wenig verständnis

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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anne-kathrin
Eintagsfliege
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Registriert: 7. Juli 2009 22:28

wenig verständnis

Beitrag von anne-kathrin »

Hallo,
Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich vier war. Jetzt bin ich 21. Was mich immer aufregt, ist wenn die Leute kein Verständnis für Scheidungskinder haben. :dampf: Meine Mutter und auch meine Großeltern haben wenn es in der Vergangenheit um dieses Thema ging und ich gesagt habe, das ich schon unter der Scheidung leide gesagt, das es ja schlimmeres gäbe. Das stimmt natürlich, aber es gibt immer schlimmeres. Ich finde einfach, die wollen einen einfach nicht verstehen, oder sie könnten es nicht ertragen zu wissen wie es mir wirklich damit geht. Sowas regt mich wirklich auf und macht mich traurig, wenn das Thema immer so runtergespielt wird.
Mein Vater hat vor ca. 5 Jahren wieder eine neue Frau geheiratet und kurz vor der Hochzeit war ich bei meinen Großeltern zu besuch. Sie haben mich gefragt wie es mir damit geht. Aber eigenlich wollten sie nur hören, das alles super ist. Denn als ich ihnen gesagt habe, das es für mich natürlich nicht so einfach ist, hat meine Oma sofort einen Gegenangriff gestartet und hat gesagt, das es in ihrer Kindheit viel schlimmer war. Das kann ja sein, aber ich finde man sollte Scheidungskinder die Trauer über die zerstörte Familie eingestehen. Als dann die Hochzeit von meinem Vater fast vorbei war musste ich weinen, weil man den ganzen tag über so tun musste, als ob man sich freut. Das war sehr belastend. Seit dem habe ich mich auch innerlich von meinen Großeltern verabschiedet. Allerdings gab es da noch andere Ereignisse.
Ich habe aber auch angst meiner mutter zu sagen, wie ich darunter leide, weil sie sonst vllt depressiv wird.
Als ich 15 war hatte nämlich meine mutter depressionen und wollte sich umbringen und lauter so sachen. Auch das verhältnis meiner Eltern hatte einen Tiefpunkt erreicht, meine mutter hat sogar die Autotür von meinem Vater zerkratzt. Mein Vater hat meine Mutter ignoriert und nicht ernst genommen.
Irgentwie habe ich wahnsinnige angst davor, in einer beziehung die ich im moment nicht habe enttäuscht zu werden. Oder auch wenn irgentjemand von meinen bekannten einen neuen Partner findet, vor allem aber bei meinem vater denke ich oft: "das hält doch eh nicht lange". Bei meinem vater, der schon viele freundinnen hatte, trifft das meistens zu.
Auch finde ich es schade, das (meine Elternn haben beide wieder einen Partner) die partner von meinen eltern sich so überhaupt nicht für mich interessieren. Auch habe ich das gefühl, das ich bei allen nur an zweiter stelle komme, da ja jeder einen anderen hat.
Habt ihr mit so was auch erfahrungen?

Sorry, ist jetzt alles ein bisschen unsortiert geraten und vom Thema abgewichen
würde mich aber sehr über antworten freuen:)
anne
rita
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Beiträge: 111
Registriert: 7. Juni 2007 15:47

Re: wenig verständnis

Beitrag von rita »

Hallo Anne-Kathrin,

meine Kinder sind auch Scheidungskinder, allerdings waren sie damals 3 und 5, heute 14 und 16. Ich weiß nicht, wie sie das alles verkraftet haben und wie sich die Zukunft zeigen wird. Wir Eltern sind beide wieder verheiratet und ein Kind lebt bei uns, das andere beim Vater.

Mit den neuen Partnern kann ich Dir nur sagen, daß diese natürlich eine andere Rolle spielen. Sie stoßen dazu und zunächst einmal müssen sie eine Beziehung zu dem Kind aufbauen. Es ist zum einen nicht ihr eigenes, dann kommt vielleicht Unwissen und Hilflosigkeit in Sachen Erziehung hinzu.....sie sind eben nicht mit dem Kind großgeworden. Auch, so merke ich es bei uns, haben sie manchmal gaaaanz andere Ansichten von Erziehung, eben weil sie zunächst Außennstehende sind oder waren und den Blick eines neutralen Dritten haben. Ich denke, Du darfst erwarten, daß der neue Partner freundschaftlich mit Dir umgeht, aber ein Vater- oder Mutterersatz wird es selten sein. Deshalb könte ich mir vorstellen, daß Du bei dem Neuen auch nicht unbedingt im MIttelpunkt stehen wirst.

Was Deine zukünftigen Beziehungen anbelangt: Natürlich hat Dich ein schlechtes Beispiel gelehrt, wie es laufen kann im Leben, auch wenn man sich die heutigen Scheidungszahlen anschaut. Auch kann ich nachvollziehen, wie sich ein Kind fühlen muß, dem man die Sicherheit der Familie unter den Füßen wegzieht. Ich denke, diese Sicherheit ist so wichtig wie das Urvertrauen, daß Deine Mutter Dich immer liebt, egal, was kommt.
Das wird bei Deiner Mutter so sein und auch bei Deinem Vater, aber sie können halt nicht mehr zusammen leben.
Trotz dieser schlechten Vorbedingungen kannst Du Dein Leben anders gestalten. Natürlich hast Du Angst, daß die Beziehung schief gehen könnte, aber das Schlechteste wäre, dies von vornherein zu sagen -> selbsterfüllende Prophezeihung. Du bist noch so jung, da habe ich mich auch noch nicht festgelegt....ich denke, aufgrund der Erfahrungen und dem was kommen könnte, keine Partnerschaft einzugehen, wäre falsch. Jeder Partner und auch Du haben ihre Eigenheiten und es wird sich mit der Zeit herausstellen, ob es paßt oder nicht. Du könntest auch auf einen jungen Mann treffen, der ebenfalls Scheidungskind ist und Dich in allen Bereichen versteht. Warum also sollte diese Beziehung nicht klappen? Hab keine Angst, Enttäuschungen gehören zum Leben und Du kannst Dich nur vor ihnen schützen, wenn Du keine Beziehung eingehst. Aber dann bleibst Du allein. Ob Du mal heiratest und KInder bekommst, das schieb erstmal weit von Dir....das ist erst der zehnte Schritt....

Das mit Deinen Großeltern....sie haben natürlich andere Dinge erlebt, auch Schlimmes, und können Deine Erfahrungen und Gefühle sicherlich nicht nachvollziehen, wie auch ? Sie sind ja keine Scheidungskinder...aber jeder Mensch denkt und handelt anders und Deine Großeltern sehen es eben als nicht schlimm an. Ich würde nicht mit Deinen Großeltern brechen, aber Du kannst ihnen Deine Sicht der Dinge und DEIN Empfinden mitteilen. Sie müssen ja nicht so denken und empfinden wie Du, aber sie sollten es bei Dir respektieren.
Deine Eltern.....beide haben neue Partner und es wird eine Autotür zerkratzt? Kann doch eigentlich nur sein, wenn Deine MUtter aufgrund der Ignoranz Deines Vaters total wütend auf ihn war? Ich kenn das auch in anderer Konstellation und ich denke, Ignoranz hat etwas mit Hilflosigkeit zu tun, dann muß man nämlich nicht über das ein oder andere nachdenken oder Stellung beziehen. Also ignoriert man. Ich kann Deiner Mutter nur raten, daß sie Deinen Vater in Ruhe läßt, denn ansonsten schaukelt sie sich nur auf. Wenn sie es schaffen würden, ohne Vorwürfe und Verbindlichkeiten miteinander umzugehen, wäre das gut. Aber von manchen Eltern ist das auch zuviel verlangt.
Du bist nun schon 21 und dürftest bald auf eigenen Beinen stehen. Deine Mutter hat doch auch einen neuen Partner. Warum sollte sie nicht so stabil sein, daß Du Dich mit ihr austauschen kannst? Vielleicht fragst Du sie auch einmal, warum sie damals depressiv war und so kommt ihr vorsichtig zum Punkt? Ihr beide könnt es doch erarbeiten und ich denke, Deine Mutter ist Dir ein sehr wichtiger Mensch. Vielleicht kommst Du mit ihr zu ein wenig Ruhe und Zuversicht, was die Zukunft betrifft....
Laß den Kopf nicht hängen und erwarte nicht von den Menschen um Dich herum, daß sie Dich verstehen. Manche können sich selbst nicht mal verstehen. Aber sie können respektieren, daß es DIR wehtut und Dich mal in den Arm nehmen.
LG, Rita
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