Liebe Tami,
hab Dank für deine lieben Worte. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Das Problem an der ganzen Sache ist bloß: Ich verstehe zwar wie du es meinst, nur hilft mir all das nicht wirklich weiter.
Ich habe Schmerz nicht als Einladung zum Leben verstanden, sondern eher als Aufforderung dem Leben zu entsagen.
Warum ich trotzdem noch existent bin?
So gefühllos oder idiotisch es sich jetzt auch anhören mag: Ich denke ich funktioniere nur noch.
Da ich zu feige oder zu faul bin mich aus diesem Leben zu begeben, vegetiere ich bloß noch vor mich hin.
Es gab Zeiten, da habe ich gelebt. Bewusst gelebt, muss man sagen.
Schmerzvolle Erfahrungen gab es damals natürlich auch schon. Ich sage mir mal, dass das einfach zum Leben dazu gehört.
Aber jetzt ... Jetzt ist irgendwie alles anders.
Das Fundament auf dem mein Haus steht ist marode und bröckelig geworden.
Es ist wohl lediglich eine Frage der Zeit bis das komplette Gebäude in sich zusammen stürzen wird.
Zwar bin ich mir dessen bewusst, dass das Fundament nicht in Ordnung ist.
Doch wie komme ich an diese schadhaften Stellen heran, um sie auszubessern?
Zu Leben bedeutet für mich das Leben bewusst wahr zu nehmen. Mit seinen positiven und negativen Seiten.
Aber das Traurige an der ganzen Geschichte ist einfach, dass mir alles gleich zu sein scheint.
Ich bin froh, wenn der Tag vorbei ist und wünsche mir so oft morgens nicht mehr aufzuwachen.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich mit der Chance, die einem das Leben bietet nichts mehr anzufangen weiß.
Und scheinbar weiß das Leben auch nicht mehr recht, was es noch mit mir anstellen soll.
Für mich ist das Leben zur Hölle geworden. Schwer nachvollziehbar, wenn ich zurück blicke und erkenne, dass ich
eigentlich ein gutes Elternhaus und inzwischen eine halbwegs gesicherte Existenz habe.
Ich sollte froh darüber sein und nicht depremiert.
Dennoch habe ich aus all dem gelernt, dass das Glück meist nur von kurzer Dauer und sehr vergänglich ist.
Und das Ende vom Lied: Ich sitze hier und bedaure mich wieder einmal selber.
Schwachsinnig! Idiotisch! Und das schürt schon wieder die Selbstverachtung.
Im Nachhinein gebe ich dann sogar den Leuten Recht, die mit mir nichts anzufangen wissen.
Also: Wozu noch einen Geburtstag feiern?
Eigentlich sollte es mir auch egal sein, dass sogar ein Kumpel meinen Geburtstag vergessen hat,
weil er ihn im Handy nicht gespeichert hatte. Den Geburtstag der Frau mit der er eine kurzfristige Affäre hatte,
hat er aber seltsamerweise gewusst, obgleich sie ihn behandelt hat als wäre er ihr Fußabstreifer gewesen.
Nun gut! Bei mir ist es ja schließlich auch etwas anderes!
Stille Grüße,
Ruhelos