irgendwie hatte ich in den letzten Tagen keine Zeit oder keine Lust hier weiter zu schreiben.... auch, weil ich das Gefühl hatte, meine Gedanken sind noch nicht klar konzentriert sondern kreisen noch zu sehr, um sie hier fest zu halten.
Jetzt sitze ich hier mit einem Gläschen Wein...vielleicht färbt das meine Worte und Gedanke ein wenig anders, als sie bei klarem Verstand wären...
Lieber MarliJo, vielen Dank für deine ausführliche und Gedanen-anstupsenden Worte.
Ob sich die rein praktischen Dinge jemals in einer Alltags-Routine einordnen lassen? Ehrlich gesagt, in unserem Fall sehe ich das im Moment ganz und gar nicht.... Das fängt damit an, dass ich als Krankenschwester im Schichtdienst zu total unregelmäßigen Zeiten arbeite, das betrifft eben auch die Besuchswochenenden. Und dann habe ich mal frei, mal Tag-, mal Nachtdienst. Mal kann meine Mutter (auch im Schichtdienst) dann die Betreuung übernehmen oder ein Kind in den Kindergarten kutschieren, mal nicht. Ich bin insgesamt sowieso von diesem Schichtdienst total genervt und werde mich beruflich umorientieren, also spielt da vielleicht auch eine generelle Unzufriedenheit mit, die mit der Patchworksituation nix zu tun hat....
Und dann kommt dazu, dass mein Freund (was ich ja an sich gut und richtig finde!) eigentlich immer und kurzfristig die Betreuung für seinen Sohn übernehmen will, falls erwünscht. Und die Ex macht davon bei Bedarf auch gerne Gebrauch....
Wie soll sich da eine "Alltags-Routine" finden?
JEin, aber es ergibt sich eben zwangsläufig häufig so, dass jeder eben die Lösung als die praktikabelste ansieht, die das eigene Kind bevorzugt. Zu den Zeiten (die wir jetzt hoffentlich überwunden haben) zu denen mein Freund nur ein und nicht beide Kinder ins Bett bringen wollte, musste also, wenn ich arbeiten musste, ein Kind ausquartiert werden. Das war jeweils meine Tochter. Vielleicht war das tatsächlich auch am praktikabelsten (weil meine Mutter sie, wenn sie kann, immer gerne nimmt und sogar praktischerweise bei uns abholt) und es ist auch verständlich dass mein Freund, wenn er sein Kind schon nicht täglich sehen kann, ihn nicht gleich auswärts unterbringen möchte. Aber trotzdem.... denn natürlich hätte auch allermeistens seine Mutter gerne auf seinen Sohn aufgepasst...Nein, ich finde nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass das Herausarbeiten der praktikabelsten Lösung gleichbedeutend damit ist, sich "gegen" eines der Kinder zu entscheiden. Jedenfalls nicht solange es nicht immer zu Lasten nur eines Kindes geht.
"Mein Kind-dein Kind-Gefühl" , damit habe ich komischerweise nach wie vor ein irres Problem. Gestern hat mein Liebster mir von einem Freund erzählt, der keine eigenen Kinder bekommen kann, für den Adoption aber nicht in Frage käme- denn einer der wichtigsten Gefühle an dem Kinder-haben-Gefühl sei, "etwas von sich an die Welt weiter zu geben". Und er könne das gut nachvollziehen, für ihn käme Adoption eher auch nicht in Frage. Irgendwie habe ich das übergangen, konnt/wollte nix dazu sagen. Aber ehrlich, irgendwie kränkt es mich, verdonnert es meine Tochter dazu, auch in 10, 20 Jahren des gemeinsamen Zusammenlebens die 2.Geige zu spielen. Ich könnte mir zB sehr wohl vorstellen, ein adoptiertes Kind ähnlich lieb zu haben, wie ein eigenes.... nur seinem Sohn kann und will ich ja nicht die vorhandene und präsente Mutter ersetzen. Ich verbringe mit ihm nicht die meiste Zeit meines Alltags, bin in erzieherischen/medizinischen/organisatorischen Fragen überhaupt nicht eingebunden.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich finde meinen Platz hier nicht.... Wenn ich "Fremden" eine Anekdote aus unserem Familienleben erzählen will, weiß ich schonmal gar nicht, wie ich den Sohn meines Freundes nennen soll. "Mein Stiefsohn" trifft vielleicht die Nähe der Beziehung irgendwie am meisten, aber er hat ja eine Mutter, und das bin nicht ich. "ein Freund meiner Tochter", dass ist er wirklich, sogar der Beste , aber dann bin ich als Person ja ganz aus dem Spiel.
Dann trifft es wohl "der Sohn meines Freundes" noch am BEsten, aber das hört sich so fremd an. Dafür habe ich ihn zuoft getröstet, wenn er sich weh getan hat, zu oft in den Schlaf gesungen, zu oft meine Planungen über den Haufen geworfen, um ihn betreuen zu können.
Wenn ich das jetzt so durchlese hört es sich an, als würde ich mich selbst so furchtbar wichtig nehmen....
Warum fällt mir das alles so schwer? Warum kann ich es nicht einfach genießen, wie es ist?