Update
Verfasst: 4. September 2009 08:51
Guten Morgen Ihr Lieben,
nun bin ich schon wieder gute 5 Wochen zu Hause, die Schule hat begonnen, die Mädchen gehen ihre Wege..... oder doch nicht? Die Ereignisse überschlagen sich und am Ende stehe ich da und weiß eigentlich nicht, wie ich das alles managen soll, aber es flutscht schon.... irgendwie halt.
Seit wir zu Hause sind läuft es mit meiner Jüngsten am Ende ganz gut. Unsere Cousine haben wir am gleichen Abend, als wir heim gekommen sind, nach 11 Stunden Fahrt, abholen lassen. Da musste ich noch einkaufen und hatte einfach keine Kraft mehr, ein Wort über die Situation zu verlieren, alles was sie sagte war "also mit Euch fahre ich nie wieder weg", kein Danke.... nichts. Ich hab mich darüber sehr geärgert. Derweil ich sie behandelt habe wie eines meiner eigenen Kinder, egal ob es um Eis oder Süßkram oder um Urlaubs-Tshirts (das ist unser jährliches Mitbringsel) ging oder um ihre Lieblingsdinge, die bei uns niemand mochte, Dr.Pepper Cola zum Beispiel. Alles war da. Was solls.... ich nehme sie in jedem Fall auch nicht wieder mit.
Die Schule hat ganz gut begonnen, die Mädchen sind hochmotiviert. Meine Jüngste hat zum ersten Schultag Muffins mitgenommen und ihrer Klasse geschenkt, "ich freu mich Euch alle wieder zu sehen" und ich denke, das war ein guter Anfang. Natürlich kein Patentrezept, aber da sie ihren, selbst verschuldeten schlechten Stand verändern will, ein Anfang halt. Offensichtlich gelingt der auch, denn seitdem kam sie seltenst "sauer" heim, im Gegensatz zu vor den Ferien.
Der erste Psychologentermin in der Klinik bei uns in der Nähe hingegen lief völlig falsch und für mich sehr schmerzhaft. Der Psychologe fand zuerst zu meiner Tochter keinen Zugang, die immer, bevor sie antwortete, nach meinem Liebsten und mir sah, um auch ja das zu sagen, von dem sie glaubte, wir wollten es hören.... so haben wir woanders hingeschaut und uns darauf nicht eingelassen. Der Doc wurde dann ungeduldig, fragte in Richtungen, an die sie nicht dachte, Schule zum Beispiel und sprach dann noch eine Weile mit uns. Als ich ihm von der Muffinaktion erzählte und damit ausdrücken wollte, das mein Kind sehr motiviert ist, sagte er dann auch "so ein paar Muffins ändern da nun auch nichts mehr" was mich geärgert hat. Dann schob er uns in die Ecke "klammernde und überbesorgte Mutter", und leidendes Kind unter den sich nicht verstehenden Erwachsenen, meinte sie sei ambulant austherapiert (was ich sehr zweifelhaft fand), und schlug uns folgende Dinge vor, das Kind weggeben, so weit wie möglich, am besten Bodensee, Internat? Oder Ausland, das sei auch eine gute Idee, eventuell noch zu Freunden oder aber zu Papa, dann müsse man sich nicht mehr zanken. Und natürlich, eine stationäre Therapie wäre auch eine gute Alternative. Ich fiel von einem Entsetzen ins nächste und war im Grunde kaum mehr fähig, noch was sinnvolles zu sagen.
Am gleichen Nachmittag haben wir uns dann mit meinem Ex getroffen. Beide Männer, der Liebste und der Papa fanden die Idee Internat ganz prima..... aber ich konnte mich damit nicht anfreunden und fühlte mich sehr in die Ecke gedrängt. Zwar waren die Argumente, Frieden für das Kind, unbelastets Zusammensein mit Gleichaltrigen, verbindliche Regeln und Vorschriften und Vertrauen auf die Selbstheilung nachvollziehbar, aber irgendein Gefühl in mir sagte mit, das sei nicht der richtige Weg. Na ja, Männern muss man sit solchen Gefühlen nicht kommen...... Und natürlich, der Liebste und ich zankten uns nun auch kräftig. Er meinte, wir seien gescheitert mit dem Konzept "Jüngste Tochter" und vielleicht, nicht das er das gut finden würde, wäre sie aber bei Papa glücklicher.... das sollte man wenigstens bedenken? Das ich meinem Ex nun auch noch sagen musste "Zu Dir gebe ich sie nicht, das ist absolut inakzeptabel, fand er böse von mir.... aber ich musste das einfach mal so sagen. Ich bin so voller Wut, die mein Liebster an dieser Stelle (er ist Interimsmanager) überhaupt nicht relevant findet.
Ich hab so sehr geweint und mich unverstanden und allein gefühlt, während alle sagen, es geht allein um das Kind (das natürlich entsprechend verstört war) bin ich der absoluten Meinung, es geht um uns, um die Familie als Gesamteinheit und damit um alle Beteiligten. Und eine Lösung für unsere Tochter muss auch eine Lösung für mich sein, für uns. Ich hab gewzeifelt und war verzagt..... hab alles hin und her gewendet und neu betrachtet und ich würde alles genauso wieder tun. Aber dies immer wieder darlegen zu müssen, übersteigt einfach meine Kraft.
Am Montag habe ich dann jedenfalls gewirbelt, alle möglichen Termine und Telefonate gemacht, in einer zweiten Klinik einen Termin gemacht, die "alte" Therapeutin angerufen, die Mitarbeiterin der Beratungsstelle, ein psych. Institut hier vor Ort, das mir dann eine Therapeutenliste schickte und von denen ich eine sogar persönlich erreichte, die auch gleich einen Termin frei hatte..... eine Woche hatte ich Zeit bis zum Zweitgespräch in der Klinik hier vor Ort. Die alte Therapeutin meinte die Aussage "sie sei ambulant austherapiert" sei zumindest sehr gewagt und alle anderen, die meine Tochter kennen, waren wir ich der Meinung, ohne Therapie geht gar nichts. Kein Internat..... Ausland mit 12 schon überhaupt nicht. (Der Meinung war zum Glück auch mein Ex.) Das ich kein Internat will fand er hingegen blöd, aber erstens gibt es zuwenig Internate für Realschüler und zweitens, kommt sie in ein anderes Bundesland, hätten wir kaum gemeinsame Ferien, das bedeutet, wir könnten nicht zusammen Urlaub machen.... der Papa fand das prima, ihn würde das nicht stören und mein Argument, mich aber schon, schob er beiseite.... es ginge ja darum, das Kind eben hier zu entfernen.
Das zweite Gespräch in der Klinik war dann, von meiner Seite aus gelassen. Ich hatte dem Psychologen eine sehr lange Zusammenfassung vieler Vorfälle mitgegeben und ihn gebeten die Dinge zu lesen. Er war aber, im Gegensatz zum ersten Gespräch ganz anders. Nahm mich ernste, hörte mir zu.... verteidigte nochmal die Idee mit dem Weggeben von zu Hause ohne Behandlung und als ich dann sagte, "wenn es aber schief gehen sollte, weil sie dort unter Stress steht, dann macht sie eine neue negative Erfahrung, die aufgearbeitet werden muss, ich glaube, erst eine Therapie und dann überlegen, was tun, ist sinnvoller." Da sah er mich an und meinte "das sei klug und dem könne er so folgen." Das ich eine Therapeutin vor Ort gefunden habe, die die Therapie vor- und nachbereitet fand er ausgezeichnet (das ist besonders für die Großen wichtig, damit sie sehen, das etwas passiert.) und ansonsten war es ein gutes Gespräch. Ich konnt erklären das der Vorschlag "Internat so weit weg wie möglich" bei mir eher unprofessionell ankommt, da die Ferien dann auch nicht mehr Familienfreundlich sind und das mir schon klar ist, das es darum geht, das Kind nicht jedes Wochenende nach Hause zu holen, das man das aber anders sagen könnte.... er nahm`s gelassen. Und meinte dann noch, weil ich gefragt hab, die Liste der Vorfälle wäre eher nicht soo wichtig, was er aber in dem Gespräch ungesagt eh negiert hat, aber für meine eigene Therapie, also wenn ich an so was denken würde.... wäre sie ganz prima.
Dafür haben wir uns in der zweiten Klinik sehr gut aufgehoben gefühlt, das Kind und wir Großen.... und nun haben wir in 10 Tagen den nächsten Termin dort an dem entschieden wird, ob meine Jüngste dorthin möchte.... Es ist eine kleine Klinik, gut 20 Kinder, feste Bezugspersonen, tolles Gelände, Pferde (was meine Tochter sicher sehr beeinflusst) und wenn die anderen Ärzte so nett sind, wie die, die wir kennen gelernt haben, dann wird es wohl losgehen. Die Klinik arbeitet systhemisch, also mit der gesamten Familie, die als System angesehen wird und das ist der Ansatz von dem ich mir auch am meisten verspreche, meine Tochter käme über die Wochenenden nach Hause und könnte dann umsetzen, was sie gelernt hat.
Tja, das ist die eine..... währenddessen hat sich meine Große einer Freikirche angeschlossen, was sie mit der ganzen Energie und Lebenskraft einer 17jährigen verteidigt und wahr nimmt. Wir alle sind des falschen Glaubens und haben alles bei ihr falsch gemacht..... so hab ich zusätzlich die wildesten Diskussionen am Hals.... und wir diskutieren Fragen, die mich an den Rand des Wahnsinns treiben. Denn die Bibel is unfehlbar DIE Wahrheit, darüber könnte man ja geteilter Meinung sein, aber in meinem offenen liberalen und gemässigtem Haushalt mit Freunden aus allen Schichten (meine Freundin bekommt in einigen Tagen den Reminders Day Award der Stiftung HIV im Dialog für ihre Arbeit zu diesem Thema) ist das eine Kathastrophe. Homosexualität ist Sünde..... steht in der Bibel und ich könnt platzen. Zum Glück ist mein Kind nicht ganz verblödet und nach unzähligen Wochen und hitzigen Streits (die mich mehr als Kraft gekostet haben) beginnt sie selbst zu denken.....
Zwar steht sie zu der Glaubensgemeinschaft, die sich für evangelikale Freikirchen (die zu den fundamentalistischen Christen gerechnet werden) sehr gemässigt und liberal anhört, aber trotzdem. Ich bin ja nun Ehebrecherin..... denn ich hab mich scheiden lassen und würde aus ihrer Kirche austreten müssen, außer ich würde das vor der Gemeinde aufrichtig bereuen? Ich bereue nichts..... und in anderen Gemeinden sind Patchworkfamilien ebenfalls sündig.... denn wer eine in Sünde lebende Frau (oder einen Mann) nimmt, der leistet der Sünde (was ein schreckliches Wort) ja Vorschub. Na ja, das wird noch lustig werden, denk ich mir.
Nach vielen Gesprächen ist es jedenfalls ruhiger geworden und noch weigert sich mein Kind Röcke zu tragen..... aber sie will sich taufen lassen, Woran ich einige Bedingungen geknüpft habe. Noch einiges an Wartezeit und ein Gespräch mit "ihrem" Diakon, der sie im Konfaunterricht begleitet hat. Mal sehen.... das Schlimmste ist eigentlich das in Frage stellen von all meinen Erziehungszielen. Vieles ist, denk ich mir, pubertätsbedingt, wird aber zusammen mit Glauben zu einem hochexplosiven Gemisch. Manchmal eher lustig, denn unsere Erde ist ja erst 6000 Jahre alt, gut das wir immer sehr wissenschaftlich und neugierig viele Museen besucht haben. Pfahlbauten von vor 12000 Jahren kann es ja im Grunde so nicht geben, aber das glaubt nicht mal mein Kind.....
Mein Mittelchen geht am Wochenende auf Klassenfahrt, sie fahren nach Kroatien , was ich voll daneben finde und so langsam werden alle panisch, von "wir müssen aber Wasser mitnehmen, dort ist die Qualität so schlecht" und "wir müssen aber nich Geld tauschen, dort geben sogar Banken falsche Noten aus" ist alles dabei. Schmarrn so eine Reise...... aber da sie mir den Zettel für den Elternabend unterschlagen hat...... kann ich nun nur mein Kind anmaulen. Das sich in all diese Dinge so richtig reinsteigert und halbe Tage lang verzweifelt jammert und klagt, natürlich bei mir. Neulich hab ich sie rausgeschmissen und gesagt, das ich das jetzt drei mal gehört hätte und das mich das beeinträchtigen würde und das ich einfach keine Lust hätte, darüber zu reden oder gar zuzuhören. Da hat sie dann einen Wutanfall bekommen, besser sie, als ich. Ansonsten will sie, wenn sie 18 ist, heiraten...... na gut, das sie da noch 3 Jahre für Zeit hat, ds schieb ich mal beiseite.
Sie spricht ja, seit dem Vorfall vor den Ferien mit Papa nicht mehr, hat ihm den Vater-Kind-Wohnungsschlüssel zurück gegeben und ist sauer.... aber in der letzten Zeit merke ich auch bei ihr eine Traurigkeit darüber. Papa sagt immer noch "die kriegt sich wieder ein, das tut sie immer... da warte ich gelassen." was sie sehr verletzt und eher dazu bringt, sich zu verweigern. Aber vor zwei Tagen kam sie und fragte, was sie denn nun nur tun solle, sie würde den Papa ja liebe haben, aber sich erniedrigen wolle sie auch nicht, ob ich ihr helfen könne, damit umzugehen? Wir haben das Gespräch aufs Wochenende verschoben, das klärt man so nicht, zwischen Tür und Angel.... mal wieder, Positionsbestimmung. Mal wieder, dem Papa nachgeben und versuchen doch bei sich zu bleiben, mal wieder einer emotionalen Erpressung auf den Leim gegangen? Ich weiß nicht, was ich ihr raten soll, sie leidet..... den Papa lieben und ablehnen was er tut, ist das eine, nur dsa liest sich leichter als es am Ende ist.
Der Liebste hat sich zusätzlich den Arm gebrochen und da er das selbst verursacht hat, und sich große Vorwürfe macht und sich natürlich trotzdem zur Arbeit quält, weil das Projekt in der Endphase ist, kann ich auch ihm zuhören und ihn ermutigen und trösten.... aber es kracht öfter, denn unsere Zeit ist begrenzt und wir sind alle angespannt, sehr angespannt.
Und daneben sollte ich eigentlich meine Hausarbeiten schreiben..... aber ich komme fast zu nichts, denn da ist ja auch noch der Alltag, der mittlerweile straffer organisiert ist und wieder mehr Zeit für die Kinder beinhaltet, als vor einigen Wochen. Ständige Erreichbarkeit am Telefon und tagesformabhängiges Handeln machen mir echt zu schaffen. Ob ich Montags mit meiner Freundin ins Kino gehen kann hängt extrem von der Stimmung zu Hause ab, das ist schwer auszuhalten. Konzentrationsschwierigkeiten und ein kaputtes Knie zermürben mich zudem. Und unser Zeithund, der gestern meine Timberlandsandalen gefressen hat, trägt nicht zu einer Entspannung bei. Der ganz alltägliche Wahnsinn mit drei pubertierenden Töchtern kommt da ja noch zu. "ich bin dagegen" ist eher eine harmlose Variante, der Anstecker, den ein Freund mit mitgebracht hat "Pubertiert woanders!" erheitert mich, ärgert aber die Mädels.
Also auch an alle die auf Änderungen warten, momentan liegt die Verzögerung an mir.... ich schaff`s nicht. Ich denk dran, aber es dauert noch ein Weilchen.
Müde Grüße
Ansa
nun bin ich schon wieder gute 5 Wochen zu Hause, die Schule hat begonnen, die Mädchen gehen ihre Wege..... oder doch nicht? Die Ereignisse überschlagen sich und am Ende stehe ich da und weiß eigentlich nicht, wie ich das alles managen soll, aber es flutscht schon.... irgendwie halt.
Seit wir zu Hause sind läuft es mit meiner Jüngsten am Ende ganz gut. Unsere Cousine haben wir am gleichen Abend, als wir heim gekommen sind, nach 11 Stunden Fahrt, abholen lassen. Da musste ich noch einkaufen und hatte einfach keine Kraft mehr, ein Wort über die Situation zu verlieren, alles was sie sagte war "also mit Euch fahre ich nie wieder weg", kein Danke.... nichts. Ich hab mich darüber sehr geärgert. Derweil ich sie behandelt habe wie eines meiner eigenen Kinder, egal ob es um Eis oder Süßkram oder um Urlaubs-Tshirts (das ist unser jährliches Mitbringsel) ging oder um ihre Lieblingsdinge, die bei uns niemand mochte, Dr.Pepper Cola zum Beispiel. Alles war da. Was solls.... ich nehme sie in jedem Fall auch nicht wieder mit.
Die Schule hat ganz gut begonnen, die Mädchen sind hochmotiviert. Meine Jüngste hat zum ersten Schultag Muffins mitgenommen und ihrer Klasse geschenkt, "ich freu mich Euch alle wieder zu sehen" und ich denke, das war ein guter Anfang. Natürlich kein Patentrezept, aber da sie ihren, selbst verschuldeten schlechten Stand verändern will, ein Anfang halt. Offensichtlich gelingt der auch, denn seitdem kam sie seltenst "sauer" heim, im Gegensatz zu vor den Ferien.
Der erste Psychologentermin in der Klinik bei uns in der Nähe hingegen lief völlig falsch und für mich sehr schmerzhaft. Der Psychologe fand zuerst zu meiner Tochter keinen Zugang, die immer, bevor sie antwortete, nach meinem Liebsten und mir sah, um auch ja das zu sagen, von dem sie glaubte, wir wollten es hören.... so haben wir woanders hingeschaut und uns darauf nicht eingelassen. Der Doc wurde dann ungeduldig, fragte in Richtungen, an die sie nicht dachte, Schule zum Beispiel und sprach dann noch eine Weile mit uns. Als ich ihm von der Muffinaktion erzählte und damit ausdrücken wollte, das mein Kind sehr motiviert ist, sagte er dann auch "so ein paar Muffins ändern da nun auch nichts mehr" was mich geärgert hat. Dann schob er uns in die Ecke "klammernde und überbesorgte Mutter", und leidendes Kind unter den sich nicht verstehenden Erwachsenen, meinte sie sei ambulant austherapiert (was ich sehr zweifelhaft fand), und schlug uns folgende Dinge vor, das Kind weggeben, so weit wie möglich, am besten Bodensee, Internat? Oder Ausland, das sei auch eine gute Idee, eventuell noch zu Freunden oder aber zu Papa, dann müsse man sich nicht mehr zanken. Und natürlich, eine stationäre Therapie wäre auch eine gute Alternative. Ich fiel von einem Entsetzen ins nächste und war im Grunde kaum mehr fähig, noch was sinnvolles zu sagen.
Am gleichen Nachmittag haben wir uns dann mit meinem Ex getroffen. Beide Männer, der Liebste und der Papa fanden die Idee Internat ganz prima..... aber ich konnte mich damit nicht anfreunden und fühlte mich sehr in die Ecke gedrängt. Zwar waren die Argumente, Frieden für das Kind, unbelastets Zusammensein mit Gleichaltrigen, verbindliche Regeln und Vorschriften und Vertrauen auf die Selbstheilung nachvollziehbar, aber irgendein Gefühl in mir sagte mit, das sei nicht der richtige Weg. Na ja, Männern muss man sit solchen Gefühlen nicht kommen...... Und natürlich, der Liebste und ich zankten uns nun auch kräftig. Er meinte, wir seien gescheitert mit dem Konzept "Jüngste Tochter" und vielleicht, nicht das er das gut finden würde, wäre sie aber bei Papa glücklicher.... das sollte man wenigstens bedenken? Das ich meinem Ex nun auch noch sagen musste "Zu Dir gebe ich sie nicht, das ist absolut inakzeptabel, fand er böse von mir.... aber ich musste das einfach mal so sagen. Ich bin so voller Wut, die mein Liebster an dieser Stelle (er ist Interimsmanager) überhaupt nicht relevant findet.
Ich hab so sehr geweint und mich unverstanden und allein gefühlt, während alle sagen, es geht allein um das Kind (das natürlich entsprechend verstört war) bin ich der absoluten Meinung, es geht um uns, um die Familie als Gesamteinheit und damit um alle Beteiligten. Und eine Lösung für unsere Tochter muss auch eine Lösung für mich sein, für uns. Ich hab gewzeifelt und war verzagt..... hab alles hin und her gewendet und neu betrachtet und ich würde alles genauso wieder tun. Aber dies immer wieder darlegen zu müssen, übersteigt einfach meine Kraft.
Am Montag habe ich dann jedenfalls gewirbelt, alle möglichen Termine und Telefonate gemacht, in einer zweiten Klinik einen Termin gemacht, die "alte" Therapeutin angerufen, die Mitarbeiterin der Beratungsstelle, ein psych. Institut hier vor Ort, das mir dann eine Therapeutenliste schickte und von denen ich eine sogar persönlich erreichte, die auch gleich einen Termin frei hatte..... eine Woche hatte ich Zeit bis zum Zweitgespräch in der Klinik hier vor Ort. Die alte Therapeutin meinte die Aussage "sie sei ambulant austherapiert" sei zumindest sehr gewagt und alle anderen, die meine Tochter kennen, waren wir ich der Meinung, ohne Therapie geht gar nichts. Kein Internat..... Ausland mit 12 schon überhaupt nicht. (Der Meinung war zum Glück auch mein Ex.) Das ich kein Internat will fand er hingegen blöd, aber erstens gibt es zuwenig Internate für Realschüler und zweitens, kommt sie in ein anderes Bundesland, hätten wir kaum gemeinsame Ferien, das bedeutet, wir könnten nicht zusammen Urlaub machen.... der Papa fand das prima, ihn würde das nicht stören und mein Argument, mich aber schon, schob er beiseite.... es ginge ja darum, das Kind eben hier zu entfernen.
Das zweite Gespräch in der Klinik war dann, von meiner Seite aus gelassen. Ich hatte dem Psychologen eine sehr lange Zusammenfassung vieler Vorfälle mitgegeben und ihn gebeten die Dinge zu lesen. Er war aber, im Gegensatz zum ersten Gespräch ganz anders. Nahm mich ernste, hörte mir zu.... verteidigte nochmal die Idee mit dem Weggeben von zu Hause ohne Behandlung und als ich dann sagte, "wenn es aber schief gehen sollte, weil sie dort unter Stress steht, dann macht sie eine neue negative Erfahrung, die aufgearbeitet werden muss, ich glaube, erst eine Therapie und dann überlegen, was tun, ist sinnvoller." Da sah er mich an und meinte "das sei klug und dem könne er so folgen." Das ich eine Therapeutin vor Ort gefunden habe, die die Therapie vor- und nachbereitet fand er ausgezeichnet (das ist besonders für die Großen wichtig, damit sie sehen, das etwas passiert.) und ansonsten war es ein gutes Gespräch. Ich konnt erklären das der Vorschlag "Internat so weit weg wie möglich" bei mir eher unprofessionell ankommt, da die Ferien dann auch nicht mehr Familienfreundlich sind und das mir schon klar ist, das es darum geht, das Kind nicht jedes Wochenende nach Hause zu holen, das man das aber anders sagen könnte.... er nahm`s gelassen. Und meinte dann noch, weil ich gefragt hab, die Liste der Vorfälle wäre eher nicht soo wichtig, was er aber in dem Gespräch ungesagt eh negiert hat, aber für meine eigene Therapie, also wenn ich an so was denken würde.... wäre sie ganz prima.
Dafür haben wir uns in der zweiten Klinik sehr gut aufgehoben gefühlt, das Kind und wir Großen.... und nun haben wir in 10 Tagen den nächsten Termin dort an dem entschieden wird, ob meine Jüngste dorthin möchte.... Es ist eine kleine Klinik, gut 20 Kinder, feste Bezugspersonen, tolles Gelände, Pferde (was meine Tochter sicher sehr beeinflusst) und wenn die anderen Ärzte so nett sind, wie die, die wir kennen gelernt haben, dann wird es wohl losgehen. Die Klinik arbeitet systhemisch, also mit der gesamten Familie, die als System angesehen wird und das ist der Ansatz von dem ich mir auch am meisten verspreche, meine Tochter käme über die Wochenenden nach Hause und könnte dann umsetzen, was sie gelernt hat.
Tja, das ist die eine..... währenddessen hat sich meine Große einer Freikirche angeschlossen, was sie mit der ganzen Energie und Lebenskraft einer 17jährigen verteidigt und wahr nimmt. Wir alle sind des falschen Glaubens und haben alles bei ihr falsch gemacht..... so hab ich zusätzlich die wildesten Diskussionen am Hals.... und wir diskutieren Fragen, die mich an den Rand des Wahnsinns treiben. Denn die Bibel is unfehlbar DIE Wahrheit, darüber könnte man ja geteilter Meinung sein, aber in meinem offenen liberalen und gemässigtem Haushalt mit Freunden aus allen Schichten (meine Freundin bekommt in einigen Tagen den Reminders Day Award der Stiftung HIV im Dialog für ihre Arbeit zu diesem Thema) ist das eine Kathastrophe. Homosexualität ist Sünde..... steht in der Bibel und ich könnt platzen. Zum Glück ist mein Kind nicht ganz verblödet und nach unzähligen Wochen und hitzigen Streits (die mich mehr als Kraft gekostet haben) beginnt sie selbst zu denken.....
Zwar steht sie zu der Glaubensgemeinschaft, die sich für evangelikale Freikirchen (die zu den fundamentalistischen Christen gerechnet werden) sehr gemässigt und liberal anhört, aber trotzdem. Ich bin ja nun Ehebrecherin..... denn ich hab mich scheiden lassen und würde aus ihrer Kirche austreten müssen, außer ich würde das vor der Gemeinde aufrichtig bereuen? Ich bereue nichts..... und in anderen Gemeinden sind Patchworkfamilien ebenfalls sündig.... denn wer eine in Sünde lebende Frau (oder einen Mann) nimmt, der leistet der Sünde (was ein schreckliches Wort) ja Vorschub. Na ja, das wird noch lustig werden, denk ich mir.
Nach vielen Gesprächen ist es jedenfalls ruhiger geworden und noch weigert sich mein Kind Röcke zu tragen..... aber sie will sich taufen lassen, Woran ich einige Bedingungen geknüpft habe. Noch einiges an Wartezeit und ein Gespräch mit "ihrem" Diakon, der sie im Konfaunterricht begleitet hat. Mal sehen.... das Schlimmste ist eigentlich das in Frage stellen von all meinen Erziehungszielen. Vieles ist, denk ich mir, pubertätsbedingt, wird aber zusammen mit Glauben zu einem hochexplosiven Gemisch. Manchmal eher lustig, denn unsere Erde ist ja erst 6000 Jahre alt, gut das wir immer sehr wissenschaftlich und neugierig viele Museen besucht haben. Pfahlbauten von vor 12000 Jahren kann es ja im Grunde so nicht geben, aber das glaubt nicht mal mein Kind.....
Mein Mittelchen geht am Wochenende auf Klassenfahrt, sie fahren nach Kroatien , was ich voll daneben finde und so langsam werden alle panisch, von "wir müssen aber Wasser mitnehmen, dort ist die Qualität so schlecht" und "wir müssen aber nich Geld tauschen, dort geben sogar Banken falsche Noten aus" ist alles dabei. Schmarrn so eine Reise...... aber da sie mir den Zettel für den Elternabend unterschlagen hat...... kann ich nun nur mein Kind anmaulen. Das sich in all diese Dinge so richtig reinsteigert und halbe Tage lang verzweifelt jammert und klagt, natürlich bei mir. Neulich hab ich sie rausgeschmissen und gesagt, das ich das jetzt drei mal gehört hätte und das mich das beeinträchtigen würde und das ich einfach keine Lust hätte, darüber zu reden oder gar zuzuhören. Da hat sie dann einen Wutanfall bekommen, besser sie, als ich. Ansonsten will sie, wenn sie 18 ist, heiraten...... na gut, das sie da noch 3 Jahre für Zeit hat, ds schieb ich mal beiseite.
Sie spricht ja, seit dem Vorfall vor den Ferien mit Papa nicht mehr, hat ihm den Vater-Kind-Wohnungsschlüssel zurück gegeben und ist sauer.... aber in der letzten Zeit merke ich auch bei ihr eine Traurigkeit darüber. Papa sagt immer noch "die kriegt sich wieder ein, das tut sie immer... da warte ich gelassen." was sie sehr verletzt und eher dazu bringt, sich zu verweigern. Aber vor zwei Tagen kam sie und fragte, was sie denn nun nur tun solle, sie würde den Papa ja liebe haben, aber sich erniedrigen wolle sie auch nicht, ob ich ihr helfen könne, damit umzugehen? Wir haben das Gespräch aufs Wochenende verschoben, das klärt man so nicht, zwischen Tür und Angel.... mal wieder, Positionsbestimmung. Mal wieder, dem Papa nachgeben und versuchen doch bei sich zu bleiben, mal wieder einer emotionalen Erpressung auf den Leim gegangen? Ich weiß nicht, was ich ihr raten soll, sie leidet..... den Papa lieben und ablehnen was er tut, ist das eine, nur dsa liest sich leichter als es am Ende ist.
Der Liebste hat sich zusätzlich den Arm gebrochen und da er das selbst verursacht hat, und sich große Vorwürfe macht und sich natürlich trotzdem zur Arbeit quält, weil das Projekt in der Endphase ist, kann ich auch ihm zuhören und ihn ermutigen und trösten.... aber es kracht öfter, denn unsere Zeit ist begrenzt und wir sind alle angespannt, sehr angespannt.
Und daneben sollte ich eigentlich meine Hausarbeiten schreiben..... aber ich komme fast zu nichts, denn da ist ja auch noch der Alltag, der mittlerweile straffer organisiert ist und wieder mehr Zeit für die Kinder beinhaltet, als vor einigen Wochen. Ständige Erreichbarkeit am Telefon und tagesformabhängiges Handeln machen mir echt zu schaffen. Ob ich Montags mit meiner Freundin ins Kino gehen kann hängt extrem von der Stimmung zu Hause ab, das ist schwer auszuhalten. Konzentrationsschwierigkeiten und ein kaputtes Knie zermürben mich zudem. Und unser Zeithund, der gestern meine Timberlandsandalen gefressen hat, trägt nicht zu einer Entspannung bei. Der ganz alltägliche Wahnsinn mit drei pubertierenden Töchtern kommt da ja noch zu. "ich bin dagegen" ist eher eine harmlose Variante, der Anstecker, den ein Freund mit mitgebracht hat "Pubertiert woanders!" erheitert mich, ärgert aber die Mädels.
Also auch an alle die auf Änderungen warten, momentan liegt die Verzögerung an mir.... ich schaff`s nicht. Ich denk dran, aber es dauert noch ein Weilchen.
Müde Grüße
Ansa