Teenager und ihre Freunde.....

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Ansa
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Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Ihr Lieben,

heute hab ich endlich einmal eine, eher etwas "normale" Frage. :D Ist ja auch mal schön....

Mit dem Älterwerden der Kids entstehen einfach neue Fragen im Alltag und ich muss neue Grenzen setzen und Parameter festlegen. Ich bin, durch die Aussage meiner Kommilitonin (mein Alter und auch mit Kids) dazu gekommen, das ein oder andere zu überdenken. Sie sagte nämlich, Deine Kinder sind so alt, das sie sich was kochen können, wenn sie Hunger haben und nicht fragen müssen..... (da ging es darum, das meine Kids mich anrufen und fragten, wann ich zum Essen endlich nach Hause kommen würde.) Darüber hab ich nachgedacht und ehrlich, ne - das will ich nicht. Wir essen Abends gemeinsam, ich koche und das ist mir sehr wichtig...... das soll auch so bleiben. Wenn sich jeder was zu essen macht, wie er will, dann kann ich vermutlich gar nicht so schnell einkaufen, wie die leckeren Dinge weg sind..... Wie haltet Ihr das so?

Und das andere ist, mein Mittelchen bringt immer öfter irgendwelche Freunde mit zu uns und was ich da so erlebe, gefällt mir irgendwie so gar nicht. Die kommen hier an, gehen bei mir ein und aus, als würden sie hierher gehören, gehen an Schränke und nehmen sich Gläser und Getränke, maulen glatt, das es das ein oder andere nicht gibt, stehen in der Küche und machen sich was zum Essen...... mitunter auch ohne meine Tochter im Raum. Das empfinde ich als äußerst ungezogen.... ihre Freundin zum Beispiel geht an meinem Mann vorbei, sagt keinen Ton.... weder Hallo noch "ich bin xxx......." lässt ihn einfach stehen. :oah: Das hat dem Liebsten echt die Sprache verschlagen..... wobei er ja nur am Wochenende da ist und auf solche Dinge sehr empfindlich reagiert.

Ihr Freund hat am Wochenende das erste Mal bei uns übernachtet, wir frühstücken Samstags zusammen, der Liebste holt Brötchen und macht uns dann einen Kaffee.... und jeder bekommt ein besonderes Brötchen..... alle beginnen gemeinsam. Der Freund nun, das erste Mal morgens bei uns, setzt sich und beginnt zu essen, während der Rest der Familie noch durch die Küche schwebt..... da sagte dann mein Kind etwas.... und drei Tage später beim Kaffee, der Tisch ist fertig, alle laufen noch hierhin und dorthin, ich hab den Kuchen verteilt, er fängt einfach an zu essen.......... also, keine Nachhaltigkeit?

Und ich frage mich, lernen die Teenies dieser Tage nichts mehr? Nicht mehr beobachten "wie ist das denn hier üblich", nicht mehr "Guten Tag sagen" oder sonstige Regeln der Höflichkeit beachten? Geschweige denn die Gläser wenigstens an die Spülmaschine zu stellen? Meine Kinder tun das, sie sagen den Eltern höflich guten Tag, sie räumen mit ab und helfen, wenn sie können..... aber ihnen fällt nicht auf, wenn ihre Freunde das nicht tun. :(

Dazu kommt dann, die tauchen hier frei auf, mitunter zum Abendessen, das natürlich dann nicht reicht, machen sich ein Sandwich und entschweben wieder.... da beginnt etwas, das mir so nicht gefällt. Mein Kind möchte, die Schule ist beendet (sie hat auch ihren Abschluss gut geschafft) open end am Abend und mault, weil ich sag "um 22°° ist Schluß, derweil, noch hat Deine Schwester Schule und ich bis Anfang Juli Uni.... wie haltet Ihr das bei Euch? Mir ist es unangenehm ins Bett zu gehen, wenn bei uns noch Besuch da ist oder ich komplett bekleidet ins Bad gehen muss, weil mir irgendwelche jungen Leute begegnen können, meiner Jüngsten geht es ähnlich, sie mag nicht duschen gehen, wenn noch wer da ist?

Zudem, möchte mein Kind sein Zimmer nicht nutzen.... sie will im Wohnflur plaudern, was mir definitiv zu dicht ist oder in der Küche sitzen. Sie fühlt sich vor die Tür gesetzt. Wie läuft das bei Euch? Die Teenies sind zwischen 16 und 19..... ich wäre früher nicht mal auf die Idee gekommen, mit meinen Freunden das Wohnzimmer in Beschlag zu nehmen. Ist das heute anders? Wie macht Ihr das bei Euch?

Dazu kommt aber auch, das wir hier alle, diese eine, ihre liebste Freundin nicht mögen. Zum einen weil sie so grenzüberschreitend ist und zum anderen, weil sie so sehr egoistisch ist und Rücksicht bei ihr nicht vorkommt. Nun denke ich nicht, das ich die Freundinnen meiner Kinder mögen muss, aber diese Abneigung wird doch eher mehr als weniger. Nur will ich das nicht vorschieben.

Wir wollen am Wochenende klären, wie wir das in Zukunft handhaben können, mit Guten Tag sagen, essen und in meinen Räumlichkeiten bewegen, vielleicht habt Ihr ja Anregungen für mich? Ich will nun auch die jungen Leute ansprechen, damit solche Dinge in Zukunft reibungsloser laufen. Ich will keine Fremden an meinen Schränken oder in meinem Kühlschrank haben. Aber dazu kommt eben auch, das ich nicht so recht weiß, stelle ich mich an oder sehe ich das zu eng? Also, ich bin neugierig, wie das bei Euch so läuft.

Liebe Grüße
Ansa

P.S. Ganz anders hingegen die Freunde meiner Großen (aus der Gemeinde) die können das alles - die gehen sogar eher als geplant, wenn sie meinen, wir hätten etwas anderes vor..... die plaudern mit einem, erzählen etwas und sind meinen Kindern da sehr ähnlich. Ich sehe den Unteschied darin, das sie eher mit uns leben, als neben uns. Anders kann ich das nicht so ausdrücken.
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Bolz
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Bolz »

Hallo Ansa,

also ich kenne das von zu Hause auch so, dass man sich dem anpasst, wie dort gelebt wird. Nie wäre mir in den Sinn gekommen einen "Einwohner" nicht zu grüßen oder dort zu stören und das hätten sich meine Eltern auch nicht gefallen lassen. Allerdings fand ich es immer schlimm, das selbst klären zu müssen. Lieber wäre mir gewesen, meine Eltern hätten klar zu meinem Besich gesagt, wenn was nicht passt oder störte. Dann kann man als Teenie sein Gesicht wahren und auf die "doofen Alten" schimpfen und insgeheim ist man froh, dass man sich nicht selbst trauen muss die Freunde zu maßregeln.

Ich denke ein das und das stört uns, bitte macht das woanders kann ein Teenie in dem Alter locker verstehen. Und sich einfach essen machen oder im Haus rumlaufen würde ich auch nur bei ganz engen Freunden die ich gut kenne dulden.

Viel Sp´ß :boxen:
Bolz
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Gerda
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

ich verstehe es als Liebeserklärung deiner Tochter und auch ihrer Freunde, dass sie so viel bei Euch sind. Ich bin in diesem Alter in Kneipen gegangen, und ich finde es immer die bessere Alternative, wenn die Kinder zu Hause sind, als wenn sie sich in so unpersönlichen Umgebungen rumtreiben. Da du immer alles regelst, erwartet deine Tochter vielleicht auch, dass du die Regeln mit ihren FreundInnen aufstellst? Ich erinnere mich, dass meine Kids manchmal überfordert waren davon, was die anderen taten, und dass sie es brauchten, dass ich da einschritt.

Wenn Ihr am Woe darüber sprecht, dann ist das doch prima. Ich glaube, ich würde da nicht so viel drüber reden und diskutieren, sondern klar sagen, wenn Freunde kommen, dann geht das so und so und so. Wie lange dürfen sie bleiben, wo dürfen sie sich aufhalten, was dürfen sie und was nicht. Schränke usw. wären für mich tabu und Kühlschrank ohne zu fragen auch. Es ist zwar unangenehm, solche Dinge sagen zu müssen, aber es scheint notwendig.

Mit dem Kochen habe ich das so gemacht, dass meine Kids ab 14 jeder 1 mal pro Woche für alle gekocht hat. Für mich galt immer, ich mache für meine Kinder nur das, was sie nicht selbst können, an allem anderen müssen sie sich beteiligen. Ich habe ihnen schon sehr früh selbst kochen beigebracht (mit 7, 8 Jahren, Griesbrei, Pfannkuchen, Nudeln mit Tomatensoße), bin auch mit meinem Sohn gemeinsam in einen Kochkurs gegangen. Ich finde auch, dass sich Kinder selbst etwas kochen können oder zurecht machen können, und vielleicht muss es dann eben Regeln geben darüber, welche Dinge selbst gekocht werden können, wenn du Sorge hast, dass sonst alles Leckere schon weg ist. Aber ich finde es auch wichtig, dass alle wenigstens ein Mal am Tag gemeinsam essen. Wer das kocht, finde ich aber egal.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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Yvaine
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Yvaine »

Liebe Ansa,

:oah:

Beschreibt meine Empfindung als ich deinen Text gelesen habe wohl am ehesten. Ein ungläubiges "Was?". Du weißt, ich bin selbst kaum älter als deine Teenies zu Hause, aber bei mir wäre es nicht geduldet worden, hätte ich mich so verhalten.

Meine Eltern und Großeltern haben mich früher immer genervt, wenn ich nach Hause gekommen bin "Hast du brav danke gesagt?" "Hast du geholfen?" "Wart ihr zu laut?" Usw... wenn eine Frage davon nicht zur Zufriedenheit beantwortet wurde gab es eine kleinere Standpauke über Höflichkeit.
Heute bin ich einer der wohlerzogensten Menschen in meinem Alter, den ich kenne. Wenn jemand vom Tisch aufsteht um abzuräumen springe ich auf und helfe mit. Ich fange nicht an zu essen, bevor alle anfangen, selbst wenn ich aufgefordert werde ("Mensch, das wird doch kalt!!").

Demnach fällt es mir sehr auf, wenn andere diese (für mich so) "goldene Regeln" des gemütlichen und respektvollen Miteinanders verletzen. Ich mag das nicht, ich fühle mich dann unwohl. Als eine meiner Freundinnen (im Alter von 16-18) meine Mutter geduzt hat, ohne dass sie es ihr angeboten hatte, hab ich sie gefragt, was das soll. Sie meinte, sie hat meine Mama gern, deswegen sagt sie "Du". Ich hab also meine Mama gefragt, ob es sie stört - hat es nicht, und gut war die Sache.

Ich finde es schade, dass heute so wenig Wert auf diese Umgangsformen gelegt wird. Wenn ich neue Freunde von Freunden kennenlerne geb ich halt einfach kurz die Hand oder nick in die Runde und stell mich vor. Ebenso bei Eltern. Small-Talk ist auch immer drin.

An eurer Stelle würde ich das offen mit den Freunden besprechen. Nach dem 2. oder 3. mal vorbeilaufen einfach frontal drauf zu und sowas von
"Ach, ich hab deinen Namen leider gar nicht verstanden, ich bin Frau Soundso oder Herr Soundso. Falls du was zu trinken magst kannst du ja "Kind 2" fragen, sie gibt es dir dann."
Wenn das Kind mit Freunden im Wohnraum sitzt würd ich glatt hingehen und sagen "So, abmarsch ins Zimmer" - und wenn das nicht klappt kannst du dich ja mal ein paar Stunden penetrant nebendran setzen und dich in alle Themen einmischen, dann kommen sie schon von allein auf die Idee ;) ;) ;) :D

Was ich auch nicht schlecht fänd, falls es weiterhin nicht klappt: Regeln aufstellen (An den Kühlschrank / Herd / Backofen / Gefrierschrank dürfen nur Ansa, Liebster, Kind 1-3), ausdrucken und gut lesbar in die Küche hängen.

Für mich ist es selbstverständlich, dass ich Frage, mich beteilige, ich bedanke, mich erkenntlich zeige (mal was mitbringen, Blumen oder Süßigkeiten oder eine Flasche Sekt oder so) usw. Schade, dass das grad verloren geht :(

Ich hoffe, es sind ein paar Anregungen für dich dabei, ich werd weiter überlegen.
Liebe Grüße,
Yvaine

PS: Toll, dass es mal ein Problem ist, dass überall auftritt und nicht Scheidungsspezifisch ist. Das tut gut :)
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Ansa
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Ihr Lieben,

ja so ist das..... es hätte ja sein können, das da Entwicklungen an mir vorbei gelaufen sind..... ich hab auch andere Meinungen, so wie "aber mein Kind ist hier genauso zu Hause wie ich und von daher dürfen ihre Freunde das eben auch, wie pienzig von Dir." Auf meine Frage, ob ihre Freunde (also die der Eltern) das denn auch so tun würden, kam dann ein ganz erstauntes "Nein, da geht ja gar nicht." "AHA!" Schweigen.........

Mein Kind findet es total ärgerlich wenn ihre Freundin sich so verhält, also nicht grüßt und uns nicht beachtet, aber sie sagt auch klar "kannst Du was sagen, die mault mich nur an...." Okay, klar kann ich, nächstes Mal wenn sie da ist. Aber meinen Kindern hab ich gestern schon gesagt, "für Euch bedeutet das, ihr holt ein Glas aus dem Schrank und ihr macht etwas zu essen - meine Küche ist für andere tabu! Nicht heute mal so und morgen so, oder aus Bequemlichkeit "weißt ja wo die Gläser sind" weil das können Eure Freunde nicht unterscheiden." Schaun wir mal....

Den ersten Freund meines Mittelchens haben wir auch noch umerzogen. :| solche Dinge, wie Mütze abnehmen bei Tisch oder Teller mit abräumen waren ihm total fremd. Er hat sogar einmal gesagt "das ist Frauensache" *kreisch* das war total mutig, an einem Tisch mit vier Mädels...... :D und ist ihm gar nicht gut bekommen...... aber bei ihm waren wir sehr langmütig, weil er solche Dinge überhaupt nicht konnte und bei uns vieles ganz anders war als zu Hause. Er wollte diese Dinge auch gern wissen und hat später viel beobachtet und zugeschaut und dann gehandelt. Noch heute haben wir ihn gern und zu ihm Kontakt.... auch ohne Freund sein, allerdings verstehen sich die Beiden (Mittelchen und ihr Ex) immer noch sehr gut.

Nur dachte ich, das gibt sich dann auch irgendwann mal?

Die Sache mit dem "Bedanken" liegt mir bei meiner Großen total quer, seit einem guten Jahr lässt sie sich von einer Familie ihrer Nachbargemeinde (!) mit zu ihrer Gemeinde nehmen und obwohl ich mehrfach gesagt habe "ich finde Du müsstest Dich mal bedanken, Blumen, Kuchen oder Süßkram für die vielen Kids", findet sie diesen Gedanken entsetzlich.... "die fahren hier sowieso lang......" *seuftz* Überall geht sie mit Mittagessen und nie nimmt sie etwas mit.... aber sie hilft dabei, das weiß ich - und ich hab beschlossen, das ist ihre Sache. Sie ist alt genug, das allein zu regeln.

Und ja, die, ich nenn das mal "Unerzogenheit" fällt mir vielfach im Alltag auf, man hält für einen Fußgänger am Zebrastreifen und der geht dann (nein, gehen kann man das nicht nennen) über die Straße, so dass man ihm dabei die Zehennägel lackieren könnte......... oder meine jungen Kommilitoninnen, kommen 10 Minuten zu spät, setzen sich und frühstücken erst mal - mitten in der Vorlesung - und sagen dann, ich hatte soviel zu tun und keine Zeit. Ach, denk ich immer, wie schaffe ich das bloss, drei Kinder, Frühstück, Schulbrote, zwei Hunde, die erste Waschmaschine des Tages und ich selbst hab immer gefrühstückt...... und auch noch 26 km Anfahrt? Komisch, wovon junge Menschen heute schon kaputt sind. Oder auch die Freunde meines Mittelchens, sitzen hier im Garten und kreischen was das Zeuch hält.... auf den freundlichen Hinweis "es sei jetzt spät, und wir würden nicht allein hier wohnen" kommt? Ungläubigkeit..... ja und.... also, entweder Ruhe oder rein. Ich will doch keinen Stress mit meinen Nachbarn haben.

Ist das allgemein so? Das Werte wie Rücksicht aufeinander oder auch Miteinander verloren gehen? Ich finde, das könnten wir an dieser Stelle ja mal unabhängig von meiner Frage diskutieren. Lernen Kinder solche Dinge bei sich zu Hause nicht mehr? Wie ist das mit dem Essen, jeder für sich überall in der Wohung oder doch gemeinsam? Sind wir spiessig? Und, schätzen unsere Kinder irgendwann unser Tun? Momentan finden sie mein Festhalten an der gemeinsamen Mahlzeit Abends eher lästig, jedenfalls hin und wieder - das hat aber auch etwas mit Terminen und Verabredungen zu tun....

Neugierige Grüße an Euch
Ansa
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Ansa,

ich finde deinen Thread total klasse. Er hat soetwas "Gesundes" an sich. Ich weiß nicht wie ich es sonst nennen soll.
Meine Kinder werden ja auch langsam älter und auch bei uns werden jetzt Grenzen ausgetestet. Ich möchte meinen Kindern viele Freiheiten ermöglichen, aber für mich gehört eine gemeinsam eingenommene Mahlzeit zum Tagesablauf dazu. Die kids mögen nicht mehr von alleine erzählen, also nutze ich die Zeit während des Essens und erzähle von meinem Tag und meistens gelingt es mir dann auch sie zum Reden zu bringen. Von daher finde ich es wichtig zusammen zu essen.

Ich achte auch darauf und es ist mir auch wichtig, dass wir uns bedanken und auch helfen. Es kommt immer wieder vor, dass der Tisch verlassen wird ohne seinen Beitrag zum Abräumen zu leisten. Wenn meine Kinder bei Freunden zu Besuch sind, höre ich von deren Eltern immer wie wohlerzogen meine Kinder sind. Vielleicht nehmen sie sich die Freiheit heraus, zu Hause unerzogen zu sein :D

Wenn wir Besuch haben, gelten ganz klar weiter meine Regeln. Ich habe ab 20 Uhr die Küche geschlossen...und das Wohnzimmer gehört sammt Fernbediehung mir...wir sprechen ab, wenn gemeinsam ein Film geschaut wird, oder wir einen Spieleabend machen. Es kann jeder der mag dazu kommen..
Ab 22 Uhr ist Ruhezeit hier, ganz egal um wen es sich handelt. Das wissen auch die Freunde meiner kids...
Spätestens nachdem ich mal am Sonntag Morgen um 8 laute Musik angemacht und mit dem Geschirr geklappert hatte... :D

Für jetzt erstmal liebe Grüße
Sonnenschein2
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Gerda
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

ich glaube, das sind FRagen, die bei jeder Familie neu beantwortet werden müssen, ob Kinder "das" heute noch lernen oder nicht mehr. Ich kenne Familien, in denen es solche Werte gibt und andere, in denen das nicht so praktiziert wird. Ich meine, das hat nichts mit spiessig oder nicht zu tun, sondern damit, dass es WErte gibt, die unterschiedlich sind, fertig. Wenn beziehungsloses Verhalten wie Nicht-Grüßen beziehungsvoll beantwortet wird - und sei es auch eine Forderung oder Bitte, zu grüßen - dann tut es den Kids vielleicht auch gut. Insgesamt könnte ich mir auch vorstellen, dass eine Familienkonferenz mit dem Ziel, die Bedürfnisse aller unter einen Hut zu bringen, auch was das Thema "FreundInnen mitbringen" angeht, erwirken würde, dass allen klar ist, was geht und was nicht geht und wo ihre Verantwortlichkeiten sind.

FreundInnen mitbringen, die maulen, wenn es darum geht, sich anzupassen an die Gepflogenheiten zu Hause, geht nicht, finde ich. Verantwortung für das Wohlergehen der ganzen Familie hat jede/r Einzelne.

Die Zeiten ändern sich, aber das, was du schreibst, hat auch in etwa Sokrates schon über die Jugend geschrieben. Es ist ihr Privileg, das sie sich selbst herausnimmt, sich schlecht zu benehmen, und man kann nur hoffen, dass ihr Verhalten ihnen irgendwann selbst peinlich ist, spätestens, wenn sie erwachsen sind.

Das mit dem Frühstücken in der Uni finde ich nicht schlimm und ja, ich denke, junge Menschen haben sehr viel Stress damit, sich von zu Hause zu lösen, sich auf eigene Füße zu stellen und mit einem selbstständigen Leben fertig zu werden. Das kann man nicht vergleichen damit, was wir schaffen, wenn wir älter und geübter sind. Wenn du so ein immenses Pensum schaffst vor der Uni, dann ist das kein Maßstab für andere. Ich könnte das auch nicht mehr, habe das aber zu Zeiten, wo das nötig war, auch geschafft.

Liebe Grüße
Gerda
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Bolz
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Bolz »

Hallo,

ich finde "gesund" trifft es genau und Regeln die in einer Familie eigen sind, finde ich auch gar nicht spießig. Wenn eine Regel im Laufe der Zeit mal nicht mehr passt und bemängelt wird, gibt es ja auch noch das Instrument des "Familienrates" um sowas anzupassen.

Was mir immer sehr auffällt ist, das man als allererstes Eltern - ganz besonders Mütter - niemals kritisieren darf. Die sind in ihrer Erziehung einfach heilig. Schimpfen aber dann über ihre Kinder, wenn nach einer Zeit der unzureichenden Erziehung vieles nicht mehr klappt. Ich meine damit niemanden aus diesem Forum !

Zwei Sachen sind es die mich am meisten stören. Ich finde die meisten Menschen haben ein gesundes Gefühl dafür verloren, für das was man bei den Tieren Rangordnung nennt. Meist wird das Wort im Zusammenhang mit Menschen total missverstanden und als eine Art Zwang oder Unterdrückung gewertet, aber das ist es nicht. Eine natürliche Ordnung untereinander würde uns allen viel weiterhelfen und ein Kind ist nun mal erst nach und nach mit Erwerb seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten "gleichrangig". Und da ligt meiner Meinung nach genau der Punkt. Anstatt ein Kleinkind wie ein vollwertiges Mitglied an Entscheidungen zu beteiliegen und mit allem zu versorgen die einem Erwachsenen zur Verfügung stehen der dafür arbeitet, wäre es viel sinnvoller, wenn das Kind sich diesen Status erst erwirbt. Das würde das Kind auch dazu veranlassen, dazugehören zu wollen und nicht alles vorgeworfen zu bekommen.

Das andere ist die total fehlende Frusttoleranz. Wenn Eltern immer versuchen alles Böse und anstrengende von Ihren Kindern fernzuhalten und sie so nicht nur der "richtigen" Welt vorenthalten, sondern sie dieser erst recht ausliefern. Ich finde es ist für ein Kind besser, von seinen Eltern zu lernen, dass es Enttäuschungen und Anstrengungen gibt und diese von Menschen die es lieben beigebracht zu bekommen, als wenn es die Enttäuschungen die zum Leben dazu gehören von fremden lernt, die sicherlich nicht so zimperlich mit ihnen sind.

So ist warten, bitten, Höflichkeit und Vorrausschauen ob man andere stört eben deshalb so vermindert vorzufinden, weil es diesen Kindern überhaupt nicht in den Sinn kommt, dass es noch was anderes als sie selbst gibt. Wozu auch, wenn sie nur eine Gesellschaft kennen, die ihnen alles anbietet und durchgehen lässt, auch wenn sie sich wie Robinson auf der Insel verhalten? Eine Gruppe Tiere würde einen solchen selbstverliebten "Schmarotzer" verhungern lassen...

Jetzt bekomme ich sicher böse Kommentare, aber ich meine es ehrlich. Meine Pferde z.B. sind in ihrem Zusammenleben sehr viel sozialer, als die meisten Eltern die ich kenne mit ihren Kindern. Die produzieren mit ihrem selbstverliebten Erziehungsstil Kinder, die nur sich selbst kennen, sich um kaum mehr was freuen, die nirgendwo dazugehören wollen wo sie sich bemühen müssen und später sicher sehr unglückliche Erwachsene werden. Meine Pferde sorgen untereinander dafür, dass alle ein wichtiges Mitglied ihrer Gruppe sind und sich alle für die Gemeinschaft bemühen. Nur ein kleines Bisschen davon würde vielen Menschen sehr gut tun.

Lg
Bolz
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Ansa
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Ihr Lieben,

also ehrlich, mich nervt das total, wenn die sich setzen, ihr Essen auspacken, dabei auch noch so viel Krach machen müssen (Tüten rascheln, Kaffeetasse umfallen, oder sonst was) das auch der Letzte mitbekommt, das sie da sind. Außerdem finde ich es dem Dozenten gegenüber ungezogen, wenig Achtsam. Das hat für mich aber auch etwas mit Wertschätzung dem eigenen Studium gegenüber zu tun. Mich persönlich stört das auch in meiner Konzentration..... von daher ist es ein ewiger Zank, der auch thematisiert wird.

Ach ich weiß nicht, ich sehe auch, dass die Kinder viel mehr zu bewältigen haben, als wir damals noch, das Gymnasium in 8 Jahren tut ein übriges zu dem ganzen Stress und doch läuft etwas schief...... sagte mein Mittelchen, "wenn ich meinen Schulabschluß nicht schaffe, dann mach ich erst mal ein Jahr Pause und überlege mir, was ich tun will" (es geht um den erweiterten Realschulabschluß, der ihr den Übergang aufs Gymnasium ermöglicht - Alternativen hat sie nicht, also weder Berufswunsch noch Bewerbungen geschrieben) und ist völlig von der Rolle als ich sage, "ja kannst Du machen, aber nicht hier!" Und die Große ebenfalls, "wenn ich den Übergang von der Sozialssistentin zur Erzieherin nicht schaffe, dann würde ich gern einfach mal ein Jahr chillen.........." Ich hab ihr erjklärt, das sie das tun kann, wenn sie in der Lage ist, sich das zu finanzieren.... und das sie nun zu den Großen gehört (erste Berufsausbildung ist ja dann abgeschlossen) und das wir uns (also die Großen) ein Jahr chillen schlicht nicht leichten können....... Völliges Unverständnis bei den Kids..... und auch Wut, weil ich das nicht finanzieren will. Und große Freude, weil sie alle den Abschluß geschafft haben.

Aber da hab ich auch ein eigenes Problem mit, ich hab zuviele Menschen in meinem Umfeld, denen die Eltern solche Dinge ermöglicht haben und die immer nich nicht in der Lage sind für sich zu sorgen, sei es mein Bruder, der immer noch bei meinem Vater lebt (mit Mitte 30) oder meine Schwester, die (auch Mitte 30) immer noch zu Papa geht oder mein Schwager, der mit Mitte 50 nicht in der Lage ist, seine Familie ohne Hilfe der Eltern zu versorgen. Ne...... das kommt mir nicht über die Türschwelle.

Zurück zum Thema, meine Große möchte eigentlich gern - immer ferner von der Familie, was Miteinander anbelangt. Das zeigt sie deutlich, Familie ist nur toll, wenn sie etwas davon hat, also, ihre Mitfahrgelegenheit nicht kommt, oder der Bus ungünstig fährt oder sie sonst was ganz unbedingt braucht, oder es um Familienzookarten geht, die nimmt sie, geht aber nicht mit uns (das kann ich allerdings gut verstehen). Sie versteht bloss nicht, das es solche Dinge nicht mehr gibt, wenn sie ausgezogen ist. Wer auszieht, hab ich gesagt, der ist für sich verantwortlich und lebt sein eigenes Leben. Das sieht sie komplett anders.... Da streike ich aber zur Zeit ein wenig, ich glaube, Familie ist mehr und hat auch, ich nenn das mal so, ihren "Preis." Nicht nur mitnehmen und bekommen, sondern auch geben. Aber glauben, das man weiterhin Taschengeld bekommt, wenn man auszieht, das ist schon amüsant.

Gestern hat es bei uns ganz fürchterlich geknallt, die Jüngste eine Laune zum davon laufen, das Mittelchen übergriffig und stinkig, die Älteste hatte einen Tobsuchtsanfall aufgrund einer Bitte von mir, so dass ich Abends gestreikt habe, weder hab ich gekocht, noch mitgegessen. Ich hab nur gesagt, ich hätte schlicht keinen Bock mehr auf das dumme Gerede und sie könnten mich mal. Die Jüngste kam und hat sich entschuldigt - die beiden Großen schmollen immer noch. Mal sehen, wie lange.....

Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Ich stelle jedenfalls fest, das die Jugendlichen von heute vielfach sehr genau wissen, was sie wollen, aber eher wenig, was sie auch müssen.... aber bei der zunehmenden Diversität der Lebensmöglichkeiten ist das vielleicht auch einfach ein Punkt an dem es einfach schwer wird. Wobei ich glaube, an dem was Bolz beschreibt (mal :winken: ) ist viel dran. Der heutige Trend zur partnerschaftlichen Erziehung (das beschreibt Michael Winterhoff in seinem Buch "warum unsere Kinder zu Tyrannen werden" sehr gut) ist ein Schritt in die falsche Richtung, weil er einfach zu früh für die kindliche Entwicklung passiert. Und es beginnt damit, das Mütter ihre Dreijährigen fragen "Was meinst Du denn was wir heute alle essen sollen?" Es sind die Eltern die ihre Kinder führen sollen - bei uns sind das dann die Eltern die ihre Vierjährigen fragen "Bei wem willst Du denn leben, bei Papa oder bei mir?" Ohne das ihnen bewusst wird, das sie sich der Verantwortung entziehen und sie diese einem Kind aufladen. Scheint ja auch einfacher.....

Diese Überverwöhnung, wenn ich mitbekomme, das Kinder das Familienauto aussuchen und meinen, wenn es ein anderes gibt, dann fahre ich nicht mehr mit und Eltern sich dem beugen? Oder meine Bekannte, "ich würde sooo gern mal Scholle essen, aber die Kinder eklen sich vor dem Fisch und so esse ich Fischstäbchen, ich hasse die Dinger!" Die Freundin meiner Tochter darf sich und die Eltern bezahlen das, eine Pizza bestellen, wenn ihr das Familienessen nicht ansteht?! Oder meine Freundin, "ich würde so gern mal wieder in die Berge fahren, aber die Kinder wollen nur an die See" und so bestimmen Kinder heute einfach über ihre Kompetenzen heraus Dinge, die ihnen nicht zustehen. Da kann auch nur Masslosigkeit enstehen.

Manchmal macht mich diese Entwicklung total besorgt, aber da das ja auch mein künftiges Berufsfeld sein wird, beobachte ich das auch fasziniert.

Euch liebe Grüße
Ansa
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Gerda
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

das allerdings kann ich sehr gut verstehen, dass es sehr stört, wenn in der Vorlesung gegessen wird und geraschelt und du dich nicht konzentrieren kannst, dass dich das nervt. Das würde mich auch sehr nerven. Wenn ich mich konzentriere und dann gibt es Nebengeräusche durch Quasseln oder so etwas, was du beschreibst, das kann mich rasend machen.

Zu dem, was du geschrieben hast, was sich kinder und Jugendliche herausnehmen dürfen, fällt mir wieder der Spruch von Sokrates ein, den ich jetzt mal rausgesucht habe:
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Sokrates
griechischer Philosoph (um 469 vChr - 399 vChr
Das Thema ist also schon uralt. Es scheint immer schon dieses Rollenspiel zu geben - die "Erwachsenen" regen sich über die Jugendlichen auf.

Aber Du hast sehr recht mit der Sicht, dass Eltern den Kindern Freiheiten lassen, für die sie noch gar nicht reif sind, dass Eltern sich häufig drücken vor der Verantwortung den eigenen Kindern gegenüber.

Als ich meinen 6 - jährigen Enkel fragte, ob er Lust hätte, mit mir das Auto zu waschen - was ich persönlich als Kind immer total gerne gemacht habe - sagte er cool, "klar, wenn du einen Hochdruckreiniger hast" :D

Die Zeiten ändern sich. Unser Wunsch, Traditionen zu bewahren wird immer vom Wunsch der Kinder und Jugend beantwortet werden, etwas Neues, Eigenes zu tun. Die traditionellen WErte sind aber total wichtig und auch, sie stark zu machen gegenüber den Kindern und Jugendlichen. Auch wenn sie dagegen rebellieren. Sie bleiben dadurch auch stark in ihrem Innern enthalten. Später, wenn sie älter sind, wenn sie reifer sind und wenn sie sich innerliche freier fühlen und nicht mehr aus Prizinp und Entwicklungsstadium per se rebellieren müssen, können sie sich darauf wieder zurück besinnen.

Das mit der Pizza, wenn das Essen nicht schmeckt, finde ich grandios! Das hätte ich als Kind auch gerne gehabt! :D Das habe ich ehrlich noch nie gehört. Das, was ich gehört habe, ist, dass es ein Heer von jungen Frauen (und vermutlich auch Männern) gibt, die nicht kochen können. Die Griesbrei nur von MüllerMilch kennen und Pizza nur von Dr. Ötker & Co.

Meine eigenen Kinder, die ja z. t. jetzt schon Familien selber haben, sind mittlwerweile "total spiessig"(wenn man ihren früheren pubertierenden und jung erwachsenen Werten glaubt), wasFamilie und Werte angeht. Die Männer arbeiten ausser Haus, meine Schwiegertöchter sind zu Hause, die eine macht morgens das Essen von gestern in die Tupperdose, damit mein Sohn es sich auf der Arbeit warm machen kann usw. Mein ehemals punkiger Hausbesetzersohn sitzt jetzt immer brav unter dem WEihnachtsbaum mit Frau und Kindern und schmettert mit ihnen alle Weihnachtslieder rauf und runter. Und mein ältester Enkel, der mit dem Hochdruckreiniger, ist jetzt 11 und erhebt schon die Stimme und es ist deutlich zu spüren, wie es losgeht damit, den Eltern nun das Leben schwer zu machen mit diesen tyrannischen Rebellionen, von denen du schreibst.

Die Hormone gepaart mit dem unbändigen Wunsch, frei zu sein, der Illusion, Freiheit sei, wenn Eltern nichts mehr zu sagen haben und mit einer Medienlandschaft, die einen immensen Einfluss hat auf das, was ein/e Jungendliche/r heute haben, können, dürfen sollte, sind ein Entwicklungscocktail, der Eltern Unglaubliches abverlangt - aber ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, dafür zu gehen, was du fühlst und es so lange stark neben das zu stellen, was deine Kinder erwarten.

Die Haltung, Familie ist nicht nur zum Konsumieren da sondern auch zum Mitmachen, finde ich völlig gut und richtig und eine total wichtige Orientierung. In unserer Kultur ist der Wert der Gemeinschaft total verloren gegangen und glückich sind die Menschen, die damit eine Erfahrung machen dürfen, so wie deine Kinder.

Das Chillen Wollen für ein Jahr kann ich gut verstehen. Ich verstehe darin den Wunsch, ganz zu sich selbst kommen zu wollen. Den Wunsch finde ich völlig legitim. Nur, wenn ich ganz bei mir selbst bin, frei von dem immensen Leistungsdruck, den Schule bedeutetn könnte, kann ich auch fühlen, wo ich hin möchte im Leben. Allerdings würde es mich sehr stören, wenn die Kids davon ausgehen, dass das etwas ist, was sie verlangen können, dass das finanziert wird. Meine Tochter hat nach dem Abi nicht herausgefunden, was sie studieren möchte und hat gejobbt 15 Stunden die Woche. Den Rest der Zeit hatte sie frei zum Chillen und zum Herausfinden, was sie studieren möchte.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Ninja

Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Ninja »

Hallo,
mir wurde beigebracht Guten Tag und Tschüß zu sagen. Ebenso das ich frag wenn ich was möchte, auch wenn ich wo ständig bin und mich fast zuhause fühl.
Gestern bei meiner Freundin. Ihr großer Sohn (12) ist zuhause, ein Kumpel bei ihm. Sie und ich kommen mit unseren Kleinen rein und grüßen, von dem Freund kommt kein Ton, der Junior begrüßt mich wie immer. Auch beim Gehen sagte der Freund nicht mal zu meiner Freundin und ihrem Mann Tschüß :oah: Wie ungezogen ist das denn bitte?

Die Töchter von einem Freund (12 und 16) haben ihren Freund oder eine Freundin da und blockieren am Abend mit Snacks die von der Mutti gemacht werden, mit Getränken bedient, das Wohnzimmer. *urgs* Der Freund von uns ist bedient. Aber er hat seine Kinder so erzogen. Selbst schuld. :(

Ich hoffe sehr das wir Jana so erziehen das sie NICHT so wird.
Bolz
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Bolz »

Guten Morgen,

zum Essen in der Vorlesung frage ich mich, wieso die keiner raus schmeißt ? Man muss ja nicht oberspießg a la "das gehört sich nicht" argumentieren, aber eine Ansage, dass man sich nicht wertgeschätzt fühlt und auch nicht den Leuten beim Essen zusehen will, wenn man selbst reden muss, wird wohl jeder verstehen können.

Überhaupt finde ich heute aus Sicht einer Erwachsenen schade, dass meine Eltern früher oft Dinge zwar bemängelt haben, aber keine ehrliche Erklärung dafür geliefert haben. Beispiel Klamotten: Heute kann ich einige Beanstandungen wirklich verstehen ( zu freizügig, zu schlampig etc. ) doch hätte man mir damals erklärt, dass z.B. mein Vater nicht will, dass es aussieht, als biete man sich an wenn man sich als viel zu junges Mädchen so aufreizend anzieht, oder als würden sich meine Eltern nicht kümmern, hätte ich es besser verstanden, als eine Ansage mit Gemecker und Gezeter von wegen "unmöglich" bla bla bla.

Ich glaube Jugendliche verstehen es besser, wenn man total ehrlich ist und nicht den Moralapostel raushängen lässt. Also könnte man z.B. sagen, dass man sich nicht wertgeschätzt fühlt wenn man nicht gegrüßt wird und daher denjenigen nur noch sehen will, wenn der sich im eigenen Haus auch freundliche benimmt. Und nicht sagen, dass sich nicht grüßen nicht gehört. Das kommt dann wieder oberlehrerhaft rüber...

Gruß
Bolz
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röschen
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von röschen »

Guten Morgen ihr Lieben,

ähnliche Ansichten, wie die deiner Töchter liebe Ansa, habe ich gerade gestern mit meiner diskutiert. „Warum wir unserem Großen zum 18. lediglich ein Fußballtrikot schenken.“ "Na weil er sich das wünschte". "Ja aber der 18. der ist doch so besonders. Man DARF doch jetzt alles uns sooo." Das zu diesem "und so" auch Pflichten gehören, geht bei meinen beiden Großen irgendwie völlig unter.
Sie findet ein Auto wäre doch da eher angebracht gewesen. :oah: Da hätten wir Eltern, noch dazu wo wir ja zu viert sind, zusammenlegen können. Der Arme hätte ja schließlich noch kein eigenes Geld. Aha! "Und woran liegt das wohl?"
An seinem mangelnden Ehrgeiz in all den Schuljahren und bei der Suche nach einer Lehrstelle! Statt aber nun zu erkennen, daß es für ihn mit 18 hätte anders aussehen können, daß es nun gleichaltrige Freunde gibt, die über ihr Geld selbst verfügen, weil sie es selbst verdienen, die Autos fahren und unterhalten können, sind sie enttäuscht darüber, daß wir Eltern ihnen das nun nicht ermöglichen wollen.

Ansonsten habe ich mich in den letzten Jahren oft gefragt, warum ist das Ansehen der Jugendlichen in unserer Zeit so negativ. Wie kam es dazu, daß viele sich nicht zu benehmen wissen, respektlos untereinander aber vermehrt auch Erwachsenen gegenüber sind.
Was haben schon "Neulinge" bei uns im Büro gemault, weil sie doch jetzt ihre Prüfungen geschafft haben, ausgelernt sind und so gar nicht einsehen, daß sie ihre Arbeiten nun doch noch dem Vorgesetzten zur Durchsicht reichen müssen (bevor Gelder in mitunter 5 stelligen Bereichen überwiesen werden!). Das der Chef das Sagen hat, beeindruckt die wenigsten von ihnen. Da sind uns „Alten“ schon oft die Kinnladen runtergefallen.

Was ich bei vielen Eltern in meinem Umfeld vermisse, stattdessen selbst schon dafür angegriffen wurde, sind so Sätze wie „ na wenn der (z.B. Lehrer) das sagt, dann mußt du das so hinnehmen“ „ja wenn der Trainer/Lehrer oder sonstwer mit dir geschimpft hat, wird er seine Gründe gehabt haben“ Wenn wir uns mit unseren Kindern anschließend darüber unterhalten, kommt auch bei ihnen oft die Einsicht.

Vermehrt erlebe ich stattdessen, daß Eltern ein riesen Tamtam bei Elternabenden veranstalten, wenn es z.b. darum geht, daß plötzlich nun doch Freitags Hausaufgaben verteilt werden. Ich benutze ungern „früher“ - aber ist es nicht so, daß sich zu unserer Zeit dafür sicher keiner gegenüber Eltern hätte rechtfertigen müssen, geschweige denn stundenlang diskutieren?.
Da werden Kinder aus dem Verein genommen, weil der Trainer während eines Fußballspiels vom Spielfeldrand das Kind zu laut angegangen ist. Aha – was lernt der Kleine nun daraus? Wenns für mich unangenehm wird, dann einfach weg hier! Nächster Versuch beim nächsten Verein! Solange bis einer sein Fehlverhalten akzeptiert???

Manches entsteht meiner Meinung auch aus Bequemlichkeit der Eltern. Vieles zu erlauben und durchgehen zu lassen, erspart einem Gezetere und Gemecker, klar!
Oder mangelnde Zeit für die Erziehung. Sicherlich auch bedingt durch die Gegebenheit der heutigen Zeit, in der nun mal viele Mütter berufstätig sind. Klar sind viele darauf angewiesen dazuzuverdienen, kein Thema - dass tue ich ja auch. Wenn ich aber z.B. meine Nachbarin sehe, die ihre (noch kleinen) Kinder in diese und jene Betreuung bringt, damit sie an sämtlichen Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen kann um ihre Karriere zu verwirklichen, frage ich mich, wieso sie sich dazu entschlossen hat gleich 2 Kinder zu bekommen. Oder warum sie nicht einfach warten kann, bis diese älter sind.
Abends und am Wochenende ist sie dann erschöpft und die Kids müssen ihre „Ruhezeiten“ einhalten, komme was wolle.
Sie schimpft und zetert über ihre manchmal so wilden und ungezogenen Kinder, über unfähige Erzieher und sieht nicht, daß ihr Teil der Erziehung so völlig zu kurz kommt.

Liebe Grüße Eure Röschen
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von röschen »

Einen kleinen Beitrag zum eigentlichen Thema "Teenager und ihre Freunde" hab ich auch noch:

Unser Großer hat am WE ab und an schon Freunde hier gehabt während wir weg waren. Mehrmals kam es vor, daß leere Pappschachteln von verschiedensten Fastfoodketten oder Lieferservicen hier lagen.
Irgendwann hat mir meine Tochter dann erzählt, daß die einfach wegfahren, sich was holen und weder sie noch unseren Kleinen fragen, ob die denn auch was haben möchten. Ich fand das unmöglich.

Zum einen haben wir natürlich mit unserem Großen darüber geredet, daß wenigstens er seine Geschwister hätte fragen können, uns aber auch mit den anderen Jungs darüber unterhalten, daß dies nicht richtig sei und wir das nicht akzeptieren.
Genauso haben wir das mit Freundinen unserer Tochter getan, die immer ohne zu grüßen in ihr Zimmer gehuscht sind und genauso auch wieder entschwanden (ihr Zimmer liegt direkt neben der Eingangstür).
Die Jungs und Mädels haben ansich ganz gut und verständnisvoll darauf reagiert und dennoch gab es schon einzelne, die das kurze "Hallo" oder "Tschüß" so aufgesetzt aussprachen, daß man erahnte, wie wenig ernst sie Erwachsene nehmen....

LG Röschen
Bolz
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Re: Teenager und ihre Freunde.....

Beitrag von Bolz »

Hallo Röschen,

zu Deiner Bemerkung, dass ein Hallo oder Tschüss so aufgesetzt gesagt wird, dass man genau weiß, wie die Meinung ist, habe ich einen Vorschlag:

Wir hatten schon öfter Kinder von Freunden zu Besuch, bei denen Benehmen am Tisch auch ein Fremdwort war. Jedenfalls so wie wir uns das vorstellten. Dann habe ich einmal einfach gesagt, dass ich persönlich mich nicht wohl fühle, wenn xy am Tisch sitzt, weil ich mir doof vorkomme, wenn ich mir Mühe mit dem Essen gebe und xy Faxen und mich lächerlich macht. Ich habe aber auch darauf geachtet, dass das nicht nur alle "Mitesser" mitbekommen, sondern auch die Eltern des betreffenden Kindes.

Ist nie wieder vorgekommen. Die andern merken nämlich auch, ob es einem selbst unangenehm ist, solches Verhalten zu reklamieren und man das so "hinter vorgehaltener Hand" im Schongang anmerkt, oder ob man ganz klar sagt: das und das passt mir nicht und wie Du das jetzt findet ist mir schnuppe, denn das ist mein Haus!

Ich bin zwar immer die, die die "Sachen" sagt, aber es geht MIR besser dabei :-)

Grüße
Bolz
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