Wenn dem Kind der Vater fehlt

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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netti
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Re: Wenn dem Kind der Vater fehlt

Beitrag von netti »

Hi zusammen,

ich habe den schrecklichen Eindruck gewonnen, dass sich manch einer hier das Leben nach der Trennung vom Partner so vorstellt:

Mann und Frau verlieben sich
Mann und Frau heiraten und bekommen Nachwuchs

1. leider kommt Streit, Zank usw auf... Trennung die Folge
2. wenn der Vater zahlt,
3. dann muss die Frau sich um die Kinder kümmern und nicht mehr aktiv am Leben teilnehmen.
(weder einen neuen Freund haben, noch den Gedanken daran verschwenden ein neues
Leben in neuer Umgebung an zu fangen. Sondern nur noch an Kind und Pflichten zu denken)

Das kann es ja auch nicht gewesen sein, oder? Es gehört verdammt mehr dazu, als nur Entscheidungen treffen zu dürfen, wenn man Mutter ist.. (mit Sicherheit nicht nur, weil sie eine Scheide hat *kopfschüttel*).

Meine Tochter (6 Jahre) ist sehr gern bei ihrem Vater. Das finde ich auch schön. Ich würde dies auch nicht unterbinden wollen. Sie hebt ihn in den Himmel und er zahlt noch nicht einmal für seine Tochter Unterhalt. Aber er hat Rechte und Rechte und Rechte ... auf die er pocht... Und trotz alle dem, muss eine Mutter vor ihrem Kind immer das Gesicht wahren. Das finde ich nicht immer einfach. Es wäre unverzeihbar, wenn man über das andere Elternteil, in Gegenwart des Kindes, schlecht redet, und auch dann nicht, wenn es der Wahrheit entsprechen würde.

und noch was:

Wenn sich zwei Menschen lieben, und ohne das sie Nachwuchs haben, aus irgendeinem Grunde trennen, kräht kein Hahn danach...

Wenn sich aber zwei Menschen trennen die auch noch Nachwuchs haben, dann ist das in unserer Gesellschaft fatal. Da kann doch was nicht stimmen... Denn auch dann muss man sich als Eltern keine Handschellen anlegen müssen... Man sollte eher versuchen, zusammen das Beste aus der Sitiation zu machen --> zum WOHLE DES KINDES!!!!

Kinder leiden mehr unter ständig streitender zusammenlebender Eltern, als Kinder getrennter Eltern... die Zahl der Kinder getrennter Eltern kann man belegen und über diese wird daher auch mehr berichtet als über die anderen Kinder. Die Zahl streitender zusammenlebender Eltern ist eine Dunkelziffer ... leider!! Würde dort zu gern mal Mäuschen spielen...

LG
netti
Im Unglück lernt der Mensch sich selbst am besten kennen,
weil er dann die wenigsten Bewunderer hat...
PureM
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Re: Wenn dem Kind der Vater fehlt

Beitrag von PureM »

Liebe netti,

gegen dieses Klischee denken das nach der trennung die frau mit den kindern alleine dasteht und dann doch bitte alles auch zu managen hat,werden wir frauen immer ankämpfen müssen.
ich denke aber das alle frauen die den weg hierher gefunden haben auch erkennen das sie ihr leben als frau nicht aufgeben müssen bzw.nicht aufgeben dürfen.
und es gibt eben auch hier die fälle in denen die väter doch froh wären sie dürften etwas mehr am leben der kinder teilhaben.

de fakto ist es aber nicht einfach für alle beteiligten den weg dorthin zu finden das es eben nicht mehr um die getrennten partner geht sondern nur noch um die kinder.verletzte gefühle und manchmal auch gekränkter stolz lassen viele erblinden.traurig aber wahr!
das man vom vater nicht schlecht redet sollte selbstverständlich sein.aber warum duckmäuschen sein und nicht mit den kindern wenn sie das alter haben offen darüber reden das nicht alles so rosig ist?wobei ich dir recht gebe was zum beispiel den unterhalt angeht.da müssen die kinder nicht wissen ob er zahlt oder nicht.sie sind ja schließlich keine ware und sollen sich so auch nicht vorkommen.
aber ich denke auch kinder müssen lernen das die eltern gefühle haben.das muß man aber von kind zu kind entscheiden in wie weit man sie daran teilhaben lassen kann.immer nur die starke mutter spielen ist aber vielleicht nicht richtig.
das der vater aber aufseine rechte pocht und seinen pflichten nicht nachkommt,kenne ich und glaube mir dagegen anzugehen ist nicht immer einfach.

lg
PureM
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Es ist die Erde über den Quellen:kein Baum darf gefällt,keine wurzel gerodet werden.Die Quellen könnten versiegen:Wie viele Bäume werden gefällt,wie viele wurzeln gerodet......in uns?
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netti
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Re: Wenn dem Kind der Vater fehlt

Beitrag von netti »

Hallo PureM...

insbesondere die Kinder tuen mir leid, die den anderen Elternteil nicht oder selten sehen.

Väter, die am Leben ihrer Kinder nicht teilhaben dürfen, tuen mir auch sehr leid. Es wird in so manchen Fällen aber nicht anders zu regeln gewesen sein (nehme ich an!). Aber in solchen Fällen hat nicht nur ein Vater seinen Beitrag zu leisten, sondern auch die Mutter. In meinem Umfeld sehe ich so einige Mütter, die ihre Männer mit einem grinsen im Gesicht, ausnehmen bis aufs Hemd. Es sind also nicht nur Väter die nicht zahlen, sonder auch Mütter die ausnehmen. Auf beiden Seiten gibt es schwarze Schafe.

Ich habe mein Leben als Frau nie aufgegeben. Aber es gibt leider viel zu viel Frauen, die ihr Leben nach einer Trennung total hin schmeissen, Angst haben und sich beeinflussen lassen. LEIDER!!

Mein Ex war der Meinung, dass wenn ich mich trenne, dann solle ich doch bitte mit der Situation "alleinerziehend" allein klarkommen, wenn ich ihm schon seine Tochter wegnehme. Ich sagte ihm, er könne seine Tochter auch gerne ausserhalb der Besuchszeiten holen und was mit ihr unternehmen. Er bejahte es und hat es in den ganzen 4 Jahren nicht ein einziges mal wahrgenommen. Ich fragte ihn immer wieder warum er es nicht macht. Er meinte nur "Zeitmangel". Vor KURZEM habe ich ihn nochmals gefragt, da sagte er "aus Trotz, denn warum sollte ich dir die Kleine abnehmen, du hast dich doch getrennt und musst zusehen wie du klar kommst". Abends weggehen, jemanden kennen lernen... nöööö das ist nicht drin!!

Nun denn, ich habe doch wieder einen neuen Lebensgefährten gefunden und wir drei sind sehr glücklich *freuhüpf*.. Wir haben jetzt ein neues Leben, an dem ich auch meinen Ex teilhaben lasse -> für meine Tochter. Sie soll sehen, das man auch noch nach einer Trennung zusammen an einem Tisch sitzen kann.

Mit meiner Tochter rede ich viel und oft.. aber die dinge beim Namen zu nennen, das mache ich nicht. Ich möchte sie nicht beeinflussen, im Bezug auf ihren Vater. Er liebt sie und sie liebt ihn... ICH habe die Konflikte mit ihm und NICHT sie... Deswegen halte ich mich bedeckt, was aber nicht heißt, dass ich nie mit ihr über diese Sache spreche. Sie fragt mich doch auch Dinge die ihr auffallen und die sie bei Papa, Oma usw gehört hat, dann stehe ich Rede und Antwort. Dabei kommt es aber immer darauf an, wie man etwas erklärt und wie man sich ausdrückt.

Immer im Sinne aller, im Besonderen des Kindes!!

LG
neti
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weil er dann die wenigsten Bewunderer hat...
mechaniker

Re: Wenn dem Kind der Vater fehlt

Beitrag von mechaniker »

Netti.. also wenn ich sehe, was du fuer Ansichten vertrittst, wird mir
echt schwarz von Augen. Lass mich mal naeher darauf eingehen:

> Mann und Frau verlieben sich
> Mann und Frau heiraten und bekommen Nachwuchs
>
> 1. leider kommt Streit, Zank usw auf... Trennung die Folge

Dies liegt doch an der Unfaehigkeit der Menschen, Konflikte und Differenzen
gemeinsam durchzuarbeiten. Wenn es zur Trennung kommt und Kinder da sind,
haben alle schon verloren: Mutter (ist ueberfordert und hat fuer nix Zeit mehr,
und ist obendrein auf dem Heiratsmarkt Sondermuell), Vater (darf zahlen und
hat nix vom Kind), und das Kind sowieso (geschaedigt mangels Familie: Vater
weg, Mutti hat keine Zeit mehr, weil sie arbeiten muss..).

> und noch was:
>
> Wenn sich zwei Menschen lieben, und ohne das sie Nachwuchs haben, aus irgendeinem
> Grunde trennen, kräht kein Hahn danach...

Klar, es ist dann ja auch Privatsache dieser zwei Menschen und wirft keinerlei
langfristige Probleme auf. Nach spaetenstens 3 Jahren ist die Sache vergessen,
und es bleibt nicht mal ein schaler Nachgeschmack.

> Wenn sich aber zwei Menschen trennen die auch noch Nachwuchs haben, dann
> ist das in unserer Gesellschaft fatal. Da kann doch was nicht stimmen...

Doch, das stimmt schon, das hat meiner Meinung nach schon seine Richtigkeit, denn:
hier wird nicht nur eine Beziehung zwischen zwei Menschen beendet, hier wird eine
FAMILIE ZERSTOERT -- Vater, Mutter + Kind. Das Kind zahlt dafuer den Preis und ist
der hauptsaechliche Leidtragende. Dies ist zu Recht gesellschaftlich geaechtet, und
meiner Meinung noch lange nicht genug!

Denn: das Kind fragt keiner, aber es muss es ausbaden. Einem Kind, das noch nicht
wirklich weiss was los ist sowas reinzubraten kommt meiner Meinung nach Gewalt
am Kind und Kinderschaendung gleich.

> Denn auch dann muss man sich als Eltern keine Handschellen anlegen müssen...
> Man sollte eher versuchen, zusammen das Beste aus der Sitiation zu machen
> --> zum WOHLE DES KINDES!!!!

Zum Wohle des Kindes sollte man erst einmal persoenlich zurueckstecken und als
oberste Prioritaet dafuer sorgen, dass die Familie erhalten bleibt. Diese ist naemlich,
nach Stand des Wissens 2004, fuer das gesunde Grosswerden des Kindes unbedingt
erforderlich. Alle, die frueher anderer Meinung waren, werden durch die sich
abzeichnenden Realitaeten Luegen gestraft. Leider ist diese eigentilch normale Art
von Aufopferung fuer Andere in der unserer heutigen Zeit, in der jeder erstmal sich
selbst der naechste ist, nicht mehr angesagt. Alle fragen: "wie werde ICH gluecklich? und
zwar JETZT SOFORT?" Wenn die Leute laengerfristig denken wuerden, wuessten
sie, dass es sie langfristig gluecklicher macht, wenn sie ein nicht-gestoertes Kind
im Rahmen einer intakten Familie in die Welt bringen koennten. Tun sie leider aber
nicht, und deshalb machen sie es anders. Scheidung ist eine Krankheit unserer Zeit --
alle denken wie die Politiker nie an die ferne, sondern immer nur an die unmittelbare
Zukunft -- und das bringt langfristig Probleme, im Kleinen (Familie) wie im Grossen
(Bundespolitik).

> Kinder leiden mehr unter ständig streitender zusammenlebender Eltern, als
> Kinder getrennter Eltern...

Das ist erwiesenermassen Schwachsinn! Lese mal die Studie von Judith Wallerstein.
Wenn die Kinder erwachsen sind, kraeht kein Hahn mehr danach, ob sich die Eltern
auch mal gefetzt haben -- das ist normal und die Kinder sind froh, eine Familie gehabt
zu haben und zeigen nicht die Verhaltens- und Entwicklungsauffaelligkeiten, die man
bei Scheidungskindern beobachten kann.

> Die Zahl streitender zusammenlebender Eltern ist eine Dunkelziffer ... leider!!

Bis zu einem gewissen Grad ist Konflikt normal und kommt in jeder Familie vor. Das
Problem ist dieser uebertriebene Anspruch in der heutigen Zeit, eine Friede-Freude-
Eierkuchen-Familie zu haben wo sich alle immer gruen sind und niemals gestritten
wird. Diese gehoelt ins Land der Utopien. Tragisch ist, das die Leute, wenn sie ihre
unrealistischen Ansprueche nicht befriedigt sehen, gleich zum Scheidungsrichter
rennen, anstatt mal an ihrer Beziehung (und an SICH SELBER) zu arbeiten -- klar,
ist ja auch einfacher, und man muss sich keine Bloesse geben...

Die Gesellschaft von Heute und ihre Werte machen mich einfach nur noch krank,
wenn ich darueber nachdenke, was heutzutage alles "de rigeur" ist.

MfG,

- Stefan
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netti
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Re: Wenn dem Kind der Vater fehlt

Beitrag von netti »

hallo mechaniker,

es kommt immer darauf an, wie und was man in seiner eigenen Partnerschaft erlebt hat.

Bei kleineren Konflikten und wie du so schön schreibst, ein gewisser Grad an Konflikt, ist normal in einer Partnerschaft. Das ist ja auch richtig so... der Meinung bin ich ja auch.

Wie das ganze Drumherum und wie die Gefühle sind und WAS alles in der Partnerschaft passiert ist und WIE alles passiert ist, das kann man nicht so rüber schreiben, so wie man es doch gern täte. Man trennt sich doch nicht einfach aus Lust und Laune ... oder weil es einfacher ist. Nein, das denke ich nicht. Keiner macht es sich so einfach, wenn Kinder im Spiel sind. Denn jede Partnerschaft und deren Verlauf ist unterschiedlich.

>Die Gesellschaft von Heute und ihre Werte machen mich einfach nur noch krank,
wenn ich darueber nachdenke, was heutzutage alles "de rigeur" ist.

Es geht mir genauso...

Einen lieben Gruß von Netti :-)
Im Unglück lernt der Mensch sich selbst am besten kennen,
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