Wie kann es nur weitergehen?

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Ranunkel
Eintagsfliege
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Wie kann es nur weitergehen?

Beitrag von Ranunkel »

Hallo zusammen!

Schon seit längerem habe ich hier im Forum nicht mehr geschrieben. Nun bin ich jedoch wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich gerne Euren Rat hätte. Ich bin seit einem Jahr getrennt, hoffentlich bald geschieden. Mein Sohn (10 J.) lebt bei mir. Mein neuer Lebenspartner hat von Ende letzten Jahres bis März 2009 bei uns gewohnt. Seit April hat er eine eigene Wohnung. Mein Sohn ist jedes Wochenende von Freitag bis Montag früh bei seinem Vater, auf eigenen Wunsch und auf Wunsch des Vaters. Wir hatten ein Jahr volle massiver Schwierigkeiten. Mein Sohn sieht in mir das Feindbild schlechthin: ich hätte seine Familie zerstört und habe nun auch noch einen neuen Partner, den er überhaupt nicht leiden kann. Seine Forderung: der hat in unserer Wohnung nichts verloren! Nun kommt noch dazu, dass er seinen schulischen Pflichten sehr ungern nachkommt. Das Thema Hausaufgaben ist jedes Mal ein Drama, Streit ist eigentlich Alltag geworden. Teilweise flippt er dann total aus und wird sogar handgreiflich mir gegenüber. Mein Ex weiß als Antwort nur, dass ich selber daran schuld sei, schließlich hätte ich das dem Kind angetan und ich hätte sowieso nur meinen Neuen im Kopf und das Kind wäre mir egal. Die Liebe, die mein Sohn bräuchte, bekäme er nicht von mir und ich wäre anscheinend überfordert. Mit meinem Freund führe ich sozusagen eine Wochenendbeziehung, da es eigentlich gar nicht geht, wenn er uns unter der Woche besucht. Jedes Mal eskaliert es hinterher und ich habe wieder die Auseinandersetzung und Streitereien mit meinem Sohn. Zwar befindet er sich mittlerweile in einer Psychotherapie, aber irgendwie sehe ich noch keine Erfolge. Der Therapeut sagt, dass mein Sohn für sein Alter sehr selbstbewusst sei und von mir leider nichts annimmt. Der Vater ist eine wichtige Bezugsperson, die von ihm idealisiert wird. Mich belastet die ganze Situation sehr. Es kann ja nicht sein, dass ich mich nur noch auf die WE freue, wenn mein Sohn endlich weg ist und ich den Stress weg habe. Und im Moment darauf zu bestehen, dass mein Sohn nur noch alle 2 WE zu seinem Vater geht, um eine bessere Verbindung aufbauen zu können - dazu fehlen mir zurzeit die Nerven.
Hat denn jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir sagen, wie sich so was auf die Zukunft gesehen entwickeln kann? Ich möchte auf jeden Fall irgendwann mit meinem Freund zusammenziehen!! Werde ich denn jemals Ruhe haben?

Freue mich auf Eure Beiträge!!
hendrike
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Re: Wie kann es nur weitergehen?

Beitrag von hendrike »

Hallo Ranunkel,

so, wie Du die Situation darstellst, ist Dein neuer Partner ziemlich direkt nach der Trennung bei Euch eingezogen - damit war Dein Sohn offentlichtlich überfordert und ich kann ihn mit Verlaub verstehen. Damit hast Du Dich ganz schön angreifbar gemacht und diese Situation wird jetzt von den beiden Männern weidlich ausgenutzt.

Ich musste schmunzeln, als ich Deinen letzten Absatz gelesen habe:
Ranunkel hat geschrieben:Und im Moment darauf zu bestehen, dass mein Sohn nur noch alle 2 WE zu seinem Vater geht, um eine bessere Verbindung aufbauen zu können - dazu fehlen mir zurzeit die Nerven.
denn exakt das wäre mein Vorschlag für Dich gewesen. Momentan ist die Situation so, daß Du mit Deinem Sohn den stressigen Alltag lebst und Dein Sohn am Wochenende mit dem ohnehin schon idealisierten Vater die Freizeit.
Sorry, aber so etwas kann auf Dauer nicht gut gehen. Du machst Dich hier ohne Not zur motzenden Pellkartoffel-Mama. Ich kann nachvollziehen, daß nach einer gescheiterten Ehe ein neuer Partner eine große Rolle in Deinem Leben spielt. Es ist jedoch an Dir dafür zu sorgen, daß Dein Sohn die Situation nachvollziehen und damit umgehen kann. Was ich ehrlich gesagt nicht verstehe ist, daß lediglich Dein Sohn eine Therapie macht und nicht die gesamte "Ex-Familie" zusammen. So hat Dein Sohn das Gefühl, Du seist alleinig für die Trennung verantwortlich. Und wenn er nicht funktioniert, schickst Du ihn zum Spezialisten. Papa trötet mit Sohn in das gleiche Horn, dabei kannst Du nur verliehren. Wenn ein Paar auseinandergeht, dann bleibt es Eltern. Es kann nicht sein, daß Dein Ex-Mann Euren Sohn in Euren Paarkonflikt hineinzieht und damit Euren Sohn total überfordert. Eure Elternebene müsst Ihr bearbeiten, dringend.

Du solltest meiner Meinung nach darüber nachdenken, ob für Euch ein Wechselmodell in Frage kommt, oder aber ob Ihr die Situation dadurch lösen könnt, daß Dein Sohn zu seinem Vater zieht. Dann teilt Ihr Euch den Alltag oder Du überlässt den Alltag Deinem Ex. Mal sehen, wie lange er dann noch den Helden für Euren gemeinsamen Sohn geben kann. Aber sei Dir bitte auch darüber im Klaren, welches Risiko Du eingehst, wenn Du dieses Problem nicht "bei der Wurzel packst" und es - Eurem gemeinsamen Sohn zuliebe - löst.

Gruß + Kraft
Hendrike
sehrtraurig
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Re: Wie kann es nur weitergehen?

Beitrag von sehrtraurig »

Hallo!

Ich wäre sehr vorsichtig damit, Umgang zwischen Vater und Sohn einseitig zu kürzen.

Der neue Partner ist ziemlich kurz nach Trennung bei Euch eingezogen, Dein Sohn verweigert sich... Glaubst Du wirklich, Dein Sohn wird aufgeschlossener und toleranter wenn Du ihm die gemeinsame Zeit mit dem Vater kürzt?

Ich denke, damit wirst Du ihn noch mehr gegen Dich und das neue Familienmodell aufbringen. Und was glaubst Du wie der Vater reagieren wird? Wie sieht es mit dem Vater aus? Wäre er auch in der Lage, sich um den gemeinsamen Sohn zu kümmern?

LG, downie
Kinder haben ein Anrecht auf Vater und Mutter!!!!

Diskutier niemals mit einem Idioten. Er zieht Dich auf sein Niveau herunter und schlägt Dich dann mit seiner Erfahrung...
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Ansa
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Re: Wie kann es nur weitergehen?

Beitrag von Ansa »

Liebe Ranunkel,

eine schwierige Situation scheint mir.... es greifen viele Dinge in einander.... Der Einzug Deines Freundes kam für Deinen Sohn wohl viel zu früh und er hat sich mit Händen und Füßen (sozusagen) dagegen gewehrt. Möglich das seine Gefühle schon lange nicht mehr rational sind und er nicht mehr überlegt, ob das, was er tut, stimmig und passend ist oder nicht.

Möglich auch, das Dein Exmann das ganze schürt und fördert? Möglich ist ebenfalls, das Dein Sohn sich abgeschoben fühlt, eben weil er an allen Wochenenden bei Papa ist. Das ist am Ende die Familienzeit die entspannend ist und die für alle auch Freiheite und glückliches Zusammensein beinhaltet, fern vom Alltag. Wertvolle und sehr kostbare Zeit. So bleibt Dir nur die Abwehr und das Kampf im Alltag, aber die Entspannung eher nicht. Und da sist auch etwas, von dem ich denke, das Dein Sohn es unbewusst vermisst und unbewusst registriert. Es wird ihn schmerzen und seine Abwehr steigern. Das verselbsständigt sich.... es entstehen Gefühle von "Mama braucht mich eh nicht" und die bestätigen sich dann aus den folgenden Handlungen heraus immer weiter selbst.

Und Dein Partner? Natürlich möchtest Du mit ihm zusammen ziehen, keine Frage.... das verstehe ich gut, aber, möchtest Du mit jemandem zusammen leben, den Du nicht leiden magst oder nicht leiden willst? Mein Beispiel hinkt ein wenig, aber stell Dir vor, Dein Liebster kommt eines Abends heim und bringt eine andere Frau mit und sagt, "also, das ist die xxx und die lebt jetzt bei uns...... weil ich sie so lieb habe....." Klar, jeder würde sich an die Stirn fassen und sagen "Geht`s nocht Alter?" Aber mit Kindern tun wir das..... und wundern uns, das es oft genug nicht geht. Patchwork ist eine Herausforderung und eine, die nur und ausschließlich gut gelingen kann, wenn alle Beteiligten gleichwertig einbezogen werden und aufgeschlossen sind.

Die Zeitphase die Dein Sohn hatte, war für ihn persönlich offensichtlich viel zu kurz. Da gilt es vorsichtig und umsichtig zu sein und ihm zu signalisieren, "ich verstehe Dich und das was war, war nicht richtig, es tut mir leid....." und ihn einzubeziehen, "Was kann ich tun, damit es uns besser geht?" Und hinhören, genau hinhören.

Dazu kommt nun noch etwas anderes, einmal ist Dein Lebensgefährte gegangen? Warum? Wie hat Dein Sohn das aufgenommen? Wie empfunden? Möglicherweise sieht er das als einen Etappensieg an "Den bin ich schon mal los" und möglicherweise wird er das wieder tun oder fort setzen? Wie denkst Du darüber?

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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