Hilflos

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Loveblume
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Re: Hilflos

Beitrag von Loveblume »

Liebe Ansa,
ich verfolge deine Therads immer sehr gerne und habe auch in den letzten Monaten gesehen das bei euch einiges passiert mag vlielleicht daran leigen, weil deine Kinder "langsam" erwachsen werden. Ich glaube es findet auch eine gewisse Ablösung von ihr zu dir statt, und leider muss ich dir sagen was du mit dddiener Tochter durch amchst, mache ich mit meiner Mutter durch (aber das ist jetz nich das Thema).

Ich stell es mir als Mutter sehr schmerzvoll vor sein Kind verlieren zu sehen. Ohne dir jetzt auf die Füße treten zu wollen liebe Ansa, aber viellleicht solltest du mal über professionelle Hilfe für dich selbst zu suchen ?

Liebe Grüße
13,5 verdammte Jahre meines Leben sind kaputt,
bis zur Grundschule war das Leben noch in Ordnung.
Bist du mein geliebter Vater gings - ein Kinderherz wurde gebrochen
Girl-Soccer
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Re: Hilflos

Beitrag von Girl-Soccer »

Hey

Ja, ich muss auch mal wieder loswerden, was in meinem Kopf dazu abgeht.

Ich sehe es auch so, dass deine Tochter sich wohl ihren Weg von dir weg bahnt.
Doch sei froh: Die Werte, die du ihr mitgegeben hast, die vergisst sie nicht so schnell.
Manchmal ist es wichtig, alles auf den Haufen zu werfen, erst mal alles, was man früher geglaubt hat zu VERwerfen.
Und ich kann mir vorstellen, das ist viel leichter zu machen, wenn man da etwas neues, gar Gegenteiliges hat,
an dem man sich dann festhalten kann.
Stell dir vor, jemand hangelt sich an einem Seil über eine Klippe. Es wird aber Zeit, das Seil loszulassen,
aber man ist sich selber noch nicht sicher, welches Seil das Neue sein soll. Das kann man aber nur herausfinden,
wenn man das alte loslässt. Also nimmt man sich erst mal irgendein neues.
Und dann, wenn das alte vollständig losgelassen wurde, lernt man, welches Seil wirklich für einen bestimmt ist.
Sei es deine Richtung, die Richtung dieser Kirche, etwas ganz anderes oder eine individuelle Mischung daraus.

Sei froh, dass sie erst mal ein Seil gefunden hat, sonst wäre die Gefahr gewesen, dass sie fällt.
Aber daran, dass ihr euch so sehr an der Geschichte reibt, sieht man auch, dass sie das alte Seil noch nicht ganz losgelassen hat.

Ich persönlich habe das alte Seil jetzt beinahe ganz losgelassen. Und ich bin ein Stück gefallen,
weil ich mir nicht gleich das nächst beste geschnappt habe. Ich bin immer noch so ein bisschen im freien Fall,
muss ich sagen. Aber ich weiß mit jedem Tag mehr, welches mein nächstes Seil.
Beim Loslassen hat mir dieser unglaubliche Abstand durch den Auslandsaufenthalt geholfen.

Ich kann dir wohl nur sagen:
Versuch, deiner Tochter beim Loslassen zu helfen. (Hilfe, ich kann dir nicht sagen, wie das geht.)
Trotzdem gefällt mir die Geschichte mit dieser Kirche überhaupt nicht...
Meine Mutter sagt immer: "Es gibt kein Schwarz-Und-Weiß". Vielleicht kannst du ihr das in anderen Situationen nahebringen,
sodass sie ein Gefühl dafür bekommt, ihren eigenen Kompromiss mit den Grund auf verschiedenen Ansichten zu finden?

Oder schmeiß sie für eine Weile aus dem Haus :D

Liebe Grüße von Girl-Soccer, die sich wundert, dass sie sich kaum müde fühlt... das rächt sich morgen, ich bin sicher -.-
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

So Ihr Lieben,

nun ist sie also getauft und im rechten Glauben.... wir haben sie begleitet und ihr, hoffe ich, deutlich gemacht, das sie uns wichtig ist.

Papa und zu ihrer großen Freude auch Oma, sind gekommen um sie zu begleiten. Zwischen den drei Gottesdiensten gab es dann eine längere Pause und wir waren mit Papa gemeinsam Mittagessen. Das hat allen Kindern unglaublich viel bedeutet..... und verlief dann auch ganz entspannt. Für sie ist so eine "Normalität" ungeheuer wichtig, etwas gemeinsam tun. Wie sagte meine Jüngste "endlich kann ich mal mit meiner ganzen Familie etwas gemeinsam unternehmen, wir gehören doch alle zusammen." :/:

Da merkt man eben, das die Trennung eines Paares, egal wie gut und richtig sie ist, immer Spuren hinterlässt und immer Folgen hat, die man nicht haben möchte und doch leben muss. Aber das gehört einfach dazu.

Oma fuhr nach der direkten Taufe wieder nach Hause und war sichtbar "angepisst" (sorry, das fand ich sehr überzogen, weil ich den Glauben von anderen schon achten möchte) von dem Nonsens, sie äußerte sich dem Liebsten gegenüber ein wenig, aber zurück haltend und mir gegenüber gar nicht..... das Wichtigste war, sie war dabei und mein Kind hat sich sehr gefreut.

Die Familie ihrer Freundin hat uns, ich kann es nicht anders nennen, sehr liebevoll begleitet. Ich mag die Mutter ihrer Freundin auch ausgesprochen gern. Überhaupt mag ich so einiges aus diesem Gemeindeleben sehr gern, nicht zuletzt die Beschäftigung mit Werten und das Leben nach diesen. Obgleich das bei mir eben Grenzen hat. So hat man mich auch öfter angesprochen, das man uns bewundert, eben weil wir sie ihren Weg gehen lassen. Na ja...... das sehe ich geteilt.

Aber der Zusammenhalt ist schön, die Kranken, die nicht kommen können, bekommen einen Mitschnitt des Gottesdienstes, diejenigen die kein Deutsch können, eine Simultanübersetzung und die Jugend besucht die Kranken und Alten und singt mit ihnen gemeinsam. Es wird nicht gelästert oder abfällig geschaut, kein einziger "abwertender" Blick der uns begegnet ist, ganz im Gegenteil, wir haben uns gut angenommen gefühlt.

Und die Freundinnen meiner Tochter sind auch gekommen, sie alle sind sehr aufgeschlossen und ohne Berührungsängste. Das ist auch dem Liebsten sehr positiv aufgefallen. Wir haben jedoch nicht über Glaubensfragen gesprochen, sondern einfach über dies und das..... es war ein angenehmer Tag.

Einzig Papa war gegen Ende ein wenig angefasst, er wollte gern mit zum Abendmahl gehen (wir sind zum Nachmittagsgottesdienst nicht mitgegangen, weil wir unsere Tocher im Kreis ihrer Gemeinde für sich lassen wollten) und durfte nicht, ausdrücklich nur in dieser Gemeinde Getaufte sind erwünscht, sagte man. Hmh - und da ist sie dann wieder, die Frage die sich stellt: würde Jesus das auch so sehen oder hat er gesagt "lasset alle zu mir kommen?" Aber das war für uns an diesem Tag kein Thema.

Ich erzähl mal noch ein wenig zu der Gemeinde. Sie ist russischstämmig, das heißt, beinahe die komplette Generation meines Alters ist noch dort geboren und hat die ersten Jahre dort verbracht. Nachkommen der nach Russland umgesiedelten Menschen, die Katharina die Große einmal geholt hat. Sie alle kennen noch Verfolgung, Demütigung, mangelnde Anerkennung und gewiss auch materielle Armut. Die Kinder im Alter meiner Tocher plus-minus 5 Jahre sind hier geboren.... und manche Alte (also wirklich Alte) sprechen immer noch kein Deutsch. Der Zusammenhalt untereinander ist demzufolge auch ein völlig anderer als das bei uns so üblich ist.

Man hat etwas gemeinsam erlebt, durchlitten und erfahren, selbst hier - dort waren sie keine Russen - hier sind sie keine Deutschen, immer noch nicht, die Kinder sprechen ohne Akzent, die Eltern kaum. Solche Dinge verbinden einfach, das ist überall auf der Welt so.

Als der Älteste erzählte, wie seine Taufe war, nachts vom Vater geweckt "psst komm, heute ist Taufe und sei leise damit uns niemand hört" das war prägend und hat viel in ihm bewegt. Es war verboten und musste unter allen Umständen geheim gehalten werden, was war das für ein Leben, grade für Kinder? Und die Lieder? Keine kirchlichen Melodien.... alles Volksweisen, da konnte man immer sagen "ist ein altes Volkslied meiner Heimat" wenn man erwischt wurde - solche Dinge ziehen sich durch und prägen. Und Menschen, die nirgends zu Hause sind, die halten eben an Traditionen und an überlieferten Ritualen fest, sie haben nichts anderes als das. Obgleich, dadurch haben diese Lieder auch eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die ich bei unseren kirchlichen "Trauergesaängen" durchaus oft genug vermisse.

Ähnliches habe ich ja auch bei meiner Schwägerin aus der deutschen Gemeinde in Südafrika gehört. Dort ist Tradition nicht die Weitergabe des Feuers, sondern der Asche..... bewahrt auf alle Ewigkeit. Vermutlich würden wir das ebenso machen?!

Wir haben ihr, als Erinnerung an diesen Tag ein Silberarmband geschenkt mit einem klassichen "Glaube-Liebe-Hoffung", auch um ihr deutlich zu machen, das wir ihre Wichtigkeit des Ereignisses anerkennen und achten.

Das Zusammenleben hatte sich grade ein wenig beruhigt - bis letzte Woche - da hab ich sie gebeten, ihren Jugendleiter zu fragen, ob sie für die Reise nach Schweden vielleicht noch einen Platz für die Freundin ihrer Schwester frei hätten (sie sollt noch ein Praktikum machen und kann nicht mit uns fahren und ich suche eine Möglichkeit sie kostengünstig nachzuholen) Da ist sie von jetzt auf gleich, für mich völlig unerwartet, geplatzt! Hat mich angebrüllt und getobt, das wäre ihre Fahrt und sie hätte keinen Bock sich um das Mädel (kennt sie aber auch seit sie klein ist und das Mädel ist 16) zu kümmern, keine Lust, neben ihr zu sitzen, nö - das wäre ihre Fahrt! Ich war so perplex, das ich nichts mehr sagte............. außer, dass das ja weder jemand erwarten noch fordern würde. Das mit dem kümmern, mein ich jetzt.

Als sie mir dann später erklärte, das würde aber die Gemeinde so fordern, also, jemand, der wen mitbringt, der hat sich auch um ihn zu kümmern.......... und das wolle sie nicht. Sagte ich, weil ich einfach nicht wusste, was sie will - aber ich dachte, es geht darum, dazu zu gehören und mitzumachen? Jedenfalls hab ich nicht verstanden was sie will und sie nicht, was ich will. Aber - ich war sooooo sauer, am liebsten hätte ich sie ausgesetzt. *grummel* Da tut man was man kann, für alle Freundinnen der Kinder und dann sowas?

Christiane meinte dazu, sie habe ein Recht darauf das zu wollen und ich keines, das einzufordern..... schön, aber das nächste Mal hab ich gesagt, wenn es um die Organisation ihrer Freundin geht, sei ich draußen. Familie sähe für mich anders aus. Christiane meinte, ich solle nicht bockig sein, aber für mich ist das eher eine Folge.... also, wenn sie nichts für uns tun möchte, muss ihr das ja gefallen, das ebenso zu leben?

Ich bin jedenfalls enttäuscht, auch wenn ich mittlereweile verstehe, das ihr der Status "umsorgt" zu werden (obgleich der nach der Taufe entfallen müsste) ganz wichtig ist. Aber jetzt gehört sie dazu...... und eigentlich... naja, sie wird das schon merken irgendwann.

@ Liebe Loveblume, danke für Deine Gedanken dazu, ich glaub aber nicht, das ich mein Kind am Ende verliere - es ist nur schwer, wenn die Werte und all das, was man sich ein Leben lang erarbeitet hat, einfach so über Bord fallen.

@ Liebe Girlsoccer, ja ich denke, ich sollte mir ein wenig mehr vertrauen - das fällt mir grad schwer.... und ich hoffe, Du hast bald mal Zeit für ein bisschen Erholung.

Euch allen liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Muckelmaus
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Re: Hilflos

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Ansa!

Deinen kompletten Threat habe ich nicht gelesen, wohl aber deinen letzten Beitrag. Spontan möchte ich dir dazu meine Gedanken schreiben und hoffe, dass ich die richtigen Worte dafür finde ....

Zunächst einmal möchte ich dir und deinem Liebsten meine Hochachtung dafür aussprechen, dass ihr eure Tochter an diesem - für sie - so wichtigen Tag begleitet habt. Ihr habt sie spüren lassen, dass sie diesen Weg gehen kann, ohne von euch allein gelassen zu werden. Das halte ich für ausgesprochen wichtig, zumal sie weiß, dass ihr eigentlich mit diesem Weg nicht ganz einverstanden seit.

Ganz konform gehe ich allerdings nicht mit Christiane, die dir Bockigkeit vorhält, wenn du deine Tochter um etwas bittest und sie fast schon ausflippt. Nein - du bist nicht bockig, sondern konsequent. Familie funktioniert nur, wenn es ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist. Du hilfst mir nicht? In Ordnung, dann spüre aber bei nächster Gelegenheit einmal selbst, wie es ist, keine Hilfe zu bekommen - nicht mehr und nicht weniger. Kinder und auch Teenager lernen nun mal nur eigene Erfahrungen, durch Konsequenzen die aufgrund ihres Handels entstehen. Aber das weißt du selbst sicher noch viel besser als ich :)

Werte, dich ich versuchte zu vermitteln, vorzuleben - sie zählen auf einmal nicht mehr. Das sehe ich bei meiner Ältesten in der letzten Zeit so häufig. Da wird die eigentlich heißgeliebte Oma im Stich gelassen, obwohl sie um Hilfe gebeten wurde, weil es wichtiger ist, gerade an diesem Tag das Kleid für die Abschlußfeier in der Schule zu kaufen. Ich habe ihr gesagt, dass ich dieses Handeln nicht richtig von ihr fand, aber es interessierte sie nicht. Oma könnte ja auch von jemand anders Hilfe bekommen. Warum denn ausgerechnet von ihr und dann auch noch ausgerechnet an diesem Tag?
Da frage ich mich, habe ich ihr das vorgelebt? Natürlich zweifelt man da an sich und seinen Fähigkeiten als Mutter. Es fällt mir schwer darauf zu vertrauen, dass sie das alles eigentlich verinnerlicht hat, es im Moment nur nicht findet oder sieht. Es fällt mir schwer darauf zu vertrauen, dass sie eines Tages auf diese Werte wieder zurückgreifen wird.

Ach Ansa - was können wir tun?
Wir haben ihnen vorgelebt, was uns wichtig und richtig erschien und erscheint. Was sie daraus machen? Das liegt wohl nicht mehr in unserer Hand ....

Fühl dich von mir gedrückt
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Hallo Ihr Lieben,

ich hab mir ja gaaanz fest vorgenommen, nichts mehr zu sagen, wenn sie mir das ein oder andere erzählt, jedenfalls nichts - was sie kränken könnte. Abere so leicht ist das alles nicht *tiefseuftz*

Gestern erzählte sie mir Spaghettitops seinen unangemessene Kleidung, mal sehen, wir haben 34° draußen...... und sie dürften auf der Jugendfreizeit (sie fährt für eine Woche mit der Gemeindejugend weg) solche Tops nur im Mädchenhaus tragen, öffentlich nicht. Okay..... tief durchgeatmet und gefragt "ach, unangemessen? Was macht Ihr denn da erst, wenn Ihr schwimmen geht?"

"Wir gehen nicht zusammen schwimmen" sagt mein Kind, "wir teilen uns die Tage am See, die Mädchen Montags und die Jungs Dienstags oder so...." :oah: und *insKomasink* "waaaas?" "Na klar, denkst der xxx will, das irgendwer seine Freundin im Bikini sieht...... ist doch unanständig!" Ich hab gedacht, es donnert und natürlich gefragt, ob sie denn Badekleidung tragen würden oder ob sie im Tschador ins Wasser gehen. Worauf mein Kind empört war..... aber ich war so geschockt! Ich dachte das Mittelalter wäre vorbei? Also.... ich mein, irgendwie leben wir doch im 21. Jahrhundert? Und ich sorge mich auch, das diese Prüderie irgendwelche Auswirkungen auf ihr Leben haben wird. Körperlichkeit wird ja schlecht gemacht...... ist ja so negativ besetzt? Und ich finde es so wichtig, dass das einfach anders herum ist.

Man darf zwar miteinander befreundet sein, aber mit dem festen Ziel hinterher auch zu heiraten. Also man geht sozusangen miteinander, ohne Übernachtungen oder weitere Zärtlichkeiten, denn das bleibt der Hochzeitsnacht vorbehalten. Kein Wunder das sie alle so früh heiraten - aber, die Sache hat auch etwas Gutes, wenn beide keine Erfahrungen haben, dann halte ich es durchaus für möglich, das man sich gemeinsam entwickelt, weil man lange auf etwas gewartet hat und ich kann mir durchaus vorstellen, das diese Ehen länger halten als andere? Ich höre da immer nur die Worte meiner Mutter, als ich 14 war "Kind, das macht keinen Spaß, ich weiß nicht was die in den Büchern da immer drüber schreiben, aber die Männer brauchen es und so müssen wir da eben durch." Noch heute schüttelt es mich, wenn ich das höre - ist aber wohl eher persönlich und gehört am Ende zu den Freiheiten die meine Tochter so leben darf?! Ach je..... :(

Und auf der anderen Seite, mal ehrlich, wenn Spaghettitops unanständing sind, wieso werden die dann innerhalb des Mädchenhauses getragen? Entweder sind sie es oder sie sind es nicht? Denke ich da verquer? Klar gibt es Kleidung für Freizeit und drinnen, aber unanständig wäre für mich dann auch immer unanständig? Na ja..... sie muss halt solche Wege gehen, aber mir ist das sehr suspekt.

Euch liebe Grüße
Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Bolz »

Hi Ansa,

also irgendwie hört sich das für mich an, als werden die Vorschriften immer bescheuerter. Das mit dieser künstlichen Keuschheit bekommt sie doch wohl nicht erst seit gestern mit, aber es hört sich für mich so an, als kramt Deine Tochter jeden Tag noch ein Häppchen raus um zu testen, wann Du ausflippst.

Kann es sein, dass sie den Punkt sucht wann Du genug hast und nicht mehr mitspielst ? Und gibt es diesen Punkt bei Dir überhaupt ? Ich bin mir da langsam auch nicht mehr so sicher...Bei dem ganzen Chaos was Du da um Dich hast wäre ich schon lange durchgedreht, was würde eigetnlich passieren, wenn Du jeden Tag mit so verrückten Ideen Deine Kinder belastest, so wie sie Dich ?

Lg
Bolz
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Liebe Bolz,

künstliche Keuschheit..... :D klingt irgendwie seltsam.... aber doch, das ist ja das, was meinen Liebsten und mich so aus der Fassung bringt, oder der Punkt, an dem wir eben spüren, das wir ganz anders als unser Kind an die Gemeinde und das Leben in dieser heran gehen, als unsere Tochter dies tut. Sie denkt eben nicht weiter..... nicht darüber nach, was bedeutet das für mein weiteres Leben. Meine Frage nach "wie ist denn das später, könnt ihr dann nicht mit Euren Kindern gemeinsam schwimmen gehen?" lässt sie schreiend zuzammen zucken, später sei später und jetzt wolle sie ihr Leben leben und das sei schwer genug.

Da bin ich dann Fassungslos und kann nur erklären, das Eltern eben doch weiter sehen würden und sich Sorgen machen......

Sie denkt über viele Dinge nicht nach, sie nimmt sie hin - und hinterfragt nicht, weil sie dazu gehören will. Auf der anderen Seite zeigt das aber auch, das sie Regeln annehmen und anerkennen kann, hier unsere und dort andere. Das macht natürlich etwas mit ihr...... wenn nicht bewusst, dann in jedem Fall unbewusst und viele ihrer Gefühle sind unbewusst, sie steht quasi eber neben sich als mit sich, das stelle ich jeden Tag aufs Neue fest. Und natürlich bedeutet das Konfliktpotential für uns alle.

Meine Grenzen sind einfach erreicht, nur ist es nicht so einfach wie es scheinen mag. Ich hab ja mehrere Ziele bei dieser Auseinanderstzung. Zum einen möchte ich, das wir weiterhin ein gutes Verhältnis haben - zum anderen habe ich ihr Zeit meines Leben vorgelebt, das ein jeder so leben kann und darf, wie er möchte und das mir das nicht gefallen muss - sofern der andere mir das Gleich zugesteht. Wie könnte ich das, wenn es nun um mein eigenes Kind geht, in Frage stellen? Wie könnte ich ihr eine Grenze aufzeigen und sagen "SO nicht" wenn es dem widerspricht, was wir gelebt haben, solange es uns gibt?

Geht es um Verrücktheiten? Oder um andere Lebensansichten? Kann ich nun anders reagieren als ich es ihr beigebracht habe? Gut, sie tut das grade, aber ist das nicht auch das Vorrecht der Jugend? Und ja, ich glaube auch, das wir beide daran lernen, etwas Neues - egal was dabei heraus kommt, ich will, das sie immer weiß, das sie zu uns gehört und das sie weiß, das sie unser Kind ist, egal wie sie sich entscheidet, leben zu wollen.... das ist ihr Recht. Sie muss nicht mein Leben leben, meine Werte übernehmen oder irgendwelche Erwartungen erfüllen. Und das ist auch für mich immer wieder eine neue Herausforderung.

Dir liebe Grüße
Ansa
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Gerda
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Re: Hilflos

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

bei dem Tschador habe ich schallend gelacht :D . Darauf muss man erst mal kommen!

Ich finde, dein Thread gibt Stoff für viele Serien einer Staffel über eine Patchworkfamlie. :D

Ich finde alles nicht so schlimm, was deine Tochter da erzählt. Im Gegenteil. Zum Teile sehe ich daran auch sehr positive Seiten. Klar, "unanständig" ist eine Wertung, die nicht in eine freiheitliche Geisteshaltung gehört. Aber ansonsten scheint es mir eine günstige Haltung, nicht zuzulassen, dass Mädchen sich sexuell zu Markte tragen, wie das heute üblich ist. Das führt dazu, dass Mädchen sexuelle Erfahrungen machen, für die sie noch gar nicht die körperliche, intellektuelle und vor allem auch seelische Reife haben. Es ist zwar mit diesem "unanständig" mehr als ungeschickt und geht damit auch wieder in eine Richtung, die ich auch nicht wollte; aber das läßt sich durch Gespräche vielleicht doch relattivieren.

Hast du diese Rapsongs schon mal gehört, die gewaltverherrlichende Sexualität mit Mädchen und Frauenverachtung zum Inhalt haben? Angeblich hören das alle männlichen Jugendlichen und die Mädchen natürlich auch. Dem gegenüber starke Grenzen aufzuzeigen mit ethisch-moralischen Regeln finde ich total beruhigend, ehrlich gesagt. Du hast keine Jungs, aber weißt du, viele von ihnen haben ab 13, 14 nix im Kopf als Sex und werden rundherum durch unsere sexualisierte Kultur dazu nur angestachelt. Insofern kommen mir diese altbacken daherkommenden Regeln nicht so verkehrt vor. Nur eben diese Wertungen von unanständig. Aber andererseits, vielleicht wäre es auch interessant, zu hören, was das denn ist, diese Unanständigkeit. Was genau ist unanständig? Steckt womöglich ihr eigenes gesundes Schamgefühl dahinter, das sie sich behalten konnte, letztlich, weil sie von dir so ermutigt worden ist, zu dem zu stehen, was sie fühlt? Wie wäre es überhaupt, wenn sie etwas fühlt zu dem, was ihr da an Regeln übergestülpt wird? Wenn die Regeln in ihr eine Resonanz machen, dass sie für etwas stehen, was sie in sich so spürt? So, wie du deine Tochter schilderst, kommt sie mir nicht so vor, als könnte man mit ihr alles machen, was sie fühlt, dass sie nicht will. Vielleicht geht diese "unanständig"-Geschichte über das Ziel hinaus, aber das Ziel ist etwas, was eigentlich zu begrüßen ist?

In dem buddhistischen Kloster, wo ich regelmäßig praktiziere, gibt es auch Kleiderregeln. Sie heißen nicht "unanständig", sondern sie werden klar formuliert als "die Schultern und Knie müssen bedeckt sein". Erklärt wird, dass es den Mönchen, die im Zölibat leben, dadurch leichter wird, ihre Sexualität zu kontrollieren. Das denke ich, ist für die Jungs auch so, dass es für sie leichter ist, wenn sie nicht ständig solchen Reizen ausgeesetzt sind, die nun mla unsere Töchter haben.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Liebe Gerda,

ich bin immer dafür, das junge Mädchen auf sich achten und ihre Haut nicht zu Markte tragen, aber zwischen kompletter Verklemmtheit und hinter jeden Busch springen liegen eben doch Welten? Ich sehe das an meinem Mittelchen, das zwar (nach meinem Empfinden zu früh) einen festen Freund hatte, das aber weit davon entfernt ist, sich von jedem anmachen zu lassen oder begrabbeln.... sie geht das Ganze, glaub ich, sehr zeitgemäß an und natürlich. Jetzt, nach ihrem ersten Freund, langsamer und umsichtiger als vorher, aber durchaus bewusst und aufmerksam. Wenn ihr eine blöd kommt, dann zieht sie Konsequenzen. Sie übt, auch Beziehung und Möglichkeiten. "Ich will nicht, das jemand so mit mir umgeht!" sagt sie und ich finde das ganz wertvoll.

Während die Mädels aus der Gemeinde da schon sagen "ach, solche Sachen entscheidet später mal mein Mann, da muss ich nicht drüber nachdenken" und natürlich graust es mich da...... das erinnert mich so sehr an "gelebt werden" statt an "selber leben". Aber das sind Gedanken und hin und wieder, vielleicht auch nur Kopfkino? Ich kenne solche Songs und ich kenne das Buch von Bernd Siggelkow "Deutschlands sexuelle Tragödie", er ist Pfarrer in Berlin und hat dort die Arche gegründet - was er da beschreibt lässt einen Fassungslos zurück........... und auch die Frage aufkommen, ob man solche Bücher schreiben darf, ohne das Gesetzt einzuschalten? Aber das ist ein anderes Thema. Nur denk ich immer, es gibt ja auch etwas dazwischen?

Und, die Dinge machen etwas mit meiner Tochter - sie lebt zweifach.... hier bei uns geht sie eben gemischt und mit allen schwimmen, (als Beispiel) in ihrer Gemeinde undenkbar und eben auch unanständig. Auch wenn sie nicht über solche Dinge reden mag, das tut etwas mit mit ihr. Ich glaube auch, das bei ihr durch diese Dinge Druck entsteht, der einen Teil ihrer Wut (und sie ist unterdrückt extrem wütend) hervor ruft. Hier trägt sie Hosen, dort nur Röcke...... dort ist Homosexualtitä unerwünscht und böse, hier völlig normal. Da entstehen Konflikte, die sie gar nicht bewusst wahr nimmt.... und mehr und mehr schwindet ihr Selbstbewusstsein. Ihre Sicherheit etwas auszuprobieren.......... hier erzählt sie mir, das meine wahre Bestimmung darin liegt, mich um die Familie zu kümmern, darin, diese zu versorgen - das muss mich glücklich machen und das Selbstverwirklichung eben eher na ja.... also, sie hat sich nicht getraut, das klar zu formulieren, aber doch ne - ist nicht so gut..... wenn man zu Hause zu wenig zu tun hat (???), könne man ja in der Gemeinde Aufgaben finden.... Arbeiten gehen ist okay, aber eben nur ihm Rahmen der familiären Versorgung. Mal sehen, wie sich so`n Schmarrn entwickelt. Noch - will sie ja nach ihrer Ausbildung studieren. Eigenes Leben von Müttern? Ich konnte mit ihr nicht darüber reden... leider. Das macht mich traurig und ratlos.

Ihre Schwester ist grad sauer, es ist ja so, das wir eine Woche hier in Schweden verbracht haben, und sie dann unbedingt am Freitag zurück fliegen musste, um am Samstag (um 5 Uhr morgens) wieder mit dem Bus nach Schweden zu fahren........ und nun sagen die Mädchen ihrer Gemeinde "warum bist Du nicht oben geblieben?" Anstatt dort zu sagen "die Fahrt mit Euch war mir soooo wichtig", (das war bei uns ihr Argument, das sie kreischend verteidigte.....) sagt sie, ich musste doch meine Schwester begleiten, die hat so Flugangst. Die ist aber nur geflogen, weil meine Große den Flug schon hatte..... Wir waren von der Fliegerei so unbegeistert, das sie den Flug selbst zahlen musste, zu der Freizeit (das sind 120 km von unserem Haus entfernt) hätten wir sie gefahren..... Aber ich befürchte eben, das sie solche Dinge öfter "verdreht" und dadurch in Loyalitätskonflikte gerät, die hauptsächlich ihr eigenes Leben und Erleben schwer machen. Denn das Bibelgebot "Du sollst nicht lügen" wird von ihr 1:1 umgesetzt, selbst Ausreden am Telefon sind für sie Lügen, oder die Reihenfolge in einer Bewerbung, da schrieb eine Freundin "ich möchte Gott, der Gesellschaft und dem Mitmenschen mit meiner Berufswahl helfen" (in einer Bewerbung für ein Stipendium einer politischen Stiftung) und ich hab versucht zu sagen, die Reihenfolge wäre besser anders gewählt. (man gleicht sich da ja denen an, bei denen man sich bewirbt) und das war für mein Kind eine Lüge........... und dann sowas? Das fällt hier zu Hause natürlich auch allen auf..... sie sagt hier eben eher "ich hab keinen Bock auf Dich" was verletzend ist und zu Streit führt, aber gesagt werden darf, weil es ihre Wahrheit ist, als netter "Du momentan mag ich nicht so gern....." Da fehlt so ein Teil Diplomatie?

Die Kleiderfrage, ich bin schon immer jemand gewesen der durchaus einen Blick für unangemessen oder richtig gekleidet hat. Der den Mädchen gesagt hat, wenn es die Oma doch so mag, wenn ihr Euch schön macht, dann zeigt so etwas an ihrem Geburtstag nur Eure Achtung vor ihr.... von daher finde ich das hier einfach drüber. Ich zieh a. Spagehttitops selbst nur zu Hause an und b. wenn ich raus geh, eine Bluse drüber..... aber wenn ich über den Hof zum Kompost gehe, dann möchte ich einfach entscheiden, auch mal so zu gehen..... Wir haben immer Kleider und Röcke getragen und große Roben, falls nötig.... aber auch, weil das einfach Gesellschaftslike bzw. -fähig ist, nicht aus anderen Überzeugungen. Und überhaupt, aus Überzeugung! Nicht aufgrund Gehorsam.....

Nun aber ist sie erst mal bis zum 30. mit Papa unterwegs............... und ich hab keine Diskussionen, keinen Zank, keine Auseinandersetzung, ob ich nun ein Top tragen darf oder nicht und ich kann über Evolution reden ohne Stress zu erzeugen (wir haben hier Libellen, die sich anders verhalten als unsere daheim und haben darüber gesprochen) und einfach ein paar Tage vor mich hinleben..... der Liebste ist schon wieder zu Hause und nur mein Mittelchen ist mit einer (aber sehr lieben) Freundin hier und die Beiden sind ja schon groß und unkompliziert. Heute hatte ich einen Tag ganz für mich allein, eben war ich in unserem kleinen See (der hat über 25°) schwimmen, blauer Himmel, Sonne, rundum Wald und als duftet so gut... ich hab den Tag genossen, denn heute waren alle Kinder mit Papa auf einem Ausflug.... Papa ist nämlich auch in Schweden, mit Wohnwagen, morgen fährt er weiter - das ist gut.

Und so schwelge ich in heißen Tagen und kühlen Nächten (13° - himmlisch zum schlafen), schönen Sonnenuntergängen, Schwimmen im See, Bücher lesen und Loppistouren, Walderdbeeren (hab schon Marmelade gekocht), netten Gesprächen mit lieben Nachbarn und Natur. Nur Schlangen hat es dies Jahr unendlich viele, ich mag die ja gern, aber so viele Kreuzottern wie dies Jahr hab ich noch nie gesehen.... ich muss beim Gassi gehen mit den Hunden tatsächlich darauf achten.... jetzt warte ich auf Waldhimbeeren und hoffe, das sie noch reifen, solange ich hier bin.

Dir und Euch liebe Grüße
Ansa
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Gerda
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Re: Hilflos

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

ich würde auch gerne bei Euch sein, in Schweden, das klingt einfach nur traumhaft!

Die Großen-story klingt auf ihre Art auch traumhaft, allerdings eher albtraum :D

Diese antiquierten Vorstellungen, das ist schon ein besonderes Kaliber! Meine Tochter hat auch schon mal gesagt, damals, sie hätte gerne eine Mutter, die "richtige" Hausfrau wäre, aber das war eher ihr Ausdruck von "ich hätte es so gerne, du wärst mittags zu Hause und ich könnte zu dir kommen und müßte nicht in den Hort". Diese Übergriffe deiner Großen mit der Vorstellung, sie könne deine Selbstbestimmung irgendwie verurteilen oder kontrollieren, das ist schon ein Hammer. Wenn es nicht so ernst wäre, wäre es eine Kommödie, was du schreibst. Jedenfalls könnte ich mir das bei den Missfits als Programm vorstellen, was du da schreibst :D

Das Buch von dem Pfarrer aus Berlin kenne ich nicht, habe noch nicht davon gehört. Aber ich weiß, dass Pfarrer und überhaupt der Klerus oft keine Peinlichkeiten scheuen, die ihnen erlauben, sich mit Sex zu befassen, auch wenn es dann nur Zeigefingerdrohen und I-Bah-Statements sind, die dabei herauskommen.

Ich muss immer wieder seufzen, wenn ich dein Desaster mit ihr lese. Das ist wirklich harter Tobak. Aber du kannst darauf vertrauen, was du sie gelehrt hast dadurch, wie du bist, und sie wird irgendwann ihre eigene Position finden. Meine Tochter wollte z. B. gerne im 2 Semester ein Kind bekommen, weil sie meinte, während des Studiums kriegte man das am einfachsten geregelt. DAs hat sie aber nicht gemacht, sie hat jetzt ihr Diplom gemacht und beginnt jetzt noch ein neues Studium. Ich verstehe es so, dass sie das, was sie als Tabu in meinem Leben erlebt hat oder vermutet hat, mal gedanklich ausprobiert, intensivst, und dann letztlich doch einen für sie vernünftigen Weg gefunden hat.

Ich wünsche dir weiterhin so schöne Zeit in Schweden. Alles alles Liebe
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
MarliJo

Re: Hilflos

Beitrag von MarliJo »

Liebe Ansa !

Deinen Thread habe ich mehr überflogen, denn intensiv gelesen, von daher gehe ich nicht auf Details ein. Die gedankliche Frage, die mir immer wieder durch den Sinn ging beim Lesen, ist die, was deiner ältesten Tochter wohl gefehlt haben mag /oder zuviel war, in den Jahren ihres groß werdens, dass sie sich nun seit geraumer Zeit zu dieser ja doch recht extremen "Kirchgemeinde" hingezogen fühlt.
Bei aller Hingabe deinerseits deinen Töchtern gegenüber (und das wissen sie), mag vielleicht der Freiraum zum Selbst entwickeln hier und da gefehlt haben ?

Ist nur eine Idee und ein Gedankenanstoß, sozusagen aus der Luft gegriffen.

Dir und euch weiterhin schöne Tage im nur warmen Schweden !

Viele Grüße
MarliJo
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Liebe Gerda,

ne ne, der Pastor Siggelkow ist so einer nicht, er leistet gute und wertvolle Arbeit und hat so manchem Kind eine Perspektive geboten, die es ohne ihn und die Arche nie gefunden hätte. Und nach seinem Prinzip entstehen zur Zeit in ganz Deutschland eigene Archen für arme und vernachlässigte Kinder. Und er ist mutig, schreibt eben darüber, was er erlebt und rüttelt auf, über Armut, Persepktivlosigkeit und die Folgen, eben auch die, wenn Mädchen minderjährig Mütter werden und die Kinder eher die Geschwister sein könnten.... ein Drama, was da rund um uns passiert.

Schau mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Arche_%E2%80%93_Christliches_Kinder-_und_Jugendwerk

Tja, meine Große, ne, wenn es nicht so hart wäre und mich nicht an meine eigenen Grenzen bringen würde, wäre es schon beinahe lustig..... komisch, das der Trend dahin geht, solche Dinge als lustig zu empfinden, wo doch die Beteiligten nichts dabei zum lachen finden? Herausfordernd ja, aber auch eher mehr ermüdent, als irgendetwas anderes.

Ich kenn das doch auch, solche Dinge wie "wenn ich groß bin, dann........" und dasist ja auch gut so. Um Himmels willen, ich hätte ja keine zweite Ansa gebraucht - und gewollt auch nicht. Das ist der normale Lauf der Dinge, glaube ich - aber ihr, ich nenn das jetzt mal so, unbedachtes Nachplappern von Lebensentwürfen - wo sie selbst noch keine eigenen hat bzw. keine gelebt hat und erfahren hat, das ist schon schwer auszuhalten. Besonderns eben auch, weil sie so überzeugt ist, da hat nichts anderes nebenher Raum.

Na ja, erst mal hab ich jetzt Ferien..... und das ist gut so.

Liebe Grüße
Ansa
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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Lieber MarliJo,

Du glaubst ja gar nicht, wie oft ich mir genau diese Frage stelle bzw. gestellt habe.......... wie oft ich mir über diese Frage den Kopf zerbrochen habe....

Hab ich etwas falsch gemacht? Ich würde diese Frage für mich, nach vielen Überlegungen verneinen wollen, vielfach konnte ich nicht anders handeln, als ich gehandelt habe, aber natürlich hat all das, was mein Kind erlebt hat, erleben musste, auch Folgen...... und Spuren hinterlassen.

Du weißt ja um die unendliche Geschichte mit ihrem Papa. Selbst hier in Schweden, er ist grad hier und hat zwei seiner Kinder abgeholt, verfolgt mich das "also, wenn die Mama das erlaubt, dann würde ich gern mit Euch noch einen supertollen Ausflug machen wollen..........." Kann der Mann nicht endlich mal verantwortlich handeln? Mich anrufen, mir vorschlagen was er plant und wenn ich mein Okay gebe, die Kinder involvieren? Was bitte ist daran so schwer? Aber das ist der Punkt um den es seit über 7 Jahren geht -> "wenn die Mama es erlaubt........... oder nichts dagegen hat......... oder eben, im Umkehrschluß natürlich auch "na, wenn die Mama es nicht erlaubt, bei mir könntet ihr natürlich..........." Das hinterlässt Spuren, und doch würde ich wieder so handeln.

Und ich glaub, meine Große hat sehr früh Entscheidungen treffen müssen, die sie nicht hätte treffen sollen. Sei es mit wem sie ihre Konfirmation nun wann feiert oder sei es eine Positionierung zu den Dingen, die mit Papa einher gehen. Es mag gut sein, das sie dies nicht sehr schätzt und die "leichte" (für mich scheint das nur so - denn solche Begriffe wie "Gruppendruck" oder "Gemeinschaftszwang" sagen ihr nichts - sie hat auch in der Gemeinde noch einen Sonderstatus, weil sie Jugendliche ist.... das wird anders, wenn sie mal heiratet und erwachsen wird) Weise, das ist richtig, das ist falsch - da musst Du nicht drüber nachdenken, wenn Du es nicht verstehst, frag die Ältesten, die sagen es Dir..... mag verführerisch für sie sein. Zeit zum Aufatmen?

Hey, sie muss über nichts nachdenken, alles was sie bewegt, steht in der Bibel (wenn man die Stelle findet) steht in den Geboten und darüber steht immer, Dein Gehorsam Gott gegenüber steht im Zweifelsfall höher als der Deinen Eltern gegenüber! Super.........

Hat ihr Freiraum zum Selbstentwickeln gefehlt? Ich weiß nicht, ich glaube, eher nicht. Sie war immer eine eigene Persönlichkeit, sie tat nie etwas, was sie nicht tun wollte bzw. sie hat das versucht und musste auch scheitern (zumindest im Rahmen von Anforderungen in der Schule ,) , da muss man Dinge tun, die man nicht tun will und das ist gut so und hier zu Hause gab es solche Dinge natürlich auch. Ich hab sie immer bestärkt auch Dinge zu tun, die sie tun möchte, wenn das für sie wichtig ist. Egal worum es gibt, ob um die Auswahl von AG in der Schule oder Praktiken..... und immer war da auch der Satz "ich bin Deine Mama und kümmere mich um Dich und nicht umgekehrt.

Aber irgendetwas war da sicher..... zu schwer für sie. Das glaube ich auch.

Liebe Grüße an Dich
Ansa

P.S. vielleicht hat ihr einfach Orientierung gefehlt, denn die Unterschiede zwischen Papas Lebensweise und meiner bzw. unserer, die sind schon krass..... und natürlich sieht sie die auch und manches scheint unfair zu sein und ungerecht und man braucht eine Menge Mut, eigene Wege zu gehen.
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Gerda
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Re: Hilflos

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

ich wollte mich kein bisschen lustig machen über Euer Schwierigkeiten! Ich verstehe sehr, wie ernst und wie schwer zu ertragen es für dich ist!

Ich möchte aber entschieden dagegen plädieren, dass du dich fragst, was du falsch gemacht hast! DAS kommt mir total verkehrt vor. Ich finde, dass du deine Aufgaben als Mutter vorbildlich gemacht hast. Punkt. Es ist doch kein Hinweis auf Fehler, wenn Kinder sehr eigene Dinge ausprobieren, wie deine Große das jetzt tut.

Es wäre schön, wenn du auf die Dauer mehr Gelassenheit entwickeln könntest und Vertrauen in deine Kinder, dass sie das Beste machen werden aus dem, was du ihnen mitgegeben hast, damit es dich nicht so arg mitnimmt, was sie für Experimente machen.

Was mich innerlich und äußerlich kreischen lassen wüde, wäre, wenn mein Ex ausgerechnet an meinem Urlaubsort auftauchen würde. Nach so vielen Jahren kann er immer noch nicht loslassen und dir und Euch mal einen ruhigen Urlaub gönnen?

*Seufz-voll-Mitgefühl-für-dich*
Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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Ansa
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Re: Hilflos

Beitrag von Ansa »

Liebe Gerda,

das Du Dich lustig machen wolltest habe ich auch nicht so verstanden, und manchmal ist es hilfreich die lustige Komponente ins Spiel zu bringen, damit alles ein wenig lockerer wird. ,)

Na ja, ansich ist das mit dem Ferien teilen immer so gelaufen, wie mein Exmann Lust dazu hatte. Entweder hatte er Zeit für die Kinder oder eben nicht und wenn nicht dann war es immer "mein" Problem, weil ich die Kinder ja haben wollte.....er hat es sich da sehr einfach gemacht, alle Rechte eingefordert, aber die zugehörigen Pflichten (außer Unterhalt und das in seinen Grenzen) haben ihn nie wirklich interessiert.

Diesmal wollte er mit den Kindern Wohnwagenferien in Schweden machen und ich fand es nett, das er sie hier abgeholt hat, bzw. rauf gebracht hat, die beiden Großen haben ja eine Urlaubspause zu Hause eingelegt und sind mit Papa wieder hoch gefahren, ebenso wie die Freundin meines Mittelchens, die vorher leider nicht mitkommen konnte. (das war ja das Thema bei der Fahrt meiner Großen....). Insoweit haben wir davon wohl beide profitiert, das er dann andere Ideen hatte als ich.... okay.... war auch schon immer so. Das er mit allen einen "großen" Ausflug in einen der schönsten Zoos in Europa machen will? Auch okay für mich.... Kolmärden ist traumhaft und einmalig.... da freue ich mich für die Kinder und hab einen Moment gedacht, das ich gern mitgekommen wäre..... aber da ich um die Folgen weiß, war der Moment auch nur sehr kurz. ,)

Ich kann nur nicht mehr so gut mit der Art umgehen..... wie er die Dinge umsetzt. Und das er durch "unseren" Ort gefahren ist, obwohl der Treffpunkt 8 km von uns entfernt liegt? Und den Kindern erklärt hat, das Navi habe ihn hier lang geführt..... das kommentiere ich besser nicht, mal ehrlich, unser Ort liegt so tief im Wald, das einen kein Navi der Welt hier lang führen würde, wenn der Weg über Hauptstraßen erreichbar wäre. Da denk ich mir meinen Teil und hab gesagt, die Navis hier oben die sind manchmal etwas durcheinander..... :rolleyes: Es hat hier nur 25 Häuser und davon 12 im Ortskern, ungefähr.... bei uns wäre das nur ein Weiler mit grünem Ortsschild, nichts, was irgendwie zu finden wäre, auf großen Karten. Aber gut.

Nein, er kann nicht los lassen..... er "verspricht" sich ja auch immer noch und sagt dann "meine Frau und ich", da kribbelt es bei mir gewaltig und ich widerspreche immer....... sachlich und ruhig, aber immer.

Immerhin ist es uns gelungen, hier einen kleinen Plausch zu halten, einen Kaffee zu trinken und ich hab die Kinder immer am Campingplatz abgeholt bzw. dort hin gebracht. So war das auch gut.

Liebe Grüße
Ansa

P.S. meine Jüngste ist mit Bauchgrummeln zu Papa gefahren und auf meine Frage, ob sie wisse, was sie stört, sagte sie "weißt Du, bei Euch kann ich ich sein, so wie ich mag, bei Papa muss ich jetzt sehr lieb und klein sein und darauf hab ich eigentlich keinen Bock." Eine schwere Erkenntnis für eine 13jährige..... ich hab sie ermutigt, bei sich zu bleiben, auch so, wie sie es in der Therapie gelernt hat. Mal sehen, wie sie zurecht kommt. Bis jetzt schreibt sie sms, das sie mich vermisst.... und ich antworte, sie soll genießen was sie zu sehen bekommt.... wir sehen uns ja bald wieder.
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