Sind wir eine Familie?

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Henne
Eintagsfliege
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Registriert: 10. Juli 2009 13:28

Sind wir eine Familie?

Beitrag von Henne »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe dieses Forum per Zufall entdeckt und mit Interesse einige Beiträge gelesen.

Seit etwas über einem Jahr bin ich mit einem lieben Mann zusammen, der zwei Kinder hat (2 und 4). Die beiden wohnen bei Ihrer Mutter und sind alle 14 Tage bei uns. Da die Kinder noch so klein sind, haben sie keine Vorurteile gegenüber der Situation. Aber wir haben uns natürlich trotzdem aneinander gewöhnen müssen und es war nicht immer leicht, da die Kleinen ihren Papa die Woche über sehr vermissen. Sie brauchen viel Aufmerksamkeit, wenn sie da sind und hängen sehr am Papa. Mein Partner ist sehr verständnisvoll und versucht, seine Kinder trotz Trennung nicht zu verhätscheln. Auch bezieht er mich in Erziehungsfragen mit ein oder beratschlagt, welche Ausflüge wir machen, was wir kochen sollten und so weiter. Er sieht unsere kleine Gemeinschaft als neue Familie an. Eigentlich klingt das alles sehr romantisch. Ich habe die Chance, eigene Ideen einzubringen und wir versuchen, so gerecht und verständnisvoll wie möglich zu sein. Aber irgendein Gefühl in mir drin stimmt nicht und passt nicht zu dieser Situation. Es ist einfach die Tatsache, dass die beiden ein lebender Beweis dafür sind, dass es einmal eine andere Beziehung gegeben hat. Man kann also keinen sauberen Schnitt machen und neu anfangen, zumal auch jede Menge Geld noch in die alte Beziehung fließt. Damit meine ich nicht den Kindesunterhalt, den Kleinen steht meiner Meinung nach so viel wie nur geht zu. Aber die Noch-Frau meines Partners lässt sich zur Zeit noch immer das Haus abbezahlen und hat das gemeinsame Sparbuch unterschlagen. Da mein Partner sehr rücksichtsvoll und kein Chauvi ist, fordert er das Geld auch nicht über den Rechtsweg ein. Eine blöde Situation. Wir können daher keine größere Wohnung im Moment suchen oder Kindermöbel kaufen. Manchmal wünsche ich mir, die Kinder hätte es nie gegeben und ich könnte ein Leben führen mit meinem Partner, bei dem es diese Belastungen nicht gibt. Zumal ich vorher über 10 Jahre in einer unglücklichen Beziehung gesteckt habe, in der ich oft gedemütigt und bevormundet wurde und auch körperlich angegangen worden bin. Nun habe ich ganz tief drinnen das unglückliche Gefühl, dass ich auch jetzt nicht "frei" sein kann in einer Beziehung, sondern das Leben durch die Kinder und die finanziellen Schwierigkeiten bestimmt wird. Manchmal bin ich deswegen an dem Tag, bevor die Kinder kommen, ganz mies gelaunt. Dabei können die Kleinen nichts dazu und ich lasse es sie auch nicht merken.

Ich glaube, am meisten Angst habe ich davor, dass das Leben nun die nächsten 20 Jahre fremdbestimmt sein wird. Könnt Ihr das verstehen? Es ist ein Wechselbad der Gefühle, denn: Wenn die Kinder da sind, ist es meistens wirklich schön und wir leben zusammen wie eine kleine Familie. Wenn die Kleinen weg sind, sind die Ängste wieder da. :(
strubbel
Forumslehrling
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Re: Sind wir eine Familie?

Beitrag von strubbel »

Hallo Henne,

es ist ganz natürlich, daß Ihr alle 4 Euch erst an die Situation gewöhnen mußtet und auch jetzt noch lernt damit umzugehen. Du mußt "einfach" akzeptieren, daß es ihn nur im 3er-Pack gibt. Das hat nichts mit Eurer Beziehung zu tun. Er ist ja nicht mehr mit der Mutter der Kinder zusammen. Durch die Kinder ist man zwar noch miteinander "verbunden" aber das betrifft nur die Elternebene. Und wenn Du und die Kinder gut miteinander zurecht kommt - nimm die Wochenenden alle 14 Tage als eine Bereicherung für Dein Leben und genieße die Zeit dazwischen, die Ihr für Euch habt. Ich mache es selbst so und es geht mir sehr, sehr gut damit.

Zu Eurer angespannten finanziellen Lage: Ist er denn schon geschieden? Die finanziellen Dinge werden dort ja auch geregelt, wie Vermögensausgleich, Unterhalt, usw. In diese Berechnungen würden dann auch das Haus und das Sparbuch einfließen. Außerdem muß seine Ex-Frau ja wieder arbeiten sobald das jüngste Kind 3 Jahre alt und im Kindergarten ist. Habt Ihr (oder Dein Freund) darüber schon mit einem Anwalt gesprochen?

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende - Strubbel
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röschen
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Registriert: 20. November 2006 21:11

Re: Sind wir eine Familie?

Beitrag von röschen »

Liebe Henne,

zunächst mal ein herzliches Willkommen hier in diesem Forum :winken:

aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß dies genau die Dinge sein können, die dich und deinen Partner eventuell noch mehr zusammenschweißen. Dazu muß man sich aber erstmal im Klaren sein, daß man sich seine Zukunft unter den Vorraussetzungen plant, die nun mal gegeben sind.

Mein jetziger Mann (wir sind seit 13 Jahren eine Patchworkfamilie) hatte eine Ex, die all sein schwer verdientes Geld für viel Marken und Luxus ausgegeben hat. Außer ein paar Elektrogeräten und seiner Kleidung hatte er gar nichts mehr, als sie sich trennten. Außerdem mußte er Unterhalt für seinen damals 4jährigen Sohn bezahlen.
Bei mir sah`s auch nicht besser aus. Mein Exmann hatte sehr viele Schulden. All meine Rücklagen waren aufgebraucht, um ihm ständig aus irgendeiner Patsche zu helfen. Zudem hatte ich eine 2jährige Tochter, für die mein Ex viele Jahre keinen Unterhalt zahlte und konnte mangels Betreuungsmöglichkeiten nur halbtags arbeiten.

Es gab auch Zeiten indenen (bei uns eher mein Mann) darunter litt, daß um uns herum alle anfingen sich Eigentumswohnungen zu kaufen, Häuser zu bauen und wir immer noch in Miete wohnten.
Das diese in jungen Jahren, ohne Kinder angefangen hatten zu sparen und nun einmal ganz andere Vorraussetzungen hatten als wir, viel ihm schwer zu akzeptieren.
So war es aber nun mal - wir waren beide anfang 30, hatten 2 Kinder und keinerlei Ersparnisse......DAS waren UNSERE Vorraussetzungen.

Heute, nach all den Jahren, macht es uns glücklich zu sehen, was wir, wenn auch langsam und mühsam, alles erreicht haben - gemeinsam! Es geht uns gut, wir haben eine schöne große Wohnung auch wenn sie nur gemietet ist, bekamen vor 9 Jahren noch ein gemeinsames Kind und kommen gut zurecht.

Weder er noch ich ärgern uns über einen Cent, den wir an unsere Expartner verloren haben, denn, mal abgesehen von ein paar Schwierigkeiten mit unserer puberierenden Tochter :rolleyes: (aber das nur am Rande) , sind wir eine glückliche Familie.

Du schreibst selbst, daß euer Familienleben sehr glücklich und harmonisch läuft - der Rest, die Dinge so zu nehmen wie sie sind, der kommt mit der Zeit, wenn man es nur will.

Liebe Grüße
röschen
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