Verhaltensauffälligkeiten wegen ständigen Streitereien

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Tigerklops
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Verhaltensauffälligkeiten wegen ständigen Streitereien

Beitrag von Tigerklops »

Hallo, ich bin neu hier und habe mir einige Threads durchgelesen und ich sehe, ich bin mit meinem Problem nicht alleine.
Ich werde mal versuchen, euch die gesamte Situation genau zu schildern und hoffe, ihr habt Tipps für mich, wie wir weiter vorgehen können.
Also:
Ich bin seit einigen Monaten mit meinem Partner zusammen. Seine Tochter ist 6 Jahre und lebt bei der Mutter nur einige Gehminuten entfernt, weil beide das Sorgerecht haben und Sie bei der Trennung auch vereinbart haben, sich weiterhin beide um die Kleine zu kümmern.

Bis hierhin klingts noch toll, aber:

Seine Ex findet immer wieder Gründe, weshalb er die Kleine nicht sehen darf. Auch bei den 14 tägigen Wochendenden versucht sie ihm noch jede mögliche Stunde zu klauen, die ihm zusteht.
Dann will sie nicht, dass ich dabei bin und ich habe leider auch die Befürchtung, dass sie den Vater bei der Kleinen schlecht macht.

Er hat ihr auch schon so oft gesagt, sie soll nicht wieder vor dem Kind nen Streit vom Zaun brechen, aber Sie schreit ihn so oft an, egal ob live oder am Telefon, so dass das Kind es mitbekommen muss.

Danach will sie dann natürlich erstmal nicht zum Papa, weil da ja alles soooo schlecht ist.

Ich habe bisher einige Wochenenden mit Vater und Tochter verbracht und die Zeit war immer super.
Sie wird auch vorher immer gefragt, ob es für Sie in Ordnung ist, wenn ich zu Besuch komme oder ob Sie lieber alleine was mit Ihren Papa machen möchte.

Wir machen dann auch echt viel zusammen (Spielplätze, Waldspaziergänge, Kastanien sammeln, Brettspiele zu hause, singen, vorlesen, basteln).
Um sie nicht zu überfordern, halten mein Partner und ich auch nur ab und zu Händchen oder es gibt nen kleinen Schmatzer, mehr nicht.
Sie kommt auch gerne zu mir zum kuscheln und sagte mir einmal: „Bei Mama lern ich nur Fernseh gucken“.
Das hat mich schon erschreckt, weil ich von meinem Partner weiß, dass sie bei Ihrer Mutter gerne vor dem TV geparkt wird.

Also wie gesagt; unsere Wochenenden sind immer toll, sie ist fröhlich und schläft nachts wie ein Murmeltier.

Kaum kommt Sie aber nach Hause, geht der Stress los. Sie ist bockig, will nicht mehr mit Papa reden, kann nachts nicht schlafen.

Ihrer Mutter erzählt sie, dass alles schlecht war (zumindest erzählt uns das die Mutter)
Papa hätte sich gar nicht um sie gekümmert, wir hätten nur miteinander geknutscht, Papa ist immer so streng, schimpft immer mit ihr usw.

Also genau das Gegenteil von dem, was wirklich vorgefallen ist.

Ich bin ja kein Psychologe, aber ich habe irgendwie die Vermutung, dass Sie vielleicht auf diesem Weg versucht, die Aufmerksamkeit der Mutter zu erlangen.

Die Mutter schiebt natürlich, weil Sie es ja auch nicht besser weiß, die Schuld wieder dem Vater zu. So kriegen sie sich erneut in die Wolle.

Ist also irgendwie ein ganz übler Kreislauf, aus dem keiner ausbrechen kann oder will.

Das Kind ist bereits in psychologischer Behandlung, weil Sie verhaltensauffällig ist (Schlafstörungen, Aggressionen)

Mein Freund würde sich gerne mehr um sein Kind kümmern, ist oft todtraurig, wenn er sie wieder nicht sehen darf, wenn er sich wieder für alles rechtfertigen muss und ich würde ihn so gerne unterstützen.

Auch das Jugendamt hilft ihm nicht.
Er hat mehrfach um Hilfe gebeten aber er bekommt lediglich gesagt, dass das Kind Zeit braucht und er sich zurückziehen soll.
Das fällt ihm natürlich sehr schwer, weil es genau das Gegenteil ist von dem, was er sich als Hilfe erhofft hat.
Aber das versteht das Kind doch dann auch wieder nicht.

Wenn es um Familiengespräche geht, blockt seine Ex meist ab oder es geht einige Tage gut, bis die nächste Bombe platzt.

Muss das Theater jetzt so weiter gehen, bis alle dran kaputt gegangen sind?
Kann mir nicht vorstellen, dass die Mutter glücklich ist mit dieser Situation, aber sie scheint auch nicht ein bisschen einlenken zu wollen, oder auch mal nen Ratschlag anderer anzunehmen.
Im Gegenteil. Laut Aussage des Jugendamtes dürfen Sie jetzt keine Auskünfte mehr erteilen, weil ein gerichtlicher Bescheid vorliegt.
Wir gehen davon aus, dass Sie jetzt wohl versuchen wird, das alleinige Sorgerecht zu bekommen.

Habt ihr ne Idee, was wir tun können, damit wir endlich alle zur Ruhe kommen können und das Kind endlich friedlich aufwachsen kann mit Mutter und Vater und seit neuestem auch mit mir?

So, nun ist das ganze doch sehr lang geworden, hoffe aber, dass sich einige von euch die Zeit genommen haben, bis hierher zu lesen! :)
MarliJo

Re: Verhaltensauffälligkeiten wegen ständigen Streitereien

Beitrag von MarliJo »

Hallo und willkommen hier !
Schön, dass du dich so einsetzen magst für die Belange der Tochter und deines Partners.

Das was du beschreibst klingt sehr unschön und es ist verständlich, dass es an euren Nerven zerrt. Leider ist es wirklich nicht ungewöhnlich, dass die Kinder nach einer Trennung auf diese Art missbraucht werden und darunter leiden.

Ich denke auch, dass die Tochter deines Partners durch das beschriebene Verhalten Aufmerksamkeit bei der Mutter suchen könnte. Wahrscheinlicher ist es viellecht noch, dass sie ihre "arme" Mutter nicht kränken möchte, indem sie zeigt, dass es ihr bei dem (von der Mutter vehassten) Vater gut geht.
Ganz sicher, denke ich, gerät die Tochter immer wieder aufs neue in einen Loyalitätskonflikt, weil sie innerlich spürt, dass sie zwar beide Eltern gleich lieb hat, das aber nicht zeigen und ausleben darf. Andererseits ist sie machtlos, etwas daran ändern zu können und agiert diese Einengung aus über Agression oder Schlafstörungen - irgendein Ventil "muss" sie ja haben. Das Verhalten ist also kein Wunder und ich finde es gut und wichtig, dass sie da unabhängige Hilfe von aussen bekommt (wisst ihr darüber denn Näheres, wie es mit der psychologischen Hilfe läuft?).

Was euch betrifft, könnt ihr lwohl eider nur wenig bis gar keinen Einfuss auf die Mutter nehmen und somit die Situation auch nicht aktiv ändern.
Wenn es wirklich so ist, dass sie das alleinige Sorgereicht anstrebt, würde ich euch raten, dass ihr ALLES schriftlich festhaltet, was die Mutter wiederspüchlicherweise tut und sagt. Notiert "Besonderheiten" die Tochter betreffend, macht Gesprächsnotizen beim telefonieren (oder aufzeichnen) und alles was euch wichtig erscheint, wenn es darum geht beim JuA oder anderen Institutionen, die Wahrheit darzulegen.
Ich finde es wichtig, dass dein Partner weiterhin den Kontakt zu seiner Tochter sucht und darauf nur im "Notfall" verzichtet, sprich, wenn das Kind in einem solchen Konflikt steckt, dass es sich ihm/euch nicht öffnen "kann". Ansonsten klingt es aus deinen Beschreibungen ja sehr entspannt für die Tochter, wenn ihr sie bei euch habt und ich denke, dass sie diese schönen Papazeiten auch mitnehmen und schätzen wird. Macht das weiter so und zeigt ihr damit eure Liebe und euer Interesse zu ihr.
Wenn sie nicht zu euch kommt wie vereinbart, nehmt es vor seiner Tochter stillschweigend hin ohne dass Papa ihr zeigt, wie traurig er darüber ist. Es wäre zusätzlicher Balast für seine Tochter !

Sicher, die Mutter ist nicht glücklich mit/in der Situation, ist aber selbst vielleicht so tief gekrängt, dass sie ihre Tochter als Trost "braucht" oder schlimmer, um ihrem Ex-Mann aus Rachegefühlen heraus zu schaden ? Das mag ihr Verhalten erklären,.. wenn auch nicht entschuldigen.
Es gibt leider wohl kein Patentrezept dafür dass ihr ganz schnell einen Weg zu mehr Ausgeglichenheit für die Tochter und Ruhe und Frieden für euch findet, ich denke eher, dass ihr sehr viel Nerven, Geduld und Weitblick investieren müsst, damit sich die Situation verbessert. Das kann manchmal Jahre in Anspruch nehmen und hier und da stellt man seine eigenen Überzeugungen in Frage was man als den eigentlich richtigen Weg ansieht. Es ist immer wieder wichtig, auch für sich selbst gut zu sorgen, um Kraft zu schöpfen zum Probleme bewältigen.
Selber habe ich irgendwann erkannt, dass der Weg des "Wind aus den Segeln nehmens" der erfolgversprechendste ist und seitdem wurde das Fahrwasser ruhiger, weil es den Streitigkeiten die Böen nahm. Könntest du dir ein "Strategie" in ähnlicher Art auch für deinen Partner vorstellen im Umgang mit seiner Ex-Frau ?

Alles Gute und schreib gern mehr !
MarliJo
Tigerklops
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Re: Verhaltensauffälligkeiten wegen ständigen Streitereien

Beitrag von Tigerklops »

Die Psychotherapie findet leider erst seit einigen Wochen einmal wöchentlich statt.
Mein Partner hat sich bei der Psychologin informieren wollen, da wurde ihm lediglich gesagt, er müsse sich gedulden, da die Gespräche vorläufig nur mit dem Kind stattfinden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Erst später sollen die Eltern hinzugezogen werden.
Ansonsten versucht mein Freund immer, seiner Ex so ruhig wie möglich zu begegnen, ist bei dieser Frau aber anscheindend nicht so leicht.

Naja, um auch mal Hilfe für Ihn zu bekommen (da ja beim JuA keine Hilfe zu erwarten ist) haben wir uns jetzt entschlossen, zu einer Familienberatungstelle zu gehen, um evtl Tipps zu bekommen, wie wir dem Kind unterstützend zur Seite stehen können, wie er sein Recht behält, sein Kind sehen zu können, auch wenn die Ex querschießt, evtl müssen wir uns auch anwaltliche Hilfe holen, wenn es tatsächlich ums Sorgerecht geht.

Ansonsten schreibt er bereits Tagebuch, um alles festzuhalten, was so passiert, ich mache Fotos und Videos, wenn wir zu dritt unterwegs sind, damit wir belegen können, dass die Kleine Spaß bei uns hat.

Ich habe auch schon überlegt, ob ich bei Gelegenheit mal mit ihr rede, so von Frau zu Mädchen. Oder dass sie mir mal ein Bild malen soll, wie sie Ihre Familie grade sieht und wie es ihr dabei geht.
Ist für Kinder ja meist einfacher, als reden.

Hat jemand von euch sowas schon ausprobiert? Und wenn ja, funktioniert es?

Immerhin bin ich ja sozusagen "die Fremde" und in gewisser Weise ein Störfaktor in der Familie, weil sie ja immer gehofft hat, dass Ihre Eltern wieder zusammen kommen (was sich wohl jedes Kind wünscht)
Von daher weiß ich nicht, ob ich mich damit nicht zu sehr aufdränge.
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Re: Verhaltensauffälligkeiten wegen ständigen Streitereien

Beitrag von Ansa »

Liebe Tigerklops,

ich würde von Familienbildern, was ja doch eine fachliche und therapeutische Arbeit ist, abraten. Kinder haben ein sehr feines Gespür für die Beweggründe Erwachsener und eine sehr hohes Loyalitätsgefühl. Es ist also auch möglich, das sie etwas anderes zeichent, als sie möchte, derweil sie keinen verletzen will. Daher bleiben solche Bilder therapeutischen Einrichtungen (neutral) zugeordnet.

Das wichtigste was Du tun kannst, ist für sie da zu sein, so wie bisher auch und keine Stellung zu beziehen, so dass Du eventuell als Vertraute fungieren kannst, Keine Stellung gegen Mama, mein ich da genau. Denn so sehr sich alle streiten, die Kleine liebt ihre Mutter genauso wie ihren Vater und somit ist sie in einem schweren Konflikt.

Daher auch die Aussagen, der Mutter gegenüber (das Kind glaubt nämlich, das es das ist, was die Mama hören möchte) das es bei Euch grauslich ist. Mama will nicht hören, wie schön es bei Euch ist..... daher würde ich in jedem Fall solche Dinge nicht ansprechen und wissen (das wisst ihr auch), das sie nicht meint, was sie da erzählt und das es schlichte Not ist, die sie dazu treibt. Wenn ihr nun dagegen sprecht, tut sie noch jemandem weh und der Konflikt wird größer.

Alleiniges Sorgerecht ist nicht mehr so einfach zu bekommen, wie es mal war. Da müssen akute Kindsgefährdungen auftreten und möglich sein und, die Richter sind heute geschult und sprechen mit dem Kind allein, vorher erklären sie ein wenig und versprechen, die Aussage des Kindes niemandem zu erzählen, aber sie fließt in ihre Entscheidung ein. Mitunter gehen sie vor der Verhandlung ein wenig über den Flur und ich weiß, wenn die Mutter behauptet, das Kind hasse den Papa, der Richter jedoch beobachtet, wie das Kind diesen freudig begrüßt und ihm sehnsüchtig entgegen läuft, dies auch seine Entscheidung beeinflusst. Also, aufschreiben und da sein und sich so wenig wie möglich beirren lassen.

Ich hab viele Jahre geglaubt, das Streit der Eltern vor den Kindern schlecht ist und diesen schadet - das ist einerseits auch so - andererseits wissen die Kinder aber auch, das es so ist und man kann diese Dinge (das hab ich aus der Klinik meiner eigenen Tochter) zur Gewohnheit machen und sie locker angehen lassen. Natürlich nicht vor dem Kind extra zanken und es soweit wie möglich verhindern, aber es auch nicht so schwer nehmen..... die Dinge sind, wie sie sind. Heute gehe ich mit Konflikten mit unserem eigenen Kindsvater lockerer um, ich rede soweit wie möglich nicht mit ihm, sondern kläre die meisten Dinge schriftlich, per Mail oder Fax, so sachlich wie möglich, und das tut den Kindern spürbar gut. Trotzdem werde ich da hin und wieder auch sehr deutlich, wenn es nötig ist, um die Kinder zu schützen, muss das hin und wieder so sein.

Vielleicht könnt ihr auch das ein oder andere schriftlich klären? Das sind dann auch wieder gute Beweise, wenn man auf sachliche Anregungen, emotionale Ausbrüchen zurück bekommt.

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Re: Verhaltensauffälligkeiten wegen ständigen Streitereien

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Tigerklops,

willkommen hier bei uns im Forum.
Ich finde es sehr aufmerksam und klasse von dir, dass du dir so viele Gedanken um das Kind deines Partnes machst.
Als Teilzeitpatchworkmama und eben auch Zweitpartnerin und Scheidungskindermama kann ich dein Empfinden gut nachvollziehen. Aber ich denke auch, dass du nicht viel ausrichten kannst, außer dem Kind einfach die Unbekümmertheit geben dich mögen zu dürfen, ohne wenn und aber. An erster Stelle stehen die Eltern, die die Probleme lösen müssen und sollen. Du kannst unterstützen und zuhören.
Ich sehe es auch so, dass die Kleine es Mama recht machen möchte. Sie möchte sie nicht traurig machen und spricht dann halt das, was Mama hören möchte. Du siehst doch, dass es der Maus gut geht bei euch. Das ist doch das Wichtigste. Sie fühlt sich wohl und genießt die Zeit mit euch.
Ich habe nicht so ganz vestanden welcher Gerichtsbeschluss vorliegt, dass dein Partner keine Auskunft mehr bekommen kann oder darf. Magst du mir das nochmal erläutern?
Und ich kann Ansa nur zustimmen. So schnell gibt es nicht mehr das alleinige Sorgerecht.
Vielleicht könnt ihr versuchen euch auf die Machtkämpfe nicht mehr einzulassen. Es ist manchmal ganz gut Spannung rauszunehmen und nur noch per mail oder Fax zu kommunizieren. Manchmal hilft es ungemein auf der Sachebene zu bleiben.

Magst du noch mehr erzählen?
Viele Grüße
Sonnenschein2
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