Zieht man Unglück an?

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Miraluna
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Zieht man Unglück an?

Beitrag von Miraluna »

Hallo zusammen, jetzt muß ich auch mal wieder etwas loswerden.

Wer mich so ein bischen mitverfolgt hat, kennt so im Ansatz meine Lebensgeschichte. Ich habe schon so viel miterlebt, daß ich mich eigentlich nicht wie 38 fühle, sonder eher wie 100.

Jetzt habe ich am Wochenende den nächsten Dämpfer bekommen. Mein kleiner Sohn hatte letztes Jahr fast einen Beinahe-Ertrinkungsunfall. Ich habe ihn damals aus dem Schimmbecken gezogen und gerettet, Herzstillstand, ging aber nochmals gut. Am Wochenende ist mein Kleiner nun von einem Hund angefallen und in den Rücken gebissen worden, und ich laufe seitdem total ferngesteuert rum.

Ich frage mich, was hat mein Kleiner getan, daß es ihn immer irgendwie erwischt, und dann so hammerhart? Will das Leben mich auf etwas vorbereiten? Geht er am Ende noch vor mir von dieser Welt (was Gott verhüten möge)? Ziehe ich, weil ich seine Mutter bin, das Negative vielleicht an und er badet es aus?

Ach Leute, ich kann euch gar nicht sagen, wie traurig und ängstlich ich manchmal bin. Ich gehe abends bevor ich ins Bett gehe immer in die Zimmer meiner Kinder und beobachte sie beim schlafen, sie bekommen nochmals einen Kuss und dann gehe ich auch beruhigter ins Bett. Ich glaube ich würde abdrehen, wenn einem meiner Kinder etwas passiert.

Was ist es nur, daß ich immer irgendwie in die Sch.... reintappe bzw. meine Kids. Was muß ich denn noch an Angst ertragen und durchstehen? Muß ich das überhaupt? Ich will das alles nicht mehr. Ich will Ruhe und ein bischen ein geborgenes Gefühl, daß mir das Leben irgendwie nicht bieten oder geben will.

Wenn ihr ein paar tröstende Gedankenansätze habt, wäre ich euch dankbar. Ansonsten danke fürs zuhören.

Gruß Miraluna
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Jemo
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Re: Zieht man Unglück an?

Beitrag von Jemo »

hallo miraluna,

eigentlich dürfte ich dir nicht schreiben, da ich keine eigenen kinder habe. aber als ich deine zeilen laß, kamen mir gedanken in den sinn, die ich dir nicht vorenthalten möchte.
ich glaube man zieht kein unglück an. ereignisse die leiden verursachen werden von uns gedeutet. je nachdem welchem deutungsmuster wir folgen, sind unfälle oder ähnliches dann zum beispiel "gottes strafe", "schicksal", "ein wink mit dem zaunpfahl" usw. je, nachdem welche werte ich einer deutung beimesse, werde ich bestimmte ereignisse miteinander in verbindung bringen oder auch nicht. und in deinem fall hast du dich entschieden sie zu verbinden und eine idee zu favoriisieren, bei der "man" in der lage ist unglück anzuziehen. warum auch immer!?!

ferner sagt man ja auch überängstlichen menschen passiert auch mehr. das mag wohl daran liegen, dass sie sich so sehr mit den befürchteten ereignissen beschäftigen, dass ihre aufmerksamkeit für eben die verhinderung bzw. etwas entgegengesetztem (gutem) beeinträchtigt ist.
so und mein dritter und letzter gedanke ist der mit dem ich mich gerade so sehr beschäftige, mein inneres kind. du beschreibst eine so starke ängstlichkeit. die kommt mir so bekannt vor. vielleicht ist es ja dein inneres kind das angst hat und neben deinen von dir geliebten kindern auch ein wenig aufmerksamkeit und liebe wünscht?

ich wünsche dir alles gute und freue mich auf eine reaktion ...

liebe grüße

jens
Liebe ist, dass Du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle ...
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Hammer
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Re: Zieht man Unglück an?

Beitrag von Hammer »

Liebe Mira,

ich denke auch manchmal ich hab das Unglück gepachtet.
Aber ich denke das es einem gerade in so einer Situation
die so hoffnungslos ist nur so erscheint.

Als Mutter leidet man in so einer Situation besonders
und es quält einen die Frage ob man es hätte verhindern können.
Das hättest du nicht es hätte auch ein anderer Unfall passieren können.

Red dir nichts ein!!!
Drück deinen Kleinen mal lieb von mir und ich hoffe er
wird bald wieder gesund.
Erzähl uns was er für Fortschritte macht und auch wenn du traurig
bist,so bist du nicht allein.

Alles Liebe
Dani
Kinder sind nicht unser Eigentum,
wir haben "nur" das Glück sie auf
IHREM WEG zu begleiten.
Miraluna
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Re: Zieht man Unglück an?

Beitrag von Miraluna »

Danke liebe Dani und lieber Jens, eure Worte haben mich sehr getröstet.

@Jens:

Du hast Recht, vielleicht habe ich zuviel Angst. Es kommt mir vor, daß ich immer wenn ich die Leine etwas lockerer lasse, dann etwas passiert. Du hast Recht dieses kleine innere Kind, hat noch nie sehr viel Liebe bekommen. Meistens habe ich eigentlich nur gekämpft, um mich oben zu halten. Irgendwann habe ich es überhaupt verlernt, Liebe zu registrieren, ich konnte sie gar nicht erhalten, da ich immer mit kämpfen beschäftigt war. Ich kann froh sein, daß ich einen Partner kennengelernt habe, der sehr viel Geduld mit mir hat und ich langsam dieses geliebt werden auch fühlen kann.

Bei dem Schwimmunfall war es so, daß ich mir an diesem Tag Gedanken machte, ob ich nicht zu sehr glucke.Andere Mütter lagen auf dem Badetuch und ließen ihre dreijährigen allein im Pool planschen, ich saß 2 Stunden auf der Bank neben dran, um meine beiden Jungs 5 und 6 im Auge zu behalten. Und 3 Minuten später, einmal zum Badetuch und zurück, war es auch schon passiert.

Genauso mit dem Hundebiss. An diesem Tag sagte ich meinem Mann, daß man die Jungs laufen lassen muß, sie sind älter und sie müssen sich austesten. Tja, und was dann? Genau wieder etwas Dummes. Ich weiß nicht, was soll das nur?

@Dani:

Es ist genauso wie du es schreibst. Man hat manchmal das Gefühl, daß man ein Schild ans Hirn getackert hat mit den Worten: "Gib´s mir. Mir reicht es noch nicht."

Ich weiß, daß das nicht stimmt. Es wird einem nur manchmal zuviel und ich frag mich halt dann, was für einen Geruch ich habe, daß sowas halt immer mir passiert.

Ich habe dazu schon einen Spruch kreiert: 60.000 Leute in einem Stadion, eine Taube fliegt drüber und läßt was fallen, wenn trifft es? Mich. :lachen:

Na ja, Kopf hoch. Ich danke euch nochmals für euren lieben Worte.

Es ist schön, daß es euch gibt.

Miraluna
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nemo
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Re: Zieht man Unglück an?

Beitrag von nemo »

Liebe Miraluna,

komisch, gerade heute Morgen dachte ich noch an Dich, und wollte dir schreiben, wie unglaublich toll und stark ich das von Dir finde, wie du dir dein Leben selbst gestalten und dich, deinen Mann und die KInder glücklich machen und pfeifen kannst auf deine "biologische Familie". Du bist da für mich echt ein Vorbild, gerade, weil ich mich zur Zeit selbst mit mir hadere, ob ich als familiär Traumatisierte wirklich eine eigene Familie gründen will/kann/sollte, mir aber andererseits auch nicht von solchen dunklen, alten Ängsten und Erfahrungen mein Recht auf ein eigenes Glück versauen lassen will. Siehst du, jetzt habe ich es doch einfach geschrieben...

... Und lese, dass dich diese dämliche Dunkelheit auch wieder versucht zu packen. Gib nicht auf! Hör nicht auf sie! Es gibt keinen Fluch, keinen grossen Plan, der uns ins Verderben stürzen wollte. Es gab vielleicht mal "grosse Eltern", die es nicht gut mit uns meinten, aber jetzt haben die keine Macht mehr über uns. Und wenn uns Unglück zustösst, ist es zwar immer noch ein Unglück, aber nicht unsere Schuld. Es hängt nicht alles mit allem zusammen, auch wenn wir, mit unseren "ver-rückten" Eltern das früher vlt einmal geglaubt haben.

Drück deine Kinder und halt sie fest, wenn sie es brauchen. Und "dein (inneres) Kind". Dann wird es vlt auch ihr Schutzengel werden.

liebe Grüsse
nemo
Zuletzt geändert von nemo am 8. April 2005 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
Miraluna
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Re: Zieht man Unglück an?

Beitrag von Miraluna »

Hallo Nemo,

ich laß mich nicht unterkriegen. Hey, niemals. Und wenn der dunkle Schatten kommt, dann sprech ich mit mir selber und sag: "Hau ab!" Und das funktioniert auch meistens.

Nemo lebe und liebe. Es ist das schönste auf der Welt. Mit allen Höhen und Tiefen. Du hast dein Leben und genieße jeden Augenblick mit deinem Partner oder allein. Auch wenn Enttäuschungen dabei sind, diese sind da, damit wir wachsen und wir uns weiter entwickeln.

Sei lieb gedrückt von mir. Danke für deine netten Worte. Du hast selber viel Kraft und oft gute Gedanken die mir auch weiterhelfen. So können wir beide gegenseitig ein Vorbild sein.

LG Miraluna
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