Meine 9-jährige schafft mich...

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
Antworten
Tinkaa
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 152
Registriert: 14. Mai 2007 11:31

Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Tinkaa »

Hallo an alle,
bin wieder mal da, weil ich eure Hilfe, euren Rat benötige.
Meine 9-jährige Tochter ist zur Zeit sehr sehr belastend und manchmal stelle ich mir wirklich die Frage, wie lange ich das noch so aushalte. Meine 3 Kinder leben bei mir, sind jedes 2.WE beim Papa. Nachdem die kurze pubertäre Phase meiner 12jährigen vorbei ist, war das sozusagen ein fliegender Wechsel. E. war schon immer ein sehr aufgewecktes, lebhaftes Kind. In der Schule hat sie zum Glück gute und sehr gute Leistungen, manchmal auch durch ihr Temperament paar Problemchen mit den Lehrern, aber es hält sich in Grenzen. Dafür dreht sie zu Hause voll auf: große Klappe, Scheißegalstimmung, Stänkereien mit den großen Geschwistern, Geschreie, Nichtakzeptieren meines Partners (mochte ihn am Anfang sehr...), Vorhaltungen, dass ich sie nicht mag, nur die anderen.... und innerhalb von wenigen Sekunden kann sich ihre Laune ändern und sie ist wie umgewandelt, meistens möchte sie dann etwas, z.B. in meinem Bett einschlafen, weil sie Angst hat oder sogar in unserem Schlafzimmer die ganze Nacht bleiben... ständig gibt es Reibereien. Ich versuche ruhig zu bleiben, bleibe streng und konsequent ("du hast mich ja nicht lieb, das weiß ich doch, sonst hättest du mir das erlaubt").

Versuche ich mit ihr zu reden, sieht sie ja meistens alles ein. Sie sagt, wenn sie wütend sei, dann ist sie so, aber das ist für mich keine Ausrede.

Hat jemand paar Tipps, was ich machen kann? Unser Familienleben leidet darunter und ich bewundere meinen Partner (er wohnt seit Dezember bei uns), wie ruhig er trotzalledem bleibt.Ich wage zu behaupten, dass sich der Stress mit ihr seit dem Einzug meines Partners verschlechtert hat. Sie hat mir ja auch schon gesagt, es wäre besser, wir hätten weiter getrennte Wohnungen. Ich denke, sie sieht sich auch ein bisschen aus ihrem "Lieblingsreich" - meinem Bett vertrieben, wo sie sonst manchmal übernachten durfte und dieser Platz ja jetzt vergeben ist....
Vielleicht will sie mit ihren Aktionen auch nur mehr Aufmerksamkeit?! Manchmal bin ich so weit, dass ich sie zum Papa gehen lassen würde, wenn sie das wöllte, weil ich echt nicht mehr weiter weiß..
Ist sie dann mal wieder bockig, dann ist Papa der beste, ist sie dann bei Papa, ruft sie mich weinend an, wie sehr ich ihr fehle, aber kaum dann wieder bei mir, ist alles vergessen und die große Klappe etc. ist wieder da...

Liebe, traurige und nachdenklich Grüße von Tinka
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Ansa »

Liebe Tinkaa,

das klingt nach einer Meng Trubel bei Euch? Gut, die Sache mit dem Schlafen im Ehebett ist nun geschehen und möglicherweise hat sie das Gefühl, Dein Liebster nimmt ihr den Platz weg..... das geschieht, grade wenn es um das Schlafen bei Mama geht, doch relativ häufig. Du kannst ihr helfen und erklären, das Kinder eigene Zimmer haben und das Erwachsene eben Erwachsene brauchen...... Dein Schlafzimmer ist halt Dein Rückzugsbereich und der sollte für Kinder tabu sein. Da wäre ich auch ganz konsequent und würde keine Ausnahme zulassen.

Ansonsten, wenn sie so reagiert (ich lerne auch grade, das jedes meiner Kinder unterschiedlich reagiert, wenn es sauer ist und das die ein oder andere dann auch völlig von der Rolle gerät und außer sich gerät und Worte fallen, die besser ungesagt geblieben wären - wobei sie alle genau wissen, was dem anderen wann am wehesten tut), dann ist das für sie selbst auch eine Erklärung, die es erst einmal anzunehmen gilt. Mit 9 kann sie niemals so reflektiert sein, wie wir Großen - wenn sie erst mal so ist, lassen und wenn sie wieder ruhiger ist, drüber reden und vielleicht gemeinsam Lösungen suchen. Laute Musik hören, ne Runde Rad fahren, Trampolin springen, einfach was tun, was den Stress abbaut. Für sie ist das keine AUsrede, sondern die einzige Erklärung, die sie hat.... sie kann sich noch nicht reflektieren - das dauert noch sehr lange und ihre Wut ist ja da, wo immer die auch herkommen mag. Sie ist real und sie hat ein Recht darauf, sie muss nur lernen, damit anders umzugehen und das braucht viel Zeit.....

Vielleicht gibt es bei Euch eine Trennungsgruppe, in der sie lernen kann, mit solchen Momenten umzugehen? Oder in der auch über unerfüllbare Wünsche gesprochen wird..... sie muss Deinen Liebsten nicht mögen (was ich bezweifele, er macht wohl nur deutlich, das es Papa und Dich nie mehr geben wird, das dauert unendlich lange, bis Kinder das so einsehen und verstehen) aber sie muss sich ihm gegenüber ordentlich betragen. Das muss sachlich und sehr liebevoll eingefordert werden. Von Dir in diesem Fall "ich will nicht, das Du mit xxx so umgehst!"

Erinnerst Du Dich? Da darf man sie auch mal auflaufen lassen, wenn sie sagt "Du hast mir nichts zu sagen...." sachlich reagieren "okay, wenn Du das möchtest, machen wir das......" und dann warten, es dauert nicht sehr lang, bis sie etwas möchte.... und dann kann man sagen "och ne, weißte, ich hab Dir ja nichts zu sagen, da muss ich auch nichts tun......" und am ihrem Gesicht sehen, wie das wirkt; einlenken (das ist ganz wichtig!), das muss der Erwachsene tun (!) und sagen "oh, ist blöd, gell? Find ich auch, wollen WIR nicht doch besser aufeinander hören?" Meine Kinder haben das exakt ein einziges Mal so getestet, das hat ihnen für alle Zeit gereicht.

Vielleicht ist da schon das ein oder andere bei, ansonsten schreib einfach und vielleicht finden wir noch das ein oder andere....

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Tinkaa
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 152
Registriert: 14. Mai 2007 11:31

Re: Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Tinkaa »

Liebe Ansa,
danke für deine schnelle Antwort. Konnte mich leider nicht eher bedanken, habe viel um die Ohren und bin abends so geschafft, dass ich nur noch ins Bett will. So auch heute, aber ich habe mich jetzt gezwungen, zu schreiben. Meine Tochter, um die es hier geht, hat erst heute wieder vom Pfarrer(sie geht bald zur Erstkommunion) so einen vollen Zettel mit Terminen gebracht, dass mich das fast umgehauen hat. Selbst nach der eigentlichen Erstkommunion gehts mit dem Unterricht dort weiter, frage mich nur, warum. Für mich ist es immerhin eine Strecke von 25 km zu fahren...
Ich habe für mich schon im Stillen selektiert, welche Termine wichtig sind und welche nicht. Ich glaube man muss auch mal Abstriche machen. Manchmal denke ich, die Geistlichen haben jeglichen Bezug zur Realität, damit meine ich Familienleben mit all den Verpflichtungen und allen Terminen, verloren (oder hatten noch keinen ... :? )

Na gut. Zum Thema. Dein Vorschlag mit dem "Auflaufen lassen" finde ich super, aber nicht mit E. umsetzbar. Sie reagiert dann so: na und, wenn du nicht willst.... mir doch egal - und weg ist sie.
Eine Situation heute: sie sollte ca. 150m zur Oma laufen, weil ich noch etwas erledigen musste. Im Auto hat sie mich gebeten, doch bis zur Oma zu fahren. Ich war der Meinung, das Stück kann sie bei schönem Wetter laufen. Ihre Reaktion beim Aussteigen: Zunge rausgesteckt....Tür zugeknallt... und ich- saß da und habe mich geärgert. Einmal darüber, dass ich nichts unternommen habe / konnte und einmal über dieses Kind... Heut Abend wollte sie unbedingt wieder in mein Bett, natürlich war ich konsequent - dafür war ich wieder die Böse... (Zum Elternschlafzimmer: es hat sich so eingebürgert, aber nach unserem Umzug wird das neu geregelt. Sie hat Angst in ihrem Bett, bei mir nicht. Unsere Osteopathin hat mir dringend geraten, das ernst zu nehmen und nicht mit Konsequenzen zu strafen - also wenn´s nicht klappt, nicht in unser Bett - das ist ihrer Meinung nach völlig falsch!?!?)
Mein Freund durfte sie vorgestern nicht angucken, das hat sie angeblich gestört. Gestern wollte sie was von ihm, ich hatte gesagt, er durfte dich ja nicht angucken - "dann eben nicht wenn er das nicht will..."
Ja, was und wie richtig machen?

Ich merke auch, wenn wir im Garten sind, ist sie anders, aber eine einzige Kleinigkeit reicht, und schon ist sie wieder so unmöglich und hat große Klappe - halt wie immer....

Grüße von Tinka
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Ansa »

Liebe Tinkaa,

das hört sich für mich jetzt eher an, wie ein Kind, das sehr entmutigt ist von dem was es umgibt, das seinen Platz nicht gefunden hat und das zutiefst verunsichert ist, ob es dazu gehört oder ob eher nicht?

Wenn E. auf sie logisch reagiert, und sie davon geht "mir doch egal" dann entspricht diese Aussage einfach nicht der Tatsache, sondern ist eine Art Selbstschutz. Es ist ihr in keinem Fall egal, aber in ihrem Verhalten sind auch Anteile von Machtkämpfen und die lassen sie nicht zurück weichen..... wie hartnäckig Dein Kind ist, wie zielstrebig oder wie wenig sie zum Aufgeben neigt, das wirst Du selbst am besten wissen. Bei meiner Großen ist es zum Beispiel so, das sie eigenes um Hilfe bitten für sich als absolute Schwäche annimmt und sich dem vehement verweigert. Wir arbeiten da also dran, "um Hilfe bitten können ist eine Stärke", dauert allerdings.... Es ist ihr nicht egal - aber es ist eine Aussage, die es zu achten gilt. Hat sich das etwas verselbstständigt? Mag sie sich selbst nicht gern? Empfindet sie Schuld - an der Trennung oder der Situation? Grade dies "mir doch egal" macht mich immer hellhörig, weil es genau das Gegenteil meint. Fordert sie negative Reaktionen ein, weil sie positive entweder spärlich bekommt oder nicht wahr nimmt? Kennst Du die Aussage von mir "ich hab Dich so gern und Du bist mir so wichtig, aber Dein Benehmen gefällt mir so gar nicht." Trennen, zwischen ihr als Person die völlig okay ist und ihrem Verhalten, das eben nicht okay ist.

Ihr auch zeigen, das sie Dir wichtig ist, schöne Momente suchen und die bewusst machen, ihr und Dir gegenüber. Wenn mal alles gut läuft, das sagen "weißt Du was mir aufgefallen ist, das Abendessen war heute soooo schön, es hat mir gefallen ohne zanken und Streit, dankeschön" (als Beispiel). Kinder reagieren sehr stark auf solche Aussagen (die natürlich ehrlich sein müssen) und lernen so auch, das positive Dinge auffallen.

Ich hab meine Tochter auch lange Zeit fahren müssen, wir haben schnell heraus gefunden, das diese Zeit eine sehr wertvolle Zeit sein kann, da sie uns allein gehört - so haben wir gesungen, Musik gehört, genascht, ich hab von mir erzählt und sie hat auch begonnen zu erzählen - wir sind uns nahe gekommen...... und manchmal sagt sie heute noch "das war schon schön, damals....." Kannst Du Dir vorstellen sowas zu fördern? Ganz unabhängig von den Stimmungen daheim?

Die Situation "Du kannst zu Oma laufen" ist okay, Du bist bei Dir geblieben, wobei ich mich frage, war für sie die Anordung "zu Oma laufen" verständlich und nachvollziehbar oder eher willkürlich? Also, ist für sie erkennbar, ob sie laufen soll oder ob Du sie fährst oder ist das für sie völlig unverständlich, wann was passiert? Ihre Reaktion - die mag Dich ärgern - aber sie steht ihr zu. Ich würde solches Verhalten in dem Fall einfach übersehen - oder sachlich sagen, "pass auf, die Tür kann kaputt gehen und das möchte ich nicht, denn das Auto brauchen wir und eine Reparatur ist teuer." Sie in so einem Fall mit ins Boot holen. Bei uns in der Wohung werden geknallte Türen eine Weile ausgehängt "wer damit nicht umgehen kann, der braucht auch keine" sonst kein weiteres Wort dazu und seitdem wir das ein paar mal gemacht haben, knallt hier nichts mehr..... schon lange nicht mehr. Eine weitere logische Folge, wenn sie das Auto so behandelt, wäre es eben auch, sie nicht mehr zu fahren oder eben nur da, wo es abslout notwendig ist. Sie wird also auch in einem leichten Regen nicht aufweichen..... das kann man ihr in einer ruhigen Minute erklären, ganz ruhig und sachlich und es dann auch tun.

Sie hat Angst in ihrem Bett? Nimm sie ernst..... wovor? Warum? Weshalb? Also mit ihr sprechen und gemeinsam mit ihr eine Lösung suchen, die, in gar keinem Fall in Deinem Bett enden sollte...... eventuell offene Türen... ein Nachtlichtchen..... ein neues Ritual.... eine schöne Entspannungskasette zum einschlafen hören.... denkbar ist da vieles. Frag sie, was sie sich als Lösung vorstellen kann.

Also, wenn sie Deinen Freund nicht ansehen mag, dann ist das, (Du schreibst ja auch, das sie sich eigentlich mögen?) schlechtes Benehmen...... das würde ich ansprechen, da darf sie dann sauer sein, aber sowas gibt es nicht. Dreh es um, frag sie, wie sie sich fühlen würde? Und, er wäre derjenige, der reagieren muss, der also hätte sagen müssen "ach weißt Du, ich soll Dich ja nicht ansehen - da mag ich auch nichts für Dich tun" nicht Du! Du darfst unterstützen, aber nicht in seinem Namen handeln. Es ist durchaus möglich das es um einen Stellenwertzank zwischen Dir und ihm geht und sie testet (durch ihr einfallende Massnahmen, die durchaus inadäquat sein können) "wen hat sie lieber, den Freund oder mich?" Also nicht für ihn und nicht für sie sprechen, nur für Dich selbst.

Große Klappe ist Abwehr und Schutz vor Verletzungen, ganz oft.... schau mal genauer hin. Kannst Du das ein oder andere eventuell einfach übersehen und was Nettes zu ihr sagen? Kein Aufhebens von schlechten Angewohnheiten machen kann ein Zauber sein und das Ansprechen guter Angewohnheiten kann die schlechten verschwinden lassen. Ermutige sie - hol sie ins Boot und zeig ihr "DU bist wichtig und ohne Dich ist alles nichts" Ich glaub nämlich fast, das sie das glaubt, warum auch immer. Manchmal denken sich so junge Kinder einfach die falschen Dinge, ganz von allein.

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Tinkaa
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 152
Registriert: 14. Mai 2007 11:31

Re: Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Tinkaa »

Hallo liebe Ansa,

habe viel überlegt. Kann es sein, dass ich ihr zu oft sage: "Ich hab´dich lieb"?Sie möchte dann oft hören, dass ich sie lieber habe als die anderen beiden Geschwister....so ist es natürlich nicht, ich habe natürlich alle 3 gleich lieb.
Ich sage ihr auch oft, wenn es mal richtig schön bei uns war oder "normal" bei uns zuging, dass mir das sooooo gefallen hat. Sie sagt dann, sie ist so schlecht drauf, wenn sie wütend ist und dann weiß sie nicht, wohin mit der Wut...

Was mir eher sorgen macht: so schlimm wie zur Zeit war sie noch nie. Sie war zwar schon immer mein Problemkind (unruhig, aktiv...) aber halt nicht so vorlaut bzw. in dieser egal-Stimmung.
Wieder ein aktuelles Beispiel: neulich hatte ich kein "normales" BRot, nur Körnerbrot - also hat sie eben nichts mitgenommen, wollte keinen Apfel, gar nicht, sie will dann lieber hungern. Mit Müh und Not habe ich ihr dann eine Banane mitgeben können. Mittags hatte sie natürlich Hunger und ist essen gegangen (sie isst nicht jeden Tag zu Mittag in der Schule)- das Essen soll so "eklig" gewesen sein, dass sie das angeblich nicht essen konnte (der Fakt, dass ich das Geld umsonst ausgebe, ärgert mich natürlich auch...)
Wie hätte ich mich in dieser Situation verhalten sollen? Mit ihr kann man dann auch nicht reden....wenn sie nicht mitnehmen will, dann will sie das nicht....

Die Angst in ihrem Bett - sie hat Angst, wenn ein Einbrecher kommt, dann ist sie die erste, die er mitnimmt oder was auch immer...(wir haben ein Durchgangszimmer, sie schläft im Zimmer vorn, wir gehen durch ihr Zimmer durch. Wir sind sozusagen sicher und versteckt...). Ich habe ihr schon versucht (im Spaß) zu erklären, dass Einbrecher meistens nicht zählen können und nur jeden 3. mitnehmen, das wäre dann ich- und nicht sie. :D
Sie schaut auch neuerdings gern "Das Haus Anubis". Ich zweifle, ob das gut für sie ist...aber die Angst war schon vorher da...

Wie könnte ich ihr helfen, ihren Platz zu finden?

Liebe Grüße Tinka
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Ansa »

Liebe Tinka,

dies "hast Du mich lieber als meine Geschwister", scheint der weit verbreitet zu sein und ist, egal wie man antwortet, immer eine Gefahrensituation. Denn Mütter lieben ihre Kinder unterschiedlich, mal ist einem das ein näher, mal das andere - und die Aussagen passen ganz schnell nicht zur Körpersprache und dann ahnt das Kind, dass da etwas ist, ws nicht so sein sollte.

Ich hab mich da immer rausgemogelt indem ich gesagt habe "Du bist meine allerliebste kleinste Tochter" und dann hab ich noch eine allerliebste mittlere und eine allerliebste große Tochter, das war, auch wenn wir Erwachsenen das komisch finden, jedoch immer ehrlich - das ist es heute noch - und für ein Kind glaubhafter, als "ich hab mal alle gleich lieb......" Wir Mütter wünschen uns das immer so, aber ist es wirklich so? Ich glaube nicht. Wäre mal ein separates Thema, gell?

Okay, sie mag kein Körnerbrot (kenn ich von meiner Jüngsten auch) und will dann nichts mitnehmen - auch nichts anderes? Schade - und da kannst Du Dich raus nehmen, mit 9 Jahren darf sie das allein entscheiden (wenn es unbedingt sein muss, gib ihr etwas zu trinken mit, anstelle....) und alle Folgen sind dann ihre Entscheidung und ihre Folge. Sie hat Hunger? "Schade das Du nichts zu essen mitgenommen hast!" Ganz sachlich, ganz ruhig - man zeigt Mitgefühl (schade) und lässt die Verantwortung (das Du nichts mitgenommen hast) dort, wo sie hingehört. Ein "Ist Dein Problem" oder "Tja, ist ja Deine Schuld" macht aus solchen Lernerfahrungen den Garaus..... das wirkt einfach kontraproduktiv.

Ebenso das Essen in der Schule - mach Dich davon frei, das dies Deine Verantwortung ist. Ärgere Dich nicht über "essen" oder "nicht essen". Das ist etwas, das Du sowieso nicht in der Hand hast oder beeinflussen kannst..... also, ist es ihre Sache. Das einzig logische wäre eben, "Du hast gegessen und bei uns gibt es erst heute Abend etwas.... bis dahin gibt es Obst und Gemüse (oder wsa bei Dir so üblich ist)" nur kein mal hier was essen oder mal da was essen. Wenn sie das Geld wieder mitbringt, also zeigt, das sie nicht gegessen hat, darf sie natürlich etwas anderes haben. So würde ich das machen, aber auch nur, wenn ich das mit ihr vorher bespreche. Also sie weiß, in welchem Rahmen sie entscheiden kann und sie die Wahl hat, zu entscheiden und auch weiß, welche Folge welches Verhalten haben wird. Geld ist knapp - das verstehe ich gut.

So, Einbrecher - man kann nun emotionale Probleme nicht rational lösen, leider..... ich erinnere mich, das mein Jüngste auch abendliche Ängste hatte, da war sie allerdings jünger. Sie hat dann von uns einen großen Stofflöwen bekommen, der fortan vor ihrem Bett wachte und der heute noch irgendwo dort sitzt...... ich weiß nicht, ob das einer 9jährigen helfen würde? Ansonsten kannst Du ihr natürlich erklären, das Einbrecher am allerliebsten dann in Häuser einsteigen, wenn niemand zu Hause ist, denn sie wollen schnelle Beute (Geld, Schmuck, technische Geräte) aber keine Menschen, weder erschrecken noch verletzen - jedenfalls sagt das die Statistik - die meisten Wohungseinbrüche finden tagsüber statt, wenn Mütter einkaufen oder die Kinder zum KiGa bringen..... in 15 Minuten ist alles vorbei. Die Sache mit Nachts ist schlicht ein Märchen.

Ich denke aber, das ist auch nicht die Lösung des Problems, frag sie doch mal, was sie glaubt, was ihr helfen könnte? Und nimm sie da ganz ernst und höre genau hin.

"Das Haus Anubis" sagt mir nichts, aber ich weiß, wie sehr Kindersendungen mitunter auf Kinder einen Einfluss entwickeln, der ihnen gar nicht gut tut und den sie leugnen bis zum umfallen. Bei uns was das Pokemon - menno - das Aggressionspotential war danach vervielfacht. *seuftz* Es kann helfen, dem Kind danach eine stille Stunde zu ermöglichen oder das auch mal zu verbieten und für das Kinder einen erkennbaren Zusammenhang herzustellen. "Mir fällt auf, das Du nach dieser Sendung immer ganz besonders......." Und darauf eingehen.... sie selbst kann das nicht erkennen, aber sie kann es mit Hilfe erkennen lernen. Sie muss bewusst verstehen, das es ihr danach nicht gut geht...... und wenn es alles nichts hilft und sich steigert, auch mal verbieten, oder so planen, das sie zu der Zeit beschäftigt ist.

Und wenn sie selbst sagt und das wäre für mich der Hauptpunkt, das sie wütend ist..... und damit nicht umgehen kann...... dann hilf ihr dabei bzw. das ist. glaub ich, einguter Zeitpunkt für prof. Hilfestellungen. Vielleicht gibt es da Möglichkeiten in der Beratungsstelle bei Euch vor Ort? Wut ist legitim, sie umsetzen und annehmen zu können, kann man lernen - bloss nicht so gut zu Hause - weil es dabei auch um gewaltige Emotionen geht. Das war bei meiner Jüngsten ja ähnlich, am Ende war es die Wut, die sie beherrschte und nicht umgekehrt - nicht das ich sagen will, das ist bei Euch auch so.... aber es wäre möglich und sie hat in einer Therapie gelernt, das sie die Bestimmerein über ihre Wut ist und das sie handelt. Uns allen geht es sehr viel besser so.

Liebe Grüße erst einmal
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Tinkaa
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 152
Registriert: 14. Mai 2007 11:31

Re: Meine 9-jährige schafft mich...

Beitrag von Tinkaa »

Hallo Ansa,

danke dir, dass du dir so viel Zeit für mein Problem genommen hast. Ich werde vieles beherzigen können bzw. bin schon dabei. Wie erfolgreich ich sein werde, weiß ich nicht, aber ich werde irgendwann auf alle Fälle mal ein Feedback geben ,)

Wegen einer Therapie für E. denke ich ernsthaft nach....
Und das Haus Anubis läuft auch nicht mehr.....zum Glück.

Ich wünsche dir alles Gute und vieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel Kraft für die Bewältigung deiner kleinen und größeren Probleme :winken: Habe im Stillen immer wieder mitgelesen und gedacht: wie schafft sie das alles, auch wenn du mit deinem Latein zu Ende warst....

Ganz liebe Grüße von Tinka :winken:
Antworten