. :(
Ich bin auch nicht eifersüchtig auf das Kind und das sehe ich als wichtige Aussage. Ich muß mich einer Konfrontation stellen:
A. die ich gar nicht will,
B. nicht gewinnen will
C. selbst wenn ich wollte nicht gewinnnen könnte
D. in der es gar keine Gewinner geben kann, sondern nur Verlierer.

Es steht zwischen uns wie ein Bollwerk. Ich bin ein positiver Mensch und meine Partnerin (oder ex, fast ex, noch nicht ex, ich weiß es nicht mehr so genau) hat immer gesagt ich sei "ätzend optimistisch und zum kotzen tolerant"

in diesem Punkt ist der Optmist unterwegs auf der Strecke geblieben...habe keine Kraft mehr...
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Muckelmaus
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Re: die andere Seite

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen ihr Lieben!

Herzlichen Willkommen hier im Forum, semperfidelis :winken: - wenn auch mit ein paar Tagen Verspätung meinerseits :)

Du hast recht, wenn du schreibst, dass es in eurer Situation keinen Gewinner geben kann. Trotzdem sind eure Reaktionen völlig normal und verständlich.
Du möchtest die Beziehung zu deiner Freundin erhalten und ihr ein guter Partner sein, sie stellt sich schützend vor ihr Kind, welches in ihren Augen unglücklich ist. Das Kind registriert erst jetzt so richtig, dass du nicht der Papa, sondern Mama´s Freund bist. Hat das Kind regelmässigen Kontakt zum leiblichen Vater?

Wenn Ansa jetzt hier wäre, würde sie dir sicher schreiben, dass es viele Plätze im Herzen eines Menschen gibt und jeder Platz gehört jemandem. Aber manchmal ändern sich die Personen im Herzen und damit ihre Plätze. Nur - einige davon, die sind unverrückbar und niemals eintauschbar und das sind die Plätze im Herzen, die den Kindern gehören.

Mir erscheint ebenfalls wichtig, dass du ein klärendes und ruhiges Gespräch mit deiner Freundin führst. Ihr müsst euch sicher sein, wohin euer Weg führen soll und diese Sicherheit müsst ihr ans Kind weitergeben. Kinder brauchen Sicherheit und Hände, die sie führen. Vielleicht ist es das, was dem Kind im Moment fehlt.
Dem Kind muß klar werden, dass du nicht die Mama, sondern die Frau möchtest und dass du ihm ein guter Freund sein möchtest, der es auf seinem Weg begleitet.

Sicher - Weglaufen, wie du es nennst, ist eine Möglichkeit. Aber ist es wirklich die, die du möchtest?

Liebe Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
Christina
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Re: die andere Seite

Beitrag von Christina »

Auch von mir einen guten Morgen,

mir fällt bei Deinen Zeilen auf, dass Du um viel zu vieles "kämpfen" musst.
So schilderst Du in a) bis d) die Beziehung fast so, als wäre sie ein Kriegsschauplatz geworden. Wenn man es so sieht, kann
es in der Tat nur Verlierer geben.

Liebe ist aber kein Kampf... Liebe ist, wenn sich zwei Menschen gegenseitig berühren, beschützen und miteinander reden.

Kannst Du versuchen, aus Deiner Verzweiflung einen Schritt zurückzutreten und loszulassen? Wie fühlt es sich an, wenn Du Dir vorstellst,
überhaupt nicht kämpfen zu müssen? Wie fühlt es sich an, wenn Du versuchst, einfach ganz bei Dir zu sein (nicht räumlich, sondern
innen, in Dir drin)?

Das Bild mit dem bewohnbaren Herzen ist wunderschön. Versuche Dir einmal vorzustellen, wenn es wäre, wenn ihr alle darin sein könntet,
jeder an seinem Platz...

LIebe Grüße
Christina
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röschen
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Re: die andere Seite

Beitrag von röschen »

Hallo Ihr Lieben,

seit nahezu 13 Jahren lebe ich nun in einer Patchworkfamilie mit allen denkbaren Varianten, d.h. 1 eigenes Kind (15) 1 Stiefkind (17) und 1 Gemeinsames (8).

Was mich all die Jahre begleitet hat, ist der Gedanke „was wäre wenn es die Eigenen wären, wenn es kein „Stief-„ egal ob –vater, -mutter, -oder –kind, gäbe?

Seit unser Kleinster auf der Welt ist, habe ich oftmals die Erfahrung gemacht, dass so manches Problem hausgemacht ist.
So z.B. kamen mir bei deinen Schilderungen, lieber DonQuichote, Ereignisse mit unserem Kleinen (gemeinsamen) in Erinnerung.
Es gab Zeiten, da war er mega-eifersüchtig. Sobald mein Mann mir einen Kuss gab, musste auch er einen bekommen. Händchen halten? – noway, er ging sofort dazwischen. Abends kuscheln auf der Couch? Dreimal dürft ihr raten, wer da im Nullkommanichts dazwischen lag.

Bei einem gemeinsamen Kind belächelt man dies. Bei einem „Stiefkind“ wäre daraus sicher ein Problem entstanden. Diese Erfahrung hatte auch ich in der Zeit mit unseren beiden Großen immer wieder gemacht.

Zum einen, weil man als „Stief-„, was auch immer –vater oder –mutter, eher verletzt reagiert - man sofort an der Anerkennung und Liebe zweifelt. Der Partner natürlich auch.

Nun baut sich das Problem scheinbar von alleine immer weiter auf:

- „Stiefelternteil“ zieht sich zurück.
Würde ein leibliches Elternteil auch so handeln? Ich persönlich denke nicht.
Aber selbst wenn…..und da kommt die nächste Schwierigkeit des Patchwork, ….würde man dem anderen daraus erstmal keinen Vorwurf machen. So jedoch zweifelt der Partner und der leibliche Elternteil ebenfalls immer an der Liebe und Anerkennung.

Dem Stiefkind geht es aber genauso. Meine Tochter steckt momentan mitten in der Pubertät. Obwohl mein Mann sie miterzieht, liebt und anerkennt seit sie 2 Jahre alt ist, gibt es in „Krisen“ immer mal wieder Redebedarf. Auch für sie ist es schwer zu verstehen, dass ihr leiblicher Vater bei Problemen sicher nicht anders handeln würde. Würde sie bei ihm sofort an Liebe und Anerkennung zweifeln? Eventuell auch ab und an, dass kennt man zum Teil ja noch aus der eigenen Pubertät, aber es wird nun mal von allen beteiligten Seiten nicht ganz so kritisch beäugt.

In der Erziehung unseres gemeinsamen Sohnes habe ich nun schon so oft erlebt, dass man als Eltern nicht immer einer Meinung ist. Allerdings bleibt da das Thema Liebe und Anerkennung aussen vor und dadurch ist es viel einfacher sich anschließend doch zu einigen.

In einer Patchworkfamilie ist das eine der Schwierigkeiten, die man bereit sein sollte durchzustehen, nicht nur zu Anfang, sondern immer mal wieder.
Daran gilt es zu arbeiten, nicht nur von einem Part, sondern von allen Beteiligten, wenn das auch nicht immer leicht ist.

Das man wie du Don Quichote der Probleme und Kämpfe manchmal müde wird, kann ich gut verstehen. Das kenne ich auch. Manchmal möchte man am liebsten alles hinschmeißen. Wenn man seinen Partner aber liebt, sollte man versuchen diese Schwierigkeiten gemeinsam anzugehen.

Liebe Grüße
eure röschen
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Gerda
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Re: die andere Seite

Beitrag von Gerda »

Hallo Semperfidelis,

herzlich willkommen hier im Forum :winken:

Schön, dass du einen eigenen Thread aufgemacht hast und nun schreibst, was dich so bewegt.

Was mir am meisten auffällt, ist, die Idee der Mutter, dass du das alleine lösen mußt. Das sehe ich als völlig verkehrt, wenn ich deine Sicht der Dinge lese. Und ja, ähnlich wie Christina, fällt mir auf, dass es um sehr viel Kampf geht zwischen dir und deiner Partnerin. Viel Anschuldigung von ihrer Seite, dass du ihr kind nicht liebst. Kampf, wer verantwortlich ist. Anstatt dass beide im Vertrauen miteinander sprechen und überlegen, wie es möglich werden könnte, dass Ihr miteinander auskommt. Also nicht lösungsorientiert, sondern viel Streit für etwas, das nur mit Liebe gelöst werden kann.

Dieses Phänomen, dass das Kind sich im Beisein der Mutter völlig anders verhält, als wenn man mit ihm alleine ist, ist sehr bekannt :D Die Mutterbindung ist sehr stark, vor allem bei einem 5-jährigen und er reagiert auf alles, was er von der Mutter - auch nonverbal - empfängt. Manchmal fühlen Kinder dann einen Loyalitätskonflikt und reagieren so, wie sie evt. sogar glauben, dass es die Mutter gerne möchtet. Ich habe mal einen Film gesehen über die Arbeit einer Gutachterin, die ein gutachten darüber schreiben sollte, wo ein Kind leben soll - bei Vater oder bei Mutter und dazu das Kind begleitete. Das Kind wurde beim Vater gefilmt. Es war glücklich, spielte dort, es ging ihm sichtlich gut. Auf der Autofahrt war das Kind sehr schweigsam. Als die Tür aufging und Kind und Mutter sich sahen, fing das Kind an zu weinen und meckerte total über den Vater. Die Mutter dachte natürlich, dass es dem Kind dort nicht gefallen habe und geriet in Vorwürfe dem Vater gegenüber und ihre Vorstellung, es gehe dem Kind beim Vater nicht gut, war vollkommen genährt.

Daran erinnert mich das, was du schreibst. Deshalb ist meine Schlußfolgerung, dass der Sohn deiner Partnerin irgendwie in Partnerschaftskonflikte hineingeraten ist und dass es im Hintergrund gar nicht um das Kind geht, sondern um etwas ganz anders. Das scheint mir für das Kind sehr ungünstig, vielleicht sogar schädlich. Vielleicht schwebt schon so viel Trennungsgedanke im Raum und der belastet jeden von euch dreien, sodass es ein Teufelskreis ist, in dem Probleme nicht gelöst und Beziehungsanforderungen nciht gelöst werden können.

Hast du schon mal daran gedacht, mit deiner Partnerin und evt. sogar dem Kind in eine Familienberatungsstelle zu gehen oder eine Familientherapie zu machen mit anschließender Paartherapie? Es scheint noch viel Gefühl füreinander da zu sein und auch Sehnsucht nach Zeiten, in denen es schöner war. Und ich bin immer eher dafür, aus dem, was da ist, etwas zu machen, als in einer Art Konsumhaltung den Partner "abzuschaffen" und sich jemand anderen zu suchen, wo dann die gleichen Probleme wieder auftauchen - weil man sich ja selbst überall hin mitnimmt.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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