Hilflos

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Liebe Gerda,

ich habe lange Zeit alle möglichen Vorfälle protokolliert, samt den Reaktionen der Kinder - vor zwei Jahren habe ichdamit aufgehört, meine ich, da umfassten meine Auszeichnungen schon 58 eng beschriebene Seiten und wenn man sie gesamt las, konnte man schon in Tränen ausbrechen.

Das Problem war einfach lange Zeit, das Papa sich nicht scheut, seine Kinder der Lüge zu bezeichnen - siehe seine Reaktion, erst erstaunt, als unsere Jüngste das erzählt und dann die Große anrufen, ob das denn stimmen würde.......... - ohne einmal zu sagen "oh, das tut mir leid". Und die Kinder waren überfordert, sie verstummten regelmässig, wenn das so war und ich war nie dabei - also musste ich immer abwägen, ob ich sie dem aussetze, der erneuten Konfrontation und der Gefahr, das man ihnen nicht glaubt?

Auch hier ist es schweirig, meine Jüngste hat das toll gemacht, für sich gesprochen, widersprochen, grade gerückt - und das ernst und glaubhaft - dazu war sie lange nicht in der Lage..... und die Dame vom JuA, ich war nicht dabei, ich weiß nicht, was sie gesagt hat, auch mein Kind war nicht dabei, es hat sich geweigert, zu ihr zu gehen..... was mein Exmann daraus gemacht hat? Ich kann es weder widerlegen noch ganz glauben - andererseits ist es auch von JuA Mitarbeitern gut, zuzustimmen, nur dann "gewinnt" man ja ein gewisses Vertrauen und bekommt den Klienten zum reden...... von daher möchte ich mich da nicht einmischen. Ich sehe grad keinen Handlungsbedarf. Es ist durchaus möglich, das sie etwas ganz anderes gesagt hat, als mein Exmann es verstanden hat. Die Empfehlungen des Therapeuten legt er ja durchaus auch anders aus. Im Übrigen traue ich dem auch durchaus zu, das er das weiß - er war einer der seltenen Menschen die mich bestärkt haben, meinen Weg zu gehen und auf ein gemeinsames Miteinander mit dem Vater zu verzichten - das sei eben nicht immer möglich, sagte er damals und von daher sei es eine gute Entscheidung, Gespäche abzulehnen. Ich vertraue ihm..... und mein Kind auch, das ist alles, was wir da brauchen.

Und als meine Große mir die Geschichte mit dem Schild erzählte, da wusste sie nicht einmal mehr den Tag - sie kam nämlich irgendwann, lange Zeit später..... und erzählte mir das. Nicht Abends "weißt Du was Papa heute mit mir gamcht hat...." Es ist so verdammt schwierig unter solchen Umständen etwas zu tun..... oder glaubhaft zu sein. Papa hat ja immer glogen und die Tatsachen verdreht und im schlimmsten Fall einem tief in die Augen geschaut und gefragt "traust Du mir das wirklich zu?" Und er scheute sich nicht, das bei seinen Kindern ebenso zu machen, das war ja mein jahrelanger "Kampf", die Kinder zu stützen und sie zu stärken, auf das sie eines Tages selbst ihre Grenzen ziehen können.

Die Sache mit den Sparfächern sehe ich durchaus mit gemischten Gefühlen, zum einen weil sie immer in meine Erziehung und Grenzen gespielt haben, wenn ich "nein" sagte, aus guten Gründen - sagte Papa eben viel zu oft "Aber gern doch.........." und so verlief mein "nein" eben viel zu oft im Sand. Ich glaube nicht, das er ihnen das Geld weg nimmt, aber er wird es einfach nicht mehr auffüllen. Und wenn, ist es wieder etwas, das die Kinder lernen müssen, über Papa.

Der Therapeut war jedenfalls mit mir einer Meinung, das eine Beziehungspause für unsere Jüngste gut ist und zwar solange sie es will, solange sie ihr Wutphase hat, auf die sie ein Recht hat - und das gemeinsame Urlaube erst einmal keine gute Idee sind und wie gesagt, das Papa einen Umgang suchen soll, jenseits des großen Partylebens..... damit alle lernen, das es um gemeinsame Zeit geht, nicht um ein Leben am "mehr".....

Aber ich gebe Dir recht, ich glaube, das er genau damit große Probleme bekommen wird, weil das so gar nicht seine Art ist, von daher glaube ich auch, das diese Empfehlung nicht umgesetzt werden wird. Einfach weil es nicht seiner Art entspricht, auf die er, irgendwie ja auch ein Recht hat...... auch wenn es mir schwer fällt, er ist eben so.

Im Übrigen haben alle drei, als sie das hörten (es geht nicht um Sparbücher auf der Bank, die habe ich..... sondern um Fächer, die er, je nach Laune auffüllt) mit den Schultern gezuckt und gesagt "is auch nicht schlimm", das hat mich froh gemacht, sie finden es schade, aber es schmerzt sie nicht wirklich, schön, das sie es locker sehen können - das ist sicher etwas, das Papa sich anders vorgestellt hat.

Dir und Euch liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Ansa
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Update

Beitrag von Ansa »

Hallo Ihr Lieben,

momentan geht es bei und mal wieder drunter und drüber........... so ist das halt, wenn die Dinge in Bewegung sind.

Die Tochter meiner Freundin lebt immer noch bei uns, weil die Anträge (Bafög und Kindergeld) leider noch nicht durch sind, Mama hat viel dazubeigetragen..... aber das, ist eine andere Geschichte. Uns tut das Mädel gut..... sie ist hilfsbereit und wirkt sehr oft deeskalierend.

Aber ich will zum Thema kommen; und beginne bei meiner Jüngsten. Sie spricht immer noch nicht mit Papa, sie will erst wieder mit ihm reden, wenn er sich bei ihr für das, was er im Urlaub getan hat, entschuldigt. Sie ist da äußerst konsequent, weder hat sie ihm zu seinem Geburtstag gratuliert, noch spricht sie mit ihm; sie geht ihm aus dem Weg und nennt ihn nicht mehr "Papa" sondern bei seinem Vornamen. Und sagt "wenn er sich nicht bei mir entschuldigt, rede ich nie mehr mit ihm und wenn er darüber ins Grab sinkt." Okay...... muss man sehen.

Der Liebste und ich haben nun darüber nachgedacht, denn, gut es ihr mit dieser Entscheidung nicht. Aber am Ende ist sie wütend, entweder über Papa oder über sich selbst, weil sie etwas getan hat, hinter dem sie nicht steht. Uns ist erstere Variante irgendwie lieber.

Nun ist es leider so gekommen, das sie, durch ihr Verhalten und durch ihr beharrliches Weigern, "Papa" zu sagen und ihrem Verbessern der Schwestern, diesen sehr auf die Nerven geht. Sie alle waren in gleicher Situation, aber sie waren nicht so standhaft. Nach einiger Zeit und dem unweigerlichen Rückzug von Papa, sind sie umgefallen und haben nachgegeben. Das ihre "kleine" Schwester das nun nicht tut, ärgert sie, sehr. Mittlerweile gibt es deshalb auch richtig Ärger untereinander.

Und so ist unser Mittelchen zu Papa gelaufen und hat ihm gesagt, er möchte sich bitte bei ihrer kleinen Schwester entschuldigen...... und hat zu hören bekommen, das es nichts zu entschuldigen gäbe. Er habe sich richtig verhalten und würde das in der gleichen Situation immer wieder so machen..... und das Kind habe sich schlecht betragen, selbst in der Klink habe man ihr gesagt, "egal was Papa getan hätte, alles wäre falsch gewesen" (was auch stimmt, denke ich, aber es muss auf Seiten des Erwachsenen Grenzen geben). So ist sie hin und her gerissen, weil sie nicht glauben mag, das Papa so sehr lügt. Denn natürlich, er bleibt so standhaft bei seinem "ich hab gesagt, ich bringe Dich zu Deinem eigenen Schutz ins Heim", das er es mittlerweile selbst glaubt. Ich hab also meinem Mittelkind erklärt, das ich ihrer Schwester glaube, so, wie ich das immer mache, weil wir untereinander ehrlich sind und dass das leider bei Papa eben doch, ganz anders sei.

Am Ende ist ihr das aber egal, sie will grad ein gutes Verhältnis zu Papa haben, um jeden Preis......... also, wehe es wagt jemand etwas gegen Papa zu sagen, egal ob es berechtigte Einwände sind (und derer gibt es viele) oder ob es unser flapsiger Humor ist, dem einfach jeder zum Opfer fällt. Sie steht "neben" Papa und sagt, "meine Schwester ist schuld, sie soll sich benehmen und alles wäre gut." Dabei geht es ihr, in dem Konflikt (so etwas konnte sie noch nie gut aushalten) auch wirklich schlecht - nur weiß ich keinen Weg da raus.

Aber da mich ihre Not rührte, hab ich also Papa angerufen und ihn gebeten, sich bei unserer Tochter zu entschuldigen, der ist mir fast durch den Hörer gesprungen, ich hätte das Kind aufgehetzt, als sie aus dem Urlaub kam, war alles in bester Ordnung zwischen ihnen und dann das und nun säße sie in der Grube, in die ich sie gepackt hätte und käme da nicht mehr raus..... sie wolle nichts mehr von ihm wissen (was definitiv nicht wahr ist, sie leidet und sehnt sich nach ihm, beugt seiner Verweigerung aber derartig konstruktiv vor, das er nicht zum Zug kommt) und Mittelchen gehe, ob meines Verhaltens vor die Hunde. War ja auch schon immer so..... ich hab gesagt, egal, mal angenommen beide hätten etwas falsch gemacht (das Kind hat sich auch unbotmässig verhalten, das steht außer Frage), dann sollte der Erwachsene, als Lehrender, auf es zugehen und sich entschuldigen. Immerhin wäre man ja in der Pflicht, seinen Kindern etwas beizubringen. Das hab ich ganz vorsichti fomuliert, von mir aus..... aber er wischt es beiseite. Schmarrn, sie hätte sich zu entschuldigen, sie sei das Kind und Basta!

So stehen wir also da, Papa benimmt sich wie viereinhalb "ich will aber das rote Auto haben" und mein Kind zeigt mit seinen fast 14 ein Rückgrat das es mich schaudert. Aber meine Große meint nun, sie müsse nachgeben, ich glaub nicht, das sie das tun wird - sie wird ihren Standpunkt ändern, irgendwann, aber nachgeben? Was hat sie auch alles mit angesehen und durch gemacht? Das Nachgeben ihrer Schwestern, die Wut ihrer Schwestern auf sich selbst, und natürlich die stille Hoffnung, das Papa das niemals ihr antun würde, hat sie sich doch jahrelang gebeugt und ihm schön getan..... sein Verhalten trifft sie tief. Und Papa nutzt da wiederum das Mittelchen aus, andauernd unternimmt er etwas mit ihr, grad heute, mal eben auf den Weihnachtsmarkt, da ist er dann auch großzügig, zu dem Kind das mitkommt...... schwer auszuhalten, für alle. Gemeinsam kochen, bowlen und dies und das..... er zeigt Präsenz, beachtet seine Jüngste aber nicht mehr.

Mir bleibt nur, ihr zu sagen, das sie ein Recht auf ihre Wut hat und das sie ihre Meinung ändern darf, wann immer ihr danach sein mag...... Papa ist eben so, wie Papa ist, sie darf ihn lieben, aber sie muss nicht mögen, was er macht. Fällt ihr grad schwer.

So muss unser Mittelchen lernen, Mitgefühl zu haben (was sie nicht haben will, nicht in diesem Fall) und auch, Konflikte dieser Art auszuhalten, denn niemand vermag (außer ich mit meinem Schlichtungsversuch, von dem unsere Jüngste nichts weiß) das aufzulösen, Papa will Kapitulation, wie immer..... ich fürchte, dies Mal hat er sich getäuscht.

Zwischen meiner Jüngsten und der Großen kommt es immer wieder zu Sticheleien, die sich nicht vermeiden lassen, zu tief sind die Verletzungen aus dem gemeinsamen Urlaub und die Enttäuschung von einander. Mal geht es, mal geht es weniger.....

Der Streit um das Rückgängig machen, das ihre Schwester bei ihr durchgeht, hat jedenfalls dazu geführt (weil das geht ganz einfach nicht, alle Lösungen, die wir vorschlagen sind inakzeptabel für sie) das sie nun ausziehen will..... im Sommer, ich bin mittlerweile so erleichtert, weil es andauernd Riesenstress mit ihr gibt, das ich nur aufatme...... es ist auch egal, was man wie sagt, wir haben ein Kommunikationsproblem, das ich nicht lösen kann. Sie versteht andauernd etwas anderes, als wir sagen, weil sie interpretiert und meint, ich würde "durch die Blume" etwas anderes meinen, als ich sage. Und dann reagiert sie auf das, was sie meint zu hören - und das führt unweigerlich zu Zank und Streit, immer wieder. Es ist kaum auszuhalten.

Schon die einfache Frage, wann es Sonntagmorgen Frühstück gibt, kann zwei Stunden Streit nach sich ziehen und das nur, weil ich frage, wann sie los muss oder los will und sie dann antwortet, das sei doch unsere Sache wann wir aufstehen, sie wolle nur wissen, wann wir frühstücken. Seit über einem Jahr stehen wir Sonntags so auf, das wir gegen halb 9 Uhr frühstücken, damit wir gemeinsam essen, weil sie dann abgeholt wird und wir ihr zeigen wollen, das sie uns wichtig ist. Nun haben wir im letzten Vierteljahr zwei Mal darumgebeten, ausschlafen zu dürfen.......... und schon muckt sie rum..... und nimmt an, wir könnten das ja nun immer tun wollen. 50 mal für sie da sein sind hinweg gewischt durch 2 mal etwas anderes tun. :dampf:

Es gibt viel Streit mit ihr, momentan geht sie in unsere Beratungsstelle und spricht dort, das tut uns ab und an gut, weil sie sagt, was sie meint, oder das zumindest versucht... trotzdem habe ich ihr eine Therapie nahe gelegt, denn sie steckt voller Schuldgefühle, deren Ursache ich nicht erkennen kann und so voller Wut, das jeder der es will, sie durch einen passenden Spruch zum platzen bekommt. Dann ist sie in der Folge auf sich selbst sauer, denn wütend sein, ist unchristlich und - seit sie in der Gemeinde ist, mag sie sich selbst - immer weniger. Das tut mir in der Seele weh............ entsetzlich weh. Sie nimmt sich nur noch als fehlerhaft und sündig wahr. Und ich kann ihr nicht mehr helfen.

Nun gräbt sie "alte" Erinnerungen an Papa hoch und ich hab meine Liste wieder einmal aufgearbeitet und vervollständigt. Sie möchte sie gern lesen, weil sie das ein oder andere verdrängt hat und ich bin mir da sehr unsicher...... zwar hab ich die Dinge so sachlich wie möglich geschrieben, aber es sind auch viele Dinge dabei, die nicht im Beisein der Kinder passiert sind und die ein düsteres Bild von Papa zeichnen. Manches würde ihr sicher helfen, aber soll ich oder lieber nicht?
Ich bin immer ein Gegener von Kinder in alles einbeziehen gewesen und doch schwanke ich nun? Es geht dabei aber rein um die Belange der Kinder nicht um das, was zwischen uns als Paar war. Also all seine umoralischen Angebote etc. stehen hier nicht drin. Aber mein Schmerz und meine Tränen über das was passiert ist schon. Es sind 64 eng beschrieben DinA4 Seiten, ein einziger Graus..... wenn man das am Stück liest.

Immerhin reden wir darüber, über schuld sein oder nicht und auch wenn ich, wie damals auch, sage, "DU bist nicht schuld, denn DU bist und warst das Kind und wir müssen für Dich sorgen" so hat das damals nicht das bei ihr geweckt, was es sollte, aber heute, da rückt es in anderes Licht und das wird ihr am Ende gut tun, da bin ich sicher.

Euch liebe Grüße
Ansa

P.S. ich schau jeden Tag rein und lösche etwa täglich 90 Anmeldungen........... aber viel Zeit ist grad nicht, seid mir nicht böse. Ich denk an Euch.
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MarliJo

Re: Hilflos

Beitrag von MarliJo »

Liebe Ansa,

was diesen Konflikt zwischen deiner Jüngsten und dem Papa aus dem vergangenen Sommerurlaub angeht, fühle ich mich eigentlich nicht in der Lage, dazu eine Meinung abzugeben, ob und warum sich der Papa bei ihr entschuldigen sollte,...dazu fehlt mir einfach Einblick.
Ansich scheint es natürlich immer positiv, wenn ein Kind schon seinen eigenen Standpunkt vertritt und diesen auch rechtfertigt und eine Erziehung in diese Richtung finde ich gut und sinnvoll.
Ganz bewusst hinterfrage ich, ob es sich bei der starken Haltung deiner Tochter einzig und allein um Rückgrat handelt, oder ob es auch sein kann, dass ein wenig (pubertäre) Sturheit dahintersteckt, die in gleicher Weise auf die Sturheit deines Ex.Mannes trifft und somit Bewegung nicht mehr möglich macht ?
Rückgrat, Sturheit haben sicher nichts gemeinsam, aber beides liegt doch vermutlich dicht beieinander und kann verwechselt werden, wobei bei dem letzteren die Ursache wohl die Uneinsichtigkeit ist.
Vielleicht geht es um Mehr, als "nur" um eine bloße Entschuldigung, vielleicht geht es eher um die Einsicht, dass beide damals im Urlaub sehr übertrieben reagiert haben aus einer Überforderung heraus ? Die Frage ist nur, wie man auf diese Ebene kommt, wenn sich keiner bewegt,...außer die ältere Schwester, die verzweifelt versucht, in diesem Streit zu vermitteln. Eigentlich löblich, aber eigentlich auch nicht ihre Verantwortung. Grundsätzlich denke ich nicht, dass es ein schlechtes Zeichen sein muß, wenn sie sich dafür einsetzt, den Konflikt durch eine Entschuldigung mehr oder minder beizulegen, wobei ich mich frage, warum sie dies so vehement tut (nur damit irgendwann wieder Frieden herscht?) und es nicht den Betroffenen und dir überlässt. Sieht sie, dass beide (kleine Schwester und Papa) im Sommer Fehler gemacht haben und handelt aus der (unbewusten) Einstellung heraus, dass Fehler passieren und verzeihbar sein sollten? Falls ja, finde ich ihre Einstellung unterstützenswert.
Denn am Ende geht es doch nicht darum, dass EINER in diesem Konflikt "siegt", sondern dass man einsieht, dass es verletzende Reaktionen gab, die sachlich besprochen werden müssten und verziehen werden sollten. Schwerer Weg vermutlich und nicht gangbar, wenn nur einer nicht will.

Deine Liste,
klares Nein, meiner Meinung nach. Das ist DEINE Liste und gehört nicht in Kinderhände ! Auch wenn es "nur" um DInge geht, die die Elternebene betreffen und das Scheitern des Papas/oder deines? darstellen. Wenn du es trennen kannst, ich denke deine Tochter wird es nicht trennen können, was reine Elterneben ist/war und was Paarebene. Und ganz ehrlich, vermischten sich all diese Konflikte nicht auch,..zumindest manchmal ? Wie sollten Kinder dies auseinanderhalten können,OHNE dabei in einen Konflikt zu geraten?
Wenn deine Tochter Fragen hat, kannst du ihr sachlich erläutert, wie du dieses oder jenes wahrgenommen hast, ganz sicher. Aber eine 64-Seiten Liste (die ja auch subjektiv ist),..niemals, würde ich sagen. Das scheint mir zu sehr nach Aufklärung mit der Holzhammermethode. Das ist ja doch nicht Ansa, würd ich meinen.

Soweit einmal und liebe Grüße
MarliJo
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Lieber MarliJo,

ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort.

Meine Jüngste hat im Urlaub mit Papa das Machtgefüge testen wollen und ist auf viel Unverständnis geraten, in desse Verlauf Papa ihr mehfach gedroht hat, sie ins Heim zubringen, aus dem ich sie dann abholen könne, wenn ich denn käme......... das war einmal in Oslo und dann noch einmal in Dänemark. Nun bin ich trotzdem der Meinung, das ein Vater seiner Tochter so etwas niemals sagen sollte. Kommt es für mich doch dem "wenn Du nicht tust, was ich will - dann lieb ich Dich nicht mehr - und geb Dich weg" zu nah. Zudem er hinterher behauptete, er habe immer dazu gesagt, "ich tue das, um Dich zu schützen", was nun die von ihm bevorzugte Variante ist. Meine Große meinte, er habe es, zumindest dann beim zweiten Mal auch so ausgedrückt.

Ich finde, ein Vater sollte da mit gutem Beispiel voran gehen und sich entschuldigen, aus so einem Schritt entsteht dann alles weitere und das kann eigentlich für alle Beteiligten nur gut sein.

Worum geht es bei meiner Jüngsten? Zum einen um eine wirklich tiefe Verletzung und um eine Erschütterung des Vertrauensverhältnisses zu Papa. Immer, immer so lang ich mich erinneren kann, hat sie zu ihm gehalten - ist zu ihm gefahren, obgleich sie gesehen hat, wie garstig er zu ihren Schwestern war. Hat seinem "wenn Du auch nicht mehr zu mir kommst, wie Deine Schwestern" nachgegeben, weil, so sagte sie "ich muss dochd afür sorgen das Papa nicht traurig ist." Diese Übernahme von Verantwortung war mit ein Therapiegrund, denn sie ist nicht verantwortlich für das Glück der Großen. Und irgendwo hat sie fest geglaubt, das ihr so etwas nicht passieren wird, eben weil sie ja immer "lieb" war, wie gefordert und als sie das nicht sein wollte, weil sie sich auch entschieden hat, eben nicht mehr "Papa`s kleines Mädchen" zu sein und das deutlich zeigte, da kam dann so etwas. Ist es nun Trotz oder Rückgrat? Vielleicht ist es eine schwankende Mischung aus Beidem? Möglich das es neben den emotionalen tiefen Komponenten auch den Trotz gibt, der da sagt "Und ICH gebe nicht nach."

Das hat sie ja nun auch oft genug beobachtet, bei ihren Schwestern, die sich seinen Forderungen ergeben haben,hier geweint haben und ihre Wut an uns allen ausgelassen haben. Geholfen hat es nichts..... es gab immer ein Hin und ein Her. Ich glaube ihre Standhaftigkeit hat viele Komponenten.

Worum geht es meinem Mittelchen? Sie ist ein Kind, das Streit nicht aushält, sie kann es nicht leiden, wenn Unstimmigkeiten eine Zeit vorherrschen und gibt schon aus dem Grund häufig nach oder auf - um des sprichwörtlichen lieben Friedens Willen. Dafür ist sie dann auch häufig wütend, was wir als Familie abbekommen. Auch das hat meine Jüngste beobachtet, das alle Ärger mit Papa haben und sich nicht trauen ihn dort zu lassen und sie hat auch einmal gehört, das ich, voller Wut (das war damals, als Papa der Großen hinter unserem Rücken sehr viel Taschengeld monatlich geboten hat, wenn sie mit uns nicht dar+über spricht und das Ganze geheim hält) weil mein Kind so Explosiv war und jeden nur anschrie, und die ganze Familie vollkommen am Ende ar, gebrüllt hab, "Ich wünschte ihr würdet Eure Wut ein Mal dahin bringen, wo sie hin gehört, HIER kann niemand was dafür!"

Aber das ist bei uns so, immer wenn alle Ärger mit Papa haben, explodieren sie bei mir, weil Papa eben mit Liebesentzug oder auch Umgangsentzug, bis alle wieder grade gehen, seiner Meinung nach, reagiert. Da sie das nicht wollen - sind wir dran. Und ehrlich, ich bin auch langsam der Meinung, das ich das nicht mehr will, sie sind 16, (fast 17), 18 und 13 (fast 14), da ist es an der Zeit den anzuschreien, der etwas dafür kann - ich kann ja nicht mal etwas an den Situationen ändern.

Also geht es bei meinem Mittelchen um Ausgleich und Ruhe, das ist einerseits auch ihre Begabung, Streit schlichten, so dass alle ihr Gesicht behalten, wenn sie das möchte; nachgeben, wenn ihr andere Dinge wichtiger sind oder eben auch vermitteln. Und nun ist sie sauer, weil das nichts nutzt..... auf Papa wohlbemerkt, aber ihre Schwester brüllt sie an, denn die könnte nachgeben und sie hätte Frieden. Ganz klar, wenn Papa nicht nachgibt, dann muss es das betreffende Kind tun. Damit hab ich aber dann doch so meine Probleme.

Und meine Große? Sie weiß, das ich ihr die Liste nicht geben will, wir haben darüber gesprochen. Sie ist nur auf der Suche nach der Ursache für einige ihrer Verhaltensweisen, ihr Gefühl, für alles die Verantwortung zuhaben; ihre Schuldgefühle an anderen Stellen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie laufen sollten.... in der Liste stehen so manche Vorkommnisse, die ihr dabei helfen würden, die Dinge zu sortieren, zu erkennen und auch zu bearbeiten.

Ich hab vorgeschlagen, zu einem der Gespräche mit ihrer Beraterin (die ich gut kenne, durch die anderen Kinder) mitzukommen und das ein oder andere zu erzählen, eventuell, falls die Beraterin das möchte, würde ich einen Teil der Liste auch ihr selbst geben. Natürlich ist mein Kind da ein wenig angefasst, "ich bin doch nun schon so groß," sagt sie, "wann kann ich die denn haben?" Ich hab schon gesagt, das es meine Liste ist und das ich sie eben auch hab, um nachsehen zu können, wann was war, aber nicht, damit alle wissen, was Papa genau gemacht hat. Die Grenzen die es da zu wahren gilt, sind wohl sehr knapp. Einerseits Schutz, andererseits Aufklärung, nur für wen? Immerhin empfand sie den Vorschlag als Alternative und würde ihn akzeptieren.

Sie möchte verarbeiten, auflösen und erkennen und ich werde alles tun, um ihr dabei zuhelfen, denn solche Dinge entscheiden über vieles in ihrem späteren Leben. Erkenntnis ist der erste Schritt. Obgleich ich immer gesagt habe, Du bist nicht schuld daran, haben die Worte ihrer Beraterin ein ganz anderes Gewicht als meine, gegen Papa, Oma, Opa und den einen oder anderen..... das war auch mein schlagkräftigstes Argument für diese Beratung, "sprich mit jemandem darüber, der einfach keine eigenen Interessen verfolgt, so wie Papa oder ich, jemand der neutral ist und dem es wirklich nur um DICH geht." Ich hab keine Angst vor meinen Fehlern, auch die können aufgelöst werden, wenn es nötig sein sollte.

Ich geb Dir uneingeschränkt Recht, das sie Papa in schlechtem Licht stehen lässt, so leid mir das tut.... von meiner Seite aus hab ich alles aber auch wirklich alles getan, um das zu verändern. Mediationen, Gespräche bei den Therapeuten der Kinder, Elterngespräche schon in den besuchten Trennungsgruppen, Gespräche beim JuA und nicht zuletzt auch vor Gericht - egal was es für Möglichkeiten gegeben hätte, er hat alle abgelehnt, weil ich ja alle um mich herum beeinflusse und kontrolliere... jeder der gesagt hat "naja, da hat die Mutter nicht ganz unrecht" war sofort raus......... mir war schon klar, das meine Kinder aus diesen Verhältnissen nicht unbeschadet raus kommen und das Folgen entstehen werden.

Mein Schweitern? Manchmal, in stillen Momenten denke ich darüber nach, ob es klüger gewesen wäre, die Kinder bei ihm zu lassen? All das, was passiert ist, wäre nicht geschehen, hätte ich seinem Wunsch, sie haben zu wollen, nachgegeben.... ich hätte so einen Schmarrn niemals veranstaltet. Von daher, vielleicht? Vielleicht ist der Gedanke aber auch illegitim, denn nach alles was ich weiß, wäre es ihnen nicht gut gegangen, aber, das frag ich mich, ist es ihnen so gut gegangen? Ich hab es als meine Pflicht gesehen, für sie da zu sein und sie groß zu ziehen, Papa hätte es nicht vermocht, samt Firma und langem Arbeiten, sie wären entweder bei seiner Liebsten gewesen oder bei seiner Mutter? Und ich bin mir sicher, das ich da noch immer die erste Wahl gewesen wäre.

Danke für Deine Überlegungen
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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